WAKEFULL NIGHTS sind das Baby von Ehepaar Tuschick, welche hier unter den Pseudonymen „Schredder“ und „Disa McFinnlay“ tätig sind. Man startete als Coverband von WITHIN TEMPTATION, BATTLE BEAST und NIGHTWISH, entschied sich aber schnell auch auf eigene Songs zu setzen und „Tomorrow World“ ist nun das erste Full-Length Lebenszeichen der WormserInnen. Wobei „Full-Length“ wörtlich zu nehmen ist, denn „Tomorrow World“ ist lang, sehr lang und lässt mich ziemlich ratlos zurück. Obwohl der Stil prinzipiell genau meines ist und auch einige schreibende Kollegen dem Album wohl einiges abgewinnen können, habe ich große Probleme mit „Tomorrow World“. Da ist einerseits der extrem dünne, teils dumpfe und sehr künstliche Sound. Ich erwarte bei einer Eigenpressung keine NIGHTWISH Breitband Produktion, aber das hier hat maximal Demo-Niveau. Und andererseits ist man kompositorisch auch meilenweit von Bands wie XANDRIA, SIRENIA oder BEYOND THE BLACK entfernt. Von den Genre Helden EPICA oder NIGHTWISH rede ich lieber gar nicht erst. Durch Songlänge allein erreicht man keine Epik oder Erhabenheit. Ab und zu taucht eine bauchbare Idee oder Melodie auf, welche aber total verloren geht. Denn anstatt sich auf diese zu konzentrieren, gibt es zu viel mittelmäßige Masse. Auch der Wechselgesang kann gegen die internationale Konkurrenz nicht anstinken. Das wirkt leider alles sehr provinziell und das sage ich, obwohl wahrlich keinen Spaß daran habe eine junge Band nieder zu machen, aber hier ist so viel im Argen, dass ich keine Rezension im Sinne einer Kaufempfehlung schreiben kann. Mit dieser Veröffentlichung haben sich WAKEFULL NIGHTS meiner Meinung nach keinen Gefallen getan und sollte man sich dazu entschließen ein weiteres Werk auf die Menschheit loszulassen, müsste einiges passieren, so dass man im überfüllten Genre der Symphonic Metal Bands ein Ausrufezeichen wird setzen können.
THE COLD STARES veröffentlichten 2023 mit "Voices" ein so kräftiges, irgendwie ursprüngliches und doch ganz eigenes Southern und Blues Rock-Album, dass man tatsächlich gespannt sein darf, ob das Trio dieses Level halten kann. Viel Zeit für den Nachfolger ließen sich die Drei nicht. Denn mit "The Southern" präsentieren sie ihr siebtes Album knapp 18 Monate danach.
"Horse To Water" vereint dann auch gleich zu Beginn alle Qualitäten der Combo. Treibender Rythmus, groovende Gitarre, eine tiefe, ungemein lässige und melancholische Melodie. Gerade in dem Kontext des rohen Umfeldes blühen diese Melodien umso bunter und duftintensiver. "Coming Home" ist eine lockere Akustik-Nummer, die mit Coolness punktet. "Looking for a Fight" ist Southern Rock mit Hard Rock getränkt: simpel, aber gefällig. Und "Woman" ist ein Fuzz Rock-Sehnsuchtsschrei voller Inbrunst und Verzweiflung - großartig! Das Trio hält das Level von "Voices", wobei ich den Vorgänger einen Ticken in Front sehe. Bei "The Southern" fehlt ein µ der flirrenden Intensität von "Voice". Aber das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. THE COLD STARES bieten eine unfassbar heiße, würzige und eigene Interpretation von Southern & Blues Rock an, die modern, locker, eindringlich und kraftvoll ist. Die Band definieren einen neuen Sound, der raus aus der Hillbillie-Scheune hin auf's coole Open Air Festival passt.
Da der Vorgänger sich doch langsam, aber beständig in mein Herz fräste und ich ihn nicht direkt mit einem Tipp versehen habe, kommt jetzt der längst fällige Tipp für THE COLD STARES. Liebe Leser, wer grob BLACK STONE CHERRY, ZZ TOP und THE CREAM knorke findet, der muss sich das Trio aus Evansville/Indiana unbedingt zu Gemüte führen.
Seit einigen Jahren macht ein Quintett aus Melbourne in Florida auf sich aufmerksam. Die fünf Herren schrecken nicht zurück vor brutalster Massakrierung ihrer Musikinstrumente, und jeder einzelne Release strotzt regelrecht vor gnadenloser Aggression. Sie nennen sich "Bodysnatcher", zu Deutsch in etwa "Leichendieb", und ballern uns schwungvoll mit schwerster Artillerie astreinen Südstaaten-Deathcore um die Ohren.
Nun hat der Schlachthaus-Squad aus Florida erneut zugeschlagen, und zwar in Form einer recht kurzweiligen EP, die den gruseligen Namen "Vile Conduct" trägt (dt.: scheußliche Tat). Das Cover des Werks zieren ein paar blutige, frisch gezogene Zähne nebst rostiger Zange auf holzigem Untergrund. Wer den physischen Datenträger in die Hände bekommt, erhält auch noch einen Blick auf die Rückseite, die den passenden Unterkiefer zu besagten Zähnen zeigt. Blutverschmiert, schmerzverzerrt, alles irgendwie abstoßend.
Das mag alles nicht sehr einladend sein, aber es ergänzt ganz gut das, was den Hörern akustisch auf der EP geboten wird und visualisiert den Wahnsinn einer Krise, die das Heimatland des Quintetts seit mehreren Jahren plagt, wie wir im Verlauf noch sehen werden.
Musikalisch ist das Ding einheitlich und kompromisslos: Brutale Breakdowns, treibende Drums, alles herrlich dissonant und ultra tiefgestimmt. Mal schnell, mal langsam - das klassische Deathcore-Rezept, garniert mit brutalen, tiefen Growls direkt aus der Hölle. Es scheint fast müßig, dabei auf einzelne Songs einzugehen, denn im Grunde wird genau das mit jeder Nummer präsentiert. Man mag es, oder man mag es nicht - wer den Opener "Infested" feiert, feiert wohl auch den Rest der EP.
Spannend wird es dann aber doch mit dem 36-sekündigen "Confession", das ein einziger schwer verständlicher weil stimmlich verzerrter Monolog ist, der die derzeit in den USA grassierende Fentanyl-Krise thematisiert. Der Track leitet über zu "Murder8", für den sich die Jungs niemand geringeren als Hatebreed-Sprachrohr und Infield-Zerstörer Jamey Jasta ("DESTROOOOOY EVERYTHIIING") für ein paar Gast-Vocals ins Studio geholt haben. Auch wenn die Lyrics schwer verständlich bleiben, ist ihre Message, die schonungslose Verurteilung der Fentanyl-Krise in den USA, nur zu deutlich. Das Ausmaß der Drogenkrise, die auch den Heimatstaat von Bodysnatcher stark heimsucht, ist für uns in Europa kaum zu begreifen, das menschliche Leid der Betroffenen und Angehörigen herzzerreißend und schwer zu ertragen. Für Drummer Chris Whited ist der Song autobiographisch: er verlor beide Geschwister an die Droge, die als bis zu 100-mal stärker als Heroin gilt. Die Band zeigt einen klaren Standpunkt und gibt der Droge ein musikalisches Gesicht: Brutal, hässlich, unangenehm. Lines wie "Fentanyl made me an only child" gehen unter die Haut, erst recht, wenn man den Hintergrund kennt.
Auch Gastsänger Jamey Jasta hatte bekanntlich mit einer langen Alkoholabhängigkeit zu kämpfen, und so wirkt die Nummer wie ein starkes musikalisches Statement gegen sämtliche Drogen.
Bei genauerem Hinhören entpuppt sich übrigens auch nicht nur bei Murder8 ein gewisser Einfluss, den Jamey und seine Band, die derzeit auf 30-Anniversary-Tour ist, auf die Nachwuchs-Deathcore-Sternchen haben. Grade "Human Disdain" packt immer wieder die Hardcore-Keule aus und unterstreicht, dass der Gastauftritt von Jamey durchaus passend ist.
Das erklärte Ziel der Band ist es den "Core" in den Deathcore zurückzubringen. Die EP ist ein deutliches Zeichen, dass sie dabei auf dem richtigen Weg sind. Weg von den Blackened-Death-Einflüssen, die das Genre seit längerem mit Bands wie Lorna Shore heimsuchen, auch wenn die sicherlich ebenso ihre Berechtigung haben und grade das genannte Beispiel wohl aus keiner anständigen Metal-Playlist mehr wegzudenken ist. Bodysnatcher werden sich ihren Platz in diesen Listen in Zukunft allerdings ebenso verdient haben.
Ja, "Vile Conduct" ist abstoßend, hässlich, brutal. Das fängt beim Cover an, betrifft die angesprochenen Themen, betrifft die Musik. Doch genau das möchte es auch sein, und was am Ende hängen bleibt, ist ein Werk, das vor allem eines ist: schonungslos ehrlich. Nichts wird schöngeredet, und durch die autobiographische Prägung wirkt das auch authentisch. Landet es deshalb trotzdem in meiner Playlist "Metal, der bummst"? Ja. Weil es bei aller Schwere halt auch unfassbar Spaß macht, wenn man die Texte ausblendet. Moshpit, here we go.
Die Erzählung ist kurz und nicht ohne romantische Verklärtheit. Drei junge Musiker suchen und finden sich über die gemeinsame Vision, Musik zu machen. Das sind TORUS, die sich mit ihrem selbst betitelten Debüt heuer der Konkurrenz stellen. Ein Album über das Erwachsenwerden, über frisch gewonnene Erkenntnisse, über Kämpfe und Entwicklungen auch hin zur Band. Was davon ist wirklich relevant für das Album? Die Musiker unterscheiden verschiedene musikalische Vorlieben, und das macht es spannend. So verquirlt dieses frische und lebendige Debüt stimmig unterschiedliche Moves zu einem neuen Ganzen, ohne dabei das Rad neu zu erfinden oder als Sensation abgefeiert zu werden. Nein, es bleibt schon eher simple Rockmusik ohne Feenstaub und Stadion-Ambitionen.
Eine Stoner erprobte Fuzz-Gitarre flankiert den Opener "Avalanche", der sich trotz heavy Beginn als eine locker-flockige Rocknummer präsentiert. "Into The Clear" punktet wieder mit seinem groovigen Gitarrensound, der einfach ansteckend cool ist, wobei der Song etwas eindimensional bleibt, quasi als Hauptzutat das sechsaitige Instrument im Lampenlicht steht. "When It Comes" macht uns dann ein wenig die Brit Pop-Legende OASIS. Da TORUS auch aus England kommen, kann ich diesen Einfluss durchaus nachvollziehen. Der Song hat nicht ganz die Melodie-Tiefe, die ein Noel Gallagher eingewebt hätte, aber Kraft und eine sperrige Energie, die Spaß macht. Generell ist Sänger Alfie Glass' zum Teil nölige Art zu Singen der eines Liam Gallagher nicht unähnlich.
TORUS Debütalbum ist eine packende, ambivalente und trotzdem nachvollziehbare und gebundene Angelegenheit. Das Trio bietet groovigen Rock an, der in Teilen Stoner-, Punk- und Alternative Rock sowie eine Brise Brit Pop vereint und damit luftig leicht, und direkt unterhält. Applaus nach Milton Keynes im schönen England.
Pünktlich zum zwanzigsten Jubiläum der Band veröffentlichen die Schleswig-Holsteiner ein selbstbetiteltes Album, ihr bislang sechstes seit „Have Gun, Will Travel“ aus dem Jahr 2010. „Rezet“ sollte anscheinend aus Sicht von Bandgründer Richard „Ricky“ Wagner und seinen drei Mitstreitern etwas ganz Besonderes werden – und wir werden hier, so viel sei schon vorweggenommen, alles andere als enttäuscht. Nach einem kurzen Klavier-Intro („Opus 1984.2“) legen die Jungs mit „Time To Die“ aus vollen Rohren los, gefolgt von den beiden sehr starken Singles „Unholy Grail“ und „Duck & Cover“. Mit „Together Apart“ findet sich eine ebenfalls sehr gelungene Halbballade auf dem Album, die direkt vom Ohrwurm „Prisoner Of Fate“ abgelöst wird. Und mit „Killing Spree“, dem mit einem Chor eingeleiteten „Atmosfear“, dem von ANVILs Lips befeuerten „True As Lies“ und dem facettenreichen Abschluss „Into The Abyss“ hat man weitere heiße Eisen im Feuer, wobei lediglich das etwas uninspirierte „World War Z“ (der Film war nebenbei reichlich mies…) gegenüber dem Rest einen Tick abfällt. Musikalisch bewegen sich REZET relativ geradeaus irgendwo zwischen EXODUS, MEGADETH und DESTRUCTION, wildern aber eher in amerikanischen als in deutschen Thrash-Gefilden. Einen gewissen Anteil daran hat sicher Neuzugang Nikolay Atanasov (2023) an der zweiten Gitarre, der unter anderem bereits bei AGENT STEEL aktiv war und der Truppe neben dem ebenfalls noch nicht lange bei REZET musizierenden Lorenz Kandolf (2021) am Bass einen gehörigen frischen Wind verschafft. Großen Anteil an der hohen Qualität von „Rezet“ hat nicht zuletzt Produzent (auch für Mix und Mastering zuständig) und Szene-Urgestein Eike Freese, der dem Album einen fetten, passend Thrash-kompatiblen Bollersound verpasst hat. Ein oder zwei Megahymnen hätte ich mir persönlich noch gewünscht, aber das ändert nichts daran, dass „Rezet“ ein wirklich sehr gutes Jubiläumswerk geworden ist!
Die beiden Gründer, und Kern der "Band" EARTH LUX Steph Honde, französischer Komponist, Sänger und Multiinstrumentalist, und Fred Mika, brasilianischer Schlagzeuger, sagen mir erstmal nicht viel. Ob das der Grund war, bekannte und etablierte Künstler wie Michael Voss und Steve Mann mit dazu zu buchen, ist Spekulation. Und hätte wie geplant auch Robin McAuley den Posten des Sängers tatsächlich übernommen, so wäre dieses Debüt sicher mit viel Erwartung und Vorschusslorbeeren aus dem Startblock gekommen. Letztendlich wurde der Sänger Mark Boals (YNGWIE MALMSTEEN, ULI JON ROTH) als Ersatz für den wieder zu MSG berufenen McAuley verpflichtet.
Hard Rock der eher klassischen Art wird auf dem Debüt des Kollektivs geboten. Sowohl die Stimme als auch die Performance von Mark Boals sind gefällig und solide, aber ohne profilgebende Skills. Gleichwohl gelingt es ihm, hin und wieder emotional zu punkten ("In Your Heart"). Das Songwriting schafft es leider zu wenig, sich über das bekannte Mittelmaß zu strecken. Das gefühlvolle "What A Day, What A Life" und das halbakustische und leicht dramatische "Lorraine" stechen heraus. Handwerklich ist dem Longplayer wenig vorzuwerfen. Der erfahrene Steve Mann setzt die Nummern produktionstechnisch ansprechend in Szene.
Unter'm Strich bleibt ein Hard Rock-Album ohne große Makel, aber leider fehlen auch die Ausrufezeichen. Ich prognostiziere: EARTH LUX werden mit ihrem Debüt keine große Langzeitwirkung in der Hard Rock-Landschaft hinterlassen.
Phil Mogg gehört ohne Zweifel zu den ganz Großen. Dass sich der Künstler nochmal aufmacht, ein Solo-Album zu veröffentlichen, überrascht. Hatte er doch 2022 einen Herzinfarkt; und durch mehrere Schicksalsschläge in der Bandbesetzung wurde auch das Ende der UK-Hard Rock-Institution UFO bekannt gegeben, deren einziger Sänger, seit der Gründung, Phil war.
Doch Phil Mogg fühlt sich für's Altenteil noch zu fit und so formte er mit Tony Newton das Projekt MOGGS MOTEL. Für das Album durchforstete Mogg sein Archiv nach unveröffentlichten Songfragmenten, und auch Bassist/Produzent Tony Newton sowie Gitarrist Neil Carter öffneten ihren Ideenschrank und kreierten so diesen Longplayer.
Der Opener "Apple Pie" ist groovender Hard Rock der alten Schule. Neil Carter spielt eine treibende Gitarren-Melodie, und Phil gibt den leicht düsteren, immer intensiver performenden Frontman. Ohne Frage könnte die Nummer auch auf einem UFO-Werk kreisen. Phils Stimme besitzt nach wie vor ihre Schärfe, bei "Sunny Side Of Heaven" wird sie von einer souligen, leidenschaftlichen Damenstimme begleitet, die hier den Song einfärbt und aus der ansonsten typischen Rocknummer etwas flirrendes, irgendwie verschwitztes macht. MOGGS MOTEL ist kein UFO-Album, aber mit UFO-Verweisen und Andockpunkten. Der Longplayer strahlt trotz seiner ganzen Dynamik eine gewisse Nachdenklichkeit und Dunkelheit aus, die ihm aber gut zu Gesicht steht und bindet. Das bluesig und verstrahlt daher schwebende "Face Of An Angel" ist ein Geschenk, und bei dem dramatisch schönen "I Thought I Knew You" darf man wirklich dankbar sein, dass der britische Haudegen sich noch zu lebendig fürs Aufhören fühlt. Lob gebürt auch Produzent Tony Newton, dem hier das Kunststück gelingt, vertraut und doch frisch zu klingen und der darüber hinaus immer mal wieder Überraschungsmomente kreiert, die das Werk spannend und wiedererkennbar halten.
MOGGS MOTEL ist ein gelungenes, irgendwie klassisches und doch zeitgemäßes Hard Rock-Album. Mit den Altvorderen ist eben noch zu rechnen, das Werk gehört, bis jetzt, neben der letzten und leider finalen MAGNUM, der aktuellen BLACK COUNTRY COMMUNION sowie der neuen DEEP PURPLE zu den relevanten Hard Rock-Veröffentlichungen dieses Jahres.
David DeFeis bleibt umtriebig. Nach seinem Album "The Passion Of Dionysus" 2023, veröffentlicht er heuer (23.08.2024) seine beiden ersten Alben erneut. Erneut heißt in diesem Fall auch, zum wiederholten Male, gab es doch 2018 bereits ein Re-Release.
David DeFeis hat die Alben, basierend auf den originalen Mehrspurbändern, vom ersten bis zum letzten Ton neu abgemischt. Zusätzlich gibt es bei beiden Langeisen Demo-Versionen und tatsächlich auch noch nie veröffentlichte Tracks. Beide Longplayer werden als CD und in Vinyl erhältlich sein. Die CDs kommen als schöne Digi-Version, inklusive eines reich bebilderten Bookletts mit allen Texten, daher. Die Platte gibt es im feinen, schwarzen Doppel-Vinyl im Gatefold-Artwork.
VIRGIN STEELE waren zu Beginn ihrer Karriere eine im Vergleich zu heute eher klassische Metal Band. Hervorstechend und prägend war aber schon hier David DeFeis Gesangstil und sein zuweilen markantes Keybord-Spiel. Parallelen zu frühen MANOWAR und späten, sprich theatralischen SAVATAGE sind sicher nicht ganz fehlplatziert. Die pompöse und geschwungene, um nicht zu sagen schwülstige Gangart späterer Werke war hier schon klar erkennbar, aber weit weniger ausgeprägt. Dies lag sicher auch an Bandgründer, Gitarrist und Mitkomponist Jack Starr, der nach den zwei Alben die Band verließ, auch unter Groll darüber, wo David DeFeis die Band hinführen wollte. In der Nachbetrachtung muss man einräumen, dass der New Yorker Sänger und Künstler VIRGIN STEELE zu einer unverkennbaren und herausragenden Band formte und der Metal-Welt großartige Alben präsentierte. Aber richtig ist sicher auch, dass DeFeis den Bogen zuweilen überspannt und allen voran Ratschlägen und Einwänden gegenüber resistent zu sein scheint. Gerade bei seinen jüngsten Longplayern polarisierte er doch die Hörerschaft, auch als Produzent, sehr in pro und contra. Dieser Umstand haftet diesen beiden Werken aber mitnichten an. Das sind wunderbar zwischen typischem 80er Metal und bombastischem Hard Rock pendelnden Alben voller Inbrunst und, zur damaligen Zeit, frischer Ideen, auch im Klang.
Ich hatte am Sound der Erstlingswerke tatsächlich wenig bis nichts auszusetzen. Die neu bearbeiteten Alben klingen zum Teil tatsächlich etwas anders als gewohnt, z.B. ist das Keybord beim Einstieg zu "Don't Say Goodbye (Tonight)" einer Gitarre gewichen. Der Bass ist etwas präsenter, generell wirken die Tieftöne wuchtiger, das Schlagzeug etwas integrierter. Aber die Essenz der Alben bleibt doch im Kern erhalten. Böse Zungen behaupten, da war schlimmeres zu befürchten.
"Virgin Steele I - The Anniversary Edition" und "Guardians Of The Flame - The Anniversary Edition" sind für Fans sowieso und für Hörer, die noch nicht im Besitz der Longplayer sind, interessant. Auch denke ich, dass gerade Plattensammler hier ein wertiges Angebot erhalten - bietet sich doch die Möglichkeit, die beiden Werke, neu als Doppelalbum, mit einigen Bonus-Songs (zweite Vinylscheibe), in den Schrank zu stellen.
Virgin Steele I & Guardians Of The Flame (Re-Release)
THE GEORGIA THUNDERBOLTS sind noch keine 10 Jahre im Geschäft, touren aber schon weltweit als Headliner durch die Clubs, und ich prophezeie dem amerikanischen Fünfer, das ist erst der Anfang des Erfolges. Zumindest wenn sie so weiter machen, wie sie das zur Zeit auch tun. Das zweite Album "Rise Above It All" schließt dort an, wo sie mit dem Debüt 2021 begonnen hatten - einer stimmigen Melange aus Southern, Blues und Country Rock, und das so uramerikanisch, dass man den Ruf des Wappen-Adlers hören, den mächtigen Mississippi River sehen und die Rauchschwaden vom Barbecue riechen kann.
"Gonna Shine" eröffnet positiv und leicht mit Country Rock zum Schunkeln, der ganz tief im Süden verwurzelt ist. Umso mehr überrascht der fast schon epische, bluesgetränkte Hard Rock-Kracher "Rock And Roll Record". Riesennummer - hier schimmern die altehrwürdigen BAD COMPANY durch -, die das Erwartbare doch um einiges heraufschraubt. Die ganze Band überzeugt hier mit einer breitbeinigen und muskulösen Performance, aber Sänger TJ Lyle setzt dem Ganzen die Krone auf, dass es knuspert. Danach knallen uns die Donnerkeile den Titelsong um die Ohren, der sich zwischen frühen BLACK STONE CHERRY und groovenden AUDIOSLAVE positioniert. Das Anfangs-Trio begeistert und überrascht mit Druck und Wandlungsfähigkeit. Und als ob man diese Emotion und Hitze vertreiben oder zumindest herunterkühlen will, macht uns "Moonlight Play" zu Beginn auch eher auf UNCLE KRACKER oder in Südstaaten-Romantik versinkenden KID ROCK, doch auch die Nummer kocht im weiteren Verlauf immer heißer auf. Yee-haw, hier gibt es kein Vertun, "Rise Above It All" ist eine leidenschaftliche Kampfansage an alle Rockmusiker da draußen. Der Longplayer ist eine kochend-heiße, pur amerikanische, an allen Ecken und Kanten glimmende, voller Seele steckende Veranstaltung, der man sich nicht entziehen kann. Und sogar einen radiotauglichen Hit wie "Wait" haben die Jungs mit auf das Langeisen gepackt.
Hier steppt der Bär, hier tanzen die Hillbillys, hier leidet der Bluesman, hier vibrieren die Boxen und hier wird großartiger Hard Rock gespielt. Unfassbar starke, abwechslungsreiche und doch klar in die Südstaatenflagge gewickelte Rockmusik, die voller Charme und Ursprünglichkeit steckt. Absolute Empfehlung und brandheißer Tipp!
Lee Small schlüpfte schon einmal in die Fußstapfen von GLENN HUGHES. Hier meine ich sein Engagement bei PHENOMENA ("Psycho Fantasy"); nun geht er noch einen Schritt weiter und veröffentlicht mit FALCON TRAILS ein Vintage Classic Rock-Album, das quasi an allen Ecken und Enden nach der Sanges-Legende klingt. Aber schlecht oder billig abgekupfert ist "Coming Home" deswegen noch lange nicht. Die dreiköpfige Band, bestehend aus Lee Small, dem finnischen Songwriter und Multi-Instrumentalisten Mika Grönholm und seinem Landsmann Tom Rask am Schlagzeug, steckt viel Herzblut und Können in ihr Projekt.
"Fastlane" ist bluesig geprägter Classic Rock, der durch den Einsatz der Mundharmonika noch ursprünglicher und naturbelassen klingt. "Feel" ist dann der funkige Song, der neben Lee Smalls Timbre und Stil, zusätzlich Parallelen zu GLENN HUGHES herstellt. Nicht nur, dass ein Album nach der Nummer von ihm titelt, nein, auch der ganze Song folgt unzweifelhaft den Spuren des Wahlkaliforniers. Stark, wie das Kollektiv hier die funkigen 70er mit Hard Rock vereint, und Lee Small punktet mit Hingabe und Fähigkeit. Das melancholische, balladeske "The Way We Want" hat 80er Hard Rock, Soul und Blues inside und berührt mit seiner Intensität. Das mit Gospel-Soul, im schwülstigen Südstaaten-Sumpf versinkende "Safe in my Arms" hätte es tatsächlich nicht gebraucht. Mit Ausnahme des lässigen Titelsongs wird das Werk gegen Ende etwas zu rührselig. Gleichwohl hat Songwriter Mika Grönholm auf dem Longplayer einige wunderbare Songs geschaffen, die Lee Small mit viel Gefühl füllt und zum Leben erweckt. Die ständige Korrelation mit "The Voice of Rock" soll somit nicht despektierlich verstanden, sondern darf hier als Tadelung gewertet werden.
"Coming Home" positioniert sich gekonnt zwischen Classic Rock mit Blues und viel Soul und Funk. FALCON TRAILS Debüt ist für Fans von GLENN HUGHES, aber auch generell für Anhänger von 70er Jahre geprägtem Vintage Rock ein feines Angebot.