Review:

Wheel of Illusion

()

Die schwedischen Hardrocker von THE QUILL scheinen zurzeit recht veröffentlichungsfreudig. Nach "Earthrise" in 2021 und der Compilation "Live, New, Borrowed, Blue" in 2022 kommt jetzt Anfang 2024 mit "Wheel Of Illusion" wieder ein neuer Longplayer in die Läden. Die Band ist so stabil wie lange nicht, keine Personal-Querelen oder anderer Unfug bringen die Vier aus dem Trab. Also wenn's läuft, sollte man es auch laufen lassen.

Der Titelsong, der das Album startet, kommt direkt aus der Oldschool of Stoner Rock. BLACK SABBATH tief in den 70ern ist der Unterrichtsstoff und kompetent und originalgetreu vorgetragen, würde ich sagen. "We Burn" folgt darauf eher hardrockig, gewürzt mit 90er Jahre Grunge-Pessimismus. Ich finde, das Album hat seine Stärken gerade im dynamischen Hardrock-Sound ("Elephant Head") und wird eher monoton ("Hawks & Hounds"), wenn die Vier vom Gas gehen. Das war schon anders. Tatsächlich, gerade hinten heraus, ist eine gewisse Eintönigkeit nicht von der Hand zu weisen. Aber zur Ehrenrettung haben die Nordmänner noch einen Trumpf im Ärmel. "Wild Mustang" heißt die berauschende Schönheit und steht auf dem letzten Sendeplatz. Hier zeigen THE QUILL, was möglich ist. Gerade das üppige, atmosphärische Ende des Songs begeistert und überzeugt.

"Wheel of Illusion" ist ein Hybrid aus 70er Doom, Stoner Rock und Hard Rock. Gerade mit diesem Mix gibt es unzählige Bands; sich hier hervorzuheben und prominent zu platzieren, ist nicht einfach. THE QUILL können das, mit dem neuen Album gelingt es aber leider zu wenig.

 

 


 

Wheel of Illusion


Cover - Wheel of Illusion Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 44:43 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Fragements Of The Ageless

()

Alles, wirklich alles stimmt an diesem fünften Album von SKELETAL REMAINS. Scheint jedenfalls so. Da sind die gekonnten und ehrfurchtsvollen Zitate an die Altvorderen von MASSACRE und DEATH bis hin CANNIBAL CORPSE. Die Band aus dem quäkerianisch geprägten Whittier in Kalifornien vor den Toren von Los Angeles macht vieles sogar richtiger als die Vorbilder. Das Schlagzeugspiel imponiert, klingt gar nicht mal soooo klinisch, die Gitarren sägen wie Jamie Head bei der Timbersports-WM. Okay, die spannenden Soli wirken manchmal wie mit dem Zufallsgenerator in die Songs gekippt. Wie in „F-A_F_O“ – aber was soll’s. Muss ja. Grunzen geht volle Kanne klar, Bass ist auch da. Und die Produktion von Dan Swanö ist über jeden Zweifel erhaben, genauso wie die sehr typisch-bunte Covergestaltung, Stichworte Feuer, Monster, Dan Seagrave. Doppel-Dan-Wumms, sozusagen. Und jetzt? Stehste da und hörst und findest alles gut. Aber die totale Crazyness, das vollkommene Ausrasten, die Faust aus dem Fenster, die Haare durch die Luft propellern – all diese ekstatischen Tätigkeiten mögen sich nicht auslösen. Fehlt dem Album etwa das Herz, das Gefühl? Mangelt es an absoluten Mega-Songs? Oder ist „Fragments Of The Ageless“ zu perfekt? Die sowieso schon begeisterte Anhängerschaft wird das Album zurecht abfeiern. Der etwas neutralere Metal-Fan fragt sich: Warum genau? Denn alles stimmt eben doch nicht.

 

 

Fragements Of The Ageless


Cover - Fragements Of The Ageless Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 45:38 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Path To The Abyss Of Evil

()

Im Tal der Schlierach, im bayerischen Miesbach sind MORTEM AGMEN zuhause– und die Jungs dürften auf der Schattenseite des Tals gewohnt haben. So klingen die Vocals von Marbas echt angepisst, krächzend kreischend beschwört er Teufel, Dunkelheit, Flammen, Satan und Zerstörung. Und das wirkt auch deswegen, weil die Band dahinter weiß, was sie tut. Das mag daran liegen, dass die bayerischen Burschen den Deibel in der Seele haben, aber auch daran, dass Mitglieder bereits bei PROFANE EXISTENCE, AMYSTERYA oder LUNAR AURORA spielen oder spielten. MORTEM AGMEN machen Black Metal der alten Schule, Fans der alten EMPEROR können sich angesprochen fühlen, aber eben ohne den intellektuellen, aufgesetzt künstlerischen Popanz der neuen Zeit. Etwas moderner ist der Sound, druckvoll, klar und dennoch dem Genre entsprechend flirren die Gitarren durch die Berge, mal rasend vor Tempo, mal gefühlvoll wie im langsameren Part von „Vortex Of Flames“. Überhaupt vergessen die Jungs nie, den Song einen Song sein zu lassen, selbst im höchsten Tempo mutiert „The Path To The Abyss Of Evil” nie zur totalen Kakophonie. Höhepunkte sind sicherlich der flotte Opener  „Forest Of Forgotten Souls“. Interessant: MORTEM AGMEN verstehen sich auf Abwechslung, vor allem in Sachen Tempo, aber auch auf Monotonie, auf Wiederholung als zentrales Gestaltungsmittel ihres Schaffens. Das wird auch im längsten Song, dem fast fröhlich beginnenden „Proclamation Of Dark Victory“ deutlich, in dem sich eine Gitarrenmelodie fast komplett durchzieht und auch in schnelleren Parts immer wieder zu finden ist. Was den Wiedererkennungswert eines Songs erfreulich steigert. Keine Ahnung, ob es noch eins der auf 25 Stück limitierten CD-Bundles mit CD inklusive Shirt, Patch und einfach mal bei Bandcamp gucken. Lohnt sich. Vielleicht können die miesen Typen dann mal in die Sonne.

 

 

The Path To The Abyss Of Evil


Cover - The Path To The Abyss Of Evil Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 41:28 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Invincible Shield

()

Energiegeladen und frisch ertönt „Invincible Shield“ aus den Boxen, JUDAS PRIEST sind in Bestform!

Rob Halford ist gut bei Stimme und Richie Faulkners Gitarrenspiel ist grandios und gleicht immer wieder einer spannungsgeladenen Achterbahnfahrt. Bereits die Vorabsingles "Panic Attack" und "Trial By Fire" im November 2023 kündigten es an und genau wie viele Fans der Briten, hatte ich es sozusagen im Urin: die Platte wird bestimmt gut.

Die ersten drei Stücke von Album Nummer 19 gehen stilmäßig in die „Painkiller“-Richtung (1990). Allen voran der Opening-Track „Panic Attack“, der Power, halsbrecherische Gitarren und hohe Screams von Metal God Halford am Start hat. Die anfänglichen Synthesizer-Sounds erinnern an „Ram It Down“ (1988) und „Turbo“ (1986), führen aber letztlich auf eine falsche Fährte. Das wird klar als das mächtige Schlagzeug von Scott Travis losdonnert. „The Serpent and the King“ und vor allem der Titelsong „Invincible Shield“ offenbaren gute Harmonien der Twin-Gitarrenläufe. „Gates Of Hell“ ist für mich eine Ohrwurmgarantie mit einem klasse Refrain und zählt zu den Highlights der Scheibe. Es folgen mit "Devil In Disguise" ein prächtiger Stampfer im Midtempo und die Power-Ballade “Crown Of Horns“.  Zu "As God Is My Witness" wird das Gaspedal durchgetreten; die starke Midtempo-Nummer „Trial By Fire“ und der psychedelisch angehauchte Doom-Track „Escape From Reality” bringen hymnenhafte Sounds ins Album. „Sons Of Thunder“ hat einige Metal-Klischees intus und erinnert mit Pathos und Gangshouts beinahe an MANOWAR und Konsorten. "Giants in The Sky" hat ein ordentlich hartes Riffing und ein nettes akustisches Zwischenspiel. Die Deluxe-Edition kommt mit drei Bonus Tracks daher, insbesondere das lässige „Fight of your Life“ geht gut ins Ohr und hält sich dort.  

JUDAS PRIEST hatten ihre unterschiedlichen Epochen: ihr Stil und ihr Sound änderten sich. Die Lust auf etwas Neues führte damals zum zwischenzeitigen Ausstieg von Sänger Rob Halford, da er Bock auf Groove Metal a la PANTERA hatte. Die Alben Ende der 80er hatten poppige Noten, „Painkiller“ und „Firepower“ (2018) bringen eine härtere Gangart ins Spiel. „Invincible Shield“ beinhaltet einen spannenden Epochen-Mix. Man könnte sagen: Hier ist für jeden etwas dabei! Ein bisschen „British Steel“, etwas „Screaming for Vengeance“ und eine Portion „Painkiller“. Einige Nummern bringen sogar alte Blues-Töne zurück.

Hier passt fast alles: Spielfreude, stimmliche und spielerische Qualität, Hitdichte und auch das Songwriting. Soundmäßig bin ich hin- und hergerissen. Die Produktion von Andi Sneap ist druckvoll und gut, aber bei JUDAS PRIEST gibt es seit mehreren Alben einen Sound-Trend: Und zwar klingt die Rhythmusgitarre etwas metallisch-blechern und die Drums tönen sehr clean. Das muss man mögen. Bei „Redeemer of Souls“ (2014) wurde das auf die Spitze getrieben und findet aktuell in etwas abgeschwächter Form statt.

Die NWOBHM-Pioniere aus Birmingham sind kein bisschen müde und sie sind unter keinen Umständen kleinzukriegen. Seien es Auf und Abs in einer 55-jährigen Bandkarriere, die Erkrankung von Glenn Tipton oder der Ausstieg von K. K. Downing 2011. PRIEST sind unbesiegbar und es ertönt immer wieder Rob Halfords unwiderstehlich markante Stimme: „The Priest is back!“.

 






Invincible Shield


Cover - Invincible Shield Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 52:44 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Relapse

()

Schnell sind sie ja, die Jungs von VLAD IN TEARS, das muss man ihnen lassen: gerade mal anderthalb Jahre sind seit dem letzten Album „Porpora“ vergangen, da legen sie mit „Relapse“ schon nach. Und das Ergebnis kann sich durchaus sehen bzw. hören lassen, denn nach zwischenzeitlichen Ausflügen in elektronischer angehauchte Gefilde, die den einen oder anderen Hörer eher mit hochgezogenen Augenbrauen zurückließen,  markiert „Relapse“ eindeutig eine Rückkehr zum ursprünglichen Dark Rock-Sound. Besonders deutlich wird das direkt beim Opener „Break Away“, der gesanglich stellenweise an die raueren Momente von NEGATIVEs Jonne Aaron erinnert. Auch „Broken Bones“ kommt schön düsterrockig daher, ebenso das schnell ins Ohr gehende „Hear Me Out“, dessen dunkle Cellos in Intro und Outro einen an APOCALYPTICA denken lassen. „Goodbye“ dagegen präsentiert sich balladesker und gleichzeitig elektronischer, „Hallo“ überrascht mit teilweise deutschen Lyrics (schließlich sind die Jungs ja Wahlberliner). Die Songs sind allesamt eingängig und gehen gut nach vorne, die gefühlten Längen, die die Songs der letzten Veröffentlichungen teilweise aufwiesen, fehlen. Fazit: VLAD IN TEARS sind wieder auf Kurs und haben mit „Relapse“ ein vielversprechendes Dark Rock-Album vorgelegt.

 

Relapse


Cover - Relapse Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 38:22 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Broken

()

Wenn man auf Blues Rock mit einem gehörigen Anteil Hard Rock steht, fährt man mit WALTER TROUT sicher richtig. Wie auch schon in der Vergangenheit versteht es der 73-jährige US-Amerikaner seine ihm eigenen Interpretation des Blues kompakt und abwechslungsreich auf ein Album zu packen. Und auch seinem „Broken“ betiteltes 2024er-Werk kann ich so bescheinigen das es für alle die jenseits des hart rockenden und metallenen Tellerrandes schielen ein Reinschnuppern wert ist.

Die titelgebende, als Opener fungierende Halbballade „Broken“ singt er kongenial mit BETH HART ein. Ein Blues voller Emotionen der trotz gezügeltem Tempo wahrlich rockt. Als weiterer Tipp hat es mir „Heaven Or Hell“ angetan – ein mit Sprechgesang versehener Blues ist ja eher selten – dieser einer hat sogar Ohrwurmpotential. Auch die beiden Songs mit den anderen illustren Gästen - dem britischen Harp-Spieler Will Wilde bei „Bleed“ und Dee Snider (TWISTED SISTER) bei dem fast schon rohen Rocker „I've Had Enough“ zünden. Wer es dann doch mehr it dem typischen Blues hält, kommt mit „No Magic (In The Street )” auf seine Kosten. Fast schon gewohnt hat es unter den 12 Songs auf „Broken“ keine Ausfälle.

Das TROUT sich nie unterkriegen lies (auch krankheitsbedingt) ist durchaus bekannt. Aber auch an ihm geht vieles nicht vorbei, so dass sein circa 30. Album textlich etwas düsterer ausgefallen ist wie gewohnt: „Ich habe immer versucht, positive Songs zu schreiben, und dieses Album ist nicht ganz so positiv", meint der 72-Jährige zu seinen neuen Stücken, die sowohl wütend als auch besänftigend sind. „Aber ich halte immer an der Hoffnung fest. Ich glaube, das ist der Grund, warum ich dieses Album geschrieben habe."

 

1.             Broken (feat. Beth Hart)

2.             Turn And Walk Away

3.             Courage In The Dark

4.             Bleed (feat. Will Wilde on Harmonica)

5.             Talkin' To Myself

6.             No Magic (In the street )

7.             I've Had Enough (feat. Dee Snider)

8.             Love Of My Life

9.             Breathe - written by Richard Gerstein

10.           Heaven Or Hell

11.           I Wanna Stay

12.           Falls Apart

 

 

Broken


Cover - Broken Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 53:27 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Road Back Home

()

Stillstand ist LOREENA McKENNITTs Haltung nicht. Die kanadische Künstlerin sitzt irgendwie, metaphorisch gesprochen, auf gepackten Koffern, um ihrer Kunst neue Ingredienzien, neue Eindrücke zuzuführen, ohne dabei den Kern, die Essenz zu verwässern. Dieses Mal "reist" die 67-jährige Musikerin zurück zu ihren Ursprüngen. "The Road Back Home" ist ein Live-Album, das im Sommer 2023 auf dem Folkfestival in Ontario aufgenommen wurde. Es ist musikalisch ein Nachhausekommen, der Duft des Vertrauten, das Schwelgen in Vergangenem und sicher auch das Bewusstwerden der Vergänglichkeit - und umso mehr das Feiern des Schönen. Das alles ist dieses mit viel traditionellem Folk bestückte, sehr auf das wesentliche reduzierte Live-Album. Mitnichten steht hier LOREENA im Mittelpunkt, sondern die Musik steht im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Die beteiligten Musiker erhalten viel Raum für ihre Instrumente und sind integraler Teil der Darbietung. Der Klang des Live-Albums ist fantastisch, klar wie ein Bergquell, dazu die authentischen Publikumsreaktionen - das kann man nicht besser anbieten. Gesanglich gibt sich LOREENA McKENNITT keine Blöße, ihre mystische, verträumte Performance scheint weiterhin unberührt von Alter und Schwerkraft. Leider gibt es zuweilen ein Ausblenden (Fadeout) der Songs; hier wäre vielleicht ein Doppelalbum mit allen gebotenen Live-Nummern ein Ausweg gewesen.

Trotz dieses kleinen Makels ist "The Road Back Home" ein wunderbares Kunstwerk voller Natur, Anmut, Freude, Tradition und Melancholie.

 

 

The Road Back Home


Cover - The Road Back Home Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 41:59 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Borknagar

()

BORKNAGAR sind ideenreich und erschaffen ein wunderbares Album, dass komplex und eingängig zugleich ist!

Die Norweger haben die Abgänge von Sänger Vintersorg, Gitarrist Jens F. Ryland und Drummer Baard Kolstad, welche die Band vor fünf Jahren verließen, gut überstanden. „Fall“ ist Album Nummer zwölf, BORKNAGAR existieren schon seit 30 Jahren. 1996 hielt ich Ihr erstes Album in den Händen, ein mystisches Cover mit einem Holzhaus im Nebel: sie orientierten sich noch sehr am rohen Klang des Black Metal der frühen 90er, aber es funkte auch Viking Metal mit tief nordischer Verwurzlung rein. Bereits „The Olden Domain“ von 1997 beinhaltete mehr Folk Metal- Anteile, die mich persönlich weniger interessierten und ich verfolgte die Band kaum noch. BORKNAGAR entwickelten sich stetig und inzwischen könnte man ihr Stil eher als Progressive Metal mit (Rest-) Elementen von Black Metal bezeichnen. Heute empfinde ich ihre Musik wieder als interessant und sehr hörenswert.   

Der Opener „Summits“ liefert 8 Minuten lang ein herrliches Wechselspiel zwischen dem harschen Kreischen von Nedland und dem cleanem Gesang Vortexs. Die Vocals sind mit Simen "ICS Vortex" Hestnæs und Lars A. Nedland klasse besetzt. Das Gitarrenspiel ist sehnsuchtsvoll und voller Ausdruckskraft und erinnert an finnisches Kollegium a la AMORPHIS und INSOMNIUM mit einer Portion DIMMU BORGIR der mittleren Schaffungsphase. Ja, ich fühle mich mitunter an die Umbruchszeit von DIMMU BORGIR erinnert: zu „Spiritual Black Dimensions“ verließ Bassist Stian André „Nagash“ Arnesen (1999) die Band und gab die Fackel weiter an Simen „ICS Vortex“ Hestnæs, der neue klare Gesangsparts miteinbrachte. Aber zurück zu BORKNAGAR und ihrem neusten Streich: Der Opener kommt raffiniert, irgendwie elegant und dynamisch daher. Die ersten beiden veröffentlichten Singles, nämlich der „Summits“ und „Nordic Anthem“, boten einen Vorgeschmack auf die Vielfalt von „Fall“. „Nordic Anthem“ klingt pathetisch und melodiös, die Instrumentalisierung rückt bei dem Track in den Hintergrund. „Afar“ ist eingängiger, Melodie und Aggressivität finden ihren Platz: eine Art Black Metal-Version von BLIND GUARDIAN. Wilde Raserei wird bei BORKNAGAR insgesamt nur dosiert eingesetzt. Genre-Grenzen sind etwas von gestern. „Moon“ überrascht mit einem rockigen Gitarrenspiel, ein cooler Song. „Stars Ablaze“ hat Streicherarrangements, einen mehrstimmigen Refrain, progressive Elemente und gutes Schlagzeugspiel intus. „The Wild Lingers” ist eine Ballade mit Bombast und mit „Northward“ setzten BORKNAGAR eine schöne lange Nummer voller Epik und Atmosphäre ans Ende. Die starken Kompositionen stammen von Gründer und Gitarrist Øystein G. Brun. Jens Bogren war in den Fascination Street Studios für Mix und Mastering verantwortlich, hier passt alles.

Ich könnte mir gut eine granatenstarke Co-Headliner-Tour mit BORKNAGAR und ENSLAVED vorstellen. Beiden Bands gelingt es, progressive Ideen, nordische Vikinger-Kälte, Melodie und Härte perfekt miteinander zu verbinden und zu einem harmonischen Ganzen zu vereinen.  

Bereits das erste Album nach dem erwähnten Umbruch der Band, war ein voller Erfolg. „Fall“ ist eine konsequente Fortsetzung von „True North“ (2019) und hält dessen hohen Qualitätsstandard.

 

 



 

 

Borknagar


Cover - Borknagar Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 54:32 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

TODAY WAS YESTERDAY

()

TODAY WAS YESTERDAY sind Schlagzeuger, Perkussionist und Programmierer Ty Dennis sowie Leadsänger, Hauptsongwriter, Bassist, Gitarrist, Pianist und Programmierer Angelo Barbera, ein Duo aus zwei Studio- bzw. Bühnenmusikern, die sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei THE MOTELS und der ROBBY KRIEGER BAND kennen. Unter diesen Bandnamen veröffentlichen die zwei heuer ihr Debütalbum. Das besondere dabei ist, dass Alex Lifeson (RUSH) bei 6 der 10 Songs die Gitarre beisteuert, und auch Robby Krieger (THE DOORS) ist bei einem Song beteiligt. Selbstredend ist ein gewisser Prog und Psychedelic Rock-Einfluss nicht von der Hand zu weisen. Es ist aber eher eine Form von sphärischem Ambient und Art Rock in einem zeitgenössigen, modernen Gewand.

Der Beginn des Albums weckt Erinnerungen an RUSH , gepaart mit frühen GENESIS. Der Gesang bei "Grace" ist ätherisch, zart, zur Hälfte fast gesprochen, die Rhythmik dynamisch und lebendig. Die Stimme von Angelo Barbera ist nicht sonderlich charismatisch, der Sound indes schon. Bei "A Louder Silence" entwickelt sich der Song, er wird Zusehens voller und dichter, hat aber dabei eine sehr synthetische Anmutung. Alex Lifesons Spiel ist wohl temperiert und nur partiell zu hören, bei "On my Own" dagegen fester Bestandteil und auf Albumlänge immer eine Bereicherung und Belebung der Komposition. TODAY WAS YESTERDAY bieten zu Beginn sowohl Einflüsse aus Classic als auch aus Prog Rock mit poppigen Harmonien vereint. Leider verliert die Band gerade hinten heraus an Kraft, zu gleichförmig und zu dünn wirken manche Songs. Es fehlt einigen Nummern an Wirkung, zu viel Kopf und zu wenig Herz. Das jazzige, lässige Ambient-Stück "If I Fall" hat seine Momente, macht aber dem Hörer auf Länge auch die Augenlider schwer.

TODAY WAS YESTERDAY können mit "Grace", "On My Own" und der Schlussnummer "My New Low" gefallen. Leider verzettelt sich das Duo an mancher Stelle in zu luftig leichten, zu gleichförmigen Songideen, die dabei zu wenig musikalischen Grip und Gewicht aufbringen.

 

 

TODAY WAS YESTERDAY


Cover - TODAY WAS YESTERDAY Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 45:46 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

IIII

()

95 Minuten hochklassig flirrend dichter Black Metal-Klangnebel voller Atmosphäre! 

SOLBRUDs viertes Studioalbum trägt den thematisch zentralen Titel „IIII“; trotz der unkonventionellen Schreibweise, wird hier die 4 gemeint sein. Die Dänen nehmen sich inhaltlich die vier Elemente zur Brust und das Doppelalbum ist aufgeteilt in vier Teile, die auf je einer Vinyl-Seite Platz finden. Es geht also um Wind, Wasser, Erde und Feuer - die Kompositionen der vier einzelnen Band-Mitglieder stellen jeweils ein Element dar. Ich will nicht verbergen, dass ich hier zuerst dezent kritisch die Nase rümpfte: Es besteht nun mal die Gefahr, dass wir es mit vier unterschiedlichen blind zusammengewürfelte Ansätzen zu tun haben.

Kurz nach Beginn der Aufnahmen, verließ Sänger und Gitarrist Ole Luk 2021 die Band, um sich komplett dem Soloprojekt AFSKY zu widmen. Er hat aber trotz seines Weggangs seinen Part geschrieben, komponiert und „IIII“ mit aufgenommen. Neuer Sänger und Gitarrist ist seit 2022 David Hernan. SOLBRUD veröffentlichten 2017 den Vorgänger „Vermod“ und 2021 das Live-Album "Levende I Brønshøj Vandtårn". Ihr neuster Streich wurde mit Markus F. Larsen produziert, der das Album auch abgemischt hat. Das Mastering stammt von Flemming Rasmussen (METALLICA u.a.) in den Sweet Silence Studios.

Der erste Song kommt epochal daher, „Hvile“ ist mit über 17 Minuten selbst für das Genre Atmospheric Black Metal beträchtlich. Die Platte beginnt langsam und nimmt nach vier Minuten ordentlich Fahrt auf. SOLBRUD haben hier Spaß an Bombast und Raserei, die aber zwischendurch von Akustik-Parts unterbrochen wird. Standesgemäß lässt sich die Kapelle Zeit, um dem Material die nötige Tiefe zu geben. Das folgende „Tåge“ fährt Post Metal-Nuancen auf. „Når Solen Brydes Del II -Mod Afgrundens Flammehav“ ist der zweite Teil eines interessanten Mehrteilers, welcher übersetzt so viel heißt wie "wenn die Sonne vergeht - auf dem Weg zum Flammenmeer des Abgrunds". Teil 1 und 4 stellen Intro und Outro dar, gefühlsmäßig geht es auf und ab. Die Kompositionen von Tobias Hjort versprühen rockige Attitüde mit feinem repetitivem Riffing. „Ædelråd“ ist wieder lang und zwischenzeitig regiert König Blastbeat. Zu „Sjæleskrig“ spielen SOLBRUD mit Classic Rock-/ Psychedelic Rock-Elementen a la PINK FLOYD! Das ist ziemlich cool, ich freue mich aber auch über klassischeren Black Metal voller Tremolo-Orgien zu „Aske“. Immer wieder bauen SOLBRUD schöne Gitarrenwände auf, die wohlige Katharsis versprühen.

Insgesamt ergeben die vier Parts ein stimmiges Album voller Wendungen und Ideenreichtum. Es finden sich kaskadische Einflüsse etwa von WOLVES IN THE THRONE ROOM, aber auch proggige und nordisch kalte Momente. Trotzdem trägt jeder Track eine typische Note der Dänen.

Wegen der langen Spielzeit ist „IIII“ etwas schwer zu packen. Das hat teilweise auch pragmatische Gründe, weil ich selten 95 Minuten am Stück und voller Konzentration Musik höre. Vielleicht ist „IIII“ auch eine Erziehungsmaßnahme bezugnehmend auf eine manchmal zu kurzweilige schnelllebige Art Musik zu konsumieren. Sich hier Zeit zu nehmen, lohnt sich allemal!

 

 

 

 

IIII


Cover - IIII Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 94:12 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

Subscribe to RSS - CD