Auf der einen Seite sind das 1985er-Album "Under Lock And Key" und der Song "Unchain The Night" das, an was sich DOKKEN bei mir messen lassen muss. Auf der anderen Seite muss auch ich feststellen, dass wir 2023 haben. Dem zufolge sind Vergleiche zwar nicht unzulässig, aber durchaus zu relativieren. Ergo - was hat das neue DOKKEN-Werk "Heaven Comes Down" also zu bieten: zehn gute Songs, denen man DOKKEN anhört, ein Album das man gut durchhören kann und welches mit einer virtuosen Gitarrenarbeit aufwartet (Jon Levin). Dass der gute Don nicht mehr ganz die Stimmgewalt früherer Tage hat, dürfte ein jedweder Fan einsehen. Aber trotz tiefer gestimmter Stimme und weniger Variationen, hört man auch den Gesanglinien DOKKEN an. Mit "Fugitive" und der Single "Gypsy" hat man zwar die Highlights gleich vorn, aber auch eine Ballade wie "I Remember" kommt cool rüber. Fans der Band werden damit ihren Zeitvertreib haben, Neueinsteiger dürften wohl lieber zum oben genannten Referenzwerk greifen. Anyway - läuft!
"Back To The Blues" war, wie der Titel schon vorgibt, GARY MOOREs Rückkehr zum Blues. Mit dem starken "Dark Days in Paradise" und dem darauffolgenden "A Different Beat" beschritt der irische Ausnahmegitarrist zuvor eher ungewohntes Terrain. Genauer gesagt, prägten die zwei Alben moderne und elektronische Sounds, und sein Songwriting hatte einen poppigen, zuweilen funkigen Ansatz.
Nun, im neuen Jahrtausend stand wieder der Blues im Zentrum von Garys Aufmerksamkeit. Heuer veröffentlicht BMG “Back To The Blues” neu und erstmals auch auf Vinyl. Diese Veröffentlichung enthält neben den Songs des Originals auch die Bonustitel “Picture Of The Moon" (Single Edit), “Cold Black Night" (Live At VH1) und “Stormy Monday" (Live At VH1) sowie neue Liner Notes von Dave Everley.
"Enough Of The Blues" hatte GARY MOORE somit beileibe noch nicht. Diese typische und rockige Nummer eröffnete das Album, indes blieb eine gewisse Modernität gerade in der Rythmus-Sektion erhalten. "You Upset Me Baby", ein Blues-Klassiker, groovte inklusive Bläser nahezu im Big Band Sound aus den Boxen und vertrieb die modernen und zeitgemäßen "Geister" aus dem Hörgang, ehe sie mit dem harten und aufgekratzten "Cold Black Night" wieder dezent zurückkehrten. Der Longplayer ist songwriterisch ein unverkennbares GARY MOORE-Werk, das einen wunderbaren räumlichen, satten und kraftvollen Klang hat. Gerade Bass und Schlagzeug sind ungemein präsent, dynamisch und flankieren Garys leidenschaftliches Spiel gewinnbringend. Seine wunderbare charakteristische Gitarre mit dem hohen, zum Teil schreienden Ton bindet und prägt die Stücke. "Picture Of The Moon" kommt so nahe an den Hörer, geradezu intim, man hat das Gefühl, Gary würde direkt im Speaker sitzen. “Back To The Blues” ist ein modern ausgerichtetes, und kontrastreiches Blues-Album, mit viel Rockappeal, das immer wieder die Grenze zum Hard Rock berührt, in einem athletischen Sound. Für GARY MOORE und Gitarren-Rock-Fans ein Muss, sofern man es noch nicht hat.
Die Bonus-Tracks sind "nice to have", als zwingend oder bereichernd empfinde ich sie dennoch nicht.
SACRIFIRE konnten mich schon mit Ihrer 4-Track EP begeistern, die während der Pandemie das Licht der Welt erblickte. Leider wurde der Output zwar äußerst wohlwollend von der Presse aufgenommen, aber mangels möglicher Live-Präsenz konnte das Werk nicht optimal promoted werden. Dies wird sich hoffentlich mit dem ersten Longplayer „The Art Of Decay“ ändern und die Band, die Mitglieder von Bands wie WARPATH, DISBELIEF und SOUL DEMISE in ihrem Lineup beinhaltet, auf ein neues Level pushen.
SACRIFIRE zeichnen sich besonders durch den Gesang von Dirk Weiß aus, der bei WARPATH für die Brüll-Sektion verantwortlich ist, aber bei SACRIFIRE eher leisere Töne anschlägt. Wer von SACRIFIRE brutalen Metal erwartet, wird enttäuscht werden, da die Band gekonnt im Fahrwasser von Bands wie PARADISE LOST, TYPE´O´NEGATIVE oder CEMETARY schippert. Die getragene Atmosphäre stellt sich sogleich bei dem Opener „Into Infinity“ ein, wobei auch einzelne musikalische und gesangliche Ausbrüche zu verzeichnen sind. Songs wie „Juggenaut“ oder „Arms Of Morpheus“ bedienen sich allen Stilelementen des Dark-Metals und bleiben im Ohr hängen. Für mich ist es interessant zu hören, dass oft die Gitarren dominieren und der Gesang bewusst zurückgenommen wird, was zu einem einzigartigen Sounderlebnis führt, welches man von wenigen Bands kennt. Bezüglich der Gitarren kann bei einigen Parts der Queerverweis zu DISBELIEF gezogen werden, aber der Gesang verhindert brutale Ausbrüche und somit unterstützen die Gitarren eher die tiefen Emotionen, welche die Vocals von Dirk beinhalten.
Natürlich erfinden SACRIFIRE das Doom-Metal-Gothic-Rad nicht neu und bedienen sich bekannten Stilelementen, aber man bemerkt, dass Profis am Werk sind, die wissen, wie ein erfolgreicher Song zu klingen hat. Das düstere Gemisch macht Spaß, passt zu einem düsteren Herbstabend und wird sicher einige Freunde finden. Bevor der geneigte Fan einen edlen Wein öffnet, um stilvoll der Klängen zu lauschen, sei gesagt – Dirk hat an einigen Stellen noch genug Power, um den Wein in ein zünftiges Bier zu verwandeln und kann auch dem metallischen Anspruch gerecht werden. Daumen hoch für eine Band, welche den Gothic Metal lebt und niemals auf sinnfreie Klischees zurückgreift.
Kaum zu glauben, aber mit „The Devil Always Collects“ legt BRIANSETZER erst sein neuntes tatsächliches Solo-Album in mehr als 40 Jahren Musikkarriere vor. Der STRAYCATS Sänger hat seit den Nuller-Jahren hauptsächlich mit dem BRIANSETZERORCHESTRA im Nachgang zum Swing-Revival Mitte/Ende der 90er einige Alben herausgebracht. Insbesondere die Weihnachtsalben „Boogie Woogie Christmas“ und „Dig That Crazy Christmas“ werden jährlich immer wieder gerne angehört und die DVD „Live in Japan“ ist ein Klassiker.
Ich war gespannt auf die neuen Songs und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Der dreifache Grammy-Preisträger macht keine Kompromisse und ballert gleich mit den ersten drei Songs aus den Vollen. „Rock Boys Rock“ ist eine klassische ROCKABILLY-Nummer, der Titeltrack geht im PSYCHOBILLY-Stil einen Pakt mit dem Teufel ein und „Girl On The Billboard“ ist eine sehr amerikanische Hommage, die an Bar-Abende irgendwo entlang der Route 66 erinnert. Amüsant geht es bei „Psycho Suzie“ zu und auch „What’ll Be Baby Doll“, „Play That Fast Thing (One More Time)“ und „A Dude’ll Do (What A Dude’ll Do)“ sind astreine Rockabilly und Rock’n’Roll-Songs. Mein absoluter Favourite ist allerdings „Black Leather Jacket“, weil es mich sehr an CHRISCHENEY’s ersten Solo-Release erinnert und einfach ganz, ganz anders ist, als was man sonst von dem inzwischen 64 Jährigen erwartet. Trotzdem hallt Setzers GRETSCH-Gitarre als Markenzeichen durch den Refrain. Ein großartiges Album, das vermutlich viel zu viele Rockabilly-Klischees bearbeitet (insbesondere textlich), aber was soll’s?!
Wäre das Artwork ein bisschen liebevoller gestaltet (qualitativ nicht das hochwertigste Foto auf dem Cover verarbeitet, keine Songtexte und als Booklet ein „Miniposter“, das keiner braucht), hätte ich die volle Punktzahl vergeben. Es reicht aber immer noch für großartige 4,5 Pomadedosen und ich vergebe sehr gerne den Zusatz „Tipp“.
WISHBONE ASH haben genau vor 50 Jahren ihr erfolgreichstes Album, "Live Dates", ein Live-Album, veröffentlicht. Zu diesem Jubiläum bringt das einzige Original-Mitglied und Namesrechte-Inhaber Andy Powell quasi genau dieses Werk, mit neuer Mannschaft, erneut auf dem Markt. Das Artwork macht von vorneherein bereits deutlich, dass es sich um so etwas wie eine Neuauflage handelt. Die Reihenfolge der Nummern ist identisch, und auch die Songs werden ohne Abweichungen zum Original so wiedergegeben, wie es das Publikum erwartet. Ich finde es indes etwas schade, dass WISHBONE ASH nicht ein klitzeklein wenig von der klassischen Setlist abweicht und ein oder zwei neuere Nummern präsentiert. Gerade das 2020 erschienene und bockstarke "Coat Of Arms" hätte hier zeigen können, wie gut das Kollektiv die Wünschelrute auch heuer noch in Wallung bringt.
Ansonsten gibt es hier nichts zu mäkeln. Der Sound ist authentisch, die Aufnahme glaubwürdig, die Band u.a. mit dem Gitarristen Mark Abrahams hervorragend besetzt und eingespielt. "Live Dates Live" ist mit den Songs der ersten drei Werke bestückt, und im Kern wird das Magnum Opus "Argus" gewürdigt (5 Songs). Eben dieses Album, das zur damaligen Zeit Maßstäbe in der Entwicklung der Twin-Lead Gitarrenharmonie setzte und bis dahin unnachahmlich Progessive, Folk und Hard Rock verschmolz.
"Live Dates Live" ist eine schöne Idee, würdig umgesetzt. Nur schade, dass man bei all dem Blick in die ruhmreiche Vergangenheit die Gegenwart nicht ein bisschen mitgenommen hat.
Natürlich hat Ronnie James Dio bei RAINBOW und BLACK SABBATH unglaubliches geleistet – heraus gekommen sind diverse Meisterwerke mit einer der besten Metal-Stimmen der Welt. Aber trotzdem gelten seine drei ersten DIO-Solo-Streiche „Holy Diver", „The Last In Line" und „Sacred Heart" unter Fans des kleinen US-Stimmwunders als der heilige Gral seines Wirkens. Die weiteren unter DIO veröffentlichten Platten konnten dieses Niveau nicht immer halten. Nun gibt es vier dieser Scheiben in einer optisch durchaus ansprechenden Box – allerdings ohne große Extras (weder besserer Sound, noch reichlich Bonusmaterial, noch ausführlichere Booklets).
Starten tut das Ganze mit dem 1996er-Output „Angry Machines“. Was dabei sofort auffällt ist, daß Dio und Band hier sehr stark experimentierten. Allerdings passt das alles nicht so richtig zusammen, vom ursprünglichen DIO-Sound bleibt viel zu wenig übrig. Das Album verkaufte sich dann auch zu Recht schlecht – zu modern, zu träge, zu viel Stückwerk. Ein durchaus verzichtbares Stück DIO.
Anders schon das im Jahr 2000 veröffentlichte Nachfolger „Magica“. Zwar experimentierten DIO auch hier – aber nicht so sehr an dem unverkennbaren Sound, sondern am Konzept. „Magica“ war nämlich als Konzeptalbum angelegt, die magische Geschichte passte einfach besser als der „moderten Kram“ des Vorgängerwerkes zu DIO. Und auch wenn die Songs auf „Magica“ vor allem durch den erzählerischen, emotionalen Gesang von Ronnie überzeugten, so versöhnte das Album die angestammte Fanbasis.
Von einem ganz anderen Kaliber war dann „Killing The Dragon“ welches 2002 erschien. Das Album darf man gerne als bestes Werk der DIO-Spätphase bezeichnen. Alleine der eröffnende Titeltrack und das folgende „Along Comes A Spider“ lassen mit ihrem hymnischen Groove und dem einzigarteigen Gesang vergangenes wieder aufleben. Auch „Push“ und „Before The Fall“ darf man sich als Anspieltipp notieren. Die Solis des neuen Gitarristen an Bord (Doug Aldrich) setzen da dann noch gekonnt einen drauf. Wie gesagt, das wohl beste Spätwerk der Band DIO.
Wiederum zwei Jahre später erschien mit „Master Of The Moon“ das letzte Studioalbum unter der Firmierung DIO. Die Klasse des Vorgängers konnte die 2004er- Scheibe nicht ganz halten; wobei der Opener „One More For the Road“ noch Hoffnung auf ein flottes Album nährt. Auch „The End Of The World“ hat was fetziges und grooved. Die Masse der Songs hält sich allerdings mit Midtempo auf und nimmt dem Album als Ganzes dann doch was von der Durchschlagskraft. Trotzdem ein gutes Werk das wächst.
Es sind dies also die letzten vier Studioalben die Ronnie James Dio mit seiner Band DIO aufnahm. Etwas mehr an Bonus und Liebe zum Detail wären aus meiner Sicht hier angebracht gewesen. So ist die Box vor allem für jene lohnend, welche diese Alben noch nicht in irgendeiner Form im Schrank haben.
Nach „Master Of The Moon“ war Ronnie nur noch einmal mit seinen alten „Kumpels“ von BLACK SABBATH im Studio, um unter dem Namen HEAVEN AND HELL neue Songs aufzunehmen. Live durfte der eine oder andere ihn noch hören. Ronnie James Dio verstarb am 16. Mai 2010 an Magenkrebs (RIP).
Sind das noch die Corona-Nachwirkungen? Allenthalben war gerade in der Kulturszene erkennbar, dass die Pandemiezeit eine bewölkte und recht schroffe Verarbeitung bei vielen Künstlern ausgelöst hat. Auch "Nimbus", das neue THE CRYPTEX-Werk, unterscheidet sich doch erheblich von seinem Vorgänger "Once Upon a Time" (2020), und ich vermute auch hier diesen Grund dafür (dieser These werde ich in Kürze in einem Interview auf den Grund gehen). Schon visuell erscheint das geschmeidige Vorwerk leichter, mit lieblich-bunter Motte; im Kontrast dazu knurrt uns ein blutbesudelter Löwe auf "Nimbus" an. Und ja, tatsächlich werden auch inhaltlich, zumindest partiell, mächtig viel Zähne gezeigt.
So präsentieren uns die zum Quartett gewachsenen Norddeutschen mit "Fall Down" und dem schon recht wüsten, fast thrashigen "Cobra" gleich zu Beginn zwei düstere, sehr dynamische und absolut ausgehärtete Nummern. So hart kannte man THE CRYPTEX bisher nicht. Simon Moskons Stimme ist noch immer das große, profilgebende Markenzeichen der Band. Heuer setzt sich aber auch Langzeit-Gitarrist André Jean Henri Mertens sehr gekonnt und raumfüllend in Szene. Man höre sich nur mal das Riffing bei "Sugarleaf" an - und trotz aller Härte gelingt es THE CRYPTEX, hier folkige Moves einzubauen. Das Kollektiv zeigt sich wandlungsfähig wie eh und je, und fordert wieder mehr von ihren Hörern, gerade im Vergleich mit dem geschmeidigen und gut konsumierbaren Vorgänger. Die 12 Nummern und fast einstündige wilde Fahrt ist nicht in einem Durchlauf erfassbar. Ich freue mich, dass ich als Rezipient genug Zeit hatte, mich diesem Album mit all seinen Wechselspielen und Facetten ausgiebig zu stellen. Natürlich sind auch wieder Nummern dabei, denen ich nicht in vollem Umfang folgen will; das sperrige "Holy Ground" ist so ein Stück. Aber genau das ist auch die Kunst, die THE CRYPTEX auszeichnet. Die Band scheint an ihrer kreativen Kraft Freude zu haben und sich zum Teil quasi selbst daran zu berauschen. Egal, ob das der Hörer gut findet oder eben nicht. Das wunderbar relaxte und hymnische (geht beides überhaupt?) "Devils Casino" muss hier noch Erwähnung finden. Den Rest lasse ich mal im Dunkeln, empfehle Euch aber, das Album selbst zu erforschen. Es lohnt sich!
Wieder ist dieser vielseitigen und ganz eigenen Truppe ein bemerkenswertes Album gelungen, Dankeschön dafür!
ATENA, eine norwegische modern-Metal-Band, präsentiert mit ihrem neuesten Werk "Subway Anthem" ein Album, das sich durch seinen mutigen Versuch auszeichnet, verschiedene musikalische Einflüsse und Stile in einen modernen Metal-Kontext zu integrieren. Der Albumtitel "Subway Anthem" deutet auf eine urban geprägte Atmosphäre hin, die sich tatsächlich im Sound des Albums widerspiegelt. Den Hörer erwartet eine Verschmelzung von harten und melodischen Elementen, die sowohl die Brutalität des Metal als auch die Zugänglichkeit des modernen Hardcore einfängt. Einflüsse von Bands wie LINKIN PARK und BRING ME THE HORIZON sind offensichtlich, da ATENA geschickt harte Gitarrenriffs und donnernde Schlagzeugarbeit mit eingängigen Melodien und klaren Gesangspassagen kombinieren. Diese Dualität zwischen Aggression und Melodie zieht sich wie ein roter Faden durch das Album und erinnert an LINKIN PARK's Fähigkeit, diese beiden Welten zu vereinen.
Eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft von "Subway Anthem" ist die Vielfalt der Gesangsstile. Die Band beherrscht nicht nur das kräftige Shouting im Modern-Hardcore-Stil, sondern wagt sich auch in kleinere Rap-Einlagen vor. Diese Rap-Elemente fügen eine überraschende Komponente hinzu und verleihen dem Album eine zusätzliche Dimension. Ein Höhepunkt des Albums ist zweifellos die Art und Weise, wie ATENA Klargesang in ihre Songs einbauen. Dieser Kontrast zwischen den intensiven Shouts und den glasklaren Gesangspassagen verleiht den Songs eine emotionale Tiefe und veranschaulicht die Vielseitigkeit der Band.
Die Produktion von "Subway Anthem" ist bemerkenswert sauber und präzise. Jedes Instrument und jede Stimme ist perfekt abgemischt, was dazu beiträgt, dass die komplexen Arrangements voll zur Geltung kommen. Dieser glasklare Sound ist charakteristisch für das Album und verstärkt die Wirkung der Musik. Textlich reflektiert "Subway Anthem" düstere und introspektive Themen, die oft von urbanen Erfahrungen inspiriert sind. Die Lyrics sind reich an Metaphern und lyrischer Tiefe, obwohl sie gelegentlich abstrakt sein können.
Zusammenfassend ist "Subway Anthem" von ATENA ein eindrucksvolles Album, das mutig verschiedene Stile und Einflüsse miteinander verbindet. Die Band vereint die Aggression des Metal und integriert Elemente des Modern-Hardcore und Rap auf geschickte Weise. Dieses Album zeigt, dass ATENA bereit sind, neue Wege zu beschreiten, und könnte ihnen helfen, sich als eine der führenden Bands im modernen Metal zu etablieren. Fans von vielseitiger und emotional aufgeladener Musik werden "Subway Anthem" sicherlich zu schätzen wissen.
Die Tage werden dunkler, der Himmel grauer und bei einigen auch die Stimmung trüber. Da kommen die finnischen Herzchen von HEXVESSEL mit "Polar Veil" ja genau richtig ums Eck. Es ist ihr sechstes Album, und inhaltlich bietet es überraschend viel Black Metal, gebeugten Doom und eine Prise verstrahlten Retro Rock. Die folkigen Waldläufer- und Spitzohren-Moves der vergangenen Tage sind heuer einer scharfen und geradezu frostigen Metal-Kante zum Opfer gefallen.
Beschwörend, klagend öffnet "The Tundra Is Awake" das Album. Der Hintergrund klingt, als ob die Gitarre, gleich Mahlwerkzeugen eingesetzt, jeden Rest an Zuversicht zerkleinert und zerstückelt. HEXVESSEL schaffen hier eine ganz feine Atmosphäre, die zwar freudlos, aber in ihrer Bedingungslosigkeit und Konsequenz einfach nur als großartig zu bezeichnen ist. "Older Than the Gods" ist mächtig, bedrohlich und wieder gebettet auf metallischen Klingen. Es lässt sich viel Zeit, um seine ganze Wucht und Größe zu entfalten. Die Keybord-Melodie am Ende von "A Cabin In Montana" ist mystisch und nicht von dieser Welt und verdient allein Applaus. Die Gesänge sind berührend und stehen oft als Weichzeichner kontrastierend zur Härte.
HEXVESSEL haben hier einen zu Beginn schwer greifbaren Monolithen erschaffen, der als ganzes Werk erst einmal abschreckt. Aber Stück für Stück, langsam seine ganze, dunkel funkelnde Pracht offenbart. "Polar Veil" vereint frostklirrende Härte mit atmosphärischer, wärmender Schönheit und Tiefe. Das macht das Album zu einem avantgardistischen, grenzgängerischen, freien und dennoch überraschend gebunden wirkenden Meisterwerk.
Passend dazu haben HEXVESSEL ihrem Longplayer ein wunderbares und sehr entsprechendes Artwork von Benjamin König spendiert. Großes Kino!
SKAGARACK schafften leider nie den großen Durchbruch, was aber auch nicht groß verwundern darf, da Melodic Rock und AOR gerade in den 80er Jahren fest in US-amerikanischer, wenn dann allerhöchstens noch in britischer Hand war. SKAGARACK aber, wie der Name schon nahelegt, kommen aus dem Skagerrak, genauer gesagt aus Dänemark. Gleichwohl sind die Nordeuropäer vielen Anhängern des genannten Genres ein Begriff, konnten sie doch mit ihren vier bzw. drei Alben gerade in den 80er Jahren viele Fans gewinnen.
Heuer beglücken uns die zwei Original-Mitglieder, Mastermind Torben Schmidt und Jan Petersen, mit einem neuen SKAGARACK-Album. Selbstredend sind die 37 Jahre nicht spurlos an der Band vorüber gegangen. "Heart And Soul", wie das neue und fünfte Studiowerk heißt, hat so gut wie nichts mehr mit dem Meanstream Rock aus früheren Zeiten gemein. Der fluffige, sonnendurchflutete, oft mit einer Keybordmelodie flankierte Melodic Rock ist einem gesetzteren, mit bluesigen Vibes durchzogenen Hardrock gewichen. Torben Schmidt versucht erst gar nicht, seine hohe Stimme von früher zu imitieren, sondern setzt von vorneherein seine Vokals wesentlich tiefer und entspannter an.
"Give It" klingt pur amerikanisch, GIANT, TANGIER oder 38 SPECIAL kommen mir in den Sinn. Auch im weiteren Verlauf wird bluesiger Hard Rock handwerklich überzeugend dargeboten. Statt flippigem Keybord gibt es heute eine brummend warme Orgel wie bei "Cool To be Old School". Das relaxte und mit einem starken Refrain ausgestattete "Ain't Got Nothing To Lose" ist souliger, tiefenentspannter Cowboy Stiefel Rock, und klingt zig tausende Kilometer von der dänischen Küste entfernt.
SKAGARACK 2023 ist nicht mehr dieselbe Band wie 1985, und das wollen sie auch gar nicht sein. Der Fan von damals sollte das wissen. Kein nostalgischer Neuaufguss, kein Versuch eines Nachkochens eines alten Rezeptes. "Heart And Soul" ist quasi ein weiteres Debüt unter gleichem Namen.