BLACK SABBATH mit Ozzy und Ronny ist jedwedem Altvorderen und Jungspund des Genres ein Begriff – die Songs und Alben sind im Ohr. Deren Alben und alles drumherum wurden ja auch schon aufs Ausführlichste aufbereitet (um nicht zu sagen ausgeschlachtet). Dabei hatten ja auch gerade die Alben mit Tony Martin am Mikro ihre Momente – zwei der Werke darf man durchaus als Höhepunkte für BLACK SABBATH wie auch für den Metal an sich bezeichnen.
Letztendlich gibt es nun auch eine Box die sich um eben jene Jahre des Tony Martin kümmert, in denen BLACK SABBATH bei BMG unter Vertrag war. Die Box mit den lange kaum noch zu bekommenden Alben enthält die neu remasterten Versionen von „Headless Cross“ (1989), „Tyr“ (1990) und „Cross Purposes“ (1994) sowie eine neue Version von „Forbidden“ (1995), die Gitarrist Tony Iommi speziell für diese Sammlung remixte (erhältlich als 4-LP und 4-CD Konfiguration). Mehrere Alben davon geben dabei ihr Vinyl-Debüt (in der LP-Version von „Anno Domini 1989-1995“), während die CD Version drei Bonustracks enthält: die B-Seite „Cloak & Dagger” und die nur in Japan erhältlichen Veröffentlichungen „What’s The Use” und „Loser Gets It All”. Der Box liegt ein Booklet mit Fotos, Artwork und Liner Notes von Hugh Gilmour bei. Sie enthält auch ein Headless Cross-Poster und eine Replik des Konzertbuchs der Headless Cross-Tour.
ANNO DOMINI knüpft an die Geschichte von Black Sabbath im Jahr 1989 an; also nach zwei Jahrzehnte und mehrere Besatzungswechsel. Zu dieser Zeit hatte sich die Band um Riffmaster und Gründungsmitglied Tony Iommi, dem legendären Schlagzeuger Cozy Powell, Sänger Tony Martin und dem langjährigen Background-Keyboarder Geoff Nichols gefestigt.
Mit „Headless Cross“ landeten BLACK SABBATH Ende der Achtziger einen Volltreffer. Auch wenn die Ausrichtung noch mehr als bei den Ronny James Dio-Alben gen Rock ging als zuvor – Songs wie der Titeltrack und das überragende „When Death Calls“, aber auch „Devil & Daughter” und „Kill In The Spirit World” überzeugen manch Altfan, und gewann eine große neue Zuhörerschaft. Muss man haben.
Das nur ein Jahr später veröffentlichte „Tyr“ stand dem nur wenig nach. Thematisch ging es nun mehr um nordische Themen, das geniale Cover weist auf den folkloristischen Ansatz hin. Nichtsdestotrotz bieten die Songs eine tolle Mischung aus Rock und epischen Metal (mit einem unterschwelligen Doom-Anteil). Songs wie „Anno Mundi”, „Jerusalem” und „Valhalla” muss man gehört haben.
Nach einem kurzen Intermezzo des guten Dio („Dehumanizer“, 1992) veröffentlichte BLACK SABBATH und Tony Martin 1994 „Cross Purposes“, welches aber die Magie und den Erfolg der beiden Vorgänger nicht wieder aufnehmen konnte. Die Songs gingen kaum ins Ohr, musikalisch konnte man sich dem Zeitgeist (Grunge) nicht ganz verschließen, was den Kompositionen aber gar nicht gut tat. Der mit Tempo versehene Opener „I Witness“ und das harte Riffmonster „Immaculate Deception“ oder die Ballade „Dying For Love“ sind dabei die besten Tracks.
Der wiederum ein Jahr später erschienene Nachfolger „Forbidden“ machte es dann auch nicht besser – das Original soll dazu noch einen „kruden“ Sound gehabt zu haben. Anyway. im neuen Mix kommt das Album deutlich besser daher – der Opener „The Illussion Of Power“, der Titeltrack, das Doomlehrstück „Shaking Off The Chains“ und der damalige Schlusstrack „Kiss Of Death“ sind Songs die man gut hören kann. Als Ganzes waren die letzten beiden Outputs der Tony Martin-Ära aber doch eher enttäuschend.
Bisschen schade ist, dass mit „Eternal Idol“ (1987) das erste Tony Martin-Album fehlt, welches heute als unterbewertet gilt und einige tolle Songs enthält. Tony Martin ersetzte hier erst nach Beginn der Aufnahmen den Sänger Ray Gillen und begann sozusagen auf Zuruf seine BLACK SABBATH Karrieren. Also was bleibt: ein gut gemachtes Box-Set für Fans mit zwei Alben für die Historie.
Zwanzig Jahre nach dem mächtigen Debüt verlegen die Rechteinhaber Metal Blade Records "Back To Times Of Splender" von DISILLUSION wieder neu. Mit zwei EPs bzw. Single bereits leise angekündigt, schlug der erste Longplayer der Leipziger 2004 ein wie eine Bombe. Das damals noch als Trio agierende Kollektiv modellierte eine neue Art von progressivem (Death-) Metal, der ohne Scheuklappen und "no go's" bestand. Da Metal Blade das Album bereits 2015 re-releaste, auch als Doppel-Vinyl, werden heuer die längst vergriffene Single von "The Porter" und zwei Live-Tracks aus 2023 mit dazu gepackt. Artwork und Aufmachung haben sich bis auf eine neue Schrift bei Bandname und Titel nicht geändert. Das Booklett zum Original ist etwas dünner, dafür gibt es die CD als Digi-Pack. Das Album wurde neu gemastert, wobei der Klang auch früher schon ordentlich war.
Wer auf anspruchsvollen Metal, mit einem unverkennbar ganz eigenen Flavor steht, der kommt nicht an DISILLUSION vorbei. Die Weiterentwicklung der Band scheint ein kontinuierlicher Zustand zu sein. Herauskristalisiert hat sich Mastermind Andy Schmidt, der der Fixstern und alleiniges übriges Gründungsmitglied der Band ist. DISILLUSION kommen heuer auf Tour, und somit macht es durchaus Sinn, das Debüt nach 20 Jahren nochmal neu zu veröffentlichen - umso mehr, da es mit "The Porter" einen wirklichen Mehrwert inside hat. Wer das Werk noch nicht besitzt, dem ist zu der neuen Version zu raten, auch als Vinyl, da hier tatsächlich ein Doppelalbum (4 Songs mehr) absolut Sinn macht.
Wir, von Metalinside, haben diese großartige und innovative Band schon seit Beginn auf dem Schirm gehabt und nie aus den Augen verloren; so findet Ihr einige Interviews und Reviews zu DISILLUSION bei uns (Bandname - oben, farbig, anklicken, oder bei "Suche" DISILLUSION eingeben).
DEVILTRAIN, nicht zu verwechseln mit R.D. Liapakis' DEVIL'S TRAIN, kommen aus Bamberg und werfen heuer ihr drittes Album "Sonic Fever" in den Ring. Die vier Süddeutschen kredenzen dem Hörer eine Melange aus Punk, Garage-, Blues- und Alternative Rock. Gefrontet wird das Kollektiv von Simona Arnold, die mit ihren kräftigen, eher tiefen und irgendwie coolen Vocals direkt zu Beginn ein Ausrufezeichen setzen kann.
Die wilde Fahrt geht mit dem schwungvollen "Problems" los, wobei der Track null Probleme macht. Ganz im Gegenteil, die schneidige Nummer kommt schnell auf den Punkt und überzeugt mit feuriger Energie. Das nachfolgende "Blame Me" wird zusätzlich noch mit einer gefälligen Melodie im Kern und einem bärenstarken Gitarrensolo aufgewertet. Diesen Level halten die Vier, und auch handwerklich gibt es nichts zu mäkeln; im Besonderen möchte ich die flinke und leidenschaftliche Gitarre von Heiko "Hellacopter" erwähnen. DEVILTRAIN legen mit "Sonic Fever" eine starke Rock-Scheibe vor, die voller Herzblut, positiver Energie und irgendwie charmant und jugendlich unbekümmert daher kommt. Und selbst wenn es mal etwas melancholisch wird, wie bei dem großartigen "Death In Her Eyes", so siegt doch der Kampfesgeist und die daraus resultierende Zuversicht.
Ich freue mich, Euch dieses frische und unbeschattete, sonnige Album der sympathischen Band hier vorzustellen zu dürfen. Ich kann es nahezu jedem Rock-Fan ans Herz legen und gelobe, die Band im Auge zu behalten.
Die schwäbische Heavy Metal-Band STORMHUNTER präsentiert mit "Best Before: Death" ein Album, das mit knapp 50 Minuten Spielzeit ein beeindruckendes Niveau erreicht. Die Truppe aus dem Schwarzwald liefert traditionellen deutschen Heavy Metal, der Erinnerungen an die goldenen Zeiten von Bands wie BLIND GUARDIAN weckt.
Die Produktion des Albums ist erstklassig, was sich besonders in den beeindruckenden Gitarrenleads und den bombastischen Chören zeigt. Zwar mögen die beiden Instrumentalstücke etwas überrepräsentiert sein, doch sie demonstrieren zweifellos die spielerische Klasse der Band.
Nicht jeder Song auf "Best Before: Death" brennt sich sofort ins Gedächtnis ein, aber nach mehrmaligem Hören können sich auch diese Stücke als echte Ohrwürmer erweisen. Ein interessanter Ausreißer ist "Berceau De L'Enfer" mit seinem französischen Text, der eine unerwartete Vielfalt ins Repertoire der Band bringt.
Für Fans des Old School-Power Metals ist dieses Album ein Fest, das keine Enttäuschungen birgt. Aber auch Neueinsteiger sollten sich nicht scheuen, ältere Veröffentlichungen der Band zu erkunden. STORMHUNTERs musikalische Reise begann bereits im Jahr 2001 mit ihrem ersten Demo, und seitdem haben sie mehrere Full-Length-Alben und zwei EPs veröffentlicht, die alle eine Kostprobe wert sind.
"Best Before: Death" ist ein solides Stück Power Metal, das die Essenz des Genres einfängt und mit einer modernen Note präsentiert. STORMHUNTER beweisen mit diesem Album einmal mehr, dass sie zu den festen Größen der deutschen Metal-Szene gehören.
Karen Lynn Greening alias LEE AARON hat weiß Gott in ihrem Leben schon viel ausprobiert. Sie startete als eine der ersten Frauen, die sich im Metal behaupten konnten, produzierte und schrieb im folgenden haufenweise Songs, etablierte sich als beste Rocksängerin Kanadas und veröffentlichte bis heute 16 Alben (ohne Kompilationen und Liveaufnahmen). Zwischendurch unternahm sie Ausflüge in den Jazz, Blues und wagte sich sogar an die Oper. „Das Einzige, was ich noch nicht gemacht habe, ist ein komplettes Cover-Album“ sagt sie selbst und es erscheint einem fast logisch, dass sie das nun umsetzen musste.
So mannigfaltig, wie sie selbst aufgestellt ist, liest sich nun auch die Tracklist der elf Nummern, die es auf “Tattoo Me“ geschafft haben. Hier werden sowohl Epochen als auch Genre in einer Art und Weise gemischt, wie dies kaum jemand vor ihr gewagt hätte. Aus den 60ern finden wir Blues-Rock von NINA SIMONE's “The Puscher“, hoch energetische Rebelltracks wie “It's My Body“ von ALICE COOPER aus dem Jahre 1972 oder LED ZEPPELIN's “What Is And What Should Never Be“ ebenfalls aus den 70ern. Die 80er werden mit HEART's “Even It Up“ und die 90er mit “Malibu“ von HOLE zitiert. Das punkig angehauchte “Are You Gonna Be My Girl“ von JET (ich habe den Song im Original schon geliebt) gefällt mir persönlich besonders gut und “Go Your Own Way“ von FLEEDWOOD MAC hat schlicht und ergreifend eine Frischzellenkur erfahren. Aus dem Bereich Brit-Pop wird etwas von ELASTICA und den kalifornischen 77's zum Besten gegeben. Erwähnenswert ist zu guter Letzt unbedingt noch die Interpretation von ELTON JOHN's “Someone Saved My Life Tonight“. Dieser Track hat für die kanadische Rockröhre eine ganz besondere Bedeutung. “Ich habe stundenlang auf dem Kellerboden gelegen und mir diese Nummer immer wieder angehört. Ich wollte unbedingt, dass mich jemand aus meinem langweiligen Leben rettet, als ich Teenager war...und die Musik war das für mich“ erinnert sie sich. Die Gesangsdarbietung fällt ebenda besonders leidenschaftlich und herzergreifend aus, eingebettet in Sean Kellys grandiosem, von Streichern flankiertem Akkustikgitarrenspiel.
Eines haben allerdings alle Versionen gemein, sie klingen ohne wenn und aber nach LEE AARON, die jedem einzelnen Song durch ihre unfaßbar vielseitige und kraftvolle Stimme ihren eigenen feurigen Geist einhaucht. Produziert wurde diese großartige Homage an LEE AARON's musikalische Wegbereiter von ihr selbst in ihrem Studio in Vancouver, das sie aus der Not heraus während der Pandemie aufgerüstet hat und von Frank Gryner abgemischt (hat auch bei beiden Videos Regie geführt), der u.a. mit ROB ZOMBIE und DEF LEPPARD bereits zusammen gearbeitet hat.
Da es sich erfreulicher Weise bei den ausgewählten Titeln nicht um jene handelt, die im Laufe der Zeit bereits hunderte Male gecovert und abgenudelt wurden, könnte man tatsächlich annehmen, dass mit “Tattoo Me“ ein weiteres eigenes, das 17. Album vor liegt.
HENRIK PALM ist ein schwedischer Musiker, der u.a. als Gitarrist bzw. Bassist in Bands wie IN SOLITUDE und GHOST in Erscheinung trat. "Nerd Icon" ist sein drittes Solowerk und wenn ich so auf das Artwork schaue, ist es schwer zu erahnen, welches musikalische Angebot mich wohl erwartet. Singer-Songwriter, Blues, Country oder vielleicht Garage Rock? Und Letztgenanntes kommt tatsächlich zu Gehör, aber viel mehr noch dazu.
Das geheimnisvolle, einleitende "Instrumental Funeral" würde sicher auch gut zu GHOST passen und überrascht schon mal ganz ordentlich mit heavy Gitarren und nahezu doomiger Anmutung. "Subway Morgue" ist dann der leicht punkige Garage Rock, aber auch hier schwingt eine gewisse spiritistische Spannung mit, gleich einem Poltergeist, der zwischen den Noten umherschwebt. Das gefällt und macht aus der schroffen Nummer etwas ungewöhnliches. Dieses Anonyme, Unvertraute behält der Künstler auf Albumlänge bei. Sein Gesang ist limitiert, aber er wird wie bei "Lunch Hour (Of The Wolf)" teilweise so verfremdet, dass er wie ein Instrument zu werten ist. Gerade der Gesang hat eine gewisse Nähe zu GHOST, nicht so melodienreich und poppig, dafür eher okkult und bedrohlich. Ich bin tatsächlich etwas irritiert und frage mich, wie kann man ein so spannendes Album so unattraktiv und unpassend verpacken. Eine geisterhafte Melodie, die stoisch wiederholt wird, reicht tatsächlich aus, um das eher eindimensionale und ereignisarme "Talismanic Love" mystisch und rätselhaft erscheinen zu lassen. Das ist einfach gut gemacht. Leider verliert der schwedische Multiinstrumentalist gegen Ende etwas die kreative Puste. Bei "From The Grave" überspannt er den Bogen, die Nummer bleibt für die nahezu 8 Minuten doch etwas zu blass. Und auch "Many Days" fehlt es an der zuvor gebotenen Spannung.
Gleichwohl, HENRIK PALM erschafft Atmosphäre mit einem ganz eigenen Klangkosmos. "Nerd Icon" ist ein anregendes Album, dem ich beide Daumen drücke, dass es trotz seines zurückhaltenden Erscheinugsbildes seine Hörer findet.
Ein sehr feines Erzeugnis flattert uns dieser Tage ins Haus, denn NECROT aus Oakland veröffentlichen mit „Lifeless Birth“ ihr drittes Album nach dem sehr positiv aufgenommenen, jedoch hierzulande etwas untergegangenen „Mortal“ aus dem Jahr 2020. Das Trio, dessen Mitglieder unter anderem auch bei STORMKEEP, VASTUM oder WATCH THEM DIE spielen, liefert hier eine bemerkenswerte Vorstellung ab, denn ihr typisch US-geprägter Death Metal in der Tradition von MORBID ANGEL, AUTOPSY oder INCANTATION ergießt sich nicht in wüsten, kurzen Kracheruptionen, sondern wirkt von vorne bis hinten durchdacht und sogar eine Spur progressiv, was vor allem von dem stets gekonnten Wechsel zwischen Midtempo- und schnellen Passagen untermauert wird. Hört Euch als perfektes Beispiel das bereits veröffentlichte „Drill The Skull“ an, das trotz seiner punktgenau gesetzten Breaks als eingängige Hymne durchgeht - klasse! Aber auch der (ebenfalls zuvor veröffentlichte) Opener „Cut The Cord“, der grandiose Titeltrack (mit viereinhalb Minuten neben „Winds Of Hell“ das kürzeste Stück des Albums), das mit einem doomigen Mittelteil veredelte „Dead Memories“ oder der überlange Titelsong (mit einem BOLT THROWER-würdigen Finale!) kennen keine schwachen Momente, wachsen von Durchlauf zu Durchlauf und formen ein Album, das sich jeder Traditions-Deather mit US-Vorliebe blind ins Regal stellen kann.
Lediglich das zwar ganz witzige, aber eher nach Hobbykeller-Grindcore ausschauende Cover-Artwork wird dem hochwertigen Inhalt von „Lifeless Birth“ nicht wirklich gerecht; Gleiches gilt für das achtseitige Standard-Booklet der CD sowie die Gatefold-Hülle der LP. Beides kommt mit den Texten daher, und auf der LP ist der Bandname golden eingeprägt - das war es jedoch schon mit den „Highlights“ der Verpackungen. Hier wäre tatsächlich mal mehr mehr gewesen, was Euch aber nicht davon abhalten soll, dieses granatenstarke Werk, das nebenbei ganz locker mit dem aktuellen AUTOPSY-Album „Ashes, Organs, Blood And Crypts“ mithalten kann, zu Gemüte zu führen.
DOOL kommen mit ihrem dritten Studioalbum "The Shape of Fluidity" ums Eck. Und nein, das dritte Album ist nicht das entscheidende, wie immer mal wieder zu lesen ist. Langer Atem ist in der heutigen Zeit viel wichtiger, eine gute Promotion, auf Tour gehen und einfach einen guten Job machen. Am besten, wenn möglich, bei jedem Werk. Und hier scheinen DOOL doch einiges richtig zu machen. Die Band packt in ihre Kunst immer auch inhaltlich einiges mit dazu. Das neue Album dreht sich hier um Wandel, Veränderung, Weiterentwicklung und Einsichten. Musikalisch bleiben sich die Musiker indes treu und weben in ihren stimmungsvollen Rock wieder schimmernde Fäden aus Metal dazu.
"Venus in Flames" fließt, um beim Albumtitel zu bleiben, zäh und heiß brodelnd aus dem Longplayer. Es kühlt sich aber etwas beim "Fließen" ab und offenbart dabei seinen im Kern süßen Inhalt. Wobei immer eine gewisse Bitternis mitschwingt, was bei DOOL erwartbar ist. Schön ist, dass die Songs ihr ganzes Antlitz erst nach 5 bis 6 Minuten zeigen. Die emotionalen Vocals von Raven van Dorst transportieren die Melodien und laden die zum Teil schroffen Nummern mit Empfindungen auf. Der Gesang ist partiell feminin und fragil, aber auch dedrückend und beschwörend. DOOL hadern und suchen, verbinden aber wunderbar das ganze Dunkle und Ungewisse mit Schönheit. Passend nachzuhören beim ungemein ereignisreichen, kurzweiligen Titelsong.
DOOL haben mit ihrem dritten Album "The Shape of Fluidity" viel zu erzählen. Atmosphärisch, episch, sie zeigen sich wandelbar, und doch bleibt alles gebunden und nachvollziehbar. Ein düsteres Werk auf den ersten Blick, beim zweiten Blick erhellt es sich und scheint von innen heraus. Starke Band, starkes Album!
TAKIDA sind gerade mit THOSE DAMN CROWS in Europa unterwegs, und auch die KRIS BARRAS BAND würde toll zu dem Package passen. Das aus England stammende Kollektiv ist nach ihrem Sänger, Gitarrist und ehemaligen MMA-Kämpfer Kris Barras benannt. Er gründete die Band 2015. "Halo Effekt" ist Album Nummer Fünf und beinhaltet eine geschmeidige Mischung aus Hard, Alternative und Melodic Rock. Dass der Namensgeber ordentlich austeilen kann, ist sicher kein Nachteil; allerdings überzeugt der Gute hier mit Stimme und gehaltvollem Songwriting.
Der Opener "Hourglass" irritiert mit pfeifendem Einstieg, mausert sich aber nach kürzester Zeit zu einem mitreißenden, gefühlvoll intonierten Melodic Rock Song. Das darauffolgende "Unbreakable" klingt um einiges kantiger und im New Metal Look. Aber auch hier wird ein Refrain geboten, der zupackt und ein hohes Verständnis für griffige Melodien offenbart. Ich kann, auch im weiteren Verlauf des Longplayers, nichts an "Halo Effekt" kritisieren. Das Album ist aus einem Guss, es bietet durchweg gehaltvolle Songs, ist in seinem Tempo variabel, klingt kräftig und muskulös, ist detailliert in Szene gesetzt und auch handwerklich überzeugend performed. Die KRIS BARRAS BAND ist eine Entdeckung für mich. Ich würde mich wundern, wenn dieses Album nicht verfängt und seine Hörerschaft findet. Und das völlig zu recht!
Wer auf Bands, wie die oben bereits erwähnten sowie SHINEDOWN oder THREE DAYS GRACE steht, kann hier bedenkenlos zugreifen.
Die schwedischen Hardrocker von THE QUILL scheinen zurzeit recht veröffentlichungsfreudig. Nach "Earthrise" in 2021 und der Compilation "Live, New, Borrowed, Blue" in 2022 kommt jetzt Anfang 2024 mit "Wheel Of Illusion" wieder ein neuer Longplayer in die Läden. Die Band ist so stabil wie lange nicht, keine Personal-Querelen oder anderer Unfug bringen die Vier aus dem Trab. Also wenn's läuft, sollte man es auch laufen lassen.
Der Titelsong, der das Album startet, kommt direkt aus der Oldschool of Stoner Rock. BLACK SABBATH tief in den 70ern ist der Unterrichtsstoff und kompetent und originalgetreu vorgetragen, würde ich sagen. "We Burn" folgt darauf eher hardrockig, gewürzt mit 90er Jahre Grunge-Pessimismus. Ich finde, das Album hat seine Stärken gerade im dynamischen Hardrock-Sound ("Elephant Head") und wird eher monoton ("Hawks & Hounds"), wenn die Vier vom Gas gehen. Das war schon anders. Tatsächlich, gerade hinten heraus, ist eine gewisse Eintönigkeit nicht von der Hand zu weisen. Aber zur Ehrenrettung haben die Nordmänner noch einen Trumpf im Ärmel. "Wild Mustang" heißt die berauschende Schönheit und steht auf dem letzten Sendeplatz. Hier zeigen THE QUILL, was möglich ist. Gerade das üppige, atmosphärische Ende des Songs begeistert und überzeugt.
"Wheel of Illusion" ist ein Hybrid aus 70er Doom, Stoner Rock und Hard Rock. Gerade mit diesem Mix gibt es unzählige Bands; sich hier hervorzuheben und prominent zu platzieren, ist nicht einfach. THE QUILL können das, mit dem neuen Album gelingt es aber leider zu wenig.