Review:

Return Of The Pride

(White Lion)

Hätte dies wirklich sein müssen lieber Mike Tramp? Dein letztes reines Soloalbum "More Life Than This" (2003) war wirklich sehr gelungen, bei den Liveauftritten waren damit auch alle Fans zufrieden, insbesondere wenn dann noch ein paar Klassiker der Weißen Löwen dazu folgten und fertig wäre die Laube gewesen.

Aber nein, es sollte anders kommen. War es die Kohle, gekränkter oder übertriebener Ehrgeiz bzw. Geltuingsbedürfnis - egal. Mike mit seinem charismatischen Reibeisenorgan will es jetzt nochmal wissen und bringt schlappe 16 Jahre nach dem letzen Werk von WHITE LION unter der gleichen Firmierung (allerdings sind bis auf Tramp lauter andere Musiker dabei) eine neue Scheibe unters Volk. Viele Musikfreaks sollen ja schon länger auf dieses Comeback beinahe sehnlich gewartet haben. Und insbesondere da ja fast jede Band der 80er Jahre, die damals fehlerfrei eine Unterschrift unter einen Plattendeal bringen konnte mittlerweile den gemasterten Re-Release ihres einzigen Werkes nochmals herausbringen darf - warum solle dies für WHITE LION dann nicht ebenfalls erlaubt sein?!

Schon der bedeutungsschwangere Titel "Return Of The Pride" ist natürlich völlig absichtlich so gewählt worden, um den Bezug zu Früher (der Klassiker von WL "Pride" erschien 1987) noch zu unterstreichen bzw. eine Fortsetzung anzudeuten. So werden bei vielen Fans aber recht hohe Erwartungshaltungen geweckt, die so eigentlich nicht erfüllt werden konnten, ganz klar ein Promo-Eigentor. Genauso wie übrigens die inflationären (merhmals pro Song) auftretenden sehr nervigen Voiceover Einblendungen. Gut, ganz so mies wie das natürlich auch wieder in weiß gehaltene Cover mit den komischen Knochen vorne drauf, kann die Musik eigentlich nicht sein, ist sie auch bei den elf komplett neuen Tracks größtenteils nicht. Aber der musikalisch recht dünne Gesamteindruck ist andererseits doch nicht so überzeugend, als dass man dieses Album jetzt unbedingt gebraucht hätte. Vieles klingt dazu einfach zu offensichtlich nach alten Vorlagen konstruiert, sogar die manchmal fiepsigen Gitarrenlicks erinnern an die 80er, viele der Refrains zünden weder überzeugend noch bietet der Großteil der Kompositionen irgendetwas wohliges, geschweige denn packendes. Es regiert das absolute Mittelmaß und das ist viel zu wenig für diese "Band". Am Gesang des Hauptprotagonisten liegt es absolut nicht, Tramp klingt frisch und rockt sich solide durch das Material, ganz egal ob gefühlvoll oder eher kraftvoll. Aber bei manchen Songs fehlt trotz zweifelsfreier WHITE LION Trademarks einfach das gewisse Etwas. Es fängt schon an bei dem auf satte Überlänge von fast neun Minuten aufgemotzten Hardrock Epos "Sangre De Cristo": Es gibt zwar gelungene Breaks, Zwwischenspiele usw. aber die Hook ist dann doch recht dünne, der gezupfte akustische Zwischenteil hat mit dem Rest irgendwie wenig zu tun, alles wurde künstlich aufgebläht, fünf Minuten hätten hier völlig ausgereicht. Ein anderes Kaliber ist da schon "Battle Of Little Big Horn". Dieser üppige Siebenminüter (mit schönen Gitarrenparts bzw. Solis) ist schon viel, viel besser gemacht und kann stellenweise etwas an Klassiker wie "Lady Of The Valley" anknüpfen. Die vielen billigen UUhs und Ahs-Chöre lassen wir mal lieber außen vor. Überhaupt klingen manche der Backingvocals doch sehr schief und schräg wie u.a. bei "Dream". Ohne Ballade geht's natürlich auch nicht: "Never Let You Go" ist dabei ultrakitschig, klingt nach tausendmal gehört, der Schluss des Albums mit "Take Me Home" ist dann zwar deutlich besser aber von vorne bis hinten bzw. vom Arrangement her an den eigenen Überhit "When The Children Cry" angelehnt. Der ansonsten neben dem erwähnten Epicteil mit Abstand beste Song der CD ist ganz klar das mitreißenden "Set Me Free" geworden, aber mit leichten Abstrichen auch "Finally See the Light" sowie "Let Me Be". Ansonsten bietet "Return Of The Pride" viel Durchschnittsware u.a. den guten aber recht simplen Rocker "Live Your Life". So richtig schlecht ist dieses Album nicht geraten aber auch nicht so überzeugend - an die erfolgreiche Vergangenheit wird nur in Ansätzen angeknüpft. Daher ist für mich dieser Silberling absolut verzichtbar. Manch rührseelige Fan wird mit Tramp eventuell nicht so hart ins Gericht gehen und sich die Platte mit hohem Nostalgiefaktor trotzdem zulegen. Werdet glücklich damit - ich bevorzuge da lieber die alten Scheiben mit echten Krachern wie “Wait”, “Broken Heart”, "El Salvador" oder auch "Little Fighter".

Return Of The Pride


Cover - Return Of The Pride Band:

White Lion


Genre: Hard Rock
Tracks: 11
Länge: 57:34 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood Music