THE DEAD DAISIES, Beastö Blancö, M.Tramp - Frankfurt, Gibson
Unser eigentliches Ziel am 17.11. war MIKE TRAMP, der als Support Act für die THE DEAD DAISIES im Frankfurter Gibson Club auf dem Programm stand. Doch letztendlich überraschte mich eine ganz andere Band, die ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte; nein, die DAISIES waren es nicht.
Aber der Reihe nach. Kurzentschlossen machten wir uns so gegen 18:30h auf den Weg nach Frankfurt. Während der Fahrt stellten wir fest, dass der Gig bereits um 19h beginnt. Das war doch etwas früher als erwartet. Und so kamen wir leider nur zu den zwei letzten Songs des MIKE TRAMPs WHITE LION-Auftritts in die Location. "When the Children Cry" und dem wunderbaren "Wait" durften wir noch lauschen. Mike stand zu unserer Überraschung nur mit seinem Gitarrist auf der Bühne. Schlagzeug und Bass kamen vom Band. Das war doch etwas ernüchternd. Und das heißt auch, man sollte vielleicht hin und wieder weniger spontan einen Gig auswählen. Mit ein klein wenig Recherche wäre das mit der Rumpf-Besetzung und auch der etwas frühe Beginn zu erfahren gewesen. Asche auf mein Haupt.
Doch die nächste Band war dann eine schöne und unterhaltsame Überraschung. BEASTÖ BLANCÖ, die Band um ALICE COOPERs Bass-Player Chuck Garric und der Tochter der Schock Rock Legende. Chuck agierte hier als Sänger und Gitarrist und erinnerte an eine Mischung aus Tommy Lee Jones und Glenn Danzig. Calico Cooper ist Co-Sängerin, Fixstern und Showelement der Performance. BEASTÖ BLANCÖ bieten eine Mischung aus der Rocky Horror Picture Show, MAD MAX Endzeit Szenario und ALICE COOPER an. Das ist schauspielerisch und auch musikalisch unfassbar cool und stimmig gemacht. Ich war begeistert. Einzig die immer wieder auftretenden Soundprobleme schmälerten die großartige Show, die auch vom Publikum mit BEASTÖ BLANCÖ-Rufen abgefeiert wurde. Sehr starke Performance der gesamten Band, aber beide Hauptprotagonisten überzeugten sowohl gesanglich bzw. musikalisch als auch darstellerisch.
THE DEAD DAISIS sollten es eigentlich schwer haben nach so einem starken Supporter. Doch dem war nicht so. Kaum waren die DAISIS auf der Bühne, war das fast ausverkaufte Gibson auf ihrer Seite. Sänger John Corabi ist nicht der beste Sänger der Welt, nein, ich empfinde seine raue und doch recht eintönige Stimme als eher mittelmäßig, aber als Showman und Frontman ist er einfach wunderbar. Ausstrahlung, Interaktion, Selbstbewusstsein, das ist alles Top bei dem US-Boy und so leitete er leidenschaftlich und sympathisch durch den 90-minütigen Gig. Reb Beach ersetzte den verletzten Doug Aldrich. Das machte er musikalisch hervorragend, aber den blonden Sonnyboy, mit seinem oft unbetuchten Oberkörper konnte er rein visuell nicht ausgleichen. Sei's drum, die THE DEAD DAISIES zündeten wunderbar in Frankfurt. Das starke neue Album kam zu Gehör, "Make some Noise" selbstverständlich, und bei der ausgiebigen Bandvorstellung wurden immer mal wieder einige Rock-Klassiker angespielt, die das Publikum immer weiter ín Wallung brachten. "Mexico" und das abschließende "Helter Skelter" machten dann den Deckel auf einen sehr spielfreudigen und unterhaltsamen Auftritt.
Der Gibson Club in Frankfurt ist mit seiner unebenen Struktur (viele Stufen) und herumstehenden Sofas keine optimale Rock'n' Roll Location. Auch das Personal war mir, obwohl es recht viele waren, manchmal etwas zu lässig bei der Masse an Kundschaft (Getränkeausgabe). MIKE TRAMP haben wir leider zu kurz gesehen, seine Performance war gut; die wunderbaren Songs seiner ehemaligen Band allein haben Strahlkraft und garantieren immer Applaus. BEASTÖ BLANCÖ war die Überraschung des Abends. Ganz großes Tennis. THE DEAD DAISIS ist eine hochkarätige Söldnertruppe ohne wirkliche songwriterische Bedeutung oder Relevanz für das Genre, aber als dynamische, spielfreudige Live-Band funktioniert das Ding einfach immer. Und ein Extra-Applaus am Schluss für John Corabi!
Fotos Michael Berghammer
Mehr Infos:THE DEAD DAISIES