Das Debüt "Garder La Flamme" der Schweden DAYTONA ist schon einige Tage alt, gleichwohl möchte ich Euch meinen Höreindruck nicht vorenthalten, auch weil mir das Album gefällt und ich es in meinem Briefkasten hatte.
Das Label der Veröffentlichung Escape Music ist der englische Konkurrent der Italiener Frontiers Records, und somit ist das musikalische Geschehen schon erahnbar. Richtig - AOR und Melodic Rock der anschmiegsamen Sorte sind der Inhalt des Longplayers, performt von erfahrenen Musikern, die sich u.a. schon in Bands wie ECLIPSE, AIR RAID und MISS BEHAVIOUR betätigt haben.
"Welcome To The Real World" wippt mit catchigem Keybord und feinem Riff aus dem Startblock, seine melancholische Melodie und Sänger Fredrik Werners warme Stimme punkten und füllen das Herz eingefleischter AOR-Anhänger. Beim üppigen Titelsong oder "Where Did We Lose the Love" schwingt gar eine Portion MAGNUM-Pomp durch die Komposition. Der Longplayer strahlt eher Milde aus, das gülden tropfende Keybord und auch das immer mal wieder erklingende Saxonfon lassen die kalifornische Sonne aus den Speakern scheinen. DAYTONA präsentieren sich amerikanisch und 80er Jahre geprägt. LOVERBOY, GIANT, BAD ENGLISH und späte CHICAGO darf man sicher als Vergleich heranziehen, wobei deren Unterhaltungswert nicht ganz erreicht wird. Gleichwohl ein ungemein stimmiges Teil, das tief im gebotenen Genre und der damaligen Zeit verwurzelt ist und ihr gekonnt huldigt.
A DAY TO REMEMBER sind zurück und präsentieren mit „Big Ole Album Vol. 1“ ein Werk, das etwas überraschend kommt und im Rahmen einer neuen Veröffentlichungsstrategie: das Album wurde zuerst ausschließlich physisch angeboten und mit einem Monat Versatz nun auch im Stream. Ob dieses Vorgehen tatsächlich in signifikanter Größe die Tonträger-Verkäufe ankurbelt, ist zumindest zweifelhaft. Aber konzentrieren wir uns auf das Wesentliche: die Musik. Die Band aus Florida, bekannt für ihren einzigartigen Mix aus Pop-Punk, Hardcore und Metalcore, liefert ein Album ab, das ihre musikalische Vielfalt und ihren unverkennbaren Sound unter Beweis stellt. ADTR machen halt ADTR-Dinge. Von Überraschungen ist man weit entfernt, aber das Songwriting packt überzeugend zu - angefangen von brutalem Stoff wie dem Opener "Make It Make Sense" oder "To The Death" bis hin zu radiotauglichem Pop-Rock wie in "All My Friends" oder "Flowers". Bei Letzteren ist man NICKELBACK näher als man wahrscheinlich zugeben will. Macht jedoch nichts, die Band lebt halt insbesondere von den starken Refrains und die bekommt man hier im Minutentakt um die Ohren gehauen.
Ebenfalls hervorzuheben sind die bereits im Vorfeld veröffentlichten Singles „Miracle“ und „Feedback“, die die Vorfreude auf das Album geschürt haben. „Miracle“ überzeugt mit einer eingängigen Melodie und einem mitreißenden Refrain, während „Feedback“ mit harten Riffs und aggressivem Gesang punktet.
Die Produktion des Albums ist erstklassig, wie man es von einer Band dieser Größenordnung heutzutage erwarten kann oder gar muss. Der Sound ist druckvoll und klar, sodass jedes Instrument und jede Gesangspassage optimal zur Geltung kommt. Die Band hat dazu mit verschiedenen Produzenten zusammengearbeitet, darunter Drew Fulk, Will Putney, Zakk Cervini, Cody Quistad von WAGE WAR und Colin Brittain von LINKIN PARK.
„Big Ole Album Vol. 1“ ist ein starkes Album, das alles im Gepäck hat, was ein Fan von ADTR erwartet. Fette Riffs, große Melodien und ein ausgewogener MIx von Fluffigkeit und Härte. Und während einige andere Vertreter aus dem Spektrum des Metalcores mittlerweile doch einige Kratzer im Lack haben, glänzen ADTR mit einer bemerkenswerten Frische. Ein perfektes Album für sonnige Frühlingstage!
HELLOWEEN (est. 1984) gehören zur Spitze des deutschen Metal – und zu den „Erfindern“ des melodischen Power Metal schlechthin. 40 Jahre hat man jetzt auf dem bewegten Buckel – und letztlich in neuer „alter“ Besetzung die Klammer um die vier Jahrzehnte mit dem letzten selbstbetitelten Album (2021) und der aktuellen Live-Scheibe „Live At Budokan“ auch hervorragende gesetzt. Und als Genrevorreiter darf man sich dann ja auch eine opulent gestaltete Best-Of-Compilation erlauben. Aber dem ist leider nicht ganz so – auf Abzüge in der B-Note muss man schon hinweisen dürfen.
Denn wenn auch von jedem der 17 Alben der Band Songs enthalten sind und 42 gut remasterten Tracks mehr als genug sein sollten, fehlen auf den drei CDs „March Of Time (The Best Of 40 Years)“ die Extras. Will meinen: keine bisher unveröffentlichten Tracks, keine Bonustracks, keine seltenen Coverversionen, oder ähnliches. Auch die Aufmachung (Booklet) und das Cover sind eher als sparsam zu bezeichnen. Da hätte man echt was tun können.
Davon abgesehen gibt es bei der A-Note natürlich nur Höchstwerte. Sicherlich wird jedweder eingefleischte Fan irgendwelche Tracks vermissen; allein die Fülle der zur Auswahl stehenden Songs ist zu groß. HELLOWEEN stehen seit Anbeginn für großartige, eingängige Songs, ausgefeilten Songwriting und instrumentaler Finesse – über Sänger Kiske braucht man keine Worte zu verlieren. Nachfolger Deris hat nach anfänglichen Irritationen dann auch alles richtig gemacht. Hier hat man bandintern beim Auswahlprozess sicher schwere Entscheidungen zu treffen gehabt. Zu den Songs an sich braucht man nichts zu sagen. Auf den drei CDs sind alle Hits enthalten, den einen oder anderen „neuen Lieblingstrack“ darf man dabei gern entdecken (oder wieder entdecken). Die Entwicklung der Hamburger vom stürmischen Anbeginn „Walls of Jericho / Ride the Sky“ bis zum überlangen, ausgefeilten „Skyfall“ ist hier richtig gut nachzuvollziehen. Und Spaß macht das allemal.
p.s.: Neben der vorliegenden 3-CD-Version gibt es auch noch eine Deluxe Limited Edition mit fünf roten Vinylscheiben als Box Set (mit Kunstdruck und Puzzle).
Rechtzeitig zum 40-jährigen Bandjubiläum werden die Pop-Veteranen MIKE + THE MECHANICS um das GENESIS-Gründungsmitglied Mike Rutherford (Bass, Gitarre) auf Tour gehen und dazu mit „Looking Back – Living The Years” den passenden Soundtrack liefern. Die 16 Songs starke Single-Compilation enthält alle Hits der Bandkarriere, angefangen beim 1985er Überhit „Silent Running (On Dangerous Ground)“ bis zum 2019er Live-Favoriten „Out Of The Blue”. Dabei werden alle Phasen der Bandgeschichte abgedeckt – mit Paul Young, Paul Carrack, Andrew Roachford und Tim Howar hat man ja auch vier Sänger zu bieten. Geboten wird Pop mit Gitarren und Synth, leichten Rock-Anleihen und durchaus öfters balladesk – das ausgefeilte Songwriting profitierte dabei sicher von Rutherford’s Prog-Background.
Die 1985 von Mike Rutherford „als Nebenprojekt zu Genesis“ gegründete Band MIKE + THE MECHANICS feierte in den 1980er und 1990er Jahren ja große Erfolge, erreichte weltweit Spitzenplätze in den internationalen Charts, allein fünf Top 10-Alben in Großbritannien. Darunter die Single „The Living Years" welche unter anderem in UK, den USA, Australien, Kanada und Japan ein Nummer 1 Hit war. Der Song brachte Rutherford später einen Ivor Novello Award sowie vier GRAMMY®-Nominierungen ein.
Wer also besseren Pop aus den End-80er und 90er-Hitparaden etwas abgewinnen kann (und wenn es nur zum Runterfahren dient) der hat mit „Looking Back – Living The Years” sicher seine Freude.
“A Kind of Heavy Metal” machten die Niedersachsen in den 80er-Jahren, wuchsen als erste Metal-Band der wunderschönen Fachwerkstadt Celle zum umjubelten Live-Act – und lösten sich schnell wieder auf. Alle Musiker trieben später ihre musikalische Karriere voran – und bei Bands wie Big Balls, Wonderprick, Scumdogz, Caress, Hungry, D.N.A., Slutsy Tipsy, Dynasty oder der Steve Link Band ihr „Unwesen“. HEMLOCK begeisterten die ausgehungerte Meute seinerzeit mit riffbetontem Sound, aber ebenso mit von starken Soli, präsentem Bass und hartem, genauen Drumming geprägten Metal, zu dem Gerry Garms heiser-markante Stimme. Und die aus heutiger Sicht charmanten-klischeehaften Texte passten ebenfalls wie das metallerne Vokabelheft zum jungen Musiker. Viel wichtiger – und das haben die Bandmember selbst damals wohl gar nicht erkannt – aus der metallischen Provinz hätte eine Formation kommen können, die sich hinter vielleicht sogar Kapellen wie Railway, Noisehunter oder Gravestone hätte locker überholen können. Der spanische Liebhaber Gadir hat das erkannt und sich jetzt aufgemacht, die Demos von 1986 und 88 sowie bisher unveröffentlichte Live-Tracks remastered in einer CD Jewel Box mit historischen Fotos herauszubringen. Die Songs klingen tatsächlich fetter, viel tighter und (noch) besser als die Originale. Zeitzeugen und Alt-Fans dürften heulen vor Freude. Das macht aber gar nichts, denn auch "Eagles Dare To Cry". Melancholisch sind die Hörer sicher auch deswegen, weil Gitarrist Ralph die CD nicht mehr auf dieser Welt miterlebt – RIP! Und selbst der stets so kritische Bandchef Stefan Link dürfte eine Träne im Knopfloch haben und über das alte Werk staunen – denn HEMLOCK machten so viel mehr als nur "Hot Rock"! Sowohl die Studio-Songs als auch die Live-Aufnahmen haben eine enorme Energie.Vielleicht ist das doch Platz für eine Reunion? Mehr Info: www.lostjewelsrecords.com oder direkt bei Stefan Link per Mail unter: stefanlink@t-online.de.
Dario Lorina, Gitarrist, Sänger und Produzent von DARK CHAPEL, kennen wir von BLACK LABEL SOCIETY, auch dort bedient er die Sechssaiten. "Spirit In The Glass" ist das Debüt seiner Band. Es sind sicher Einflüsse aus seiner Stammband zu hören, aber auch AUDIOSLAVE und ALICE IN CHAINS sind beigemengt. Was aber doch dem Ganzen den Stempel aufdrückt, sind Darios gelassene, dennoch voller Emotion und eigenständige Vocals. Ein wenig fühle ich mich an eine Mischung aus Chris Cornell und Layne Staley erinnert. Zumindest muss ich die Stimme als formgebend und die Songs ausleuchtend beschreiben. Das besondere dabei, erst auf den zweiten Blick, gerade im Kontext des harten und groovenden Umfelds, scheint sie immer heller auf.
DARK CHAPEL transportieren Heavyness mit Gefühl und Coolness. Und das funktioniert wunderbar, macht Spaß und geht über Albumlänge. Nach dem dynamischen und riffgewaltigen "Afterglow" folgt mit "Hollow Smile" ein Hybrid aus JUDAS PRIEST und ALICE IN CHAINS. Das Riffing und die charismatischen Vocals punkten, die Songs leben davon. Das Glockengeläute bei "Corpse Flower" bereichert die ansonsten eher durchschnittliche Nummer, und klar ist hier, dass METALLICA und auch BLACK SABBATH als Ideengeber für das Geläute ins Bewusstsein rutschen. "Glass Heart" ist akzentuiert und unfassbar packend mit einer fast schon funkigen und quirligen Spielfreude - großartig! Und ja, eine flehende Ballade mit dunklem Piano ("Dead Weight") hat DARK CHAPEL auch noch zu bieten. "Gravestone Humanity" ist dann ein Groover in BLACK LABEL SOCIETY- oder auch ACCEPT-Manier.
Was soll ich noch groß zu dem Longplayer schreiben? Feines Album, durchweg stark, kaufen oder streamen, hören und genießen. Ich habe fertig!
Manchmal stößt man auf eine Band, von der man noch nie gehört hat – und wird umso mehr überrascht. STYGIAN PATH, eine griechische Formation, die bislang kaum im Netz vertreten ist, liefert mit „The Lorekeeper“ ein Meisterwerk ab, das sich gewaschen hat. Acht Songs voller epischer Erhabenheit, donnernder Riffs und packender Melodien beweisen, dass diese Band das Zeug hat, in der Szene für Aufsehen zu sorgen. Wer auf hymnischen Heavy Metal mit Tiefgang steht, wird hier fündig.
Schon der Opener „Prometheus“ setzt den Ton für das gesamte Album. Der Song startet mit kraftvollen, treibenden Riffs und entfaltet eine Atmosphäre, die sofort an alte MANOWAR erinnert – majestätisch, dynamisch und mit einer Melodieführung, die sich sofort festsetzt. Der Gesang ist ausdrucksstark und durchdringend, mit einer Intensität, die sich durch das gesamte Album zieht. Besonders beeindruckend ist der Refrain: eine epische Hymne, die im Ohr bleibt und sich direkt ins Gedächtnis brennt. „Prometheus“ ist ein Auftakt, wie er im Buche steht – mitreißend, heroisch und energiegeladen.
Das Album bietet eine gelungene Mischung aus eingängigen Hymnen und komplexeren, ausladenden Kompositionen. Besonders hervorzuheben ist „Rhapsody – The Eagle and the Lion“, das mit über acht Minuten Spielzeit zu den epischsten Stücken des Albums gehört. Das atmosphärische Intro könnte ebenso gut aus der Feder von Iron Maiden stammen, bevor sich der Song zu einer monumentalen Heldensaga entwickelt. Im Mittelteil schlagen STYGIAN PATH dann eine neue Richtung ein: Stampfende, erhabene Rhythmen, die stark an MANOWAR erinnern, verleihen dem Song eine fast marschierende Wucht, bevor das große Finale mit gewaltigen Gitarrenmelodien und eindringlichem Gesang den Kreis schließt.
Die restlichen Songs des Albums stehen diesen beiden Stücken in nichts nach. STYGIAN PATH beweisen durchgehend ein feines Gespür für Atmosphäre, Abwechslung und ausgefeilte Songstrukturen. Es gibt keine Füller – jeder Track trägt seinen Teil zur epischen Gesamtheit des Albums bei. Auch in der Produktion merkt man, dass hier Profis am Werk waren: Die Aufnahmen klingen druckvoll und klar, ohne dabei überproduziert zu wirken.
Mit „The Lorekeeper“ gelingt STYGIAN PATH ein Album, das sich nicht zu verstecken braucht. Die Mischung aus hymnischen Refrains, epischen Erzählungen und packenden Riffs erinnert an Größen wie IRON MAIDEN, DOOMSWORD und SOLITUDE AETURNUS, ohne dabei wie eine bloße Kopie zu wirken. Wer epischen Heavy Metal liebt, sollte sich dieses Album nicht entgehen lassen – hier bahnt sich etwas Großes an!
IRON ECHO kommen aus Heilbronn, richtig, aus dem "Ländle", und "Forged In Fire" ist ihr Debüt. Da der Fünfer erst seit 2022 besteht, darf ich meine Überraschung über das doch recht ordentliche Langeisen zum Ausdruck bringen. Die neun Nummern sind handwerklich solide und songschreiberisch mit recht hohem Unterhaltungswert. Sänger Johnny Vox macht, bis auf die Auswahl seines Künstlernamens, eine gute Figur, und auch der Rest der Band überzeugt.
Der Opener "Ready To Rumble" hat nahezu Hitqualitäten - eine dynamische Power Metal Nummer mit Gang-Chören und einem packenden Refrain. "Death Dealer" macht uns dann einen auf PRIMAL FEAR, an die ja auch ein wenig das Artwork erinnert. "Sinner" ist ein Groover der alten Solinger ACCEPT-Schule, und auch der Instrumentalteil bei "Streets On Fire" schlägt in eine ähnliche Kerbe. Wobei wir in keiner Weise von einem plumpen Nacheifern sprechen, sondern von Inspiration.
IRON ECHO haben durchaus ein eigenes Antlitz. Power Metal deutscher Prägung mit einfachen, aber anschmiegsamen Melodien, ordentlich Dampf im Kessel, mal langsam, mal schnell und viel Leidenschaft inside. "Forged In Fire" ist ein unerwartet gehaltvolles Debüt, das ich jedem Genre-Fan ans Herz legen kann.
Schweden, VÖLVA, nix Volvo, nix Vulva. Die crustige Black-Metal-Band besteht mit Vittra, Skuld und Hedonistica plus Ruin aus ziemlichen bösen Musik-HexerInnen und widmet sich Themen des satanischen Feminismus sowohl in einem spirituellen, kosmischen Sinn als auch zur Nutzung des freien Willens, des Körpers und der Lust als Gefäße zur Sünde für ein höheres Ziel. Alles klar? Die Musik ist hingegen mehr als nur satanisch reines Schwarzmetall – so wie es das thrash-blackige ,Asmodeus‘ noch vermuten ließe. Denn es geht crustiger zu, flott und nie zu dreckig, aber schon ein bisschen eklig giftig, irgendwie angriffslustig – und nie so dolle, dass das Ganze ins allzu punkiges Chaos abdriftet. Stakkato-Riffs und furztrockene Melodien schaffen sehr dichte Songs wie beim geradezu ohrwurmigen, stampfigen Opener ,The Tower‘. Nach Demo und EP setzt jetzt also das „Desires Profane“-Debüt-Album ein Zeichen gegen das Patriachat der Intoleranz – das ist doppelt (und dreifach) wichtig in diesen so gefährlichen Zeiten, in denen viele Menschen Politik von Musik lösen wollen. Und wenn sich die VÖLVAs dann auch noch den geilen, schweren Doom-Parts öffnen, dann ist alles da – von D-Beat über Black Metal bis hin eben zum Doom. Passt schon. Und ist bedeutend.
PINHEAD ist das neue Projekt von dem finnisch-britischen Multiinstrumentalist, Produzent, Songwriter & Sänger Ilja John Lappin. Der Künstler ist bekannt als Sänger und Bassist der Progressive-/Artcore-Band THE HIRSCH EFFEKT; von da hat er auch gleich das Spiel mit der Atmosphäre mitgebracht. Unter dem Titel „Egomessiah“ veröffentlicht er sein, wenn man so will, Solo-Debüt.
Iljas Gesang pendelt zum Auftakt ("Lapse", "Violetar") meist zwischen Zorn, Verzweiflung und melodiösem Klargesang. Die Songstrukturen sind ambivalent, aber weit weniger herausfordernd als es zu Beginn den Anschein hat. Stürmische und warme Emotionen wechseln mit kühlem Sound und brachialen Riffs. Mit schmissigen Nummern wie "In Recent Times" positioniert sich PINHEAD im Metalcore. Das Programm, heiß und fetzig, zieht sich bis zur Mitte des Albums. Dann wird es zunehmend spannungsvoller und nahezu schillernd unberechenbar.
Es gibt Industrial-Klänge, mit "Counterfate" eine melancholische, sanfte Ballade, die einen Hauch Gothic in sich trägt, mit "Serene Day" ein stilles Piano Intermezzo und mit "Lonefall" eine gefällige Alternative Rock-Nummer. Abschließend präsentiert er mit dem Longtrack "Lesser Lights" großes Artrock/-core-Kino. 12 Songs, 64 Minuten Spielzeit und ja, Ilja John Lappin zieht hier für "Egomessiah" alle Register seines Ego Programms durch, Scheuklappen und Berechenbarkeit gibt es nicht.
PINHEADs Debüt punktet mit Diversität, mit starkem Sound, Details und Umfang der einzelnen Songs, einnehmender Atmosphäre und gefälligen Melodien. Starkes Debüt!