TAKIDA, THOSE DAMN CROWS - Fliederstadt, Filharmonie

TAKIDA hat ein erfolgreiches Album am Start, und irgendwie trifft das nordeuropäische Kollektiv gerade den Zeitgeist in Sachen Rockmusik. Somit lassen wir uns die Tour in Deutschland nicht entgehen und sind in Filderstadt im Ländle dabei. Bestes Wetter versüßt uns schon die Anreise. Die Filharmonie in Filderstadt ist eine tolle Location. Das sehr breite Konzerthaus, mit leichtem Anstieg nach hinten, bietet fast überall gute Sicht. Das Hallenpersonal ist freundlich, und die Getränkestände sind gut organisiert. Das Publikum besteht zur Hälfte aus jungen Leuten, der andere Teil ist eher graumeliert. Und auch Tochter mit Mutter und Vater mit Sohn sind hier häufig vertreten, wie ich aus manchem Gespräch erfahre.

Die Waliser Vorband THOSE DAMN CROWS hätten es kaum besser treffen können. Die Hallen auf dieser Tour sind häufig gut gefüllt bis ausverkauft. Und wenn ihnen vertraglich auch nur 30 Minuten zustehen, so denke ich, dass es das letzte Mal ist, dass die Insel-Europäer als Vorband touren müssen. Sechs Songs dürfen sie performen, in starkem Sound und auf großer Bühne in Filderstadt. Und ich meine, das reicht aus, ihr Publikum zu finden und zu begeistern. Da sind zum einen unfassbar großartige Songs und zum anderen ein Frontman mit einer Stimme, die Eisberge schmelzen lässt. Sänger Shane Greenhall wirkt ungemein agil und gut gelaunt, aber noch mehr ist es seine unglaublich melodiöse, gleichwohl kraftvolle Stimme, die hier begeistert. Bei dem zur Piano-Ballade umgestalteten "Blink of an Eye", in der Mitte des Sets, zeigt er quasi allein, zumindest am Anfang, was er aus seinen Stimmbändern zaubern kann. Das ist magisch und ein Geschenk an sein Publikum. Ich bin mit der - ohnehin recht kurzen - Setlist nicht ganz einverstanden. Gerade die letzte Nummer "Rock 'n' Roll Ain't Dead", die mir etwas zu eindimensional ist, hätte ich getauscht. Aber das ist jammern auf ganz hohem Niveau. THOSE DAMN CROWS haben mich überzeugt und wenn hier nichts Unvorhersehbares passiert, sehe ich eine rosarote Zukunft für Band.

TAKIDA haben nach dieser Hammer-Vorstellung von THOSE DAMN CROWS eigentlich einen schweren Stand. Aber zum einen, muss ich konstatieren, das Publikum in Filderstadt ist ein TAKIDA-Publikum, was auch an der Textsicherheit im weiteren Verlauf zu hören ist. Und zum anderen haben die Schweden eine Headliner Show im Rücken, die sich einfach auszahlt. Atmosphärisch, sehr passend zum Sound und unterhaltsam wird hier die Performance der Band gestützt und in Szene gesetzt. Und auch der Sound ist erste Sahne, dazu starke, zum Teil sehr moderne Rocksongs - was soll da schon schief gehen? "Third Strike" eröffnet die Show, und genau ab hier ist der Drop auch schon gelutscht. TAKIDA können kaum noch was falsch machen. Sänger Robert Petterson hat einige Helferchen auf dem Mikro, das passt aber zu der recht synthetischen Soundanmutung. Stimmlich kann er seinem Bühnen-Vorgänger nicht das Wasser reichen. Und auch seine Kommunikation mit dem Publikum und seine zum Teil recht überhebliche und "siegessichere" Art kommen bei mir nicht an. Ich finde generell, dass er zu viel und zu langatmig kommuniziert. Aber sein Publikum scheint das nicht weiter zu stören. Songs wie "Don't Wait Up", "We Will Never Be", "Goodbye" oder "The Loneliest Hour" punkten mit schwedischer Melancholie und Eingängigkeit. TAKIDA sind jetzt immerhin auch schon 25 Jahre im Geschäft, und ohne Zweifel machen sie gerade den nächsten Step auf der Leiter nach oben. Das spürt die Band, und so selbstbewusst tritt sie auch auf. Ich möchte behaupten, zwei, drei Jahre noch, ein Album vielleicht und TAKIDA haben den Status zum Festival-Headliner, sagen wir zumindest für ROCK AM RING. Somit hat das Publikum am Samstag in Filderstadt alles richtig gemacht und zwei Bands gesehen, die beide ihren Status und Wert in kürzester Zeit anheben werden. Tolles Package, beide Bands überzeugen, die einen mit Handwerk und ihrem talentierten Frontman, die anderen mit Erfahrung, gefälligen Songs und einer bockstarken Show.

Bilder von THOSE DAMN CROWS stammen von Shane Greenhall Facebook Seite, Link dazu siehe unten.

Foto-Link zu Shane Greenhall Facebook-Seite