“A Kind of Heavy Metal” machten die Niedersachsen in den 80er-Jahren, wuchsen als erste Metal-Band der wunderschönen Fachwerkstadt Celle zum umjubelten Live-Act – und lösten sich schnell wieder auf. Alle Musiker trieben später ihre musikalische Karriere voran – und bei Bands wie Big Balls, Wonderprick, Scumdogz, Caress, Hungry, D.N.A., Slutsy Tipsy, Dynasty oder der Steve Link Band ihr „Unwesen“. HEMLOCK begeisterten die ausgehungerte Meute seinerzeit mit riffbetontem Sound, aber ebenso mit von starken Soli, präsentem Bass und hartem, genauen Drumming geprägten Metal, zu dem Gerry Garms heiser-markante Stimme. Und die aus heutiger Sicht charmanten-klischeehaften Texte passten ebenfalls wie das metallerne Vokabelheft zum jungen Musiker. Viel wichtiger – und das haben die Bandmember selbst damals wohl gar nicht erkannt – aus der metallischen Provinz hätte eine Formation kommen können, die sich hinter vielleicht sogar Kapellen wie Railway, Noisehunter oder Gravestone hätte locker überholen können. Der spanische Liebhaber Gadir hat das erkannt und sich jetzt aufgemacht, die Demos von 1986 und 88 sowie bisher unveröffentlichte Live-Tracks remastered in einer CD Jewel Box mit historischen Fotos herauszubringen. Die Songs klingen tatsächlich fetter, viel tighter und (noch) besser als die Originale. Zeitzeugen und Alt-Fans dürften heulen vor Freude. Das macht aber gar nichts, denn auch "Eagles Dare To Cry". Melancholisch sind die Hörer sicher auch deswegen, weil Gitarrist Ralph die CD nicht mehr auf dieser Welt miterlebt – RIP! Und selbst der stets so kritische Bandchef Stefan Link dürfte eine Träne im Knopfloch haben und über das alte Werk staunen – denn HEMLOCK machten so viel mehr als nur "Hot Rock"! Sowohl die Studio-Songs als auch die Live-Aufnahmen haben eine enorme Energie.Vielleicht ist das doch Platz für eine Reunion? Mehr Info: www.lostjewelsrecords.com oder direkt bei Stefan Link per Mail unter: stefanlink@t-online.de.
Dario Lorina, Gitarrist, Sänger und Produzent von DARK CHAPEL, kennen wir von BLACK LABEL SOCIETY, auch dort bedient er die Sechssaiten. "Spirit In The Glass" ist das Debüt seiner Band. Es sind sicher Einflüsse aus seiner Stammband zu hören, aber auch AUDIOSLAVE und ALICE IN CHAINS sind beigemengt. Was aber doch dem Ganzen den Stempel aufdrückt, sind Darios gelassene, dennoch voller Emotion und eigenständige Vocals. Ein wenig fühle ich mich an eine Mischung aus Chris Cornell und Layne Staley erinnert. Zumindest muss ich die Stimme als formgebend und die Songs ausleuchtend beschreiben. Das besondere dabei, erst auf den zweiten Blick, gerade im Kontext des harten und groovenden Umfelds, scheint sie immer heller auf.
DARK CHAPEL transportieren Heavyness mit Gefühl und Coolness. Und das funktioniert wunderbar, macht Spaß und geht über Albumlänge. Nach dem dynamischen und riffgewaltigen "Afterglow" folgt mit "Hollow Smile" ein Hybrid aus JUDAS PRIEST und ALICE IN CHAINS. Das Riffing und die charismatischen Vocals punkten, die Songs leben davon. Das Glockengeläute bei "Corpse Flower" bereichert die ansonsten eher durchschnittliche Nummer, und klar ist hier, dass METALLICA und auch BLACK SABBATH als Ideengeber für das Geläute ins Bewusstsein rutschen. "Glass Heart" ist akzentuiert und unfassbar packend mit einer fast schon funkigen und quirligen Spielfreude - großartig! Und ja, eine flehende Ballade mit dunklem Piano ("Dead Weight") hat DARK CHAPEL auch noch zu bieten. "Gravestone Humanity" ist dann ein Groover in BLACK LABEL SOCIETY- oder auch ACCEPT-Manier.
Was soll ich noch groß zu dem Longplayer schreiben? Feines Album, durchweg stark, kaufen oder streamen, hören und genießen. Ich habe fertig!
Manchmal stößt man auf eine Band, von der man noch nie gehört hat – und wird umso mehr überrascht. STYGIAN PATH, eine griechische Formation, die bislang kaum im Netz vertreten ist, liefert mit „The Lorekeeper“ ein Meisterwerk ab, das sich gewaschen hat. Acht Songs voller epischer Erhabenheit, donnernder Riffs und packender Melodien beweisen, dass diese Band das Zeug hat, in der Szene für Aufsehen zu sorgen. Wer auf hymnischen Heavy Metal mit Tiefgang steht, wird hier fündig.
Schon der Opener „Prometheus“ setzt den Ton für das gesamte Album. Der Song startet mit kraftvollen, treibenden Riffs und entfaltet eine Atmosphäre, die sofort an alte MANOWAR erinnert – majestätisch, dynamisch und mit einer Melodieführung, die sich sofort festsetzt. Der Gesang ist ausdrucksstark und durchdringend, mit einer Intensität, die sich durch das gesamte Album zieht. Besonders beeindruckend ist der Refrain: eine epische Hymne, die im Ohr bleibt und sich direkt ins Gedächtnis brennt. „Prometheus“ ist ein Auftakt, wie er im Buche steht – mitreißend, heroisch und energiegeladen.
Das Album bietet eine gelungene Mischung aus eingängigen Hymnen und komplexeren, ausladenden Kompositionen. Besonders hervorzuheben ist „Rhapsody – The Eagle and the Lion“, das mit über acht Minuten Spielzeit zu den epischsten Stücken des Albums gehört. Das atmosphärische Intro könnte ebenso gut aus der Feder von Iron Maiden stammen, bevor sich der Song zu einer monumentalen Heldensaga entwickelt. Im Mittelteil schlagen STYGIAN PATH dann eine neue Richtung ein: Stampfende, erhabene Rhythmen, die stark an MANOWAR erinnern, verleihen dem Song eine fast marschierende Wucht, bevor das große Finale mit gewaltigen Gitarrenmelodien und eindringlichem Gesang den Kreis schließt.
Die restlichen Songs des Albums stehen diesen beiden Stücken in nichts nach. STYGIAN PATH beweisen durchgehend ein feines Gespür für Atmosphäre, Abwechslung und ausgefeilte Songstrukturen. Es gibt keine Füller – jeder Track trägt seinen Teil zur epischen Gesamtheit des Albums bei. Auch in der Produktion merkt man, dass hier Profis am Werk waren: Die Aufnahmen klingen druckvoll und klar, ohne dabei überproduziert zu wirken.
Mit „The Lorekeeper“ gelingt STYGIAN PATH ein Album, das sich nicht zu verstecken braucht. Die Mischung aus hymnischen Refrains, epischen Erzählungen und packenden Riffs erinnert an Größen wie IRON MAIDEN, DOOMSWORD und SOLITUDE AETURNUS, ohne dabei wie eine bloße Kopie zu wirken. Wer epischen Heavy Metal liebt, sollte sich dieses Album nicht entgehen lassen – hier bahnt sich etwas Großes an!
IRON ECHO kommen aus Heilbronn, richtig, aus dem "Ländle", und "Forged In Fire" ist ihr Debüt. Da der Fünfer erst seit 2022 besteht, darf ich meine Überraschung über das doch recht ordentliche Langeisen zum Ausdruck bringen. Die neun Nummern sind handwerklich solide und songschreiberisch mit recht hohem Unterhaltungswert. Sänger Johnny Vox macht, bis auf die Auswahl seines Künstlernamens, eine gute Figur, und auch der Rest der Band überzeugt.
Der Opener "Ready To Rumble" hat nahezu Hitqualitäten - eine dynamische Power Metal Nummer mit Gang-Chören und einem packenden Refrain. "Death Dealer" macht uns dann einen auf PRIMAL FEAR, an die ja auch ein wenig das Artwork erinnert. "Sinner" ist ein Groover der alten Solinger ACCEPT-Schule, und auch der Instrumentalteil bei "Streets On Fire" schlägt in eine ähnliche Kerbe. Wobei wir in keiner Weise von einem plumpen Nacheifern sprechen, sondern von Inspiration.
IRON ECHO haben durchaus ein eigenes Antlitz. Power Metal deutscher Prägung mit einfachen, aber anschmiegsamen Melodien, ordentlich Dampf im Kessel, mal langsam, mal schnell und viel Leidenschaft inside. "Forged In Fire" ist ein unerwartet gehaltvolles Debüt, das ich jedem Genre-Fan ans Herz legen kann.
Schweden, VÖLVA, nix Volvo, nix Vulva. Die crustige Black-Metal-Band besteht mit Vittra, Skuld und Hedonistica plus Ruin aus ziemlichen bösen Musik-HexerInnen und widmet sich Themen des satanischen Feminismus sowohl in einem spirituellen, kosmischen Sinn als auch zur Nutzung des freien Willens, des Körpers und der Lust als Gefäße zur Sünde für ein höheres Ziel. Alles klar? Die Musik ist hingegen mehr als nur satanisch reines Schwarzmetall – so wie es das thrash-blackige ,Asmodeus‘ noch vermuten ließe. Denn es geht crustiger zu, flott und nie zu dreckig, aber schon ein bisschen eklig giftig, irgendwie angriffslustig – und nie so dolle, dass das Ganze ins allzu punkiges Chaos abdriftet. Stakkato-Riffs und furztrockene Melodien schaffen sehr dichte Songs wie beim geradezu ohrwurmigen, stampfigen Opener ,The Tower‘. Nach Demo und EP setzt jetzt also das „Desires Profane“-Debüt-Album ein Zeichen gegen das Patriachat der Intoleranz – das ist doppelt (und dreifach) wichtig in diesen so gefährlichen Zeiten, in denen viele Menschen Politik von Musik lösen wollen. Und wenn sich die VÖLVAs dann auch noch den geilen, schweren Doom-Parts öffnen, dann ist alles da – von D-Beat über Black Metal bis hin eben zum Doom. Passt schon. Und ist bedeutend.
PINHEAD ist das neue Projekt von dem finnisch-britischen Multiinstrumentalist, Produzent, Songwriter & Sänger Ilja John Lappin. Der Künstler ist bekannt als Sänger und Bassist der Progressive-/Artcore-Band THE HIRSCH EFFEKT; von da hat er auch gleich das Spiel mit der Atmosphäre mitgebracht. Unter dem Titel „Egomessiah“ veröffentlicht er sein, wenn man so will, Solo-Debüt.
Iljas Gesang pendelt zum Auftakt ("Lapse", "Violetar") meist zwischen Zorn, Verzweiflung und melodiösem Klargesang. Die Songstrukturen sind ambivalent, aber weit weniger herausfordernd als es zu Beginn den Anschein hat. Stürmische und warme Emotionen wechseln mit kühlem Sound und brachialen Riffs. Mit schmissigen Nummern wie "In Recent Times" positioniert sich PINHEAD im Metalcore. Das Programm, heiß und fetzig, zieht sich bis zur Mitte des Albums. Dann wird es zunehmend spannungsvoller und nahezu schillernd unberechenbar.
Es gibt Industrial-Klänge, mit "Counterfate" eine melancholische, sanfte Ballade, die einen Hauch Gothic in sich trägt, mit "Serene Day" ein stilles Piano Intermezzo und mit "Lonefall" eine gefällige Alternative Rock-Nummer. Abschließend präsentiert er mit dem Longtrack "Lesser Lights" großes Artrock/-core-Kino. 12 Songs, 64 Minuten Spielzeit und ja, Ilja John Lappin zieht hier für "Egomessiah" alle Register seines Ego Programms durch, Scheuklappen und Berechenbarkeit gibt es nicht.
PINHEADs Debüt punktet mit Diversität, mit starkem Sound, Details und Umfang der einzelnen Songs, einnehmender Atmosphäre und gefälligen Melodien. Starkes Debüt!
Kann man von einer echten Reunion sprechen, wenn „nur“ der Drummer einer Band zurückkehrt? Im Fall von DREAM THEATER ergibt dies definitiv Sinn, da Mike Portnoy nicht nur einer der Hauptsongwriter der Progkünstler war, sondern für viele Fans auch eine echte Identifikationsfigur darstellt. Portnoy bringt definitiv neuen Schwung in das Bandgefüge von DREAM THEATER und man kann erahnen, dass es der Band einen Heidenspaß gemacht hat, die Scheibe aufzunehmen.
Zu Beginn wird der Hörer etwas hingehalten und es gilt die technische Raffinesse von „In The Arms Of Morpheus“ zu begreifen und abzufeiern. Der fehlende Gesang macht nur noch neugieriger auf die folgenden Songs und die Scheibe wird stilvoll eingeläutet. Mit „Night Terror“ konnten die Prog-Urgesteine bereits punkten und die Vorabsingle vereint alle bekannten Trademarks, welche DREAM THEATER zu dem machen, was sie sind: Ein Garant für eine technisch und musikalische Vollbedienung. „A Broken Man“ hätte auch auf einem Album wie „Images And Words“ punkten können – Sänger James LaBrie beweist eindrucksvoll, dass er noch immer 99 % aller Kollegen in Grund und Boden singen kann. Apropos „Images and Words“ – es ist bestimmt kein Zufall, dass das Coverartwork von „Parasomnia“ viele Querverweise zu dem Alltime-Klassiker vorweist. Ein Mädchen im Schlafkleid, ein Bett und ein markanter Raum lassen Erinnerungen aufkommen, nur dass die Szenerie auf „Parasomnia“ deutlich düsterer ausfällt. „Dead Asleep“ beginnt klassisch, um dann drückenden Gitarren den gewünschten Freiraum zu überlassen, welche dann wieder Platz für typische DREAM THEATER Leadgitarren einräumen. Der Song ist ein Wechselbad der Gefühle, bis LaBrie das Zepter in die Hand nimmt und den Song in eine fast hypnotische Richtung lenkt. Leider ist der Refrain nicht wirklich zwingend und der Song wird deutlich ausgebremst. Egal, denn mit „Bend The Clock“ haben die Jungs ein ganz schweres Geschütz aufgefahren, welches ruhige Töne zulässt, aber trotzdem enormen Druck verbreitet. Richtig gut! DREAM THEATER hatten schon immer ein Faible für lange Songs und mit „The Shadow Man Incident“ bleibt sich die Band treu. In den knapp 20 Minuten lässt es die Band in alle Richtungen krachen und es gibt auch beim x-ten Durchlauf etwas Neues zu entdecken (tolles Piano-Solo im Mittelpart).
DREAM THEATER haben auf „Parasomnia“ zu alter Stärke zurückgefunden und die Reunion hat besonders LaBrie spürbar gutgetan. Die Vocals wirken frischer denn je und der Gesamtsound klingt kompakt und modern. Wer DREAM THEATER in Höchstform erleben möchte, der kommt an „Parasomnia“ nicht vorbei!
Verbrannte Erde: Ritualisierte Selbsttötung aus Österreich.
Du stehst am Rand eines tiefen, nebligen Waldes während der Dämmerung. Die Bäume ragen hoch in den Himmel, ihre Äste scheinen in einem melancholischen Tanz zu verwoben. In der Ferne hörst du das Echo von kraftvollen Gitarrenriffs, die wie ein Sturm über die Landschaft fegen, während sanfte Melodien wie ein sanfter Wind durch die Blätter streichen. Der Klang intensivt sich, als ob der Himmel sich verdunkelt und ein Gewitter aufzieht, während verzweifelte Schreie die Stille durchbrechen. Doch dann, inmitten des Chaos, erscheinen Lichtstrahlen, die durch die Wolken brechen - Hoffnung und Frieden bringen.
Diese musikalische Reise führt dich durch emotionale Höhen und Tiefen, von der Dunkelheit der Verzweiflung bis hin zum Licht, die menschliche Seele zerissen in einem kraftvollen, aber verletzlichen Tanz.
HARAKIRI FOR THE SKY kombiniert Elemente aus Post Black Metal und mit anderen Spielarten wie z.B. Post Hardcore, was zu ihrem charakteristischen Sound führt. Atmosphärische Riffs, emotionale Melodien und eine äußerst intensive, mitunter eindimensionale, vokale Darbietung.
Grob vier Jahre ist die Veröffentlichung von HARAKIRI FOR THE SKY's "Mӕre" nun her, und nun haben die Österreicher die Nachfolge-Scheibe „Scorched Earth“ parat. Nicht zu vergessen ist dabei, dass die Band in der Zwischenzeit ihre ersten beiden Alben komplett neu aufgenommen und mit neuem Anstrich veröffentlicht hat. „Scorched Earth“ ist ein tolles Album, die Songs entwickeln sich dynamisch, mit wechselnden Tempi und Stimmungen, die von melancholischen Passagen bis zu aggressiven Ausbrüchen reichen. Durch einige Gastmusiker kommt mehr Abwechslung auf. Zum Opener „Heal Me“ ist Tim Yatras von AUSTERE als Gast-Sänger an Bord. Es folgen „Keep Me Longing“ und „Without You I’m Just A Sad Song“: das Niveau ist hoch, stimmungsvoll werden Klavier und Streicher eingesetzt. Sänger J.J. schreit sich in seiner markanten Art die Seele aus dem Leib, die Tracks vermitteln Zerrissenheit und Melancholie. Zu „Too Late For Goodbyes“ konte man Serena Cherry (SVALBARD) für sich gewinnen und. Im Bonus-Teil punkten HARAKIRI FOR THE SKY mit dem RADIOHEAD-Cover „Street Spirit (Fade Out)“ mit Klargesang von P.G. von GROZA. Die Produktion ist klasse und strotzt vor Kraft.
Die Erwartungen an das neue Album wurden mehr als erfüllt. „Scorched Earth“ liefert eine feierliche Dynamik und wohltuende Feinfühligkeit ohne lahm oder langatmig zu werden. Dankscheen und Pfiat di!
„Death Metal Munich“ – die Homepage der Band beschreibt genau das, was den Hörer auf den kommenden 43 Minuten erwartet. COMMANDER spielt sich auf „Angstridden“ in einen puren Death-Metal-Rausch und bedienen sich aller „erlaubten“ Stilmittel, die das Genre ausmachen. Ob blastend, mid-tempo oder fies groovend – die Jungs wissen, wie Death Metal im Jahre 2025 gespielt wird. Ich kenne leider die drei Vorgängeralben nicht, aber scheinbar ist die Band schon länger auf dem Markt und hat ihre Hausaufgaben akribisch erledigt. COMMANDER verlassen sich nicht nur auf bekannte Trademarks, sondern streuen hier und da moderne oder unerwartete Schmankerl ein, welche die Musik enorm bereichern. Sei es eine Akustikgitarre, die den Song „Not My War“ einläutet oder filigrane Soli, welche besonders die Musikerpolizei aufhorchen lassen – „Angstridden“ bleibt stets spannend! Auf dem Album lassen sich Einflüsse von Bands wie BOLT THROWER, OBITUARY oder MASSACRA erahnen, aber die Band umgeht geschickt jeden Plagiatsverdacht und kocht ihr eigenen Süppchen. Der letzte Song der Scheibe lässt aufhorchen – innerhalb des 10-Minuten-Epos „No Compulsion To Live“ versucht die Band möglichst viele Stilelemente zu vereinen und macht das über weite Strecken auch ziemlich gut. Leider passt der Song nicht in das brachiale Gesamtkonzept der Scheibe und der eingestreute Klargesang mag nicht wirklich überzeugen. Dies ist aber Meckern auf hohem Niveau und somit kann man den bayrischen Todesmetallern eine gute Scheibe attestieren, welche die Zielgruppe bestens bedient. Für mich gehen vier von fünf Maßkrügen in die Landeshauptstadt.
SARCATOR fallen auf. Erstmal durch den Vater des Sängers Matteo Tervonen – der heißt Marko zupft die Saiten bei THE CROWN und hat seinen Sohnemann auch schon mal live für seine Hauptband mit-shouten lassen. Zweitens durch die Wahl es Namens, denn aus Metal Militia wurde 2018 SARCATOR. Und das ist ist ein Portmanteau aus Sarcofago und Kreator. Der Sohn des gekrönten Schweden genoss also eine feine musikalische Sehr-Früherziehung. Nunmehr ist er 19 Jahre jung, krakelt wild und aggressiv und irgendwie da, wo der Papa auch mitmischt: Harter Thrash mit ein bisschen Death und mehr Black steht auf dem Programm. Die Bande spielt ihre Chose mit viel Verve, es wirkt jugendlich frisch, echt wütend und klingt doch gut produziert, aber eben nicht drüber. Mit dem bereits dritten vollen Album „Swarming Angels & Flies“ beweisen die Jungs aber auch, dass sie nicht nur dolle auffn Kopp können, denn sie besorgen es dir auch mal schöööön langsam und melodiös – wie mit „The Deep Ends“ , akustisch-groovy mit “Where The Void Begins“ und sogar instrumental mit „Closure“. Letzteres ist aber mitnichten das abschließende Stück, denn dort steht „Unto Sepulchres“ wie ein Monument, das alle Stärken von Musik und Stilrichtung vereint und klingt wie eine junge Version von Nerocphobic. Und so fallen SARCATOR mit einem Fakt mehr auf: mit guter Musik.