Ginge man die Sache sarkastisch an, könnte man behaupten, dass die 1976 von Lead-Gitarrist Brian Tatler gegründeten DIAMOND HEAD zwar die New Wave Of British Heavy Metal (NWOBHM) mit befeuert haben, ansonsten aber schon seit Jahrzehnten kein Hahn mehr nach ihnen krähen würde, hätten nicht METALLICA im Jahr 1984 den Hit „Am I Evil“ auf ihrer „Creeping Death“-Single gecovert.
Da ist es natürlich nicht verwunderlich, dass die Diamantenköpfe ihr tatsächlich grandioses Debütalbum „Lightning To The Nations“ (das auch als „The White Album“ bekannt ist - nähere Infos dazu finden sich in den ausführlichen, zehnseitigen Liner Notes im Booklet der vorliegenden Wiederveröffentlichung, das zudem sämtliche Songtexte enthält) oft und gerne in jeglicher Form verwursten, zuletzt in einer kompletten Neueinspielung von 2020. Nun legt die immer noch sehr gefragte und auch heute noch ansprechende Truppe so etwas wie einen ultimativen Re-Release des ursprünglichen Albums vor, der es auf 100 Minuten Spielzeit bringt und neben dem Originalalbum auch alternative „Lost Original Mixes“ der ersten fünf Songs der Scheibe sowie sieben Bonustracks enthält, die allesamt von den Singles „Sweet & Innocent“ (1980), „Shoot Out The Lights“ (1980), „Waited Too Long“ (1981) sowie der EP „Diamond Lights“ (1981) stammen. Während Letztere das remasterte Album adäquat ergänzen und, auch wenn sie qualitativ etwas abfallen („Diamond Lights“ etwa hat schon gehöriges Nervpotential!), diese Wiederveröffentlichung zumindest in historischer Hinsicht bereichern, sind die eher demohaften „Lost Original Mixes“ problemlos verzichtbar und allerhöchstens für DIAMOND HEAD-Komplettisten interessant, da sie zuvor unveröffentlicht waren.
Als Fazit kann man sagen, dass hier tatsächlich ein „Lightning To The Nations“-Allround-Paket geschnürt wurde, dessen Cover-Artwork zwar zu wünschen übrig lässt, das musikalisch aber alles bietet, was man zu diesem Meilenstein liefern kann. Ob man jedoch ein weiteres Mal zugreifen muss, wenn man frühere Versionen der entsprechenden Veröffentlichungen besitzt, liegt wie immer im Ohr des Zuhörers.
Langeweile fördert ja bekanntlich Kreativität. Im Falle von RAGE kann man das getrost unterschreiben. Im Januar 2020 erschien “Wings of Rage“ und im September 2021 folgte auf dem Fuße “Resurrection Day“, beides Bock-starke Scheiben. Vom letzten Album waren dann auch noch ein paar Stücke über, die wir jetzt als Appetizer für die bevorstehende Tour mit BRAINSTORM (siehe unten) in Form einer EP kredenzt bekommen.
Das Ding enthält drei neue Nummern. “To Live And To Die“ wurde im August bereits als Single und Video veröffentlicht und wird in Rage-Manier so richtig nach vorne geprügelt. Die anderen beiden Tracks sind mit etwas feinerer Nadel gestrickt. Das triolisch angelegte Titelstück ist ein typischer Ragesong zum Mitgrölen, der überdies mit exzellenten Gitarren punktet. Nummer drei ist eine Powergranate mit ansprechenden Melodiebögen. Auch hier wissen sich die Gitarristen erneut prima in Szene zu setzen
Abgerundet wird die EP mit drei Bonustracks, die sich ebenfalls hören lassen. “A New Land“ aus dem letzten Longplayer gefällt mir als akustische Version (mit elektrischem Gitarrensolo) außerordentlich gut. “The Price Of War 2.0“ ursprünglich auf “Black in Mind“, dürften viele schon kennen, da man damit vor einigen Monaten die NEUEN an den Klampfen per Video vorgestellt hat. Last but not least gibt’s dann noch eine Nummer vom Live-Stream aus der Balver Höhle “Straight To Hell“.
Das Cover-Artwork stammt im Übrigen von Karim König, der u.a. bereits “The Devil Strikes Back“ und “Seasons Of The Black“ designt hat.
Im Jahre 2018 rockten TORCH das Sweden Rock, und dieses Heimspiel wurde dieser Tage als amtliches Live-Album veröffentlicht. Ich falle gleich mit der Tür und meinem Hauptkritikpunkt ins Haus: Ich verstehe, warum man sein Live-Album bei einem großen Festival mitschneidet (größeres Publikum, bestehende technische Infrastruktur, etc.). Wenn man aber nicht gerade METALLICA oder IRON MAIDEN ist, dann hat man in der Regel nicht die Möglichkeit, ein zweistündiges Set zu bieten, und so kredenzen uns auch TORCH für ein Live-Album recht magere 42 Minuten. Die wiederum haben es allerdings in sich. Der Sound ist fett, aber natürlich, das Publikum ist gut wahrnehmbar vorhanden, und Dan Dark ist vortrefflich bei Stimme und pusht seine Jungs zu einer starken Energieleistung voran. Und genau das macht den Reiz von „Live Fire“ aus. Die Songs kommen mit einer Wucht aus den Boxen, die die Studioalben deutlich übertrifft.
Der etwas ACCEPT-lastige Midtempo-Heavy Metal verfehlt seine Wirkung nicht, und die starken, eingängigen - aber nicht platten - Refrains animieren zum Mitgrölen. Da das Comeback-Werk „Reignited“ zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht veröffentlich war, befindet sich mit „Feed The Flame“ nur ein neuer Song auf „Live Fire“. Dieser passt aber nicht nur ins Gesamtbild, sondern stellt für mich sogar ein kleines Highlight dar. Der Rest ist schwedische Stahlhistorie par excellence. „Mercenary“, „Electrikiss“ oder „Warlock“ sollte man als Freund klassischer Metal-Klänge durchaus kennen. Und TORCH hatten schon 1984 einen Song namens „Thunderstruck“. „Live Fire“ eignet sich sowohl als sinnvolle Ergänzung der Sammlung eines jeden TORCH-Fans als auch als Pseudo-Best-Of für Neueinsteiger. Starkes Ding.
Nach den alten Klassikern „Gates To Purgatory“, „Branded And Exiled“, „Under Jolly Roger“, „Port Royal“ und „Death Or Glory“, sowie den späteren Werken „Blazon Stone“, „Pile Of Skulls“, „Black Hand Inn“ und „Masquerade“, erscheint dieser Tage, mit rund fünfjähriger Verspätung, auch der saustarke Live-Mitschnitt „Ready For Boarding“ aus dem Jahr 1988, der eine Show vom November 1987 in München enthält und auf der „Under Jolly Roger“-Tour mitgeschnitten wurde. Neben frühen Großartigkeiten wie „Ghengis Khan“, „Raise Your Fist“, „Diabolic Force“, „Adrian (S.O.S.)“ oder „Prisoner Of Our Time“ wird auf einen der größten Bandhits überhaupt, „Chains And Leather“, verzichtet, dafür finden sich mit dem Intro „Hymn Of Long John Silver“ und dem bereits 1980 entstandenen und bis heute auf keiner offiziellen RUNNING WILD-Studioveröffentlichung vertretenen „Purgatory“ zwei bis dato unveröffentlichte Stücke, die „Ready For Boarding“ nicht nur damals zur adäquaten Ergänzung der Diskografie machen. Egal, wie man generell zu Live-Alben stehen mag; hier ist eine - auch soundtechnisch - fantastisch aufspielende Band (neben Rock ´n´ Rolf sind Jens Becker am Bass, Stefan Schwarzmann am Schlagzeug und Michael Kupper alias Majk Moti an der zweiten Axt zu hören) mit aus heutiger Sicht ausschließlich Klassikern zu hören!
Der vorliegende Re-Release von Noise Records im Digipak kommt leider ohne Bonustracks daher, dafür gibt es ein achtseitiges Booklet mit Linernotes zu jedem Song sowie zahlreichen alten Fotos. Außerdem beinhaltet das Package eine Bonus-DVD mit einer Show von der „Death Or Glory“-Tour vom Oktober 1989, aufgezeichnet in Düsseldorf. Die ebenfalls zehn Songs umfassende Show bietet bis auf „Raw Ride“ und „Prisonder Of Our Time“ eine gänzlich andere Setlist („Riding The Storm“ ist immer noch einer der besten Opener aller Zeiten!) und liegt qualitativ auf gutem Bootleg-Niveau. Als separates Produkt wäre diese DVD indiskutabel, aber als Ergänzung zu „Ready For Boarding“ ist sie wirklich top. So ist diese Wiederveröffentlichung auch für Fans geeignet, die das Originalwerk bereits im Regal stehen haben.
Nach den alten Klassikern „Gates To Purgatory“, „Branded And Exiled“, „Under Jolly Roger“, „Port Royal“ und „Death Or Glory“, sowie den späteren Werken „Blazon Stone“, „Pile Of Skulls“, „Black Hand Inn“ und „Masquerade“, erscheint dieser Tage, mit rund fünfjähriger Verspätung, auch die ursprünglich im Jahr 1991 erschienene „Best-Of“ der oben genannten ersten drei Alben plus der vorausgegangenen EP „Victim Of States Power“. Nun war diese Compilation keine simple Zusammenstellung der Plattenfirma, wie man sie von jeder größeren Band findet, sondern eine Neueinspielung alter Songs im damals aktuellen „Blazon Stone“-Line-Up mit Rock´n´Rolf, Jens Becker, Rüdiger Dreffein alias AC und Axel Kohlmorgen alias Axel Morgan. Ob es diese Zusammenstellung – damals wie heute - wirklich gebraucht hat, muss natürlich jeder Fan für sich selbst entscheiden, aber ähnlich wie anno 2000 der großartige „Blast From The Past“-Ausflug der Hanseaten GAMMA RAY, bietet „The First Years Of Piracy“ einen guten Eindruck, wie betagte, relativ rohe Songs in neuem, zeitgemäßem Gewand klingen können. Und RUNNING WILD-Neueinsteiger machen hier gar nix falsch, denn was Herr Kasparek und seine Crew in Form von „Under Jolly Roger“, „Soldiers Of Hell“, „Walpurgis Night“, „Marching To Die“ oder „Prisoner Of Our Time“ abliefern, thront, egal, ob neu eingespielt, in Urform oder auf dem Waschbrett geblasen, Universen über späteren Rolf-Solo-Eskapaden mit „Studiogehilfe“ Angelo Sasso….
Der vorliegende Re-Release von Noise Records im Digipak kommt leider ohne Bonustracks daher, dafür gibt es immerhin ein zwölfseitiges Booklet mit allen Songtexten und zahlreichen alten Fotos.
FOZZY bieten auch auf ihrem neuen Album „Boombox“ massenkompatiblen US-Radio-Metal mit viel Melodie und tollem Gesang - die stimmlichen Ähnlichkeiten des ehemaligen Wrestlers Chris Jericho zum guten OZZY kann FOZZY nicht verleugnen. Am besten ist dies nachzuvollziehen am Album-Highlight „Purifier“, das sich auch auf jedem der letzten Alben des Madman gut gemacht hätte. Als Hinhörer seien noch die gute Halbballade „Army Of One“, die beiden bereits bekannten Singles „Sane“ (harter Opener, zu dem Chris auch in den Ring steigen könnte) und „Nowhere To Run“ (Pop-Rock der besseren Sorte) oder das mit starken Riffs punktende „Omen“ genannt. Das FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD-Cover „Relax” bleibt bis auf hart unterlegte Gitarren am Original - da kann man nicht viel falsch machen. Das neue Album kommt so als gelungene Mixtur aus SHINEDOWN und FIVE FINGER DEATH PUNCH daher und dürfte in den Staaten abgehen wie Omas Katze beim Milchausschank. Nicht richtig hart, aber eingängig und gut.
Die US-Boys LORDS OF THE TRIDENT existieren seit 2005 und veröffentlichen mit "The Offering" Album Nummer sieben. Das Quintett bietet auf dem Longplayer Power Metal der Marke OMEN, DRAGONFORCE, frühe BLIND GUARDIAN und POWERWOLF. Letztgenannte finden auch Erwähnung, da die Stimme von Fang VonWrathenstein Ähnlichkeit zu Attila Dorn (POWERWOLF) aufweist.
Die Herren des Dreizacks treten ordentlich auf's Gaspedal, halten dabei aber immer Kontakt zum Song und seiner Erzählung. Gerade die oft episch anmutenden Refrains thronen in den Nummern und adeln den zuweilen dynamischen, druckvoll vorgetragenen Metal. "Legend", zu Beginn hart marschierend, wird im Songkern mit Chor kämpferisch, heroisch und festlich. "Carry The Weight" bietet einen hingebungsvoll vorgetragenen, wehmütigen Kern, der mich an frühe OMEN denken lässt, und allein dieser Vergleich darf als Auszeichnung verstanden werden. Auch handwerklich weiß der Longplayer zu gefallen. Die Rhythmusfraktion bildet das Rückgrat und gibt das Tempo vor, während die Gitarre ebenso wie der Gesang Tiefe und viel Gefühl in die Songs transportieren. Das abschließende, dunkel getragene "Heart Of Ashes" ist dramatisch schön und eine Metalhymne zum Niederknien.
Ein Album, das große Refrains und Melodien bietet, intensiv und leidenschaftlich ist, gleichwohl immer heavy bleibt und von Anfang bis Ende seine Qualität hält. LORDS OF THE TRIDENT blenden mit blankgeputztem Stahl die Augen ihrer Feinde und sollten auf den zukünftigen Schlachtfeldern der Metal Heroen gefürchtet und geehrt werden.
Endlich gibt es neues Futter für alle Fans des gepflegten Heavy Metals – EVIL INVADERS zeigen auch nach fünf Jahren, dass sie nichts verlernt haben. „Shattering Reflection“ präsentiert die Band in Hochform, und Fans von METAL CHURCH, JUDAS PRIEST und RAZOR können schon jetzt die Geldbörse zücken. EVIL INVADERS agieren zwar noch teilweise in Speed Metal-Gefilden, aber nehmen sich geschwindigkeitstechnisch auch immer öfter zurück, was ihnen gut zu Gesicht steht. Ein Song wie „In Deepest Black“ erinnert an Großtaten von METAL CHURCH und ist einfach nur eine kraftvolle Metal-Hymne, die man einfach mögen muss.
„Eternal Darkness“ peitscht das Album nach vorne, aber es wird nie der rote Faden verloren, und somit fühlt sich der Hörer bestens abgeholt. Besonders der gute Sound betont die melodische Ausrichtung des Albums und macht so manches technische Schmankerl gut hörbar. „Shattering Reflections“ nimmt den Hörer mit auf eine Berg- und Talfahrt, was besonders die unterschiedlichen Geschwindigkeiten angeht. „Hissing In Crescendo“ hätte auch auf dem Vorgängeralbum stehen können und macht Druck ohne Ende. Besonders dieses Wechselbad der Geschwindigkeiten und Gefühle macht die Platte spannend, und man ist beim ersten Durchlauf immer wieder von den Kehrtwendungen überrascht. EVIL INVADERS zeigen auf „Shatterng Reflection“, dass man als Metal-Band nicht nur Vollgas geben muss, sondern gleichzeitig auch eine erschreckende Hitdichte vorweisen kann - dies kann wahrlich nicht jede Speed Metal-Kapelle von sich behaupten. Ok, mit einem Sänger wie Joe sind Hits sowieso vorprogrammiert - der Junge kann von hart bis zart wirklich alles bedienen, und langsam ebnet sich der Weg zum Metal-Olymp. Tolle gesangliche Leistung!
Fasst man zusammen, so agieren die EVIL INVADERS auf dem Album zielgerichteter, reifer und ein klein wenig angepasster als auf dem Vorgängeralbum, welches noch einige Filler verzeichnen konnte. Diese sind auf dem neuen Werk Fehlanzeige, und somit kann ich nur jedem Metal-Fan ans Herz legen, „Shattering Reflections“ anzutesten. Guter Stoff!
Die Initiierung zum Bandnamen KEOPS kam von keinem Geringeren als den Godfathers of Heavy Metal selbst. IRON MAIDENs Album "Powerslave" ist der Grund, warum die kroatische Band sich nach der ältesten und größten Pyramide von Gizeh benannt hat. Somit ist es auch keine Überraschung, dass das Genre, dem sie frönen, Heavy Metal der klassischen Art ist. Aber mitnichten sind KEOPS eine MAIDEN-Kopie, die fünf Südländer bieten schon ihre eigene Version von Power Metal an.
"Keops", der Album-Opener, groovt düster, zum Teil thrashig hart, mit symphonischen Elementen angereichert, aus dem Startblock. Im Refrain offenbart er eine gefällige Melodie, die zum dunklen Grundgerüst einen spannenden Kontrast bildet. Diese erste Nummer beeindruckt in ihrer Komplexität und weckt die Aufmerksamkeit für den Rest. Der Gesang von Sänger Zvonimir Spacapan ist kräftig und facettenreich, seine Stimme kann sowohl düster als auch schrill ("Road To Perdition") klingen oder bei dem im Vergleich eher milden, klassischen Rocker "Restless Wave" ausgewogen und hoch melodiös. KEOPS bieten, gerade in der ersten Hälfte, viel Abwechslung, die Präsentation ist handwerklich ansprechend. Gegen Ende des Longplayers werden die Songs etwas eintöniger ("Inside My Head"), behalten ihren düsteren Grundton, bieten aber zu wenig Finesse. Das unterhaltsame, sowohl spannende als auch mitreißende "Trauma" kann hier gegen Ende noch mal ein Ausrufezeichen setzen.
Alles in allem ist KEOPS mit "Road To Perdition" ein gutes Album gelungen, das abwechslungsreich und teilweise auch ambitioniert und durchdacht wirkt. Nicht alle Nummern halten den Anspruch, den der Opener oder auch der starke Titelsong verheißen. Fans des Genres werden hier aber nicht enttäuscht.
Die Franzosen brachten 1986 eine LP heraus, 1988 folgte die Live-LP "Popeye Le Road", angereichert mit KILLERS-Songs. KILLERS, das ist die Band, aus der TITAN entstanden. Danach war Sense! Beide Bands sorgten 2018 für einen historischen Moment, als sie gemeinsam auf der Bühne des "Festival Metal" in Vouziers standen. Und wie groß war die Freude, als sie mit "La Rage Et La Haine" einen neuen Song spielten. Aber: Es schien keine echte Hymne zu sein wie die "Originale von damals", der Song wirkte so abgeklärt, so wenig wild, so anders als 1986. Was wohl aber in der Natur der Sache liegt, ist ja schon ein Momentchen her. Und so waren die Erwartungen an das angekündigte Comeback-Album gar nicht so groß. Und auch beim ersten Hören wollte sich nicht die große Begeisterung einstellen. Sänger Patrice Le Calvez, weithin als französischer Udo Dirkschneider schubladisiert, singt kontrolliert, die Produktion ist modern, es ist alles so anders als früher. Aber mit der Zeit wächst das Album enorm. Natürlich gibt es die ACCEPT-Momente ("Resurrection"!!!), sowohl stimmlich als auch gitarrentechnisch. Viele Song-Einstiege erinnern an große Zeiten der deutschen Metaller, aber was TITAN daraus machen, ist enorm. Nimm "Les Fous Des Dieu", das sich vom "acceptablen" Lied zum Mega-Rocksong entwickelt. Hier trauen sich TITAN sogar, sich vor der größten französischen Band TRUST zu verneigen, ohne, dass es irgendwie peinlich wirkt. Oder "Mourir Ailleurs" – da schreit Le Calvez wie weiland im baskischen Jugendzentrum, und der Song hat den absolut coolen Refrain-Touch und Mega-Melodien. Ebenso "Liberté". Und wie geil der Sound ist! Mit "Palingenesia" haben die baskischen Franzosen ein Album vorgelegt, das sich hinter den großen Alben von METAL CHURCH nicht verstecken muss – hört mal "No More Gods". Und wie fett ist plötzlich "Rage Et Haine"? Dank solcher Bands wie ADX, SORTILÈGE, KILLERS und eben TITAN rollt die Welle mächtig, die französische Metal-Szene hat ihre Doppelherzen zurück: NWOFHM! Die "Heavy Metal Kids", die Hardos von einst sind zurück. Als erwachsene Männer!