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Carpe Diem

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Das 2022er-Album von SAXON - immerhin das 23. Studioalbum der britischen Metal-Institution - hat das Zeug, nach den vielen guten Alben der letzten Jahre ein noch besseres zu werden. Die zehn Songs auf „Carpe Diem“ haben Power, wenig Schnörkel und kommen sowas von auf den NWOBHM-Punkt, dass es einem die Tränen der Freude in die Augen treibt - wenn man nicht grade mit Wippen und Bangen beschäftigt ist. Das altvordere Quintett um die unkaputtbare Frontsirene Biff Byford zelebriert dabei hier seinen ureigenen Sound - experimentieren können die anderen. Meine beiden persönlichen Highlights sind dabei aber keine der flotten Banger; sondern das epische, „Crusader“-mäßige „The Pilgrimage“ und der düstere Midtempo-Track „Lady In Gray“. Wuchtige Instrumentalisierung und Biffs Gesang erzeugen hier eine Gänsehautatmosphäre. Als Anspieltipps im SAXON-Heavy-Metal-Pur-Kosmos seien die ins Ohr gehende Single „Remember The Fallen“ und der doublebassige Headbanger „Super Nova“ genannt. Wobei hier ein Jedweder wohl andere Faves haben dürfte - Ausfälle hat das Album nicht zu bieten. Also - „Nutze Den Tag“ - „Carpe Diem“ - SAXON liefern Anno 2022 genau den richtigen Stoff dazu. Echt gutes Album.

 

Carpe Diem


Cover - Carpe Diem Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 44:21 ()
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We Set The World On Fire

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Wenn wir mal ehrlich sein wollen, weiß geschminkte Gesichter mit schwarzen Kontrasten sind auch 2022 im Rockbusiness nicht originell. Und da wir schon aufrichtig unterwegs sind, die Musik von FREAKS AND CLOWNS ist es leider auch nicht wirklich. Aber wer auf straighten Power Metal der Marke ACCEPT, angereichert mit einer Prise alten METAL CHURCH steht, wird bei "We Set The World On Fire" trotzdem auf seine Kosten kommen.

Sänger Chrille Wahlgren klingt wie eine Kreuzung aus "uns" Udo Dirkschneider und dem seligen David Wayne. Und auch das Songwriting bedient sich hin und wieder an den "Vorbildern". Man nehme nur mal den Titelsong und höre dazu METAL CHURCHs "Start The Fire" oder ACCEPTs "Sceaming for Love Bite" und dazu "Sceam Until you Like it". Allerdings kann man den Schweden dabei weder fehlende Leidenschaft noch handwerkliches Können absprechen. Und zugegeben, ein Song wie das melodiöse "When Evils Got A Hold on You" macht einfach Laune und weckt mit seiner mitreißenden Energie die Lebensgeister. Somit sind hier, bei Album Nr. 3, wie in den Gesichtern der Clowns, helle und dunkle Stellen zu finden. Was dabei überwiegt, bleibt wohl individuelle Geschmackssache.

 

We Set The World On Fire


Cover - We Set The World On Fire Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 56:39 ()
Label:
Vertrieb:
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Crime And Punishment (Picture Disc)

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„10 Years Of Crime And Punishment”: STORMHUNTER feiern den zehnten Geburtstag der gleichnamigen Scheibe, die damals bei Emanes herauskam, einem rührigen französischen Label, wo auch HÜRLEMENT die ersten Schritte machten. Die Balinger leben auch stilistisch nicht in der Gegenwart – denn sie servieren gekonnt Speed Metal der alten Schule. Man höre „CondemnedStranger“, das wie ein ehrenwertes RUNNING WILD-Stück beginnt, um dann in eine HELLOWEEN-eske Baller-Attacke zu münden. Und wie geil ist „Knights Of Metal“, das auf lauter Zitaten großer Metal-Alben basiert (und in der Auflage von 2011 noch „Knight Of Metal Part I“ hieß) - absolut geil. Das ganze Album bedeutet Volldampf! Das doppelte Bassdrum-Gewitter treibt die Scheibe der Jäger sowas von souverän durch den Sturm, dass der alte Mann an der Tastatur sofort seinen Jogger auszieht und die viel zu kleine Kutte sucht (oder zumindest `ne Büchse Bier zischt). Wer STORMHUNTER hört, der weiß sofort, warum RUNNING WILD und HELLOWEEN heute so scheiße sind. Es braucht also keinen aus- oder eingebildeten Supersänger, und besser als Rolf macht Kollege Urschler (auch BITTERNESS) das sowieso. Und wer will eine Herde Altherrenwitz-Comedians sehen, wenn ein paar echte Metaller reichen, um diesen geilen altmodischen Speed authentisch in die Rillen zu drücken?! Und sie können auch langsamer, wie das galoppierend-hymnische „The Unholy Seed“ beweist. Oder das abwechslungsreiche Titelstück! Dass das Album als wundersupertotalgeilhübschritterliche Picture-LP (300 Stück) kommt, macht die Chose nur noch charmanter. Und Herr Brandes von den Iguana-Studios hat den Sound für Vinyl remastert. Klingt dufte, zeitgemäß, aber nicht modern. Gibt’s hier. Hammer. Und: Macht mal was neues Altes!

 

Crime And Punishment (Picture Disc)


Cover - Crime And Punishment (Picture Disc) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 46:52 ()
Label:
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Blood On Blood

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Was soll man denn zu einer neuen RUNNING WILD noch groß schreiben? Dass Rolf unbeirrbar seinen Weg geht? Weiß man. Dass Veränderungen eher im Detail stattfinden? Auch keine Überraschung. Dass es sich trotzdem nicht mehr anhört wie 1989? Natürlich! Dass sich am Sound wieder einmal die Geister scheiden werden? Geschenkt.

Trotzdem ist jeder gespannt wie ein Flitzebogen, und das zeigt, welche Relevanz RUNNING WILD auch 2021 noch haben. Natürlich ist es Kokolores, wenn Rolf den Status seiner Band mit GUNS N‘ ROSES oder METALLICA vergleicht. Auch kann man beim besten Willen nicht sagen, dass „Blood On Blood“ das beste Album im umfangreichen Oeuvre der Hamburger Freibeuter ist. Was man hingegen nachvollziehen kann, wenn Rolf von einem seiner abwechslungsreichsten Alben spricht.

Arbeiten wir uns mal von unten nach oben durch das Album durch: „Say Your Prayers“ und „Wild & Free“ sind ziemlich unspektakuläre Rocker, die zwar nicht weh tun, aber vermutlich ist Rolf in der Lage, solche Songs in fünf Minuten zu komponieren. Versteht mich nicht falsch, das hat natürlich alles Hand und Fuß, wurde in der Vergangenheit aber schon viel besser vom Chef selbst gebracht. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch „Wings Of Fire“. Aber da ist dann etwas mehr Dampf unterm Kessel, und schon macht das Ganze bedeutend mehr Laune. Der Chorus könnte live schon gut abgehen. Auch „Wild, Wild Nights“ wildert in der „Lonewolf“ / „Raw Ride“-Kiste, verbindet das aber mit einem partykompatiblen Chorus. Kann man machen. Der große Ausreißer heißt auf diesem Album „One Night, One Day“: Ich bin ehrlich unschlüssig, ob ich das Stück geil oder Käse finden soll. Ich steh‘ ja auf Kitsch, und mit irisch angehauchten Melodien hat man mich auch meistens an der Kette, ist aber halt auch sehr schunkelig. Nichtsdestotrotz gibt es zur Freude des Autors auch eine ganze Handvoll Songs ohne großes „Aber“. Angefangen beim treibenden Opener „Blood On Blood“ über „Diamonds & Pearls“, welches einem Speedsong näher kommt als alles seit „Libertalia“, dem pumpenden und schon bekannten „Crossing The Blades“ hin zum „Black Hand Inn“-Prequel „The Shellback“. Selbiges ist zwar auch recht entspannt ausgefallen, begeistert aber dennoch mit den unvergleichlichen Melodien und einem erhabenen Chorus. Bleibt noch der episch lange Abschluss mit „The Iron Times (1618-1648)“. Diesen kann man auch als gelungen bezeichnen, und er reiht sich irgendwo zwischen „War & Peace“ und „The Ghost“ in die RUNNING WILD-Historie ein.

Im Endeffekt sehe ich „Blood On Blood“ auf Augenhöhe mit dem Vorgänger „Rapid Foray“, was „Blood On Blood“ zu einem weiteren guten Album macht. Aber auch in 20 Jahren wird man, wenn es um die großen RUNNING WILD-Klassiker geht, andere Alben nennen.

 

Blood On Blood


Cover - Blood On Blood Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 56:10 ()
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Alchemy Of Souls Part II

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Die Bäume wachsen auch für die LORDS OF BLACK nicht in den Himmel. Dachte ich doch, nach dem Debüt und dem großartigen Nachfolger wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die Band um Gesangsstar Ronnie Romero an der Spitze des Genres ankommt, so muss ich heute konstatieren, dass dem nicht so ist. Eine doch relativ durchschnittliche dritte Platte und der kurzzeitige Weggang des chilenischen Vokalisten bremsten diesen Schwung ab. Jetzt veröffentlichen die spanischen Power Metaller den zweiten Teil des gelungenen "Comebacks", "Alchemy Of Souls Part II", und wir dürfen uns erneut die Frage stellen, wohin geht die Reise? Ist dieses Werk das ersehnte Referenz-Album, welches LORDS OF BLACK nun endlich zum Festival-Headliner macht?

Vorweg - das Artwork ist nicht überragend oder besonders verkaufsfördernd. Aber das ist verkraftbar, auch weil "Alchemy Of Souls Part II" dagegen inhaltlich wirklich gelungen ist. Der Spagat zwischen klassischem (Power-) Metal der Marke DIO oder ARMORED SAINT und modernen Einflüssen gelingt spielerisch. Im hymnischen "What's Become Of Us" thront eine emotionale Melodie über der Nummer; diese wird aber mit einem recht hektischen, kühlen Schlagzeug und düsteren, modernen Sounds flankiert. So wirkt dieser Track auf der einen Seite vertraut, warm und anschmiegsam und strahlt andererseits unterschwellig eine gewisse modische Kühle aus. Dieses Zusammenspiel ist anregend und liefert ein Quantum Innovation in das Genre - stark! Tony Hernandos Gitarrenarbeit schwankt zwischen gefühlvoll und beißend und wird von mir bewusst vor der wie immer überzeugenden, leidenschaftlichen Leistung von Ronnie Romero erwähnt. "Bound To You" nimmt den modern-contra-klassisch-Faden erneut auf; hier werden nahezu RAMMSTEIN-artige Industrial-Keybordsounds mit eingewoben. Aber niemals bekommen diese Elemente die Oberhand. "Alchemy Of Souls Part II" ist Power Metal par excellence. "Before That Time Can Come" ist eine pathetische, sich aufrichtende Nummer, die mit purer Kraft und Ausdruck punktet. "In A Different Light" ist bedrohlich, düster und doch enorm dynamisch und in seinen 5,5 Minuten ein kurzweiliger Wechselbalg an Song. Vielleicht ist das Album etwas zu lang geraten; 13 Songs und über eine Stunde Spielzeit sind eine Menge Material, aber - und auch das spricht für den Longplayer - Totalausfälle sind nicht zu finden.

Nun, ist das fünfte LORDS OF BLACK-Album das Überwerk, das den Anschluss an die Spitze rechtfertigt? Es ist auf Augenhöhe mit dem furiosen Bandbeginn, und es ist das reifste und ambitionierteste Werk der Spanier. Es liefert wirklich ein Stück weit Innovation in das recht angestaubte Power Metal-Genre. Aber es zählen eben oft auch andere, nicht künstlerische Faktoren, die zum Durchbruch und Welterfolg führen. Ob das ohne Wolfsmaskerade, Kunststoffpanzer oder Mitra in 2021 funktionieren kann, diese Frage wäre zu beantworten. Ich kann es nicht, meine aber, das Album rechtfertigt gleichwertigen Erfolg.

 

Alchemy Of Souls Part II


Cover - Alchemy Of Souls Part II Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 66:13 ()
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Rage Of Fire - Vinyl

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Ende September erschien das bereits im Jahre 2006 auf CD veröffentlichte Soloalbum REDKEY-"Rage Of Fire" von Sänger und Produzent Thomas Rettke (ex STEELTOWER, ex HEAVEN GATE) nun auch auf Vinyl. Die seinerzeit veröffentlichte CD bekam durchaus gute Kritiken, blieb aber doch unter dem Radar vieler potenzieller Hörer. Da Metalinside mit diesem feinen Schmankerl bemustert wurde und wir das Teil angemessen rezensieren wollen, habe ich mir unseren Underground-Fachmann Fabian Zeitlinger zur Unterstützung geholt, der selbstverständlich das Album seit Erscheinen in 2006 sein Eigen nennt.

CD Review Fabi:

Nachdem 1999 bei den Wolfsburgern HEAVEN'S GATE die Energie 'raus war (ironischerweise lief deren Schwanengesang unter dem Titel "Menergy"), wurde es um einen Großteil der Band still. Einzig Gitarrist Sascha Paeth war als Produzent (u.a. KAMELOT, RHAPSODY) und als essentielles Mitglied von AVANTASIA in allem Munde. 2003 tauchten Paeth, Sänger Thomas Rettke und Bassist Robert Hunecke-Rizzo bei der Metal Oper AINA wieder auf. Es sollte aber noch weitere 3 Jahre dauern bis Rettke und Paeth wieder gemeinsame Sache machen sollten. Unter dem Banner REDKEY (= Rettke) erschien das erste Soloalbum des stimmgewaltigen Sängers. 2006 lief das Album leider bei vielen unter dem Radar. Fast 15 Jahre später gibt es nun eine zweite Chance. Erstmalig auch auf Vinyl. Wenn man mal vom ANGEL Cover "The Fortune" absieht., tritt Rettke hier als alleiniger Songwriter auf. Und er macht seine Sache ziemlich gut. Mit dem melodischen Teutonen Metal von HEAVEN'S GATE haben REDKEY indes weniger zu tun und man präsentiert sich härter und düsterer. Man kann Rettkes Vorliebe für knackigen US Metal der Marke VICIOUS RUMORS oder METAL CHURCH durchaus erkennen. Das ganze bekommt dann noch einen etwas modernernen Anstrich verpasst. In etwar vergleichbar mit dem was Geoff Thorpe und seine Mannen auf "Word Of Mouth" gemacht haben. Neben der massiven Gitarrenwand und den treibenden Drums überzeugt vor allem der Gesang des Meisters. Kraftvoll, angeraut und doch melodiös und mit viel Wiedererkennungswert ausgestattet wertet er "Rage Of Fire" nochmal deutlich auf. Mit "Rage Of Fire" ist Thomas Rettke ein klischeefreies, hartes und immer noch zeitgemäßes Heavy Metal Album gelungen, welches ein Mehr an Aufmerksamkeit verdient hat. Und auch wenn er mich für den folgenden Satz vermutlich hasst: Ich würde mich sehr freuen, wenn da noch mal was neues kommt. (Text: Fabian Zeitlinger)

Nun noch einige abschließende Worte zum Vinyl. Das Teil liegt in ansprechendem, grau-roten Splatter-Vinyl beim Händler. Die Verarbeitung des Vinyls ist makellos, und der Klang ist transparent, warm und unaufdringlich. Das Inner-Sleeve (ungefüttert) ist mit Bild und allen Texten bedruckt. Ich kann Fabi nur beipflichten: das Werk klingt auch 2021 noch überraschend zeitgemäß und modern. Ich wünsche dieser rundum (mit Ausnahme des Artworks) starken Veröffentlichung dieses Mal mehr Resonanz - verdient hat es REDKEY- "Rage of Fire".

 

Rage Of Fire - Vinyl


Cover - Rage Of Fire - Vinyl Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 51:33 ()
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Knife

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Manchmal liegt unser Magazin ziemlich richtig mit den Bewertungen von Underground-Perlen und hat ein Nase für Combos, die bald den Durchbruch schaffen werden. Ein Beispiel dafür ist die Band KNIFE, die schon mit den zwei Demotapes „Black Leather Hounds“ und „Locked In“ unsere Redaktion begeistern konnte und im Nachgang auch von der restlichen Presse mit Vorschusslorbeeren überhäuft wurde. Es kam, wie es kommen musste – Dying Victims schnappten sich die Heavy-, Black-, Speed Metal-Punks, und nun erwartet den Hörer mit dem selbstbetitelten Longplayer ein Output, der die Metalwelt in Aufruhr versetzen wird. KNIFE zeigen modernen Einflüssen in den 36 Minuten permanent den Stinkefinger und ballern uns eine bewährte Mischung aus VENOM, IRON MAIDEN und MOTÖRHEAD um die Ohren, dass es nur so eine Freude ist.

KNIFE schaffen den Spagat zwischen Chaos und kontrolliertem Songwriting spielend und hauen mit „White Witch“ und „I Am The Priest“ wahre Metal-Hymen aus den Boxen, die auch nach hunderten Durchläufen nicht an Intensität verlieren dürften. Die Gitarrenarbeit kann auf „Knife“ gnadenlos überzeugen, was besonders im Song „Inside The Electric Church“ auffällt. Hier präsentieren KNIFE, wie grundehrlicher Metal im Jahr 2021 gespielt wird. Besonders die IRON MAIDEN-Einflüsse sind hier nicht von der Hand zu weisen und pushen den Song in ungeahnte Sphären. Aber auch die anderen Musiker müssen sich nicht hinter der Gitarrenarbeit verstecken, und man merkt, dass sich hinter den Pseudonymen gestandene Musiker befinden, die ihre Hausaufgaben längst erledigt haben. Gesangstechnisch konnte sich Sänger Vince Nihil nochmals steigern und giftet seine Botschaften intensiv und brachial durch die 12 Songs. KNIFE schaffen es in fast jedem Song, eine unglaubliche Atmosphäre aufkommen zu lassen, und spätestens bei der Textzeile „Obey the Knife“ in dem Song „K.N.I.F.E.“ wird sich der Hörer selbiges zu Herzen nehmen und dem Messer hörig werden.

Fassen wir es zusammen – KNIFE räumen mit dem Debütalbum komplett ab. Es ist kein Stinker auf der Scheibe zu verzeichnen, der Sound knallt und das Coverartwork ist stimmig. Also keine Kritikpunkte? Doch, sogar ein ganz großer Kritikpunkt: auf „Black Leather Hounds“ huldigten KNIFE mit einer fantastischen Version von „Feel The Knife“ der Metal-Legende EXCITER – diese Coverversion fehlt auf dem Debüt. Eigentlich eine Schande, aber warum sollte man auch einen gecoverten Klassiker auf die eigene Scheibe nehmen, wenn man selber wahre Klassiker schreibt? Fazit: KNIFE werden nicht nur bei uns abräumen und zu den Gewinnern des Jahres 2021 zählen. Viele etablierte Bands werden hier in ihre Schranken verwiesen werden. Wetten?

 

Knife


Cover - Knife Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 36:38 ()
Label:
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Resurrection Day

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RAGE sind wieder zu viert! In dieser personellen Konstellation haben sie bereits das legendäre Album “Black In Mind“ sowie "End Of All Days" eingespielt. Die Vorzeichen für das neue Werk "Resurrection Day" könnten also erstmal besser nicht sein. Wie kam's dazu? Nach dem Ausstieg von Marcos Rodriguez (Gitarre) im vergangenen Jahr konnten zunächst Stefan Weber (Ex-AXXIS) und nur wenige Wochen später auch Jean Bormann (ANGEL INC., RAGE & RUINS) an den Gitarren verpflichtet werden. Schlagzeuger Vassilios "Lucky" Maniatopoulos, der schon seit 2015 zu RAGE gehört, komplettiert das Quartett. Erstmals in Bild und Ton zu sehen war die aktuelle Besetzung im Videoclip zu "The Price Of War 2.0", bezeichnender Weise einer Neuauflage des Songs von "Black In Mind".

Das 26. Studioalbum überrascht mit einem opulenten orchestralen Einstieg und geht mit dem Titeltrack auch direkt in die Vollen. Die erste Video-Single "Virginity" steigert die Intensität anschließend noch mal gewaltig. Es ist allerdings der einzige reinrassige Thrash-Song. Stilistisch bewegt man sich auf einer enormen Bandbreite, die ich schwerpunktmäßig dem klassischen Heavy Metal zuordnen würde. Die Tonlage ist insgesamt tiefer, als wir das von RAGE gewohnt sind, das Tempo ist gedrosselt und der Focus liegt definitiv auf Melodie und Arrangement. Aufgepeppt wird das Ganze immer wieder durch den Einsatz eines Orchesters (unter der Leitung des Spaniers Pepe Herrero). Ob man einer schnellen Nummer wie "The Age Of Reason" Tiefe und Ausdruckskraft verleiht, oder für die Ballade "Black Room" (ja tatsächlich: eine Ballade!) einen Teppich bereitet, alles wirkt stimmig und stimmungsvoll. Besonders gut gefällt mir darüber hinaus "Traveling Through Time", das man aufgrund seines folkloristischen Touchs locker in die Viking Metal-Schublade stecken könnte. Die klassischen Parts bilden gleichwohl hierbei den passenden Rahmen.

Als letztes Jahr "Wings Of Rage" erschien, war ich begeistert und hätte nicht erwartet, dass die Truppe um Peavy ein Jahr später nochmal eins drauf setzen würde. Die beiden Gitarristen machen nicht nur einen hervorragenden Job, sondern verleihen dem Sound ein Vielfaches an Volumen und Twin-Power. Den Fuß dezent vom Gas zu nehmen, hat dem Stil von RAGE obendrein sehr gut getan. Das Songwriting ist exzellent und vielschichtig, die Nummern saugen sich förmlich im Gehörgang fest, und die klassischen Elemente sorgen für die adäquate Atmosphäre. Für mich ist "Resurrection Day" ein heißer Anwärter auf die Metal-Platte des Jahres.

 

Resurrection Day


Cover - Resurrection Day Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 50:4 ()
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Review:

Call Of The Wild

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POWERWOLF sind längst im Metal-Olymp angekommen - und das völlig zu Recht! Es ist nicht nur das starke, originelle visuelle Konzept, nein, viel Fleiß, sprich intensives Touren, regelmäßige Veröffentlichungen und nicht zuletzt ein potentes und attraktives Songwriting sind der Grund dafür. Mit "Call Of The Wild" wird dieser Status wohl weiter zementiert. Wobei dieses, ihr achtes Werk, bei weitem nicht ihr stärkstes ist. Und trotzdem kann es durchaus ihr erfolgreichstes werden; so sind eben der Markt und seine Mechanismen. Kaum ein Magazin, ob Print oder online, kann sich einer Rezension des Werkes verschließen, und auch das Label wird kaum Kosten scheuen, um das Album zu bewerben, von den einschlägigen Rock-Radio-Sendern gar nicht zu reden.

"Call Of The Wild" bietet selbstredend die Formel, die POWERWOLF erfolgreich gemacht an. Nur finde ich, dass der Bogen doch etwas überspannt wird. Der Sound ist schon sehr symphonisch, orchestral "aufgeblasen", und die Chöre haben an Gewichtung und Intensität zugelegt. Auch das Schlagzeug klingt zuweilen mechanisch und synthetisch. Das alles nimmt, zumindest ist das mein Empfinden, dem Output ein Stück seiner Natürlichkeit und, ja überspitzt gesagt, seiner Echt- und Reinheit. Sicher kann das Gros darüber hinwegsehen, und weitere SABATON- und Power Metal-Fans, gerade jüngeren Alters, können dazu gewonnen werden. Aber das wäre vielleicht auch mit einem zweiten "Blood Of The Saints" möglich gewesen.

Die Songs sind nach wie vor gelungen, und auch atmosphärisch werden die Erwartungen erfüllt. "Faster Than The Flame" ist ein typischer Mitgröl-Opener, der live zum Hände-gen-Himmel-Recken einlädt. "Dancing With The Dead" hat einen hymnischen Refrain, dem man sich kaum verschließen kann, und auch die Soli von Hauptsongwriter Matthew Greywolf zünden. Interessant ist "Blood For Blood", nicht vom Titel her, aber sein folkischer Charakter fügt eine neue Facette in den teutonischen POWER(WOLF)-Metal hinzu.

Auch wenn es unnötig ist, ich wünsche der Saarländer Band viel Erfolg mit "Call Of The Wild" - verdient hat der Fünfer das absolut und unbenommen. Mir hat das Album wieder Lust auf POWERWOLF gemacht, und ich lege mit Freuden "Lupus Dei" und danach gleich "Blood Of The Saints" auf. 

 

Call Of The Wild


Cover - Call Of The Wild Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 40:33 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Helloween

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Als es bei uns hieß: „Wer macht die neue Helloween?“, habe ich natürlich keine Mikrosekunde gezögert und „Hier!“ geschrien, denn es gibt kein Album, dem ich 2021 mehr entgegenfiebere. Mittlerweile ist mir allerdings klar geworden, dass das keine übermäßig dankbare Aufgabe ist. Was kann ich über das Album noch schwadronieren, das meine schreibenden Kollegen noch nicht schon hundertmal erwähnt haben? Vermutlich nicht viel, versuchen möchte ich es dennoch.

Da ich ein großer Fan nicht nur der Hansen/Kiske-Ära bin, sondern auch die meisten Alben seit „Master Of The Rings“ richtig klasse finde, war ich sehr gespannt, ob und wie HELLOWEEN den Spagat wagen würden, nicht nur allen Sängern Raum zu geben, sondern eben auch musikalisch sämtliche Phasen abzudecken. Und sie haben genau das gemacht, was ich mir erhoffte: „Helloween“ ist kein krampfiger Versuch, 1988 wiederzubeleben, sondern ein Parforceritt durch alle Zeiten und Inkarnationen hindurch. HELLOWEEN haben sich auch auf dem neuen Album eine ihrer stärksten Eigenschaften erhalten: Es ist trotz fünf verschiedener Songwriter eine geschlossene Teamleistung, die maximale Abwechslung mit absoluter Homogenität verbindet. Kein Song klingt wie der andere, und trotzdem tönt alles unverkennbar nach HELLOWEEN. Das ist ein weiteres Indiz für die tolle Stimmung in der Band, welche schon auf der „Pumpkins United“ -Tour genauso zu spüren war. Wenn Rückkehrer Michael Kiske erzählt, dass Weiki beim ersten Treffen nach Jahren auf ihn zukam und als Erstes fragte: „Was habe ich getan, dass du so einen Groll auf mich hast?“ und er ihm damit sämtlichen Wind aus den Segeln genommen habe, dann klingt das authentisch und erwachsen. Dass darüber hinaus Deris und Kiske mittlerweile richtig dicke sind, Gerstner als Jungspund die beiden alten Herren Hansen und Weikath zu mehr Sorgfalt mahnt und Grosskopf ständig ein dickes Grinsen im Gesicht trägt, macht es super, einfach diese Reunion noch mehr zu lieben als ohnehin schon.

Der Einstieg mit der melodischen und sehr traditionellen Weikath-Speed-Granate „Out For Glory“ ist clever gewählt und zeigt HELLOWEEN in absoluter Bestform. Das nun folgende „Fear Of The Fallen“ kommt ebenfalls meist recht flott aus den Boxen und präsentiert einen kraftvollen Deris, der im Duett mit Kiske einen Refrain schmettert, welcher sich sofort in den Gehörgängen festsetzt und zeigt, wie wichtig Deris auch als Songwriter für HELLOWEEN ist. „Best Time“ ist ein typischer „Feelgood“-Track, der „I Want Out”/„I Can”-Kategorie und zeigt Sascha Gerstner und Andi Deris als eingespieltes Songwriting-Team. Auch bei „Mass Pollution“ wird Andi Deris als Hauptverantwortlicher geführt und ist ein kraftvoller und recht moderner Midtempo-Track, der deutlich zeigt, dass HELLOWEEN keine Oldie-Veranstaltung sind, sondern mit beiden Beinen im Hier und Jetzt stehen. Bei „Angels“ aus der Feder von Sascha Gerstner darf Rückkehrer Michael Kiske so richtig glänzen. Ein perfekter Song, welcher zwischen heavy Stakkato-Riffs und epischem Chorus hin und her pendelt. Abwechslungsreich und doch eingängig. Bei „Rise Without Chains“ beweist Andi Deris, dass er nach 27 Jahren Bandzugehörigkeit die Wurzeln HELLOWEENs perfekt verinnerlicht hat. Die Uptempo-Nummer hätte auch auf den beiden alten „Keeper“-Scheiben eine mehr als gute Figur gemacht. Wer auch immer wieder für eine Überraschung gut ist, ist Basser Markus Grosskopf. Er gehört nicht zu den fleißigsten Songwritern im Lager der Kürbisköpfe (einmal möchte ich das hier auch schreiben), aber wenn ein Beitrag von ihm kommt, so gehört er für mich eigentlich immer zu den Highlights auf den jeweiligen Alben und so auch hier. Tolle Teamarbeit von Kiske und Hansen im Chorus mit positiver Durchhalte-Message. Das nun folgende „Robot King“ von Weikath ist eine siebenminütige Speed Abfahrt, die zu keiner Sekunde langweilig wird und zeigt, wie abwechslungsreich man auch im hohen Tempo komponieren kann. Mit „Cyanide“ wird es dann nochmal richtig heavy. Die Deris-Nummer bewegt sich im dezenten Uptempo und steht für die HELLOWEEN nach 2005.  Mit „Down In The Dumbs“ gibt es einen weiteren Song von Michael Weikath zu hören, der neben eines abwechslungsreichen rhythmischen Grundgerüsts auch allen drei Stimmen Platz bietet. „Orbit“ ist ein kurzes Instrumental, welches die zwölfminütige Hansen-Hymne „Skyfall“ einleitet. Hier werden dann nochmal alle Register gezogen, und es wird klar, warum HELLOWEEN ein ganzes Genre begründet haben. Es stimmt einfach alles: Power, Speed, Melodie. Die zwölf Minuten vergehen wie im Flug, keinem Part haftet der Nimbus des Überflüssigen an. Als ich zum ersten Mal Kiske im Refrain hörte, hatte ich wirklich Pipi in den Augen.

Fazit:

HELLOWEEN haben sich mit ihrer neuen Scheibe selbst ein Denkmal gesetzt, indem sie nicht nur versucht haben, vermeintliche Erwartungen zu erfüllen, sondern indem sie ein authentisches, allumfassendes Magnum Opus erschaffen haben, welches sämtliche Facetten aus fast 40 Jahren Bandgeschichte zusammenfasst, und daraus wurde dann das perfekte HELLOWEEN-Album destilliert.   

Helloween


Cover - Helloween Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 65:10 ()
Label:
Vertrieb:

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