Auch wenn der immer wieder bemühte Vergleich zwischen ARIA und IRON MAIDEN in aller Regel zu kurz greift, denn beide Bands bringen mehr als genug Eigenständigkeit mit, gibt es auch immer wieder Dinge, die eben jenen Vergleich provozieren. Seien es die opulenten Liveshows, die hohe qualitative Konstanz über die Jahrzehnte und eben auch der Moment, an dem ein eigentlich unersetzbarer Frontmann ersetzt werden musste. Circa zehn Jahre, nachdem Bruce Dickinson IRON MAIDEN verlassen hatte, verließ auch Valery Kipelov ARIA um sich auf eine Solokarriere zu konzentrieren. Die undankbare Aufgabe ihn ersetzen zu müssen, fiel an Artur Berkut. Die erste Zusammenarbeit hörte auf den Namen „Baptism By Fire“ und erschien 2003. Musikalisch beinhaltete das Werk klassischen ARIA-Stoff, der sich nicht hinter den Vorgängern verstecken musste, ja meiner Meinung nach sogar stärker als „Ночь короче дня“ oder „Химера“ tönte und mit episch kraftvollem Heavy Metal zu überzeugen wusste. Einzig die zwar guten, aber auch etwas unspektakulären Vocals von Berkut blieben etwas unter dem Standard, den man von Kipelov gewohnt war.
Seit einigen Jahren nun steht ein junger Mann namens Mikhail Zhitnyakov bei ARIA hinter dem Mikro und hat es tatsächlich geschafft, selbst Kipelov in den Schatten zu stellen. Mit ihm erleben ARIA ihren zweiten Frühling und werden auch in Ländern außerhalb des ehemaligen Ostblocks immer bekannter und beliebter.
Was lag also näher, als sich den beiden Berkut-Alben noch einmal anzunehmen und sie in der jetzigen Besetzung neu aufzunehmen.
Um der stimmlichen Urgewalt Zhitnyakovs genug entgegenzusetzen, klingt auch die Produktion von „Baptism By Fire“ 2020 um einiges voluminöser und kraftvoller als auf dem 17 Jahre alten Original. Das flotte „Patriot“ versetzt einen nach einem kurzen Schlagzeug-Intro sofort in die richtige Stimmung. Das an zweiter Stelle folgende Titelstück ist bis heute ein Highlight einer jeden ARIA-Liveshow und überzeugt mit massiven Chören im überlebensgroßen Chorus. Bei „There Up High“ beweisen ARIA, dass sie es auch drauf haben, höchst emotionale aber dabei immer unkitschige Balladen zu schreiben. „Battle“ ist ein satter Groover mit ACCEPT-Schlagseite und das abschließende „Prince Of Darkness‘ Ball“ einfach nur episch. Mit dem ruhigen „Battle Field“ wird uns noch ein Bonustrack spendiert, welcher auf dem Original nicht zu hören war.
Dass neben dem Gesang auch die Instrumentalisten glänzen, mag da niemanden mehr verwundern. ARIA gehören auch nach 35-jähriger Bandgeschichte zur absoluten Speerspitze des klassischen Heavy Metals, und obwohl sie sich immer treu geblieben sind, haben sie auch nie stagniert.
Im Moment gibt es beide Alben zwar nur digital, ein physischer Release soll aber sehr bald folgen.
Die Spanier KRAMP kannte ich bisher noch gar nicht, und somit war eine komplett neutrale Herangehensweise an „Gods Of Death“ gegeben. Auch das Label, Rafchild Records, sagte mir auf den ersten Blick gar nichts, obwohl deren Sitz 20 Kilometer von meinem Heimatort entfernt liegt. Wieder mal was gelernt und einen Fleck auf der Metal-Karte gefüllt. KRAMP liefern mit ihrem Debüt-Album eine ordentliche Heavy Metal-Breitseite ab, die alle klassischen Elemente beinhaltet. Twin Guitars liefern sich packende Duelle mit den powervollen Drums von Alberto von Crow (genialer Name!). Die Vocals werden von einer Dame Namens Mina Walkure übernommen, die eine eigenständige Stimmlage für sich beanspruchen kann und den Songs einen gewissen Wiedererkennungswert beschert. Ein wenig mehr Power in der Stimme wäre manchmal wünschenswert, aber da es sich um ein Debüt handelt, ist hier gewiss noch Luft nach oben, und die Basis ist definitiv gegeben. „Gods Of Death“ besitzt genug Durchschlagskraft um mit Bands wie OMEN, IRONSWORD und WIZARD um den True Metal-Thron zu kämpfen. Epische Elemente werden gerne und oft genutzt um Songs wie „Walkyrie“ oder „Gods Of Death“ die richtige Portion Eingängigkeit zu verleihen. Die Texte werden Genre-typisch mit Schwertern, Schlachten und Zauberei bestens gefüllt und werden somit die Pommesgabel-Fraktion begeistern können. Natürlich sind hier Querverweise zu MANOWAR unumgänglich und wahrscheinlich auch gewünscht. Die Kutten-Fraktion wird „Gods Of Death“ lieben, und auch die etwas harmlose Produktion wird kein unüberwindliches Hindernis in Richtung Metal-Olymp sein. Die Spanier machen auf ihrem Debüt alles richtig und werden sich in die Herzen der Traditionalisten spielen – Das dürfte sicher sein.
Hier ist sie nun also. Die erste Veröffentlichung von CHALICE (nicht zu verwechseln mit der ebenfalls großartigen US Doom-Band) auf Albumlänge. Sowohl das Demo-Tape als auch die "Silver Cloak"-7“ haben mir schon sehr gefallen, wie auch der Auftritt der Band am Chaos Descends-Festival 2019. Bei dieser Band war von Anfang an klar, dass man es mit wirklich begabten Musikern zu tun hat, aber dennoch weit genug entfernt ist von seelenlosem Gefrickel. So darf man sich hier auf eine musikalische Wundertüte freuen, bei welcher klassischer Heavy Metal, 70er Hard/Prog Rock, eine Prise alter Melodic Death Metal in der Gitarrenarbeit, Post Punk-Vibes und ja, sogar Flamenco zusammengeworfen werden, als wäre es ganz selbstverständlich. Selbstverständlich ist dies leider im Heavy Metal heutzutage nicht. Zu oft bedienen sich neuere Bands aus einem Topf aus gefühlt zehn Bands und weigern sich geradezu vehement, dem ganzen zumindest einen kleinen eigenen Farbtupfer zu verleihen. Entsprechend der stilistischen Vielfalt ist das natürlich nix leicht Verdauliches, dafür wird es jedoch kaum verwunderlich sein, wenn diese Scheibe auch in ein paar Jahren immer noch den Weg auf den Plattenspieler findet. Im Grunde könnte man fast von einer Huldigung der alten Heavy Metal-Helden sprechen, die darauf basiert, sich, wie auch eben jene Helden, an einer breiten Palette zu orientieren, anstatt einfach nur einer Band stumpf nachzueifern. Ziemlich großes Kino, welches jedoch etwas braucht, bis man fassen kann, was hier vor sich geht.
Häh? Die haben doch 2020 schon mit „Road To Victory“ ein mehr als ordentliches Album auf den Markt geworfen. Und jetzt noch ein neues Album? Wie geht das? Das ist ganz leicht zu klären, da „Tales From The Darkside“ eine Wiederveröffentlichung des ersten Longplayers aus dem Jahr 1998 darstellt. Das macht in diesem Fall Sinn, da das Debüt-Album sträflich ignoriert wurde, da der Jahrtausendwende-Headbanger (was ein Wort…) damals wohl eher mit seiner Kopfsocke und seinem Karohemd beschäftigt war…
Auf „Tales From The Darkside“ wird konservativer, melodischer Heavy Metal geboten, der die gesamte Bandbreite des Genres wunderbar abdeckt. Der hohe Gesang ist sicherlich Geschmackssache, passt aber definitiv zu den Songs, und somit kann man BLACK KNIGHT auf dem Erstling einen eigenen Stil bescheinigen, der aber natürlich seinen Ursprung in den Tiefen der 80er Jahre hat. Kurz gesagt, hier wurde nichts aufpoliert und für die MTV-Jugend aufgearbeitet, sondern hier waren wirklich Musiker mit Herzblut an der Arbeit. Als Inspirationsquellen können sicherlich Bands wie QUEENSRYCHE, IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST genannt werden, welche natürlich einen wunderbaren Background darstellen. Durch das Remastern der Scheibe, wurden die Songs soundtechnisch nochmals aufgewertet und sind somit absolut vorzeigbar, aber behalten trotzdem ihren klassischen Charme.
Pure Steel Records haben hier eine wirklich tolle Veröffentlichung am Start, die hoffentlich, im Windschatten von „Road To Victory“, die verdiente Anerkennung bekommen wird. Und sollte das alles nicht reichen, setzten Band und Label noch einen drauf. „Tales From The Darkside“ bietet zusätzlich noch sechs Bonustracks, bei denen man einem Live-Auftritt aus dem Jahr 2007 lauschen kann. Somit kommt der Release auf stolze 76 Minuten. Das nenne ich fanfreundlich und sollte definitiv Schule machen. Gutes Teil!
Mit dem Namen Ross The Boss verbindet der gemeine Traditions-/True-/Epic-Metaller in erster Linie die göttlichen MANOWAR-Frühwerke (bis einschließlich „Kings Of Metal“ von 1988), und man muss ganz klar sagen, dass er dieses schwere Erbe mit seinen aktuellen Formationen ROSS THE BOSS und eben DEATH DEALER zwar ordentlich, aber bislang nicht wirklich überragend fortführt. Vergleicht man allerdings seine aktuellen Werke mit denen seiner ehemaligen Arbeitgeber, wie bereits im Review zum 2015er Album „Hallowed Ground“ geschehen, dann liegt Mr. Ross Friedman nach wie vor eindeutig vorne, wie auch „Conquered Lands“ einmal mehr beweist. Mit Stu Marshall als Hauptsongwriter und zweitem Gitarristen, Mike LePond am Bass, Steve Bolognese an den Kesseln und natürlich Sean Peck als stets zuverlässiger Frontsirene, hauen kraftvoll produzierte Brecher wie der (neben dem epischen Titelsong) an TITAN FORCE erinnernde Opener „Sorcerer Supreme“, die Mitgröl-Hymne „Every Nation (World Of Metal)“, das treibende „Running With The Wolves“, das flotte „Hail To The King“, das gesanglich in HALFORD-Sphären schwebende „Faith Under Fire“ oder die superbe Halbballade „22 Gone Today“ (mein persönliches Album-Highlight!) ordentlich ins Mett, werden zwar keine Originalitätspreise gewinnen oder in die Annalen der US Metal-Geschichte eingehen, thronen allerdings unzählige Stockwerke oberhalb von einem „You Shall Die Before I Die“ und sind zudem mit einem sehr ansprechenden Cover-Artwork geschmückt. Trotzdem sollte der gute Ross aufpassen, dass die Erzeugnisse seiner beiden Bands (die auch noch Überschneidungen beim Line-Up haben) nicht zur puren Stangenware verkommen.
Braucht es ein weiteres IRON MAIDEN-Live-Album? "Nights Of The Dead - Legacy Of The Beast, Live In Mexico City" ist zumindest eine akustische Verheißung auf die kommende Tour 2021, da bekanntermaßen die Konzertreise 2020 dem Virus zum Opfer gefallen ist. Aufgenommen wurde der Longplayer im September 2019 an drei Tagen in Mexico City. Uns liegt das Album als Vinyl-Version vor. Verkauft wird das drei LPs umfassende Stück für um die 40€. Das sind schon happige Preise, und man darf sich als Fan berechtigte Sorgen machen, wohin diese "Preis-Reise" wohl noch führen wird. Aber die Tonträger, gerade in Vinyl, sind doch recht stabil in ihrem Werterhalt, und bei mancher Veröffentlichung wächst dieser sogar, somit relativiert sich das. Aber auch diese eher kundenfreundliche Entwicklung hat ihre Auswüchse und unangenehmen Begleiterscheinungen (Reseller-Handel, zunehmend künstliche Verknappung etc.). Ich schweife ab - zurück zur MAIDEN-Live-Scheibe.
Verpackt sind die drei ordentlich verarbeiteten schwarzen Schönheiten in einem netten Artwork im Glanzdruck. Auch die Inner Sleeves sind bebildert und auf einem wertigen Glanzpapier gedruckt. Jede Seite läuft so um die 20 Minuten, somit ist die Frage erlaubt: hätten es wirklich drei Scheiben sein müssen? Der Sound ist etwas dumpf, aber absolut akzeptabel für eine Live-Veröffentlichung. Das lateinamerikanische Publikum ist präsent und bereichert die Atmosphäre zusätzlich mit Emotionen. IRON MAIDEN haben auf große Nachbearbeitungen des Materials verzichtet, dadurch erhalten wir einen realistischen, echten Eindruck der Performance. Hier schwächelt gerade Bruce Dickinson manches Mal, aber wer will ihm das bei diesen Gesangslinien verübeln? Ich finde es nach wie vor beeindruckend, wie sich der Brite mit 62 Jahren stimmlich in die Höhen schwingt. Interessant ist auch, dass die flankierenden Mikrofon-Effekte, z.B. der Hall bzw. das Echo, bei manchem Refrain oder auch eingespielten Soundteppich ("The Evil That Men Do") gut zu Gehör kommen. Die Songauswahl ist wunderbar und hätte kaum treffender sein können. Insbesondere Hörer, die nicht jedes MAIDEN-(Live)-Album besitzen, erhalten viele Hits (u.a. "2 Minutes To Midnight", "The Number Of The Beast", "Aces High") aus den Klassiker-Alben.
"Nights Of The Dead - Legacy Of The Beast, Live In Mexico City" ist sicher nicht IRON MAIDENs bestes Live-Album. Aber es ist, zur Zeit, das aktuellste und gibt glaubwürdig, ungeschminkt und ich meine bewusst den Ist-Zustand der Band wieder. Es lädt, ohne unrealistische Erwartungen zu wecken, zur kommenden Tour ein. Mir hat das Ding echte Freude gemacht - und die Betonung liegt hier passend zum Werk auf echt.
Nights Of The Dead - Legacy Of The Beast, Live In Mexico City
Es gibt verschieden Gründe, Cover-Alben aufzunehmen. Das kann die Erfüllung eines Plattenvertrages sein, Lieblingssongs von anderen Bands, die gerne zum Warmmachen im Proberaum gespielt werden, das schnelle Geld (es muss ja nichts mehr komponiert werden) oder aber wie in diesem Fall: ein kleines Quarantäne-Projekt! Eigentlich war geplant, das Ergebnis als limitierte Platte aufzulegen, die man zum Spaß mit ein paar Freunden zusammen geschustert hatte – so quasi als Lückenfüller, da man inmitten der Pandemie kein reguläres Album aufnehmen wollte. Hierfür hat sich die Combo um MEGADETH-Bassist David Ellefson 19 Tracks ausgesucht, die eine relativ große Bandbreite der Musikstile des harten Rock abdecken. Es wurde aus jeder Schublade etwas rausgekramt von Metal über Hardrock bis Progrock und zum Glück nicht die Top-Hits, die schon totgenudelt wurden. “Love Hurts“ (NAZARETH), “Beth“ (KISS) und “Rebel Yell“ (BILLY IDOL) nehme ich da raus.
Von MOTÖRHEAD, TWISTED SISTER, QUEEN, FASTWAY, FIGHT, den DEAD KENNEDYS, BACHMAN-TURNER OVERDRIVE, W.A.S.P und und und...hat man sich eher kleine aber feine Nummern ausgesucht und zu deren Umsetzung ein paar Kollegen (virtuell) eingeladen, die von überall auf der Welt ihren Senf dazu gegeben haben, wie z.B.: Gus G, Doro, Charlie Benante (ANTHRAX), Dave Lombardo (SLAYER, SUICIDAL TENDENCIES, MISFITS), Eddie Ojeda (TWISTED SISTER), Ron “Bumblefoot“ Thal (SONS OF APOLLO, YES, ASIA), Russ Parish (FIGHT), Al Jourgensen (MINISTRY) und noch ein paar mehr.
Ohne jetzt auf einzelne Songs eingehen zu wollen, finde ich die einzelnen Interpretationen instrumentell zum Teil nett umgesetzt, aber Thom Hazaerts Gesang passt nun mal an vielen Stellen nicht optimal. Hingegen stechen die Titel etwas hervor, für deren Lead-Vocals u.a. andere Künstler verantwortlich waren, wie z.B. Andrew Freeman (LAST IN LINE), der “Over The Mountain“ von OZZY äußerst inspiriert vorträgt.
“No Cover“ wurde produziert von David Ellefson, Thom Hazaert und Gitarrist Andy Martongelli, die auch gleichzeitig mit Ron “Bumblefoot“ Thal (Gesang, Gitarre) das musikalische Grundgerüst der Band bilden. Die drei Erstgenannten haben im Übrigen mit Drummer Paolo Caridi im April diesen Jahres die Single "Simple Truth" veröffentlicht, deren Reinerlös an das italienische Rote Kreuz im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie ging. Es ist zwar schon eine Weile her, aber bis dato sind solche Meldungen leider selten. Ich würde aus der Musikbranche gerne mehr solche News bringen. An diesem Projekt waren so viele namhafte Künstler beteiligt, da hätte doch einer mal den Hut rumgehen lassen können, auch virtuell.
Wem das Cover bekannt vorkommt... ja genau: es soll eine Hommage an das legendäre Debüt-Album “On Through The Night“ von DEF LEPPARD sein.
Über diese schweren und unendlich nervigen Zeiten hilft im Endeffekt nur gute Musik, und da kommt ein richtiger Hammer wie die neue KALAPÁCS dieser Tage gerade recht. Wobei man „Hammer“ durchaus wörtlich nehmen kann, denn nichts anderes heißt KALAPÁCS auf Deutsch. Dass dies kein Künstler- oder Fantasiename, sondern der tatsächliche Nachname von Band-Leader und Metal-Urgestein József Kalapács ist, macht die Sache dann nur noch authentischer.
Kalapács hat ungarische Metalgeschichte geschrieben. So ist er auf den ersten POKOLGÉP-Alben zu hören, bevor er OMEN mitbegründete und weitere Klassiker aufnahm. Seit den späten 90ern ist er genauso erfolgreich mit seiner Solo-Formation unterwegs. Dabei ist er seiner zeitlosen Version von kraftvollem Heavy Metal immer treu geblieben. Hat hier und da dezent modernisiert, sich aber nie in abwegigen Experimenten verzettelt. Trotzdem sind seine Alben kein Abklatsch von alten Glanztaten und klingen immer noch frisch und unverbraucht. So auch sein neustes Werk „Világvégre“.
Mit einem ultrafetten Sound versehen, macht der speedige Opener „Nem Adom Alább“ sofort klar, wohin die Reise geht. Heavy Metal pur. Hart, hymnisch und herrlich kompromisslos.
József selbst klingt natürlich nicht mehr wie zu „Totális Metál“-Zeiten, was aber nicht negativ zu werten ist, denn seine Stimme hat zwar die naive Jugendlichkeit verloren, aber an kraftvoller Stärke gewonnen und passt perfekt zu den Songs auf „Világvégre“. Seine seit nunmehr 20 Jahren unveränderte Hintermannschaft erweist sich als perfekt eingespielte Einheit, die mit satten Grooves, messerscharfen Riffs und cleveren Soli zu überzeugen weiß und auf internationalem Niveau agiert. Das Titelstück ist eine melodische Uptempo-Granate, „Végső Állomás“ schlägt in eine ehrliche Kerbe und ist prädestiniert für zukünftige Liveshows. „Így Akarom“ erinnert mit seiner melancholischen Melodieführung und dem entspannten Groove an die Weggefährten von OSSIAN, und die Power-Ballade „Fonix“ lässt sogar Erinnerungen an „Itt És Most“ von POKOLGÉP aufkommen. Weitere Highlights sind der gnadenlose Thrasher „Gyönyörű Világ“, das von einem Keyboard-Riff getragene „Az Én Városom“ sowie die balladesk beginnende Abschlussnummer „Az Éjszaka Országútjain“. Auch diese erinnert an einen alte POKOLGÉP-Song („A Háború Gyermeke“) und sorgt für beim mir für meterdicke Gänsehaut. Und wenn ich „erinnern“ sage, dann meine ich mitnichten Abklatsch.
„Világvégre“ ist ein echtes Highlight in der nicht gerade höhepunktarmen Diskographie von KALAPÁCS geworden. Das muss man dem 58-jährigen erstmal nachmachen.
Doch damit noch nicht genug: Parallel zum neuen Album erscheint auch noch ein Tribute-Sampler. Auf zwei CDs gibt sich die ungarische Szene die Klinke in die Hand. Das Ergebnis ist dabei sehr heterogen ausgefallen. Während Bands wie OMEN oder ROTOR recht nah am Original bleiben, geben DALRIADA „Solymok Feszke“ ein Facelift und lassen es wie einen eigenen Song klingen. Nochmal zehn Schritte weiter gehen zum Beispiel BALKAN FANATIK, die aus „Kósza Vér“ eine Elektro-Ballade machen. Spannend. Aber auch im Symphonic Metal-Style von TALES OF EVENING funktionieren KALAPÁCS-Songs ohrenscheinlich (in diesem Fall „Vérszerzõdés“). OSSIAN klingen bei „Zuhanni Kell“ vor Allem nach einem: Nach sich selbst. Passt perfekt. Und AKELA geben „Terapia“ noch ein paar Extrabriketts. Alles in Allem eine sehr unterhaltsame und spannende Angelegenheit.
Kann man ein DIAMOND HEAD-Review verfassen, ohne METALLICA zu erwähnen? Wie soeben geschehen, kann ich es wohl nicht. Aber bei diesem Album wäre das auch nicht wirklich erstrebenswert, da ich ansonsten u.a. die Cover-Version "No Remorse" von ... richtig, METALLICA unterschlagen würde. Doch damit ist es noch nicht genug. Mit "Am I Evil" und "Helpless" sind noch zwei weitere Titel von DIAMOND HEAD enthalten, deren weltweite Bekanntheit auf die Cover-Versionen der US-Boys zurückzuführen ist.
"Lightning To The Nations 2020" enthält neben diesen vertrauten Nummern weitere drei Cover-Songs von JUDAS PRIEST, LED ZEPPELIN und DEEP PURPLE. Somit kommt dem geneigten Heavy- und Hard Rock-Fan die Hälfte des Albums bekannt vor. Aber das Schöne und auch Überraschende dabei ist, die Songs klingen frisch und knackig wie selten zuvor, und auch die anderen Neueinspielungen der NWOBHM-Legende klingen unverbraucht und lebendig. Allen voran macht Sänger und Produzent Rasmus Bom Anderson einen tollen Job. Seine Stimme schneidet durch die Songs gleich einem warmen Messer durch Butter, transportiert dennoch viel Melodie, und sein Stil offenbart ureigenes Profil und Wiedererkennung. "Sucking My Love" ist neben seinem vielsagenden Titel ein Herzchen an Metal-Song und muss sich nicht hinter den "Klassikern" auf dem Album verstecken.
Wer diese Band noch nicht so wirklich auf dem Schirm hat, bekommt hier eine wunderbare Möglichkeit, dies adäquat nachzuholen. Mir hat und macht das Album einen Riesenspaß, und ich denke, dass es vielen so gehen wird.
Ich fang´s mal so an: jeder einigermaßen geschmackssichere Heavy Metal-Fan konnte die letztjährige EP „The Final Battle I“ der einstigen „Kings Of Metal“ allerhöchstens nach dem Genuss von mindestens drei Flaschen Hochprozentigem ertragen (beim letzten Song war dann selbst Alkohol mit der Situation überfordert, aber lassen wir das...). Es ist daher einfach ein gutes Gefühl, dass die Hochzeiten der Truppe, also die glorreichen 80er, in der jüngeren Vergangenheit die eine oder andere stark beeinflusste Kapelle abgeworfen haben – namentlich etwa ATLANTEAN KODEX, VISIGOTH, TERMINUS, MEGATON SWORD oder eben ETERNAL CHAMPION aus dem sonnigen Texas, die bereits mit ihrem bärenstarken 2016er Debütalbum „The Armor Of Ire“ die traditionelle Epik-Fraktion zu begeistern wussten. Für den Nachfolger „Ravening Iron“ mit seinen nicht einmal 40 Minuten Spielzeit hat sich die Band ganze vier Jahre Zeit gelassen, dabei jedoch auf Qualität statt Quantität gesetzt: bis auf das kurze Intermezzo „The Godblade“, das an Fantasy- und Horrorfilme der 80er Jahre erinnert, finden sich auf „Ravening Iron“ einige Erstliga-Kauz-Hymnen, die auch Genre-Urväter wie BROCAS HELM oder OMEN kaum besser hinbekommen hätten. Mit dem stampfenden Opener „A Face In The Glare“, dem vorab veröffentlichten Titelsong, dem sehr melodischen „War At The Edge Of The End“ (Killer!), dem treibenden „Coward´s Keep“ und dem eingängigen und mitgrölkompatiblen „Worms Of The Earth“ hauen die Jungs absolutes Weltklasseformat raus, während lediglich die MANILLA ROAD-Anbetung „Skullseeker“ und der sperrige Abschluss „Banners Of Arhai“ nicht ganz so heftig zünden wie der Rest des Albums. Und ob der nasale (und technisch doch etwas limitierte) Gesang von Jason Tarpey nun gewöhnungsbedürftig sein mag oder nicht – zu ETERNAL CHAMPION passt er, wie auch die genretypisch leicht verwässerte, dumpfe Produktion, perfekt. Ach, was sag ich?! Wer mit angeschrägtem Epic Metal rein gar nix anfangen kann, wird auch mit „Ravening Iron“ nicht glücklich werden. Der Rest, darunter die komplette „Keep It True“-Fraktion, hat dieses Hammerteil sowieso schon vorbestellt!