Die schwäbische Heavy Metal-Band STORMHUNTER präsentiert mit "Best Before: Death" ein Album, das mit knapp 50 Minuten Spielzeit ein beeindruckendes Niveau erreicht. Die Truppe aus dem Schwarzwald liefert traditionellen deutschen Heavy Metal, der Erinnerungen an die goldenen Zeiten von Bands wie BLIND GUARDIAN weckt.
Die Produktion des Albums ist erstklassig, was sich besonders in den beeindruckenden Gitarrenleads und den bombastischen Chören zeigt. Zwar mögen die beiden Instrumentalstücke etwas überrepräsentiert sein, doch sie demonstrieren zweifellos die spielerische Klasse der Band.
Nicht jeder Song auf "Best Before: Death" brennt sich sofort ins Gedächtnis ein, aber nach mehrmaligem Hören können sich auch diese Stücke als echte Ohrwürmer erweisen. Ein interessanter Ausreißer ist "Berceau De L'Enfer" mit seinem französischen Text, der eine unerwartete Vielfalt ins Repertoire der Band bringt.
Für Fans des Old School-Power Metals ist dieses Album ein Fest, das keine Enttäuschungen birgt. Aber auch Neueinsteiger sollten sich nicht scheuen, ältere Veröffentlichungen der Band zu erkunden. STORMHUNTERs musikalische Reise begann bereits im Jahr 2001 mit ihrem ersten Demo, und seitdem haben sie mehrere Full-Length-Alben und zwei EPs veröffentlicht, die alle eine Kostprobe wert sind.
"Best Before: Death" ist ein solides Stück Power Metal, das die Essenz des Genres einfängt und mit einer modernen Note präsentiert. STORMHUNTER beweisen mit diesem Album einmal mehr, dass sie zu den festen Größen der deutschen Metal-Szene gehören.
Energiegeladen und frisch ertönt „Invincible Shield“ aus den Boxen, JUDAS PRIEST sind in Bestform!
Rob Halford ist gut bei Stimme und Richie Faulkners Gitarrenspiel ist grandios und gleicht immer wieder einer spannungsgeladenen Achterbahnfahrt. Bereits die Vorabsingles "Panic Attack" und "Trial By Fire" im November 2023 kündigten es an und genau wie viele Fans der Briten, hatte ich es sozusagen im Urin: die Platte wird bestimmt gut.
Die ersten drei Stücke von Album Nummer 19 gehen stilmäßig in die „Painkiller“-Richtung (1990). Allen voran der Opening-Track „Panic Attack“, der Power, halsbrecherische Gitarren und hohe Screams von Metal God Halford am Start hat. Die anfänglichen Synthesizer-Sounds erinnern an „Ram It Down“ (1988) und „Turbo“ (1986), führen aber letztlich auf eine falsche Fährte. Das wird klar als das mächtige Schlagzeug von Scott Travis losdonnert. „The Serpent and the King“ und vor allem der Titelsong „Invincible Shield“ offenbaren gute Harmonien der Twin-Gitarrenläufe. „Gates Of Hell“ ist für mich eine Ohrwurmgarantie mit einem klasse Refrain und zählt zu den Highlights der Scheibe. Es folgen mit "Devil In Disguise" ein prächtiger Stampfer im Midtempo und die Power-Ballade “Crown Of Horns“. Zu "As God Is My Witness" wird das Gaspedal durchgetreten; die starke Midtempo-Nummer „Trial By Fire“ und der psychedelisch angehauchte Doom-Track „Escape From Reality” bringen hymnenhafte Sounds ins Album. „Sons Of Thunder“ hat einige Metal-Klischees intus und erinnert mit Pathos und Gangshouts beinahe an MANOWAR und Konsorten. "Giants in The Sky" hat ein ordentlich hartes Riffing und ein nettes akustisches Zwischenspiel. Die Deluxe-Edition kommt mit drei Bonus Tracks daher, insbesondere das lässige „Fight of your Life“ geht gut ins Ohr und hält sich dort.
JUDAS PRIEST hatten ihre unterschiedlichen Epochen: ihr Stil und ihr Sound änderten sich. Die Lust auf etwas Neues führte damals zum zwischenzeitigen Ausstieg von Sänger Rob Halford, da er Bock auf Groove Metal a la PANTERA hatte. Die Alben Ende der 80er hatten poppige Noten, „Painkiller“ und „Firepower“ (2018) bringen eine härtere Gangart ins Spiel. „Invincible Shield“ beinhaltet einen spannenden Epochen-Mix. Man könnte sagen: Hier ist für jeden etwas dabei! Ein bisschen „British Steel“, etwas „Screaming for Vengeance“ und eine Portion „Painkiller“. Einige Nummern bringen sogar alte Blues-Töne zurück.
Hier passt fast alles: Spielfreude, stimmliche und spielerische Qualität, Hitdichte und auch das Songwriting. Soundmäßig bin ich hin- und hergerissen. Die Produktion von Andi Sneap ist druckvoll und gut, aber bei JUDAS PRIEST gibt es seit mehreren Alben einen Sound-Trend: Und zwar klingt die Rhythmusgitarre etwas metallisch-blechern und die Drums tönen sehr clean. Das muss man mögen. Bei „Redeemer of Souls“ (2014) wurde das auf die Spitze getrieben und findet aktuell in etwas abgeschwächter Form statt.
Die NWOBHM-Pioniere aus Birmingham sind kein bisschen müde und sie sind unter keinen Umständen kleinzukriegen. Seien es Auf und Abs in einer 55-jährigen Bandkarriere, die Erkrankung von Glenn Tipton oder der Ausstieg von K. K. Downing 2011. PRIEST sind unbesiegbar und es ertönt immer wieder Rob Halfords unwiderstehlich markante Stimme: „The Priest is back!“.
Die deutsche Metalinstitution RAGE ist nun auch schon stolze 40 Jahre im Geschäft. Zu diesem Jubiläum haben sich die Herren aus Herne etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Das neue Werk zu diesem Anlaß besteht aus zwei unterschiedlichen Teilen. “Afterlife“ und “Lifelines“ vereinen sich zu “Afterlifelines“ und ergeben ein echtes Doppelalbum (über 85 Min.) mit düsterem Konzept.
Der erste Teil (“Lifelines“) ist eher eine klassische RAGE-Scheibe und kann quasi als Fortsetzung des eingeschlagenen Weges, der eigentlich auf “Wings Of Rage“ begann, gesehen werden. Thematisch knüpft man aber mit dem aktuellen Longplayer an den Vorgänger “Resurrection Day“ an. Dort wurde die Menschheitsgeschichte skizziert, “Afterlifelines“ zeigt mit erhobenem Zeigefinger eine Gegenwart und dystopische Zukunft auf, in der alle Systeme kollabieren, wenn sich nicht grundlegende Dinge auf der Welt ändern. Musikalisch werden nahezu alle Register gezogen, die diese Combo groß gemacht hat. Nach einem epischen Intro konfrontiert uns “End Of Illusions“ brutal mit der Realität und beraubt uns schlagartig jeder trügerischen Hoffnung. Nachdem Peavy und seine Mannen auf “Under The Black Crown“ mit der Minderheit ins Gericht zieht, die den größten Teil des Geldes verwalten, verbinden sie Zukunft und Vergangenheit, sowie das Leben mit dem Tod über das Internet in “Afterlife“. “Mortal“ ist dann wieder so ein fabelhaft doomiger Track, wie man ihn immer wieder bei Rage findet und liebt. Alles in allem ist der erste Teil eine überaus abwechslungsreiche Darbietung, die neben fetten Riffs mit reichlich schicker Melodie um die Ecke kommt.
Das Sahnestück ist für mich aber definitiv Teil zwei: “Lifelines“! Dort wurden alle Songs mit Unterstützung des Keyboarders Marco Grassoff rundum stimmig orchestriert. Die Truppe experimentierte in der Vergangenheit schon einmal mit klassischen Elementen und es entstand ein Projekt mit dem Namen “Lingua Mortis Orchestra“. Damit konnte ich mich allerdings nie ganz anfreunden, die Art und Weise wie dies demgegenüber heuer umgesetzt wurde, haut mich schlichtweg aus den Socken. Es ist im Prinzip von hart bis zart alles dabei. Da findet man beim Thrasher “Cold Desire“ das eher dezente Streichquartett mit Klavierbegleitung, während bei “One World“ das komplette Ensemble zum Einsatz kommt. An dieser Stelle komme ich auch nicht umhin, das emotionale Gitarrenspiel vom einzig verbliebenen Axtman Jean Borman zu erwähnen. Sein Spiel fügt sich mit viel Pathos mühelos in dieses opulente Soundgewitter. Wie bereits im ersten Teil punktet das Trio mit unfaßbar viel Kreativität und Vielfalt, so daß es mir schwer fällt, echte Highlights herauszuheben....obwohl ein, zwei gäbe es schon. Mit “Dying To Live“ servieren uns RAGE eine kraftvolle Ballade, eingerahmt von zwei Violinen mit Klavier und “Interlude“ ist ein Instrumentalstück das Themen aus der Vergangenheit zitiert. Im Folgenden werden Klassiker wie “From The Cradle To The Grave“, “Turn The Page“, “End Of All Days“, “Sent By The Devil“, “Higher Than The Sky“ und “Don't Fear The Winter“ klassisch kombiniert.
Der Brückenschlag zur Vergangenheit wird im Übrigen auch durch das Cover-Artwork von Karim König visualisiert, dem es gelungen ist, das apokalyptische Szenario mit früheren RAGE-Covermotiven zu verknüpfen.
Vor der Wiederentdeckung des Vinyls waren Studio-Doppelalben stets etwas Außergewöhnliches und wurden aufgelegt, wenn die Künstler so viel zu sagen hatten, daß eben eine LP (mit einer Laufzeit von ca. 45 Minuten) nicht gereicht hat. Ich würde jetzt nicht ganz so weit gehen und “Afterlifelines“ auf eine Stufe mit “The Wall“ von PINK FLOYD, “Quadrophenia“ von THE WHO, das “Weiße Album“ der BEATLES oder “Physical Graffiti“ von LED ZEPPELIN zu stellen, etwas Besonderes ist es aber allemal.
Heute darf ich Euch was Feines vorstellen - KINGS WINTER heißt die Band, kommt aus Deutschland, passenderweise aus Königswinter in Nordrhein-Westfalen. "The Other Side of Fear" ist ihr zweiter Longplayer. Applaus verdient im Vorfeld die professionelle Aufstellung der Band, denn hier wurde quasi alles im Alleingang "hergestellt". KINGS WINTER sind im Kern Mastermind Tobias Dahs und seine Ehefrau Jule Dahs. Tobias ist Songwriter, Produzent, Gitarrist, Booker, Manager, Grafiker und Verleger des Albums, seine Frau ist die Sängerin. Der neu gewonnene Gitarrist Christian Schmitz macht aus den beiden ein Trio.
Und das Gebotene ist aller Ehren wert. Der Opener und Titelsong startet heavy und energisch das Langeisen. Die Stimme von Jule hat eine leichte Nähe zu "uns DORO", aber mit mehr Dramatik und Drohpotenzial in den Stimmbändern. Tobis Gitarre ist quirlig und führt nicht nur mit Riffing, sondern mit viel Melodie durchs Programm, was mich an CHASTAIN und seine Band denken lässt. "Destroyer of Worlds" unterhält in sieben Minuten mit Inspiration, Atmosphäre und einem gewissen feierlichen Pathos, der gut zum Bandnamen passt. Heavy Metal, episch, wuchtig mit einer starken Sängerin, handwerklich klasse performed ist der Inhalt der Scheibe.
Die Produktion wirkt authentisch, das Album strahlt Kraft und Unverfälschtheit aus. KINGS WINTER legen hier ein beachtliches zweites Werk vor, das ich jedem klassischen Heavy Metal-Fan empfehlen kann. Auch und gerade, weil es aus Fleiß, Blut und ganz viel Herz besteht.
Das letzte Album der NWOBHM-Urgesteine SAXON „Carpe Diem“ ist gerade zwei Jahre alt und war meines Erachtens eines ihrer Besten. Rechtzeitig zur anstehenden Frühjahrs-Tour mit URIAH HEEP und JUDAS PRIEST legen Biff Byford & Co. nun einen amtlichen Nachfolger vor. Dabei ist alles beim Alten geblieben – SAXON Anno 2024 bieten auf „Hell, Fire And Damnation“ feinsten Heavy Metal der alten Schule mit Power und Biß. Und der gute Biff gehört ja stimmlich immer noch zu den Besten seines Faches. Der epische, flotte Titeltrack „Hell, Fire And Damnation“ (nach dem True-Metal-mäßigem Intro „The Prophecy“) mit seinem Ohrwurm-Refrain eröffnet den Reigen der neun Kompositionen, welche bis auf den etwas gewöhnungsbedürftigen Schlusssong „Super Charger“ allesamt in gewohnter Manier gefallen. Die typische SAXON-Abrissbirne „Fire And Steel“, die zweite Single „There's Something In Roswell“ (bandtypische Hymne) oder das eingängige „Pirates Of The Airwaves“ lassen dann einen auch schon direkt in Bewegung verfallen und erzeugen Vorfreude auf eine sicherlich folgende tolle Live-Performance.
Neu ist jedoch ein Gitarrist. Aus bekannt gesundheitlichen Gründen wurde SAXON-Gründungsmitglied und Gitarrist Paul Quinn bei den Studioaufnahmen von DIAMOND HEAD-Chef Brian Tatler ersetzt (und dieser wird auch Live mit dabei sein). Derweil Paul es sich trotzdem nicht nehmen ließ zwei Gastauftritte auf dem Album abzuliefern. In wie weit Tatler auch Einfluss auf die Songs genommen hat entzieht sich aber dabei meiner Kenntnis. Im Studio hat diese Kollaboration auf jeden Fall hörbar glänzend funktioniert. Ergo, einmal mehr gilt – wo SAXON drauf steht ist auch SAXON drin.
Im Pressetext heißt es "melancholisch schwere Musik für Misanthropen" - das scheint mir nicht die ganze Wahrheit zu sein. LORD DYING aus Portland, USA, veröffentlichen mit "Clandestine Transcendence" ihren vierten Longplayer, und ganz so festgelegt und eindeutig wissen die Vier noch nicht, wo die Reise denn hingehen soll.
Die musikalische Gemengelage ist passend zum Heute divers. Der Opener ist ein aggressiver, durchaus attraktiver, hassdurchfluteter Wonneproppen, der Black- bzw. Death Metal-DNA besitzt und mit einem verspielten Folk-Anteil gewürzt ist. Diese ansprechende, detaillierte und eigenständige Darbietung wird aber umgehend mit dem eindimensionalen "I Am Nothing I Am Everything" in purer Raserei ertränkt. LORD DYING punktet, wenn sich das Kollektiv etwas mehr Raum zur Differenzierung lässt und weniger Gas gibt. "Unto Becoming" ist z.B. eine solche Nummer, die Gothic Rock mit Metal stimmig vereint und dabei überraschend viel Dramatik und Melodie in die Gesangslinie packt. "Final Push Into The Sun" geht musikalisch zwei recht unterschiedliche Wege in einem Song. Ich habe das Gefühl, hier wird versucht Öl und Wasser zu vereinen. Das funktioniert nur bedingt.
So besitzt "Clandestine Transcendence" in jedem Fall eine gehörige Portion Überraschung und Unberechenbarkeit. Wenn LORD DYING die Richtung hält, gelingt einiges. Das starke "Dancing On The Emptiness" benötigt nicht die ganzen 8 Minuten, um seine volle Pracht zu entfalten. Weniger kann zuweilen mehr sein. Interessante Band mit Potenzial.
NOTURNALL sind für ihre ausgefallene und aufwändige Bühnenshow bekannt. Wobei ich einräumen muss, dass ich die Band heuer zum ersten Mal per Tonträger kennenlerne, ich füge hinzu, kennenlernen darf. "Cosmic Redemption" ist das vierte Album der seit 2014 bestehenden Band aus São Paulo, und das gebotene Metal Feuerwerk hat es wahrlich in sich.
Das südamerikanische Kollektiv positioniert sich zwischen wuchtigem, recht direkten Power Metal und anspruchsvollem, aber gut konsumierbaren Progressiv Metal. "Try Harder", der Opener, marschiert direkt und kraftvoll auf den Hörer zu. Der Gesang von Thiago Bianchi ist technisch anspruchsvoll, kernig und stämmig, gleichwohl mit viel Gefühl für Melodien ausgestattet. "Reset The Game" hat etwas von DRAGONFORCE, was den Speed angeht, während beim Refrain die Parallelen zu HELLOWEEN nicht von der Hand zu weisen sind. Noch dazu zeigt der Sänger einmal mehr wie variabel und großartig er sein Handwerk beherrscht und macht uns den Michael Kiske. Einfach nur als spitzenklasse muss das Double aus dem progressiven "Shallow Grave" und dem balladesken "Shadows (Walking Through) bezeichnet werden. Emotion, Temperament, eine pathetische Orchestrierung (Orchestra & Scores by Michael Romeo) bei "Shadows" sowie Atmosphäre und einfach wunderbares, inspiriertes und anspruchsvolles Songwriting zeichnen die zwei Nummern aus. Was NOTURNALL hier anbieten, ist großes Kino. Da braucht es auch kein Namedropping wie Mike Portnoy oder David Ellefson, die u.a. an dem Werk partiell beteiligt sind. Diese zwei Songs und der portugiesische Hit von CAZUZA "O Tempo Não Para" sind die Highlights eines spannenden und kraftstrotzenden Albums. Gegen Ende geht den Brasilianern dann doch etwas die Puste aus; das moderne, thrashige und langatmige "The Great Filter" punktet nicht, und auch die zwei Live-Nummern am Schluss hätte man sich sparen können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
"Cosmic Redemption" bietet unbändige Leidenschaft, Raserei, viel Gefühl und eine stark aufspielende Band, die nahezu in jedem Bereich versiert und handwerklich überragend agiert.
Im Oktober 1993 verunglückte Criss Oliva tödlich; dies war zwar noch nicht das Ende von SAVATAGE, aber ohne Frage eine Zäsur, ein tiefer Einschnitt. Zu Ehren dieses prägenden Gitarristen und Künstlers veröffentlichten SAVATAGE zwei Jahre nach dessen Tod das Livealbum "Ghost in the Ruins" (A Tribute To Criss Oliva). Offiziell gab es den Longplayer nie als Vinyl-Version, das holt nun earMUSIC nahezu genau 30 Jahre nach dem tragischen Autounfall nach.
Das Tribut-Album erscheint als limitierte Doppel-LP auf marmoriertem, orange-schwarzen Vinyl im Gatefold, mit einem hochwertigen, 12-seitigen Booklet, inkl. Interview mit Jon Oliva, Johnny Lee Middleton, Chris Caffery und Steve Wacholz sowie drei Bonus-Tracks aus ihrer 1987er Show in Cleveland/USA. Die Platten sehen klasse aus, und auch die Verarbeitung ist makellos. Der musikalische Inhalt umspannt die Jahre 1987 bis 1990. Somit stammen die Aufnahmen nicht von einem einzelnen Konzert, es werden Songs zum Teil ausgefaded. Was ja partiell gerade bei Livealben die Atmosphäre etwas stören kann.
Die Aufnahmen indes wirken sehr authentisch. Gerade Jon Olivas Gesang berührt immer mal wieder den Grenzbereich und verursacht bei diesen fragilen und hoch emotionalen Momenten Gänsehaut. Der Sound generell wirkt wenig bis nicht bearbeitet. Über die Songs muss ich nichts schreiben. SAVATAGE haben den Metal unendlich bereichert und mit Qualität gefüllt. Die Band aus Tampa/USA ist tief in die DNA des Genres eingewachsen und hat dieses nachhaltig aufgewertet. Ich denke, dass bei allen Unterschieden und manigfaltigen Sub-Genres im Heavy Metal SAVATAGE als Konsens immer und bei jedem geht.
Für Metal- und Vinyl-Fans ist diese Veröffentlichung ein wirklich verlockendes Angebot und reiht sich in die überaus gelungenen Re-Releases von SAVATAGE von earMUSIC ein.
LP1
1 City Beneath The Surface (Live At The Ritz, NYC, 1990)
2 24 Hours Ago (Live At Spectrum Coliseum, Philadelphia, 1988)
3 Legions (Live At Spectrum Coliseum, Philadelphia, 1988)
4 Strange Wings (Live At Spectrum Coliseum, Philadelphia, 1988
5 Gutter Ballet (Live At The Los Angeles Palace, L.A., 1990)
6 When The Crowds Are Gone (Live At The Hollywood Palace, L.A.)
7 Of Rage And War (Live At L'amour, Brooklyn, 1990)
8 The Dungeons Are Calling (Live At Nassau Coliseum, Long Island)
LP2
1 Sirens (Live At Nassau Coliseum, Long Island, 1988)
2 Hounds (Live At L'amour, Brooklyn, 1990)
3 Criss Intro (Live At The Cleveland Agora, Cleveland, 1987)
4 Hall Of The Mountain King (Live At L'amour, Brooklyn, 1990)
5 Post Script (Soundcheck At The Hollywood Palace, L.A., 1990)
6 Devastation (Live At The Cleveland Agora, Cleveland, 1987)
7 Beyond The Doors Of The Dark (Live At The Cleveland Agora, Cleveland, 1987)
8 Unusual (Live At The Cleveland Agora, Cleveland, 1987)
"Ghost in the Ruins" - A Tribute To Criss Oliva - (Vinyl)
THE UNITY haben den Zeitpunkt zur Veröffentlichung ihres vierten Studiowerkes gut gelegt. Eine Woche nach Erscheinen von "The Hellish Joyride" (25.08.2023) geht das Kollektiv mit PRIMAL FEAR auf Europa-Tour. Im Gepäck 12 neue Songs, die vor Energie und Kraft nur so strotzen.
Die pathetische, leicht überladene Einleitung "One World" eignet sich als Einstimmung zum Entern der Bühne perfekt. Und auch das darauffolgende "Masterpiece" könnte sicherlich schnell für Betriebstemperatur im Auditorium sorgen. Diese Nummer ist, um es mal altmodisch auszudrücken, Speed Metal in Reinkultur. Im Doppelbass-Gewitter stehend, von Gitarren-Blitzen erhellt, erinnert der Song an alte HELLOWEEN, was ja nicht ganz abwegig ist, wenn man bedenkt, dass ein Drittel der Band bei GAMMA RAY ihren Ursprung hatte. Der Titelsong zelebriert dann Power Metal, groovend marschierend, dazu begleitet mit einer mystisch anmutenden Keyboard-Melodie. THE UNITY zeigen sich auf "The Hellish Joyride" etwas härter als gewohnt, die liebgewonnenen, geschmeidigen Melodic Rock Momente ("Something Good") sind heuer rar gesät. Die Songs indes erscheinen eine Spur verzierter und detaillierter in ihrer Aufmachung; "Saints and Sinners" ist eine Melange aus PRETTY MAIDS, und erneut würde ich hier einen beleuchteten Kürbis ins Fenster stellen. Erfrischend und bereichernd ist das zwischen DEEP PURPLES "Burn" und RAINBOWS "Kill The King" angesiedelte, athletische "Never Surrender" - hier brilliert handwerklich das gesamte Kollektiv, im Besonderen aber Sänger Gianbattista Manenti.
Die höllische Spritztour des deutsch-italienischen Sextetts ist eine unterhaltsame und rasante Fahrt, eine Spur hitziger als gewohnt. Ohne Frage werden von hier einige Nummern ins Live-Set finden und ihre Uraufführung im Spätsommer 2023 haben. Applaus verdient die Band für ihre beständig hohe Qualität, die sie von Album zu Album abliefert. Auf diese Zuverlässigkeit ist, wie es scheint, immer Verlass. Hut ab!
SPIRIT ADRIFT begann 2015 als Soloprojekt von Multiinstrumentalist Nate Garrett, und auch heuer steht der bärtige Bandgründer klar im Zentrum des Kollektivs. Aber mehr Band als bei "Ghost At The Gallows" gab es wohl nie, ist das Kollektiv immerhin Tour erprobt und, bis auf der Position am Bass, so seit mehreren Jahren zusammen. SPIRIT ADRIFT haben sich auch mit dem neuen Longplayer von ihren Doom Roots gelöst. Zumindest musikalisch, während textlich und atmosphärisch, nach wie vor eine feine, finstere, eher lichtscheue Aura die Songs umhüllt.
"Give Her To The River" ist purer Metal mit leicht epischem Unterton. Die Stimme von Nate Garrett erscheint zu Beginn etwas blass und eintönig. Sie gewinnt aber von Durchlauf zu Durchlauf an Eindringlichkeit. Die großartige Gitarrenarbeit von Tom Draper (Ex-CARCASS) bereichert, mehr noch, er schmückt mit seinem akzentuierten Spiel und leidenschaftlichen Soli die Songs. Das packende Riffing bei "Burn Burner" mahnt an RUNNING WILD, der Song ist schlicht in seiner Struktur umso direkter, dringt er in den Hörer. Hier wird Metal in seiner Essenz dargeboten, pur und funktional. Das dramatische balladeske "These Two Hands" zeigt sich METALLICA verehrend, aber mit dennoch genug Eigenleben.
Liebe Metalgemeinde - SPIRIT ADRIFT verdienen viel mehr Aufmerksamkeit. "Ghost At The Gallows" ist quasi ein Referenzwerk wie zeitgemäßer Metal 2023 zu klingen hat.
Uns liegt das Album in Vinyl vor. Die Pressqualität der schwarzen Platte ist makellos. Das starke Artwork kommt gut zur Geltung, und auch die Illustration auf der Rückseite ist klasse. Einen tollen Mehrwert stellt das reichhaltig illustrierte, mehrseitige Textbook dar.