Wer an Botswana denkt, denkt vermutlich erst mal an Natur: die Kalahari, das Okavango-Delta, Nationalparks und darin umherziehende Tierherden. Vielleicht denkt er auch noch an Diamanten, oder an Alexander McCall Smith und seine Romanreihe um die „No. 1 Ladies´ Detective Agency“. Was einem dagegen eher selten in den Sinn kommt, ist Musik – und Metal für gewöhnlich schon gar nicht. In der Tat handelt es sich bei Botswana um ein Land, dass auf der Metal-Landkarte eher Terra incognita darstellt, doch wer glaubt, das liege daran, dass dort schlicht keine Metal-Bands gedeihen, der wird von SKINFLINT eines Besseren belehrt. Die Kombo ist inzwischen mit „Chief Of The Ghosts“ beim fünften Album angekommen und hat mit ihrem bisherigen Schaffen auch im Ausland von sich hören gemacht. Klanglich bewegt man sich dabei im relativ klassischen Heavy Metal-Gefolge von Größen wie Iron Maiden und Black Sabbath, kombiniert diese aber zum Teil mit ethnisch-mythischen Themen und mitunter in Setswana gehaltenen Texten, was dem Ganzen eine Prise Exotik und Eigenständigkeit verleiht. Etwas eingängiger könnte das Ganze allerdings noch ausfallen, die Melodien wollen nicht so richtig im Ohr haften bleiben. „Borankana Metal“, das als Intro fungiert, kommt rein instrumental daher, bevor beim anschließenden „Ram Of Fire“ dann richtig losgelegt wird. Die Songs bewegen sich meist in einem eher getragenen, schleppenden Heavy-Tempo, der Gesang von Sänger Giuseppe Sbrana präsentiert sich rau. „Anyoto Aniota“ ist ein klassischer, geradliniger Heavy Metal-Song einschließlich böse-irren Gelächters, bei „Milk Fever“ tritt das Trio das Gaspedal dann zur Abwechslung ein wenig mehr durch. Fazit: wer klassischen Metal mag und gerne etwas Exotischeres im Regal bzw. der Playlist haben möchte, der sollte SKINFLINT mal ein Ohr schenken.
Nachdem im klassischen Metal Bereich All-Girl Bands in Europa bis dato eher die Ausnahme denn die Regel waren, rumort es in vielen Teilen der Welt doch mächtig: In Süd-Amerika (u.a. PANNDORA, NERVOSA, HIGHWAY & MYSTICA GIRLS), in Ost-Europa (HELLCATS oder JENNER) und vor allem in Japan (u.a. ALDIOUS, MARY’S BLOOD und BRIDEAR) machen die Damen der Schöpfung überall mobil. Nur in Zentraleuropa sah es bislang eher düster aus. Nun geben ausgerechnet fünf Schweizerinnen ihre Neutralität auf und ziehen in den „Battle of Metal“.
DESTRUCTIONs Schmier und V.O. Pulver von POLTERGEIST sorgen für den fetten Sound und haben im Vorfeld schon kräftig die Werbetrommel für BURNING WITCHES gerührt. Bei so viel Vorschusslorbeeren bin ich immer etwas skeptisch. Schmier lässt keine Gelegenheit aus, „seine“ Mädels in den höchsten Tönen zu loben, und bei sowas bekomme ich eigentlich immer eher einen Fluchtreflex. Das erinnert dann an lästige Verkäufer, die einem irgendeinen Scheiß unterjubeln wollen, obwohl man nur schauen möchte.
Aber -mea culpa- der olle Schmier hat recht. BURNING WITCHES bieten ein geiles, zu gleichen Teilen oldschooliges und doch modernes Metal-Brett, was die Nähe zu JUDAS PRIEST nicht verleugnen kann und wohl auch nicht möchte, denn sonst ließe sich das abschließende Cover von „Jawbreaker“ nur schwer erklären. Aber die Damen agieren mitnichten als Abziehbild, denn sie sind um einiges aggressiver unterwegs als die britische Legende. Auch wenn der Grundsound eindeutig Heavy Metal ist, so ist das Aggrolevel oft fast schon thrashig. Zusammen mit den meist wirklich großen Refrains („Black Widow“, „Burning Witches“, „Bloody Rose“, „Save Me“ oder „Deathlist“) ergibt das eine gelungene Mischung. Einzig die eingestreuten Growls bei „Dark Companion“ hätte man sich klemmen können, aber das ist Meckern auf verdammt hohem Niveau.
Frontfrau Seraina verfügt über eine extrem kraftvolle angeraute Röhre, die perfekt zu den bissigen Songs von BURNING WITCHES passt.
Wer seinen Metal oldschool und doch zeitgemäß mag und findet, dass eine gewisse Grundaggressivität genauso zum Metal gehört wie ein gesundes Melodieverständnis, der sollte sich vom Hype nicht abschrecken lassen, denn das hier ist wirklich groß.
Eine der fleißigsten Combos weltweit wird knapp ein Jahr nach dem Vorgänger „Fényárban És Félhomályban“ schon wieder mit einem neuen Album vorstellig. Album Nummer 22 ist typisch OSSIAN, auch wenn sich ein Trend der letzten Jahre weiter fortsetzt. Man lässt es in gesetztem Alter mittlerweile etwas ruhiger und entspannter angehen. So pendelt das Album zwischen saftig stampfenden Mid-Tempo Tracks mit ACCEPT / U.D.O. Flair und melancholischen balladesken Klängen, die einfach nur nach OSSIAN klingen.
Passend zur Person Endre Paksi, der OSSIAN seit über 30 Jahren am Leben erhält, wirkt das Album im besten Wortsinne „gemütlich“. Die warmen Klänge vermitteln einem sofort das Gefühl „nach Hause“ zu kommen. Das ist jetzt nichts um wild headbangend durch die Gegend zu hüpfen, aber OSSIAN schaffen es mit der eigentlich harten und schroffen Stilistik des Heavy Metals eine Atmosphäre von Sicherheit und Gemütlichkeit zu erschaffen, die wohl einzigartig ist. Und über allem thront die majestätische Stimme von Paksi, der uns in dieser Welt willkommen heißt. Die ungarische Sprache passt perfekt dazu und ich bin mir sicher, dass das in Englisch nie so funktionieren wurde.
Dass das Ganze einmal mehr fett und doch transparent in Szene gesetzt wurde, ist nichts Neues und doch erwähnenswert, da es ein weiteres Indiz für die hohe Qualität ist.
Nennt mir doch bitte mal eine international erfolgreiche Band, die bei 22 Alben keinen Rohrkrepierer dabei hat. Da gibt es nicht so viele und wenn sich auf Grund dieses Reviews ein paar Nasen mit OSSIAN beschäftigen, dann würde mich das sehr freuen, denn diese obersympathische und hart arbeitende Band hat Erfolg mehr als verdient. Bin ich befangen? Vielleicht…aber vor allem bin ich gefangen und zwar vom einfach nur schönen neuen OSSIAN Album „Az Igazi Szabadság“.
Als Anspieltipps sollten mal die Hymne „Célszemély“, die traurig schöne Ballade „Köd Előtted, Köd Mögötted“ und das melancholische „Harangok“ herhalten. Auf die nächsten 30 Jahre!
Wie die meisten anderen Alben OSSIANS gibt es auch das neue Werk unter www.metalshop.hu zu beziehen.
Den Bericht zu den Photos im Lyric-Video zu „Célszemély“ gibt es übrigens hier:
CLOVEN ALTAR die zweite. Was soll ich sagen? So macht Heavy Metal einfach Spaß. Das Duo Ced Forsberg (alle Instrumente) und Dustin Umberger (Gesang) haben einmal mehr ein astreines Metal Album an den Start gebracht, dem Attribute wie Originalität und Experimente zwar ziemlich egal sind, aber trotzdem (oder gerade deshalb) knallt „Enter The Night“ mehr als amtlich. Irgendwo zwischen „Thundersteel“-RIOT, SKULL FIST, ENFORCER und NIGHT DEMON haben es sich CLOVEN ALTAR gemütlich gemacht und hauen uns in einer knappen halben Stunde 9 speedige Metal Nummern um die Ohren, welche wunderbar auf den Punkt kommen und sämtliche Längen außen vor lassen. Kein Schnickschnack oder sonstiges Brimborium…einfach nur Heavy Metal pur mit hymnischen Refrains. Da wackelt der Kopf und die Faust schnellt nach oben. Als Freund traditioneller Klänge muss man hier einfach gute Laune bekommen. „Die For Metal“ rumpelt in bester „Old-Hamburg“-Manier drauf los (ihr wisst schon…schnelles Riff, hoher Schrei und ab geht’s), „Streets Of Rage“ mixt die junge Schwedenschule mit dezenten IRON MAIDEN Einflüssen und „Thrones Of The Masters“ ist melodischer Speed Metal aus dem Lehrbuch. Die simplen Refrains sitzen wie eine Eins und lassen das Material sofort in Herz und Hirn übergehen. Manche Alben muss man sich ja „erarbeiten“, nicht so „Enter The Night“. Hier wird der Headbangernerv sofort getroffen. Für alle Kuttenträger gilt akute Kaufpflicht!
Nach dem plötzlichen Aus von SISTER SIN 2015 wollte sich deren Sängerin Liv Jagrell noch nicht aufs Altenteil zurückziehen und beschloss, sich in Zukunft nicht mehr auf eine Band verlassen zu wollen und tritt nun unter dem Namen LIV SIN solo ins Rampenlicht zurück. Mit tatkräftiger Unterstützung von Teilen der U.D.O. Familie (man hatte sich auf diversen gemeinsamen Tourneen kennen gelernt) – namentlich Ex-Gitarrist und Produzent Stefan Kaufmann und Basser Fitty Wienhold- nahm sie nun ihr Solodebut „Follow Me“ auf. Normalerweise sind Soloalben von Sängern und Sängerinnen softer als die Werke im Bandkontext, Liv dreht den Spieß gerade um und verschiebt den von SISTER SIN bekannten Stil noch ein paar Grade Richtung Metal und klingt so aggressiv und garstig wie nie zuvor. Liv kreischt, faucht und lässt ihrem Frust über das plötzliche Karriereaus von SISTER SIN freien Lauf. Da „Follow Me“ aber so überzeugend klingt, weine zumindest ich SISTER SIN keine Träne mehr nach. Kaufmann und Wienhold haben „Follow Me“ zwar modern aber dennoch organisch produziert, sodass der Vorwurf, welcher gerne neuere U.D.O. Alben ob des zu klinischen Sounds traf, hier ins Leere läuft.
Mit dem fast schon thrashigen „The Fall“ erwischt Liv einen Einstieg nach Maß und pulverisiert auch die härtesten SISTER SIN Tracks mal so eben im Vorbeigehen. Und auch das folgende „Hypocrite“ ist ein wohldosierter Schlag in die Fresse. „Let Me Out“ mutet dann erst etwas melodischer an und hätte auch wunderbar auf die letzten SISTER SIN Alben gepasst, wäre da nicht eine fiese, mit flotter Doublebass unterlegte Bridge, die wieder härter ist als es das SISTER SIN Material jemals war.
Der akustische Beginn von „Black Souls“ lockt einen zuerst auf eine falsche Fährte, bevor die Band mit einem schnellen Riff, bollernden Doublebass Drums und einem bösen Schrei von Liv wieder aus vollen Rohren feuert. „Godless Utopia“ erinnert mich vom Riffing an diverse KREATOR Mid-Tempo Nummern. „Endless Roads“ bildet die erste kleine Verschnaufpause und zeigt, dass Liv nicht nur beeindruckend kreischen, sondern auch singen kann. Da sie mehr als nur einmal auf ihrem Album auch mit dem Thrash Metal liebäugelt, ist das Duett mit DESTRUCTIONs Schmier beim sehr flotten „Killing Yourself To Live“ mehr als nur konsequent und passt wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer. „I Am Your Sin“ bietet sich auf Grund des geshouteten „SIN“ im Refrain perfekt für Liveshows an und „Emperor Of Chaos“ ist der fiese Bruder von SISTER SINs „Chaos Royale“. Das Finale wird mit dem FIGHT-Cover „Immortal Sin“ eingeläutet. Dort liefert sich Liv ein Duett mit Jyrki 69 von den 69 EYES, dessen gestelzte und aufgesetzt wirkende Art zu singen mir nicht wirklich gut reinläuft…besonders, wenn man für die entsprechenden Textzeilen eigentlich Rob Halford im Ohr hat. Geschmacksache eben.
Abgerundet wird „Follow Me“ von dem balladesk beginnenden „The Beast Inside“. In der zweiten Hälfte entwickelt sich die Nummer zu einem flotten Track, der das Album mehr als würdig beschließt und sofort zu einem meiner Favoriten wurde.
Mit „Follow Me“ ist Liv ein beeindruckendes Ausrufezeichen gelungen und alle Zeichen stehen auch nach SISTER SIN auf Sturm.
Wenn der Name Vescera irgendwo aufleuchtet, bekomme ich in der Regel gleich ganz spitze Ohren, hat der Mann doch eine exzellente Stimme, die in den letzten 30 Jahren keinen Deut gelitten hat. Im Gegenteil, Vescera klingt heute sogar noch stärker denn je. Egal ob der Mann seine Stimmbänder für OBSESSION, YNGWIE MALMSTEEN, LOUDNESS, MVP oder THE REIGN OF TERROR vibrieren lies. Qualität war immer gegeben. Ich mochte ja sogar seine Ausflüge in die japanische Anime-Kultur mit ANIMETAL USA und ich werde mir wohl auch noch sein Disney auf Metal Cover-Album zulegen.
Damit dürfte mein Standpunkt bezüglich des wohlklingenden Mittfünfzigers klar sein.
Und auch das neue Werk unter dem simplen Namen VESCERA weiß mich mit melodischem, teils fast Speed Metal-artigem Sound zuerst zu begeistern. Auch wenn vieles seltsam vertraut anmutet. Das Info klärt mich dann auch auf, dass sich Mikes Backing-Band aus ehemaligen Musikern der italienischen Band NITEHAWKS zusammensetzt, und ab hier schwant mir dann auch was mir so vertraut anmutet. Flugs das 2015 auf Skol Records erschienene Album der Italiener aus dem Regal gefischt und zum Cross-Check angesetzt. Und tatsächlich: Von den 9 NITEHAWKS Songs haben es ganze 7 auf das VESCERA Album geschafft („Rocketman“ hat mit „Troubled Man“ zumindest nen neuen Titel spendiert bekommen). Auch wenn das NITEHAWKS Debut wohl an 99% der potentiellen Hörerschaft vorbeigezogen ist und die Songs durch den fetteren Sound und den besseren Gesang ein hörbares Up-Grade erfahren haben, fühle ich mich dezent verarscht.
Dass einem das als neue VESCERA Soloscheibe verkauft wird, hat einen faden Beigeschmack. Denn im Endeffekt wurde eine ältere Platte einer anderen Band einfach noch mal schnell eingespielt.
Ohne das Wissen um das NITEHAWKS Debut bleibt natürlich eine fette Heavy Metal Scheiblette, die mit „Blackout In Paradise“, Beyond The Fight“ (ein wirklich neuer Song) geile Speedgeschosse am Start hat und zusätzlich auch mit den Stampfern „Dynamite“ und mit dem treibenden „Suite 95“ punkten kann. Wenn da nicht, ja wenn da nicht…
Wow, das ist mal wieder ganz heißer Scheiß. Das Trio von NIGHT DEMON macht konsequent da weiter, wo es mit "Curse of the Damned" aufgehört hat - ach was, die US Boys legen sogar noch eine Schippe Spielfreude obendrauf. Retro Metal, genauer gesagt die NWoBHM bleiben musikalischer Inhalt auch auf Album Zwei. Sänger Jarvis Leatherby sieht nicht nur wie der junge Paul Di’Anno aus, nein, er pflegt auch einen ähnlich aggessiven Stil, seine Stimmbänder zu malträtieren. Energisch nach vorne preschend galoppieren die Songs mit Melodie und rhythmischer Leidenschaft ohne Umwege in die Blutbahn des Hörers. Songs wie "Black Widow", "Stranger In The Room" oder "Life On The Run" schwitzen die Essenz des Heavy Metals aus jeder Pore. Den krönenden Abschluss und interessanten Kontrast bildet der melancholisch versonnene Titelsong auf „Sendeplatz“ 10. Das ist Metal, der in den Schritt fast, uninszeniert, unkalkuliert, direkt und echt, produktionstechnisch perfekt in Epoche und Szene gesetzt. Das Teil gehört jetzt schon zu meinen Lieblingen des Jahres.
Aus dem Land, welches gefühlt mehr Bands als Einwohner hat, kommen SCREAMER. Nach dem gelungenen letzten Werk „Phoenix“ hat es so einige Veränderungen bei SCREAMER gegeben. Die maßgeblichste war wohl der Wechsel am Mikro. Für Christoffer Svensson kam Andreas Wikström. Selbiger bewegt sich in ähnlichen Sphären und lässt den Wechsel weniger drastisch ausfallen als befürchtet. Trotzdem muss ich sagen, dass Svensson bei der Ausarbeitung seiner Gesangslinien einen Tacken genialer und zwingender war als es Wikström ist. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn beide Frontmänner bewegen sich durchaus auf Augenhöhe.
SCREAMER spielen melodischen, urtypischen schwedischen Metal, welcher die frühen 80er hochleben lässt. Neben alten Schwedenhappen wie MINDLESS SINNER oder AXEWITCH kommen mir witzigerweise auch ein paar Kanadier neueren Datums wie CAULDRON BORN oder AXXION in den Sinn. Also ihr seht schon: SCREAMER bedienen die etwas entspanntere Schule und verzichten auf hektisches Geballer.
Meinereiner erfreut sich besonders am flotten Titeltrack, der Hymne „Warriors“ und dem stampfenden Rausschmeißer „The Punishment“.
„Hell Machine“ ist ein sehr gutes Heavy Metal Album, welches knapp hinter seinem Vorgänger „Phoenix“ ins Ziel trudelt.
Ach ja…wenn man als klassische Heavy Metal Truppe einen eigenen Song „Denim And Leather“ nennt, dann zeugt das von sehr viel Selbstbewusstsein oder eben ganz viel Ignoranz.
Im Camp von CLOVEN HOOF hat es wieder einmal ordentlich gerappelt. Die einschneidendste Veränderung ist da natürlich der erneute Wechsel am Mikro. Aktuell darf sich Ex-OMEN und ASKA Fronter George Call bei den Herren aus Wolverhampton gesangstechnisch beweisen. Dass der Mann eine erstklassige Powerröhre besitzt, dürfte sich herumgesprochen haben, und so brennt hier auch wenig an. Es wäre nur schön, wenn er es mal für längere Zeit irgendwo aushalten würde (ASKA mal ausgenommen, aber das ist ja auch SEIN Baby) um den Bands die Konstanz zu verleihen, die für ein wenig Erfolg wichtig ist und gerade eine Band wie CLOVEN HOOF nach fast 40 Jahren im Business auch durchaus verdient hätte.
Was das neue Album betrifft, so muss ich sagen, dass ich echt überrascht bin. Das letzte Werk „Resist Or Serve“ war eine gute Platte, ohne dass man jetzt in totale Jubelstürme hätte ausbrechen müssen. „Who Mourns For The Morning Star?“ legt da jetzt einige Briketts nach und CLOVEN HOOF liefern eine astreine zeitgemäße Heavy Metal Scheibe ab, die einerseits nicht im Retrowahn versinkt aber andererseits aus der guten alten Zeit ein gesundes Verständnis für Melodie und Hooks in die Jetzt-Zeit transferiert. Best from New- and Old-School sozusagen. Mit dem flotten „Star Rider“ erwischt man schon mal einen formidablen Einstieg. Ob der „Star Rider“ der Bruder des „Astral Rider“ (vom 89er „A Sultans Ransom“) oder eher der Cousin des „Stormrider“ (von der 82er Debut E.P.) ist, werde ich bei Gelegenheit noch in Erfahrung bringen. Zumindest reitet er gut ins Ohr und macht Lust auf das was noch kommt. Mir gefällt die latente Melancholie bei melodischen Groovern wie „Song Of Orpheus“ oder „Neon Angels“. Der Einschlag alter US-Melodic Helden der Marke DOKKEN ist unverkennbar und steht CLOVEN HOOF ausgezeichnet. Beim Titelstück wird es dann noch epischer und bei den Gitarren lugen die eisernen Jungfrauen hervor. CLOVEN HOOF verbinden das mit US-Metal der OMEN Schule und fertig ist ein weiteres Highlight. Dass CLOVEN HOOF aber aus bissiger können, beweisen sie mit dem fiesen „I Talk To The Dead“ und der Speed Nummer „Time To Burn“. Danach folgt der für mich einzige kleine Ausfall: „Mindmaster“ atmet für mich mit seinem groovigen Riffing zu sehr 90er Luft. Nicht schlecht, aber auch kein Glanzstück. Was aber relativ Wurst ist, da nun noch meine beiden absoluten Highlights folgen: zuerst das abwechslungsreiche „Go Tell The Spartans“. Auf eine melodische Strophe folgen eine fast schon kitschige Bridge und ein speediger Chorus mit geilen Screams von George. Ich liebe es. Abgerundet wird das Album dann vom 7-minütigen „Bannockburn“ (wenn ich mich recht erinnere war das eine Schlacht im 14 Jhd., wo die Schotten unter Robert The Bruce den Engländern mächtig einen auf den Sack gehauen haben), welches treibend das Schlachtengetümmel perfekt in Szene setzt und ein extrem starkes Album gelungen abrundet. Den Refrain habe ich schon nach dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf bekommen.
Ob Mastermind Lee Payne das beste CLOVEN HOOF Album ever aufgenommen hat, muss die Zeit zeigen, was man jedoch jetzt schon sagen kann: Es ist auf jeden Fall das Beste seit „A Sultan’s Ransom“.
BATTLE BEAST die Vierte. Die Erfolgskurve von BATTLE BEAST zeigt auch nach dem Ausscheiden des ehemaligen Hauptsongwriters Anton Kabanen stetig nach oben. Ich mag ja Over the Top-Geschichten und BATTLE BEAST verkörpern genau das. Noch mehr Keys, noch mehr Party, noch mehr 80er Popfeeling, noch eingängiger und noch mehr Schminke auf dem Gesicht von Noora Louhimo. Manchmal ist mehr wirklich halt auch mehr. Ich steh‘ auf die Leck-Arsch-Attitüde. BATTLE BEAST ist bewusst, dass Puristen bei einer reinen 80er Pop-Nummer wie „Dancing With The Beast“ aufheulen werden und zartbesaiteten Kandidaten wird die Frisur mit einem Power Metal Song wie „Bringer Of Pain“ auf links gedreht. Das einzige, was man BATTLE BEAST vorwerfen kann, ist dass die flotten Stampftracks ca. 80 % des Albums ausmachen und sich dadurch etwas Gleichförmigkeit breitmacht. Allerdings sind BATTLE BEAST im gleichen Atemzug auch um Abwechslung bemüht: die tolle Ballade „Far From Heaven“ oder das mit AMORPHIS Sänger Tomi Joutsen eingespielte „Lost in Wars“ (weniger toll, da sehr nach RAMMSTEIN klingend und da mag ich schon das Original nicht).
Der Rest besticht durch ultraeingängige Refrains, die man in dieser Hülle und Fülle erst einmal hinbekommen muss. Ebenso interessant finde ich, dass es gerade im Key-Bereich viele metaluntypische Momente gibt. Seien es die schon erwähnten 80er Pop Sounds, oder auch mal ein kurzes Pianolick. Da läuft einiges unterschwellig ab und macht die Kompositionen tiefgründiger, als sie nach dem ersten Hören erscheinen.
Über allem thront natürlich das mächtige Reibeisenorgan von Sängerin Noora, die in einer Traditionslinie mit Leather Leoni oder Doro steht und trotzdem einen Sack voll Eigenständigkeit mitbringt, sodass man sie sofort erkennt. Was übrigens auch für den Rest gilt: Auch wenn BATTLE BEAST im Endeffekt nichts 100% Neues bieten, setzten sie 30 Jahre Musikgeschichte so clever zusammen, dass man von einem Plagiat in keinster Weise sprechen kann und man auch noch bevor der Gesang eingesetzt hat sagen kann um wen es sich handelt.
Kein kompromissloses Heavy Metal Manifest, aber eine hochmoderne Party-Pop-Metal Scheibe mit genialer Stimme und Melodien zum Hirn ausschalten und abfeiern.
Ich empfehle übrigens das Digi. Während das reguläre Album mit dem poppigen „Dancing With The Beast“ und der Ballade „Far From Heaven“ etwas lasch ausklingt, ist das Digi mit drei weiteren klassischen BATTLE BEAST Stampfern einfach runder. Außerdem bietet das Digi mit „Rock Trash“ die Nummer mit meiner Lieblingstextzeile:
„I wake up, don‘t know where I am
I hear a language I don’t understand
Was our Afterparty in another Land?
I see a Reindeer, am I in Lappland?
Oh God, I wanna go back to Tampere!”
Großes Kino von shakespearscher Brillianz. BATTLE BEAST werden den nächsten Schritt auf der Popularitätsleiter mit „Bringer Of Pain“ machen. Da bin ich mir sicher.