Die Heilbronner SPITEFUEL laden nach, Album Nr. 2 "Dreamworld Collapse" darf sich nun für Anhänger des schweren Metals drehen. Und es musste dieses Mal ein Konzeptalbum sein. Da haben sich die fünf schwäbischen Burschen was vorgenommen, denn so ein Album hat große Ahnen und auch einen gehobenen Anspruch an die Story und das darin stimmige Einbinden der Musik. Die Geschichte, die bei "Dreamworld Collapse" erzählt wird, ist nur bedingt neu und eigen, im Kern ist es eine Mischung aus den Filmen "Die Bestimmung" und "Hüter der Erinnerung". Somit kann ich hier dem Autor, "Urheber" und Sänger Stefan Zörner nur eingeschränkt applaudieren.
Und was ist mit der Musik? Hier zeigt sich der Fünfer kantig und durchaus abwechslungsreich. Der Opener weckt Erinnerungen an frühe HELLOWEEN. Die Songs wirken ambitioniert, und gerade die Instrumental-Fraktion kann mit Dynamik und gefälligen Gitarren Leads punkten. Sänger Stefan Zörner ist ein sympathischer und gut vernetzter Zeitgenosse, doch leider muss ich attestieren, dass ich ihn hier als Schwachpunkt wahrnehme. Gerade bei den hohen Tönen wird seine Stimme brüchig und leider auch ein wenig schrill. Wenn man darüber hinwegsehen kann, gelingt es der Band durchaus, kleine epische Momente in die Songs zu weben, die wirklich zu gefallen wissen. "Dreamworld Collapse" ist handwerklich kein perfektes Album, aber ein interessantes und irgendwie mit viel Herzblut gefülltes Werk. Mich erinnert das Teil ein wenig an die Anfänge von Bands wie RAGE und HELLOWEEN, und ich denke, mit diesem Vergleich sollte die Band gut leben können.
Das Frühwerk von SAXON, einem Mitglied der metalischen Ursuppe, wird mit diesem schönen und wertigen Re-Release geehrt und zu recht ein weiteres Mal in den Fokus der Metal-Gemeinde gerückt. BMG veröffentlicht am 30. März erstmals die ersten drei SAXON-Alben, als Splatter-/Swirl-Vinyls und in edlen CD-Versionen im 24-seitigen Mediabook Design, inkl. Bonus Tracks. Uns liegen die Vinyl-Versionen vor. BMG macht das mit dieser Reissue hervorragend, gerade in Vinyl. Da sind die Cover wunderbar farbecht und hochaufgelöst bzw. scharf gedruckt, die Inner sleeves gibt es in bedrucktem Glanzpapier, und das Vinyl ist makellos verarbeitet. Es gibt ein anderes großes deutsches Label, das sich gerade in Bezug auf Vinyl qualitäts- bzw. verarbeitungstechnisch und auch beim Artwork immer recht schwer tut, und das muss nicht einmal eine Wiederveröffentlichung sein. Diese Veröffentlichung allerdings ist vorbildlich - hätte man noch gepolsterte Inner sleeves dazugepackt, wäre sie gar perfekt.
SAXONs erste LP (1979), schlicht nach der Band betitelt, ist songwriterisch noch nicht so zwingend, gehört aber mit zu den ersten Alben der NWoBHM. Gleichwohl ist mit dem siamesischen Zwillingspaar "Rainbow Theme" und "Frozen Rainbow" eines der bis heute immer noch spannendsten "must haves" von SAXON an Bord. Der Sound des Erstlings ist noch etwas dünn, und auch "Biffs" Stimme klingt etwas weiter im Hintergrund als gewohnt. Die Scheibe ist in dunkelgrünes Vinyl mit roten "Splattern" gepresst; hier hätte ein hellblauer Farbton mit den roten Spritzern besser zum Artwork gepasst.
Mit dem darauffolgenden "Wheels Of Steel" (1980) sind die Mannen um Sänger Peter "Biff" Byford endgültig im puren Heavy Metal angekommen. Das phantastische, mit Motorradgeräuschen eingeleitete "Motorcycle Man" ist purer, harter und kompromissloser Metal, der die Essenz, quasi die DNA, des Genres in sich trägt. Dieses Album hat neben dem live unverzichtbaren Titelsong mit dem melodiösen "747 (Stranger In The Night)" einen weiteren großen Hit von SAXON in seinen Rillen.
Das Vinyl kommt in stimmigem silbergrau-schwarzen Swirl-Vinyl-Look zum Händler.
Das im gleichem Jahr (1980) veröffentlichte "Strong Arm Of The Law" zementierte endgültig SAXONs Spitzenposition an der NWoBHM. Für mich ist dieses dritte Album das Magnum Opus der Briten. Und ich finde auch, dass das hochemotionale Gitarrensolo des Übersongs "Dallas 1 PM" mit zu den besten Solo-Gitarrenparts des Heavy Metal gehört. Im übrigen geht es in dieser Nummer um die Ermordung von John F. Kennedy am 22.11.1963 in Dallas um 1 Uhr Mittags. Mit "Heavy Metal Thunder" ist noch eine der Hymnen des Genres vertreten, und auch der Titelsong gehört zu den unverzichtbaren SAXON-Klassikern. Die Platte kommt als einzige im Gatefold Cover, ist weiß mit rot-schwarzen Splattern und für mich auch visuell die schönste und stimmigste im Trio.
SAXONs erste sechs Alben (inkl. "The Eagle Has Landed") sind bedingungslos zu empfehlen und gehören zur Grundausbildung eines jeden Heavy Metal-Fans. Wer diese Platten noch nicht in irgendeiner Form im Schrank stehen hat, kann - nein muss - spätestens jetzt bei diesen Veröffentlichungen zugreifen!
Das Album basiert auf einer von Jack The Ripper inspirierten Thematik. Die offensichtlich naheliegende Frage lautet also: wie seid ihr auf den Gedanken gekommen, Jack The Ripper könnte in einer Band spielen und wie entstand daraus letztendlich auf das gesamte Album?
Gas: Das lag daran, dass die Umgebung im Video dem 19. Jahrhundert entlehnt ist, und uns das auf Jack The Ripper brachte. Er ist schließlich eine sehr mystische und berühmte Figur.
Das Viktorianische Zeitalter ist eine große Inspirationsquelle der Populärkultur, insbesondere wenn man sich die Gothic-Szene oder Steampunk anschaut. Warum glaubt ihr fasziniert diese Ära die Menschen immer wieder aufs Neue? Was (mal abgesehen von Jack The Ripper) daran war es, dass euer persönliches Interesse erregt hat?
Gas: Ich denke das liegt daran, dass das 19. Jahrhundert eine Art Übergangszeit zwischen der alten, präindustriellen Ära und der neuen industrialisierten Welt war. Es ist der Treffpunkt, an dem die neue Welt auf die alte trifft. Es war ein sehr interessantes Jahrhundert.
Wie seid ihr auf die Idee mit den animierten Musikvideos gekommen und was ist die dahintersteckende Geschichte? Ihr scheint da mit mehreren Ideen und Einflüssen zu spielen. Wer von euch ist der Animationsfan?
Dan: Der animierte Teil des Projekts geht ursprünglich auf eine Diskussion zwischen Niclas und mir zurück. Niclas hat gefragt, ob es möglich wäre, etwas zu machen, das auf den Illustrationen von Claudio basiert, die sich auch im Booklet befinden. Da fing ich an, mir ein paar Sachen zu überlegen und sie gefielen Niclas, das war sozusagen der zündende Funke und danach kam uns eine Idee nach der anderen. Die Grundidee, die hinter allen Videos steckt und sie miteinander verbindet ist der Verfall des kleinen Dorfes, der Verfall von sowohl Moral als auch menschlichem Wert. Die einzelnen Videos verweisen auf verschiedene Themen und Strömungen in unserer heutigen Welt – von abnehmendem Respekt gegenüber den Armen und von der Gesellschaft ausgeschlossenen Menschen bis zum mangelnden ökonomischen Verantwortungsgefühl – alle wollen immer nur mehr und mehr, ohne dabei an die Konsequenzen oder an irgendjemand anderes zu denken. Das sind ein paar dem Ganzen zugrundeliegende Gedanken, gekleidet in ein hoffentlich unterhaltsames Chaos aus Zerstörung und Gore.
(Anmerkung der Band: Dan ist der Animator und er hofft, dass wir nach diesem Projekt dann alle Animationsfans sind).
Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen?
Gas: Niclas, Jonas und Dan spielen Leichendiebe im Video, was bedeutet sie graben auf Friedhöfen Leichen aus und verkaufen deren Körperteile an böse Menschen. Der Name kommt ganz einfach daher.
Wie kam es dazu, dass ihr die Band gegründet habt und inwieweit beeinflussen die Bands, in denen ihr vorher gespielt habt oder auch immer noch spielt, was ihr jetzt macht?
Gas: Angefangen hat alles, als Niclas und Jonas bei Niclas zuhause rumhingen. Sie haben auf ihren Akustikgitarren gejammt und dabei kamen direkt ein paar tolle Sachen heraus. Niclas hat angefangen, dazu Gesangsmelodien zu schreiben. Dann haben sie sich an Apollo erinnert, mit dem sie schon einmal bei einem anderen Projekt zu tun hatten, und haben ihm ein paar Songs geschickt. Er hat dann seinen Gesang zu aufgenommen und sie bekamen so langsam das Gefühl, dass aus dem Projekt eine Band werden könnte. Ich selbst bin folgendermaßen dazugekommen: ich hatte mich um die Position des Schlagzeugers bei In Flames beworben, als die einen neuen brauchten. Den Job habe ich nicht bekommen, aber Niclas hat mich kontaktiert, weil ihm die Aufnahmen, die ich ihnen geschickt hatte, gefielen und fragte mich, ob ich stattdessen in seiner anderen Band spielen wollte. Der Rest ist Geschichte.
Könntet ihr uns einen Song-by-Song-Guide geben?
Jonas: „Echoes Of An Ugly Past“ war der erste Song, den wir für das Album geschrieben haben und auch der erste, der fertig war. Er hat ein extrem heavy Riff, wahrscheinlich ein Kandidat für „heaviest riff“ in der gesamten Riff-Geschichte.
„Leave Me Alone“ and „Imagine“ sind die beiden Songs, die nicht in der der „Video-Saga“ enthalten sind. Es sind auch die beiden neusten Songs und inhaltlich beschäftigen sie sich mit anderen Themen als der Rest des Albums. Irgendwie passen sie aber trotzdem dazu.
„Turn It Over“ ist eines der schnellsten Lieder des Albums, und außerdem hat es einen Refrain mit echtem Hitpotenzial! Und es ist auch ziemlich cool, weil man da hören kann, wie Jonas sich mit Apollo den Leadgesang teilt. Das gibt es übrigens auch bei „Too Cold To Touch“, der schönen Ballade des Albums. Und „Too Cold To Touch“ und „Pale And Perfect“ haben ein gemeinsames Thema, nämlich das Nachdenken über eine verstorbene Person. „Pale And Perfect“ hat aber eher einen morbiden Twist, wohingegen „Too Cold“ einfach nur traurig ist.
„Trust“ ist vielleicht der doomigste Song von allen, langsam, aber heavy wie eine Tonne Backsteine.
„Silent Scream“ schließt das Album. Es ist ein Statement der animierten Charaktere der Band in den Videos: „Die Gesellschaft ist uns fremd, wir sind für alle Fremde“. Eigentlich ein bisschen so, als würde man in einer Band spielen.
Ihr lebt nicht alle am selben Ort oder auch nur in der Nähe. Wie macht ihr das mit solchen Alltagsdingen wie Bandproben etc.?
Gas: Ja, das ist natürlich ein bisschen problematisch, weil ich in Helsinki wohne. Aber andererseits ist das auch nur einen anderthalbstündigen Flug von den anderen entfernt, also ist es jetzt auch nicht so schlimm.
Seht ihr We Sell The Dead als einmaliges Projekt oder habt ihr vor, als Band weiterzumachen?
Gas: Nein, WSTD ist eine richtige Band, nicht bloß ein Projekt. Wir haben vor, auf Tour zu gehen und ein neues Album zu schreiben und aufzunehmen. Wir haben schon damit angefangen, ein paar tolle neue Sachen zu schreiben. Und ich kann es kaum erwarten, ins Studio zu gehen und sie aufzunehmen!
Im Zeitalter von Streaming-Diensten und Co.: inwieweit hat sich die Rolle und die Ausgangslage für Musiker eurer Meinung nach verändert? Findet ihr, dass es jetzt einfacher oder schwieriger ist als vor dem Siegeszug von Online-Marketing und Downloading? Findet ihr, dass der Wandel im Musikbusiness die Rolle von Musik und den Wert, den die Leute ihr beimessen, verändert hat? Viele Leute kaufen ja keine CDs mehr, sondern streamen einfach das, worauf sie gerade Lust haben oder laden es herunter, da alles sofort und jederzeit verfügbar ist.
Gas: Seit ich so um ca. 1993 herum angefangen habe, hat sich das gesamte Musikbusiness komplett verändert. Wie du gesagt hast, hören die Leute jetzt scheinbar vermehrt einzelne Songs und keine kompletten Alben mehr. In den 80ern war das unvorstellbar. Nichtsdestotrotz habe ich das Gefühl, dass die Fans in der Metal-Szene dem Albumkonzept treu bleiben und das ist toll. Ich glaube nicht, dass das völlig verschwinden wird. Es ist heutzutage natürlich einfacher, seine Musik an den Mann zu bringen, wegen der Möglichkeiten, die soziale Medien einem da bieten. Bands können sich selbst dadurch relativ einfach promoten und direkt eine Anhängerschaft gewinnen. Als wir vor Urzeiten anfingen, drehte sich noch alles ums Tauschen von Tonbändern. Man hat seine Demos mit Leuten überall auf der Welt getauscht und dafür deren Demos bekommen. So hat man das früher gemacht. So haben zum Beispiel Metallica angefangen.
Hinter dem Bandnamen WE SELL THE DEAD verbergen sich keine Unbekannten: Niclas Engelin (IN FLAMES, ENGEL), Gas Lipstick (Ex-HIM), Apollo Papathanasio (SPIRITUAL BEGGARS, FIREWIND) und Jonas Slättung (DRÖMRIKET) waren offenbar noch nicht ausgelastet und taten sich daher zu einem neuen Projekt zusammen, aus dem schließlich WE SELL THE DEAD entstanden. Das nun erscheinende Debütalbum „Heaven Doesn´t Want You And Hell Is Full“ flirtet mit den düsteren Aspekten des Viktorianischen Zeitalters und insbesondere mit dessen prominenter, aber wenig charmanter Persönlichkeit Jack The Ripper: das Werk spielt mit der Frage, was wohl gewesen wäre, wenn eben jener in einer Metal-Band gespielt hätte. Untermalt wir das Ganze von bisher drei veröffentlichten, ebenfalls viktorianisch inspirierten Musikvideos, die allesamt komplett animiert sind und damit eine interessante Abwechslung vom vorherrschenden Chart-Video-Einheitsbrei darstellen. Doch zurück zum Album: „Heaven Doesn´t Want You And Hell Is Full“ klingt tatsächlich weniger klassisch-traditionell und auch abwechslungsreicher, als man das bei einer derartigen Schwerpunktsetzung erwarten würde. Der Opener „The Body Market“ dient als viktorianisch-morbide Stimmung kreierendes Intro, bevor es mit „Echoes Of An Ugly Past“ richtig losgeht. Der Song kommt bleischwer und schleppend daher, „Leave Me Alone“ präsentiert sich gleichzeitig heavy und groovy. „Imagine“ tritt mehr aufs Gaspedal und „Turn It Over“ klingt dann auf einmal gar nicht mehr traditionell schwer, sondern geht richtig rockig nach vorne und gleichzeitig ins Ohr. Und auch vor Balladen macht das skandinavische Quartett nicht halt: auf „Too Cold To Touch“ präsentiert sich die Band von ihrer ruhigen Seite und Sänger Apollo Papathanasio bekommt Gelegenheit, seine Stimme auf gelungene Art von einer anderen Seite zu zeigen. Auch „Pale And Perfect“ kommt eingängig daher und mit „Silent Scream“ schließt das Album im getragenen Midtempo. Fazit: dass hier erfahrene Musiker am Werk sind, ist nicht zu überhören. Zwar will sich das im Vorfeld beschworene Flair des viktorianisch angehauchten Konzepts nicht so recht einstellen, aber ein gelungenes Album ist „Heaven Doesn´t Want You And Hell Is Full“ nichtsdestotrotz. Und wenn man mal ehrlich ist: eigentlich möchte man Jack The Ripper ja auch gar nicht wirklich im Wohnzimmer haben, oder?
SAXON sind eine der letzten großen Überlebenden der guten alten Zeit des Heavy Metal und waren zu Tagen des NWOBHM nicht aus der Szene wegzudenken. Und daran hat sich bis heute auch nichts geändert. Trotz der einen oder anderen Schwächephase in der zweiten Hälfte der 80er und Ende der 90er liefern die Briten konstant gute Alben und klasse Live-Shows ab. Und da reiht sich ihr neustes Werk „Thunderbolt“ gut ein. Im direkten Vergleich zum Vorgänger „Battering Ram“ hat man die härte leicht zurückgenommen und wieder etwas mehr Raum für die stampfenden Parts und Melodien geschaffen – „Sacrifice“ von 2013 ist da ein gute Marke. Ansonsten setzen SAXON auf bewährtes: Die Produktion von „Thunderbolt“ hatte wiederum Andy Sneap in den Händen – was in einem fetten, glasklaren, fast schon steril harten Sound endet. Das kommt dem heutigen Soundgefüge von SAXON und dem Gesang von Byford ja klar entgegen – atmosphärisches kommt dabei aber meine Erachtens immer noch etwas zu kurz.
Letzteres – nämlich Atmosphäre – soll wohl das Intro „Olympus Rising“ verströmen; was aber so nicht funktioniert. Das Ding hätte man sich echt sparen können. Anders da schon der direkt folgende Titeltrack „Thunderbolt“, welcher im Midtempo vor allem durch Biff Byfords Gesang und die unverwechselbaren Gesanglinien zu überzeugen weis. Dann „The Secret Of Flight“ – der Song bietet dann eben genaus jenes, was ich so an SAXON liebe. Etwas komplexere Instrumentierung, fetter Rhythmus, Mitgrölparts und eine durchaus melancholische Grundstimmung setzen diesen Song sicher auf die Live-Playlist. Mit „Nosferatu (The Vampires Waltz)“ wird es dann noch etwas düsterer, gesanglich legt hier Biff eine formidable Leistung hin. Toller Track. Das es diesen Song dann allerdings noch als Dreingabe in „Raw“-Version am Ende des Albums gibt ist an sich unnötig - der Unterschiede liegt hier ja doch eher im Detail. Das bereits vorab veröffentlichte „They Played Rock And Roll“ thematisiert die gemeinsame Vergangenheit mit Lemmy und MOTÖRHEAD – steht den Briten gut zu Gesicht und musikalisch weis SAXONHEAD / MOTÖRSAXON auf jeden Fall zu gefallen. Beim Song „Predator“ hat man sich dann Johan Hegg von AMON AMARTH für die tiefen Vocals mit dazu geholt – coole Sache – aber nicht der beste Song dafür – dieser klingt nicht so arg nach SAXON, sondern sol als hätte man bei der Konkurrenz gewildert. Zum nachfolgenden richtig guten melodisch-epischen „Sons of Odin“ hätte der gute Johan besser gepasst – aus meiner Sicht durchaus eine verpasste Chance. Mit dem in gewohnter SAXON-Manier nach vorne preschenden „Sniper“ und dem wieder im „Predator“-Fahrwasser daherkommenden „A Wizard’s Tale“ lassen es SAXON dann erst Mal solide angehen; bevor es mit dem temporeichen Bolzen „Speed Merchants“ (Killer) und dem fast schon klassischen melodischen Rocker „Roadie’s Song“ noch zwei starke Tracks zum Abschluss gibt.
Mit „Thunderbolt“ haben SAXON also wieder einmal ein für sie typisches Album abgeliefert, dass den Fans der Band ganz sicher gefallen wird und auch Live wieder neue Songs für neue Mitstreiter gewinnen kann. Tolle Leistung der Urgesteine.
Die deutsche Power Metal Institution PRIMAL FEAR bringt mit "Best Of Fear" eine wirklich nette Compilation auf den Markt. Zum einen gibt es wenig oder keine Überschneidungen mit der bereits erhältlichen "Best Of" der Band und zum anderen gibt es mächtig viele Songs (27, darunter vier neue), stimmig aufgeteilt auf zwei CDs. Die Auswahl der Songs des Doppelalbums stammen ausschließlich aus den letzten 5 Werken, sprich 10 Jahren der Band. Unter den vier neuen Songs können das groovende, harte, mit Karamelkern ausgestattete "Predator" und die ungewöhnlich geschmeidige HEART Covernummer "If Looks Could Kill" volle Punktzahl erzielen. CD 1 ist eher dem harten Power Metal zugewandt, während CD 2 den Hörer epischer, balladesker und abwechslungsreicher unterhält. Ich finde, sowohl Fans als auch Neugierigen wird hier ein nettes Angebot mit Mehrwert unterbreitet. Gut gemacht.
Die Kalifornier von WHITE WIZZARD überraschen hier positiv, mit einer selbstbewussten, ausgereiften und breitbeinigen Performance."Infernal Overdrive" ist ihr viertes Langeisen und punktet mit traditionellem Metal, der gekonnt britischen Stahl mit US Metal kombiniert. Sänger Wyatt Anderson überzeugt mit seiner variabel eingesetzten, rasierklingenscharfen Stimme, die Vergleiche mit Hansi Kürsch und Rob Halford erlaubt, aber dennoch genug eigenen Charakter mitbringt. Ihm gelingt es, sowohl kühle, schroffe Härte als auch warme Melodien stimmig miteinander zu vereinen. Gitarrist James J. LaRue rifft dazu mit verspielten Soloparts wie David Chastain oder einst Vinnie Moore (VICIOUS RUMORS), und die Rythmus-Fraktion bildet das bleierne, hart antreibende Rückgrat, oft mit progressiv anmutendem Rythmuswechsel. Die Mischung stimmt, alle Fäden werden gekonnt miteinander verwoben und ergeben ein unterhaltsames, ursprüngliches und letztendlich bockstarkes Metal Album.
LADY BEAST machen ihrem Namen alle Ehre und keine Gefangenen – die Band tritt vom ersten Ton an aufs Gaspedal und lässt es auf „Vicious Breed“ ordentlich krachen. Bereits die vorherigen Veröffentlichungen waren wohlwollend aufgenommen worden und „Vicious Breed“ knüpft nun an die Erwartungen an. Sängerin Deborah Levine nennt eine klassisch dreckige Rockstimme ihr Eigen und sie weiß sie einzusetzen, was auch das neue Werk eindrucksvoll untermauert. Geboten wird druckvoller Heavy Metal mit einer Prise 80er Hard Rock, der mal treibend, mal schlicht wuchtig daherkommt, dabei aber nie die Melodie aus den Augen verliert und sich vor den ganz Großen des Genres verneigt. „Seal The Hex“ eröffnet das Album mit einem trügerisch ruhigen Intro, bevor die Band nach über einer Minute langsam beginnt, vermehrt loszulegen. „The Way“ schrammelt so Old School-metallisch daher, dass man sich ein wenig in der Zeit zurückversetzt wähnt, „Get Out“ demonstriert mit treibenden Gitarren Kampfgeist. „Every Giant Shall Fall“ ist epischer angelegt, mit „Sky Graves“ ist ein etwas ruhigerer Instrumentaltrack auf dem Album, der die Überleitung zum erneut gnadenlos nach vorne preschenden Titeltrack bildet. Fazit: Freunde ganz klassischen Heavy Metals sollten hier ruhig mal reinhören.
Ob diese Expanded Edition wirklich, wie kolportiert, ein Dankeschön an die Fans oder doch eher ein Abschöpfen und Auskosten des Hypes um NIGHT DEMON ist, muss jeder für sich entscheiden. Eins ist aber mal sicher, "Darkness Remains" ist zu recht ein abgefeiertes Werk, und NIGHT DEMON werden legitim als das derzeit heißeste Trio des ursprünglichen Heavy Metals gehandelt. Diese Version beinhaltet neben dem überragenden Zweitwerk noch zusätzlich zwei Coversongs: QUEENs "We will Rock You" und das schmissige "Turn up The Night" (BLACK SABBATH), das - beeidruckend intoniert von Jarvis Leatherby - zu den gelungensten Coversongs der jüngsten Zeit zählen darf. Eine zweite CD beeinhaltet dasselbe Album im "Bright Lights Mix", der sich unwesentlich vom sehr guten Originalmix unterscheidet, sowie noch verzichtbare Audiokommentare zu jedem einzelnen Albumsong. Mir wäre hier ein Live-Mitschnitt eindeutig lieber gewesen. Die Doppel-CD kommt im Digi Pack mit gering erweitertem Booklet zum Händler.
Hat man das Original schon zu Hause, reicht das starke "Turn Up The Night" sicherlich nicht zu einer Kaufentscheidung. Wer allerdings das Teil noch nicht im Regal hat, dem bietet sich nun die Möglichkeit, sich das Album mit vielen Extras ins Haus zu holen. Klar ist, wer auf ursprünglichen, rohen und direkten Heavy Metal steht, kommt so oder so an "Darkness Remains" nicht vorbei.
Als "The Invocation", der Erstling der Truppe aus Lünen in Nordrhein-Westfalen, Ende 2012 quasi aus dem Nichts erschien, war man förmlich geplättet einerseits aufgrund des Mutes, stilistisch (zumindest gesanglich) in den Gefilden von MERCYFUL FATE / KING DIAMOND zu wildern, andererseits aufgrund der Tatsache, dieses überragende Niveau instrumental und songschreiberisch mit einem Debütalbum bereits zumindest tangieren zu können. Knapp fünf Jahre, etliche Durchläufe von "The Invocation" sowie ein halbes Dutzend umjubelter Konzerte (auf Underground-Festivals zocken die Jungs fast schon in ihrer eigenen Liga) später steht endlich der Nachfolger an: "Sanctimonious", von dem über die Jahre schon einige Songs live zum Zuge gekommen sind, entschädigt massiv für das lange Warten und macht sofort klar, dass das Debüt kein Glückstreffer war, sondern dass die kaum von Line-Up-Wechseln gequälte Truppe (seit der Gründung 2010 wurden nur drei Leute ausgetauscht) noch fester zusammengewachsen ist und auch im Studio weiterhin als gut geölter Motor funktioniert. Es fällt regelrecht schwer, aus dem über einstündigen Werk, das die Geschichte von vier Nonnen erzählt, bestimmte Highlights herauszupicken, da das Album - allein schon konzeptbedingt mehr als sein Vorgänger - am besten am Stück genossen funktioniert. ATTIC schaffen es dabei einmal mehr, eingängige (der Titelsong, "Sinless" oder "The Hound Of Heaven") mit nicht sofort zündenden Hymnen ("A Serpent In The Pulpit", "On Choir Stalls" oder das überragende "Die Engelmacherin") zu vermischen und so neben den brillanten musikalischen Qualitäten (diese Melodien!) eine hohe Langlebigkeit zu erzeugen, die schon "The Invocation" zum jungen Klassiker gemacht hat. "Sanctimonious" ist somit der legitime Nachfolger geworden, der sich nun ebenfalls im Langzeittest beweisen muss. Aber da mache ich mir überhaupt keine Sorgen, höchstens, dass wir wieder so lange auf die nächste Scheibe warten müssen...