Tom Tas von der belgischen Power Metal Band THORIUM hat mit ENTERING POLARIS ein Mammutprojekt auf die Beine gestellt. Auch wenn es ähnlich wie bei AVANTASIA oder AYREON eine lange Liste an Gastvokalisten gibt (u.A. Nick Holleman, Thomas Vikström, Roy Khan, Arno Menses, Fabio Lione, Lance King, Georg Neuhauser…), so ist das fast 2stündige Doppelalbum aber kein Konzeptwerk und die einzelnen Songs stehen für sich. Tom tobt sich komplett aus und bedient einen weiten stilistischen Rahmen. Das beginnt beim JAG PANZER artigen „The Tempest And The Sea“ geht über das sehr reduzierte und ruhige „Do Raindrops Aspire To Be Oceans?“ und endet bei dem 20-minütigen proggigen Megaepic „Six Directions Of Space“. Auch wenn man sich sehr breit aufgestellt hat und mit großem Personalaufwand aufwartet, so wirkt der erste Teil „Atlantean Shores“ doch in sich geschlossen und stringent. Entering Polaris ist sowohl Egotrip eines vor Kreativität überschäumenden Musikers als auch sehr gut konsumierbare hochklassige Metalkost für den Zuhörer. Tas gelingt es catchy Melodien in seine Songs einzuflechten ohne hartes Riffing zu vergessen oder gar in kitschige Gewässer abzudriften. Sämtlicher Kitsch wurde bereits beim Artwork aufgebraucht und schlägt sich nicht in der Musik nieder.
Das zweite Album „And Silently The Age Did Pass” ist hingegen rein akustisch gehalten. Von daher erinnert der Aufbau ein wenig an GENTLE STORM, auch wenn Tom auf der 2ten Scheibe mit komplett neuen Songs aufwartet und nichts von „Atlantean Shores“ akustisch recycled. Aber auch hier machen ENTERING POLARIS eine gute Figur. Mal erinnert man an KANSAS und mal an die erste DOMENICI Scheibe oder in anderen Worten: Tas kreiert wunderschöne erwachsene Musik, die auch mit reduzierten Mitteln niemals langweilig wird und welche von tollen Stimmen adäquat interpretiert und in Szene gesetzt wird. Überraschend starkes Ding.
METALINSIDE hat die Band KNIFE schon lange auf dem Schirm und bereits die ersten Demos konnten Begeisterung hervorrufen. Das Debütalbum „Knife“ aus dem Jahr 2021 hat die Presse und die Musiklandschaft durcheinandergewirbelt und konnte neue und kompromisslose Akzente im Bereich den punkigen Speed-(Black) Metals setzen. Die Folge waren Auftritte auf dem Wacken-Open-Air, dem Rockhard Festival, einem putzigen Auftritt bei Sat1 und natürlich zahllose Einzelkonzerte. Die musikalischen Qualitäten und die gnadenlosen Liveauftritte blieben selbstverständlich nicht unbemerkt und somit nahm Napalm Records die Band geschwind unter Vertrag, was der Sichtbarkeit der Band bestimmt einen enormen Schub verleihen wird.
Scheinbar wird sich diese Erfolgsstory fortsetzten, denn KNIFE veröffentlichen mit ihrem zweiten Album “Heaven Into Dust“ ein scharfes, sehr scharfes Album. Mit „Hawks Of Hades“ beginnt ein „Gemesser“, welches dem Hörer die Freudentränen in die Augen treibt. Ein Orgelintro eröffnet den Song, der sich als echte Hymne entpuppt – punkig, dreckig und auf den Punkt, so muss das! „Night Vision“ überrascht als echte Speed Metal-Nummer, deren Intensität noch durch diverse Gangshouts verstärkt wird. Die teilweise galoppierenden Drums und ein feines Solo sorgen für die nötige Abwechslung. Der Titelsong „Heaven Into Dust“ wird geprägt durch eine unbändige Raserei, welche natürlich von dem Marburger Shouter Vince Nihil durch seine unmenschliche Stimmlage noch verstärkt wird. Die Scheibe ist zwar grundsätzlich im Uptempo angesiedelt, aber die Band versteht es geschickt, Rock- und Heavy-Einflüsse einzubauen, sodass an Langweile nicht zu denken ist. Die Mess(er)latte war schon nach dem Debüt sehr hoch gelegt, aber mit „Heaven Into Dust“ präsentiert sich die Band in Topform und überspringt die selber gesetzte Marke spielend. Ich frage mich nur, wie KNIFE dieses Album mit dem dritten Album noch übertreffen wollen, denn die Musik schneidet schon jetzt bis aufs Fleisch. Für Fans und Fans, die es werden wollen, bleibt nur der Erwerb des Albums und das Auswendiglernen der Texte – danach ist ein Konzertbesuch absolute Pflicht! Jeder Metal Fan, der etwas für IRON MAIDEN, EXCITER, VENOM, MOTÖRHEAD und eine Prise Black Metal übrig hat, muss zwingend in „Heaven Into Dust“ reinhören, denn die Messer stehen auf Sturm…
Normalerweise bin ich immer ein wenig gestresst, wenn ich von Freunden um ein Review gebeten werde. Was schreibt man, wenn einem die Platte nicht gefällt? Den Lesern ist man zur Ehrlichkeit verpflichtet und den Protagonisten will man aber nicht weh tun. Darum versuche ich das meist irgendwie zu vermeiden. Im Falle der FRONT ROW WARRIORS hatte ich allerdings keine Bedenken in einen Interessenskonflikt zu geraten, dazu sind die beteiligten MusikerInnen einerseits schlicht zu gut und andererseits sitzen diese nicht abgeschottet in einem Schneckenhaus, sondern sind integraler Bestandteil der Szene. Der Bandname ist Programm, trifft man sie doch oft genau dort an: In der ersten Reihe beim Abrocken und das macht die ganze Nummer so sympathisch. Hier trifft Amateur Enthusiasmus auf professionelle musikalische Skills und dieser Mix reißt einfach mit.
FRONT ROW WARRIORS spielen hoch melodischen und sehr zeitlosen Heavy Metal. Mal fühlt man sich an die frühen 90er erinnert als Bands wie LETTER X oder GLENMORE in der Szene auftauchten und ein anderes Mal lugen eher neuere Bands wie zum Beispiel AMBUSH um die Ecke. Das alles wird mit viel Liebe fürs Detail und äußerst geschmackvoll zu einer leckeren Melange verquirlt, welche ungeachtet der verschiedenen Einflüsse wie aus einem Guss klingt. Die Songs sind straff arrangiert und münden meist in einem catchy aber nicht platten Chorus. Das macht „Wheel Of Fortune“ leicht zu konsumieren, ist aber dabei nicht langweilig werdend. FRONT ROW WARRIORS loten von balladesk, über getragenes Mid-Tempo hin zu flotten Rockern alles aus, was die Stilistik hergibt. Und dazu gibt es filigran singende Leads, ein atmosphärisch wunderschön eingeflochtenes Keyboard und natürlich die extrem starken Vocals von Elke Gee. Selbst im Duett mit RIOT V Wunderwaffe Todd Michael Hall kann sie sich behaupten.
Was soll ich sagen? „Wheel Of Fortune“ ist schlicht eine klasse Platte, welche ohne viel Klimbim mit Musik überzeugt und die FRONT ROW WARRIORS in den Fokus vieler Melodic Metal Fans bringen sollte.
Es hat sich was getan im Hause NIGHT DEMON. Die „Vollgas-NWOBHM“ Attitüde ist einem etwas diverseren Klangbild gewichen. Trotz der entspannteren Herangehensweise haben sich NIGHT DEMON auf jeden Fall ihre punkige Schnoddrigkeit bewahrt, nur erinnern die Amis nun stellenweise nicht mehr an JAGUAR und andere Vollgasbriten, sondern arbeiten mit stilistischen Mitteln, wie sie auch Bands wie GRAND MAGUS verwenden. Das ist mitunter so viel Rock ‘n Roll, wie man gerade noch in eine klassische Heavy Metal Band packen kann. Passend dazu hat sich Jarvis Gesang verbessert und man merkt, dass er sich durchaus einige Gedanken beim Ausarbeiten seiner Gesangslinien gemacht hat. Besonders kommt das zum Beispiel bei dem abwechslungsreichen 6-minütigen „Beyond The Grave“ zur Geltung. Ebenfalls außergewöhnlich ist das ruhige „A Wake“, welches wie -man möge mir den Vergleich verzeihen- wie ein Mix aus 3 DOORS DOWN und frühen CIRITH UNGOL tönt. Bin mal gespannt, ob das noch jemand so empfindet. Treibende Heavy Metal Nummern, wie „Obsidian“ und „Rebirth“ werden sicher ihren Weg in das Liveset finden und Jarvis Kopf binnen Minuten in alter Manier rot anlaufen lassen. Energischer, kraftvoller Heavy Metal eben, zu dessen Klängen man richtig oldschool die Birne schüttelt und NIGHT DEMON zeigen live ohne Rücksicht auf Verluste wie das geht. Das großartige „The Wrath“ beschließt das Album in episch-würdiger Variante und NIGHT DEMON haben mit Album Nummer 3 noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht.
Ursprünglich wollten Glacier nacheinander fünf aus jeweils 2 Songs bestehende E.P.s veröffentlichen. Diese sollten am Ende des Zyklus in einem Boxset zusammengefasst werden. Die zu erwartenden Kosten für Fans und Band ließen die Band von diesem Plan allerdings Abstand nehmen. Zwei der Songs sind nun schon fertig gewesen und werden zunächst digital veröffentlicht werden. Vinyl, CD und auch Tape sollen folgen.
Die beiden Songs beschreiben Lebensrealitäten, Mythen und Kriegsführung im Bronzezeitalter und sind inhaltlich miteinander verknüpft.
„Spears Of An Empire“ macht den Anfang und präsentiert GLACIER in einem düstereren und härteren Sound als noch auf dem Comebackalbum „The Passing of Time“. Schwer, aber trotzdem treibend rollt „Spears Of An Empire“ voran und bieten so das musikalische Fundament für eine Geschichte des Krieges und der Versklavung. Macht hat definitiv ihren Preis. Das klingt im GLACIER Universum zwar neu, hat aber allein durch die Stimme von Michael Podrybau genug Verbindungen zum klassischen GLACIER Sound.
In „The World And The Will” wird es lyrisch dann etwas abstrakter und es geht um mythische Welten und Götter. Auch hier zeigen GLACIER Zähne. Das Riffing ist bissig, die Rhythmik abwechslungsreich und die Grundstimmung eher düster. Trotzdem ist die GLACIER typische heroische Hymnenhaftigkeit vorhanden.
Mit diesen beiden Songs zeigen GLACIER, dass sie es ernst meinen, ihren Blick in die Zukunft gerichtet haben, ohne allerdings ihr Erbe und ihre Wurzeln zu vergessen. Diese Jungs haben uns noch einiges zu geben und zu sagen.
Auf Glacier findet man Einzelheiten zu V.Ö. Terminen und weiteren Aktivtäten.
Aus dem hohen Norden Deutschlands bringen uns UNCHAINED HORIZON melodischen Stahl, der im Grunde ganz traditionell ist und doch kein bisschen verstaubt klingt. Ihr zweiter Vollzeitdreher “Fallen Kingdom” ist bei Pure Steel Records erschienen, die uns in diesem Jahr schon Volltreffer von INFIDEL RISING oder auch HAMMERSTAR beschert haben. Und UNCHAINED HORIZON stehen diesen US-amerikanischen Kollegen qualitativ kaum nach.
Nach dem etwas merkwürdigen Intro “Warrior´s Speech”, das schlimmste True Metal-Befürchtungen aufkeimen ließ, starten UNCHAINED HORIZON mit dem flotten und eingängigen “Stranger” in das Album. Eine kluge Wahl, da sofort die Vorzüge der Band ins rechte Licht gerückt werden. Starker Gesang, abwechslungsreiche Gitarrenarbeit, ein Bass, der nicht nur stumpf die Gitarrenriffs nachnudelt und kraftvolles Drumming. Der Refrain des Openers geht sofort ins Ohr und so schnell nicht wieder heraus. “Beneath The Ice” glänzt danach mit einem wunderbaren Akustikgitarrenteil in der MItte des Songs und ebenfalls einem starken Chorus, der offenbart, dass die Jungs nicht nur in der Vergangenheit leben. Die Gitarrenarbeit hat hier durchaus einen “modernen” Ansatz und das ist auch gut so. Den Trumpf Tradition und Moderne des Heavy Metal ganz unverkrampft miteinander zu verbinden, spielen UNCHAINED HORIZON sehr souverän aus.
Ein weiterer Höhepunkt der Scheibe ist der Sechsminüter “Through The Storm” mit wunderbaren doppelstimmigen Gitarren und einen gewissen RUNNING WILD-Feeling ohne auch nur in der Nähe einer Kopie zu sein. UNCHAINED HORIZON zeigen ihr eigenes Profil und spätestens hier muss man sich die Frage stellen, warum die Band eigentlich keinen höheren Bekanntheitsgrad hat. Aber was nicht ist, kann noch werden. Mit “Fallen Kingdom” haben die Nordlichter auf jeden Fall alles dafür getan und eine starke Duftmarke gesetzt. Das Album überzeugt auf voller Länge, ist sehr natürlich, aber nicht rumpelig produziert und mit einem tollen Cover von Matthias Lipinski ausgestattet. Fans von traditionellem, melodischen Metal müssen hier ein Ohr riskieren.
Fünf Alben haben die Jungs aus San Fransisco mittlerweile auf dem Buckel, aber ich muss zugeben, dass mir die Band bis zum Album „White Hot Reflection“ völlig unbekannt war. Auch wenn die geografische Lage eine gute Portion Thrash Metal vermuten lässt, lassen SAPCE VACTION eher die guten 80er Jahre aufleben und orientieren sich an Bands wie SKID ROW, aber auch an der NWOBHM. Eine Stilmischung, welche sich Pure Steel Records natürlich nicht entgehen lassen konnten und somit wird der Hörer mit 13 Songs belohnt, die zum Headbangen einladen und die gute, alte Zeit aufleben lassen. Betrachtet man das ausgefeilte Songwriting, so bemerkt man, dass hier Profis am Werk sind, die mit der Band endlich durchstarten wollen. Mit einer Spielzeit von fast einer Stunde ist „White Hot Reflection“ fast ein wenig zu lang geworden. Hier hätte man lieber Studiozeit einsparen sollen und diese in den Sound stecken sollen. Dieser kommt zwar klar und differenziert aus den Boxen, aber lässt jeglichen Druck vermissen – ein No-Go bei einprägsamen Refrains und überzeugenden Lead-Gitarren. Schade, mit einem anständigen Sound hätte man mit der Scheibe noch mehr punkten können. Im Endeffekt verbleibt „White Hot Reflection“ im oberen Mittelmaß und ein Durchbruch ist somit leider nicht zu erwarten.
Ein Wiedersehen mit guten, alten Bekannten: 1990 erschien dieses Album bei Noise in der Variante mit englischen Texten. Das sollte europaweit den Durchbruch bedeuten. Aber die internationalen Fans ignorierten ADX, die loyale französische Basis konnte damit auch nix anfangen. Es folgten acht Jahre Pause, ein durchwachsenes Comeback-Album ("Résurrection"). Erst 2008 mit der Rückkehr des Gitarristen Betov kamen ADX wirklich zurück: Mit "Division Blindée" und den überzeugenden anschließenden Alben schließt sich mit dem zwölften Album (Live-Scheibe und Compilations mal außen vor gelassen) ein Kreis. Inzwischen sind nur noch zwei originale Mitglieder auf der Bühne dabei (Sänger Phil und Drummer Dog), während der geniale Harmonie-Meister Betov die Gitarre stehen lässt und das bandeigene Label führt. An den Stücken ist deutlich zu hören, wie gut sie damals schon waren, nur haben sie mit dem französischen Zungenschlag eine echte Seele bekommen ("Le Reflet Du Mal" statt "Behind The Mirror" oder "L’Emprise" statt "Fortunetelling")! Musikalisch handelt es sich um das wohl thrashigste Album der Heavy Speed Power-Metaller aus Paris, das mit der Neuaufnahme noch besser geworden ist. Stark, wie das junge neue Axt-Duo Neo/Bergen das Original covert, toll, wie Julien dem Original-Basser Deuch seine Ehre erweist, und wie sie alle zusammen zeigen, wie frisch ADX heute klingen. Geil: die Produktion ist fett, das Decker-Cover eine Verneigung am Original. "Étranges Visions" ist als CD und Vinyl erhältlich im Season Of Mist-Shop oder direkt bei der Band.
ANNIHILATOR ist wie die oft zitierte Pralinenschachtel, bei der man nicht genau weiß, was man kriegt. Die Diskographie der Kanadier enthält de facto vom echten Klassiker bis zum Komplettausfall alles. Deshalb ist ihnen zwar der große Durchbruch nie gelungen, andererseits war vieles wegweisend, so dass sie aus der Metalszene nicht mehr wegzudenken sind. Jeff Waters, seines Zeichens Gitarrenhexer, hat mit seinem rasiermesserscharfem, rasend schnellem Präzisionsstil das Genre geprägt, wie kein anderer. Selbst Dave Mustaine wollte ihn mehrmals zu MEGADETH als Lead Gitarristen locken.
Über “Alice In Hell“ und “Never, Neverland“ brauche ich an dieser Stelle nicht zu reden. Wer die Scheiben nicht kennt, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. “Metal“ gehört auf alle Fälle ebenfalls in die obere Schublade und war 2007 so etwas wie eine Auferstehung aus der Asche, da man durch mäßige Alben im Vorfeld fast in der Versenkung verschwunden war. Für dieses Werk konnte eine Vielzahl an Gastmusikern gewonnen werden. Als Schelm würde ich jetzt sagen, dass eigentlich alle, von Jeff Waters abgesehen, die je für ANNIHILATOR gespielt haben, Gastmusiker waren, so schnell und stetig wie sich das Besetzungs-Karussel dreht. Demzufolge präsentiert uns der gute Jeff mit Dave Lombardo (Schlagzeug) und Stu Black (Gesang) erneut zwei namhafte neue Mitstreiter.
“Metal II“ soll nun der Startschuss für eine Reissue-Serie des (fast) gesamten ANNIHILATOR-Katalogs sein und wurde mit allen Gästen von damals fast komplett neu eingespielt (Bass und Waters' Gitarre angeblich von der Orginalspur). Beteiligt waren u.a. Alexi Laiho (CHILDREN OF BODOM) – R.I.P., Danko Jones, Michael Amott und Angela Gossow (ARCH ENEMY), Corey Beaulieu (TRIVIUM), William Adler (LAMP OF GOD), Jeff Loomis (NEVERMORE), Jesper Strømblad (IN FLAMES), Steve ´Lips` Kudlow (ANVIL), Anders Bjørler (THE HAUNTED), Jacob Lynam (LYNAM). “Operation Annihilation“, ein Track vom Original, ging (laut Aussage Jeff Waters) leider verloren, die Platte wird aber mit zwei neuen Nummern bestens ergänzt. Bei “Heavy Metal Maniac“ geben sich die Originalprotagonisten von EXCITER Dan Beehler (Gesang) und Allan Johnson (Bass) die Ehre. Im zweiten neuen Song “Romeo Delight“ (Van Halen Cover) verneigt sich das Ensemble so was von gekonnt vor Eddie Van Halen. Er hätte seine wahre Freude dran gehabt. Die Reihenfolge der Tracks wurde nebenbei bemerkt neu zusammengewürfelt, wodurch der Hörer mit Volldampf in Form von “Chasing The High“ ins Vergnügen geschickt wird. Hinten raus wird der Fuß deutlich vom Gas genommen und die Melodien gewinnen die Oberhand. Verfeinert wurde die äußerst facettenreiche Platte zudem von Mike Fraser (AC/DC, VAN HALEN) an den Reglern, indem er den Songs den entscheidenden Punch verleiht, der dem Original gefehlt hat.
Mit “Metal II“ wird nicht nur eine alte Platte neu aufgegossen, sondern der mit “Ballistic, Sadistic“ eingeschlagene Weg der Rückbesinnung auf alte Tugenden fortgeführt. Ob man “Metal II“ braucht, wenn “Metal“ bereits im Regal steht, muss nun jeder für sich entscheiden.
Zuerst möchte ich mich dafür bedanken, dass du dir Zeit nimmst einige Fragen für eure deutschen Fans zu beantworten. Im Info zur neuen Platte steht, dass ihr gerade euer 35-jähriges Jubiläum feiert. Aber soweit ich weiß, wurden SHOW-YA 1981 gegründet und euer Debütalbum erschien 1985. Welches Jubiläum feiert ihr denn dieses Jahr?
1981 trat ich der Band bei. 1985 fanden dann endlich alle Mitglieder der heutigen Besetzung zusammen und wir veröffentlichten unser Debüt im August 1985. Unser Jubiläumsjahr ging also von August bis August und aktuell befinden wir uns im 36sten Jahr im Line-Up unseres Debüts.
Lass uns mal über diese Anfänge sprechen: Wie habt ihr euch denn kennen gelernt? War es damals schwierig andere Frauen zu finden, welche in einer Hard Rock / Heavy Metal Band spielen wollten?
In den 80ern gab es wenige weibliche Bands…um ehrlich zu sein gab es wenige weibliche Musiker. Und im Vergleich mit anderen Genres gab es im Hard Rock besonders wenige. Ich ging also zu vielen Konzerten und Bandwettbewerben und sprach mit sehr vielen Leuten, von denen ich hoffte, dass sie meinen Traum teilten, und lud sie ein, ein Teil der Band zu werden.
Ende der 80er Jahre habt ihr begonnen einige Shows in den USA zu spielen. Aber meines Wissens nach wart ihr noch nie in Europa. Warum hat das nie geklappt?
Zu Zeiten unsers Debüts haben wir zwei Shows in London gespielt und einmal sogar in Moskau. Allerdings war es zu dieser Zeit sehr schwierig für uns nach Europa zu kommen, um dort zu spielen. Wir haben tatsächlich über Pläne diskutiert als Band in die USA zu ziehen. Doch bevor dies wahr werden konnte, habe ich der Band erst einmal den Rücken gekehrt und mich auf meine Solokarriere konzentriert.
Es ist offensichtlich, dass ihr den Weg für viele der heute erfolgreichen Musikerinnen und weiblichen Bands geebnet habt. Wie wichtig ist es euch junge Künstlerinnen zu unterstützen und welche Rolle spielt dabei das von euch gegründete „NAON no YAON“ Festival?
Ich bin sehr glücklich darüber, dass junge Musikerinnen heute so erfolgreich geworden sind. Aber auch heute noch ist es so, dass es nicht viele Möglichkeiten für junge Musikerinnen gibt ihren Traum in Japan zu leben. Es liegt da noch viel Arbeit vor uns.
Deshalb versuchen wir, da wir schon sehr lange im Musikbusiness dabei sind, die mediale Aufmerksamkeit auf diese Künstlerinnen zu lenken.
Wir hoffen, dass „NAON no YAON“ dazu beiträgt Musikerinnen, die ihr bestes geben, zu unterstützen und bestmöglich bekannt zu machen.
Wenn wir uns die vielen unterschiedlichen Alben in euer langen Karriere anschauen, dann stellen wir fest, dass sich der Stil SHOW-YAs das ein ums andere mal deutlich verändert hat. Wie müssen wir uns vorstellen werden im SHOW-YA Camp diese Entscheidungen getroffen? Gibt es ein Bandmeeting, in dem ihr alle einen gemeinsamen Plan entwerft oder passiert das eher zufällig und hängt damit zusammen was für Songs jede einbringt?
Wie ich schon sagte, waren die 80er für eine weiblichen Band eine schwierige Zeit. Natürlich haben wir zuerst intern diskutiert, welche Art von Album wir denn machen wollen, jedoch war das Hauptproblem, dass unsere Meinung von der Industrie überhaupt nicht akzeptiert wurde.
So mussten wir zuallererst die Plattenfirma von unserer Vision überzeugen und erklären, dass Rock Musik kein kurzlebiges Phänomen sein wird und man auch als weibliche Band für eine lange Zeit erfolgreich sein kann.
Das bringt mich zu eurem neuen Album „Showdown“. Euer Produzent Nozomu Wakai (DESTINIA) war auch als Songwriter sehr aktiv. Wie habt ihr euch gefunden und war es schwierig für euch eine außenstehende Person in euren „inneren Zirkel“ zu lassen?
Wir wollten uns im Rahmen unseres 35-jährigen Jubiläums neuen Herausforderungen stellen und entschieden uns ein Album zu produzieren welches dazu geeignet ist, um auf der ganzen Welt veröffentlicht zu werden. Der Kontakt zu Nozomu kam über unsere Plattenfirma zu Stande.
Er kennt SHOW-YA seit unseren Anfängen, ist durch seine Band DESTINIA aber auch sehr vertraut mit der Musikszene in Europa und zeigte viel Respekt für die Geschichte SHOW-YAs. Es gab also kein Problem ihn zu integrieren und wir hatten sofort ein gutes Vertrauensverhältnis.
Ich bin ihm sehr dankbar für die neuen Impulse, welche er dem SHOW-YA Sound hinzugefügt hat und bin sehr glücklich über das Ergebnis mit „Showdown“.
Nozomu hat ja nicht nur die Hälfte der Musik, sondern vor allem auch alle Texte geschrieben. Wie schwierig ist es für dich, dich in die Emotionen und Gedanken einer anderen Person hinzufühlen und diese Texte dann mit Leben und „Keiko“ auszufüllen?
Die Texte stammen in der Tat komplett von Nozomu, jedoch sprachen wir lange über die Texte und erörterten gemeinsam Fragen wie „Was hast du bei diesem Song gefühlt?“ oder „Was ist die Aussage hinter diesem Stück?“
Um ehrlich zu sein, ist dies auch keine ganz neue Situation für mich. Nach dem „Outerlimits“ Album hatten wir Textschreiber, die auf Basis meiner Notizen oder Tagebucheinträge Texte verfasst haben.
So war also nicht allzu schwer für mich, mich in die Gedanken von jemand anderen hinzufühlen, da es ja schon etwas gab zu dem ich eine Verbindung hatte.
Ihr habt auf dem neuen Album beim Song „Heavy Metal Feminity“ eine Kollaboration mit DORO. Ich bin der Ansicht, dass wir in der Szene eine bessere Situation für Frauen haben als vor z.B. 30 Jahren, es bis zu einer wirklichen Gleichberechtigung es aber noch viel zu tun gibt.
Wo denkst du wurde in den letzten Jahren der größte Fortschritt erzielt und wo sollte noch viel mehr Energie hineingesteckt werden, um eine wichtige Veränderung zu erreichen? Und was wünscht du dir von den Männern? Was sollten wir tun, bzw. wo sollten wir aufmerksamer sein?
Zuallererst möchte ich mich bei DORO bedanken, dass sie sich bereit erklärt hat auf unserem Album als Gast dabei zu sein. Ich fühle mich sehr geehrt mit jemandem zusammenarbeiten zu dürfen, der alle Hürden zu einer Zeit überwunden hat, in der vieles unmöglich schien.
Was den Fortschritt angeht: Es gibt heute schlicht viel mehr weibliche Bands als früher und auch wenn eine Frau heiratet oder ein Kind bekommt, so ist das heute zum Glück kein Grund mehr seine Karriere als Musikerin an den Nagel zu hängen. Früher war nur das eine oder andere möglich. Band oder Familie.
Aktuell ist es zumindest in Japan so, dass Rock Musik prinzipiell in einer schwierigen Phase steckt.
Dazu kommt, dass Japan in vielen Belangen eine sehr männlich dominierte Gesellschaft ist und was Gleichberechtigung und Feminismus anbetrifft der restlichen Welt ziemlich hinterherhinkt. Das gilt auch für Politik und Wirtschaft.
In dieser Situation können wir immer nur unser bestes abliefern. Großartige Shows spielen und exzellente Alben aufnehmen. Aber wir brauchen die Unterstützung der Medien, damit die Welt sieht zu was Frauen im Stande sind zu leisten.
Der Song “So…” ist recht außergewöhnlich und erinnert mich sehr an dein letztes Soloalbum. Wie entscheidest du, ob du einen Song für SHOW-YA verwenden möchtest oder doch lieber für eines deiner Soloalben?
Ich denke, dass du so empfindest, liegt daran, dass ich den Song geschrieben habe.
Ich wollte immer schon mindestens einen bluesigen bzw akustischen Song auf unseren Alben haben.
Und auch für dieses Album hatte ich einige Songs in diesem Stil geschrieben und am Ende hat sich „So…“ durchgesetzt.
Welche Erwartungen verknüpft ihr mit dem neuen Album? Plant ihr 2022 in Europa zu touren? Habt ihr schon mal darüber nachgedacht eine größere Festivaltour mit anderen japanischen Bands zu machen?
Inmitten der Pandemie ist es natürlich nahezu unmöglich verlässliche Pläne zu schmieden.
Nichtsdestotrotz sind wir für alles bereit: Live spielen, Touren, Festivals
Und es wäre in der Tat ein großer Spaß eine internationale Version von „YAON no YAON“ zu veranstalten.
Gibt es noch etwas, dass du unseren Lesern sagen möchtest?
Danke, dass ihr bis zum Schluss alles gelesen habt und wir werden auf jeden Fall nach Deutschland kommen. Ihr dürft gespannt sein.
Vielen Dank für deine Zeit und das Beantworten meiner Fragen