Lange habe ich das Review dieser Scheibe vor mir hergeschoben. Wahrscheinlich hat mich das neue DARK MILLENIUM-Album so aus dem Ruder geworfen, dass einfach kein Platz für komplex-brachiale Thrash-Klänge in meinem Gehörgang vorhanden war. Sei es drum, „Persona Non Grata“ ist ein Album geworden, das man gehört haben sollte. Auch auf dem zwölften Studioalbum haben die Herren um Steve „Zetro“ Souza nichts verlernt und haben eine Menge Wut im Bauch. Schon der Titelsong macht keine Gefangenen und zeigt, dass mit EXODUS noch zu rechnen ist. Trotz Überlänge bleiben die Riffs im Kopf, und die Gitarristen scheinen gleich zu Beginn der Scheibe zeigen zu wollen, wer hier Chef im Ring ist. Natürlich kann ein Sänger vom Format eines Zetros dies nicht auf sich sitzen lassen, und so entbrennen wahre Schlachten zwischen der Gitarrenfront und dem merklich angepissten Shouter, der auch vor leichten Growl-Einlagen nicht Halt macht. Klasse Song! Weiter geht’s mit „R.E.M.F.“ – das Schlagzeug rattert, die Gitarren sägen, und EXODUS bewegen sich weiter auf ihrer zerstörerischen Reise. Auf „Persona Non Grata“ beginnen einige Songs gar melodisch und stimmungsvoll, aber meistens ist dies nur die Ruhe vor dem Sturm. Die Band kann einfach nicht langsam, und gerne werden auch einzelne Hardcore- und Punk-Einflüsse in den Songs verwurstelt.
EXODUS bieten hochklassige Thrash-Kunst, aber wer hat auch etwas anderes erwartet? Fans werden begeistert sein! Für mich fehlen manchmal ein wenig Melodie und die ganz großen Momente, die beispielsweise HEATHEN oder ONSLAUGHT öfter auspacken und somit für mich noch eine Liga höher platziert sind. Wer es voll auf die Zwölf möchte, der ist mit „Persona Non Grata“ bestens bedient und findet ein erstklassiges Aggressionsventil. Runde Sache, die bestimmt live völlig überzeugen kann.
2020 bringen LIONHEART mit "The Reality Of Miracles" ein großartiges Album auf den Markt. Diese Schubkraft nutzt das Label nun, um auch das Vorgängerwerk "Second Nature" (2017) erneut dem Publikum zu präsentieren. Metalville veröffentlicht, erstmalig weltweit, eine optisch neu designte Version des zweiten Bandalbums. Auch akustisch wurde das Werk upgedatet, sprich neu remastert, und darüber hinaus enthält es zwei Bonustracks.
Die Gründungsmitglieder von LIONHEART (u.a.Steve Mann / MSG, Dennis Stratton / ex-IRON MAIDEN) haben mit der Neuverpflichtung des Sängers Lee Small ein goldenes Händchen bewiesen. Auf "Second Nature" darf der ex-SHY, ex-PHENOMENA-Barde erstmalig seine Qualität unter Beweis stellen. Das Quintett positioniert sich gekonnt zwischen klassischem Hard Rock und AOR, überzeugt mit griffigem Songwriting, Inspiration und handwerklichem Vermögen.
Startet "Second Nature" mit dem wippenden und recht absehbaren "Give Me The Light" noch etwas unspektakulär, überrascht schon die nachfolgende, mitreißende Cover-Version von CHRIS DE BURGHs "Don't Pay the Ferryman". Bei "Angels With Dirty Faces" oder auch "Time Is Watching" macht uns Lee Small partiell den GLENN HUGHES und mahnt uns so an dessen wunderbare PHENOMENA-Zeit. Mit "On Our Way" wird ein kompaktes, aber doch sehr ansprechendes und melodiöses Instrumental angeboten; der Titelsong vereint Classic Rock mit 80er-Vibes und erinnert an BLACK SABBATHs "Seventh Star"-Album.
"Second Nature" ist ein starkes Album, das voller guter Ideen und auch mutiger Entscheidungen steckt. LIONHEART besteht aus versierten Haudegen der alten Hard Rock-Schule: diese Vollblut-Musiker bieten ihr ganzes Können auf, sind selbstbewusst und müssen weder die skandinavische Konkurrenz noch den italienischen Label-Primus oder dessen Bands fürchten.
Aus der hintersten Pausenhofecke erklingen mal wieder Schimpforgien, derbe Sprüche, platte Floskeln und dumpfe Beats. Aber nein, es ist nicht wieder die üblich verdächtige Schülerschar, sondern das neue Album der Groove-Metaller HÄMATOM. Laut Sänger Nord hatte die Band Bock, „verbal und musikalisch auszuteilen“. Ok, verbal hat die Band das prima hinbekommen. Titel wie „Ficken Unseren Kopf“, „Jeder Gegen Jeden“ und „Liebe Auf Den Ersten Fick“ sprechen eine deutliche Sprache. Durch diese Provokationen will die Band auf die Verrohung der Gesellschaft hinweisen und den Sterbeprozess der wahren Liebe verdeutlichen. So kann man es sich auch schönreden, wenn einem textlich nichts Besseres einfällt! Für mich ist dies verbaler Schrott, der zu keiner Zeit eine ernsthafte Diskussion hervorrufen wird, sondern nur auf primitivste Instinkte abzielt. Manche werden sagen, dass die Band nur ehrlich agiert, aber für mich bieten HÄMATOM hier nur billige Effekthascherei auf unterstem Niveau.
Musikalisch ist alles im grünen Bereich. Die Gitarrenriffs wirken ausgereift und setzten durchaus Akzente, die Refrains sind einprägsam und besitzen immer den gewünschten Proll-Faktor. Man bewegt sich immer in einer Schnittmenge aus solider Rockmusik, Nu Metal und hat mit „Ficken Unseren Kopf“ sogar eine tanzbare Nummer im Repertoire. Mit „Zahltag“ versucht man sich an Hip Hop-Klängen, scheitert aber schon im Ansatz. Leider ist der Endmix etwas laut geworden, was die Songs etwas verwässert. Es bleiben knapp 35 Minuten Musik, die einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Zu unehrlich wirken Texte und Musik, aber die Zielgruppe wird trotzdem bestens bedient. Not my cup of tea, aber für Festivalgänger, die eher auf Partysounds reagieren, ist „Die Liebe Ist Tot“ bestimmt ein Antesten wert.
Weihnachten ist schon ein ganz besonderes Fest. Man frönt und pflegt in dieser Zeit nicht nur heidnischen und christlichen Bräuche gleichermaßen, es ist auch das einzig mir bekannte christliche Fest, das eine ganz eigene Musik hat. Und jedes Jahr versuchen sich auf´s neue unzählige Musikanten aus nahezu jedem Genre daran, entweder Altbewährtes frisch zu vertonen oder dieser Zeit ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Ich für meinen Teil verfolge diesen Umstand schon eine ganze Weile mit wachsender Begeisterung, so dass sich in meinem Sammelsurium an Weihnachtsmusik die mannigfaltigsten Werke befinden. Heuer liegen mir aktuell zwei neue Scheiben vor, die unterschiedlicher nicht sein könnten: LEE AARONs “Almost Christmas“ und “The Season“ von STEVE PERRY.
Erstgenannte kann ich aber bereits an dieser Stelle auch all denen ans Herz legen, die mit Weihnachten nicht viel am Hut haben. LEE und Ihre Getreuen haben hier nicht einfach ein paar abgenudelte Kamellen verwurstet, nein, dieses Album passt musikalisch absolut zu dem, was diese Band gerade die letzten zwei Alben ausgemacht hat. Da findet man kraftvolle Rocktitel wie den Opener “Everything's Gonne Be Cool This Christmas“ (leicht punkig angehaucht), Klassiker, die einen rockenden Anstrich bekommen, wie “Baby Please Come Home“, “Merry Christmas Everybody“ oder “Run, Run, Rudolph“ (...ok, Lemmys Version ist natürlich nicht zu toppen) sowie schöne bluesige Balladen wie die wunderbare Interpretation von SATCHMOs “Zat You Santa Claus“ und meinen Favoriten “All I Ever Get For Christmas Is Blue“. Mit “Peace On Earth“ gibt’s noch eine gelungene Neuauflage eines eigenen Hits aus dem Jahre 1991 und zu guter Letzt (eigentlich*) eine Acapella-Version von Joni Mitchells “The Fiddle And The Drum“. Alles in allem haut die ehemalige Metal-Queen mit Spaß und Leidenschaft wieder alles raus, was sie drauf hat. Das Album könnte abwechslungsreicher kaum sein und wird in meiner Weihnachtskollektion wohl einen Platz im oberen Qualitätsregal bekommen.
* Die CD erschien jedoch bereits letztes Jahr und war ausschließlich über LEE AARONs eigenen Shop zu erwerben, nun ist sie mit zwei knackigen neuen Rocknummern ab Freitag, den 26.11.2021 erhältlich.
Bei den Engländern CRADLE OF FILTH hat sich nach vier Jahren Schaffenspause nicht viel geändert – und das ist auch gut so. Zumindest musikalisch setzt man weiterhin auf den bewähren Sound, der sich in der dreißigjährigen Bandgeschichte nicht großartig verändert, sondern manifestiert hat. Natürlich thront über allen Songs der einzigartige Gesang von Dani Filth, der wohl das einzige Bandmitglied darstellt, welches als unantastbar gilt.
Thematisch setzten die Jungs aus Ipswish auf „Existence Is Futile“ nicht mehr so sehr auf romantische Horrorgeschichten, sondern beschwören mit dem neuen Album eher die Apokalypse herbei. Musikalisch hält man an einer gelungenen Mixtur aus infernaler Raserei, klassischem Heavy Metal und cineastischer Inszenierung fest. Besonders das Heavy Metal-Riffing kann überzeugen, und so findet man auf dem Output so manche Passage, die auch auf einem ACCEPT-Album ihren Platz gefunden hätte. Dies lockert die Scheibe gelungen auf und bereitet den Hörer auf den nächsten Blast bestens vor.
Natürlich werden sich einige Kritiker auf die cineastischen Parts stürzen und diese wieder in alle ihre Bestandteile zerlegen und der Band musikalischen Klamauk vorwerfen, aber nimmt man der Band dieses Trademark, würde man ein wichtiges Element entfernen, was CRADLE in die Belanglosigkeit führen würde. CRADLE OF FILTH lebt von der Inszenierung, und die Musik ist für die große Bühne geschaffen. True oder nicht true – diese Fragestellung ergibt sich bei der Band einfach nicht, denn wer Klassiker für die Ewigkeit erschaffen hat, der muss sich mit solchen Fragestellungen erst gar nicht abgeben.
Einzelne Songs hervorzuheben ist schwierig, da man auf „Existence Is Futile“ keinen Stinker vorfinden wird, aber mir hat es besonders „The Dying Of The Embers“ angetan, welches nicht ganz so überladen wirkt und eine dreckige Atmosphäre vorweisen kann. Hier sind die Jungs sehr nah am Heavy Metal dran und scheuen sich auch nicht mal, das Tempo zu drosseln. Auch orchestrale Einflüsse werden hier nur dezent verwendet, und man lernt CRADLE von einer sehr basischen Seite kennen.
Hervorheben möchte ich die Gitarrenarbeit. Richard Shaw und Ashok überraschen auf ihren Instrumenten mit ausgefeilten Melodien, die sofort im Gehörgang verbleiben. Auch die eher konservativ ausgerichteten Soloparts wissen zu überzeugen, und man scheut auch diesbezüglich nicht den Einsatz von Twin-Gitarren. Wir bewegen uns zwar noch nicht auf dem Niveau eines YNGWIE MALMSTEEN, aber das wird auch nicht die Intension gewesen sein. Fakt ist, dass wir es hier mit Musikern zu tun haben, die ganz genau wissen, wie ein CRADLE OF FILTH-Werk zu klingen hat, aber die sich bewusst genug Freiraum schaffen, um ihre musikalischen Fähigkeiten gekonnt in Szene zu setzen.
Was soll man als Fazit sagen? Kritiker von CRADLE werden das Album in der Luft zerreißen, aber Hörer mit einem weiten musikalischen Horizont finden hier eine Perle des Heavy Metals. Ich benutze wissentlich nicht das Wort Black Metal, da CRADLE diesen Pfad schon vor langer Zeit verlassen haben und deutlich mehr zu bieten haben als so mancher Panda-Akt. Mir gefällt „Existence Is Futile“ tatsächlich außerordentlich gut, und somit vergebe ich einen ganz knappen „Tipp“.
Richie Kotzen und Adrian Smith haben im März diesen Jahres für eine ähnlich gelagerte Vorstellung einen Riesenapplaus erhalten (Review: SMITH/KOTZEN). Somit sollten auch GRINDER BLUES für "El Dos" Ovationen einheimsen können, auch wenn Doug Pinnicks (KING'S X) Vocals doch eine ganze Spur trockener und lässiger daherkommen als die leidenschaftliche Performance des Duos. "El Dos" ist das zweite Album, und neben den genannten SMITH/KOTZEN ist ZZ TOP, aber deren alte, noch tief im Mississippi-Sumpf steckende Version, als Entsprechung zu nennen.
"Another Way Around" könnte eine alte WHITESNAKE-Single sein, allerdings mit der Einschränkung, dass man sie statt mit 45 mit 33 UPM laufen lässt. "Everbody" hält etwas Leichtes, Beschwingtes zum Mitwippen bereit, bis zu dem Moment, an dem Gitarrist Jabo Bihlman sein Instrument aufheulen lässt. Dieser Kontrast - quasi gegen die Richtung gekämmte Harmonie - ist packend und mitreißend. Und das machen die drei immer mal wieder; der Hörer befindet sich in einer Fahrtrichtung, und dann wird ein instrumentaler U-Turn hingelegt. "El Dos" ist eigenständig, ursprünglich und modern zugleich und mit seiner kompromisslosen, absonderlichen Art aufsehenerregend. Somit geben die oben genannten Bands nur grob eine Richtung vor. GRINDER BLUES schafften etwas Beeindruckendes; sie haben den Blues Rock neu definiert, ohne seine Essenz zu verändern.
“Si Vis Pacem Parabellum“ bedeutet “Wenn Du Frieden willst, dann bereite Dich auf den Krieg vor“. Kaum ein anderer Leitspruch hätte besser zum Wettrüsten während das Kalten Krieges in den 80ern gepasst. Just zu dieser Zeit ging der Stern des schwedischen Gitarrenhexers auf. Zunächst mit STEELER und ALCATRAZZ, später veröffentlichte er unter seinem Namen bzw. seiner Band YNGWIE J. MALMSTEEN'S RISING FORCE Alben, die zu Meilensteinen wurden. Allen gemein war allerdings, dass er immer wieder brillante Musiker, wie z.B. Joe Lynn Turner, Jeff Scott Soto sowie seinen langjährigen Begleiter am Keyboard, Jens Johansson, an Bord hatte, die mehr als den Rahmen für sein extraordinäres Gitarrenspiel bildeten. Irgendwann kam er bedauerlicher Weise zu dem Schluss, dass er alles alleine kann, man muss ja dann auch mit niemandem teilen. Der Tiefpunkt schien mir letzten Endes mit dem Vorgänger “Blue Lightning“ erreicht, als er reihenweise Klassiker regelrecht zerschredderte. Für das neue Werk hat er sich jedenfalls (nominell) wieder einen Schlagzeuger an Bord geholt, den Rest übernahm er abermals selbst inkl. dem Gesang. Insgesamt sind auf dem Album vier Songs mit Vocals, die sich zu Beginn mit den Instrumentalnummern abwechseln. Das war vom Ansatz her gut, die Umsetzung jedoch großteils zum Fremdschämen. “Eternal Bliss“ ist jedoch die rühmliche Ausnahme und würde ich sogar als Highlight des Albums nennen, unter anderem auch, weil sich Herr MALMSTEEN mit seinem Gefuddel etwas zurück hält. Der Song hätte auch auf “Eclipse“ (von 1990) sein können.
Über seine Kernkompetenz an den sechs Saiten braucht man nicht viele Worte verlieren, das mag man, oder man mag es halt nicht, phänomenal ist es allemal; Gesang und Produktion sind unteres Demo-Niveau, und die Rhythmussektion (Bass und Riffgitarre) fehlt oft völlig bzw. ist schwer wahrnehmbar. Zu einer guten Platte gehört nun mal ein wenig mehr als ein exzellenter Gitarrist, und es gibt in der Branche sehr wenige, die ein Album erfolgreich alleine wuppen, “Parabellum“ gehört leider nicht dazu. So schwach wie die oben genannte Cover-Scheibe ist sie nicht, kommt indes über Mittelmaß nicht hinaus.
Diese unsägliche Pandemie und die damit verbundenen gesetzlichen Regelungen haben an vielen kulturellen Schnittstellen für ein Sterben gesorgt. GODSLAVE ist eine dieser Bands, die beinahe von der Bild- bzw. Tonfläche verschwunden wäre. Die Truppe aus dem Saarland hat die Krise jedoch als Chance genutzt und in positive Energie bzw. Aggression umgewandelt. Hört auf zu jammern, tut etwas und übernehmt die Kontrolle über Euch selbst, skandieren sie! Aus dieser Message entstand “Positive Aggression“, ein Album mit klarem Konzept und Statement.
Wurde der Combo noch vor Jahren der Vergleich mit OVERKILL um die Ohren gehauen, so kann man getrost sagen, dass sie sich von diesem Dogma befreit hat. Wenn ich einen Vergleich anstellen müsste, kämen mir aktuell RAGE in den Sinn. Das meine ich aber beileibe nicht despektierlich. Genauso wie RAGE vollführen GODSLAVE die Gratwanderung zwischen teutonischem Thrash und klassischem Power Metal. Dies gelingt ihnen mitunter innerhalb eines einzigen Songs, wie z.B. “Show Me Your Scars“. Diese Nummer hat eine Vielzahl von Facetten inkl. einer Cello-Einlage und ist insoweit eines der Highlights. Abgesehen davon ist das Stück inhaltlich ein wahrer Mutmacher (siehe auch: News: GODSLAVE möchten Mut machen!). Mein persönlicher Favorit ist hingegen “Final Chapter First“, eine geradezu epische Nummer, die es mir aufgrund ihrer bemerkenswerte Symbiose zwischen Melodie und Härte angetan hat. Auf “I Am What Is“ gibt sich im Übrigen Damir Eskic (Gitarrist von DESTRUCTION) die Ehre und steuert ein feines Solo bei. Ansonsten ist Label-Kollegin Britta Görtz von CRITICAL MESS im Background von “How About NO?“ zu hören.
In diesen Zeiten ist es oft schwer, seine Meinung zu vertreten, vor allem wenn sie nicht den breiten Konsens findet. Insofern ist es wichtig, dass gerade Künstler wie die Jungs von GODSLAVE ebenda den Finger in die Wunde legen, um die nächste Generation zu erreichen... da soll mal einer sagen, Thrash Metal-Bands könnten nur Knüppel aus dem Sack. GODSLAVE belegen mit ihrem siebten Album, dem ersten auf dem neuen Label, dass es wahrlich schade gewesen wäre, wenn man diese Band hätte zu Grabe tragen müssen.
Die Bay Area in San Francisco gilt gemeinhin als Wiege des amerikanischen Thrash Metals. Bands wie TESTAMENT, EXODUS oder DEATH ANGEL reiften von dort aus zu Genre-Größen. Ungefähr zur gleichen Zeit etablierten sich in dieser Metal-Spielart namhafte Bands aus Deutschland wie KREATOR, DESTRUCTION oder RAGE. ERADICATOR schicken sich nun an, diese beiden Stilrichtungen zu kombinieren und veröffentlichen mit “Influence Denied“ ihren fünften Longplayer. Ist dies nun gelungen?
Die Instrumentalisten gehen mit hohem Niveau zur Sache, vor allem die Gitarren sind exzellent arrangiert und halten eine gute Balance zwischen “Feuer frei“ und Melodie. Jan-Peter Stöber zeigt, dass er an den Drums mehr drauf hat, als ewige Doublebass-Gewitter loszulassen. Das Songwriting ist gleichermaßen ansprechend mit einer guten Portion “Old School“, obendrein sind die Texte zum Teil scharfsinnig. Sebastian Stöber am Gesang zeigt hin und wieder seine Wandlungsfähigkeit, was die Scheibe nicht langweilig werden lässt. Sich aus mehreren Töpfen zu bedienen und die richtige Mischung daraus herzustellen, ist beileibe kein leichtes Unterfangen und kann zuweilen dazu führen, die eigene Identität aus den Augen zu verlieren.
Zurück zur Frage: Ansatzweise! Die Jungs aus Olpe sind auf dem richtigen Weg, und die Entwicklung bis hierhin seit ihrem Debüt 2009 zeigt dies. Es bedarf aber noch der einen oder anderen Zutat an Eigenständigkeit, um den Prozess zu vollenden. Ein authentisches, solide gemachtes Thrash Metal-Album ist ihnen jedenfalls gelungen.
Ein einziges Wochenende hat es gedauert, und die Songs für "Radio On!" waren fertig. Oberste Devise auf der Agenda an jenem Wochenende war, Spaß zu haben und zu sehen, was dabei rauskommt, verrät LEE AARON. Es ist der Nachfolger ihres 2018 veröffentlichten Comeback-Albums "Diamond Baby Blues". Im Vergleich dazu klingen die neuen Stücke eine Spur ausgereifter, frischer und lebendiger... eben nach einer Portion mehr Spaß. Das soll den Vorgänger nicht im Geringsten schmälern. Dort waren eben dunkle schwere Riffs mit deutlichem Hang zum Blues dominierend, während auf "Radio On!" Power-Riffs und große Harmonien die Richtung weisen.
Dieses Mal hat Karen Lynn Greening (bürg. Name) indes auch mehr zu sagen, was sich in den Texten der zwölf Tracks widerspiegelt. Auf der neuen Platte befinden sich lediglich Songs, die die Band selbst verfasst hat, und jeder einzelne zündet. Es geht z.B. um Sterblichkeit ("Radio On", "Twenty One"), Materialismus ("Devil's Gold"), Selbstermächtigung ("Vampin'"), Sucht ("Wasted"), Liebe ("Cmon", "Had Me At Hello") und unsere Gesellschaft ("Soul Breaker", "Russian Doll"). Musikalisch wird auf der CD darüber hinaus ein relativ breites Spektrum geboten. Ob es nun Soul, Funk oder purer Rock 'n' Roll ist, mit ihrer facettenreichen, kraftvollen Stimme trifft LEE AARON immer den richtigen Ton. Die Grundausrichtung bleibt aber kerniger, klassischer Gitarren-orientierter Rock, ambitioniert umgesetzt von Musikern, die bereits in dieser Zusammensetzung seit vielen Jahren an einem Strang ziehen.
Die einstige "Metal Queen" geht nun beständig den Weg weiter, den sie eigentlich bereits mit "Fire And Gasoline" 2016 begonnen hatte und scheint dabei mit jedem weiteren Album besser zu werden. Die Metamorphose zur "Hard Rock Queen" ist fraglos vollzogen. Ich freue mich jetzt schon darauf, diese quirlige Powerfrau wieder live erleben zu dürfen und würde mir wünschen, dass in naher Zukunft wieder eine Clubtour stattfindet, die dann auch erneut unser Colos-Saal zum Ziel hat.