Alter Belgier - das Quintett aus Flandern steuert nicht nur auf seinen nächsten Schnapszahl-Geburtstag (33 Jahre) zu, sondern feiert mit „Eos“ auch sein zehntes Studioalbum. AFTER ALL sind garantiert keine Fließbandarbeiter, stellen Qualität vor Quantität, und das ist auch gut so, denn einmal mehr haut das Gitarren- und Gründungsduo Dries Van Damme und Christophe Depree nebst seiner Mannschaft - zu der inzwischen auch IRON MASK-Sänger Mike Slembrouck gehört, der hier seinen Album-Einstand feiert und einen tadellosen Job zwischen Power und Melodie abliefert - ein weiteres Güteklasse-A-Album raus, das mit durchweg eingängigen Hymnen wie dem saustarken Opener „The Judas Kiss“, dem melodischen „Elegy For The Lost“ (zwei absolute Highlights, die sicher nicht grundlos als Singles ausgekoppelt worden sind), den flotten „Deceptor“, „Demons Raging“ und „Torn Asunder“, der Halbballade „Waiting For Rain“, dem Stampfer „Grand Illusion“ (mit „Heaven And Hell“-artigem Intro) oder dem atmosphärischen Abschluss „At Dawn’s First Light“ gespickt ist und die Band zu den etwas thrashigeren Brüdern von BRAINSTORM macht, an die sie mich nicht selten erinnert. Insgesamt erreicht „Eos“ zwar nicht ganz das Niveau früherer AFTER ALL-Großtaten wie „Dawn Of The Enforcer“ (daher dieses Mal kein „Tipp“), aber absolut empfehlenswert ist dieses von Legende Dan Swanö hervorragend gemixte und gemasterte Album dennoch, da das Niveau konstant und konsequent hoch gehalten wird.
Über die Verpackung gibt es wenig Spektakuläres zu berichten; das Album kommt im Standard-Digipak mit zwölfseitigem Booket daher, das sämtliche Texte enthält, auf optische Überraschungen aber leider verzichtet.
SERAINA TELLI ist Schweizerin und die Ex-Frontfrau der Metal Band "BURNING WITCHES". "Simple Talk" ist ihr Debütwerk, und darauf bietet sie als Gitarristin und Sängerin im Vergleich zu ihrer Ex-Band doch eher rockige bis maximal hard rockende Nummern an. Sowohl die Stimmfärbung als auch der Gesangsstil erinnern mich an die Niederländerin ANOUK, deren Debütalbum ich Euch an dieser Stelle wärmstens empfehlen kann.
Aber auch SERAINA TELLI macht einen tollen Job bei ihrem Erstling. Die Darbietung ist gesanglich und spielerisch leidenschaftlich, und alle Songs, bis auf die Covernummer "Fever", sind von ihr geschrieben und mitproduziert. Das hymnische "I'm Not Sorry" geht durchaus, sowohl textlich als auch musikalisch, als Pendant zu ANOUKs "Nobody's Wife" durch. "I Dare To" könnte sich auch klasse auf einem frühen BRYAN ADAMS Album drehen, mit weiblichem Gesang versteht sich, und "Remedy" punktet mit dynamischer und markanter Gitarrenarbeit.
SERAINA TELLI liefert auf "Simple Talk" eine hingebungsvolle Performance ab, die allein schon Applaus verdient. Hinzu kommen 12 abwechslungsreiche, geschmackvolle Nummern, die kurzweilig und rockend unterhalten. Gut gemacht!
Sieben Jahre ist das letzte Studioalbum her, und mit insgesamt drei Alben seit 1992 ist die Diskografie von UGLY KID JOE doch recht überschaubar. Somit wundert es auch nicht sonderlich, das außer ihrem Riesenhit "Everything About You" und der Cover-Nummer „Cats In The Cradle“ nicht viel von den Kaliforniern hängen geblieben ist. Das würde die Band heuer gerne ändern und veröffentlicht nun ihr viertes Werk mit dem Titel "Rad Wings of Destiny". Immerhin sind die Gründungsmitglieder - Sänger Crane Whitefield, Bassist Cordell Fortman und Gitarrist Klaus Eichstadt - mit an Bord.
"That Ain't Livin' " klingt rau, groovend und ein wenig nach Australiens finest AC/DC. Der Beginn macht Laune und weckt die Hoffnung auf eine Korrektur ihres eher etwas unentschiedenen Hardrocks der Vergangenheit. Danach geht es verhalten weiter. UGLY KID JOE rocken mit "Not Like the Other" Glam Rock-mäßig beschwingt, ehe "Everything's Changing", eine reine akustische, Lagerfeuer geeignete Nummer, die an typischen 80er Jahre Radio-Schmuse-Rock mahnt, etwas Langeweile verströmt. Und spätestens bei der doch recht abgenutzten Coverversion des KINGS-Klassikers "Lola" wird klar, dass UGLY KID JOE hier auf Nummer sicher gehen wollen und gerne wieder ohne viel Risiko an die goldenen Zeiten - oder sagen wir besser Singular - Zeit (1992) anknüpfen wollen. Das dies mit dem neuen Album gelingen kann, halte ich für fragwürdig. "Rad Wings of Destiny" ist über weite Teile zu kraftlos und austauschbar geworden. Die wenigen wirklich belebenden Nummern - hier muss das packende und nach vorne marschierende "Failure" genannt werden - können das Ruder leider nicht herumreißen. Somit habe ich meine berechtigten Zweifel, ob dieses Album die Karriere von UGLY KID JOE wiederbeleben kann.
Seit mehr als 20 Jahren sind KNORKATOR mit ihrem Mix aus Metal, Techno-Klängen und fast schon opernhaftem Gesang nun unterwegs, um die Menschheit mit astreinem, absurden Blödsinn zu unterhalten und mit den satirischen Texten auch auf Missstände aufmerksam zu machen. Unwissenden beschreibe ich die Band auch gern mit "RAMMSTEIN in lustig".
Wenn man KNORKATOR schon ein bisschen kennt, kann man behaupten, man bekommt genau das mit den elf neuen Titeln serviert, was man erwartet hat. Das ist keinesfalls negativ gemeint, denn die Band agiert musikalisch und textlich einfach auf ihrem eigenen, beständig hohen Level. Die ersten zwei Durchläufe empfehle ich mit guten Kopfhörern und ohne Ablenkung, damit die Lyrics und die Computer-Techno-Sounds ihre Wirkung entfalten können. In den für ungeschulte Hörer "niveaulosen" Texten über unter anderem Scheiße stecken so viel Wahrheit und unzählige Gelegenheiten, der Menschheit den Spiegel vorzuhalten, um auch über eigene Verhaltensmuster einmal genauer nachzudenken. Alf Ator hat uns hierzu ein paar Einblicke gewährt, die Ihr hier nachlesen könnt. Ich empfehle das Interview ausdrücklich als Erweiterung dieses Reviews.
Ansonsten entzückt mich wieder einmal Stumpens großartiger Gesang, der als Kontrast neben dem Chorgebrüll der Band auch wieder seine richtig schöne, manchmal auch engelsgleiche Facette entfaltet. Mitschreien und Dampfablassen paaren sich wieder mit Moshen zu unterschiedlich schnellen Metal-Songs. Das Album ist einfach richtig super geworden und macht Lust auf die kommende Tour Anfang 2023. Meine Lieblingssongs sind "Sieg Der Vernunft" und "Augen Zu", und auch der Cover-Song "One Way Or Another" ist in seinem KNORKATOR-Gewand eine coole Nummer.
Der neue Longplayer kommt als CD in Buchform daher, in der ein gewisser Herr Buchta auf 112 (!) Seiten seinem kreativen Talent freien Lauf lassen konnte. Zu jedem Songtext hat er passende Zeichnungen und Karikaturen gefertigt, auf den folgenden Seiten werden alle Beteiligten auf KNORKATOR-Art vorgestellt, dazu gibt es noch die Band in weltgeschichtlich relevanten Szenen und schließlich auf Doppelseiten die Artworks der vergangenen Alben. Mehr KNORKATOR geht nicht. Eine rundum gelungener und liebevoll gestalteter Release!
Erhältlich als CD, Vinyl und Download ab 07.10.2022.
PURPENDICULAR begannen 2007 als reine Coverband von DEEP PURPLE. Schon kurz nach Beginn, partiell, mit Original-Mitglied Ian Paice geadelt, entwächst das Kollektiv zusehends dieser Kategorisierung. "Human Mechanic" ist das dritte Band-Album, auf dem eigene Kompositionen zu finden sind. Selbstredend ist der gebotene Classic Rock nahe am Vorbild. Dazu tragen u.a. der Bandinitiator und Sänger Robby Thomas Walsh und dessen an Ian Gillan angelegter Gesangsstil und naturgemäß das Schlagzeug-Spiel von Ian Paice bei.
Der Sound und die Ausrichtung, bzw. das Songwriting, entsprechen der DEEP PURPLE-Version der 80er-Jahre bis hin zur Neuzeit. So empfängt den Hörer gleich zu Beginn eine wuchtige, gemächlich marschierende, stämmige Hard Rock-Nummer ganz im Stil der ersten Alben ab dem Comeback. PURPENDICULAR orientieren sich stark an ihren "Vorbildern"; von einer plumpen oder jedenfalls uncharmanten Kopie möchte ich dennoch nicht sprechen. Das großartige "Made Of Steel" fährt zwar im Windschatten von "Perfect Strangers", hat aber eigene starke Momente und hinterlässt Eindruck. Im Kontrast dazu gibt es auch weit weniger gelungene Nummern, wie zum Beispiel das simple, zu lange und gleichförmige "Ghost". Generell meine ich, dass ein Verdichten und Kürzen der Instrumental-Sessions dem Album gut getan hätte. Insbesondere dann, wenn dadurch aus Atmosphäre eher Eintönigkeit entsteht.
PURPENDICULAR ist keine Mogelpackung. Sowohl der Bandname als auch der auf dem Album-Cover aufgeführte Name Ian Paice deuten an, welche Intension bzw. welcher Inhalt zu erwarten ist. Die Band startete als Live-Band und versucht nun, eigene Songs auf ein Album zu bannen. Das macht das Kollektiv mit Leidenschaft und handwerklichem Können. Was live funktioniert und Mehrwert bringt, muss noch auf Studiogröße modifiziert und übertragen werden. Das gelingt nicht in jedem Song, aber zum Teil auch überraschend stimmig und erfreulich.
Streitigkeiten zwischen den beiden Produzenten TOM GALLEY und W.F. Rimensberger sowie dem Label BMG führten dazu, dass TOM GALLEY das Erfolgsprojekt PHENOMENA erst einmal allein und mit einem neuen Label weiterführte - allerdings mit der Einschränkung, dass es ab da PSYCHOFANTASY getauft wurde. Auch die hochrangige Besetzung, die zuvor für zusätzlichen Verkaufserfolg sorgte, war dieses Mal weit weniger prominent. GLENN HUGHES indes war aber weiterhin beteiligt, und immerhin auch der ex-BLACK SABBATH-Sänger TONY MARTIN gab sich bei zwei Songs die Ehre.
Metalville legt heuer das längst vergriffene PSYCHOFANTASY-Album erneut auf - als Doppelalbum inklusive 6 Demoversionen.
Gediegenen AOR, wie bei den drei vorherigen Alben, findet man kaum auf diesem Longplayer. "Sunrise" ist Hard Rock der klassischen Sorte, intoniert vom aktuellen LIONHEART-Sänger Lee Small, der sich hier kaum von GLENN HUGHES unterscheiden lässt. GLENN HUGHES folgt darauf mit dem leicht souligen, würzigen "Touch my Life", das sich so auch auf einem seiner Soloalben drehen könnte; passenderweise ist gleich sein etatmäßiger Gitarrist J.J. Marsh mit von der Partie. "Killing for the Thrill" überrascht mit harten Kontrasten: dunkel, kühl, fast New Metal-artig öffnet sich der Song, ehe er in einen sonnig wärmenden und typischen PHENOMENA-Refrain mündet. PSYCHOFANTASY ist ein unterhaltsames und zuweilen erstaunlich markiges Hard Rock-Album, das bockstarke Songs zu bieten hat. Hier müssen das epische "So Near so Far", großartig gesungen von ex-MAMA'S BOYS-Vokalist Keith Murell, und das pompöse "60 Seconds" in jedem Fall noch Erwähnung finden. Und trotz der gezeigten Härte gelingt es TOM GALLEY mit seinen Kompositionen die typischen Trademarks des PHENOMENA-Projekts, zumindest partiell, zu transportieren. Ich kann jedem Fan von kraftvollem Hard Rock dieses Album wärmstens empfehlen.
Die Demo-Versionen der Songs sind mit viel elektronischen "Studio-Helfern" produziert, was die Rohfassungen teilweise im 70er Jahre-Disco-Kugel-Licht schimmern lässt und diese so kaum wiederzuerkennen sind. Das ist interessant, manchmal verblüffend, oft kurios und ein unterhaltsamer Mehrwert.
Im Jahre 2018 rockten TORCH das Sweden Rock, und dieses Heimspiel wurde dieser Tage als amtliches Live-Album veröffentlicht. Ich falle gleich mit der Tür und meinem Hauptkritikpunkt ins Haus: Ich verstehe, warum man sein Live-Album bei einem großen Festival mitschneidet (größeres Publikum, bestehende technische Infrastruktur, etc.). Wenn man aber nicht gerade METALLICA oder IRON MAIDEN ist, dann hat man in der Regel nicht die Möglichkeit, ein zweistündiges Set zu bieten, und so kredenzen uns auch TORCH für ein Live-Album recht magere 42 Minuten. Die wiederum haben es allerdings in sich. Der Sound ist fett, aber natürlich, das Publikum ist gut wahrnehmbar vorhanden, und Dan Dark ist vortrefflich bei Stimme und pusht seine Jungs zu einer starken Energieleistung voran. Und genau das macht den Reiz von „Live Fire“ aus. Die Songs kommen mit einer Wucht aus den Boxen, die die Studioalben deutlich übertrifft.
Der etwas ACCEPT-lastige Midtempo-Heavy Metal verfehlt seine Wirkung nicht, und die starken, eingängigen - aber nicht platten - Refrains animieren zum Mitgrölen. Da das Comeback-Werk „Reignited“ zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht veröffentlich war, befindet sich mit „Feed The Flame“ nur ein neuer Song auf „Live Fire“. Dieser passt aber nicht nur ins Gesamtbild, sondern stellt für mich sogar ein kleines Highlight dar. Der Rest ist schwedische Stahlhistorie par excellence. „Mercenary“, „Electrikiss“ oder „Warlock“ sollte man als Freund klassischer Metal-Klänge durchaus kennen. Und TORCH hatten schon 1984 einen Song namens „Thunderstruck“. „Live Fire“ eignet sich sowohl als sinnvolle Ergänzung der Sammlung eines jeden TORCH-Fans als auch als Pseudo-Best-Of für Neueinsteiger. Starkes Ding.
Nach der verhältnismäßig langen Schaffenspause von fünf Jahren seit dem letzten Studioalbum „Totenritual“, melden sich BELPHEGOR mit ihrem zwölften Studioalbum „The Devils“ zurück.
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich habe bei den Österreichern immer das Gefühl, dass sie zu dick auftragen und ihr Auftreten, ihre Musik, ihre Texte und Cover-Designs etwas flach, eintönig und trivial rüberkommen. Brauchen wir Songtitel wie „Sexdictator Lucifer“ oder „Bondage Goat Zombie“, und besteht nicht die Gefahr, dass blasphemischer Death Metal zur Karikatur von sich selbst verkommt? Sicherlich kriegt der Hörer einiges an Qualität geboten, aber manchmal sollte Mastermind Helmuth Lehner „die Kirche im Dorf lassen“ (Zwinker-Smiley).
Vergleiche ich den neuen Silberling mit „Totenritual“, erscheint „The Devils“ im Durchschnitt langsamer, bietet mehr Abwechslung und kann mich mehr unterhalten als der Vorgänger. „The Devils“ heißt auch der eisige Eröffnungstrack, bevor mit „Totentanz - Dance Macabre“ eine Nummer folgt, welche Elemente nordischen Black Metals intus hat. Bei „Glorifizierung Des Teufels“ wird es schleppend, und die Lyrics variieren zwischen Englisch, Deutsch und Latein. Zu „Damnation - Höllensturz“ wechselt schön das Tempo, allerdings zündet die Atmosphäre nicht so recht, und die Chöre wirken altbacken. Besagte Chor-Parts werden immer wieder aufgegriffen, wie z. B. beim zähflüssig und zeremoniell anmutenden „Virtus Asinaria - Prayer“. Zu betonten ist insgesamt das hochwertige und erderschütternde Schlagzeugspiel auf der Platte. Zum Abschluss gibt es als Bonus „Blackest Sabbath 1997“ auf die Ohren: ein Medley aus „Blackest Ecstasy“ und „Blutsabbath“.
BELPHEGOR zog es wegen der Produktion zu Jens Bogren nach Örebro in die Fascination Street Studios (KREATOR, ROTTING CHRIST, AT THE GATES). Die Produktion ist druckvoll und etwas klinisch.
Fans sollten zugreifen, BELPHEGOR liefern zuverlässig ab, mehr aber auch nicht.
Schon eine Weile ist das dritte Album von MALEVOLENCE auf dem Markt. Die Metalcore´ler aus Sheffield (UK) lassen ihre Werke gut reifen. Zwischen den ersten beiden Alben lagen vier Jahre, von "Self Supremacy" zum aktuellen "Malicious Intent" vergingen sogar fünf Jahre. Dafür kommt das Quintett nun mit einem ausgereiften und für das Genre sehr abwechslungsreichen Werk um die Ecke. Generell greift der Stempel "Metalcore" in Sachen MALEVOLENCE viel zu kurz. Neben typischen Stakkato-Attacken im Midtempo verarbeiten die Jungs gerne Einflüsse von Bands der Marke PANTERA, DOWN, LAMB OF GOD oder in den schleppenden Passagen auch CROWBAR. Eine (Fast-) Ballade wie "Higher Place" habe ich jedenfalls von einer Band aus dieser musikalischen Ecke so noch nicht gehört. Das Stück gehört für mich zu den Highlights des Jahres. Nicht nur ist der cleane Gesang richtig gut - die doppeläufigen Leads und das gefühlvolle (!) Gitarrensolo lassen den Hörer doch einigermaßen geplättet zurück. Nach den ersten dreieinhalb Stücken (das brettharte Intro zählen wir mal nicht als vollwertigen Song) war damit nicht zu rechnen, da MALEVOLENCE bis dahin die volle härtetechnische Breitseite gefahren sind. Das aber mit Stil.
Auch in den eher typischen Groove-Granaten blitzen immer wieder reinrassige Metal-Riffs auf, und auch melodische Refrains werden gerne eingearbeitet. Den Gesang teilen sich Alex Taylor und Gitarrist Konan Hall, die beide ihre Sache sehr gut machen. Ein weiterer Höhepunkt ist der Track "Above All Else", der psychedelisch-akustisch startet und über einen brutal groovenden Teil bis zu Blastbeats führt, um dann in einen üblen Breakdown zu münden. Unterstützung erhalten MALEVOLENCE hierbei von Matt Honeycutt (KUBLAI KHAN). Und wenn wir schon bei Fremdpersonal sind: Bei "Salvation" erhebt kein geringerer als TRIVIUMs Matt Heafy sein Organ. Der Song ist ein weiterer Anspieltipp und glänzt auch mit abartig gutem Riffing.
Dass das Ding knallhart produziert ist, versteht sich im Hause Nuclear Blast fast von selbst. Dieses Album ist ganz sicher ein Genre-Highlight des laufenden Jahres, könnte aber auch Metaller einfangen, die sonst beim Begriff "Core" in allen seinen Facetten das Weite suchen. Reinhören kann nicht schaden.
CIRKUS PRÜTZ könnten die Wachablösung für ZZ TOP sein. Darf man diesen Vergleich ziehen? Ganz sicher kann niemand eine Institution, eine Legende, eine so einflussreiche Band wie ZZ TOP ersetzen. Aber natürlich bekomme ich mit dieser "Ketzerei" auch Eure Aufmerksamkeit, und Ihr könnt Euch jetzt sehr genau vorstellen, was die vier Schweden denn musikalisch so im Angebot haben: Blues, Boogie und Southern Rock der Marke MUDDY WATERS, LYNYRD SKYNYRD und eben wie von Texas Finest.
Der Opener und Titelsong kommt auffordernd aus dem Starblock. Gleichwohl transportiert er viel Coolness und bietet obendrein moderne Stoner Rock-Elemente an. "Boogie Woogie Man" ist dann purer, entspannter, amerikanischer Blues Rock. Christian Carlssons lässiger und roher Gesang bildet die perfekte Harmonie zur Instrumentierung. Das Ding groovt stoisch, ehe es von einer beißenden Gitarre passend veredelt wird. Es ist schwer zu glauben, dass CIRKUS PRÜTZ aus dem kühlen, europäischen Norden stammen und nicht aus dem staubigen Süden der USA. "Gotta Quit Drinking" kommt mit Barpiano und rauchiger Atmosphäre und diesmal auch mit ganz eigener Färbung herangerutscht. "Let's Join Hands" erinnert an Tarantinos Pulp Fiction Filmmusik, und zum wiederholten Mal sehe ich vor meinem inneren Auge zwei graublonde Bärte sonnenbebrillt in die Abenddämmerung fahren.
Was uns die Jungs hier auf ihrem dritten Album anbieten, ist knarziger, räudiger Blues Rock der ganz abgehangenen Sorte. Und das verdient Applaus, obwohl es manches Mal verdammt nahe am Original ist... oder eben genau darum!