Review:

Deconstruct: Reconstruct

()

Es mit nur drei Songs auf eine Gesamtspielzeit von über 25 Minuten zu bringen, das ist schon eine Leistung. Genau das ist dem norddeutschen Quintett BLACK ELEGY mit ihrer aktuellen EP "Deconstruct: Reconstruct" gelungen. Die Band mischt Gothic- mit Black, Death und Doom Metal-Elementen und kontrastiert dabei immer wieder den klaren Gesang von Sängerin Ann-Kristin Kostyal mit dunklen Growls von Fabian Schmidt. Die einzelnen Lieder wandeln von der Länge her auf derart epischen Pfaden, dass die Übergänge zwischen ihnen durch die beständigen Wechsel zwischen ruhigen, getragen-melancholischen Passagen mit mehrstimmigem, weiblichem Gesang und fetter Düsternis mit Stakkato-Schlagzeug als Unterlegung verwischt werden. Wer also eine Soundtrack zum Schwelgen in düsteren Gedanken möchte, ohne durch Pausen groß aus seiner jeweiligen Tätigkeit herausgerissen zu werden, ist hier richtig. Gleichzeitig gilt aber auch, dass Endlos-Songs nun einmal nicht jedermanns Sache sind, wer also tendenziell ohnehin eher ein Problem mit langen Stücken hat, ist bei BLACK ELEGY falsch, zumal die Songs, so hübsch der Kontrast zwischen sanft und hart innerhalb gestaltet ist, sich untereinander doch recht stark ähneln und man daher ein wenig das Gefühl bekommt, statt drei langen einem einzigen, noch längeren Lied zu lauschen.

Deconstruct: Reconstruct


Cover - Deconstruct: Reconstruct Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 3
Länge: 26:59 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Blood Revelations

()

Auch wenn VETUS OBSCURUM, die mit diesem Werk ihre Debüt-EP vorlegen, auf den ersten Blick wie ein Newcomer aussehen, existiert diese Band theoretisch bereits seit 1995, wurde jedoch 1996 aufgelöst und 2008 wieder reformiert. Initiator der Band ist KROHM-Alleinunterhalter Numinas, der hier jedoch ein paar Mitstreiter um sich geschart hat. Zusammen mit Nihilist und Death (die jeweils für „Alpha Voice“ und „Omega Voice“, also unterschiedlichen „Gesang“, zuständig sind) lärmt sich der Mastermind, der noch bei unzähligen anderen Bands (unter Anderem ABAZAGORATH und FUNEBRARUM) aktiv ist/war, durch vier eiskalte Black Metal-Hymnen, die in Sachen Atmosphäre in etwa an die ersten IMMORTAL-Werke oder DARKTHRONE zu „Under A Funeral Moon“-Zeiten erinnern und recht flott und frostig ausgefallen sind. Insgesamt macht die Band dabei keinen üblen Job, bietet aber nichts, das man nicht schon an anderer Stelle intensiver, besser und vor allem böser vernommen hätte. Bis auf das gelungene, majestätische „The Omen From The East“ finden sich keine herausragenden Stücke auf „Blood Revelations“, so dass abzuwarten bleibt, wie sich die Band in der Zukunft entwickeln wird. So ist der Einstand der Seattler zwar kein Reinfall, aber auch nicht gerade essentiell.

Blood Revelations


Cover - Blood Revelations Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 4
Länge: 23:32 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Saldorian Spell

()

Seit zwölf Jahren macht dieses schwarzmetallische Abrissunternehmen schon die heimische Szene unsicher, und obwohl es bis auf das feste Duo Onielar (Gitarre, vokale Artikulation) und Velnias (Gitarre) immer wieder Wechsel im Line-Up gegeben hat, haben die Dormagener seit ihrer „The Pest Called Humanity“-MCD nix anbrennen lassen. Diese Tradition wird auch auf „Saldorian Spell“ beibehalten, das nach langer, labelloser Zeit (sämtliche früheren Werke wurden in Eigenregie herausgebracht und lediglich professionell vertrieben) beim „Party.San“-Label War Anthem Records das Dunkel der Welt erblickt. Neben ENDSTILLE sind DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT die wohl kompromissloseste „bekanntere“ Band der deutschen Black Metal-Szene: rasendes Tempo, wie ein Maßanzug sitzende Breaks, purer, vertonter Hass und mit Onielar eine Dame am Mikro, der man nicht… ähm… im Dunkeln begegnen will. Dabei verkommt „Saldorian Spell“ aber niemals zur reinen „Höher-schneller-weiter“-Angelegenheit, bei der Gewalt ausschließlich Mittel zum Zweck ist, sondern subtile Melodien und sehr unterschwelliger, majestätischer Bombast (nein, nix Keyboards!) machen deutlich, dass hier sehr geschickte Songwriter am Werk sind, die genau wissen, wie sie ihr Massaker noch eindrucks- und wirkungsvoller darbieten können. Hört Euch mal probeweise Granaten wie „Kataklysmic Bretherens“ oder „Glance At The Horizon“ (Killer!) an und lasst Euch die Matte (sofern noch vorhanden…) akkurat auf horizontal fönen. Eine hervorragende Platte einer geilen Band, die in den frostigen letzten Tagen des Jahres 2009 noch ein echtes Highlight finsterer Musizierkunst abgeliefert hat!

Saldorian Spell


Cover - Saldorian Spell Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 41:26 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Nebelkrähe

Band anzeigen
InterviewIn eurer Bio steht, Ihr hättet Euch vom traditionellen Death/Black zum melancholischen Black-Metal-Act entwickelt. Beschreib doch mal das Warum, die Entwicklung der Band und deren Fortschritte?



Nun, ich denke, es ist normal, dass eine Band, gerade, wenn es für die Musiker die erste ist, zuerst einmal ihren Stil finden und die Grenzen dessen, was allen Beteiligten gefällt, ausloten muss. Wie viele Bands haben wir halt mit ein paar Coversongs angefangen, die eben obengenanntem Genre entstammten (Mayhem, Dissection…), da das die Schnittmenge der verschiedenen Vorlieben der damaligen Nk-Besetzung war (welche, soviel sei hier angemerkt, nur aus Kar, Latrodectus, unserem alten Gitarristen DarkApostle und mir bestand, ergo rein instrumental oder mit Gastsängern agierte).
Mit den ersten eigenen Songs merkten wir, dass wir mehr machen wollen als bloß Ein-Riff-Pro-Song-Geschrubbe – je mehr Songs wir schrieben, umso klarer sahen wir, wohin uns der Weg führen sollte, was man, wenn man die Entstehungsreihenfolge der Songs kennt, auch daran recht gut nachvollziehen kann. Im Endeffekt war diese Entwicklung wohl mit ein Grund, warum DarkApostle schließlich die Band verlassen hat – wohingegen der Beitritt von Euphorion diese Entwicklung eher noch verstärkte (immerhin ist mit „Als meine Augen ich aufschlug…“ der meiner Meinung nach progressivste Song seiner Gitarre entsprungen). Im Endeffekt stecken wir auch noch mitten in dieser Entwicklung: Die Songs, die bereits für das nächste Album bereitstehen, sind die logische Konsequenz aus den letzten für „entfremdet“ entstandenen Werken.



Warum habt ihr euch einen aus meiner Sicht ziemlich beknackten Namen gegeben und für was steht der?


Auch der Bandname entstammt (logischerweise) der Zeit der Bandgründung… und wie das eben so ist, versucht man einen zum Genre passenden Namen zu suchen, den es nicht schon 10000x gibt. Natürlich könnte ich jetzt anfangen, hier über dieAusdrucksstärke des Wortes Nebel und die Krähe als intelligentes Tier reden oder mich in ähnlich dummen „Erklärungen“ verlieren. Aber ehrlich gesagt steckt hinter dem Namen schlicht weniger, als man vielleicht beim ansonsten sehr fein ausgearbeiteten Konzept der Band erwarten würde… Dabei sind wir uns im klaren, dass der Name aus heutiger Sicht unsere Musik nicht so gut beschreibt wie es vielleicht andere könnten, ich finde das aber ehrlichgesagt auch nicht ganz so wichtig… es muss schließlich nicht immer alles so inhaltstriefend sein, dass man darüber seitenlange Essays schreiben kann, und wenn, dann lässt sich das doch am ehesten beim Namen verkraften, oder? ;)



Warum Pseudonyme und was bedeuten sie?


Hierfür gibt es wohl drei (Haupt)gründe: Die Band und unsere Musik ist für mich wie eine eigene, kleine Welt, in die ich eintauche, wenn ich in den Proberaum komme oder anderweitig mit/für die Band arbeite. Dieses Gefühl wird durch das fest an die Band gekoppelte Pseudonym verstärkt – unter dem echten Namen mit der Band aufzutreten würde die Sache ihres Zaubers berauben.Das hat nichts damit zu tun, dass ich meine „wahre“ Persönlichkeit geheim halten will, was in der heutigen Zeit wohl eh ein lächerlich aussichtsloses Unterfangen wäre…entscheidend ist also eher, dass Band und Nichtband getrennt sind und die Musiker durch die sie verbindenden Namen vereint sind: Ähnlich wie Kostüme oder bereits genanntes Corpsepaint stellen Pseudonyme eine weitere Gemeinsamkeit und damit Verbindung zwischen den Bandmitgliedern dar.

Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass gewisse Szenemerkmale und –traditionen gepflegt werden sollten – und dazu gehören für mich im Black Metal vor allem Pseudonyme und Corpsepaint. Wenn man sich die heutige Szene anschaut, wird man feststellen, dass die musikalische Spannweite (zum Glück!!!) derart breit gefächert ist, dass man bisweilen nurnoch an der Selbsteinschätzung der Künstler festmachen kann, ob es nun Black Metal ist oder nicht. Man vergleiche Dornenreich mit Darkthrone, Dødheimsgard mit Gorgoroth – musikalisch liegen da Welten dazwischen - was die Bands dennoch eint, sind Pseudonyme und/oder Corpsepaint.
Zuguterletzt gefällt mir mein Pseudonym sehr gut. Wie das bei guten Pseudonymen wohl so ist, musste ich auch nicht lange „suchen“ – irgendwann kam mir der Name in den Sinn und es fühlt sich in gewisser Weise „richtig“ an. Es hat also in gewisser Weise auch eine „persönliche“ Bedeutung für mich, die ich jedoch nicht überbewerten würde ;)
Das ist jedoch – wie bei allen Antworten - nur meine persönliche Meinung, vielleicht würden dir andere Mitglieder dieser Band anderes erzählen… auch aus diesem Grund kann/will ich auch nichts zur Bedeutung ihrer Pseudonyme sagen.



Ihr habt eine neue, eure erste Scheibe aufgenommen. Habt euch dabei erfreulicherweise Zeit gelassen. Was erwartet ihr vom Album?


Was ich von meinem eigenen Album erwarte? Das ist eine schwierige Frage, schließlich haben wir das Album beziehungsweise das Material so komponiert, dass es all unseren Ansprüchen gerecht wird. Musikalisch erfüllt das Album also die Erwartungen, die ich im Vorhinein hatte: Es repräsentiert die Band zur Entstehungszeit des Werkes. Der jetzige Stand ist schon wieder einen Schritt weiter, das nächste Album ist bereits gut zur Hälfte geschrieben und die Songs sind reifer und „erwachsener“ als alles was wir bisher gemacht haben. Dennoch bin ich mit dem Album als Debüt-Album sehr zufrieden, auch wenn man von der Umsetzung her sicherlich im Nachhinein das eine oder andere anders machen würde…




Mir persönlich gefällt der Sound nicht. Die Gitarren klingen bisweilen dünn und „hakelig“ (Als meine Augen ich aufschlug…“), der Gesang ist sehr variabel, aber nicht immer gut (der Klargesang bei meinen “Fave“ „Als meine Augen ich aufschlug“ geht kaum), meiner bescheidenen Meinung nach. Dafür gefällt Musik und Gesang in den härteren Momenten eher, das Drum schon mehr. Wie und wo und überhaupt habt ihr aufgenommen und was ist von der Zeit zu berichten.


Nun, zuerst zu deiner Soundkritik: Dass der Sound von „entfremdet“ nicht nach High-Budget-Studio-Sound klingt, darüber brauchen wir wohl nicht zu reden. Verwunderlich finde ich dabei, dass dich die Gitarren mehr stören als das Schlagzeug, mit dem wir als Band schon beim Mix am meisten zu kämpfen hatten, und welches wir selbst wohl als den größten Sound-betreffenden Makel ansehen. Für meinen Geschmack sind die Gitarren eigentlich sehr zufriedenstellend, sie haben Biss, sind druckvoll und klingen etwas oldschoolig – ich finde das allemal besser als ein totproduzierter, kristallklarer Studio-Sound, der meines Erachtens eher die Atmosphäre tötet, als dem Material hilft: Am Ende reden wir ja doch noch über Black Metal.
Zum Gesang, der ja nun wieder in einen ganz anderen Bereich fällt, wenn ich das anmerken darf, schließlich liegt da deine Unzufriedenheit nicht am Sound, sondern an der Performance, was auch gleich zur Antwort überleitet: Klassischer Fall von „Geschmackssache“. Wir als Band (ich denke, ich kann hier ausnahmsweise für die ganze Band sprechen) finden großes Gefallen an Stimme und Performance von unserem Sänger umbrA – sowohl an den härteren Stellen, als auch bei den Klargesangpassagen. Aber genau wie die Instrumentalfraktion arbeitet natürlich auch umbrA an seinem „Instrument“, so dass du dir sicher sein kannst, dass auch seine Performance auf dem nächsten Album eine Steigerung zu der auf „entfremdet“ darstellen wird.

Zum Aufnahmeprozess selbst: Nun, die Saiteninstrumente haben wir in einem Kraftakt körperlicher und geistiger Anstrengungen in nur einem Wochenende (drei Tage und ein Abend) in einem Jagdschloss bei Bad Tölz eingespielt, jeder hatte also einen vollen Tag, an dem er alles geben musste…umbrA (mit Grippe) hingegen als Aufnahmeleiter war das komplette Wochenende nahezu ohne Pausen von morgens bis in die späte Nacht involviert… dass der nicht durchgedreht ist, grenzt an ein Wunder.
Die Drums haben wir in ähnlich kurzer Zeit (zwei Tage, wenn ich mich nicht irre) in einem Heimstudio eines befreundeten Musikers aufgenommen, den Gesang hat umbrA schließlich bei sich in der Arbeit (Universitäts-Physiklabor!) nach Dienstschluss eingeschrien – zumal es für die meisten von uns der erste Aufnahmeprozess war, war es auf jeden Fall ein unvergessliche Erfahrung… auch wenn wir nächstes Mal zumindest die Drums wohl in einem „echten“ Studio aufnehmen werden.



Die gesamte Aufmachung macht viel her, Herzblut habt ihr investiert – erzähl mal was zum Layout, zum Artwork etc.


Danke erstmal für das Lob an dieser Stelle. Ja, das mit dem Herzblut kann man so sagen… Ich bin selbst, wie der Rest der Band auch, CD-Sammler und lege bei CDs anderer Bands großen Wert auf ein adäquates Layout – da kann die CD so gut sein, wie sie will, wenn das Artwork billig aussieht oder das Layout schlecht umgesetzt ist, mindert das die Freude einfach drastisch. Somit war klar, dass wir uns bei der Gestaltung der Veröffentlichung nicht lumpen lassen würden – besonders natürlich, weil für uns die Texte knapp die Hälfte der Musik als Ganzes ausmachen: Dass diese auch in voller Länge im Booklet abgedruckt werden müssen, verstand sich von selbst.
Das Artwork entstammt der Spachtel von Alexandra Lotter und fängt meiner Meinung nach die Stimmung der CD perfekt ein – Verzweiflung, Agression, Angst – jedes dieser Gefühle lässt sich in dem abgebildeten Gesicht erkennen. Dabei passt der expressionistische Stil natürlich zudem gut zu Albumtitel und Konzept und macht das Album in der sonst echt grauen Black-Metal-Landschaft so auch optisch zu etwas Besonderem.
Wenn man will, kann man in dem Artwork natürlich auch das blutverschmierte Gesicht aus „Mein ungleich‘ Ebenbild“ sehen, das ist aber mehr meine persönliche Interpretation des Gemäldes und entstand erst, als das Bild schon lange als Cover feststand.
Das Layout-Konzept für „entfremdet“ habe ich entworfen, umgesetzt hat es anhand diverser Skizzen, Entwürfen und unzähligen pingeligen und wohl auch nervtötenden Mails mit Änderungswünschen meinerseits dann Stephan Janßen, ein befreundeter Designer der auch schon für Atrorum , Dryad’s Tree und die Ska-Band beNuts CD-Layouts entworfen hat – großes Lob und Dank nocheinmal hierfür und für die aufgebrachte Geduld…aber das Resultat spricht für sich, denke ich.




Stilistisch seid ihr sicherlich dem Black Metal zuzuordnen – dem aus der anspruchsvollen oder auch Avantgarde genannten Schublade. Welche Bands gehören zu euren Einflüssen? Für mich wirkt vieles zu aufgesetzt, um wirklich progressiv zu sein – könnten aber eben auch Kinderkrankheiten sein, ihr seid ja noch eine recht junge Band.



Auch wenn es vielleicht arrogant klingt, aber „Vorbilder“ in dem Sinne kann ich zumindest bei mir nicht wirklich ausmachen. Sicherlich beeinflusst jede Musik, die man hört, in irgendeiner Weise auch die Musik, die man schreibt – davon bin ich überzeugt. Es gibt jedoch keine Band, von der ich sagen würde, dass sie mir ein direktes Vorbild wäre, so dass es unsere Musik ohne sie nicht gäbe… zumal zumindest ich mich eher im traditionellen skandinavischen Black Metal sowie klassischem Thrash Metal zuhause fühle und sich mein Interesse an progressiveren Bands erst mit der Zeit, will sagen, mitunter auch erst nachdem „entfremdet“ geschrieben war, entwickelt hat…
Zum Thema aufgesetzt kann ich nun wenig sagen, mangelt es doch an einem konkreten Beispiel. Für mich als Mitkomponist wirken die Songs natürlich immer anders, so dass ich hier sowieso von einem anderen Blickpunkt aus auf das Werk schaue als ein Außenstehender.
Klar ist jedoch, dass „entfremdet“ kein Album ist, das sich beim ersten oder zweiten Durchgang schon ganz erschließt. Das liegt schlicht daran, dass zum einen natürlich der Sound einige Details nicht beim ersten Durchgang preisgibt, hauptsächlich jedoch, dass in den Songs schlicht zu viel passiert, um sich alles beim ersten Mal zu merken, so dass man vielleicht nach dem ersten Durchlauf nicht recht weiß, was man davon halten soll. Hört man die Songs jedoch separat, oder, besser noch, das Album öfter, optimaler Weise während man die entsprechenden Texte liest, wird man feststellen, dass viele zuerst unerwartete oder deplaziert wirkende Verläufe in der Songstruktur eng mit dem Text verknüpft sind und sich so nach einigen Durchgängen erschließen.



Was gibt es zu den Texten zu sagen? Worum geht’s, vielleicht habt ihr ein, zwei, drei Beispiele parat? Warum bedient ihr euch ungewöhnlicher Satzbau-Umstellungen wie „Als meine Augen ich aufschlug“ – für mich persönlich ein Vorspiegeln anspruchsvoller Texte. Pseudo-Intellektuelle Verballhornung sozusagen….


Zäumen wir auch diese Frage von hinten auf: Auch das sehe ich sehr anders als du: Ich finde beispielsweise, dass „Als ich meine Augen aufschlug“ banal und der in den Texten durchgehend verwendeten Sprache nicht angemessen klingen würde… abgesehen davon hat „Als meine Augen ich aufschlug“ schlicht den schöneren Rhythmus und die drei Anfangs-„a“‘s sind bei dieser Satzstellung schöner im Satz verteilt – in meinen Ohren klingt es so schlicht runder, vollendeter.
Du kannst dir also sicher sein, dass solche ungewöhnlichen Satzkonstruktionen aus reiner Liebe zur Sprache, nicht aus dem Wunsch, damit für gebildet gehalten zu werden, entstehen.
Sicherlich muss man hier einen gewissen Zugang finden, aber sowohl Kar als auch ich als die beiden Texter der Band, haben eben ein Faible für die deutsche Sprache und ihre Vielfältigkeit – mit der Grund, warum du von uns nie einen englischen Text hören wirst.
Klar könnte man vieles auch „einfacher“ oder direkter ausdrücken… aber es reizt mich eben mehr, beispielsweise das gesprochene Intro von „Et in Arcadia ego.“ Als elegisches Distychon zu verfassen. Ich sehe Texte schreiben immer auch als eine gewisse sprachliche Herausforderung.

Um deine Frage zu beantworten, ist wohl auch die Definition von „anspruchsvoller Text“ entscheidend: Der eine findet eben Gefallen an einem Bezug auf Platons Höhlengleichnis oder meinetwegen einem Nietzschezitat, der andere empfindet Solches als den plumpen Versuch, sich pseudointelligent anzubiedern und einen auf anspruchsvoll zu machen – am Ende muss jeder selbst urteilen, und genau aus diesem Grund kannst du dir auch sicher sein, dass wir die Texte nicht geschrieben haben, um bei irgendjemandem Eindruck zu schinden: Diese Thematik ist die, die uns beschäftigt hat, und diese Ausdrucksweise die, die wir für angemessen erachten. Dem einen gefällt‘s, dem anderen nicht… aber im Vergleich zu dem, was man in diesem Genre sonst so geboten bekommt, erachte ich unsere Texte doch als durchaus anspruchsvoll im Sinne von durchdacht und gehaltvoll.

Inhaltlich geht es auf „entfremdet“ um den Menschen als Solchen, als Individuum in einer Gesellschaft, mit der er so nicht zufrieden ist, und um die Wege, die er beschreitet, um ein für ihn besseres oder zufriedenstellendes Leben zu führen. Dabei stehen die ersten vier Songs für sich, durch das Instrumental wird die Arcadia-Trilogie, die textlich eine Einheit bildet, abgegrenzt oder angebunden, wie man es sehen will.
Die Texte sind dabei, trotz thematischer Nähe, vielseitig und auf viele Arten zu deuten – wobei es natürlich keine „einzig wahre“ Deutung gibt – auch unsere eigene ist nicht absolut, weshalb ich zu den weiteren Inhalten der Texte auch nichts weiter sagen werde. Der Hörer soll sich mit Text und Musik auseinandersetzen und seine eigenen Schlüsse ziehen… selbst auf die Gefahr hin, dass er sie für Pseudo-Intellektuelle Verballhornung hält ;)



Wie sieht es mit Euren bisherigen Live-Erfahrungen aus? Wie wo was und gibt’s was Originelles zu berichten?


Nun, bislang haben wir vier Konzerte gespielt, und natürlich gab es bessere und schlechtere… Erlebnisse wie ein komplett ausgefallener Bühnensound gehören dabei natürlich zu den weniger schönen Erinnerungen, aber sowas hat wohl schon jede Band erlebt. Originell war unser letzter Auftritt, ein Gig im Rahmen einer Ausstellung, im Luftschutzkeller einer Münchner Galerie vor einem fast ausschließlich nicht der Metal-Szene angehörenden Publikum. Die Reaktionen waren (ehrlichgesagt wider meine eigenen Erwartungen) mehr als positiv und die Show wurde somit wohl zu unserer bislang besten…



Wo kommt ihr genau her, alle direkt aus München? Und erzähl mal was von Eurer dortigen “Szene“, musikalisch und „sozial“ .- wie ist das Leben in Bayern als Schwarzwurzel…?


Wir sind eine rein Münchner Band. umbrA kommt zwar aus Tölz, also aus dem noch tieferen Bayern, lebt aber wie der Rest der Band in München. Szenemäßig ist hier in Sachen (Black) Metal leider so wenig los, dass es nicht nur verdammt schwer ist, etwas auf die Beine zu stellen, ohne jedes mal die gleichen Bands zu fragen, sondern teilweise fast schon peinlich, wenn man hört, dass eine Tour in ganz Deutschland volle Hallen hatte und dann in München wieder nur 50-100 Leute ihren Arsch in den Klub bewegt haben, obwohl man für 15¤ ein hochkarätiges Band-Package geboten bekommen hätte…
Insofern: Es könnte durchaus besser werden, aber auch schlechter sein… zumal in den letzten Jahren einige recht vielversprechende Bands neu entstanden sind… warten wir‘s mal ab ;)


.
Wie sieht das Privatleben aus – Freundinnen, Hund, Katze, Maus? Und beschreib bei der Gelegenheit mal näher deine Mitstreiter. Einer von Euch schreibt ja auch über Metal - wo eigentlich und wie ist das als Musiker? Läuft man da Gefahr, das Ganze zu analytisch zu sehen oder trennt man da oder wie?


Nun, ich denke, das Privatleben als Solches heißt so, weil es sich im privaten abspielt: Getrennt (privatus) von dem, was in dem entsprechenden Kontext dann wohl als „beruflich“ bezeichnet werden muss… auf die jeweilige Anzahl, Schuh- und Körbchengröße der Freundinnen oder ähnliches einzugehen, wäre hier demnach wohl etwas fehl am Platz ;) Abgesehen davon wäre das Aufzählen von Haustieren etwas rahmensprengend, da hier die jeweiligen Vorlieben vom genannten Hund bis hin zum tropischen Diplopoden weit gefächert sind.
Altersmäßig liegen wir alle Anfang/Mitte 20, umbrA arbeitet an seiner Doktorarbeit in Physik, Latrodectus wird nächstes Jahr sein Abitur ablegen und der Rest studiert…womit auch die Altersverteilung grob klar sein sollte.
Über Metal schreibe ich, und zwar bei www.metal1.info, einem relativ großen deutschen Onlinemagazin. Sicherlich hat Band und Magazin dabei jeweils Einfluss auf das Andere: Erst, wenn man selbst einmal ein Album aufgenommen hat, weiß man, wo die Tücken liegen und was auf der anderen Seite keine Zauberei ist, auch wenn es sich so anhört… Durch das Schreiben von Songs lernt man auch, ganz anders auf Songstrukturen und ähnliches zu achten…insofern stimmt das mit dem analytischer sehen sicherlich: Man hört eben als Musiker Musik, nicht mehr als staunender Außenstehender. Ob sich das für die von mir rezensierten Alben nun positiv oder negativ auswirkt, musst du aber wohl eher die betroffenen Bands fragen… beschwert hat sich jedenfalls noch keine. ;)




Wie seht ihr eure Zukunft?


Nun, da sind wir eigentlich sehr optimistisch und vor Allem hochmotiviert: Die Arbeiten am Nachfolger für „entfremdet“ laufen mehr als gut, vier Songs sind schon im Proberaum, an mehreren anderen wird parallel gearbeitet, so dass die kreative Phase für das noch unbetitelte zweite Album schon wieder fast abgeschlossen ist.
2010 sollte also einige Konzerte, die Album-Recordings und schließlich die Veröffentlichung des Albums im Herbst/Winter bringen…Langeweile wird also mit Sicherheit nicht aufkommen!

Nun, ich möchte an dieser Stelle herzlich bedanken, dass du uns, obwohl du mit dem Album nicht all zu viel anfangen konntest, die Gelegenheit gegeben hast, unsere Sicht der Dinge kundzutun. Vielleicht findest du ja mit der Zeit doch noch Gefallen an der Scheibe…
Bei allen Lesern bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit, schaut doch mal auf unserer Myspace-Seite (www.myspace.com/nebelkraeheblackmetal) vorbei, dort gibt es neben einigen Höreindrücken von „entfremdet“ alle relevanten Informationen zum Album, zur Band und gegebenenfalls natürlich auch zu anstehenden Konzerten!





Review:

Merkur

()

Selbst ist der Mann: der Florian spielt nicht nur in einer Troika (Valborg, Woburn House, KLABAUTAMANN), sondern hat mit Zeitgeister auch gleich noch ein Label gegründet. Völlig frei von Zwängen klingt dann auch dieses durchaus dem Black Metal zuzuordnendes Album (Schwarzwurzeln werden an Knüppel-Parts wie in „Morn Of Solace“ ihre wahre Freude haben). Die wahren Stärken des Merkurs liegen aber im großen Abwechslungsreichtum – hier wird Avantgarde noch ausgeübt und nicht nur apostrophiert. Cleane Passagen, angejazzte Abschnitte, Artrock, pinkfloydige Parts, akustische Ausflüge – all das macht dieses Album zu einer tiefgründigen Reise durch den metallischen Kosmos. Nicht, dass sich nicht schon viele andere Bands an diesen progressiven Schüben abgemüht haben – aber die meisten scheitern. Nicht so KLABAUTAMANN. Der Gesang klingt selbst in garstig-kreischiger Ausrichtung keinesfalls lächerlich und auch die deutschen Texte (es gibt auch englische) halten sich fern von jeglicher Peinlichkeit – hier wird nichts künstlich aufgeblasen oder aufgesetzt verballhornt. Wirklich schickes Design in dunklem Blau und ein dichter Sound verstärken die dichte, geheimnisvolle Atmosphäre dieses Werkes zusätzlich. So interessant kann Black Metal auch heute noch sein, so interessant der Zeitgeist…

Merkur


Cover - Merkur Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 48:52 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Veraldar Nagli

()

Das Trio RIMFROST existiert schon seit 2002 und kann auf bislang drei Studiowerke zurückblicken, von denen in unseren Landen sicher kaum ein Headbanger Notiz genommen hat. „Veraldar Nagli“ nennt sich das neue Album der Truppe und wurde zu meinem großen Unverständnis schon von diversen schreibenden Kollegen mit wenigen Zeilen verrissen. Zugegeben: Hravn, Throllv und Peter werden mit dieser Scheibe niemals einen Originalitätspreis einheimsen, und auch in Sachen Produktion fährt man auf Sparflamme; „Veraldar Nagli“ klingt dumpf, wenig voluminös und verwaschen, aber auf eine gewisse Weise passt dieser reduzierte, furztrockene Klang (der etwa bei alten BATHORY-Klassikern auch kein Schwein stört) zur Musik des Trios. Das Label-Info gibt als Band-Vorbilder IMMORTAL, AMON AMARTH und METALLICA an, die man durchaus hin und wieder heraushört, doch RIMFROST gehen über weite Strecken deutlich old-schoolig-schwarzmetallisch zur Sache. Man hört HELLHAMMER stellenweise genauso läuten wie (alte) KREATOR, MAYHEM oder VENOM, alles verpackt in ein räudig-fieses Gewand. Gitarrist Hravn krächzt, als habe er Kragenweite 666 und veredelt damit durchweg Killer wie „The Black Death“, „Legacy Through Blood“ (Oberhammer!), „I Stand My Ground“ oder „Scandinavium“ (noch´n Oberhammer!). Besonders die zwar etwas vorhersehbaren, aber beste SLAYER-Lehre verkörpernden Breaks lassen die Songs zu mitreißenden Stücken nordischer Aggression werden, die auf so unglaubliche, treibende, fast schon naive Weise stumpf daherkommt und somit jeden Schwarzbanger mit versiffter Kutte begeistern dürfte. „Veraldar Nagli“ macht süchtig, wenn man sich darauf einlässt!

Veraldar Nagli


Cover - Veraldar Nagli Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 52:45 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt

()

Was um die norwegische Band GORGOROTH herum in den letzten zwei Jahren passierte, war absolut reif die „Praline“ oder „Brigitte“: Streit um den Bandnamen, ein fertiges Album auf Halde, ein Coming-Out und lauter lustige Interviews, in denen sich die streitenden Parteien gegenseitig die Schuld in die Latschen schoben – köstlich! Ende vom Lied: Prozesse beendet, Namensrechte liegen bei Bandgründer und Gitarrist Infernus, Gaahl und King gründen mit ihrem fertigen neuen Album GOD SEED, Gaahl will aber irgendwie keinen Black Metal mehr machen, weil die sprichwörtliche rosarote Brille das verhindert, und Infernus heuert eine komplett neue Truppe an um „Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt“ in trockene Tücher zu hieven. Zum Mitschreiben: GORGOROTH bestehen nun aus Infernus, den beiden Alt-Gorgorothianern Pest (Gesang) und Tormentor (zweite Gitarre) sowie Produzent und Drummer Tomas Asklund (Ex-DISSECTION) und dem amtierenden OBITUARY-Basser Frank Watkins. Die Auswirkungen auf den Sound der Band sind vernehmbar, wenn auch für die Fans leicht zu verschmerzen. Gegenüber dem letzten, sehr starken Werk „Ad Majorem Sathanas Gloriam“ klingt „Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt“ noch basischer, sägender und die meiste Zeit über sehr gebremst-midtempolastig. Das ist auch der größte Kritikpunkt an dem Album, denn die Abwechselung kommt in dem recht eintönigen Massaker ein wenig zu kurz. Das Tempo wird nur in sehr abgestecktem Rahmen variiert; ein Umstand, der hier von der sehr trockenen Produktion zusätzlich verstärkt wird. Am Ende bleibt das Gefühl, dass das Album trotz seiner starken Riffs und aggressiven, kalten Stimmung sehr eintönig klingt. Stücke wie „Building A Man“, „Prayer“, „Cleansing Fire“ oder „New Breed“ wirken, wenn man sie im Kontext des Albums hört, sehr monoton und immer in der selben Geschwindigkeit gespielt. Das ist zwar ein sehr subjektiver Eindruck, aber meiner Meinung nach schaffen es die „neuen“ GORGOROTH damit nicht, den sehr guten Vorgänger zu toppen. Objektiv ist die Scheibe keine Enttäuschung und wird im Kreis der Fans sicher ihre Anhänger finden, aber der Autor bleibt mit dem komischen Gefühl zurück, dass hier in Sachen Songwriting längst nicht alles ausgereizt wurde. Gut, aber mit Beigeschmack!

Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt


Cover - Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 34:48 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Ikonoklast

()

Der neue Hassbrocken der Norweger URGEHAL, „Ikonoklast“, gehört zu den Scheiben, die man sich trotz aller akustischer Kälte warm hören muss. Das Quintett lässt sich nämlich nach wie vor nicht in ein bestimmtes Korsett zwängen, denn Vielschichtigkeit und Abwechselung bestimmen hier das Geschehen. Legt die Bande mit „Stesolid Self-Destruction To Damnation“ noch einigermaßen flott los, so wird bereits im zweiten Stück, „Dodelagt“, (zumindest teilweise) die schwere Midtempo-Keule ausgepackt. Speziell in diesen Momenten können Enzifer, Trondr Nefas und Co. ihre Vorliebe für Genre-Vorreiter wie VENOM, ganz alte SODOM oder HELLHAMMER nicht verbergen. Und eben genau diese Mischung aus flotter norwegischer Schwärze und stampfendem Old School-Getrümmere macht den Reiz von „Ikonoklast“ aus, das mit weiteren Stücken wie dem geilen, treibenden „The Necessity Of Total Genocide“ oder dem abermals zügigen, rotzigen „Approaching Doom“ noch einige Klassesongs mehr auffährt. Allerdings erscheint mir das Album unterm Strich eine Spur zu langatmig und trotz des durchweg sehr gelungenen Songwritings etwas dröge, was man vielleicht darauf zurückführen kann, dass die Produktion zwar ordentlich knarzig und zweckmäßig undergroundig ausgefallen ist, dabei aber einen Tick zu steril tönt. Das ändert aber nichts daran, dass URGEHAL hier eine richtig gute Scheibe für symphoniefeindliche Black Metaller abgeliefert haben, bei der die Stärken eindeutig überwiegen!

Ikonoklast


Cover - Ikonoklast Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 56:24 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Mirror Of Retribution

()

Die Taiwaner CHTHONIC (der Name spricht sich übrigens schlicht „Thonic“) können bereits auf fast 15 Jahre Bandgeschichte zurückblicken, gehören in ihrem Heimatland zu den metallischen Superstars (unter Anderem „Best Rock Group“) und setzen sich für demokratische Kampagnen wie „Free Tibet“ ein. Und da sich Taiwaner und Chinesen so gut auf den Pelz gucken können wie Dortmund- und Schalke- oder HSV- und St. Pauli-Fans, ist es nicht verwunderlich, dass der Haufen bereits Auftrittsverbot im Reich Der Mitte hat. Mit „Mirror Of Retribution“, dem inzwischen (oder erst) fünften Langspieleisen, hinterlässt die Band auch in unseren Breitengraden einmal mehr ihre Duftnote, nachdem der Vorgänger „Seediq Bale“ schon ein beachtliches Stück symphonischen Black Metals war. „Mirror Of Retribution“ schafft es zwar nicht ganz, den Vorgänger zu toppen, geht aber als sehr starke Platte durch, die erschlossen werden will. Wie auf den früheren Werken braucht es einige Zeit, mit dem teilweise exotischen Material warm zu werden. CHTHONIC erzeugen nach wie vor eine mächtige Breitwand, die stark an die Referenzen CRADLE OF FILTH und DIMMU BORGIR erinnert, aber glücklicherweise die (inzwischen) schwachmatischen Ergüsse von Bands wie AGATHODAIMON oder GRAVEWORM locker in den Schatten stellt. Das Problem ist aber immer noch, dass man förmlich vom Keyboard-Doublebase-Dauerfeuer nahezu erschlagen wird und die Band daraus nur sehr schwer zugängliche, uneingängige Songs strickt, die nicht so ganz zünden wollen. Auch nach mehreren Durchläufen können sich (gelungene!) Stücke wie „Hearts Condemned“, „Sing-Ling Temple“ oder „Rise Of The Shadows“ nicht so recht freischwimmen, was zwar auf der einen Seite einen längeren Hörgenuss garantiert, auf der anderen Seite aber auch quer im Magen liegt. Abgesehen davon liefern CHTHONIC hier eine außerordentlich starke Scheibe ab, die weit mehr bietet als nur Exotenbonus und „Aha-Effekt“. Am „Tipp“ ist die Band wieder haarscharf vorbeigeschrammt, aber zumindest die männliche Hörerschaft bekommt auch was fürs Auge: Bassistin und Background-Röhre Doris Yeh gehört zu den optisch sehr leckeren Damen der Schwermetallwelt und arbeitet nebenher als Schauspielerin und Model.

Mirror Of Retribution


Cover - Mirror Of Retribution Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 50:50 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Sturmgeist

Band anzeigen
InterviewHi Cornelius! Wie geht´s Dir?



Hallo, alles in Ordnung. Die Sonne scheint über Berlin! Und du bekommst hiermit eine große Korrekturarbeit. (-:



Wie bist Du in musikalischer Hinsicht einst zum Black Metal gekommen? Da Du nicht nur Kopf der Band STURMGEIST bist, sondern auch noch bei SOLEFALD die Fäden ziehst, wäre es interessant zu wissen, was Deine musikalischen Einflüsse sind?!



Meine Fans kennen ja wahrscheinlich die Biographie SOLEFALDs, aber für Neueinstieger mache ich eine kurze Rekapitulation. Durch einen Freund habe ich den Black Metal mit BURZUM kennengelernt im Jahr ’93, was viel in meinem Leben verändert hat. Davor war ich ein großer Fan von Thrash- und Death Metal. Mit Black Metal ging es weiter in eine noch extremere Richtung. Im Alltag höre ich mir verschiedene Musik an, Klassik (Wagner und mehr - bin ein leidenschaftlicher Fan der deutschen Romantik), Weltmusik, sogar ein bisschen Hip Hop.



Euer neues Album „Manifesto Futurista“ setzt sich mit dem Schaffen des italienischen Schriftstellers und faschistischen Begründers des Futurismus, FilippoTommaso Marinetti, auseinander. Wieso fiel die Wahl ausgerechnet auf diesen anscheinend sehr streitbaren Charakter?



Marinetti war zuerst Künstler, denn Futurist und nur letztlich Faschist, hauptsächlich aus pragmatischen Gründen. Wir wissen alle, dass ein Krieg gewisse Entscheidungen fördert. Heute kann ich sagen: “Ich bin Künstler und apolitisch”, das ging aber nicht unter den damaligen Bedingungen. Auf jeden Fall, Marinetti und die Futuristen sind in der Kunstwelt überall bekannt, beliebt oder gehasst. Als sie hauptsächlich Künstler waren, machten sie Kunst und nur implizit Politik (einfache Fragen verursachen ja ganz oft dumme Antworten...) - das Lied “Manifesto Futurista” ist zum Beispiel eine der ersten Black Metal-Hymnen an Motoren und Geschwindigkeit, wie es z. B. DEEP PURPLE und METALLICA gemacht haben in den 70er und 80er Jahren. Die Futuristen feiern ja in 2009 ihr 100. Jubiläum, zum Teil mit einer großen retrospektiven Ausstellung in London!



In Deutschland existieren einige extrem linksgerichtete Vereinigungen, die bereits bei völlig unpolitischen Bands die Nase rümpfen und die die Black- und Viking Metal-Szene pauschal für faschistisch und neonazistisch halten. Habt Ihr keine Befürchtungen, dass Ihr ins Visier dieser völlig dumm und ignorant agierenden Halbwissenden geraten könntet, wenn Ihr ein Album abliefert, das sich unter Anderem mit den Ideen und Visionen eines bekennenden Faschisten, aber auch mit dem Bau von Vernichtungslagern (wie in dem Song „Elegie D´une Modernite Meurtriere“), beschäftigt?



Hmm... eine wichtige Frage, die aber leider nur gestellt wird, weil wir in Deutschland sind. Anderswo hat man als Künstler eine größere Freiheit, wenn es um diese Problematik geht - ansonsten fühle ich mich in Deutschland fast freier als in Norwegen. Das Lied “Elégie D’une Modernité Meurtrière” thematisiert ja natürlich das Problem des Bösen - der Mensch, geschaffen von Gott und selber Schöpfer der Vernichtungslager... eine traurige Geschichte unserer alten Anthropos.

Ich verstehe, warum man in Deutschland so viel auf Extremismus (rechts oder links) achtet, und ich finde es ja auch gut, summa summarum. Obwohl meine Band STURMGEIST heißt und über wirkliche Probleme redet (nicht nur über diesen Fantasy-Quatsch), fürchte ich diese Reaktionen nicht. Wir sind keine rechtsorientierte Band - ich mag die energisch-anarchistische Haltung und gehe sogar mal in linke Berliner Kneipen. Die wirkliche Kunst entsteht in der Kreuzung verschiedener Denkweisen, so habe ich immer gedacht.

Und, für die, die das wissen wollen: meine beiden Großväter waren Teil des Widerstands gegen die deutsche Okkupation von Norwegen, der eine lebt noch und hat mir viel von diese Periode erzählt. Ein ferner norwegischer Verwandter von mir hat sich in Berlin in 1941-1945 aufgehalten, aber unfreiwillig: er saß in Sachsenhausen wegen sogennanter “illegaler Arbeit”. Ich habe über ihn ein Gedicht geschrieben:



One from sachsenhausen



prussia’s palette

of grey tones

you got to know it

jakhelln carl



five years imprisoned

in the house of the saxons

resistance cost

more than freedom



out of the fog

you wrote in french

forgave god

the evil he did



in berlin’s vernal sunlight

I write you



everything is forgiven

but nothing forgotten



(aus dem Buch “Galderhug”, Cappelen Damm, 2008)



Auch Themen wie das Schicksal von jungen Soldaten („Verdun“) oder Amoklauf („Sturmgeist89“) werden auf „Manifesto Futurista“ behandelt. Es scheint, dass Dir reale und philosophische Ansätze deutlich mehr liegen als die typischen Klischees des Black Metal, also Satanismus, Okkultismus, etc.. Würdest Du STURMGEIST daher überhaupt als Black Metal-Band im typischen Sinn bezeichnen?



Nein, am Anfang war STURMGEIST eher eine bizarre Konstellation, von skandinavischem, schwarzem Humor geprägt. Da oben hat man eine ziemlich abgedrehte Auffassung von Deutschland und der deutschen Kultur - hör dir unser Lied “Party Über Alles” an und du wirst verstehen. Ich bin sicher, dass dieser “Spaß” für viele von den schlechten, humorlosen Rezensionen, die unsere zwei ersten Alben in Deutschland bekommen haben, verantwortlich war. “Meister Mephisto” und “Über” waren nicht perfekt - aber die konforme Scheiße, zu der sie die Metal-Journalisten gekrönt haben, waren sie bestimmt nicht!

“Manifesto Futurista” ist wahrscheinlich auch von meinem Deutschland-Aufenthalt beeinflusst: Der Spaß ist weg, nur die Wut bleibt. Das hat natürlich auch mit “Sturmgeist89” zu tun.



Ein Zitat von Dir im Zusammenhang mit „Sturmgeist89“ lautet: „Menschen töten, nicht Musik“. Es existiert ja die Theorie, dass das Hören bestimmter, aggressiver (sei es musikalisch oder textlich) Musik zu einem gewissen, kleinen Teil dazu beitragen kann, dass Menschen aggressive Taten, wie zum Beispiel erwähnten Amoklauf, begehen. Immerhin wird nicht nur Rockmusik allgemein seit ihrer Entstehung von ewig Konservativen verteufelt, sondern oftmals sind einfach – platt formuliert – meinetwegen SLAYER oder RAMMSTEIN Schuld, wenn wieder ein Jugendlicher zur Waffe greift. Kannst Du so einen Zusammenhang völlig ausschließen?



Von welche Theorie sprichst du? Welcher Autor? Welche Quelle - Artikel oder Buch? Es klingt wie die Aussage von Moralisten. Völlig ausschliessen kann man nichts, weder die Existenz Gottes noch die Intelligenz der Menschen...



Neben der Musik bist Du auch noch ein erfolgreicher Autor, der auch schon Preise für seine Werke bekommen hat. Was bedeutet Dir persönlich mehr: das Schreiben von Werken wie „Gudenes Fall“ oder die Musik, bzw. das Komponieren?



Beides ist für mich extrem wichtig. Das Schreiben ist aber mein Hauptjob geworden. Das heutige Problem ist, dass es in der Musik-Branche natürlich um Geld geht. Die Branche ist völlig pleite, scheint es mir. Die Fans kaufen weniger Alben, aber die Labels müssen noch für Produktionen bezahlen. Eine gute Produktion herzustellen (Aufnahme, Mix, Mastering, Design, Foto, Drücken, Promo) kostet viel. Ich weiss etwas davon, da ich mein eigenes Label Inhuman Music seit 2007 betreibe. Eine sehr kleines Label, aber trotzdem noch funktionierend! Meine Diskographie enthält das G.U.T.-Debut “My Only Drug Is Madness” und die SOLEFALD-Remix-Platte “The Circular Drain”, die in Deutschland von Twilight vertrieben wird.



Wird man STURMGEIST auch live zu sehen bekommen, oder handelt es sich um eine reine Studioband?



Ich möchte Konzerte spielen! Im Moment mache ich einfach Performances mit STURMGEIST, das heißt, mit Mikrofon, MacBook und mir selbst, schreiend und im Anzug!



Gibt es etwas, dass Du Euren Fans in Deutschland abschließend mitteilen möchtest?



PAGAN VIKINGS STAY TRUE!




Seiten

Subscribe to RSS - Black Metal