Die noch relativ jungen Tschechen HEIDEN aus Brno (Brünn) sind bereits seit 2003 aktiv und dürften evtl. einigen TROLLECH-Fans durch eine gemeinsame Split-CD aus dem Jahr 2007 bekannt sein. Auf seinem neuesten Streich „Obsidian“ zelebriert das osteuropäische Quartett eine sägende Mischung aus rock´n´rolligem, furztrockenem Black Metal der Marke KHOLD, HELLSAW oder späteren DARKTHRONE/SATYRICON und einigen Melodien, die dem Hörer bisweilen aus der Wikinger-Ecke bekannt vorkommen dürften. Dabei erschaffen die Jungs eine wirklich gelungene Atmosphäre, die gerade durch ihre stetige Monotonie und die treibenden Songstrukturen gut zur Geltung kommt. Lediglich der kraftlose, fast schon in den Hintergrund gerückte Gesang von Kverd kann nicht so recht überzeugen, und ab und an drohen die Songs dann doch etwas im Dickicht der Eintönigkeit zu versinken, doch insgesamt ist „Obsidian“ eine sehr hörenswerte Scheibe, bei der außerdem der ziemlich fette, kernige Gitarrensound zu überzeugen weiß. Black/Viking Metaller, die es gerne mal räudiger, unbombastisch und mit kaum durchgetretenem Gaspedal mögen, sollten sich diese HEIDEN ruhig mal geben.
Nach „Vredskapta Markersagor“ ist „Ad Luciferi Regnum“ das zweite Album der Schweden VANMAKT, die sich hymnischem, pfeilschnellem Black Metal verschrieben haben, der nur ab und an durch diverse Midtempo-Einschübe aufgelockert wird. Auch an atmosphärischen Parts mangelt es dem Trio um M. Svensson (das lediglich durch einen Session-Drummer ergänzt wird) nicht, lediglich die Produktion tönt für meinen Geschmack etwas zu steril und leblos. Alles wirkt irgendwie maschinell und statisch, was an sich sehr hörenswerte Stücke wie den starken Opener „The Second Key“, „Re-Incarnating Hatred“ oder das mit weiblicher Unterstützung aufgewertete „The Ascension“ nicht so organisch klingen lässt, wie es vielleicht nötig gewesen wäre. In Sachen Songwriting macht Herr Svensson jedenfalls keinen üblen Job, obwohl seine Songs qualitativ doch eine ganze Ecke von denen der heimischen Konkurrenz DARK FUNERAL oder MARDUK entfernt sind. Trotz gnadenloser High Speed-Orgien und des Meisters fiesem Gekreische will sich richtig böse Stimmung nicht so recht einstellen, was „Ad Luciferi Regnum“ am Ende zwar als hörenswerte Scheibe durchgehen lässt, die ihr volles Potential jedoch leider nicht ganz ausspielen kann.
Die beiden Norweger hinter ALVERG erheben Black Metal zur echten Kunst. Sie spielen in ruhigen Momenten stilvoll Piano (beim abschließenden, neunminütigen „Towards The Kingdom Of Alverg“) und bewegen sich bei diesem Song sogar teilweise in die ganz schwarze, gotische Ecke. Aber keine Angst vor zu viel Gefühl, an sich handelt es sich beim Debüt „Elde“ um ein recht typisches norwegisches Black-Metal-Album, irgendwo zwischen Kampfar, Necrophobic und Naglfar. Der schwarzwurzelige Hass mutiert hier vordergründig zur morbiden Schönheit, Melodien scheinen schön und episch, das Tempo ist gesittet, der Sound okay, die Keyboards erfüllen ihre untermalenden Dienst erquicklich. Ach ja, dazu gesellt sich ein raues Krächzen, aber nie zu extrem. „Elde“ bietet gute Qualität – ein nettes Album. Da „nett“ aber der kleine Bruder von „beschissen“ ist, gibt es echte Einschränkungen. Denn bis auf das balladeske, bereits genannte Abschluss-Stück fehlen dem Debüt der Kappele aus Aust-Agder echte Überraschungen, es ist ein wenig zu beliebig. „ELDE“ ist gut, aber nicht mehr, daran können auch die großen Gefühle nichts ändern.
Du ahnst es nicht – WYRD sind zurück im Black-Metal-Unterholz. Den rock’n’rolligen Weg von „Kammen“ lässt Nargath (auch bei AZAGHAL, auf dieser Scheibe lediglich unterstützt von „Hey Hey“ Wircki) hat das finnische Projekt hinter sich gelassen. Hier geht es wieder um schwarzes Metall, angereichert mit jeder Menge Folk- und Pagan-Elementen. Dabei geht es aber nicht um fröhliche Humppa-Pumppa-Pöbelei, sondern um traurige ernsthafte Musik ohne windschiefes Genöle jünglicher Skandinavistik-Studis. Nargath krächzt meist aggressiv, versucht sich aber auch mit basischem Klargesang. Sechs Songs sorgen 43 Minuten lang für einen epischen, melancholischen und nicht selten akustischen Ausflug in die kargen Welten der finnischen Wälder. Nicht selten klingt WYRD auf diesem Album wie eine spartanisch-natürliche Version von Bathory oder wie Moonsorrow im Demostatus. Obgleich Vergleiche mit diesen legendären Bands natürlich immer tüchtig hinken. Auf jeden Fall begeben sich WYRD nie auf den sehr mainstreamigen, kommerziellen Weg, Pfad, den Bands wie Ensiferum einschlagen – und das ist einerseits gewöhnungsbedürftig, andererseits und vor allen Dingen erfreulich – trotz aller Trauer, die auf diesem (auf einem tschechischen Label erschienenen) Album vorherrscht.
Im Ingenieurwesen verhält es sich so, dass alles, was man auf den Markt bringen möchte, aufs Genaueste berechnet, simuliert und kalkuliert wird, damit die Funktionserfüllung stets gewährleistet ist. Demnach müsste OLD MAN´S CHILD-Mastermind Galder eher zu diesem Personenkreis als zur Gattung böser Schwarzmetaller gehören. Erneut hat er ein Album entworfen, das bis ins kleinste Detail vorausberechnet ist: die (zugegebenermaßen fette) Produktion stammt von Fredrik Nordström, die Drums wurden von Peter Wildoer (DARKANE, PESTILENCE, ARCH ENEMY,…) eingespielt, und das Songwriting bewegt sich auf immer stilsicherem Niveau. Das Album erfüllt seinen Zweck – aber leider auch nicht mehr. Man fühlt sich wie tief im Hollywood nordischer Schwarzmalkunst: gestylt, blank poliert, pseudo-ästhetisch. Songs wie „The Crimson Meadows“ oder „Unholy Foreign Crusade“ bollern mit wuchtigen Gitarren und mit erfreulich wenig Pomp aus den Boxen und erzeugen eine regelrechte Wand, die selbst die letzten DIMMU-Alben kaum toppen können. Doch hinter all dem Schein fehlt Galder einfach der Mut zu Tiefgang, Schmutz und Genre-typischer „Fuck Off“-Attitüde. Alles bewegt sich an der Oberfläche, ist vorhersehbar und irgendwie seelenlos. „Slaves Of The World“ ist fraglos eine sehr hörenswerte Scheibe, doch hat Galder eindeutig die gotisch angehauchte Zielgruppe im Visier, denn dort kommt es nicht auf Inhalte an, sondern nur auf Style, Vorausberechnung und unterkühlte Sterilität. Ein wirklich gutes Album, aber nicht für Black Metaller!
Die schwedischen Bläckies DARK FUNERAL kleckern auf ihrer ersten DVD-Veröffentlichung nicht, sie klotzen! Während andere Bands einen einzigen, dreiviertelstündigen Gig in derber Handkameraqualität abliefern, schaufeln uns Lord Ahriman und Co. zwei prall gefüllte Scheiben ins Heimkino und nutzen das Medium DVD so aus, wie es eigentlich mal angedacht war. Drei komplette, recht aktuelle Shows, diverse alte Amateur-Konzertaufnahmen von 1994-97 (in wirklich mieser Qualität, aber als Bonus noch ganz nett) sowie ein Video zu „Atrum Regina“ werden aufgefahren, wobei die drei regulären Shows zwar öfter vom Bild her etwas körnig herüberkommen, ansonsten aber professionell mit bis zu sieben Kameras gefilmt wurden. Die beiden Shows vom 05.03.2006 in Tilburg, Holland und vom 17.03.2006 in Paris sind dabei von der Setlist her deckungsgleich; lediglich die Show vom 12.03.2005 aus Kattowitz, Polen zeigt eine etwas kürzere Songauswahl. Der Sound ist in allen Fällen sehr gelungen, wobei man zwar nicht sagen kann, wie viel Material im Studio nachbearbeitet wurde, man jedoch um die technischen Fähigkeiten der Band weiß, wenn man mal einen „echten“ Gig der Jungs miterlebt hat. In Sachen Bewegungsfreude waren DARK FUNERAL nie die Leistungssportler, sondern die Shows leben von der ungeheuren, kompromisslosen Soundwand, die in allen drei Fällen sehr gut eingefangen wurde. Zwar besitzt dieses Doppel-DVD-Set eine Spielzeit von insgesamt knapp vier Stunden inklusive Boni, doch der Preis, der um die 30 Euro rangiert, dürfte wieder einmal nur gestandene Fans der Band auf den Plan rufen, die dafür allerdings die Volldröhnung bekommen!
Obwohl die Norweger SARKE für das diesjährige „Wacken Open Air“ als vollständige Band (unter Anderem mit teils ehemaligen Mitgliedern von SATYRICON, DIMMU BORGIR und TULUS) bestätigt sind, handelt es sich hierbei zuerst mal um das Projekt des gleichnamigen KHOLD-Drummers Sarke, der sich als Unterstützung für sein Debütalbum „Vorunah“ niemand Geringeren als Nocturno Culto ins Studio geholt hat. Während der Namensgeber für Gitarre, Bass und natürlich Drums verantwortlich zeichnet, röhrt der DARKTHRONE-Fronter die mitunter sehr coolen Texte in gewohnt rotziger, dreckiger Manier ins Mikro. Und tatsächlich klingen SARKE dadurch ein Stückweit nach der allmächtigen Black Metal-Legende, auch wenn „Vorunah“ längst nicht so abgefuckt tönt wie etwa „F.O.A.D.“ oder „Dark Thrones And Black Flags“. Parallelen existieren aber nicht nur beim Gesang, sondern auch beim Minimalismus der Songs, die allerdings bei SARKE teilweise leichte Bombastfetzen offenbaren und deutlich fetter produziert wurden. Unterm Strich könnte man „Vorunah“ tatsächlich als Bastard aus DARKTHRONE und KHOLD bezeichnen, wobei beim Songwriting nicht geschludert wurde: „Primitive Killing“, „Frost Junkie“, die fast schon romantischen „Cult Ritual“ und „13 Candles“ oder das saugeile „The Drunken Priest“ sind herrlich speckige Old School-Black-Rocker, die allen Fans der beiden „Hauptbands“ mühelos zusagen dürften. Mir persönlich fehlt ein wenig die „Fuck off“-Attitüde des Undergrounds, die „Vorunah“ vielleicht etwas weniger zahm hätte klingen lassen, aber am Ende ist das Album eine echt starke Angelegenheit!
Seit 1997 sind die Griechen im Metal unterwegs, seit 2002 gab es aber keine echten Lebenszeichen mehr. Ihre Wiederauferstehung feiern die Hellenen mit dieser EP (die im Digipack daherkommt) und fünf Songs. Der düstere Vierer schreibt damit eine abgespeckte Bombast-Black-Metal-Geschichte, die sich in ganz lichten Momenten ein wenig liest wie ein Dissection- und Necrophobis-Gedicht. Die Gitarrenarbeit ist fein, es sägt, groovt und die Technik macht Freude, der Sound ist okay, der Gesang recht abwechslungsreich (Heiser, Growls und Keifen), die Songs gradlinig und dennoch mit Überraschungen gespickt. Zudem erfreulich: Die Griechen werden nie schmalzig, sondern bleiben trotz teils symphonisch-gotischer Atmo immer hart. Das gelungenste Beispiel ist da sicherlich das knackige „Signs From Fallen Stars“. Dass das Ganze schon nach einer guten Viertelstunde vorbei ist, ist der einzige echte Nachteil der Scheibe von DARK VISION. Kontaktet die Athener gerne mal, könnte sich lohnen.
„Das ist der Krieg!“ – mit diesen vielsagenden Worten beginnt das sechste Album der Kieler Massenvernichtungswaffe ENDSTILLE. Eigentlich hatte ich gedacht, dass die Jungs ihr absolutes Meisterwerk „Navigator“ von 2005 nicht mehr würden toppen können, nachdem das letzte Album „Endstilles Reich“ das hohe Niveau seines Vorgängers „nur“ halten konnte. Doch der „Verführer“ hat ganze Arbeit geleistet: besser als hier haben ENDSTILLE noch nie geklungen. Vielleicht lässt man sich auch immer wieder durch die unglaubliche Ohrwurmwucht des überragenden 2005er Titelsongs täuschen, aber über die Spielzeit eines gesamten Albums habe ich das Quartett ganz subjektiv noch nie so kompromisslos, aufs Allernötigste reduziert und dennoch in seinem eng abgesteckten Rahmen abwechselungsreich vernommen. Unbändig nach vorne peitschende Stampfer wie „Hate Me… God?“ und „Suffer In Silence“, das überragende „Depressive/Abstract/Banished/Despised“ (einer der besten Songs der Band überhaupt!), aber auch gewohnte Hochgeschwindigkeitsattacken wie „Monotonous“ oder „Dead“ sind ungekünsteltes Black Metal-Inferno pur, ohne Schmachtfetzen, ohne Pomp, ohne Schnörkel, sondern nur und ausschließlich geradeaus in die Fresse. Dabei wechseln sich oftmals rasende Passagen und auffällig viele Midtempo-Parts ab, was „Verführer“ sogar noch an Heaviness gewinnen lässt. Die undergroundige, aber keineswegs zu sehr blecherne Produktion tut das Übrige um dieses Album als insgesamt bislang stärkstes ENDSTILLE-Werk über die Ziellinie laufen zu lassen. Diese Band ist endgültig erwachsen geworden und so gut wie noch nie. Erstliga!
Dass sich die beiden österreichischen Bands HELLSAW und SANGUIS einstmals diverse Bandmitglieder teilten, dürfte nur als Randnotiz herhalten, denn beide Schwarzmetallformationen stehen für erstklassige Düsterware. Haben SANGUIS zuletzt mit „Ascension“ (siehe Review) eine echte Hammerplatte losgelassen, sind nun HELLSAW an der Reihe, die mit „Cold“ den Nachfolger von „Phantasm“ nachschieben. Und auch „Cold“ überzeugt durch äußerst ausgetüfteltes Songwriting, das aus fast jedem Stück eine bollernde Hymne macht. Die Jungs haben den abgefuckten, stampfenden „Black´n´Roll“ jüngerer SATYRICON, DARKTHRONE oder KHOLD ebenso auf der Pfanne wie thrashige Eruptionen der Marke DESASTER oder DESTRÖYER 666. Richtig geile, aggressive und mit superben, dynamischen Tempowechseln bestückte Dreckschleudern wie „Der Harzwald“ (!), „Cold Aeon“ (Killer!), „I Saw Hell“ oder „Moonrites Diabolicum“ gehen ohne Umschweife direkt ins Blut und haben mehr Eier als ein Großteil der Erzeugnisse pseudo-böser, nordischer Underground-Bands. „Cold“ ist ein Oberhammer, der sämtliche Old School-Nietenträger dieser Welt mit Vollgas aus den Birkenstock pustet. Besser hat man Black Metal aus Österreich noch nicht gehört!