THE LEGION sind bei Album Nummer Drei angekommen, “make it or break it”. Die Nordmänner haben merklich an sich gearbeitet, um den guten Vorgänger noch zu toppen – allen voran Sänger Martinsson hat hörbar zugelegt und bringt sich mehr in den Vordergrund, ja scheut selbst vor kleinen Experimenten nicht mehr zurück („Blood, Be Gone!“). Seine Sidekicks hatten ja schon bewiesen, dass sie technisch anspruchsvollen Black Metal spielen können und stellen das erneut unter Beweis, auf „A Bliss To Suffer“ ziehen sie alle Register und bleiben gleichzeitig brachial und nachvollziehbar genug, um auch dem Nebenbeihörer zu gefallen. Wer sich mit den neun Songs indes mehr beschäftigt wird schnell beeindruckt sein, was THE LEGION hier an Können demonstrieren, was die Scheibe zu einer Abrissbirne erster Güte macht. Dazu tragen die leichten Death Metal-Einflüsse bei, durch die der Gesamtsound druckvoller und abwechslungsreicher wird, ohne dass dem Black Metal der Platz als Nummer Eins streitig gemacht wird. Zusammen mit der guten Produktion (Black Metal, bei dem der Bass zu hören ist!) und dem sehr guten Songwriting ergibt das eine Platte, die in der Schwarzkittelfraktion für Aufsehen sorgen wird. Wer waren noch mal MARDUK?
Eine echte Überraschung flattert mit dieser deutschen Band aus Bonn herein: Dabei gilt es sich anfangs nicht vom 70er-Jahre Schriftzug der Kapelle verunsichern zu lassen. Doch irgendwie ist es auch stimmig, dass die Lettern an psychedelische Punk Floyd erinnern, denn VALBORG mischen Black-, Doom und ein wenig Death-Metal mit durchaus experimentellen Versatzstücken, Akustik und sogar reinem Rock. Und so klingen die Jungs aus dem ISLAND-Umfeld wie ein apokalyptischer Bastard aus SHINING, CELTIC FROST, SATYRICON, KATATONIA und verschiedenen Avantgarde-Bands. Sie zaubern düstere Atmosphäre mit überraschend schönen Parts – wobei einem die Schönheit immer wieder in den Ohren steckenbleibt. Die Band ist in Instrumentierung und (dynamischen) Sound erfrischend wenig pathetisch, und Bombast ist in diesem Fall auch außerordentlich redundant. Sogar der progressive Ansatz bleibt bei VALBORG erfreulich konventionell - ohne dabei wiederum abgedroschen zu klingen. Und so bleibt am Ende ein großartige, überhaupt nicht affektierte Verherrlichung des Schmerzes, die ihre – rein subjektiv besten – Momente immer dann hat, wenn sie in „bester“ Shining-Manier grooven – zum Beispiel in „Epic Journey“ oder dem noch großartigeren „Occult Fog“. Wer auf die tausendste Old-School-Variante des Black Metal keine Lust mehr hat, wem die norwegische Posse langsam über ist, der sollte diesen Rheinländern unbedingt eine Chance geben - Quatsch, er muss das tun.
Mit ihrem grottenschlechten 2006er Machwerk „Mort-Metamorphosis Of Realistic Theories“ heimsten die französischen Black Metaller nur Hohn, Spott und Verrisse ein. Mit dem Nachfolger „Odinist“ schien es deutlich bergauf zu gehen, denn jenes Album war alles andere als schlecht, wenn auch noch ein gutes Stück von so etwas wie einem Meisterwerk entfernt. Der neueste Streich „Memoria Vetusta II-Dialogue“ (wieder ein „intellektueller“ Titel) stellt leider keine Steigerung zum Vorgänger dar, denn die bombastischen, durchaus sehr epischen Songs des Albums wollen sich nicht festbeißen. Die Melodien überzeugen weitestgehend, die Atmosphäre ist gelungen, doch es fehlen auch hier Dynamik, ausgefeiltes Songwriting und die Fähigkeit, die Stücke spannend und kurzweilig über die Distanz zu retten. Richtig aggressiv ist die Scheibe auch nicht, trotz des vermehrten Einsatzes von Blastspeed- und Rüpelparts. Ein weiteres Manko stellt die Produktion dar, die für monumentale Dunkelklänge einfach zu blechern und flach ausgefallen ist. Entweder man räubert schon musikalisch ultra-abgefuckt durch die Botanik wie DARKTHRONE oder fährt entsprechende Soundwände auf wie die DIMMUs – Bombast mit Sparproduktion funzt auch hier nicht. Somit ist „Memoria Vetusta II-Dialogue“ nur ein weiteres Erzeugnis für Fans von BLUT AUS NORD, aber beileibe kein genereller Anspieltipp für Bläckies. Denn dafür ist das Album trotz einiger echt guter Ansätze zu unausgereift und schlichtweg langweilig.
Ende der 90er dachten sich ein paar Mitglieder der Black-Thrasher DESTRÖYER 666 und ADORIOR, ein Side-Project zu gründen, das aber im Laufe der letzten zehn Jahre außer ein paar kleineren Veröffentlichungen nicht viel auf die Beine gestellt hat. Nun endlich haben sich RAZOR OF OCCAM an den Eiern gepackt und hauen uns ihr längst überfälliges Debüt „Homage To Martyrs“ um die Ohren. Irgendwo mit SLAYER, HELLHAMMER, alten SEPULTURA oder KREATOR als externe Antriebsquelle ballert sich das Quartett durch ein knapp 34-minütiges Massaker. Die Killerriffs und Soli von Matt Razor und seinem Kollegen Ian fräsen sich mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks in die Lauschtunnel und sorgen neben der gnadenlos nach vorne peitschenden Rhythmussektion für ein extrem hohes Verdichtungsverhältnis, das in der kurzen Spielzeit keine überflüssigen Pfunde aufkommen lässt. Hört Euch nur mal Brecher wie „Altar Of Corruption“, „Day Of Wrath“ oder „Pattern On The Stone“ an und lasst Euch nach allen Regeln der Kunst die Rübe abmontieren – besser geht es in der gemeinsamen Schnittmenge aus Black,- Death- und Thrash Metal kaum. Wer auf Bands wie DESTRÖYER 666, DESASTER, URN, NIFELHEIM oder GRAVE DESECRATOR steht, muss sich „Homage To Martyrs“ ins Regal stellen!
FLUISTERWOUD lassen gleich sechsmal einen fahren – doch sind jedoch kein dicken Fürze ist so richtig viel Inbrunst, sondern eher lauter Langeweile-Püpschen. Die Holländer sind nicht nur längst aufgelöst, sondern gehen auch noch – wie der Titel ja nun sagt – ohne Hoffnung an ihre Scheibe heran. Und verbreiten auf ihrem posthumen Werk ein gerüttelt Maß an Klischee und Biederkeit. Das fängt beim schwarz-weiß Cover an, macht bei den unleserlichen Texten weiter – und hört dummerweise auch nicht bei der Musik auf. Nicht, dass die Gelderländer wirklich schlecht waren, nein, aber sie sind einfach zu wenig spektakulär, zu wenig eigenständig, zu wenig konsequent. Klar, in dieser halben Stunde frönen Saglinge, Nachtgraaaf und Co. den großen Vorbildern wie DarkThrone und Co., haben mit „Hoemannen“ sogar einen auffälligen, chaotischen, vielleicht sogar interessanten Song an Bord, bleiben aber meist in der eigenen Beliebigkeit stecken. Eigentlich stimmt alles, die Produktion ist verwaschen, die Songs schwarz, die musikalischen Fähigkeiten sicherlich nicht unterdurchschnittlich. Aber alles in Allem bleiben die Holländer einfach mittelmäßig – vielleicht ist das ein Grund für ihren Split, vielleicht ist das auch die Krux im gesamten Black Metal. Flatulenz ahoi!
Necrovomit ist der „Invocator of Bestial Incantations“ und seine Band MANIAK „returned to krush your fucking skull“. Wie sie das machen will, bleibt nach dem Konsum dieser Black-Thrash-Scheibe allerdings ein vollendetes Rätsel. Allenfalls zum Lachen bringt den geneigten Hörer diese digitalisierte Zumutung. Okay, wäre heute 1982, ja dann... Aber heute wirkt das wie gewollt und nicht gekonnt. Abgedroschene Pseudonyme machen noch keine Angst, Phrasendrescherei sind keine Terror Propaganda, grottenschlechter Sound noch keinen Old-School-Kult. Und auch die Entschuldigung, auf den Phillipinen könne man sich keine bessere Aufnahmetechnik leisten als den scheinbar verwendeten Telefunken-Kassettenrekorder, interessiert mich nicht. Sicherlich gibt es auch heute gute Old-School-Bands – und es gibt vor allem noch die (wirklich kultigen) Original-Scheiben von Bands wie Sodom. Leider erreichen MANIAK diesen Standard zu keiner Sekunde, sondern sie nerven mehr als eine halbe Stunde lang mit langweiligem, ausgelutschtem, abgedroschenem, rumpeligem Kram – da bleibt einem sogar das Lachen im Halse stecken. Die beste Leistung der Asiaten ist vermutlich, dass sie Thrash mit zwei „h“ geschrieben haben.
Mit ihrem 1998er Debüt „Blacken The Angel“ lieferten die Mainzer AGATHODAIMON seinerzeit ein viel beachtetes Album ab, das es bis heute sogar zu einem kleinen Meilenstein in der Schnittmenge aus Black- und Gothic Metal gebracht hat. Danach folgten ein paar mehr oder weniger aufregende Werke, auf denen die Band längst nicht mehr so überzeugen konnte wie auf ihrem Erstling. Und genau in dieser Reihe steht auch der neueste Streich „Phoenix“, der zwischen sämtlichen Stühlen sitzt. Auf der einen Seite schielt man in Richtung CRADLE OF FILTH und Co., will aber auch die oberflächliche Goten-Community nicht vergrätzen, und zu allem Überfluss wird alles garniert mit einem Schuss traditioneller Klänge, die besonders in den mitunter sehr eingängigen Refrains durchscheinen. Das Problem ist unterm Strich einfach, dass das Album auf der einen Seite zwar leicht konsumierbar, wirklich flüssig durchhörbar und wenig sperrig ist, auf der anderen Seite aber jegliche Kompromisslosigkeit vermissen lässt. Alles wirkt irgendwie berechnet und konstruiert; auf einen fiesen Schrei-Part folgt sofort wieder der versöhnliche Clean-Refrain, auf jedes instrumentale Dauerfeuer der getragene, „softe“ Ausgleich mittels Rotwein-Keyboards. Auch nach x Durchläufen kann ich das Album nicht völlig schlecht finden, bin mir aber sehr sicher, dass diese Nummer-Sicher-Mixtur den Bläckies zu kuschelig, den Goth-Chicks zu aggro und den Traditionalisten zu „schwarz“ ist. So bleibt „Phoenix“ eine handwerklich sehr solide Scheibe, die aber an chronischer Seelenlosigkeit krankt. Nix Fisch, nix Fleisch.
Langweilen sich zwei Black Metaller, machen sie ein neues Projekt auf. So auch im Falle von IXXI, deren Mitglieder Verbindungen zu so illustren Bands wie ONDSKAPT, LIFELOVER, ZAVORASH und DIMHYMN haben. Genau. Abseits des true Undergrounds nicht sonderlich bekannt. Es stellt sich aber wieder die Frage, warum die Welt noch ein Black Metal-Projekt klingt, bei dem nur Altbekanntes durchgekaut wird und mit Zitaten von SATYRICON angereichert. Immerhin wurde sich beim Songwriting Mühe gegeben und auf mehr als nur ICE-Black Metal mit Bienenschwarmgitarren gesetzt („Western Plagues“), aber spannend ist das Alles trotzdem nicht geworden. Als zusätzlichen Nervfaktor gibt es einen Klischee-Keifgesang, der so ab dem dritten Song gepflegt nervt. Stellenweise ist die Scheibe ganz passabel, aber das rettet sie auch nicht vor dem Sturz in die Belanglosigkeit in einem überfüllten Genre. Wenn Black Metal, dann die Originale und die innovativen Bands, aber nicht das unmotivierte Projektscheibchen einiger Musikers aus der dritten Reihe.
Das Trio LAST MOON´S DAWN aus Niedersachsen veröffentlicht mit „Episodes Of The Dawn“ sein erstes Demo, auf dem die Band versucht, harschen Black Metal mit epischen Schlachthymnen in der Tradition BATHORY´s unter einen Hut zu bekommen. Doch scheitert manchmal der hochgesteckte Anspruch an den eigenen Fähigkeiten, denn die neun Stücke auf der Scheibe ziehen sich wie Kaugummi dahin. Die chorartigen Klargesänge von Azalon sollen anscheinend heroisch daherkommen, sind aber so mitreißend und ausdrucksstark wie die Zusammenfassung einer Bundestagsdebatte in der „Tageschau“. Überhaupt wirken die Songs, als seien sie mit einer Überdosis Valium eingespielt worden; lahmarschige Schrammelgitarren treffen auf Songstrukturen ohne jegliche Spannungsbögen, und die Melodien erinnern öfter an einen gescheiterten Versuch, BLIND GUARDIAN´s „The Bard´s Song“ mit Skandinavischer Kälte zu tunen. Das Ergebnis klingt einfach langweilig, ermüdend, undynamisch und alles andere als heavy oder Old School as fuck. Wenn sich LAST MOON´S DAWN nicht bis zum nächsten Streich eine Handvoll Talent bei „Ebay“ ersteigern, sehe ich echt schwarz. Das bleibt dann auch das einzig wirklich Dunkle hier…
Dass die so genannte „Zweite Generation“ des Black Metal in Norwegen beheimatet ist, braucht man niemandem mehr zu erzählen. So überrascht es auch nicht wirklich, dass potentielle geile Newcomer just exakt aus dieser kalten Ecke Europas stammen. Das Quintett SVARTTJERN wurde 2003 vom heutigen Vorkreischer HansFyrste (!) und Gitarrist HaaN (!!) gegründet und legt nun sein Debüt „Misanthropic Path Of Madness“ vor, dem zwei Demos vorausgingen. So unspektakulär ist die Sache einfach; keine Anzeichen von Mord, Totschlag, Kirchenbränden oder Special-Gigs mit altdeutscher Symbolik. SVARTTJERN lassen einfach ihr affenarschtittengeiles Schwarzmetall sprechen, das einen schon bei den ersten Tönen des brachialen Openers „Code Human“ aus der Buxe puncht. Kein Klimper-Intro, keine Spoken Word-Einleitung von Uromas Erzählungen alter Fabelwesen, sondern gleich Kickdown! Soundtechnisch gehen SVARTTJERN eigentlich kaum als Norweger durch, es sei denn, man nimmt die präzise Perfektion später EMPEROR als Referenz und kreuzt sie mit dem zuletzt endlos wummernden Volumensägewerk IMMORTAL´s. Nix Demoklang, nix Möchtegern-Underground, sondern voll in die Fresse! Und Hymnen! Hört Euch nur mal „Upon Human Ending“ oder den grandiosen Titelsong an… gelegentlich scheinen aus dem Bollerinferno auch die allmächtigen SLAYER durch, deren Breaks anscheinend Pate für die gekonnten Tempowechsel gestanden haben. Selten habe ich einen Newcomer des Deibel-Genres vernommen, der gleichermaßen technisch hochwertig, im positiven Sinn professionell und richtig böse klingt. Ein echter Hammer – zudem auf gerade mal knapp 32 Minuten hochverdichtet, was dem Album keinen schwachen Füllstoff beschert.