Die Ukrainer DRUDKH genießen in der Viking/Pagan-Szene einen eher zweifelhaften Ruf, da sie in der Vergangenheit immer wieder in eine politische Ecke gedrängt und zur Zielscheibe für versprengte Extremisten wurden. Da diese Vorwürfe jedoch nur sehr schwer zu halten waren, sehen zumindest wir keinen Grund, die Band zu boykottieren und uns irgend einer Form von politisch extremer Meinungsmache anzuschließen, die auch sehr gerne mal Bands pauschal vorverurteilt – Ende! Rein musikalisch gehören DRUDKH nach wie vor nicht zu den wegweisenden Genre-Bands, auch wenn sich das Quartett nach dem schwachen Vorgänger „Microcosmos“ insgesamt einen kleinen Tick verbessert hat. Immer noch klingt die Band nicht nur in Sachen Produktion arg dünn, auch die Songs bleiben nur schwer bis gar nicht im Ohr hängen. Zwar wirken die bisweilen hymnischen, mit einer Prise osteuropäischer Melodien garnierten Stücke recht atmosphärisch, aber nichts besitzt echte Durchschlagskraft: der Krächz-Kreischgesang von Thurios wirkt nur selten aggressiv, sondern eher müde, die Riffs tönen wie seichte Stangenware, und dieser pappige, dröge, von jeglicher Power und/oder Schmutz befreite Sound ergeben in der Summe ein abermals nur trübes Gesamtbild. Dass DRUDKH laut eigener Aussage von nordischem Black Metal inspiriert sind, hört man auch „Handful Of Stars“ viel zu selten an, so dass dieses textlich von den beiden ukrainischen Dichtern Oleksa Stefanovych und Svyatoslav Gordynskyj beeinflusste Werk erneut unter die Rubrik „arg gewöhnungsbedürftig bis verzichtbar“ fällt.
Die Italiener TENEBRAE IN PERPETUUM konnten mich zumindest mit ihrem letzten Album „L' Eterno Maligno Silenzio“ nicht gerade überzeugen. Auf dieser Split-Scheibe mit den Amis KROHM wirken sie hingegen merklich versierter, auch in Sachen Atmosphäre können sie hier mehr überzeugen, und das Songwriting wirkt insgesamt schlüssiger. Geblieben sind die hohen, schrillen, aber auch Genre-typischen Gitarren, wogegen die Produktion zwar wieder sehr schrammelig, aber nicht ganz so nervig-höhenlastig ausgefallen ist. Die simpel „I“, „II“ und „III“ betitelten Songs hört man dabei am besten am Stück, da so auch das hier gelungene Wechselspiel zwischen rasenden Parts, flottem Midtempo und fast schon doomigen Passagen seine Wirkung besser entfalten kann. Insgesamt eine spürbare Steigerung gegenüber L' Eterno Maligno Silenzio“, aber noch keine Offenbarung.
Dieser Umstand artet jedoch spätestens dann zum Trostpreis aus, wenn auf der zweiten Hälfte die Suizid-Schwarzheimer KROHM zu Wort kommen: das von Dario Derna alias Numinas (der auch unter Anderem bei FUNEBRARUM, VETUS OBSCURUM, MEAT SHITS, EVOKEN und DRAWN AND QUARTERED seine Handschrift hinterlassen hat) im Alleingang geführte Projekt lässt die Italiener völlig blass aussehen. Dass der Herr irgendwie ein Kumpel von SHINING-Boss Quakfrosch sein soll, kann man als Randnotiz stehen lassen, aber KROHM klingt noch sphärischer, abgefuckter und auf gruselige Weise subtiler als die schwedischen Selbstmörder. Die drei Stücke sind erstklassig und hochfinster, dabei aber immer melodisch und mitunter sogar verträumt. Allein schon das Endlos-Finale von „The Black Bridge“ lässt einem ´nen kalten Schauer die Kimme runterlaufen.
Fazit: Old School-Black Metaller machen mit dieser Split nicht viel falsch, auch wenn die „B-Seite“ deutlich überwiegt und für sich genommen sogar den „Tipp“ verdient hätte!
Die Polen MOROWE veröffentlichen mit “Piekto.Labirynty.Diabty“ (die originale Schreibweise besitzt eine Art „L“ mit diagonalen „t“-Strichen, so dass unsereins auf die bekannte, lateinische Schriftform zurückgreifen muss…) ihr Debütalbum, nachdem die Bandgründung bereits im Jahr 2006 stattfand. Das Trio Nihil, Hans und Baron von B. spielt eine relativ eigenständige, aber auch gewöhnungsbedürftige Mischung aus Old School-Black Metal, einem Schuss Viking/Pagan und einer kleinen Prise osteuropäischem Folk, die sich zum Glück nicht in endlosen Klimperorgien entlädt, sondern weitestgehend bombastbefreit daherkommt. Der Großteil des Songmaterials bewegt sich im Midtempo-Bereich und neigt mitunter dazu, seicht dahinzuplätschern, da echte Aggressionsmomente, aber auch majestätische Klangsphären, so gut wie außen vor bleiben. Auch nach zig Durchläufen wollen sich nur vereinzelte Melodien im Ohr festsetzen, und so richtig will mich “Piekto.Labirynty.Diabty“ aufgrund des zähen Songwritings nicht überzeugen. Hört Euch einfach mal ein Stück wie „JEGO Oblicza“ an, und Ihr wisst, was ich meine. Einzig gefallen mir die leider viel zu selten eingestreuten, an heutige SATYRICON erinnernden Black´n´Roll-Passagen wie im Quasi-Titelsong „Tylko Piekto, Labirynty I Diabty“ inklusive Instant-Flöte, die aus dem Album aber noch lange keine Offenbarung machen. Wer allerdings mal wieder eine obskure Neuentdeckung machen will, könnte hier fündig werden.
Die Finnen gehörten mit ihrer Mischung aus Schwarzmetall und „typisch finnischen“, melodischen Melancholieklängen zwar nie zu den großen Ausfallerscheinungen, richtige Akzente konnte das Quintett mit seinen Alben aber auch nie setzen. So ist auch „Cavalcade“ eine Scheibe, die den Hören weder umhaut noch mitreißt, aber auch niemandem weh tut. Meiner Meinung nach sind die Jungs dann am Stärksten, wenn sie nicht gerade versuchen, den musikalischen Deibel von der Leine zu lassen (zum Bleistift mit recht unpassenden SATYRICON-Coverversionen), sondern eben der Sänfte ihrer Heimat den Vorzug geben. Songs wie das Titelstück, „The Vulture´s Feast“ oder „Reincarnation“ erinnern mit ihrer eingängigen Hymnenhaftigkeit eher an SENTENCED, AMORPHIS und sogar frühe HIM als an nordische Black Metal-Raserei. Die fieser gearteten Stücke wie „The Path That Lies Behind Me“ oder „A Callous Mind“ (die jedoch mitunter auch auf melodische, klar gesungene Passagen setzen) beißen sich bei Weitem nicht so fest, obwohl auch sie durch durchdachtes Songwriting und amtlichen, druckvollen Sound bestechen. CATAMENIA sind und bleiben auch mit „Cavalcade“ eine Band, die, ähnlich wie DIMMU BORGIR oder CRADLE OF FILTH, eher das gotisch orientierte Publikum anspricht als den Ottonormal-DARKTHRONE-Kuttenträger. Auf jeden Fall kann man festhalten: dieses Album ist eine runde, gelungene Sache, die den Freunden der Vorgängerscheiben problemlos gefallen wird.
Das satanische Quartett Hizon, Zek, Hex und Nine hat sich im Jahr 2006 gegründet um kraftvolles, rasendes Schwarzmetall schwedischer Prägung zu intonieren. Dabei erinnern die Stockholmer fast schon zwangsläufig an heimische Düstervorreiter wie DARK FUNERAL, MARDUK oder in den majestätischeren Momenten auch an DISSECTION, DAWN oder NAGLFAR. Und eben diese Mischung aus Raserei (der Titelsong) und gewaltigem Midtempo („Crossing The Threshold“) macht den Reiz von „The Hungering Void“ aus, dessen drei Stücke problemlos zu überzeugen wissen. Einen Oberhammer haben WITHERSHIN hier aber leider nicht abgeliefert, denn dafür reichen die Kompositionen nicht an die stärksten Momente der oben genannten Referenzen heran. Wer aber diese Art von gut produzierter, nicht nach norwegischem Schrammeldunkelstahl tönender Mischung aus Black Metal (zwei Drittel) und Melodic Death Metal (ein Drittel) schätzt, macht mit dieser gelungenen EP nichts falsch.
SULPHUR liefern mit ihrem zweiten Werk namens „Thorns In Existence“ eine progressive Black/Death Metal Scheibe ab, die man mit kaum einer anderen Veröffentlichung in dem Genre vergleichen könnte. Von Beginn an merkt man, dass alle Musiker ihre Instrumente wie chirurgische Werkzeuge präzise und auf höchstem Niveau beherrschen. Insbesondere die Gitarrenarbeit hat mich auf der ganzen Scheibe sehr beeindruckt. Dabei ist jeder der 9 Songs (der erste Track ist ein schauerliches Keyboard-Horror-Movie-Intro) so abwechslungsreich, dass man die CD oft hören muss, bis man das Album irgendwie musikalisch erfassen kann. Die Songs strotzen gerade von starken und treibenden Riffs. Herausheben will ich den Opener „True Father Of Lies“ oder „The Purifying Flames“, die gerade live starke Nummern abgeben sollten. Ansonsten fällt es mir schwer, die Songs, die ständig ihren Stil wechseln und sich an keine gewohnten Aufbauschemata halten, nur irgendwie zu charakterisieren. Die Produktion ist sauber. Für meinen Geschmack ist der Gesang etwas zu leise, aber das ist ja nicht selten typisch bei der Musikrichtung und letztlich Geschmacksache. SULPHUR sind definitiv in der Lage, musikalisch zu beeindrucken. Teilweise muss man der Band aber vorwerfen, dass sie bei der technischen Überfrachtung und dem Schlag in die Progressiv-Richtung der einzelnen Songs, sehr viel von den Hörern erwartet. Wer eben mal eine geradlinige Black/Death-Metal-Scheibe einlegen will, ist hier sicherlich völlig falsch. Wer sich jedoch in diesem Bereich ein musikalisch anspruchsvolles Experiment anhören will, findet in „Thorns In Existene“ ein gefundenes Fressen. Ich bin zum Schluss des Reviews etwas gespalten. Irgendwie hat man das Gefühl, die Scheibe nicht nebenbei laufen lassen zu können, da sie zum genauen Zuhören zwingt und in ihrer Art sehr anstrengend ist. Trotzdem eine ganz bemerkenswerte Veröffentlichung. Daumen hoch
Bei NACHTFROST handelt es sich um das Soloprojekt von Sven Krause, der zugleich Labelinhaber von Mirrors Of Life ist und auch bei zahlreichen anderen Bands bzw. Projekten (BEYOND HELVETE, SMASHED RUINS, ZWENZ) mitmischt, die über das Label veröffentlicht werden. „Misanthrop“ bietet rohen, unverschnörkelten, flotten, dabei aber hymnischen Black Metal der alten Schule, der seine Wurzeln unüberhörbar im Norwegen der 90er Jahre hat. Sehr gelungen ist dabei die Produktion, die zwar bewusst klirrend-schrammelig, dabei aber nicht allzu räudig ausgefallen ist und die Stimmung von gelungenen Stücken wie „Winterstille“ oder „Vom Ewigen Kampf“ gut einfängt. Black Metaller mit Hang zum Underground sollten NACHTFROST und auch die anderen Mirrors Of Life-Eigengewächse unbedingt mal anchecken, auch wenn „Misanthrop“ insgesamt noch keine Meisterleistung, sondern „nur“ eine sehr hörenswerte EP darstellt, die aber ein deutliches Potential des Machers erkennen lässt, der sich mit seinen nächsten Werken sicher noch steigern wird. Echt nicht übel!
Mann, was für ein Brett! TRUPPENSTURM, das Ein-Mann-Projekt von Vangard von Rimburg (der auch bei KERMANIA und ABUSUS lärmt), stammt aus der erstklassigen, nordrhein-westfälischen Dunkelstahlschmiede Wod-Ván, der auch etwa DESECRATION, GRAUPEL oder VERDUNKELN entspringen und deren Ursprung seinerzeit die Referenz-Black Metaller NAGELFAR bildeten. Nicht umsonst tauchen viele Mitglieder in verschiedenen Bands dieses Zirkels auf; zum Bleistift ist Meilenwald (THE RUINS OF BEVERAST) unter Anderem Live-Drummer dieser alles zermalmenden Combo. „Salute To The Iron Emperors“ ist völlig unpolitisch, aber in musikalischer Hinsicht radikal, wie Black Metal nur sein kann. Dumpf, sehr basslastig und mit hohem Vollgasanteil, hat man stellenweise das Gefühl, als wollten sich BOLT THROWER an einem schnellen, abgefuckten Schwarzmetallwerk austoben. Schöngeister machen besser einen Bogen um diese Band, die hier eine der fiesesten Scheiben der letzten Zeit eingetrümmert hat, die selbst gestandenen Genre-Fans Einiges abverlangt. Wenn auch rein stilistisch etwas anders geartet, steht „Salute To The Iron Emperors“ locker auf einer Kompromisslosigkeitsstufe mit etwa „Panzer Division Marduk“ oder „We Are War“ und ist für klangliche Extremisten eine grandiose Pflichtübung!
Das Label Ván Records steht wie kaum eine andere Düsterschmiede für anspruchsvolles Schwarzmetall jenseits aller Satan-und-Deibel-Klischees, und somit verwundert es nicht, wenn sich dort mit den Nürnbergern FREITOD eine weitere Band anschickt, die Black Metal-Szene (zumindest den nicht engstirnigen Teil davon…) mit abgrundtiefen Klängen zu bereichern. Die von B. Hiller (der inzwischen von G. Eisenlauer ersetzt wurde) und R. Seyferth gegründete Formation haut mitnichten in die Hochgeschwindigkeitskerbe und versucht auch nicht, möglichst aggro und angepisst zu klingen. Und trotz der basischen, zur Musik passenden, leicht räudigen Produktion wird man hier nur indirekt und bei genauem Hinhören an die Urväter der Dunkelstahlszene (HELLHAMMER, DARKTHRONE, MAYHEM, BURZUM,…) erinnert, die aber natürlich allgegenwärtig sind. FREITOD setzen auf Atmosphäre, und es ist fast schon mutig, ein Album mit einem beinahe Gothic-lastigen Stück wie dem erstklassigen „Ein Neuer Tag“ zu eröffnen. Bis zum abschließenden, ebenfalls superben (und nur textlich etwas platten) Doomer „Abwärts“ fährt das Duo alles auf, was starken Black Metal ausmacht. So ist „Ein Ende“ eine treibende, nach vorne peitschende Nummer, während das nachfolgende „Eine Endlose Niederlage“ mit seinem „Uffta“-Beat auch fast von jüngeren SATYRICON stammen könnte. Aber auch „Pure Manipulation“ oder „Diese Narben“ zeugen von der Fähigkeit dieser Band, ihre Einflüsse in eigenes, starkes Material zu verpacken. Nur im Gesamtfluss kommt „Nebel Der Erinnerungen“ nicht ganz so mitreißend und irgendwie ein wenig langatmig herüber, was das Ding am Ende auch knapp den „Tipp“ kostet. Dennoch sind FREITOD ein heißer Anwärter, im deutschen Genre-Underground eine echte Nummer zu werden!
Beim Schwarzmetall-Duell zwischen Frankreich und Italien steht es bislang eindeutig 1:0 für unsere Baguette essenden Nachbarn, die in den letzten Jahren heimlich eine weitgehend anspruchsvolle und eigenständige Szene mit ein paar echten Aushängeschildern etabliert haben. Auf der Stiefelinsel hat man sich bisher mit der Nachahmerrolle begnügt und nur vereinzelte Duftmarken hinterlassen. Über mehr kommen auch die Vollgas-Satansheimer NEFARIUM nicht hinaus, da sie weitestgehend belanglosen Black Metal im Stil (aber nicht in der Qualität!) von DARK FUNERAL oder MARDUK zusammenhämmern, dabei aber durchgehend blass wirken. Vor allem die monotonen Growls von Gitarrist Carnifex, die eher zu einer Death Metal-Band passen würden, sind auf die Dauer eher ermüdend und weit von den bösartigen Screams eines Emperor Magus Caligula oder Mortuus entfernt. Da nützen auch die druckvolle – und für meine Begriffe etwas zu glatt gebügelte – Produktion von KING DIAMOND-Spezi Andy LaRocque und Gastbeiträge von Archaon (1349) und Wildness Perversion (MORTUARY DRAPE) nix mehr: „Ad Discipulum“ mag für High Speed-Bläckies ein Reinhören wert sein, aber ein essentielles, mitreißendes Werk klingt trotz der hörbaren Fähigkeiten der Beteiligten definitiv anders.