NECROPHOBIC hatten mit „The Third Antichrist“ ihr drittes Album anno 1999 im Sunlight Studio aufgenommen, was die erste Arbeit ohne David Parland war und einen stärkeren Black Metal-Einschlag als die ersten beiden Album aufwies. DISSECTION hatten ihre Spuren hinterlassen, besonders in der Gitarrenarbeit und den Melodien („Eye Of The Storm“). Shouter Tobbe hatte sich in den zurückliegenden Jahren gesteigert und lieferte auf „The Third Antichrist“ seine bis dato beste Leistung ab, mit der er stark zum Aufbau der für die Band typisch dunklen Atmosphäre beitrug. Songs wie das starke „Demonic“ oder „Frozen Empire“ sind knackige Schwarzmetall-Hits, aber auch die anderen Songs des Albums sind erstklassig, was „The Third Antichrist“ zu einem zeitlosen Klassiker im Black/ Death-Bereich macht. Über das Artwork und die Texte sollte besser nicht gesprochen werden, die kultig-platt wie immer. Schade nur, dass Hammerheart der Neuauflage nichts spendiert hat, keine B-Seiten, keine Liner Notes, nichts.
Eins vorweg: wer hier einen langen Aufsatz über den Neonazi Varg Vikernes und seine damaligen Schandtaten erwartet, wird derbe enttäuscht. Ich weiß, dass jener Herr und BURZUM eines der am Meisten diskutierten Kapitel des Düstermetal sind und will auch nichts beschönigen, aber es soll hier ausschließlich um die Musik gehen, zumal sämtliche BURZUM-Alben in der Vergangenheit stets unpolitisch waren. Die ganze NSBM-Scheiße-Modeerscheinung kam erst auf, als „Count Grishnackh“ schon längst aus dem Verkehr gezogen war…
Nach über zehnjähriger Abwesenheit hinter norwegischen Gardinen hat sich Herr Vikernes im letzten Jahr mit dem Album „Belus“ im Stil seiner Frühwerke zurückgemeldet – erwartungsgemäß, ohne die Qualitäten von Meilensteinen wie „Det Som Engang Var“, „Hvis Lyset Tar Oss“ oder „Filosofem“ zu erreichen. Und genau das ist auch der Knackpunkt beim Nachfolger „Fallen“, denn einerseits enttäuscht das Album die (nach wie vor sehr große) Anhängerschar nicht wirklich, ist aber auch bei Weitem nicht erstklassig genug, vielen BURZUM-„Schülern“ auch nur annähernd das Wasser reichen zu können. „Fallen“ ist ein typsicher Fall von Platte, die abgefeiert wird, weil jener berühmt-berüchtigte Name auf dem Cover prangt. Musikalisch Überwältigendes findet man hier nicht; der ohrwurmhafte Opener „Jeg Faller“ (wirklich cool!), das flotte, treibende „Vanvidd“ (inklusive eines typischen Falles von „Misheard Lyrics“, denn ich verstehe hier im Refrain immer „Macht´s doch am Fenster“) und das überlange, abwechselungsreiche „Budstikken“ markieren im wahrsten Sinne des Wortes die Spitze des Eisbergs, sind gelungene, aufs Nötigste reduzierte Black Metal-Wutklumpen und gehen unterm Strich als gehobener Genre-Standard durch, auch wenn die finster-hypnotische Atmosphäre früher Tage hin und wieder durchscheint. Nichtsdestotrotz sind BURZUM heutige, teilweise davon stark beeinflusste Bands/Projekte wie THE RUINS OF BEVERAST, URFAUST, NACHTMYSTIUM oder sogar die unkaputtbaren, noch älteren DARKTHRONE meilenweit überlegen.
Hammerheart Records haben Phönix gespielt und sind aus der Asche emporgestiegen, da ist es nur konsequent, dass sie zu Beginn erstmal ein paar Klassiker neu auflegen. NECROPHOBIC gehören zu den Bands, die gleich mehrere davon in petto haben, wie ihr 2002er-Werk „Bloodhymns“. Das gibt es jetzt erneut, allerdings nicht weiter überarbeitet oder mit Bonus-Songs aufgepeppt. So bleibt es bei den zehn Songs des Originals, die eine rotzige, sich nicht ganz ernst nehmende Melange aus Black und Death Metal bieten („Six six six we vomit on the crucifix“, der NECROPHOBIC-Klassiker). Schön das Tempo variierend, hauen die Stockholmer von Mid Tempo-Groovemonster bis Blast-Attacken alles raus, garnieren das mit allerfeinsten Melodien und dem charismatisch-rotzigem Gesang von Meister Tobbe. Der Einstieg von Johan Bergebäck hat sich in der Gitarrenarbeit bezahlt gemacht, da er sich auf bessere Rhythmusarbeit als sein Vorgänger verstand. Die Produktion ist gewohnte Sunlight-Qualität, allerdings nicht vergleichbar mit Hochglanz-Produktionen, die heute in sind, aber dafür absolut passend zum NECROPHOBIC-Sound – eine glattgebügelte Produktion wäre auch nichts für die Scheibe. Die Scheibe war super, ist super und wird super bleiben. Wer das Teil noch nicht hat, sollte jetzt los und das bei Hammerheart Records kaufen. Besitzer des Originals brauchen das Teil aber nicht, da es ja komplett ohne Bonussachen kommt.
QUINTESSENCE MYSTICA wurden im Sommer 2008 in Kharkov (Ukraine) gegründet. Die Band besteht dabei lediglich aus den beiden Musikern Dromos Aniliagos und Master Alafern. Letzterer trägt den Mastertitel wohl zu Recht, hat er doch bei dem Erstlingswerk namens "The 5th Harmonic Of Death" alle Instrumente eingespielt. Angeblich wurde das Material innerhalb von nur 2 Wochen nach Bandgründung geschrieben, was dann doch eine recht kurze Zeitspanne darstellt. Kann man da Qualität erwarten? Direkt der erste Track "Vector Space of Desires" bietet einem schnellen Blackmetal mit orchestraler Keyboarduntermalung wie man ihn z.B. von CRADLE OF FILTH gewohnt ist. Ein sehr dichtes Klangbild mit bedrohlichen Melodien und nähmaschinenartigem Schlagzeuggehämmer. Der zweite Track names "Triumpf of Cold Steel", der zur Eröffnung eines Gladiatorenkampfes gespielt werden könnte, ähnelt jedoch dem ersten Song je weiter man ihn laufen lässt. "Aspects of Contemplation Projected Onto The Eternity" lässt vom Titel abermals die Frage aufkommen, welchen Kram man geraucht hat, als man sich solche Titel ausdachte. Musikalisch geht es weiter im gleichen Stil. Eine etwas quälende Geigenmelodie im ersten Drittel des Songs und eine Keyboardpassage im Mittelteil sorgen für etwas Abwechslung. Um die Scheibe etwas aufzulockern, gibt es kurze "Interludes" wie "Entropy Of Sanity", "Metaphysics Of War" und "Memorial". Diese lassen trotzdem die Gleichartigkeit und Gesichtslosigkeit der "echten Songs" nicht entfallen. Positiv hervorheben will ich den letzten der 11 Tracks namens "Frankenwald Mystery", der gerade in der zweiten Hälfte durch seine Melodieführung und der Gesangspassage gegen Ende zu überzeugen weiß. Hier kommt für mich zum ersten Mal etwas wie Begeisterung auf. Zusammenfassend ist die Scheibe der Ukrainer ein Black Metal Album, das mir leider zu wenig Abwechslung bietet. Der Gesang steht stets im Hintergrund. Es dominieren Gitarren mit unterlegten Keyboardpassagen, die jedoch auf Dauer zu wenig Spirit haben, als dass mir die Musik ins Ohr gehen könnte. Angeblich ist das zweite Album für Anfang 2011 schon geplant, so dass man Abwarten muss, ob sich die Band weiter entwickelt. Derzeit nur für Fans der Musikrichtung zu empfehlen, die unbedingt vorher reinhören sollten.
Auf 15 Jahre Bandgeschichte blicken HERETIC aus den Niederlanden zurück. Grund genug, eine Scheibe wie "Praising Satan" zu veröffentlichen, auf der man eine Menge Wiederveröffentlichungen der ersten beiden Scheiben "Black Metal Holocaust" und "Devil Worshipper", Demos und Singles der Band wieder findet. HERETIC spielen einen ganz eigenwilligen diabolischen Rock´n´Roll, den sie selbst treffend als Black´n´Roll beschreiben. Manchmal frage ich mich, ob sich die Band selbst immer so ganz ernst nimmt oder die Stücke auch alle eine kleine Persiflage auf den Black Metal darstellen, was dann auch die Rückkehr zum simplen Punk und Rock´n´Roll irgendwie begründen könnte.
Trotz der Wiederveröffentlichung darf man an den Sound der Scheibe keine großen Ansprüche stellen. Das Material kommt arg "geschrubbelt", roh und direkt "aus der Garage aufgenommen" daher und unterstreicht damit sicherlich den Kultcharakter der Band. Zugegeben, die kurzen und simplen Punk und Rock´n´Roll Songs mit bösartigem Gesang haben ihren Charme. Für Fans sicherlich ein gefundenes Fressen. Alle anderen sollten unbedingt in das Werk zuerst hineinhören, denn Songs wie "Black Metal Overlords" (sehr empfehlenswert übrigens) oder "Angeldestruction" sind nicht nur vom Titel etwas skurril, sondern auch musikalisch eine ganz eigene Note. Der trashige Eindruck vermiest einem jedoch nicht den Spaß an den Songs, die wie eine wilde Mischung aus MOTORHEAD, TURBONEGRO, MISFITS und den SEX PISTOLS erscheinen.
Zusammenfassend will ich die Scheibe trotz der Kritik dennoch empfehlen. Selbst denen, die mit HERETIC nicht anfangen können, weil die Karriere der Band an einem vorbei lief, könnten an den Stücken ihr Gefallen finden. Daumen hoch.
Das schöne Kanada hat neben den feingeistigen Rock-Giganten RUSH musikalisch vor allem eins zu bieten: authentische bis kompromisslose Bands der härteren Basis. EXCITER, RAZOR, BLASPHEMY, CRYPTOPSY,… die Liste ist länger als man annehmen möchte. Seit 2003 reiht sich mit WEAPON eine Band in diese Liga der erstklassigen Ahörner ein, denn das, was das Quartett auf seinem zweiten Album zum Besten gibt, muss sich zu keiner Sekunde verstecken. Die Bande um Gitarrist und Sänger Vetis Monarch zockt eine ebenso anspruchsvolle wie dreckige Mischung aus Black,- und Death Metal, die einerseits hörbare Züge hauptsächlich schwedischen Todesmetalls (UNLEASHED, DISMEMBER oder meinetwegen auch NECROPHOBIC) trägt und auf der anderen Seite einen Einschlag norwegischer Waldarbeiter (DARKTHRONE, BURZUM, IMMORTAL, MAYHEM,…) offenbart. Mit ein wenig Fantasie mag man aber auch OBITUARY, NILE oder BEHEMOTH heraushören, was zeigt, dass diese Herren vielfältige Einflüsse haben und alles andere als Einheitsbrei abliefern. Als Anspieltipps empfehle ich das fiese „Furor Divinus“ und das melodische „LEFTHANDPATHYOGA“ (genialer Titel!), die den Umfang dieser sehr starken Platte gut repräsentieren. Für Knüppelfans ein echter Geheimtipp!
Im Info der Plattenfirma werden SVARTSYN als „schwedische Kult-Black Metal-Band“ bezeichnet, was ich persönlich nur sehr bedingt nachvollziehen kann. Abgesehen davon, dass anscheinend einige (Ex!)-Mitglieder mal bei DARK FUNERAL oder WATAIN gezockt haben, dürften die meisten Genre-Fans die Band allerhöchstens vom Namen her kennen. Und viel mehr muss man auch gar nicht in Wort und Schrift ergießen: SVARTSYNs Songwriting-Qualitäten verhalten sich proportional zu ihrem Bekanntheitsgrad. Es gibt sauschnellen, leicht technisch angehauchten, aber auch reichlich gesichtslosen Schwarzstahl zu hören, der in seinen besten Momenten allerhöchstens stilistisch an Vollgas-Kollegen wie erwähnte DARK FUNERAL, (frühe) 1349 oder MARDUK erinnert. „Wrath Upon The Earth“ zerrt sogar im negativen Sinn derbe an den Nerven, da die Jungs (beziehungsweise Bandchef Ornias – der Rest besteht aus Session-Musikern) versuchen, ihr Hochgeschwindigkeitsmassaker penetrant mit immer wiederkehrenden Midtempo-Schüben progressiv aufzuwerten, was aber eher nach Schluckauf als Dynamik klingt. Hört Euch nur mal Stücke wie „Deathsworned“ oder „Dawn Of Triumph“ an, und Ihr wisst, was ich meine. Ja, es mag wohl schlechtere Alben geben, aber im Zuge der momentan sehr starken Black Metal-Szene ist es ein Release, den man nicht wirklich zur Kenntnis nehmen muss.
WOE aus Pennsylvania sind das Baby von Multi-Instrumentalist Chris Grigg, der es bei der Gründung 2007 eher als experimentelles Projekt sah. Inzwischen hat sich eine vollständige Band daraus entwickelt, die hörbar vom europäischen Underground-Black Metal beeinflusst ist. Auf „Quietly Undramatically“, dem zweiten Album des Quintetts, wird demnach auch gar nicht um den heißen Brei herumgefurzt, sondern es geht eher kalt und abgefuckt zur Sache. WOE erinnern durchaus an flotteres DARKTHRONE-Material, alte SATYRICON oder die ersten beiden Götterwerke von IMMORTAL, deren Debüt „Pure Holocaust“ man speziell bei dem klirrenden, purmetallischen Sound sehr nahe kommt; die Amis tönen lediglich eine Ecke kräftiger und weniger räudig, auch wenn „Quietly Undramatically“ weit von einer Hochglanzproduktion entfernt ist. Am Ende ist die Scheibe ein sehr stimmiges Werk, das bei Bedarf sogar melodischen Gesang (im Titelstück) und auch langsame, atmosphärische Parts (etwa im überlangen „Full Circle“) auffährt und damit viel von der Essenz nordischer Düsterkunst über den Großen Teich gerettet hat. An die Landsmänner NACHTMYSTIUM oder WEAKLING reichen WOE noch nicht ganz heran, aber ein „Tipp“ liegt bei diesen Jungs in greifbarer Nähe.
LIFELOVER haben sich bislang nur bei wenigen Eingeweihten einen Namen gemacht, was angesichts ihrer Klasse verwunderlich und ärgerlich ist. Mit „Sjukdom“ stellen die Schweden erneut unter Beweis, dass sie in Sachen atmosphärisch dichten Black Metal ganz weit vorne mitspielen. Der 14-Tracker, der es auf nicht ganz eine Stunde Spielzeit bringt, überzeugt mit vielschichtigen Black Metal-Songs, in denen LIFELOVER nicht nur erwartet depressiv-schwermütigen Gesang (dargeboten von gleich zwei Shoutern) und Genre-typische Gitarrenarbeit auffahren, sondern auch Piano-Einsatz, Polkamelodien und viele Sprach-Samples einsetzen, um „Sjukdom“ zu einem Gesamtkunstwerk zu machen. Songs „Totus Anctus“ mit komplett gesprochenem Text, der in vertontem Wahnsinn endet, unterstreichen die Atmosphäre des Albums perfekt und stellen sicher, dass LIFELOVER auch anno 2011 nichts für den Nebenbei-Black Metal-Hörer sind. Am Gesang werden sich zwar die Geister scheiden, aber wer bereit ist, sich auf die spezielle Stimmung der Platte einzulassen, wird feststellen, dass die beiden Shouter ihren Job sehr gut machen und viel dazu beitragen, dass „Sjukdom“ eine intensive, in Teilen verstörende, Black Metal-Platte geworden ist, die genau das bietet, was Black Metal eigentlich ausmachen sollte: vertonte Finsternis.
Im Jahr 2005 entschied sich der Franzose Kadhaas, die Band WOLFSHADE ins Leben zu rufen, zuerst nur als Ein-Mann-Projekt, später, seit 2008, als Duo mit Samigina. Inhaltlich beschäftigen sich die beiden mit den Mythen und fremden Welten des Horrormeisters H. P. Lovecraft, dessen beklemmende Atmosphäre man musikalisch einfangen möchte. Das gelingt aber nur in sehr geringem Maße, denn „When Above…“, das inzwischen dritte Album von WOLFSHADE, setzt zwar auf eher ruhige Düsternis inklusive vieler Spoken-Word-Passagen (zumeist auf Französisch, gerne auch mal weiblich) und verzichtet weitestgehend auf schwarzmetallische Raserei, doch geht die Rechnung nicht ganz auf; „When Above…“ langweilt eher als dass es mitreißt. Stücke wie „Bene Elohim“, das überlange „Au Tombeau Des Illusions“ oder „Le Réfugié Des Passions“ sind sehr langatmig und fast schon zu ruhig ausgefallen, zudem belastet Kadhaas´ krächzender Kreischgesang das zentrale Nervensystem des Hörers nicht unerheblich. „When Above…“ ist kein Totalausfall, aber an Atmosphärenkünstler der Marke URFAUST, THE RUINS OF BEVERAST oder auch MOONSORROW reichen WOLFSHADE bei Weitem nicht heran.