Bei BLACK SEPTEMBER ist mit Jen eine Sängerin aktiv, was ungefähr die spannendste Information zu der Band wie auch zu ihrem Prosthetic Records-Einstand „The Forbidden Gates Beyond“ ist. Im Fahrwasser alter DISSECTION unterwegs, wissen BLACK SEPTEMBER zwar mit einer passend-kratzigen Produktion zu punkten, können bei den Songs aber kaum im Vergleich mit der Konkurrenz bestehen, von den Vorbildern gar nicht erst zu reden. Bei den uninspirierten Riffs, die nach kurzer Zeit ob ihrer Monotonie langweilen, fängt das Elend an, Shouterin Jen macht die Sache mit ihrem eindimensionalen Gesang nicht besser (böse klingt hier gar nichts) und der so gut wie nicht zu hörende Bass kann dann auch nichts mehr rausreißen. Beim Songwriting haben BLACK SEPTEMBER wenige gute Momente, die sich in der Regel auf das Zitieren von BOLT THROWER-artigen schleppenden Passagen beschränken, aber auch zu selten sind, um noch was zu retten. „The Forbidden Gates Beyond“ ist eine schlicht langweilige Black Metal-Platte.
ELFFOR ist ein typisches Black Metal-Ein-Mann-Projekt, das Ende 1995 von dem Spanier Eöl gegründet wurde. Anfang des letzten Jahrzehnts noch im Studio von Musikern der Bands SUFFERING DOWN und NUMEN begleitet, erledigt der Multiinstrumentalist seit 2004 den Löwenanteil im Alleingang. Bei „Unblessed Woods“, auf dem auch ein Wesen namens Unai Liant als Session-Gitarrist(in?) zu hören ist, handelt es sich aber mitnichten um ein neues ELFFOR-Album (das aktuelle Werk ist „Frostbitten Pain“ von 2009), sondern um eine neu eingespielte, bzw. remasterte und um zwei Bonustracks erweiterte Version des 2006er Streichs. Kurze Rede, langer Sinn: auf „Unblessed Woods“ bekommt man durchgehend sehr roh und dumpf produziertes, bombastisches Schwarzmetall zu hören, das trotz seiner klanglichen Reduktion durchaus Atmosphäre entfaltet und durch die nordisch-symphonischen Einlagen sogar eine Brücke zum Viking Metal schlägt. Die unglaubliche Intensität der späteren BATHORY- oder auch BURZUM-Werke wird allerdings beileibe nicht erreicht, denn dafür ist Herr Eöl zu unentschlossen, ob er lieber hasserfüllte Lebensverneinung (räudiger Soundbrei) praktizieren oder opulente Wagner-Festspiele in Mittelerde (ausladende Keyboard-Teppiche) abhalten möchte. Zwar sind die kleinen Erstauflagen der ELFFOR-Alben wie warme Semmeln weggegangen, aber außerhalb des tiefsten Undergrounds wird sich diese arg undifferenzierte Düstermischung kaum an den schwarzen Mann bringen lassen.
NOCTEM haben vor gut zwei Jahren mit „Divinity” für erstes Aufsehen gesorgt, Touren mit GORGOROTH, INCANTATION und RAGNAROK ließen den Namen der Spanier dann noch bekannter werden. Mit „Oblivion“ macht die Band einen Sprung nach vorne und verbindet Black und Death Metal zu einer fiesen, gut ins Ohr gehenden Mischung. Die Vergleiche mit BEHEMOTH werden zwar nicht verschwinden, aber NOCTEM zeigen, dass sie mehr als nur ein billiger Abklatsch sind, dafür sorgen Songs wie das gnadenlose „The Arrival Of The False Gods“ oder das DIMMU BORGIR-lastige „Seeking The Ruins Of Souls“. Noch ein wenig THE BLACK DAHLIA MURDER mit in den Mix gebracht, fertig ist die solide Black/ Death-Scheibe. Dank des variablen Gesangs und immer wieder gut gesetzter Breaks wird „Oblivion“ nie langweilig oder verkommt zu einer reinen Prügelscheibe. Mit diesem Album zeigen NOCTEM, dass sie sich weiterentwickelt haben und zur europäischen Spitze langsam aber sicher aufschließen wollen.
Odhinn, seines Zeichens Chef der kaum präsenten und seit Ewigkeiten auf Eis liegenden Band ODHINN, hat ein paar Kollegen aus alten VALKYRIA-, und IN BATTLE-Zeiten um sich gescharrt um mit HORDE OF HEL sein zweites Werk auf die diabolische Gemeinde loszulassen. Feingeister können sich an dieser Stelle ausklinken, denn das Trio räubert sich ultraverzerrt und knarzig durch zwölf Kompostitionen (!), die nach vermodertem Fleisch und ranziger schwedischer Erde klingen. Längst nicht so technisch versiert und flott wie ihre Landsleute MARDUK, DARK FUNERAL oder REV 16:8 unterwegs, setzen HORDE OF HEL zu großen Teilen auf aggressives Midtempo, bei dem die Feinheiten auch noch im hoffnungslos übersteuerten Soundbrei und nervigen Gekrächze untergehen. In den besseren Momenten kommen vage Erinnerungen an ganz alte SATYRICON, DARKTHRONE in ihrer "mittleren" Phase ("Ravishing Grimness", "Plaguewielder", etc.) oder frühe MAYHEM hoch, was unterstreicht, dass die Band nicht unwesentlich Richtung Norwegen schaut. Black Metaller, denen möglichst abgefuckte Attitüde wichtiger ist als musikalische Inhalte, können hier gerne beide Ohren riskieren, aber bei "Likdagg" wurde in Sachen Produktion eindeutig übers Ziel hinausgeschossen, was die Scheibe trotz ein paar hörenswerter Ansätze unnötig nach unten zieht. Weniger ist eben doch manchmal mehr...
Die ukrainischen, 2005 von Roman Sayenko gegründeten BLOOD OF KINGU rekrutieren sich, inklusive ihres Gründers, hauptsächlich aus den stilistisch deutlich anders aufspielenden DRUDKH, die zwar hierzulande einige Fans haben, aber nicht unbedingt zur großen Klasse in der Schnittmenge aus Black,- und Viking Metal zählen. BLOOD OF KINGU stechen da schon deutlich mehr heraus, fahren sie ein recht originelles Black/Death Metal-Brett auf, das nicht nur aufgrund seiner Affinität zu alten Kulturen (die Band thematisiert unter Anderem tibetanische, indogermanische und ägyptische Mythologie sowie Astronomie) eine gewisse Ähnlichkeit zu NILE nicht leugnen kann, was sich teilweise auch musikalisch niederschlägt. Hört euch in diesem Zusammenhang nur mal das sehr gelungene Zwischenspiel "Morbid Black Dreams Bringing Madness" oder das überlange, mehrschichtige "Incantation Of He Who Sleeps" (Highlight!) mit seinem hypnotischen Mittelteil an. Und selbst die abschließende BEHERIT-Coverversion "The Gate Of Nanna", das leider von vielen Bands vergewaltigt wird, ist hier ausnahmsweise gelungen. Auch wenn die Klasse der genannten NILE oder vergleichsweise auch BEHEMOTH oder MORBID ANGEL nicht ganz erreicht wird, stellt "Sun In The House Of The Scorpion" eine wirklich gelungene Veröffentlichung dar, die sowohl vielen Black,- als auch Death Metallern zusagen dürfte. Und die Frage, ob DRUDKH eine politisch "saubere" Band sind, sollte sich ja in der Zwischenzeit geklärt haben... sonst würden diese Zeilen hier nicht stehen.
Die dänische Band HORNED ALMIGHTY wurde 2002 von Gitarrist/Bassist Hellpig und Sänger S. (Smerte) gegründet, die zuvor unter anderem bei KOLDBORN und EXMORTEM tätig gewesen waren. Die inzwischen um die beiden BLACK DEMENTIA-Recken Harm und Aries ergänzte Band hat sich satanistischem Black Metal verschrieben, der zwar ordentlich fett und mit Augenmerk auf die fast schon rock´n´rolligen Riffs produziert wurde, aber weder in Sachen Stil noch Songwriting groß heraus sticht. Vor allem das völlig gesichtslose Growl-Kreischen von S., das "Necro Spirituals" in Kombination mit dem ein wenig tiefer gelegten Gesamtsound sogar noch einen todesmetallischen Anstrich verleiht, wirkt auf Dauer eher nervig als dienlich aggressiv. Und Stücke wie der nach vorne peitschende Titelsong oder die fast schon an MOTÖRHEAD erinnernden "The Age Of Scorn" und "Illuminated Void" sind schön auf "radiotaugliche" Länge getrimmt und ähneln sich untereinander nicht gerade wenig. Somit tut "Necro Spirituals" niemandem ernsthaft weh, geht aber in keinem Fall als essentielle Veröffentlichung durch. Wer etwas in dieser ungefähren Stilrichtung sucht, sollte nach wie vor zum überragenden I-Debüt "Between Two Worlds", dem DEMONAZ-Einstand "March Of The Norse" oder den jüngeren Werken von SATYRICON oder NACHTMYSTIUM greifen, die alles deutlich besser und intensiver betreiben als HORNED ALMIGHTY.
Dass sich die schwarze Szene gerne mal den Themen "Zweiter Weltkrieg", Panzerfahren und totaler Zerstörung widmet, dürfte sich allgemein rumgesprochen haben. Die 2006 gegründete englische Black Metal-Band EASTERN FRONT hat sich - höchst originell - des Russlandfeldzugs angenommen, den sie auf "Blood On Snow" zugegebenermaßen sehr hörenswert vertont. Dabei sticht neben den deutlichen deathmetallischen Einflüssen auch heraus, dass das Quintett (Achtung, jetzt kommts!) Metzger, Destroyer, Destruction, Holocaust und Krieg seine derbe Schlachteplatte bisweilen gerne mal mit bombastischen Zwischenspielen ("Moskvy"), deutschen Spoken Word-Passagen ("Unleash The Panzer Division") und sogar akustischen, fast schon balladesken Parts (das abschließende, überlange "Where Warriors Once Fell") garniert. An Abwechselung, auch in Sachen Tempo und "Gesang" (Growlen und Kreischen werden gekonnt verzahnt), mangelt es daher nicht, und beim Songwriting gibt sich der Haufen auch keine Blöße, wobei hier aber die treffsichere Durchschlagskraft von Bands wie MARDUK, DARK FUNERAL oder ENDSTILLE, die man als grobe Ungefähr-Vergleiche gut anführen kann, noch nicht ganz erreicht wird. Eine politisch fragwürdige Haltung ist bei EASTERN FRONT ebenfalls nicht erkennbar, sonst gehörten die Jungs auch nicht an die Ostfront, sondern direkt in die Wüste geschickt. Ein gutes Debüt!
Als LP ist das neue KAMPFAR-Werk auch endlich bei mir angekommen, etwas unpassend zwar in der weißen Vinylversion, aber irgendwas ist ja immer. Wie gehabt gibt es bei KAMPFAR Black Metal zu hören, daran ändert auch der Ausstieg von Gitarrist und Gründungsmitglied Thomas nichts, wobei nicht ganz klar ist, ob er nicht sowieso noch an „Mare“ mitgearbeitet hat. Interessant ist dabei, dass sich die Rolle des Keyboards im KAMPFAR-Sound verändert hat und ihm eine wichtigere Rolle zugesprochen wurde, ohne dass Keyboard-Sounds nun alles andere übertünchen. Die Gitarren sind wie erwartet massiv zu hören, dabei kalt im Klang und Black Metal pur im Riffing. Gleiches gilt für den Gesang, hier haben und hatten KAMPFAR aber auch keinen Grund, etwas zu ändern, gehört ihr Shouter doch zu den Besten seines Fachs. Der Songaufbau ist vorwiegend epischer Mid-Tempo, wobei die Songs von einer im Vergleich zu „Heimgang“ durckvolleren Produktion profitieren. Was sich an Viking-Enflüssen und Folk im weitesten Sinne in den Songs findet, hat mit der unsäglichen Humpa-Geschichte nichts zu tun, sondern ist atmosphärisch dichter und melancholisch (alte SUMMONING-Sachen kommen da in den Sinn), was sehr gut mit dem kalten Black Metal-Grundgerüst verbunden wird. Angefangen beim Opener bis hin zum letzten Song bewegt sich „Mare“ auf einem sehr hohem Niveau und zeigt KAMPFAR den Spagat zwischen eigener Vergangenheit und Weiterentwicklung meisternd wie kaum eine andere Band. „Mare“ ist Black Metal as fuck, glechzeitig aber auch schön umgesetzter Viking Metal und mit einer Produktion ausgestattet, die trve Puristen nicht gefallen wird, den Songs aber die nötige Durchschlagskraft verleiht („Ildstemmer“). So muss Black Metal klingen!
Wenn ich die Biografie dieser norwegischen Symphonic Black Metal-Band richtig deute, handelt es sich nicht um eine neue Formation, die ihr Debütalbum vorlegt, sondern um (Ex-) Mitglieder der Band ANCESTRAL LEGACY, die hier ein paar frühe Demo-Songs dieser Band in neuem, zeitgemäßem Gewand präsentieren. Lediglich um die Distanz zu den heutigen ANCESTRAL LEGACY zu wahren, hat sich deren Mitglied und Gitarrist Eddie Risdal dazu entschlossen, diese alten Stücke unter dem Namen LEGACY OF EMPTINESS zu veröffentlichen. Und egal, wie die (fast durchweg überlangen) Songs früher mal geklungen haben; die Neuinterpretationen, die sogar von Szene-Legende Dan Swanö klanglich veredelt worden sind, sind absolut hörenswert und dürften speziell Fans älterer DIMMU BORGIR auf den Plan rufen. Die Keyboard-Anfangsmelodie des Openers "Possessed" erinnert dabei schon sehr dreist an "Mourning Palace" erwähnter Superstars, aber in der Folge gibt sich die Band kaum Blöße, wie Stücke der Marke "Valley Of Unrest", "Ringer Of Death" oder das mit einem sehr coolen "Hammond-Orgel-Sound" nach vorne peitschende "Onward!" beweisen. Hätten ANCESTRAL LEGACY diese Songs damals in der heutigen Form aufgenommen, hätte der Band vielleicht ein deutlich größerer Erfolg ins Haus gestanden, aber so bleibt immerhin eine wirklich gute Scheibe, die sich auch Fans von etwa CATAMENIA, DRAGONLORD, DARZAMAT, GRAVEWORM oder den überragenden LIMBONIC ART definitiv anhören sollten. Ein kleiner Geheimtipp für diese Zielgruppe!
Die beiden polnischen Black Metal-Bands INFERNAL WAR und KRIEGSMASCHINE, die sich bislang ausschließlich im Underground bewegt und fast nur Demos und Split-Veröffentlichungen auf dem Buckel haben, veröffentlichen hier eine gemeinsame Split-Scheibe, die drei Songs von erstgenannter und zwei Stücke von letztgenannter Band enthält. Und beide Kapellen, deren Musiker unter Anderem schon bei DARZAMAT, HATE, THY DISEASE und ARKONA gezockt haben, überzeugen mit ihren Darbietungen mühelos. Hört Euch nur mal "Into The Vortex Of Naugh" und "Incipit Chaos" (Killerrefrain!) von INFERNAL WAR oder das überlange "Fear And Loathing In Gethsemane" der Fast-Namensvetter KRIEGSMASCHINE an, das die Band in einem regelrechten Inferno aus Gitarrensalven und sogar Drum´n´Base (!) auslaufen lässt - mehr Bums und gleichzeitig Originalität und Musikalität habe ich von einer traditionellen, rasenden Schwarzmetalltruppe selten gehört. Sehr kurzweilig, energiegeladen und nicht auf stumpfes, klangtechnisch unterirdisches Hassgebolze aus ("Transfigurations" wurde sehr basisch, aber kraftvoll produziert), ist diese EP eine echte Empfehlung für Black Metaller mit Geschmack!