Dass sich Frankreich inzwischen ordentlich fett auf der blackmetallischen Landkarte eingenistet hat, muss wohl keinem Genre-Anhänger mehr erklärt werden. Die dortige Szene um durchweg interessante bis erstklassige Bands wie DEATHSPELL OMEGA, BLUT AUS NORD, GLORIOR BELLI und Co. wird nun um das Quartett RÊX MÜNDI reicher, das sich konzeptionell einer Art von kosmischem Okkultismus hingibt (zumindest nach dem zu urteilen, was die kurze Biografie der Truppe hergibt) und diesen in zwar anspruchsvolles, progressives, aber auch rohes und basisches Schwarzmetall alter Schule verpackt. Dabei bewegen sich RÊX MÜNDI zumindest klanglich deutlich stärker im Norwegen der 90er Jahre als die meisten ihrer dunklen Landsmänner. Leicht verdaulich ist „IHVH“ nicht, dennoch wirkt das Album keineswegs langatmig, da die grundsätzlich flotten Stücke ein durchweg gelungenes Songwriting inklusive passender Breaks offerieren; hinzu kommen stimmige Intros (wie etwa beim überlangen „Pious Angels (Sefer Seraphim)“ oder dem geilen Stampfer „Bloodline Imagery (Achieving Synthesis With Hokhmah)“) oder auch gelegentliche Spoken Word-Einlagen, die „IHVH“ noch weiter aufwerten und zu einem richtig guten Debüt für Leute machen, die ausgeklügelten, unkonventionellen Black Metal mit Hirn ganz oben auf ihrer Liste stehen haben.
„Zersplittern sollen die Schädel“ lautet die erste Textzeile – und die Worte sind hier Programm. Die Sachsen KRATER kloppen eine gut produzierte, dicke Black-Metal-Scheibe raus. Mit dem Opener „Parasit“ hängen sie die Latte der Energie sehr hoch – und halten diesen Level über die komplette Dreiviertelstunde. Black Metal, stilistisch orientiert an der zweiten Welle, tempomäßig zwischen gehobenen mittleren und gesitteten hohen Bereich, verständliche kehlige Vocals und nicht zu kalte Melodien sind die Zutaten von „Nocebo“ – einer Scheibe, die alles andere als schadhaft ist, auch wenn es der Titel suggerieren mag. Das Album, das als Karton-Dig inklusive zwölfseitigem Booklet, ebenfalls aus Pappe kommt nicht nur in schicker Aufmachung, sondern auch mit transparentem Sound und vornehmlich deutschen Texten, punktet dabei mehr mit dem abwechslungsreichen Abortios als mit super-epischen Lyrics, die aber dennoch frei von peinlichen Momenten sind. Insgesamt ist den Sachsen Ostdeutschen eine tiefdunkle Black-Metal-Scheibe gelungen. KRATER positionieren sich stilistisch irgendwo zwischen Dark Funeral, Naglfar und Farsot, überzeugen mit Aggression und Melodie („Aura“), ohne große Überraschungen zu kreieren. Glücklicherweise.
Die Finnen haben mich mit ihrem 2008er Vorgängerwerk „Wreath Of Thevetat“ echt begeistert, weil sie ein schnörkelloses, Melodie-orientiertes, energiegeladenes Black Metal-Album moderner Prägung abgeliefert haben. In die selbe Kerbe haut auch „Vinum Intus“, für das man definitiv nicht viel Vinum intus haben muss um es zu mögen. Zwar wurde das Album noch mit der selben Mannschaft aufgenommen wie der Vorgänger, doch hat sich Sänger Goat Tormentor gleich nach den Aufnahmen wieder in den Schoß seiner Hauptband SWALLOW THE SUN verabschiedet. Am Erzeugnis ändert das freilich nix, jedoch ist „Vinum Intus“ nicht ganz so stark und mitreißend ausgefallen wie „Wreath Of Thevetat“, da die Band einen ganzen Packen Aggression und Härte rausgenommen hat und verstärkt auf getragenere Songstrukturen und den weiteren Ausbau der Melodiegerüste setzt, was in Kombination mit der etwas dünnen Produktion (die Drums haben so gut wie gar keinen Dampf) nicht ganz aufgeht. Speziell die Keyboards rücken hier noch etwas stärker in den Vordergrund und wirken bereits beim treibenden Opener „A Living Grave“ arg präsent, was in Stücken wie „With A Thorn In Our Hearts“ (inklusive opernhaftem Chor-Part im Mittelteil), „Wine Within“ oder „Triunity“ nahtlos fortgesetzt wird und die Grenze zum Kitsch mehr als einmal bedenklich streift. Und auf ein Bombast-Intermezzo wie „Our Ascent Of The Forever“ hat die Welt sicher auch nicht wirklich gewartet. Insgesamt ist „Vinum Intus“ eine durchaus sehr hörenswerte Scheibe mit einigen Ohrwurm-Melodien geworden, aber der auf dem Vorgänger dargebotene, gekonnte Spagat zwischen Härte, treffsicherem Songwriting und einem guten Schuss Pomp wird hier nicht ganz erreicht, so dass ein „Tipp“ dieses Mal leider knapp verfehlt wird.
Bei diesem Doppeldecker handelt es sich nicht um das neue Album der französischen Experimental-Black Metaller um Gründer und Multiinstrumentalist Vindsval (diese Ehre gebührt der „777“-Trilogie), sondern um eine Wiederveröffentlichung des 2001er Drittwerks. Bereits hier zeichnete sich ab, dass diese Band deutlich andere Wege beschreiten wollte als die Genre-Ursuppe der Zweiten Generation, so dass „The Mystical Beast Of Rebellion“ selbst frühesten Fans von BLUT AUS NORD vor den Kopf stieß. Die sehr gewöhnungsbedürftige und progressive Ausrichtung der über weite Strecken überlangen Songs (den Höhepunkt bildet der knapp 20-minütige dritte Teil von Kapitel sieben), der Einbau von Industrial-Elementen und seinerzeit eher Schwarzmetall-untypischen, noisigen Effekten sowie der sparsam gestreute, in den Hintergrund gerückte Krächz-Gesang drängten die Band vor zehn Jahren eher zurück in den Underground als ihr einen neuen Fankreis zu erschließen. Vergleicht man „The Mystical Beast Of Rebellion“ mit den jüngeren Veröffentlichungen von BLUT AUS NORD, stellt man fest, dass dieser Weg bis heute konsequent weiterverfolgt und sogar noch ausgebaut wurde. Das Album ist eine kompromisslose, verstörende Reise, die aber erstaunlicherweise sogar einige Parallelen zu CELTIC FROST und späteren TRIPTYKON offenbart, was die Experimentierfreude und das größtenteils vorherrschende, doomige Klanggerüst betrifft. Schwer verdaulich und nichts für Gelegenheits-Black Metaller, sind BLUT AUS NORD eine Band, die man sich erarbeiten muss, dann aber mehr als adäquat belohnt wird. Höchst interessant!
Man kann sich sicher über eine Szene-Ikone und Frontsau wie Niklas „Quakfrosch“ Kvarforth streiten, aber der Inhaber eines Endorsement-Deals mit Wilkinson bringt mit seiner Hauptband nahezu immer Erstligaware an den Start. Ebenso streitbar wie Herr Quakfrosch selber ist auch der Stil von SHINING, der auf „VII: Född Förlorare“ weiter ausgebaut wird und mit klassischem Schwarzmetall nur noch rudimentär zu tun hat. Auch wenn vielerorts noch der Begriff „Suicidal Black Metal“ im Zusammenhang mit der Band die Runde macht, bekommt man hier in erster Linie wieder mal ein schwarzes Potpourri serviert, das sich vor Allem durch erstklassig durchdachtes Songwriting auszeichnet und neben heftigen Eruptionen ebenso viele ruhigere Parts (etwa Akustikgitarre und Piano) nebst passender Breaks auffährt, was dem Album in Summe eine ungeheure Vielschichtigkeit beschert, die durch die Gastbeiträge von Chris Amott (ARCH ENEMY), Erik Danielsson (WATAIN) und dem schwedischen Star Håkan Hemlin (von der Folk/Pop/Rock-Formation NORDMAN) noch zusätzlich gewinnt. Songs wie „Förtvivlan Min Arvedel“ oder das hymnische, die Heroinsucht von Håkan Hemlin thematisierende, superbe “Tillsammans Vi Är Allt” genießt man vorzugsweise am Stück, da „VII: Född Förlorare“ als schlüssiges Gesamtkonzept am Besten funktioniert und SHINING einmal mehr als völlig eigenständige Band etabliert, die zumindest in musikalischer Hinsicht schon lange keine Image-Kur mit Rasierklingen mehr nötig hat. Klasse Scheibe!
BLOCK HOGGINS kommen aus Berlin, sind zu viert (Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug) und schreiben mir zu Ihrer Musik Folgendes: "Während die Einflüsse der Musik an den Instrumenten hauptsächlich in dem Bereich Hardcore, Punk und Thrash Metal liegen, umfasst der Gesang Facetten aus dem Black/Death Metal." Nach dem Durchhören des Albums will ich das so ohne Widerworte unterschreiben. Genau das macht auch den Charme des ersten Studioalbums der Band aus. Die Mixtur, die gesanglich auch immer wieder zwischen Death- und Blackmetal-Voices hin- und herwechselt, führt zu druckvollen und trotzdem intelligent gespielt und komponierten Songs, die mich dazu verleiteten, die Scheibe immer mal wieder in den CD-Player zu legen. Die Songs sind im Midtempo angesiedelt, wobei ich mir wünschen würde, dass man hier das ein oder andere Mal schon auf das Gaspedal hätte drücken können. Produktionstechnisch hätte ich mir eine etwas aggressivere und mehr im Vordergrund stehende Gitarrenwand gewünscht )trotzdem sind alle sechs Songs gelungen abgemischt). Gelungener Black/ Death, ohne dass man vorwerfen muss, es sei zu wenig "Neues" auf der CD enthalten. Highlight für mich ist der Opener "The Awakening", der etwas zügiger und sehr treibend zur Sache geht. "Into The Void" ist ebenso eine Nummer, die ich herausgreifen will. Typisch für auch andere Passagen auf der CD gibt es hier immer wieder akkustische Gitarrenparts, die man einstreut, um den Song facettenreicher zu machen. Wie das dann live bei nur einem Gitarristen umgesetzt wird, bleibt etwas fraglich. Insgesamt ein gelungenes Debut. Auf eine Fortsetzung darf man gespannt sein. Der Oberknüller ist letztlich auch, dass man alle Songs gratis von der Bandwebsite downloaden kann. Klasse.
Ich spare mir den kläglichen Versuch, den Namen des neuen HELHEIM-Werks unfallfrei auszusprechen und komme gleich zum Wesentlichen: die Bergener haben in ihrer langen Karriere einige gute bis sehr gute Scheiben aufgenommen, gehören zu den Bands, die den mittlerweile zum absoluten Kaffeesatz verkommenen Viking Metal als Pioniere (direkt neben den göttlichen ENSLAVED) mitkultiviert haben, haben aber im Gegenzug zu ihren Kollegen nie den ganz großen Wurf gelandet, beziehungsweise einen echten Kracher abgeliefert. Heiðindómr Ok Mótgangr ändert diesen Zustand, denn noch nie habe ich Hrymr, Vgandr und Co. so treffsicher, gleichermaßen ideenreich und dabei eingängig und mit derart gutem Gespür für mitreißendes Songwriting erlebt. Stücke wie der dynamische, flotte Eröffnungsstampfer „Viten Og Mot (Sindighet)“, das treibende (und ganz leicht mit MANOWARs „Defender“ kokettierende) Spoken Words-Experiment „Viten Og Mot (Stolthet)“, das aggressive, derb schwarzmetallische „Maðr“, das fast schon doomige „Element“ oder das heftig nach vorne peitschende „Nauðr“ (cooles Finale!) gehören zum Allerbesten, das diese Band in gut 20 Jahren verbrochen hat. Der gekonnte Einsatz von Hörnern und Synthies, die sich ganz natürlich und nie aufgesetzt in den Gesamtsound integrieren, die sehr gut platzierten Breaks sowie auch die gesanglichen Variationen (auch „Dark Voices“ und Klargesang kommen zum Einsatz) ergeben eine sehr abwechselungsreiche, dabei aber absolut basische Scheibe, die zeigt, dass es eine Band wie HELHEIM niemals nötig gehabt hat, auf den Wikinger-Schunkelzug aufzuspringen. Während etwa die erwähnten Kollegen ENSLAVED ihren Stil im Lauf vieler Jahre radikal verändert haben, machen HELHEIM immer noch das Selbe wie immer, nur heute viel besser – erstklassig!
Eine amerikanische Black-Metal-Band, lateinische Titel und Ansätze von Doom. Im kalifornischen Studio Louder haben angeblich auch Wolves In The Throne Room aufgenommen. Und es gibt Vergleiche mit Emperor sowie Katatonia. Also: Nickelbrille auf, wichtig gucken und das Nachrichtenmagazin beiseitelegen. Hoppla, jetzt kommt nämlich anspruchsvoller Black-Metal aus der total offenen Kulturoffensive. Schwarze Musik für freie Geister! Doch diese nicht ganz vorurteilsfreien Vorgehensweise täte den geheimnisvollen Buben (?), die ein ziemlich Geheimnis um ihre Persönlichkeiten machen, Unrecht. Denn mit ihrer Mischung aus harschem, manchmal sogar schnellem Black Metal und Funeral Doom sind sie meilenweit von der verkopften schwarzen Vorstellung angesagter Couleur entfernt. Mit dem dünnen Sound zelebrieren sie tatsächlich den Geist der 90er, nach den Vollbremsungen passen die düsteren, depressiven Songs in den aschfahlen November wie ein kahler Baum auf die klitschnass geregnete Lichtung. Womit wir beim Thema wären: Trotz aller Bedenken sind ORDO OBSIDIUM ein Lichtblick in dieser trendig gewordenen Welt des schwarzen Metalls. Im übertragenen Sinne ….
Australien ist jetzt nicht unbedingt der Kontinent, mit dem man depressive, zutiefst melancholische Düsterklänge in Verbindung bringt, aber das Zwei-Mann-Projekt WOODS OF DESOLATION macht seine Sache mehr als ordentlich. Ähnlich wie alte BURZUM schaffen es D. und Tim, räudigen Black Metal mit sehr stimmigen, bewusst monoton und weit jenseits aller Feld-Wald- und Wiesen-Klischees gehaltenen Keyboardteppichen zu untermalen und dabei zu keiner Sekunde die große Pseudo-Symphonie-Keule zu schwingen – ein Spagat, der nur wenigen Genre-Bands gelingt. Sogar dezente Chöre sind im minimalistisch-epischen Klanggewand des Duos auszumachen („Darker Days“, ein echt starker Song), aber am Besten sind WOODS OF DESOLATION immer dann, wenn sie es im Midtempo-Bereich doomig-melodisch angehen lassen, wie etwa im ebenfalls sehr guten, überlangen „The Inevitable End“. „Torn Beyond Reason“ ist sicher kein Meilenstein des schwarzen Edelstahls, aber ein rundum gelungenes, finsteres Stück Musik, das man Black Metallern flächendeckend empfehlen kann.
Allzu viel geben die Norweger THE KONSORTIUM nicht über sich preis, lediglich Teloch, der schon unter Anderem bei MAYHEM, NIDINGR, GORGOROTH und 1349 live ausgeholfen hat und hier als Gitarrist tätig ist, wird als (namhafteres) Mitglied genannt. Bekannt ist außerdem noch, dass Member 01 der offizielle Bandgründer ist und früher bei REX, ALGORAB, ARCANE ART und SPION Z tätig war. Weiterhin gibt es auf diesem Debüt noch einen Gastbeitrag von einem Mitglied der Band KVELERTAK… aber eigentlich haben es Black Metaller sowieso nicht mit dem Personenkult und lassen eher ihre akustischen Erzeugnisse sprechen, die im Fall von THE KONSORTIUM absolut überzeugend ausgefallen sind. Irgendwo zwischen THORNS, CODE, älteren SATYRICON (vor Allem „Rebel Extravaganza“), ULVER und ABORYM angesiedelt, wissen die einerseits oldschooligen, andererseits leicht Industrial-lastigen, progressiven und klar und kraftvoll produzierten Kompositionen zu gefallen, da sie sich gekonnt zwischen Eingängigkeit und Unvorhersehbarkeit einpendeln. Und auch wenn ich sicher bin, dass THE KONSORTIUM diese (beim ersten Höreindruck sogar manchmal wirr erscheinende) Mischung auf ihrem nächsten Werk noch ausgefeilter darbieten werden, sollten sich scheuklappenfreie Black Metaller ruhig mal an Stücke wie „Gasmask Prince“, „Under The Black Flag“ oder „Slagens Barn“ heranwagen. Eine wahrlich interessante Band, die sich hier aufgetan hat!