Die Veröffentlichung mancher Bands kann man schon mal doppelt besprechen: Also hier Review numero dos zum neuesten Streich von DARKTHRONE!
Kennt Ihr das Gefühl, wenn eine geliebte Band ihren Stil im Laufe der Jahre in einer Art und Weise abändert, dass sie für Dich persönlich an Relevanz deutlich abnimmt? Natürlich kennt Ihr das, jeder wird Beispiele parat haben und sich an die gute alte Zeit erinnern. Wer hört denn schon "Hardwired… To Self-Destruct", wenn er "Kill ’Em All" haben kann. Viele weinen z. B. dem alten IN FLAMES-Stil nach. Und so verhält es sich für mich auch mit DARKTHRONE: Nach "Sardonic Wrath" (2004) kam mehr Punk hinzu, dann kam mehr NWOBHM, und schließlich wurde dem Doom gefrönt und die Langsamkeit für sich entdeckt. Das ist alles nicht schlecht, aber irgendwie ist die Mucke karg und öde geworden. Black Metal war vorgestern! Fenriz und Nocturno Culto zocken nun so 'ne Art Blackened Heavy Doom. Düster und Dreckig.
"It Beckons Us All" erscheint zwei Jahre nach "Astral Fortress"; dazwischen folgte die zeitgeschichtlich interessante Wiederveröffentlichung von "Goatlord" im Februar 2023. Der Opener "Howling Primitive Colonies" hat durchaus einige nette zäh-doomige Riffs. Bei "Eon 3" fragt man sich, ob die beiden im Proberaum gejammt haben und das Aufnahmegerät haben mitlaufen lassen. Songwriting und Stimme sind arg gewöhnungsbedürftig. Endlich ein Lichtblick (oder sollte ich eher dunkel glitzernder Onyx sagen): "Black Dawn Affiliation" hat deutlich mehr Tinte auf dem Füller. Nach dem Instrumental "And In That Moment I Knew The Answer" folgt mit "The Bird People Of Nordland" ein ordentlicher Song mit punkigen Momenten. Der Sound von "The Heavy Hand" mit seinen übersteuerten Fuzzbox-Schwingungen ist cool, aber der Track zieht sich sperrig-trocken und lahm dahin. Cleaner Gitarrenklang läutet den letzten Song ein: Das zehnminütige "The Lone Pines Of The Lost Planet" spielt mit epischen Doom-Elementen von BLACK SABBATH. Es werden auch noch feine NWOBHM-Twin-Leads ausgepackt.
Aber es nutzt alles nix: Das ist eher Mittelmaß und wenig überraschend. Weckt mich, wenn's wütend und garstig wird.
Pünktlich zum groß aufgeblasenen Comeback von Stefan Raab am letzten Wochenende bringt DORO eine Hommage an ihre gute Freundin und ehemalige Boxweltmeisterin Regina Halmich heraus. Diese stieg nun nach 17 Jahren wieder in den Ring, um dem Kölner Comedy-Metzger ein drittes Mal den Rüssel zu verbiegen. Dies gelang ihr nach Punkten, und nun stellt sich die Frage, ob das ihrer Freundin DORO mit dieser Veröffentlichung auch gelingt. Ehrlich gesagt bin ich etwas ratlos. "Anthems For The Queen" besteht aus Reginas "Walk In"-Musik "Justice For The Queen", was quasi ein Remix von "Time For Justice" vom letzten Album darstellt. Das Original folgt dann auf dem Fuße. Danach kommen die Songs der EP von 2007 gleichen Namens und vier Songs des 2006er Albums "Warrior Soul". Macht im Endeffekt null unveröffentlichte Musik. Wer die EP von damals nicht hat und großer DORO-Fan ist, kann hier natürlich zuschlagen und diese Lücke schließen, und ich verstehe auch, dass man den Hype um Raab (DORO war auch live anwesend) natürlich mitnehmen möchte, allerdings hätte ich mir dann doch ein wenig musikalischen Mehrwert gewünscht und die Gimmicks des limitierten Boxsets (Karabinerhaken mit DORO-Logo und Mini-Boxhandschuhe) reißen es jetzt auch nicht gerade raus. Versteht mich nicht falsch: Auch wenn es in Mode ist, über Frau Pesch zu lästern, bezeichne ich mich immer noch als Fan und hatte gerade live in letzter Zeit echt viel Spaß, nur diese Nummer hier ist mir schlicht zu dünn.
Man nehme eine große Portion KREATOR, würze diese mit einer gesunden Mischung aus alten DARKTHRONE, BATHORY und AT THE GATES, und man erhält ein Album, welches die Zielgruppe mit offenen Armen empfangen wird. CHAOS PATH ignorieren moderne Trends und erschaffen mit ihrem Stilmix eine eigene Nische, die sich durch ein ausgefeiltes Riffing der Gitarristen Richy Blackfire und Nocturnal Reaper auszeichnet. Teilweise sind in den Songs traditionelle Metal-Parts verbaut, welche wohl auf die Kappe von Nocurnal Reaper gehen, der gleichzeitig bei den Metal-Urgesteinen REAPER spielt. Die Zitate aus dem klassischen Heavy Metal geben "The Last Sign Of Eden" die letzte Würze und unterstreichen die traditionelle Ausrichtung der Band. CHAOS PATH definieren sich aber nicht nur über eine sehr ordentliche musikalische Leistung - das Alleinstellungsmerkmal sind die immer verständlichen Vocals von Ancient Weapon, welche im Vordergrund stehen und den Songs eine kauzige, bedrohliche und einzigartige Atmosphäre verleihen. Besonders die eingebauten Sprechparts erzeugen eine apokalyptische Stimmung, die einen klaren Bezug zum gelungenen Cover-Artwork vorweisen. Der Opener "Death King" überzeugt mit einem gelungenen Intro, welches mich ein wenig an das "Cyperpunk"-Album von BILLY IDOL erinnert. Es folgen aber prompt energische Gitarrenriffs, über denen die unheilvolle Stimme von Ancient Weapon thront. Ein Song wie "Beyond The Silence" kann eine nordische Prägung nicht verleugnen - es regiert die strukturierte Black Metal-Keule, bei der sicherlich Bands wie EMPEROR oder IMMORTAL die Patenschaft übernommen haben. Auch in diesem Song setzt Ancient Weapon klare Akzente, die besonders im hypnotischen Zwischenpart den Hörer in Ekstase versetzen. "Anthem Of Destruction" bewegt sich in anderen Gefilden, und Heavy- und Thrash-Einflüsse werden deutlich. Dieser Stilmix wird auf "The Last Sign Of Eden" konsequent beibehalten und sorgt dafür, dass die Scheibe nie langweilig wird. Für die meisten Hörer wird diese gelebte Abwechslung einen klaren Pluspunkt darstellen, aber Hörer, die ein stringentes Album bevorzugen, werden am Ideenreichtum verzweifeln. Mir gefällt die Band am besten, wenn düstere Riffs die einzigartigen Vocals untermalen und ein stimmungsvolles Gesamtbild erzeugt wird. Wenn die Band in epische Gefilde von BATHORY eintaucht, wird eine morbide Atmosphäre erzeugt, bei der echte Gänsehaut vorprogrammiert ist. Für mich stellt "The Last Sign Of Eden" ein wichtiges Album dar, da es Epik, Drama und infernale Raserei perfekt verbindet und moderne Einflüsse konsequent ignoriert. Ich bin gespannt, welchen Weg die Band in Zukunft einschlagen wird, bin mir aber sicher, dass wir noch viel von CHAOS PATH hören werden. Daumen hoch!
JIM PETERIK, der Mann mit dem lila Haupthaar, hat es noch immer drauf. Auch wenn er sich zur Zeit nicht mehr mit PRIDE OF THE LIONS beschäftigt, so veröffentlicht er mit seinem WORLD STAGE-Projekt regelmäßig Alben. Nach 8 Monaten kommt bereits der zweite Teil von "Roots & Shoots" Volume One (Januar 2024). Gemeint ist mit Roots - klassische Rockstars, und mit Shoots - aufstrebende junge Rockstars. Es finden sich also verschiedene Sänger bzw. Musiker auf dem Werk, mal etabliert, mal am Start der Karriere. Produktion und Songwriting übernimmt Mr. Lila himself, unterstützt wird er von seiner WORLD STAGE BAND.
Wer bei der Eröffnungsnummer "American Dreamer" nicht an die wunderbaren SURVIVOR denkt, muss in die AOR-Oldschool zum Nachsitzen; eine typische Peterik Nummer. Dieser Eindruck setzt sich mit LOVERBOYs Mike Reno an den Vocals bei "Your Own Hero" fort. Doch dem erwartbaren Beginn folgen im weiteren Verlauf recht überraschende Ausflüge in poppige, soulige und nur noch am Rande mit Rockmusik zu betitelnde Genres. Peteriks Händchen für große Melodien erfreut in dem pathetischen "Stronger Than You Know", aber leider wird auch sein Hang, im zunehmenden Alter, zu immer ausgeprägterer musikalischer Rührseligkeit stärker. Oft gelingt es ihm, die Schmalz-Klippe knapp zu umsegeln, aber bei dem vor Larmoyanz triefenden "Love Live" erleidet er leider Schiffbruch.
Gleichwohl ist er ein AOR-Urgestein, und die Songs, die sicher zwischen SURVIVOR, TOTO und PRIDE OF LIONS rangieren, sind hochwertig und punkten mit drive und potenten Melodien. Und nicht alle genrefremden Ausflüge sind missglückt. Das zwischen EAGLES und souligem LIONEL RICHIE platzierende "Until" ist inklusive Bläsereinsatz eine verdammt starke Nummer.
WAKEFULL NIGHTS sind das Baby von Ehepaar Tuschick, welche hier unter den Pseudonymen „Schredder“ und „Disa McFinnlay“ tätig sind. Man startete als Coverband von WITHIN TEMPTATION, BATTLE BEAST und NIGHTWISH, entschied sich aber schnell auch auf eigene Songs zu setzen und „Tomorrow World“ ist nun das erste Full-Length Lebenszeichen der WormserInnen. Wobei „Full-Length“ wörtlich zu nehmen ist, denn „Tomorrow World“ ist lang, sehr lang und lässt mich ziemlich ratlos zurück. Obwohl der Stil prinzipiell genau meines ist und auch einige schreibende Kollegen dem Album wohl einiges abgewinnen können, habe ich große Probleme mit „Tomorrow World“. Da ist einerseits der extrem dünne, teils dumpfe und sehr künstliche Sound. Ich erwarte bei einer Eigenpressung keine NIGHTWISH Breitband Produktion, aber das hier hat maximal Demo-Niveau. Und andererseits ist man kompositorisch auch meilenweit von Bands wie XANDRIA, SIRENIA oder BEYOND THE BLACK entfernt. Von den Genre Helden EPICA oder NIGHTWISH rede ich lieber gar nicht erst. Durch Songlänge allein erreicht man keine Epik oder Erhabenheit. Ab und zu taucht eine bauchbare Idee oder Melodie auf, welche aber total verloren geht. Denn anstatt sich auf diese zu konzentrieren, gibt es zu viel mittelmäßige Masse. Auch der Wechselgesang kann gegen die internationale Konkurrenz nicht anstinken. Das wirkt leider alles sehr provinziell und das sage ich, obwohl wahrlich keinen Spaß daran habe eine junge Band nieder zu machen, aber hier ist so viel im Argen, dass ich keine Rezension im Sinne einer Kaufempfehlung schreiben kann. Mit dieser Veröffentlichung haben sich WAKEFULL NIGHTS meiner Meinung nach keinen Gefallen getan und sollte man sich dazu entschließen ein weiteres Werk auf die Menschheit loszulassen, müsste einiges passieren, so dass man im überfüllten Genre der Symphonic Metal Bands ein Ausrufezeichen wird setzen können.
THE COLD STARES veröffentlichten 2023 mit "Voices" ein so kräftiges, irgendwie ursprüngliches und doch ganz eigenes Southern und Blues Rock-Album, dass man tatsächlich gespannt sein darf, ob das Trio dieses Level halten kann. Viel Zeit für den Nachfolger ließen sich die Drei nicht. Denn mit "The Southern" präsentieren sie ihr siebtes Album knapp 18 Monate danach.
"Horse To Water" vereint dann auch gleich zu Beginn alle Qualitäten der Combo. Treibender Rythmus, groovende Gitarre, eine tiefe, ungemein lässige und melancholische Melodie. Gerade in dem Kontext des rohen Umfeldes blühen diese Melodien umso bunter und duftintensiver. "Coming Home" ist eine lockere Akustik-Nummer, die mit Coolness punktet. "Looking for a Fight" ist Southern Rock mit Hard Rock getränkt: simpel, aber gefällig. Und "Woman" ist ein Fuzz Rock-Sehnsuchtsschrei voller Inbrunst und Verzweiflung - großartig! Das Trio hält das Level von "Voices", wobei ich den Vorgänger einen Ticken in Front sehe. Bei "The Southern" fehlt ein µ der flirrenden Intensität von "Voice". Aber das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. THE COLD STARES bieten eine unfassbar heiße, würzige und eigene Interpretation von Southern & Blues Rock an, die modern, locker, eindringlich und kraftvoll ist. Die Band definieren einen neuen Sound, der raus aus der Hillbillie-Scheune hin auf's coole Open Air Festival passt.
Da der Vorgänger sich doch langsam, aber beständig in mein Herz fräste und ich ihn nicht direkt mit einem Tipp versehen habe, kommt jetzt der längst fällige Tipp für THE COLD STARES. Liebe Leser, wer grob BLACK STONE CHERRY, ZZ TOP und THE CREAM knorke findet, der muss sich das Trio aus Evansville/Indiana unbedingt zu Gemüte führen.
Seit einigen Jahren macht ein Quintett aus Melbourne in Florida auf sich aufmerksam. Die fünf Herren schrecken nicht zurück vor brutalster Massakrierung ihrer Musikinstrumente, und jeder einzelne Release strotzt regelrecht vor gnadenloser Aggression. Sie nennen sich "Bodysnatcher", zu Deutsch in etwa "Leichendieb", und ballern uns schwungvoll mit schwerster Artillerie astreinen Südstaaten-Deathcore um die Ohren.
Nun hat der Schlachthaus-Squad aus Florida erneut zugeschlagen, und zwar in Form einer recht kurzweiligen EP, die den gruseligen Namen "Vile Conduct" trägt (dt.: scheußliche Tat). Das Cover des Werks zieren ein paar blutige, frisch gezogene Zähne nebst rostiger Zange auf holzigem Untergrund. Wer den physischen Datenträger in die Hände bekommt, erhält auch noch einen Blick auf die Rückseite, die den passenden Unterkiefer zu besagten Zähnen zeigt. Blutverschmiert, schmerzverzerrt, alles irgendwie abstoßend.
Das mag alles nicht sehr einladend sein, aber es ergänzt ganz gut das, was den Hörern akustisch auf der EP geboten wird und visualisiert den Wahnsinn einer Krise, die das Heimatland des Quintetts seit mehreren Jahren plagt, wie wir im Verlauf noch sehen werden.
Musikalisch ist das Ding einheitlich und kompromisslos: Brutale Breakdowns, treibende Drums, alles herrlich dissonant und ultra tiefgestimmt. Mal schnell, mal langsam - das klassische Deathcore-Rezept, garniert mit brutalen, tiefen Growls direkt aus der Hölle. Es scheint fast müßig, dabei auf einzelne Songs einzugehen, denn im Grunde wird genau das mit jeder Nummer präsentiert. Man mag es, oder man mag es nicht - wer den Opener "Infested" feiert, feiert wohl auch den Rest der EP.
Spannend wird es dann aber doch mit dem 36-sekündigen "Confession", das ein einziger schwer verständlicher weil stimmlich verzerrter Monolog ist, der die derzeit in den USA grassierende Fentanyl-Krise thematisiert. Der Track leitet über zu "Murder8", für den sich die Jungs niemand geringeren als Hatebreed-Sprachrohr und Infield-Zerstörer Jamey Jasta ("DESTROOOOOY EVERYTHIIING") für ein paar Gast-Vocals ins Studio geholt haben. Auch wenn die Lyrics schwer verständlich bleiben, ist ihre Message, die schonungslose Verurteilung der Fentanyl-Krise in den USA, nur zu deutlich. Das Ausmaß der Drogenkrise, die auch den Heimatstaat von Bodysnatcher stark heimsucht, ist für uns in Europa kaum zu begreifen, das menschliche Leid der Betroffenen und Angehörigen herzzerreißend und schwer zu ertragen. Für Drummer Chris Whited ist der Song autobiographisch: er verlor beide Geschwister an die Droge, die als bis zu 100-mal stärker als Heroin gilt. Die Band zeigt einen klaren Standpunkt und gibt der Droge ein musikalisches Gesicht: Brutal, hässlich, unangenehm. Lines wie "Fentanyl made me an only child" gehen unter die Haut, erst recht, wenn man den Hintergrund kennt.
Auch Gastsänger Jamey Jasta hatte bekanntlich mit einer langen Alkoholabhängigkeit zu kämpfen, und so wirkt die Nummer wie ein starkes musikalisches Statement gegen sämtliche Drogen.
Bei genauerem Hinhören entpuppt sich übrigens auch nicht nur bei Murder8 ein gewisser Einfluss, den Jamey und seine Band, die derzeit auf 30-Anniversary-Tour ist, auf die Nachwuchs-Deathcore-Sternchen haben. Grade "Human Disdain" packt immer wieder die Hardcore-Keule aus und unterstreicht, dass der Gastauftritt von Jamey durchaus passend ist.
Das erklärte Ziel der Band ist es den "Core" in den Deathcore zurückzubringen. Die EP ist ein deutliches Zeichen, dass sie dabei auf dem richtigen Weg sind. Weg von den Blackened-Death-Einflüssen, die das Genre seit längerem mit Bands wie Lorna Shore heimsuchen, auch wenn die sicherlich ebenso ihre Berechtigung haben und grade das genannte Beispiel wohl aus keiner anständigen Metal-Playlist mehr wegzudenken ist. Bodysnatcher werden sich ihren Platz in diesen Listen in Zukunft allerdings ebenso verdient haben.
Ja, "Vile Conduct" ist abstoßend, hässlich, brutal. Das fängt beim Cover an, betrifft die angesprochenen Themen, betrifft die Musik. Doch genau das möchte es auch sein, und was am Ende hängen bleibt, ist ein Werk, das vor allem eines ist: schonungslos ehrlich. Nichts wird schöngeredet, und durch die autobiographische Prägung wirkt das auch authentisch. Landet es deshalb trotzdem in meiner Playlist "Metal, der bummst"? Ja. Weil es bei aller Schwere halt auch unfassbar Spaß macht, wenn man die Texte ausblendet. Moshpit, here we go.
Die Erzählung ist kurz und nicht ohne romantische Verklärtheit. Drei junge Musiker suchen und finden sich über die gemeinsame Vision, Musik zu machen. Das sind TORUS, die sich mit ihrem selbst betitelten Debüt heuer der Konkurrenz stellen. Ein Album über das Erwachsenwerden, über frisch gewonnene Erkenntnisse, über Kämpfe und Entwicklungen auch hin zur Band. Was davon ist wirklich relevant für das Album? Die Musiker unterscheiden verschiedene musikalische Vorlieben, und das macht es spannend. So verquirlt dieses frische und lebendige Debüt stimmig unterschiedliche Moves zu einem neuen Ganzen, ohne dabei das Rad neu zu erfinden oder als Sensation abgefeiert zu werden. Nein, es bleibt schon eher simple Rockmusik ohne Feenstaub und Stadion-Ambitionen.
Eine Stoner erprobte Fuzz-Gitarre flankiert den Opener "Avalanche", der sich trotz heavy Beginn als eine locker-flockige Rocknummer präsentiert. "Into The Clear" punktet wieder mit seinem groovigen Gitarrensound, der einfach ansteckend cool ist, wobei der Song etwas eindimensional bleibt, quasi als Hauptzutat das sechsaitige Instrument im Lampenlicht steht. "When It Comes" macht uns dann ein wenig die Brit Pop-Legende OASIS. Da TORUS auch aus England kommen, kann ich diesen Einfluss durchaus nachvollziehen. Der Song hat nicht ganz die Melodie-Tiefe, die ein Noel Gallagher eingewebt hätte, aber Kraft und eine sperrige Energie, die Spaß macht. Generell ist Sänger Alfie Glass' zum Teil nölige Art zu Singen der eines Liam Gallagher nicht unähnlich.
TORUS Debütalbum ist eine packende, ambivalente und trotzdem nachvollziehbare und gebundene Angelegenheit. Das Trio bietet groovigen Rock an, der in Teilen Stoner-, Punk- und Alternative Rock sowie eine Brise Brit Pop vereint und damit luftig leicht, und direkt unterhält. Applaus nach Milton Keynes im schönen England.