Lee Small schlüpfte schon einmal in die Fußstapfen von GLENN HUGHES. Hier meine ich sein Engagement bei PHENOMENA ("Psycho Fantasy"); nun geht er noch einen Schritt weiter und veröffentlicht mit FALCON TRAILS ein Vintage Classic Rock-Album, das quasi an allen Ecken und Enden nach der Sanges-Legende klingt. Aber schlecht oder billig abgekupfert ist "Coming Home" deswegen noch lange nicht. Die dreiköpfige Band, bestehend aus Lee Small, dem finnischen Songwriter und Multi-Instrumentalisten Mika Grönholm und seinem Landsmann Tom Rask am Schlagzeug, steckt viel Herzblut und Können in ihr Projekt.
"Fastlane" ist bluesig geprägter Classic Rock, der durch den Einsatz der Mundharmonika noch ursprünglicher und naturbelassen klingt. "Feel" ist dann der funkige Song, der neben Lee Smalls Timbre und Stil, zusätzlich Parallelen zu GLENN HUGHES herstellt. Nicht nur, dass ein Album nach der Nummer von ihm titelt, nein, auch der ganze Song folgt unzweifelhaft den Spuren des Wahlkaliforniers. Stark, wie das Kollektiv hier die funkigen 70er mit Hard Rock vereint, und Lee Small punktet mit Hingabe und Fähigkeit. Das melancholische, balladeske "The Way We Want" hat 80er Hard Rock, Soul und Blues inside und berührt mit seiner Intensität. Das mit Gospel-Soul, im schwülstigen Südstaaten-Sumpf versinkende "Safe in my Arms" hätte es tatsächlich nicht gebraucht. Mit Ausnahme des lässigen Titelsongs wird das Werk gegen Ende etwas zu rührselig. Gleichwohl hat Songwriter Mika Grönholm auf dem Longplayer einige wunderbare Songs geschaffen, die Lee Small mit viel Gefühl füllt und zum Leben erweckt. Die ständige Korrelation mit "The Voice of Rock" soll somit nicht despektierlich verstanden, sondern darf hier als Tadelung gewertet werden.
"Coming Home" positioniert sich gekonnt zwischen Classic Rock mit Blues und viel Soul und Funk. FALCON TRAILS Debüt ist für Fans von GLENN HUGHES, aber auch generell für Anhänger von 70er Jahre geprägtem Vintage Rock ein feines Angebot.
TURIN – das sind fünf ziemlich talentierte Musiker aus dem Vereinigten Königreich, die sehr gerne hochwertigen BlackenedDeathcore fabrizieren. Das brachte dem Quintett auch schon Auftritte auf allerlei renommierten Festivals und im Vorprogramm von Größen wie WithinDestruction oder Decapitated ein. Der Name spielt nicht etwa auf eine gewisse gleichnamige Stadt im Piemont mit stilvoller Architektur und hervorragender norditalienischer Küche an, sondern ist ein Akronym für "The Unforgiving Reality In Nothing". Das neue Album, das am 12. Juli über MRNK erschien, trägt diese Worte als Titel und bildet musikalisch die Kernthemen der Band ab, die sie auch zu dem vielsagenden Namen verleitet haben. Es möchte der schonungslos und gnadenlos harten Realität ein musikalisches Gesicht geben und den persönlichen Verlusten und dem Kampf mit den eigenen Traumata Ausdruck verleihen. Und welche Musik wäre hierzu besser geeignet als brachialer Extrem-Metal, namentlich minutiös ausproduzierter Deathcore mit einschlägigen Black-Metal-Elementen, garniert mit einer guten Portion düsterer Melodeath-Walze und einem Schuss Death-Metal? Ein Fest für Liebhaber der extremsten Auswüchse unseres geliebten Genres, das deliziöser nicht sein könnte – konkrete Genuss-Tipps gibt es hierzu am Ende des Reviews.
Die Jungs präsentieren uns jedenfalls mit der neuen Scheibe ein schmackhaftes und hochinteressantes Menü. Da wäre beispielsweise die sehr interessante Arbeit mit dezenten Kontrasten gleich zu Beginn des Albums: Hier hören wir auf „Envy“ epische, massive Gitarrenriffs auf schnellen, schmackhaften Doublebass-Parts, elegant im Wechsel mit gnadenlosen Blastbeat-Gewittern. Das folgende „Abyssal“ bildet durch sein schnelles Riffing einen herrlichen Kontrast, ohne dass die beiden Songs ihre Stimmigkeit nebeneinander verlieren würden. In einem durchaus kreativen Solo erleben wir die Fortsetzung dieses Ansatzes ein weiteres Mal: Entgegen der Erwartung entbehrt das eigentliche Gitarrensolo technischer Spielereien, der Kollege an den Drums hingegen fährt virtuose Geschwindigkeiten und Raffinesse auf. Stilsicher performen die Jungs die genretypische Kombi aus Streichorchester, sphärischen Synthesizern und brachialen Gitarren, wobei die Highlights klar „Apostat“, „Loss“ und „Hopeless Solutions“ sind. Einen technischen Höhepunkt des Albums stellt unweigerlich der Titeltrack dar, der als wahnwitziges Doublebass-Massaker daherkommt und selbst für sein Genre bemerkenswert anspruchsvoll und beeindruckend ist. Hier fahren die Jungs auch einige der seltenen verhältnismäßig klaren Gesänge auf. Die Vermischung mit groovigen Elementen des Melodeath kommt am besten im treibenden Halftime-Epos „Reflections“ hervor. Im letzten Track „Our Reality In Nothing“ zeigen die fünf Herren auf beeindruckende Weise und anhand einer herrlich komplexen Riff-Salve, dass sie auch progressive Einflüsse geschickt aufgreifen und in ihren Stil elegant integrieren können. Der Titel deutet zudem eine Konzepthaftigkeit der Komposition an, das Album wirkt insgesamt also sehr durchdacht.Thematisch und lyrisch greift „The Unforgiving Reality In Nothing“ erwartbar tief in die Klischeekiste des BlackenedDeathcore, doch musikalisch bedienen sich TURIN einer gut gewählten Palette an Genres, ohne dabei Gefahr zu laufen, größere Irritationen zu verursachen.
Was hingegen überrascht, ist die ungewöhnlich geringe Resonanz, die die Band bisher erfahren hat. Die eingangs erwähnten Karrierehighlights des Quintetts können sich natürlich sehen lassen, aber bei einer derart hochwertigen Produktion mit solch ausgereiftem Songwriting und musikalischer Virtuosität (insbesondere am Drumkit!) verwundert doch die geringe Bekanntheit dieser Band, die sich nun schon im zehnten Jahr ihrer Bandgeschichte befindet. Klar, das Genre ist auf seine Weise speziell und eher etwas für Kenner und Leute mit deutlich von jedem Mainstream abweichendem Musikgeschmack, aber es bleibt den Jungs zu wünschen, dass sie auf der Welle der derzeitigen Popularität des Extrem-Metal mitreiten können.
Mir liegt „The Unforgiving Reality In Nothing“ auch als Vinyl vor. Puristen und Genießer kommen also auch haptisch voll auf ihre Kosten. Wer stilsichere Abende mit Plattenspieler und massiven Ledersesseln sucht und dabei den musikalischen Ausflug in die extremsten Gefilde des Metal wagen möchte, dem sei das Auflegen der Platte als hochwertiges und stimmiges Gesamtkonzept dringend angeraten. Dazu empfehle ich einen tiefdunklen und extrem schweren Rotwein mit herben Tanninen, schwungvollem Auftakt und stimmigem Körper, der geballten Geschmackswucht schwärzester Beeren und dunkler Kakaobohne, vielleicht einem Hauch angenehmer Säure und unbedingtem Willen, sich schonungslos und mit kurzem, aber bemerkenswertem Abgang die gustatorische Wendeltreppe den Gaumen hinabzuprügeln. Vorschlag: ein 2014er Amarone della Valpolicella Classico, dazu ein paar Stücke piemonteserCastelmagno und ein feines Bouquet dunkler Früchte.
Ok, das soll also das nächste heiße Ding aus Amerika sein. Die US-Rockband THE MERCURY RIOTS setzt sich aus den Gruppen WARNER DRIVE, THE BRAVE ONES und BULLETS AND OCTANE zusammen. Alles Bands, die in Amerika bereits von sich Reden gemacht haben und gar schon als berüchtigt gelten. So weit sind wir hier in Europa noch nicht. Für uns ist „In Solstice“ erst einmal nur das Debüt von vier amerikanischen Musikern. Und genau so betrachte ich dann auch den Longplayer, ohne Vorschusslorbeeren oder anderem Geklapper, was ja bekanntlich zum Geschäft gehört.
In 35 Minuten bietet das Kollektiv 10 Songs, die alle geschmeidig und zugleich breitbeinig rockig in den Hörgang grooven. Die Stimme von Justin Walker ist rau und melodiös, sie transportiert gefällig und glaubhaft 80er Jahre Sunset-Strip-Feeling, wie es einst WARRANT oder die wunderbaren GREAT WHITE zelebrierten. "Make It“, der Opener, ist tatsächlich mit Mark Kendalls Hai ganz gut kategorisiert, wobei hier das Ding doch etwas sauberer und selbstredend weniger originell daher kommt. Gleichwohl, Spaß macht die Vorstellung, die Nummern kommen schnell und direkt auf den Punkt, klingen ehrlich und versuchen nicht mehr zu sein als purer, bluesiger Hard Rock. Diese Kompaktheit und Bodenständigkeit machen „In Solstice“ charmant. "99 Degrees“ mischt uns ein wenig beißende, ausgehärtete TESLA-Würze unter die Vorstellung, und "Nobody Knows“ vereint Led Zeppelin mit Ray Gillens BADLANDS. Und auch das lockere, frische und luftdurchlässige Spiel von Gitarrist Felipe Rodrigo soll hier noch Erwähnung finden.
THE MERCURY RIOTS orientieren sich an den großen, altvorderen Hard Rocks-Bands aus ihrer Heimat. Das machen sie gekonnt glaubhaft und mit Freude. Die ganz große Rocknummer, oder sagen wir ruhig Hit, habe ich (noch) nicht gehört, aber das Potenzial dazu haben die vier ohne Frage. Starkes Debüt!
AXEL RUDI PELLs Studioalbum Nummer 22 donnert mit "Forever Strong" gewaltig und energisch los. Das darauffolgende "Guardian Angel" klingt vertraut und typisch, positioniert sich wie gewohnt im klassischen Hard Rock. Auf Sendeplatz 3 überrascht dann der Wattenscheider. "Immigrant Song" von LED ZEPPELIN wird präsentiert und das durchaus recht selbstbewusst. AXEL RUDI PELL und seine Mannen lassen den Song aus den 70ern, direkter und erdgebundener klingen und Johnny Gioeli legt sein ganzes Können rein, auch um einer Legende wie Robert Plant gerecht zu werden - das gelingt ihm bravourös. Axels Solo nimmt gekonnt das Tempo aus der Nummer und macht uns kurzerhand aus Page den Ruhrpott Blackmore - interessante Interpretation. Den orientalischen Move von LED ZEPPELIN greift der Longtrack "Ankhaia" erneut auf und bildet so auch eine stimmige Verbindung zum Artwork. AXEL RUDI PELL hat heuer für seine Verhältnisse doch einiges überraschendes in "Risen Symbol" eingebaut. Aber natürlich bei weitem nicht so viel, dass sich ein alteingesessener A.R.P. Fan überfordert fühlt. Genug vertraut Klingendes bindet das Album; zum Beispiel die gefällige Ballade "Crying In Pain" erinnert gar an Axels STEELER-Nummer "Falling Angel".
AXEL RUDI PELL und seine handwerklich versierte Band bieten ein bisschen was neues, sogar etwas mutiges und aureichend wohlbekanntes, in ihren neuen Longplayer an. Das gefällt und unterhält. Sicher wird davon auch einiges auf der anstehenden Herbst-Tour auf die Bühne kommen. Wir sind gespannt und freuen uns darauf!
LOREENA McKENNITT, "The Mask And Mirror Live", wurde am 19. Mai 1994 live im Palace Of Fine Arts in San Francisco aufgenommen, ursprünglich gedacht für die Radio-Syndikate in den USA & Kanada. Doch nun wird es als feines Live-Album offiziell und weltweit veröffentlicht – auch zu Ehren des vor 30 Jahren erschienenen "The Mask And Mirror"-Albums, eines ihrer erfolgreichsten. "The Mask And Mirror" wird komplett und in chronologischer Reihenfolge gespielt. LOREENA McKENNITT performt ihre Songs immer recht nahe am Original, aber dennoch wirkt hier alles eine Spur intensiver. Die Leidenschaft und Frische und auch die Freude über die zur damaligen Zeit ganz neuen Nummern ist spürbar.
Der Klang der Live-Scheibe ist makellos, die Songs atmen mehr, es umgibt sie mehr Raum. Das Publikum ist leise, sehr zurückhaltend und nur zwischen den Tracks wahrnehmbar. "The Bonny Swans" mit seinem wunderbaren Gitarren- und Geigenspiel bezaubert, das im Dunkel leuchtende "The Dark Night of Soul" entschleunigt und erleichtert und das orientalische "Marakesh" entführt in eine fremd anmutende Welt. Es ist fast schon müßig zu wiederholen, dass LOREENA McKENNITT im Folk die Maßstäbe gesetzt hat und hier allein auf weiter Flur thront. "The Mask and the Mirror Live" enthält das komplette Album, zusätzlich werden "Huron 'Beltane' Fire Dance" vom zweiten Werk und das nahezu unverzichtbare, fragile, feenhafte "Stolen Child" kredenzt.
Die Aufmachung – schön gestaltetes, aufklappbares DigiPack – gefällt, Booklett und Live-Bilder fehlen allerdings ein wenig.
LOVERBOY sind immer noch aktiv, zumindest als Live-Band. Die letzte Studio-Veröffentlichung liegt allerdings 10 Jahre zurück und war eher so etwas wie "Resteverwertung". Aber vielleicht wäre ja die Zeit reif für ein neues Studiowerk? Jedenfalls macht die Band mal wieder von sich reden, auch wenn es nur mit einem Live-Album ist. Wobei dieser Longplayer "Live in '82" wunderbar zeigt, welch großartige Songs und starke Performance die kanadischen Hardrocker auf die Bühne bringen.
Die Aufnahme stammt, wie dem Titel zu entnehmen ist, von 1982 aus dem Pacific Coliseum in Vancouver mit 15000 begeisterten Fans. Die liebevoll restaurierte Live-Show besticht mit einem starken Sound, und auch die Blue Ray-DVD (bei CD & Vinyl enthalten) ist vom Schnitt und der Bildqualität durchaus ordentlich, wenn man bedenkt, dass der Gig über 40 Jahre alt ist. Was ich bei Live-Tonträgern erwähnenswert finde, ist, wenn ein Gig vom Intro bis zum Abgang kein Zusammenschnitt ist. Am besten ohne Unterbrechungenen oder Ein- und Ausblendungen, das erhöht das Live-Erlebnis und die Authentizität der Aufnahme, so wie hier.
1982 hatten die kanadischen Lustknaben zwei Studiowerke in petto, darunter auch ihr kommerziell erfolgreichstes Album "Get Lucky" (4x Platin). Von diesem Longplayer sind u.a. mit "Working For The Weekend" & "Lucky Ones" 7 Songs enthalten, vom Debüt das unverzichtbare "Turn me Loose" und weitere 3. Die Spielfreude und Energie und nicht zuletzt auch die Härte und Athletik, mit der die Songs präsentiert werden, lässt manche vom Radio verwöhnte Nummer scharfkantig und viel angriffslustiger wirken. Über die Qualität der Musiker muss ich nicht viel sagen; sicher gehört Paul Dean mit zu einem der besten Gitarristen Nordamerikas, und auch Sänger Mike Renos Performance ist makellos und er als Markenkern des Quintetts unverzichtbar. LOVERBOY spielt auch heute noch in der Gründungsbesetzung zusammen, einzig der bereits 2000 verstorbene Bassist Scott Smith fehlt; ihm ist das Album gewidmet.
LOVERBOY "Live In '82" ist eine bärenstarke Livescheibe, die sicher auch motiviert, sich die Band, wenn noch nicht geschehen, live zu Gemüte zu führen. Und das ist tatsächlich nicht unmöglich, touren sie doch 2024 mit SAMMY HAGAR in Amerika - und wäre das nicht auch in Europa vorstellbar?
BLACK SABBATH mit Ozzy und Ronny ist jedwedem Altvorderen und Jungspund des Genres ein Begriff – die Songs und Alben sind im Ohr. Deren Alben und alles drumherum wurden ja auch schon aufs Ausführlichste aufbereitet (um nicht zu sagen ausgeschlachtet). Dabei hatten ja auch gerade die Alben mit Tony Martin am Mikro ihre Momente – zwei der Werke darf man durchaus als Höhepunkte für BLACK SABBATH wie auch für den Metal an sich bezeichnen.
Letztendlich gibt es nun auch eine Box die sich um eben jene Jahre des Tony Martin kümmert, in denen BLACK SABBATH bei BMG unter Vertrag war. Die Box mit den lange kaum noch zu bekommenden Alben enthält die neu remasterten Versionen von „Headless Cross“ (1989), „Tyr“ (1990) und „Cross Purposes“ (1994) sowie eine neue Version von „Forbidden“ (1995), die Gitarrist Tony Iommi speziell für diese Sammlung remixte (erhältlich als 4-LP und 4-CD Konfiguration). Mehrere Alben davon geben dabei ihr Vinyl-Debüt (in der LP-Version von „Anno Domini 1989-1995“), während die CD Version drei Bonustracks enthält: die B-Seite „Cloak & Dagger” und die nur in Japan erhältlichen Veröffentlichungen „What’s The Use” und „Loser Gets It All”. Der Box liegt ein Booklet mit Fotos, Artwork und Liner Notes von Hugh Gilmour bei. Sie enthält auch ein Headless Cross-Poster und eine Replik des Konzertbuchs der Headless Cross-Tour.
ANNO DOMINI knüpft an die Geschichte von Black Sabbath im Jahr 1989 an; also nach zwei Jahrzehnte und mehrere Besatzungswechsel. Zu dieser Zeit hatte sich die Band um Riffmaster und Gründungsmitglied Tony Iommi, dem legendären Schlagzeuger Cozy Powell, Sänger Tony Martin und dem langjährigen Background-Keyboarder Geoff Nichols gefestigt.
Mit „Headless Cross“ landeten BLACK SABBATH Ende der Achtziger einen Volltreffer. Auch wenn die Ausrichtung noch mehr als bei den Ronny James Dio-Alben gen Rock ging als zuvor – Songs wie der Titeltrack und das überragende „When Death Calls“, aber auch „Devil & Daughter” und „Kill In The Spirit World” überzeugen manch Altfan, und gewann eine große neue Zuhörerschaft. Muss man haben.
Das nur ein Jahr später veröffentlichte „Tyr“ stand dem nur wenig nach. Thematisch ging es nun mehr um nordische Themen, das geniale Cover weist auf den folkloristischen Ansatz hin. Nichtsdestotrotz bieten die Songs eine tolle Mischung aus Rock und epischen Metal (mit einem unterschwelligen Doom-Anteil). Songs wie „Anno Mundi”, „Jerusalem” und „Valhalla” muss man gehört haben.
Nach einem kurzen Intermezzo des guten Dio („Dehumanizer“, 1992) veröffentlichte BLACK SABBATH und Tony Martin 1994 „Cross Purposes“, welches aber die Magie und den Erfolg der beiden Vorgänger nicht wieder aufnehmen konnte. Die Songs gingen kaum ins Ohr, musikalisch konnte man sich dem Zeitgeist (Grunge) nicht ganz verschließen, was den Kompositionen aber gar nicht gut tat. Der mit Tempo versehene Opener „I Witness“ und das harte Riffmonster „Immaculate Deception“ oder die Ballade „Dying For Love“ sind dabei die besten Tracks.
Der wiederum ein Jahr später erschienene Nachfolger „Forbidden“ machte es dann auch nicht besser – das Original soll dazu noch einen „kruden“ Sound gehabt zu haben. Anyway. im neuen Mix kommt das Album deutlich besser daher – der Opener „The Illussion Of Power“, der Titeltrack, das Doomlehrstück „Shaking Off The Chains“ und der damalige Schlusstrack „Kiss Of Death“ sind Songs die man gut hören kann. Als Ganzes waren die letzten beiden Outputs der Tony Martin-Ära aber doch eher enttäuschend.
Bisschen schade ist, dass mit „Eternal Idol“ (1987) das erste Tony Martin-Album fehlt, welches heute als unterbewertet gilt und einige tolle Songs enthält. Tony Martin ersetzte hier erst nach Beginn der Aufnahmen den Sänger Ray Gillen und begann sozusagen auf Zuruf seine BLACK SABBATH Karrieren. Also was bleibt: ein gut gemachtes Box-Set für Fans mit zwei Alben für die Historie.