Kontinuierlich werden die Alben von EDGE OF SANITY und NIGHTINGALE von Insideout wiederveröffentlicht. Gemeinsam sind den beiden Bands neben dem früheren Label auch Bandkopf Dan Swanö. NIGHTINGALE ist das Progressive- bzw. Hard Rock-Projekt des Schweden. "Alive Again" ist kein Live-Album, es ist das vierte Album in der Discographie und wurde erstmalig 2003 veröffentlicht.
Die Brüder Swanö formten in den beginnenden 2000ern langsam eine Band aus dem zuvor eher als Projekt angelegten Kollektiv. Gebundener als die Vorgänger ist dieses Album der auch durch Liveauftritte zusammengewachsenen Band. Es ist konzeptionell das letzte Album, das sich vollständig der Geschichte des atmenden Schattens widmet. "Shadowman" zeigt sich atmosphärisch und hymnisch, gefolgt vom eher unkomplizierten Rocksong "The Glory Day". Der Longtrack "Eternal" lässt sich Zeit, um seine ganze Pracht zu entfalten. Rhythmuswechsel und lange Soloparts sind Prog Rock-Ingredienzien; gestützt und gehalten wird die Nummer von der warmen Stimme und gefälligen Melodie der Nummer. Das Zusammenwirken aus den melodischen Vocals, selig klingenden Gitarrenparts und bündelnden Keybordsounds erreicht bei diesem Longplayer seinen vorläufigen Höhepunkt.
CD 1 beinhaltet zusätzlich 4 Demos und kommt auf eine Spielzeit von stolzen 71 Minuten. CD 2 hat 16 Songs zu bieten, darunter sind sowohl Live- als auch Demoversionen vertreten. Diese Re-Issue Edition von »Alive Again« ist seit Februar 2025 als Limited Digipak 2CDs (10 + 20 Bonustracks) mit O-Card und zum ersten Mal auf Vinyl als 180g LP (10 Tracks) erhältlich. Restauriert, erneuert und erweitert, von Dan Swanö himself.
Mit "Out Of The Fire" veröffentlicht der italienische Gitarrenheld Francesco Marras heuer sein drittes Soloalbum. Einem breiteren Publikum dürfte er als Saitenhexer bei SCREAMING SHADOWS und TYGERS OF PAN TANG bekannt sein. Auch auf seinem neuesten Alleingang bleibt Francesco den gewohnten Pfaden des ganz klassischen Heavy Metals treu und gerade eine stilistische Abgrenzung zu den TYGERS ist eigentlich kaum möglich. Mit bösem Willen könnte man daher die Sinnfrage nach dem Ganzen stellen, aber wir wollen ja nicht böse sein. Richtig? Genau! Also lassen wir uns direkt vom Opener "Carnival Of Darkness" mitreißen, der ein wirklicher Kracher ist, was zum großen Teil am fantastischen Gianni Pontillo (VICTORY, THE ORDER) liegt. Er liefert hier wie gewohnt Vocals der Spitzenklasse zu einem tollen Song. Auch "Lost Souls" mit David Readman (PINK CREAM 69) oder "Cyber Lust" mit Iacopo Meille (TYGERS OF PAN TANG) sind famose Songs, die zum besten zählen, was der melodische Metal in diesen Tagen zu bieten hat. Gibt es an dem Album dann überhaupt einen Haken? Leider ja - denn Francesco schwingt sich in den meisten Songs selbst zum Lead-Sänger auf und macht das, was bei großartigen Gitarristen selten gutgeht.... auch das Mikro zu übernehmen. Jetzt hat er keine ganz schlechte Stimme und bei flottem Material wie "Rise From The Ashes" fällt diese nicht wirklich negativ auf, bei eher schleppend-epischem Material wie dem Titelsong fehlt jedoch das gewisse Etwas, das die eben genannten Gastsänger zweifellos beitragen könnten.
Trotz dieser kleinen Abstriche beim Gesang bleibt ein wirklich starkes Album für Fans von TYGERS OF PAN TANG, VICTORY oder auch AXEL RUDI PELL mit herausragender Gitarrenarbeit. Denn in diesem Fach gehört Francesco Marras zur absoluten Speerspitze in Europa.
2025 und das 5.Studioalbum von "Neu"-Sänger Nic Maeder. Ihm wird ja immer mal wieder die "Schuld" an der etwas gefälligeren und anschmiegsameren Ausrichtung von GOTTHARD angeheftet. Ich glaube aber nicht, dass er da der massgebliche Einfluss war und ist. Zumindest kann ich mir das "Neu" bei Sänger Nic zukünftig verkneifen, und gehe völlig ohne Erwartung oder Voreinstellung an das Album heran.
"Stereo Crush", gleich mal vorweg gesagt, ist eine pure und irgendwie ansteckende Spaßveranstaltung. Handwerklich top, produktionstechnisch versiert und mit einem positiven Vibe versehen, der wunderbar in den sich anbahnenden Frühling passt. Somit ist auch der Verkaufsstart perfekt gewählt.
Der kraftstrotzende, fast böse Opener "AI and I" erschreckt zu Beginn, aber er bleibt die einzige Wuchtbrumme und Überraschung, wenn man so will. Denn ansonsten bleiben die Eidgenossen schön geschmeidig und temperamentmäßig im Mittelbereich und berechenbar. Die erste Single "Rusty Rose" ist ein griffiger Groover und eine weitere, der THE BEATLES Coversong "Drive My Car" verspricht Aufmerksamkeit und musikalische Harmonie. Aber das melancholische "Burning Bridges", das quirlig-fröhliche "Liverpool" oder auch das bluesige "Devil in the Moonlight" hätten ebenso Werbung für das Album machen können. Und das ist mein Punkt: Ausfälle oder Füller, Songs die nicht mindestens Spaß machen, gibt es nicht auf "Stereo Crush".
Wer guten, positiven Hard Rock mag, wer eine handwerklich versierte Band mit einer ansprechenden Produktion möchte, der macht hier nichts falsch. Kein spektakuläres, kein überraschendes Album ... aber ein starkes!
Das fast-titeltragende Intro "Into The Abyss" drückt dich mit so viel Bolt Thrower- und Disbelief-Groove in die Sitzkissen, dass es dich fast erschlägt – nur, um dann mit „Destiny’s Edge“ den Göteborger Vorschlaghammer herauszuholen – und es dir komplett zu besorgen. Messerscharfes Riffing, mega-melodiöse Licks, die hysterische Stimme, punktgenaues Drumming, treibende Rhythmus, großes Tempo, gefühlvolle Parts – allein dieser Song bietet so viel mehr als in die Jahre gekommene Melo-Death-Bands der Marke In Flames, At The Gates oder gar Vertreter auf der andere, „bösen“ Seite (denn merke: von Bayern bis nach Helsingor, hört jeder Depp nur öden Metalcore!). Das siebte Album nach acht Jahren Veröffentlichungspause ist eine weitere Steigerung der ehedem schon unterbewerteten Bande aus der Oberpfalz, es öffnet sich ohrenscheinlich in alle Richtungen und dennoch bleiben SOUL DEMISE zu 666 Prozent bei sich: Trotz einer teilweise recht modernen Ausrichtung biedern sie sich niemals irgendwelchen Trends an und machen das, was sie machen, mit enorm viel Verve, mit großem Können – und da das Kunst ja von letzterem kommt, ist „Against The Abyss“ ein mehr als gelungenes Beispiel für „The Art of Melodic Death Metal“. Beispiele gefällig? Hier: „Scattered By The Storm“: Der Refrain macht Gänsehaut mit Pömpeln so groß wie die Papillen auf einer Rinderzunge. “Unseen Void“ schraubt dir mit viel Aggro-Potential die Birne ab, wie ein Akkuschrauber die M30, „Lost In Reality“ ist ein echter Mitgröl-„Hit“ mit balladeskem Break). Eigentlich taugen aber alle Songs als Blaupause, und obwohl SOUL DEMISE jederzeit ihren Grundsätzen gehorchen, sind sie dennoch offen und klingen lange nicht so, als hätten sie trotz knapp 30 Jahren Bandbestehens (oder mehr, wenn man die Inhuman-Jahre mitzählt) schon alles gesagt. Was der transparente Sound aus dem Kohlekeller (klingt paradox, oder?) nur noch unterstreicht. "Against The Abyss"? Hach. Herrlich. Kaufen! Videos von Trabi Jakesch angucken! Zur Tour gehen! Bei Apostasy oder direkt bei Bandcamp in den gängigen Formaten, sogar als MC, bestellen!
Das Debüt "Garder La Flamme" der Schweden DAYTONA ist schon einige Tage alt, gleichwohl möchte ich Euch meinen Höreindruck nicht vorenthalten, auch weil mir das Album gefällt und ich es in meinem Briefkasten hatte.
Das Label der Veröffentlichung Escape Music ist der englische Konkurrent der Italiener Frontiers Records, und somit ist das musikalische Geschehen schon erahnbar. Richtig - AOR und Melodic Rock der anschmiegsamen Sorte sind der Inhalt des Longplayers, performt von erfahrenen Musikern, die sich u.a. schon in Bands wie ECLIPSE, AIR RAID und MISS BEHAVIOUR betätigt haben.
"Welcome To The Real World" wippt mit catchigem Keybord und feinem Riff aus dem Startblock, seine melancholische Melodie und Sänger Fredrik Werners warme Stimme punkten und füllen das Herz eingefleischter AOR-Anhänger. Beim üppigen Titelsong oder "Where Did We Lose the Love" schwingt gar eine Portion MAGNUM-Pomp durch die Komposition. Der Longplayer strahlt eher Milde aus, das gülden tropfende Keybord und auch das immer mal wieder erklingende Saxonfon lassen die kalifornische Sonne aus den Speakern scheinen. DAYTONA präsentieren sich amerikanisch und 80er Jahre geprägt. LOVERBOY, GIANT, BAD ENGLISH und späte CHICAGO darf man sicher als Vergleich heranziehen, wobei deren Unterhaltungswert nicht ganz erreicht wird. Gleichwohl ein ungemein stimmiges Teil, das tief im gebotenen Genre und der damaligen Zeit verwurzelt ist und ihr gekonnt huldigt.
A DAY TO REMEMBER sind zurück und präsentieren mit „Big Ole Album Vol. 1“ ein Werk, das etwas überraschend kommt und im Rahmen einer neuen Veröffentlichungsstrategie: das Album wurde zuerst ausschließlich physisch angeboten und mit einem Monat Versatz nun auch im Stream. Ob dieses Vorgehen tatsächlich in signifikanter Größe die Tonträger-Verkäufe ankurbelt, ist zumindest zweifelhaft. Aber konzentrieren wir uns auf das Wesentliche: die Musik. Die Band aus Florida, bekannt für ihren einzigartigen Mix aus Pop-Punk, Hardcore und Metalcore, liefert ein Album ab, das ihre musikalische Vielfalt und ihren unverkennbaren Sound unter Beweis stellt. ADTR machen halt ADTR-Dinge. Von Überraschungen ist man weit entfernt, aber das Songwriting packt überzeugend zu - angefangen von brutalem Stoff wie dem Opener "Make It Make Sense" oder "To The Death" bis hin zu radiotauglichem Pop-Rock wie in "All My Friends" oder "Flowers". Bei Letzteren ist man NICKELBACK näher als man wahrscheinlich zugeben will. Macht jedoch nichts, die Band lebt halt insbesondere von den starken Refrains und die bekommt man hier im Minutentakt um die Ohren gehauen.
Ebenfalls hervorzuheben sind die bereits im Vorfeld veröffentlichten Singles „Miracle“ und „Feedback“, die die Vorfreude auf das Album geschürt haben. „Miracle“ überzeugt mit einer eingängigen Melodie und einem mitreißenden Refrain, während „Feedback“ mit harten Riffs und aggressivem Gesang punktet.
Die Produktion des Albums ist erstklassig, wie man es von einer Band dieser Größenordnung heutzutage erwarten kann oder gar muss. Der Sound ist druckvoll und klar, sodass jedes Instrument und jede Gesangspassage optimal zur Geltung kommt. Die Band hat dazu mit verschiedenen Produzenten zusammengearbeitet, darunter Drew Fulk, Will Putney, Zakk Cervini, Cody Quistad von WAGE WAR und Colin Brittain von LINKIN PARK.
„Big Ole Album Vol. 1“ ist ein starkes Album, das alles im Gepäck hat, was ein Fan von ADTR erwartet. Fette Riffs, große Melodien und ein ausgewogener MIx von Fluffigkeit und Härte. Und während einige andere Vertreter aus dem Spektrum des Metalcores mittlerweile doch einige Kratzer im Lack haben, glänzen ADTR mit einer bemerkenswerten Frische. Ein perfektes Album für sonnige Frühlingstage!
HELLOWEEN (est. 1984) gehören zur Spitze des deutschen Metal – und zu den „Erfindern“ des melodischen Power Metal schlechthin. 40 Jahre hat man jetzt auf dem bewegten Buckel – und letztlich in neuer „alter“ Besetzung die Klammer um die vier Jahrzehnte mit dem letzten selbstbetitelten Album (2021) und der aktuellen Live-Scheibe „Live At Budokan“ auch hervorragende gesetzt. Und als Genrevorreiter darf man sich dann ja auch eine opulent gestaltete Best-Of-Compilation erlauben. Aber dem ist leider nicht ganz so – auf Abzüge in der B-Note muss man schon hinweisen dürfen.
Denn wenn auch von jedem der 17 Alben der Band Songs enthalten sind und 42 gut remasterten Tracks mehr als genug sein sollten, fehlen auf den drei CDs „March Of Time (The Best Of 40 Years)“ die Extras. Will meinen: keine bisher unveröffentlichten Tracks, keine Bonustracks, keine seltenen Coverversionen, oder ähnliches. Auch die Aufmachung (Booklet) und das Cover sind eher als sparsam zu bezeichnen. Da hätte man echt was tun können.
Davon abgesehen gibt es bei der A-Note natürlich nur Höchstwerte. Sicherlich wird jedweder eingefleischte Fan irgendwelche Tracks vermissen; allein die Fülle der zur Auswahl stehenden Songs ist zu groß. HELLOWEEN stehen seit Anbeginn für großartige, eingängige Songs, ausgefeilten Songwriting und instrumentaler Finesse – über Sänger Kiske braucht man keine Worte zu verlieren. Nachfolger Deris hat nach anfänglichen Irritationen dann auch alles richtig gemacht. Hier hat man bandintern beim Auswahlprozess sicher schwere Entscheidungen zu treffen gehabt. Zu den Songs an sich braucht man nichts zu sagen. Auf den drei CDs sind alle Hits enthalten, den einen oder anderen „neuen Lieblingstrack“ darf man dabei gern entdecken (oder wieder entdecken). Die Entwicklung der Hamburger vom stürmischen Anbeginn „Walls of Jericho / Ride the Sky“ bis zum überlangen, ausgefeilten „Skyfall“ ist hier richtig gut nachzuvollziehen. Und Spaß macht das allemal.
p.s.: Neben der vorliegenden 3-CD-Version gibt es auch noch eine Deluxe Limited Edition mit fünf roten Vinylscheiben als Box Set (mit Kunstdruck und Puzzle).
Rechtzeitig zum 40-jährigen Bandjubiläum werden die Pop-Veteranen MIKE + THE MECHANICS um das GENESIS-Gründungsmitglied Mike Rutherford (Bass, Gitarre) auf Tour gehen und dazu mit „Looking Back – Living The Years” den passenden Soundtrack liefern. Die 16 Songs starke Single-Compilation enthält alle Hits der Bandkarriere, angefangen beim 1985er Überhit „Silent Running (On Dangerous Ground)“ bis zum 2019er Live-Favoriten „Out Of The Blue”. Dabei werden alle Phasen der Bandgeschichte abgedeckt – mit Paul Young, Paul Carrack, Andrew Roachford und Tim Howar hat man ja auch vier Sänger zu bieten. Geboten wird Pop mit Gitarren und Synth, leichten Rock-Anleihen und durchaus öfters balladesk – das ausgefeilte Songwriting profitierte dabei sicher von Rutherford’s Prog-Background.
Die 1985 von Mike Rutherford „als Nebenprojekt zu Genesis“ gegründete Band MIKE + THE MECHANICS feierte in den 1980er und 1990er Jahren ja große Erfolge, erreichte weltweit Spitzenplätze in den internationalen Charts, allein fünf Top 10-Alben in Großbritannien. Darunter die Single „The Living Years" welche unter anderem in UK, den USA, Australien, Kanada und Japan ein Nummer 1 Hit war. Der Song brachte Rutherford später einen Ivor Novello Award sowie vier GRAMMY®-Nominierungen ein.
Wer also besseren Pop aus den End-80er und 90er-Hitparaden etwas abgewinnen kann (und wenn es nur zum Runterfahren dient) der hat mit „Looking Back – Living The Years” sicher seine Freude.