Eine junge Band und dann so ne alte Karre auf dem Cover, ein uralter Opel Diplomat ist aber cool und hätte einen eher antiquierten oder 70’er Jahr Sound vermuten lassen - doch weit gefehlt, TOOLS AND TOMATOES machen lupenreinen Punk mit einem guten Schuss Alternative. Die Jungs kommen aus dem Schabenländle (keine Angst es ist keinerlei Akzent auszumachen) und haben mit dem aktuellen 5-Track Werk "Ready To Leave" bereits ihre vierte (!) EP am Start. Die Schose dauert leider nur knappe 14 Minuten, ist aber sehr unterhaltsam, vor allem da man schon um etwas stilistische Abwechslung bemüht ist. Mit Sänger André Thielcke ist eine neuer Mann fürs Mikro angeheuert worden, der macht seine Sache mit seinem rauen sowie leicht rotzigen Organ recht ordentlich und gibt dem Sound eine noch stärkere Rock’n’Roll Note. TOOLS AND TOMATOES wissen, wie man eingängige Sachen macht und bewegen sich stets auf sicherem, sehr melodiewüchsigen Terrain, da stimmen die Chorus und Hook, die Gitarren braten meistens fett, könne aber auch mal überraschend funky geprägt sein, wie bei dem leicht melancholischen "Friday". Das Lick zu Beginn und dazwischen ist zwar etwas von dem Klassiker "Long Train Running" geklaut, der Song kommt aber trotzdem sehr gut. Neben chartstauglichem Futter mit leichtem (Mainstream-) Popflair in bester DONOTS, BLINK 915 oder GREEN DAY Manier mit viel Tempo wie bei "I Don't Want To Wait" oder die typische Mitgrölhymne "Goodbye". Die Jungs können aber auch anders: "Paper And Ink" ist eine klasse Halb-Rockballade mit fetten Gitarren und klasse Hook. Mein Favorit ist aber "Not Alone" - hat ordentlich Power und geht richtig gut ab. Die Produktion ist ebenfalls ok sowie recht dynamisch, einzig die Drums mit manchmal etwas zu blechernd durchklingenden Snare könnten zukünftig etwas besser klingen. Schaun mer mal, ob TOOLS AND TOMATOES auch mal eine so unterhaltsames ganzes Album fertig bekommen.
Zum Abschluss hie noch eine wunderbare Zote von der Homepage der Jungs: "Rockmusik lässt Tomaten besser wachsen - diese Empfehlung vom britischen Tomatenzüchterverband betont, dass vor allem Schlagzeug und Bässe durch die Vibration mehr Blütenpollen freigesetzt werden, wodurch wiederum mehr Tomatenpflanzen befruchtet werden. Dabei gelte der Grundsatz: Je lauter, desto besser. Gleiches gilt für diese Band und so hoffen wir, dass möglichst viele Fans bestäubt werden."
Ein großes Problem der Schweizer Musikszene ist der derzeit extrem angesagte Trend zu Texten auf Schweizerdeutsch. Sobald eine Band einigermaßen ihre Instrumente beherrscht, eingängige Songs schreiben kann und Dialekt singt, verhilft ihr das zwar zu Radio-Airplay und Chartserfolgen, aber sämtliche ausländischen Märkte bleiben ihr verschlossen. Die Luzerner VIVIAN machen das besser und singen auf englisch. Noch dazu heben sie sich positiv vom so genannten Mundart-Rock-Hype ab, der größtenteils lediglich gehaltlosen Dudel-Pop mit provinziellem Charakter hervorbringt. VIVIAN dagegen beherrschen ihr Handwerk vorzüglich, schütteln einen Ohrwurm nach dem anderen aus dem Ärmel und verfügen mit Namensgeber Roger Vivian über einen charismatischen Sänger, dessen Stimme in allen Lagen Druck besitzt und dem Gesamtsound einen eigenen Stempel aufdrückt. Dementsprechend ist der Vierer auch im Ausland gerne gesehen und war u. a. schon mit STATUS QUO auf Europa-Tournee und auch drei Wochen in den USA unterwegs. Ich selbst konnte mit VIVIAN bislang jedoch nicht viel anfangen. Ihr melodischer, teilweise leicht punkiger Alternative Rock war mir immer zu schön, zu glatt und zu austauschbar. Doch seit dem Vorgänger-Album "Don´t Look Down" hat sich scheinbar einiges getan, denn auf ihrer mittlerweile vierten Scheibe "Vivianism" haben sie in Sachen Eigenständigkeit ordentlich zugelegt. Songs wie "Maybe Please", "Streets On Fire" oder "Perfect World" beweisen das eindrücklich und verbinden treibende Energie mit Melodien, die sich ohne Umschweife direkt im Gehörgang festschrauben. Dazu ist das Album exzellent produziert. Bass und Drums drücken, die Gitarren schrebbeln und rocken dreckig, und über allem entfaltet sich Rogers Gesang. Bei dieser Scheibe stimmt wirklich alles. Wer die Band auf ihrer Frühjahrs-Tour verpasst hat, sollte Augen und Ohren nach neuen Terminen offen halten. Denn mit "Vivianism" könnte den Jungs der ganz große Wurf gelungen sein.
Dass STEREOGAIN aus Tuttlingen bei ihrem Debüt auf eine DIY-Produktion setzen, bringt ihnen bei mir schon mal einige Sympathiepunkte ein. Die fünf Schwaben haben das Album im Proberaum auf einem 16-Kanal-Hard-Disk-Redorder aufgenommen, und das hört man auch. Der Sound könnte zwar mehr Transparenz vertragen, besitzt dafür aber Authentizität, was man ja bei vielen Hochglanzproduktionen vermisst. Die Musik selbst bewegt sich zwischen dreckigem Rock ´n Roll, Punkrock und Alternative Rock, schreckt aber auch vor Ska-Einlagen oder Scratches nicht zurück. Die Scheibe beginnt dann auch sehr vielversprechend: Mit "Stereocats" und "Hello Yellow Love Club" hauen einem die Jungs fett groovenden Rock um die Ohren, der gepaart ist mit Ohrwurmrefrains und den rohen Vocals von Chrischa Wagner, der ins Mirko grölt, was das Zeug hält. Nur leider wird dieses Niveau nicht gehalten. Schon mit dem angepunkten Deutsch-Rocker "Dein Haus Brennt" wird klar, dass besonders Chrischa bei melodischen Parts schnell an seine Grenzen gerät und nur noch brüllen kann, um die Töne einigermaßen zu erwischen. Ebenso sind Songs, wie das melodische Midtempo-Stück "Dirty Wings", das poppige "Fear The Loneliness" mit seinem getragenem Chorus oder das balladeske "Vordach", das gegen Ende unpassend episch wird, eher langweilig und nichtssagend. Zum Glück gibt´s aber zwischendurch immer wieder ein paar Knaller zu hören: Der grade Punkrocker "Rain Boots" treibt ordentlich nach vorne, "Come Down" mit seinen Ska-Parts macht großen Spaß und der Titeltrack bleibt trotz Midtempo immer drückend und besitzt wirklich schöne, vielschichtige Harmonien. Dadurch bleibt unterm Strich immer noch ein ordentliches Debüt, das darauf schließen lässt, dass hier ein paar Jungs am Werke sind, die ihr Handwerk verstehen und mit viel Spielfreude zu Werke gehen. Was noch fehlt, ist eine durchgehende, eigene Linie, die die teilweise etwas zu wild zusammen gewürfelten Stile verbindet. Die Scheibe kann man übrigens für läppische 5,- Euro auf der Band-Homepage bestellen.
Warf ich ihnen schon beim letzten Album vor, nur noch ein Schatten ihrer starken ersten Alben zu sein, muss ich nun eingestehen, dass SALIVA nicht mal mehr das sind. "Blood Stained Love Story" ist das mit Abstand schwächste Album einer Band geworden, für die im coolen Rockbereich durchaus noch ein Platz zu finden gewesen wäre. Der Opener "Ladies And Gentlemen" stolpert so platt mit zu langsamen gesprochenen Vocals und schmalzigem Chorus hervor, dass ich Anfangs an Ironie dachte. "King Of The Stereo" klingt schon eher nach neueren SALIVA, bemüht aber einen ganzen Haufen stereotyper New Metal Klischees. Die weiteren Songs bringen - mit einer Ausnahme - die ernüchternde Erkenntnis: SALIVA machen Anno 2007 langweiligen Ami-Alternative-Radio-Rock. Dabei gehen sie teils einigermaßen erträglich ("Broken Sunday") zu Werke, bisweilen zielen sie aber hochgradig auf eine "O.C. California" Zielgruppe: "Twister" klingt genau so wie ich mir das vom Fernsehen dort vermittelte Bild eines semi-angepassten Teenis vorstelle. Die Ausnahme vom Durchschnitt: Das wirklich gelungene "Black Sheep", bei dem die Gitarre dröhnt, sich in einem schmierigen Solo ergeht und Scotts Gesang nach Schweiß und Rock’n Roll klingt. Sicher, die Gitarren tragen auch auf diesem Album noch etwas dicker auf als bei zitiertem Radio-Rock und in einigen Songs kommen richtig coole Parts auf wenn Gitarrist Swinny - als einziger verbliebender Gitarrist der Band - etwas mehr Metal aus seiner Gitarren holen darf. "Blood Stained Love Story" ist handwerklich Durchschnitt und hat mich ziemlich enttäuscht.
Man sollte ja vorsichtig sein mit angekündigten Hitalben und Bands den Großes vorausgesagt wird - aber hier kann ich nicht anders. Von Lynyrd Skynyrd über Led Zeppelin bis Alice in Chains und den Guns’ trifft man bei BLACK STONE CHERRY viele gute alte Bekannte. Das Debüt des Quartetts ist Groovy und Cool zu einer süchtig machenden Mixtur vermengt, enthält Southern Rock mit kräftigen Siebziger-Vibes, Blues- und Stoneranleihen und ist modern und fett abgemischt (Kevin Shirley - u.a. Aerosmith) - so soll es sein. Die Band vom Lande (Edmonton, südliches Kentucky - da gibt es wohl nichts außer Rednecks und Natur) existiert seit 2001, hatte ausreichend Unterstützung von Freunden und Bekannten, familiäre Gene welche die Richtung wiesen und vor allem Zeit zum reifen. Das hört man. Das selbstbetitelte Debüt strotzt vor Hits und routinierten Kompositionen. Dazu kann Sänger und Gitarrist Chris Robertson eine gewisse Affinität seines Organs zu Chris Cornell nicht verleugnen (so füllt man gekonnt die Lücke die durch das "vorläufige" Ableben von Audioslave entstanden ist) und gibt den Songs dementsprechend noch einen Schuss Melancholie mit. Die Instrumentalfraktion (Schlagzeuger Jon Fred Young, Bassist John Lawhon und Gitarrist Ben Wells) macht auch alles richtig - die Mischung aus rhythmischer Härte und gefühlvollen Soli stimmt. Und so gibt es unter den 13 Tracks auch keine Ausfälle zu vermerken. Der gut abgehende, in den USA bereits als Single erfolgreiche Opener "Rain Wizard", das lässig heftige "Lonely Train" und der schnelle Southern-Rocker "Maybe Someday” sprechen da schon für sich. "When The Weight Comes Down" erinnert an flotte Nickelback, "Shooting Star” weckt Assoziationen zu Wüstenrock à la Kyuss, mit dem Midtempotrack "Hell And High Water" haben die Jungs einen potentiellen Hit mit Ohrwurmcharakter am Start und das Yardbirds-Cover "Shapes Of Things” kommt als heavy Blues und schlägt die Achtziger Gary Moore Version um Längen. Der lockere und mit Orgelklängen versehene Titel "Tired Of The Rain" setzt einen gelungenen Kontrapunkt zum harten Vorgänger und mit "Rollin’ On" gibt’s es dann noch einen lupenreinen Gassenhauer als Rausschmeißer. Repeat! BLACK STONE CHERRY machen verdammt gute Rockmusik, weitab vom Nu-Metal und mit anständig Abstand zum auf Mainstream getrimmten Nickelback-3 Doors Down-Rock (ohne was gegen diese Bands gesagt haben zu wollen). Wer es rockig rau und zugleich unheimliche melodiös mag, muss hier einfach auf Dauerrotation gehen. Für mich das Alternative Rock Highlight 2007 und eines der stärksten Debüts seit Audioslave.
Die Fürther von 13SANE machen es einem auf ihrem aktuellen Demo nicht leicht. Auf durchschaubare Songstrukturen oder einen durchgehenden Stil hofft man vergebens. Vielmehr hat man das Gefühl, die fünf Musiker machen immer genau das, wonach ihnen grade der Sinn steht, ohne Rücksicht auf Verluste. So folgen auf schwer rockende Rock-Riffs sperrige Beats und auf poppige Wohlfühlakkorde Disharmonien. Darüber singt Mark Dörner mal lang gezogene Töne, dann wieder jault er mit Kopfstimme oder täuscht kurz Metal-Gegrunze an, wobei er zudem noch zwischen Deutsch und Englisch wechselt. Einerseits macht es Spaß, dabei zuzuhören, denn die Band bewegt sich auf hohem musikalischen Niveau und ist immer wieder für eine überraschende Wendung gut. Noch dazu ist die Scheibe hervorragend produziert und klingt weitaus besser als so manche Label-Veröffentlichung. Andererseits fehlen einem auf Dauer dann aber doch ein roter Faden und ein paar Ruhepunkte, was die ganze Sache irgendwann anstrengend macht. Ich wäre für ein, zwei einigermaßen nachvollziehbare und grade Rock-Songs sehr dankbar gewesen. Dass sie rocken können, beweisen die Jungs zwischendurch immer wieder, aber leider jedes Mal viel zu kurz.
Soundlandschaften und Klangebilde auf "Phosphene" vermutet man eher im amerikanischen Westen statt in Schweizer Landen. Auch die etwas lauteren Töne wecken nordamerikanische Assoziationen. ELKEE nennt sich das dann und präsentiert Alternative Rock, welcher gewisse Ähnlichkeiten mit den ruhigeren Parts der ehemaligen Szenelieblinge Incubus aufweist - besonders dann, wenn es um das Experimentieren mit elektronischen Soundelementen geht. So ist "Phosphene" in den besten Momenten (wie beim starken Anfangsquartett "Orkhon Valley", "Soulplasma", "Ego" und dem fast schon zu schönen "102 Zenith") entspannend und atmosphärisch, in anderen Momenten aber durchaus mal einen Tick zu unspektakulär ("Sparks & Grace", "Lost Dog Tracks"). Trotzdem sollten ELKEE mit "Phosphene" auf dem sich langsam lichter werdenden Alternative Sektor zumindest in ihrer Heimat und Umgebung auf sich Aufmerksam machen. Die 2002 gegründete Band, bestehend aus Gitarrist Emmanuel Tharin und Bruder Matthieu Tharin (Vocals), Christophe Farine (Bass), Gregory Moy (Gitarre) und Schlagzeuger Manuel Linder zeigt nämlich auch songwriterisch, das da was gehen könnte. Gut produziert ist das Ganze dann auch noch; so geht das Teil in Ordnung.
Das relativ geschönt gezeichnete Coverartwork mit dieser etwas seltsamen Lady dürfte sicher nicht jedermanns Sache sein. Aber ansonsten ist es schön, dass endlich wieder was Neues von STONE THE CROW per Silberling gibt. "Fitting The Pieces" ist seit dem Debüt 1999 jetzt schon das vierte Album der Jungs aus Schwäbisch Hall und ich denke mal vor allem aufgrund der vielen Veränderungen (neuer Gitarrist und neues/eigenes Label) gerade zum letzten Album - für meinen Geschmack das bisher schwächste Werk der Band - wird der Erfolg bzw. die Annahme durch die zahlreichen Fans dieser Platte schon maßgeblich den weiteren Weg der Band bestimmen. Die STONE THE CROW des Jahres 2007 haben sich nahezu völlig von allen elektronischen Beigaben losgelöst und sich wieder auf ein normales Songwriting u.a mit Jammen im Proberaum besonnen. Die letzte CD "Reduce To The Max" (2003) war noch komplett am PC entstanden und enthielt dann anscheinend doch etwas viel samplerischen Schnickschnack. Diese Verschlankung hat der Band hörbar gut getan, man klingt jetzt wieder wesentlich erdiger, so ähnlich wie in den Anfangstagen. Die geilen Hooks sprudeln nur so aus den Boxen, mit teilweise viel amerikanisch geprägten Pathos mit Vorbildern wie CREED, 3 DOORS DOWN oder auch THE STAIND - aber die Jungs machen dies absolut überzeugend. Man vernachlässigt dabei nicht eine stets druckvolle Gitarrenarbeit, hat viele schnellere Songs an Bord und bedingt durch eine moderne sowie energiestrotzende Produktion entstehen viele gelungene Momente auf knapp 60 Minuten Spielzeit. Für alle Mainstreamhasser wird "Fitting The Pieces" jetzt natürlich sicher gleich von vorneherein verteufelt werden, aber STC, einstmals als eine der größten deutschen Nachwuchshoffnungen gestartet, scheinen sich nun im Erwachsenenstadium zu befinden und haben ihren Stil gefunden in dem sich die Band deutlich hörbar wohlfühlt. Dieser Alternative Rock mit deutlicher US-Prägung, erweitert mit leichten Grunge-Versatzstücken (wie z.B.bei "Skin" - erinnert mich ein wenig an die erste SUB7EVEN CD) kann trotz aller bereits vielfach gehörten und eher wenig innovativen Zutaten überzeugen und kommt dank der soliden Songqualität einfach gut. Rockkracher wie "Edge" oder "Healing", ausgestattet mit diesem Quäntchen schmissigen Popflairs -und solche Tracks sind hier gleich mehrfach vorhanden - müssten eigentlich zu einem Fall für die Charts werden. Zielsicheres Songwriting kombiniert mit satten Rythmen, die für diese Art Mucke relativ urwüchsig gemacht sind könnten, falls es im deutschen Einheitsbreiradio der Zufall es will, durchaus Hits werden, denn im Vergleich zu derzeit angesagten Combos wie SNOW PATROL ("Chasing Cars") brauchen sich Sänger Marc Stone & Co. keinesfalls verstecken. Die charismatischen Vocals sind ein weiterer positiver Bestandteil der Scheibe, dieser Junge hats einfach drauf kann sowohl abrocken als auch gefühlvoll agieren und er drückt auch nicht so permanent auf die pathetische Tränendrüse wie so mancher Depriheuler aus den Staaten. Über den meisten Tracks liegt diese typische Melancholie mit leichtem 80er Flair, die so charakteristisch für dieses Genre ist und STONE THE CROW verstehen es mit viel Energie, die ehrlich und nicht aufgesetzt klingt, neuen bzw. frischen Wind in die Szene zu bringen. In etwas härteren Momenten kommen mit richtig fetten Gitarrenriffs ("Strong") sogar leichte Assoziazonen zu SEVENDUST auf, ja die Mischung paßt hier gut zusammen. Es bleibt stets abwechslungsreich mit viel Dynamik, insbesondere der druckvolle Bass sorgt für ein angenehmes Soundgefühl. Die gesamte Produktion kommt voll und knallig daher, so muss diese Art von Musik einfach klingen. Wenn man auch von Größen wie TOOL oder A PERFECT CIRCLE, was Intensität und Überraschungsmomente betrifft, noch etwas entfernt ist ("Drive" hat so was in deren Art), es wäre doch nicht schlecht, wenn wir in Deutschland auch so eine Band in diesem Bereich hätten. STONE THE CROW haben durchaus das Zeug dazu, die Ansätze sind vorhanden.
Brandon Rike, seines Zeichens Sänger der Alternative Rocker DEAD POETIC, mag laut Bandbiographie nix mit dem "S-Wort" zu tun haben, nämlich "Screamo". Er sieht seine Band, die sich 2004 nach dem zweiten Album aufgelöst hatte und neu formiert werden musste, eher von Truppen wie STONE TEMPLE PILOTS, PEARL JAM, MÖTLEY CRÜE, SKID ROW oder DEFTONES (deren Chino Moreno auch an den Stücken "Crashing Down" und "Paralytic" mitschrieb) beeinflusst. Und seine Worte sind nicht etwa heiße Luft, sondern man hört diese Bands tatsächlich heraus, wenn auch nicht direkt. Mit persönlich fallen noch etwa THE JULIANA THEORY ein, die ähnlich emotional und knackig rockend vorgehen. Auch dem Grunge war man unter Anderem nicht abgeneigt, glaubt man dem glasklar und angenehm relaxt agierenden Sänger. Aber mit NIRVANA und Co. hat "Vices" zum Glück nicht allzu viel am Hut, auch wenn sich die eine oder andere Schrammelgitarre durchaus untergemogelt hat. Dass DEAD POETIC auch einen Alternative-Muffel wie mich überzeugen können, liegt aber ganz klar am sehr gelungenen Songwriting, das die meisten der Stücke des Albums zu modernen, gefühlvollen Hymnen mit Langzeitwirkung aufwertet. Darunter befinden sich zum Bleistift der sehr eingängige Opener "Cannibal Vs. Cunning", die coolen Groover "Lioness" und "Self-Destruct & Die", das flotte "Long Forgotten", das treibende "The Victim" oder der atmosphärische Soundteppich "Animals". Anspieltipps gibt es auf "Vices" also genug, was das Album für alternative Naturen zum echten Erlebnis macht und garantiert ein kleines Genre-Highlight darstellt, nachdem viele der oben genannten Bands heute kaum noch was, respektive gar nix mehr reißen. Sehr stark!
Rein vom Cover her gesehen könnte man auf Country oder Southern schließen aber beim Anhören wird schnell deutlich - hier muß ganz klar Alternative oder auch Gitarren Rock als stilistischer Überbegriff für "Closer", dem aktuellen Album von REDHANDED, gesetzt werden. Positiv klingt bei jedem der 13 Tracks absolut das Ansinnen dieses zwei Mann/zwei Frau (an Bass bzw. Leadgitarre)-Gespannes durch, nicht auf die zuckersüße, etwas glattere Richtung wie sie für Combos in der Art von 3 DOORS DOWN typisch ist zurückzugreifen. Und auch die allzu pathetischen Regungen im Stile von CREED sucht man hier vergebens - nein, es wird schon mehr Wert auf ein eigenständiges Soundbild gelegt und dies ist auch größtenteils geglückt, wenn auch die bandeigene Bezeichnung "modern" Rock etwas daneben gegriffen ist. Weiterhin besonders zu erwähnen ist: Diese Band kommt aus Regensburg, klingt aber auf ihrem Zweitwerk zu keiner Sekunde nach einer deutschen Band, sondern sehr amerikanisch, was dieser Art von Musik natürlich sehr zuträglich ist. In Verbindung mit immer wieder mal eingestreuten Grunge-Elementen bekommt die Musik einen recht rauen Charakter, trotzdem treibend und mit gefälligen Melodien. Die großen Hits sind dabei allerdings nicht abgefallen, die Vocals von Bernd Fröhlich sind ebenfalls "nur" solide, nicht besonders herausragend, viele Songs klingen von der Machart her ziemlich ähnlich und sind auch von den Arrangements her eher unspektakulär. Trotzdem schaffen es die vier größtenteils energetisch rüberzukommen. Mir fehlt es mitunter am gewissen "Etwas", will sagen: an wirklich packenden und emotionalen Momenten. Auch ein paar ruhigere Takte dürfen nicht fehlen, mit triefenden Balladen hält man sich zum Glück zurück. "Someone told me" ist so ein Vertreter, ein schöner gefälliger Song. Dass bei den ersten Minuten bei dem melodramatischen "Nowhere" aber ständig dieses AC/DC Anfangsriff von "Thunderstruck" verwendet wurde gibt einige Klaupunkte Abzug, denn der ansonsten gelungene Titel hätte dies eigentlich nicht nötig. Mein Lieblingsstück, neben den beiden in akustischem Flair gehaltenen Tracks gegen Ende der Scheibe, ist aber eindeutig "Absolution" mit seinem gleichermaßen warm als auch gitarrenbetont gehaltenen Charakter sowie leichten Emo-Touch mit wunderbarer Hook. Da passt die Mischung einfach perfekt. Das funktioniert aber leider nicht über die volle Spielzeit auf "Closer" so gut, da sollte zukünftig noch stärker dran gearbeitet werden, um aus der breiten Masse hervorzustechen. Aber is ja auch noch eine relativ junge Band, da ist noch viel möglich.