Dass es in der Schweiz durchaus mehr bemerkenswertes gibt als gute Schokolade, Ricola, steuerhinterziehende Banken und für uns besonders wichtig natürlich rein musikalisch auch noch viel mehr als „nur“ gutklassigen Hardrock (ich nenne die zahlreichen Vertreter dieser Gattung hier mal nicht) haben unlängst bereits solch fähige Progbands wie PRISMA oder auch LABIA eindrucksvoll bewiesen.
Jetzt kommen hier also SLAG IN CULLET, die sich quasi per Web (gelobet sei MySpace) einen Plattendeal nach einem überzeugenden Livegig bei Headroom Records ergattern konnten, als neuester Exportschlager zu uns herüber.
Die erste EP „… Like Taking Cover Behind“ erschein im Jahr 2008 und jetzt möchte das Trio mit Sänger/Gitarrist/Pianist Andy Röösli, Bassistin Rafaela Dieu und Drummer David Burger auch mit ihrem ersten Longplayer „Time To Explode“ einen größeren Bekanntheitsgrad erreichen. Nun, rein musikalisch steht diesem ehrgeizigen Vorhaben absolut nichts im Wege - ihr energetischer Alternative Rock/Metal mit ganz leichten britischen Indieklängen hat durchaus seinen ganz eigenen Charme und steht keinesfalls für bereits ausgelatschte Pfade dieses Genres. Das wenig ansprechende Coverartwork ist zwar nicht der große optische Bringer aber der Sound der Band hat schon etwas sehr atmosphärisches sowohl was die Intensität aber auch den sorgsam eingesetzten Brachialfaktor betrifft, wenn der ansosnten normale Gesang mal mit heftigeren Attacken aufgefrischt wird.
Bereits der eröffnende Titeltrack mit treibend-spröden Gitarren, eine markante Stimme die sich energiegeladen durch den aufwühlenden Song reibt. „Blame“ klingt wie THE CURE mit heftigeren Gitarren schöne leicht melancholischer Refrain, Krach trifft auf Gefühl. „My Fire“ ist dann so ein etwas leicht verschrobener Song mit psychedelischen Flair, es gibt viele auf’s und ab’s aber einen klasse roten Faden mit sehr viel emotionaler Dichte, super Cellobegleitung und einer gewisse heimeligen Weite im leidenden Refrain, klasse gemacht, das hat schon was extravagantes wie MUSE zu besten Zeiten. Ganz anders dann „Rubber Heart“ dazu gibt es auch ein Video, ist wohl so ne Art Single aber bei weitem nicht der beste Song auch wenn er richtig gut abgeht und mächtig auf die Kacke haut, brachial cooler Refrain. Etwas aufgeplusteter Indierock bieten dann „Sick Circus Of Love“, bei dem balladesken „Those Stripes“ kommt die hervorragende Stimme von Andys bestens zu Geltung, der Song baut sich langsam auf, wird immer intensiver mit fetten Riffs, mir fehlt da aber noch etwas die packende Melodie, trotzdem net schlecht.
Dann muß noch der Schlusskracher „Cotton Rose“ erwähnt werden, auch hier gibt es packend Gitarrenläufe, schöne Tempiwechsel, der Bass grooved klasse, die Drumsamples versprühen viel Modernität ohne zu aufgesetzt zu klingen du natürlich der sehr charismatische Gesang mit heftigen Schreiattacken.
SLAG IN CULLET haben hier mit „Time To Explode“ ein durchaus hörenswertes Debüt abgeliefert, zwar sind bei den 10 Tracks auch zwei eher mittelmäßige Sachen dabei aber der Rest überzeugt. Hier treffen kreatives Songwriting mit viel Substanz zu höheren Aufgaben zusammen, wer auf heftigerem Alternative (Metal) steht sollte hier fündig werfen. Atmosphärisch dichte Mucke wird mit viel Herzblut und einer druckvollen Produktion von Gurd-Mastermind V.O. Pulver sowie guten Arrangements bestens rübergebracht. Bitte genauso weitermachen und vielleicht noch mehr Songs in der Art von „My Fire“ aufnehmen?!
Time To Explode
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
43:56 ()
Label:
Vertrieb:
Die 5BUGS waren mir seit ihrem letzten, übrigens sehr gelungenen Werk „Tomorrow I'll Play God“ von 2006 noch recht positiv in Erinnerung. Damals standen die Berliner allerdings noch für Spaß Power Mitgröhl Punk (siehe DONOTS) der besseren Sorte. Auf diesem aktuellen Longplayer „Best Off“ haben die Herren eine durchaus bemerkenswerte musikalische Wandlung mitgemacht und ihren Stil eine ganze Ecke mehr in Richtung Alternative gewandelt. Die meist relativ einfachen mit schnurgeraden Refrains, die sofort fast popig ins Ohr ging und die insgesamt stets glatt, allzu unbeschwert daherkommende Stimmung sind doch deutlich anspruchsvolleren Arrangements, Songverläufen und auch einem etwas „heftigeres“ Riffing gewichen.
Livehaftig haben mich die Jungs auf dem Taubertal 2008 mit dem alten Material durchaus überzeugt, bin mal gespannt wie die neuen Sachen auf einer Bühne klingen.
Denn der Sound mit einer klasse fetten Produktion im Rücken (Kritiker werden sagen typisch Major) kommt durchweg erwachsener sowie musikalisch reifer als die Vorgänger daher. In allen Bereichen haben die 5BUGS eine Schipppe draufgelegt, die Hooks gehen nach wie vor gut ab sind aber mit schönen mehrstimmigen Vocals verfeinert, die Tracks sind nicht stets nach einem Schema F abgespult, ab und an wurden Keyboardsounds für den Hintergrund mit eingebaut und vielfach sind vermehrt melancholischere Grundstimmungen in eher in Moll gehaltenen Klangspektren zu vernehmen.
Dies alles ist als absolut positiv anzusehen, sorgt für einen stärker eigenen Charakter und man zeigt sich sich deutlich innovativer als bisher. Die Band hat natürlich auch mit der Titulierung keine weitere Rechtschreibdiskussion auslösen sondern wohl eher einen kleinen Promo-Gag landen wollen und in Wahrheit ist hier natürlich auch keine Zusammenstellung ihrer größten Hits (bei bisher zwei Alben auch etwas zu dreist) zu finden sondern hier wird ein ganz normales Studiowerk präsentiert.
Die Musik hat schon viel von solchen Sachen wie JIMMY EAT WORLD (als die noch richtig gut waren) und heutigen BILLY TALENT zu tun, dafür stehen solche Kracher wie „Maybe Tomorrow“ oder „We Stop At Nothing“ aber auch ein gewisser Indietouch ist hier nicht abzustreiten. Im Gegensatz zum Vorgänger wird hier nicht nur gnadenlos Gas gegeben sondern es gibt auch schöne Midtemposachen wie die Hymne „Wake Me After Midnight“, „In Between“ und sogar ne richtig schöne akustische Ballade „A Secret Left To Find“, ja klar ist auch Massensamplercompatibel aber trotzdem gut. „We Stop Nothing“ ist ein Überbleibsel an die eigene Punkvergangenheit, nett aber verzichtbar.
Neudeutsch würden manche dies sicher eher negativ auch als typische Emokiste bezeichnen (ein Begriff mit dem ich nicht viel anfangen kann) gut von mir aus, aber hier absolut mit positiver Ausstrahlung. Das Cover na ja, hat eher was von WEEZER Alben. Klar die etwas rotzigeren oder ungeschliffeneren Momente fehlen schon manchmal, aber hier wurde viel Wert auf Abwechslung gelegt, kein Song klingt wie der andere, zwar stellenweise noch immer zu glatt poliert aber meist handwerkloch sehr solide ohne echten Totalausfall. Vielleicht wird an der ein oder anderen Stelle noch musikalisch etwas überdreht aber wer solche aufwühlende Hit-Hämmer wie „The Fiction“ oder „Phantoms“ aus dem Ärmel schüttelt, hat sicher noch viel mehr auf der Pfanne, hier ist eine junge Band auf dem richtigen Weg.
Best Off
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
44:25 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten