My Sixth Shadow sind eine Underground-Band aus dem sonnigen Italien welche gleich mal mit zwei Vorurteilen aufräumt: Erstens muss nicht alles aus Italien nach Rhapsody oder Lacuna Coil klingen und zweitens geht es manchesmal auch recht düster. Die sechs Römer spielen eigener Aussage zufolge New Wave Gothic-Metal (bald hat jede Band ihre eigene Musikrichtung!), was aber den Stil, den sie sich zu Eigen gemacht haben recht gut trifft. Die Keyboards sorgen für eine düstere Grundstimmung; Anleihen bei neumetallischen Gitarrensound und Elektro-Elementen umrahmen die melancholischen Melodien. Die Songs setzen sich recht schnell in den Gehörgängen fest (wenn sie auch etwas an eine härtere Version von HIM erinnern - hier mal positiv gemeint), und auch die Produktion ist für eine selbstproduzierte Mini-CD beachtlich. Der stärkste Track der Scheibe ist "Aeteria", der vor allem mit seinen abwechslungsreichen Gesangsparts, einer schönen Melodie und den eingestreuten harten Riffsalven besticht. Aber auch der Titelsong "Sacrifice" und "Life Is Nothing For Me" können überzeugen. Die beiden anderen Stücke, "Die In Me" und "Carry On" fallen da leicht ab - "Die In Me" geht nach tollem Anfang etwas die Luft und Ideen aus und "Carry On" versucht es mal mit einem etwas bombastischeren Sound. Aber auch hier scheint das Potential des an sich guten Songs (tolle Melodie) nicht ganz ausgeschöpft worden zu sein. Manchesmal hätte ich mir noch etwas mehr Druck auf den Gitarren gewünscht (oder spricht da der Metaller aus mir?) und auch der Gesang hat in den höheren Lagen, die in diesem Genre nicht jedermanns Fall sein dürften, hin und wieder leichte Probleme aufzuweisen. Trotzdem ist My Sixth Shadow eine aussichtsreiche Band mit Gespür für gute Songs und tolle Melodien, die sicher nicht mehr lange auf einen Vertrag warten dürften. Wer also ein Hang zu eingängigem Gothic mit Pop-Anleihen hat und sich von der Band überzeugen lassen will, der geht mal auf www.mysixthshadow.com und ordert dort entweder "Sacrifice" für 10,- EURO oder lädt sich auf deren Seite einige der Songs als mp3 runter.
Und es gibt sie doch noch! Gothic-Musik die sich trotz Melodie und Eingängigkeit nicht an Kitsch und unbedingte Radiotauglichkeit verkauft hat. Beseech heißt die sechs Mann und eine Frau starke Kapelle, und aus dem schwedischen Boras stammt sie (genau - die göttlichen Lake Of Tears kommen/kamen da auch her). Nach dem letzten Album wurde ein neuer Sänger in die Band eingebaut, und Erik Molarin’s tiefe Stimme ist ein hörbarer Riesengewinn für die Band. Die etwas an Moonspell erinnerte Stimme bietet einen herrlichen Kontrast zu dem liebreizenden Gesang von Lotta Höglin, deren Organ stimmlich Ähnlichkeiten mit The Gathering’s Anneke aufweist. Stark kommen die beiden vor allem dann rüber wenn sie zweistimmig loslegen, was sie auch meist tun. Die Songs habe durchweg eingängige Melodien ohne aufdringlich zu wirken und bestechen durch Refrains welche zum Mitsingen einladen. Die 11 Tracks bewegen sich soundmäßig in einer Schnittmenge, welche von The Sisters Of Mercy, über bereits genannten Lake Of Tears, Sentenced, alte HIM-Songs bis zu The 69 Eyes reichen, wobei Beseech mit "Souls Highway" die neusten Outputs beider letztgenannten locker hinter sich lassen. Die Gitarren stehen meist im Vordergrund - Keyboard, Pianogeplänkel, Akustikgitarren und auch mal elektronische Spielereien sorgen für Abwechslung - bleiben aber betont dezent. So machen Songs wie der Titeltrack "Souls Highway" (Sisters lassen grüßen), die melancholische Ballade "Sunset 28", das mit klasse Melodien ausgestattete "Between The Lines" oder der Kracher "Fiction City" einfach nur Spaß. Auf dem Digi von Beseech ist dazu noch eine mehr als gelungene Cover-Version des Abba-Songs "Gimme, Gimme, Gimme"; ja, Abba!!! - aber total klasse das Teil. Die harten männlichen Vocals im Vordergrund (die gute Lotta hält sich hier sehr bedeckt) und der Sound geht schon saumäßig ins doomig-düstere. So macht Abba sogar Spaß (soll’s geben)! Also, wem HIM auf die Nerven geht (wem eigentlich nicht?) weil fast jeder Ahnungslose denkt, dass soll melodischer Gothic sein, sollte Beseech eine Chance geben. Denn die sieben Schweden werden es auf dem überfrachteten Markt schwer genug haben sich zu behaupten (und die sind besser als ... ). "Souls Highway" passt für all jene Tage des Sommers, in denen zwischen dem Regen auch mal die Sonne durchschimmert. Auch wenn Beseech das Genre nicht neu erfunden haben, reinhören könnte sich lohnen - schöne Platte.
Vaasa - der Herkunftsort dieser Finnen erinnert mich total an Knäckebrot oder einen Ski-Marathon. Beides passt aber überhaupt nicht zu "Murderworks". Weil dieser Sound weder zerbrechlich noch langstreckenkompatibel daherkommt.Denn erstens krümelt einem beim Sound-Genuss das Knäcke sicherlich in kleinste Stücke und zweitens hält kein Schwein aus, bei diesen Knüppel-Kameraden länger als eine halbe Stunde den Kopf zu schütteln.Die Gammel-Guys verbinden amtlichen Schweden-Death der Marke "Carnal Forge" mit old-schooligen Grindcore-Granaten und finden damit zum eigenen Stil. Der besticht mit perversen, Schweden-Death-typischen Grunts des Herren Keijo Niinimaa (nee, augenscheinlich kein Japaner), schier unglaublichem Drumming von Kai Hahtos und fiesen Mika-Aalto-Riffs. Drunter passt ein akkurater Rhythmus-Teppich von Mika Häkki (nein, beim Nachnamen fehlt nix!). Und damit jetzt niemand über die kurze Spielzeit mosert: Die drei Videos bestechen durch eine wirklich gute Bildqualität und der Sound ist auch ok. Und vor allem liefern sie einen guten Einblick in die durchgeballerte Show der Finnen, die sich - so scheint’s - gerne mal ein bisschen rot anmalen. Zum Video könnte man dann ja ein oder zehn leckere Kinder,ähh knusprige Knäckebrote genießen. Guten Appetit.
Murderworks
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:14 plus drei Videos Länge:28:25 () Label: Vertrieb:
Die Pivo-Studios in Celle haben nicht nur ein lustigen Namen (Pivo: tschechisch für "Bier"), sondern machen sich zusehends einen guten. Neuestes Beispiel: Die melodischen Black-Metaller aus der Lüneburger Heide namens DISSOCIATION, zu deutsch "Trennung" oder "Spaltung". Doch Spaltung ist hier nicht Programm, wenn man mal von Die-Hard-Blackies absieht, die bei jedem Keyboard-Ton das Kacken kriegen und sich kaum für DISSOCIATION interessieren dürften. Fakt ist: Die Niedersachsen verkaufen erstaunlich professionelle schwarze Melodien, unterstützt von süßlichen, aber niemals zu schmalzigen Keyboard-Sounds. Natürlich kann man COF oder andere Genregrößen zum Vergleich heranziehen, mich erinnert das Ganze jedoch in erster Linie an "Catamenia", die kürzlich mit "Eskhata" ebenfalls ein Meisterwerk vorgelegt haben. Ja, Meisterwerk, das trifft auch für diesen Undergroundhammer zu. Allein das mehr als sechsminütige Opus "Mit geöffneten Armen in den Tod" rechtfertigt den Bestellwert allemal. Oder das groovende Titelstück: Die Gitarren duellieren sich gekonnt, die Musik verliert nie den Druck, den eine melodische BM-Scheibe benötigt, um sich nicht mal ansatzweise der Lächerlichkeit hinzugeben. Dazu eine Stimme, die genügend Substanz besitzt, um der Atmosphäre standzuhalten und Songs, die auch nach mehrmaligem Hören noch genügend Überraschungen parat haben. Große Musik aus der niedersächsischen Tiefebene. Die Welt wartet mit geöffneten Armen und Ohren... Und hoffentlich befinden sich die Brieftaschen im gleichen Zustand: Schwarz-Metallisten, schaut in die Underdog-Sektion und bestellt euch dieses Value-For-Money-Juwel!
Die zweite Full-Length nach dem selbstbetitelten Debut und dem "A Coming to Existence"-Demo verdient den Namen eigentlich nicht wirklich, kommt sie doch noch nicht mal auf ein halbes Stündchen Arbeitszeit. Aber mal ganz ehrlich: Die Death-Metal-Maurer aus Topeka brauchen nicht eine Sekunde länger, um die Steine voneinander zu trennen und nicht einen einzigen auf dem anderen zu lassen. Dies ist die amtliche, derzeit erhältliche Abrissbirne. Der Trupp stürmt die Baustelle, zu fünft und nietet ein Haus nach dem anderen um. Neunmal gehen sie zu Werke, neun Mal ohne Kompromisse, neun Mal ohne Skrupel. Sie bewegen sich dabei im Fahrwasser von anspruchsvollen nord-amerikanischen Tod-Metallern wie Cryptopsy. Und irgendwie gelingt ihnen sogar das Ganze nicht zu abgehoben, zu frickelig daherkommen zu lassen. Das Riffing erinnert mich nicht selten an die guten alten Death, obendrauf kommt abwechselnd schweinsches Grunzen und hysterisches Schreien. Dazu gesellen sich Presslufthammer-Drums und Maschinengewehr-Bass. Alter Freund, hofft nur, dass euer Haus noch steht, wenn ihr diese Scheibe gehört habt. Akkurat, meine Herren, bombig auffm Bau. Ach, beinahe vergessen: Es gibt CD-Versionen mit dem Death-Cover "Flattening of Emotions", seines Zeichens Opener des "Human"-Albums. Liegt aber leider nicht vor...
Nightwish hier, Nightwish da. Fast schon nervig, wenn in fast jedem Gespräch um Metal in den letzten Jahren irgendwann dieser Name fiel. Und eigentlich ist schon recht seltsam dass diese Art Musik so vielen Menschen zugesagt hat, denn so richtig angenehm zu hören fand ich die teils arg pathetischen Songs auf Dauer nicht. Nunja, genau dieser eventuellen Kritik haben sie definitiv den Wind aus den Segeln genommen, denn auch wenn sie immer noch die Bombastschiene fahren so sind die Songs moderner aber vor allem auch härter geworden. Die Härte resultiert aus teilweise simplen Riffs in glasklarer Produktion die die Songs meist mit sehr eingängigen Parts ausstattet. Das Keyboard wird erneut eingesetzt um diese herzerweichenden Melodien zu kreieren und der Gesang von Frau Turunen ist wieder über jeden Zweifel erhaben und in höchstem Maße angenehm zu hören. Was dagegen meiner Meinung nach so nicht sein musste, ist die Tatsache dass der Neuling Hietala am Bass seine Stimme zu Besten geben muss. Selbiger weist weder das Volumen noch die Brillanz oder Flexibilität von Turunens Stimme auf und wirkt grade im direkten Vergleich ("The Phantom Of The Opera") schwach. Unglaublich positiv dagegen fällt das kreative Potential der Finnen auf, die es geschafft haben ein sehr abwechslungsreiches Album einzuspielen, und in jedem Bereich voll zu Überzeugen. Sei es der superbe Opener "Bless The Child", das phasenweise sehr harte "Slaying The Dreamer", die Webber Adaption des "The Phantom Of The Opera" (mit angesprochenem Manko) oder das über 10 minütige Mammutstück "Beauty Of The Beast". "Ocean Soul" gefällt mir neben dem Opener vom Gesamteindruck auf "Century Child" am besten, der Gesang lässt einen dahinschmelzen und der Aufbau des Songs erzeugt eine herrliche Spannung, die lockere Erhabenheit beim Spielen eines solchen Songs die man ihnen anmerkt, muss ihnen erst mal jemand nachmachen. Die Ballade "Forever Yours" ist, gehässig formuliert, musikalisch zwar nur in etwa so wertvoll wie Celine Dion, insgesamt fügt sie sich aber in ein annähernd perfektes Gesamtbild ein, dass die Sängerin hier abgibt. Ganz klar zielen sie mit dem Schritt in Richtung besserer Hörbarkeit auf eine noch größerer Käuferschar. Ihr gutes Recht, und so langsam werde auch ich neidlos anerkennen, dass Nightwish etwas sehr Besonderes sind. Amen.
Einer meiner Favoriten für den Power-Metal-Song des Jahres 2002 ist ganz Gewiss auf dem mir gerade ins Haus geflatterte Debüt der Band Firewind gelandet. Das Teil heißt "Warrior", und ist seines Zeichens ein viereinhalbminütiges Lehrstück melodischen Power Metals mit einem super-eingängigem Refrain der einfach nicht aus dem Schädel raus will (dudelt gerade bei vollen Reglern im Repeat-Modus rauf und runter - ich höre nicht mal mehr das verzweifelte Klopfen meiner Vermieter). Und auch das sonstige Liedgut was uns auf dem Debüt "Between Heaven And Hell" der US-Metaller präsentiert wird, ist aller Ehren wert. Geile Riffs, wuchtige Grooves und Ohrwurm-Melodien satt, dabei kommen Firewind ohne jeglichen Pathos und Kitsch aus, was bei anderen Bands dieses Genres des öfteren den Hörgenuss doch erheblich mindert. Dazu noch die druckvolle und zugleich gefühlvolle Stimme von Sänger Stephen Fredrick (ex-Kenziner), die phasenweise etwas an Meister Dio erinnert. Macht Spaß das Teil. Nahtlos fügt sich der Zweite der beiden Hauptakteure, nämlich der 21-jährige in den USA lebende griechische Gitarrist Gus G. (Mystic Prophecy) ein, dessen Soli einen immer wieder richtiggehend aus den Boxen anzuspringen scheinen. (Jener Gus hat zur Zeit ja noch ein weiteres heißes Eisen im Feuer - er hat sich auch auf dem bärenstarkem Debüt der Schweden von Dream Evil verewigt). Musikalische Unterstützung finden die beiden Hauptprotagonisten am Bass durch Gus’ griechischen Kumpel Konstantine und dem jungen, aufstrebenden Ami-Drummer Brian Harris (Kenziner, Zanister, Vainglory). Der Silberling eröffnet schon recht heftig mit dem amtlichen Rocker "Between Heaven And Hell" und dem oben bereits erwähnten Klasseteil "Warrior". Beide Songs enthalten alle positiven Trademarks von Firewind; und legen die Meßlatte für die folgenden Tracks recht hoch - die Band kann aber über die ganze Scheibe dieses für ein Debüt erschreckend hohe Niveau locker halten. Weitere Songs herauszuheben wäre einfach vermessen, denn Ausfälle gibt’s auf "Between Heaven And Hell" keine zu verzeichnen. Aber mir hat es noch besonders das melodische "Tomorrow Can Wait", das stark an die Achtziger erinnerte "Pictured Life" und das (nach "Warrior" natürlich) stärkste Stück der Scheibe "Firewind Raging" angetan. Die gelungene Halbballade "Who Am I" beschließt dann eine absolut hörenswerte Scheibe (habe ich die Repeat-Taste schon erwähnt), welche ein durchweg herausragendes Debüt und für mich jetzt schon eine der besten Power-Metal-Scheiben dieses Jahres darstellt - das Ganze sollte (muss) bei einer tollen Liveumsetzung einen wohl die Ohren wegblasen. Da kann jeder Metalhead nur schreien: Mehr davon!
Ich mag den alten Rob und ich mag die alten Priest. Und diese Scheibe kommt an beide nicht heran. Punkt.
Schon gut, ich versuch’s ja auch zu erklären: Klar, es gibt professionellen Sound, alles wird kompetent gespielt (was will man bei einer Ikone wie Watchtower-Drummer Bobby Jarzombek auch anderes erwarten), prima gesungen und manchmal stimmen sogar die Songs: "Betrayal" zum Beispiel besticht als amtliche Up-Tempo-Nummer. Herr "Metalgod" nimmt den Hörer mehr als einmal mit auf selige Zeitreise in Richtung "Point Of Entry" oder auch "Screaming For Vengeance". Und auch eine Semi-Ballade wie "Sun" oder das groovige "Weaving Sorrow" passt zum Glatzkopf wie Arsch auf Eimer. Und natürlich scheut sich der beim BYH so enttäuschende Halford nicht, auch Einflüsse aus seinen "Fight"-Zeiten zu verarbeiten. Also klingen ab und an auch recht moderne Einflüsse durch, was Traditionalisten natürlich nervt und die ganze Angelegenheit zu einer Achterbahnfahrt werden lässt. Insgesamt bekommen Robby und seine Fliewatüüts ein durchwachsenes Teil hin - zumindest für die Maßstäbe, die Fan bei einem wie Halford nun mal anlegen muss. Und das liegt vor allem an einer Tatsache: Es sind keine Hits, keine potentiellen "Evergreens", vorhanden. Hätte ich die Wahl, so legte ich stets ein altes Judas-Priest-Album auf und live freute ich mich am meisten über die alten Knaller. Sorry, aber der Mann muss einfach keine neuen Scheibe mehr machen, sonst demontiert er sich die Tage nur. Es reicht. Finde ich jedenfalls...
Helloween als Band und für den Metal an sich sind ja bereits Legende und passend dazu haben jetzt die Kürbisköpfe aus Hamburg hier eine recht interessante Best of CD mit dem bezeichnenden Titel "Treasure Chest" ("Schatztruhe") auf den Markt geworfen. Insbesondere der bei der Zusammenstellung bzw. Umsetzung dieser Scheibe noch nicht bekannte aber mittlerweile vollzogene "Ausstieg" von Drummer Uli Kusch und Gitarrist Roland Grapow macht dieses Album besonders reizvoll. Die Erstauflage (lag uns leider nicht vor!) von "Treasure Chest" bestand sogar noch aus einer dritten CD, auf der vornehmlich B-Seiten und bisher noch nicht veröffentlichtes Material mit drauf gepackt wurde. Aus nahezu allen Alben seit Mitte der 80er Jahre und damit auch aus den verschiedenen musikalischen Ausprägungen sind typische und untypische (u.a. ist von dem umstrittenen CHAMELEON Album ist das herrliche "Windmill" dabei) Helloween-Songs ausgewählt worden. Besonders die einzeln betrachtet doch recht unterschiedlichen Sänger KAI HANSEN, MICHAEL KISKE bis hin zum heutigen Shouter ANDI DERRIS machen für mich diese Zusammenstellung doch recht gelungen und sehr reizvoll. Für alle Fans, die noch nicht alles von Helloween auf CD haben sind auch die fünf REMIXE von Charlie Bauerfeind interessant. Die Soundqualität der remixed-Versionen ist dabei um einiges besser als die "alten" Originale. Den Vorwurf der Abzocke kann ich hier nicht nachvollziehen, denn die Soundqualität ist durchweg genial, die Songs sind liebevoll ausgewählt und die 3. CD in der Limited Edition ist mehr als eine sinnvolle Ergänzung. Das Booklet bietet als besonderes Schmankerl einen kompletten Stammbaum als Übersicht mit den verschiedenen Besetzungen der Band und den weiteren Weg bzw. Ursprüngen der Musiker in so bekannten Combos von GENTRY über IRON FIRST bis hin zu GAMMA RAY, ANESTHESIA, TYRAN PACE und PRIMAL FEAR. Alla zusammenfassend sind auf der CD wirklich (fast) die besten Titel der Helloween-Geschichte vereint bis hin zum letzten aktuellen Album "Dark Ride". Für meinen Geschmack hätte man auf ein zwei alte ganz Schinken verzichten können ("Metal Invaders") aber egal mit solchen BEST OF’s kann man es ja eh nie allen recht machen. Für die ganz Jungen, die vielleicht HELLOWEEN noch gar nicht kennen bietet sich hier die beste Möglichkeit diese tolle Band kennen zu lernen (Pflicht für jeden Metalfan!). Nostalgie pur mit einer Hinleitung in die heutige Zeit.
Lang ist’s her .. "Irgendjemands Tochter" war dann och noch erwachsen geworden - vor rund 16 Jahren erschien die letzte Platte dieser Mitte der 70er von Matthias Ulmer & Uwe Karpa, gegründeten Band mit dem tollen Namen ANYONES’S DAUGHTER. Nach nicht weniger als für damalige Verhältnisse satten 120.000 verkauften LP’s war erst mal Schluß. Die Band gehörte mit ihren teilweise epischen Sound und ausufernden Klangmalereien fest zur deutschen Progszene - die Songs wurden bei Räucherstäbchen und Vanille-Tee gehört, um dabei u.a. über die musikalische Umsetzung von Hermann Hesse "Piktors Verwandlung" zu diskutieren. Danach nutzten die Musikern die Zeit, um eigene Projekte durchzuziehen oder als gefragte Studiomusiker tätig zu sein. Matthias Ulmer steuerte Peter Schilling die Orgeltöne bei und betätigt u.a. die Tasteninstrumente bei Heinz Rudolf Kunze, Uwe Karpa verfeinerte seine Gitarrenmusik in der Zusammenarbeit mit vielen Künstlern aus München. Peter Kumpf am Schlagwerk wirkte bei Harold Faltermeyer/Chris THOMSON und bei "ZAR"; der Bassist Raoul Walton ist bekannt durch seine tiefen Töne bei den Herren WESTERNHAGEN und Kunze. Der neue Mann an den Vocals heißt Andre Carswell aus Macon, Georgia, und dieser Mann schon ganz alleine würde den Kauf dieses aktuellen Comebackwerks "Danger World" mit seiner genial rock-souligen Stimme rechtfertigen. Zuvor in diversen fränkischen Coverbands tätig und daher bereits bei einem regionalen Publikum bestens bekannt drückt dieser Mann den neuen Anyone’s Daughter mit seiner genialen Stimme, seinen ureigenen Stempel auf. Die erste CD-Einspielung von Anyone’s Daughter II beeindruckt durch machtvolle Sounds, tolle Melodien und die Energie der Musiker. AD haben ein gutes Gespür dafür, wie es "richtig" klingen muß: Stimmige Kompositionen, produktionstechnisch auf internationalem Niveau und außergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten schaffen Atmosphäre und können den Zuhörer jederzeit fesseln. "Danger World" hat mit den früheren Progeinflüssen, wenn überhaupt, nur noch in kleinen Nuancen zu tun. Am ehesten noch kann ich diese Musik als melodisch-harmonischen Rock-Pop umschreiben aber mit der Betonung auf ersteres. Die Platte klingt absolut überzeugend, jedes Instrument kommt voll zur Geltung, das Rhythmus-Gerüst steht felsenfest (Der Bass wummert so richtig satt) und der Gesang ist einfach nur begnadet. Andre Carswell ist schwarz und entsprechend klingt auch seine Stimme. Voller Dynamik, mit Feeling, Überzeugungskraft, Blues und viel Soul! Die tollen Melodien ohne jede Plattheit gehen einem einfach nicht mehr aus dem Ohr. Diese überraschende Reunion bietet für die Anhänger der frühen AD wahrscheinlich einige kräftige Überraschungen, denn der Sound ist keinesfalls retro sondern es gibt hier modernen Rock mit tollen Arrangements. Die beiden Neuinterpretationen zweier alter Titel ist aus meiner Sicht mehr als gelungen zu bezeichnen. Manchen Fans werden dabei aber die Haare zu Berge stehen. "The Sundance of the Haute Provence" im modernen Soundgewand und besonders die Dancefloor-Version des bekannten Klassikers "Moria" gehen einfach gut ab. Doch keine Sorge auch für die "alten" Anhänger haben AD doch noch was im Angebot, denn ab und zu haut Matthias Ulmer in die Tasten, wie zu den guten alten Zeiten und es mutieren Stücke zu regelrechten "Keyboardorgien". Solch schöner Bombast wie u.a. bei "Helios" hätte auch auf einer älteren Platte einen Platz gefunden Diese Musik ist im positiven Sinne radiotauglich (wenngleich solche Musik wahrscheinlich leider trotzdem nicht auf "Massenchartseinheitsbreisendern" wie u.a. bei SWR3 gespielt werden wird) und durch die starke Livepräsenz der Bande werden aber sicherlich neue Fans hinzugewonnen werden. Die Jungs haben es auch wirklich verdient. Weitere Anspieltipps: "I’ll never walk that Road again”, "The Glory", "Nina”. Fazit: Anyone’s Daughter haben ein erfrischend modernes Album abgeliefert, das tolerante Rock und Progfans gemeinschaftlich mehr als begeistern sollte