Alanis Morissette, das Multitalent aus Kanada, die gleich mehrere Instrumente spielt, ihre Songs komplett selbst schreibt und jetzt auch noch produziert, meldet sich wieder zurück. Mittlerweile zu dem Madonna-Label Maverick gewechselt, ist die junge Sängerin, die übrigends in ihrer Kindheit drei Jahre im badischen Lahr lebte, zwar wirklicher ein Star geworden kommt aber erfreulicherweise immer noch gänzlich ohne Allüren aus. 1995 gelang ihr mit der tollen CD "Jagged little Pil" eine wirklich gute Rockplatte und zu Recht der große internationale Durchbruch. Das nachfolgende Album fand ich dann insgesamt irgendwie nicht mehr so toll, da mir die vielen "jodelmäßigen" Stimmüberschläge auf Dauer ziemlich auf den Senkel gingen, zu wenig rockige Songs dabei waren und das ganze schlicht zu langweilig geraten war. Da muß Frau Morissette wohl ähnlich ergangen sein, denn für das neue Werk "Under rug Swept" hat sie sich in Los Angeles Profis wie Bassist Flea (Red Hot Chili Peppers), Dean DeLeo (Stone Temple Pilots) oder Me'Shell Ndegeocello ins Studio geholt und das hat sich nur positiv ausgewirkt. Die Songs klingen jetzt endlich wieder, trotz viele moderner Elemente (Sounds & Samples), erdiger und sind in jeden Falle mehr Rock als Pop. Einzig der an einige Stellen zu künstlich und dumpf klingende Schlagzeugsound ist etwas zu bemängeln. Das neue Album überzeugt ansonsten mit einer guten Produktion, tollen Balladen ("Flinch", "You owe me Nothing in return") aber auch kraftvollen Tracks wie "Hands clean" oder dem heftigen Riffrocker "21 Things I want a Lover". Alanis Morissette "is back" und gibt sich sehr selbstbewußt, auch in ihren oft biografischen Texten. Eine hervorragende Stimme läßt auf "Under rug Swept" keine Wünsche offen, die Melodien überzeugen einfach. Auch für Rockfans zu empfehlen, denn hier gibt es viel Emotionen und intensive Momente, die sich anzuhören lohnen.
Holla, die Waldfee! Eigentlich hatte ich Homicidal Violence als melodischen Death Metal einsortiert, da blasen mich die ersten Töne nach dem (wie so viele andere auch) überflüssigem Intro um: mit einer Blast-Attacke wird gleich mal klargemacht, daß das Trio nicht zu einer der Millionen In Flames-Kopien gezählt werden darf. Die Gitarren sind zwar recht schwedisch angehaucht, dominierend sind aber die amerikanischen Einflüsse. Der Sound ist mir persönlich ein wenig zu höhenlastig für den Death Metal, der bei Homicidal Violence gezockt wird. Irgendwie entwickelt ds Schlagzeug oft zu wenig Druck, vor allem die Snare klingt komisch. Einige werden wohl Violation kennen, von denen Barney, Ex-Frontgrunzer, zu Homicidal Violence gewechselt ist und am Mikro seinen Job sehr gut macht. Seine Gesangsleistung gehört auf jeden Fall zu den besseren, auch wenn er noch ein klein wenig abwechslungsreicher sein könnte. An ihren Instrumenten sind die drei Franken fit und haben beim Songwriting ein Händchen für eingängige Songs. Allerdings sind diese recht komplex, man entdeckt bei jedem Hören was neues, richtig klasse. Was soll ich noch groß rumschwafeln? Death Metal, gemixt aus amerikanischen und schwedischen Zutaten, tight gespielt und gut produziert! Zuschlagen!
Ich habe UNDERTOW als sehr sympathische Band, die mit Pist On auf deutschen Straßen unterwegs waren, in Erinnerung. Und als Combo, die im Dunstkreis von Crowbar angekommen ist. Das stimmt auch immer noch. Nur war ich diesmal anfangs ein wenig enttäuscht vom neuen Output "unitE". Das liegt in erster Linie am arg dünnen Sound. Irgendwas stimmt hier nicht, jedenfalls kommen die wirklich guten Songs wie "A.F.A.I.K." deswegen nicht recht aus dem Quark. Ansonsten stimmt hier einiges: UNDERTOW vermengen mal wieder neben einigen Nu-Metall-Anklängen vor allen Dingen Thrash- und Doom-Elemente. Wie man es nun mal von den Dampfwalzen wie Crowbar oder eben UNDERTOW erwartet. Auf den originellen Sound legt sich Joschis kratzige Stimme, die so ganz nebenbei für eine traurige Grundstimmung sorgt, die vor allem bei "Slope" zum Ausdruck kommt. Verstärkung hat sich die Band auch in die Karre geholt: Bei eben genanntem "Slope" wirkt Michael HuBurn von "End Of Green" mit, bei "Gone" hilft der großartigste Armbanduhren-Träger der Welt, Kirk Windstein von "Crowbar", aus. Und macht das Stück natürlich zur amtlichen Lava-Walze mit "Depri-Atmo". Aber die Baden-Württemberger bleiben beileibe nicht auf der Doom-Strecke stecken, sondern beweisen zudem, dass sie stellenweise auch richtig Gas geben können (zum Beispiel "Code-X"). Auf diesem Stück des Weges erinnern sie dann sicherlich an Kapellen wie Pro-Pain. Insgesamt aber bleibt zu sagen: Die Jungs haben ihre ganz eigene Straße fertig gebaut. Es lohnt sich, Maut zu zahlen (indem ihr die Scheibe kauft, ab 10. Juni beim Straßenverkehrsamt eures Vertrauens).
Man, was habe ich hier solange diese Perle rumliegen lassen!? Mabus aus Düsseldorf, dem deutschen Modemekka, zocken Death Metal, der Parallelen zu Six Feet Under, Cannibal Corpse blabla aufweist. Es hat zwei, drei Durchläufe gebraucht, bis ich mit der MCD warm wurde, aber dann entfaltete sich das Potential der Vier um so mehr und mir wurde klar, daß die guten Kritiken für die Vorgängerscheiben (u.a. im Legacy, Sonic Seducer) mehr als berechtigt waren. Eingängige Melodien, coole Gitarrensoli und ein Sänger, der zwar recht tief growlt, aber dabei immer noch verständlich ist, sind die Pluspunkte auf "Handmade". Leider klingt der Schlagzeugsound etwas dünn, aber das kann man angesichts der drei geilen Songs verschmerzen. Mabus sollten bald einen Plattenvertrag kriegen, Labels, meldet euch!
Als ich zum erstenmal das Cover dieser spanischen Formation EASY RIDER, die mal 1999 zur besten Newcomer Band in ihrer Heimat gewählt wurden, vor mir sah, dachte ich noch so bei mir, .. hey sieht irgendwie nach älteren JUDAS PRIEST Alben aus, bloß noch schlechter. Auch die ersten Töne, auf dieser bereits vierten CD der Jungs "Regeneration" bestätigen den optischen Eindruck, denn der Sänger hat tatsächlich eine ziemlich ähnliche Sirene wie Meister HALFORD und man höre und staune auch die Musik klingt teilweise absolut nach den Priestern. Die Band wurde schon 1990 gegründet und das Erstlingswerk "Perfecta Creación" von 1997, erhielt ein gutes Feedback (zumindestens laut der Info). Es gab dann noch zwei weitere Alben mit und diverse Touren in Spanien u.a. als Support von YNGWIE MALMSTEEN, BLIND GUARDIAN und MANOWAR. Sicher "Regenration" hört sich ganz gut an, ist professionell gemacht hat aber leider viel zu wenig eigenen Charakter über allem schwebt ständig der Geist der scheinbar übermächtigen Vorbilder. Für dieses Album hat man sich zwar extra einen Sänger aus Amiland besorgt, um wahrscheinlich etwas internationaler zu klingen, aber das allein reicht noch lange nicht für eine gute Platte aus. Der Sound und Produktion lassen zwar keinerlei Abstriche zu und auch die Bezeichnung als reine Klohnband wäre nicht ganz korrekt, denn EASY RIDER haben doch bei einigen Tracks einige leicht progressivere Parts mit eingebaut, was zumindestens manche Songs ("Spectre of Sorrow") zumindestens etwas "eigenständiger" klingen läßt. Neben sehr vielen "das volle Brett Nummern" a la JUDAS PRIEST, zu der die aggressive Stimme natürlich sehr gut paßt, nehmen die Jungs nur sehr selten mal den Fuß vom Gas und lassen etwas Atmosphäre aufkommen ("Fredom Fighter" - eine Halbballade mit spanischen Flair!). Gute Melodien oder Hooks sind auch nur sehr spärlich zu finden, denn es klingt alles ein wenig zu gleichförmig, daher ist die CD insgesamt keine so rechte Offenbarung. Fans der Priester dürfen aber trotzdem mal reinhören, alle anderen brauchen’s glaube ich nicht zu tun.
Och sind die süüüüüüüß... will doch eh keiner wissen was THE 69 EYES für Musik machen, oder? Wer guten Goth Rock hören will, greift seit jeher nicht unbedingt zu dieser Band und wer hübsche Jungs sehen will, nun, der kümmert sich doch nicht im geringsten darum ob die Band Zeit ins Songwriting gesteckt hat, ob die Ideen neu sind oder ob die Instrumente beherrscht werden. THE 69 EYES wirds freuen, denn ihre Ideen sind nicht neu und die Songs sind relativ simpel gestrickt. Hier ein bisschen geklaut, da ein bisschen "inspirieren lassen", das ganze mit genug männlichem Schmusegesang der tiefsten Tonlage gemischt und fertig ist der Stoff aus dem Finnland Träume kleiner Mädels in Deutschland macht. Ganz so schlimm ist denn dann nicht, denn teilweise rocken die Jungs recht ordentlich und spielen die anderen Schmusegoth wie HIM lockerflockig an die Wand, vielleicht nehme ich es ihnen auch einfach mehr ab dass sie diese Musik leben und nicht nur aufs Geld aus sind. Mir sind die Songs aber nicht originell genug um mich für dieses Album zu erwärmen, sie sind nett, aber das wars dann auch. Weibliche Chöre zu denen ich mir gut 3 Mädels hinter nem Mikro wie bei den billigen Schlagersängern bei Herrn Heck vorstellen kann, harmlose Keyboardmelodien und Gitarren die eben nur manchmal rocken, das reicht sicherlich um wieder ein paar Hits zu landen, aber um das Album in die obere Riege der Gothic Rock Album zu packen fehlt hier zu viel - sehr durchschnittliches aber ausgereiftes Album!
Schwedischen Power Metal gibt es also auch auf dem mittlerweile 5 Album von Nocturnal Rites. Während dieser Platten haben sich die Jungs eigentlich ständig weiter entwickelt, haben einen neuen Sänger bekommen usw.... Nun gibt es mit "Shadowland" wieder ein innovatives Power Metal Album dessen Stärke ganz klar die Abwechslung ist. Die Songs sind krachend nach vorne und durch viele melodische Arrangements wird dem ganzen ein ganz eigener Schliff verpasst. Mal geht es mit Double Bass Drumms und fetten Riffs zur Sache und manchmal reichen schon ein paar Groovs aus. Insgesamt verwenden die Jungs um Sänger Jonny auch viele moderne Einflüsse (aber keine Angst nicht zu modern...). Die Songs wirken zum größten Teil sehr eingängig und klingen find eich nicht, als ob sie einfach nur eine Kopie einer anderen Band aus diesem Genre sind. Sollte sich jeder Power Metaller mal zu Gemüte führen.....
Die Schweizer Jungs von Crystal Ball melden sich nach 1,5 Jahren wieder zurück und präsentieren ihr neues Langeisen "Virtual Empire" welches bei ihrem neuen Label Nuclear Blast erscheint. Einigen dürfte die Band schon bekannt sein, denn immerhin tourten die Jungs schon mit Größen wie Bonfire oder den Pretty Maids. Man könnte sagen sie haben alles richtig gemacht: die Songs auf der neuen Scheibe passen weiterhin in das Gesamtbild von Crystal Ball und klingen gleichzeitig noch ausgereifter. Melodischer Hard Rock bis Metal mit durchgehend positiv wirkenden Melodien. Der Opener "Hands Of God" geht schon fast in die Melodic Power Metal Ecke überzeugt durch seinen eingängigen Refrain. Gleiches gilt für Songs wie "Virtual Empire" oder "Blind Side". Daneben gibt es die von Crystal Ball bekannten Midtempo Groove Songs wie "Savage Mind" oder "Dance With The Devil". Das Keyboard ist auf dem gesamten Rundling deutlich mehr in den Vordergrund gerückt und verleiht den Songs so noch mehr Abwechslung. Highlight ist auf jeden Fall die Midtempo Nummer "Talk In Circles". Balladen Freunde werden mit "Look In My Eyes" zufrieden gestellt und so dürfte jeden Anhänger von Melodic Rock / Metal zugreifen.
Vader. Das sollte als Vorstellung reichen, die Polen müßten mittlerweile jedem Metaller bekannt sein. Jedes Jahr auf Tour, jedes Jahr eine neue Platte, da sind echte Arbeitstiere am Werk. Nur schleicht sich langsam bei vielen Fans Ermüdung ein. Ähnlich wie bei Motörhead oder Pro-Pain gilt auch bei Vader "Kennste eine, kennste alle". Auf "Revelations" gibt’s gewohnte Death Metal-Kost aus polnischen Landen, mit den altbewährten Zutaten: Doc zerlegt wieder in unglaublicher Weise sein Kit, Peter growlt mit seiner markanten Stimme und bildet zusammen mit Mauser ein erstklassiges Gitarrenduo. Oh, eine Neuerung gibt’s. Bassist Simon ist neu, fügt sich aber nahtlos in den Sound ein. Im Vergleich zum Vorgänger "Litany" (das 2001er Werk "Reign Forever World" war ja nur ’ne bessere MCD) gibt’s also keine großen Veränderungen, wer die ernsthaft erwartet hat, glaubt auch noch an den Weihnachtsmann. Allerdings gefiel mir persönlich "Litany" noch einen Tick besser, hochklassigen Death Metal bieten aber beide Scheiben. Was soll ich noch sagen? Fans kaufen sich die Scheibe sowieso, wer sich aber nicht zu den Fanatikern zählt, sollte überlegen, ob er seine Kohle mal nicht in eine andere Death Metal-Band investiert..... Scheiße, das ganze hier hört sich negativer an, als es gedacht war! Also, "Revelations" ist ’ne klasse Death Metal-Scheibe, gewohnte Vader-Kost eben. So!
"Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte" zitieren SEELENFRIEDEN Schriftsteller Kurt Tucholsky und geben damit die Richtung der Texte auf "Rufe aus dem Nirgendwo" vor. Auch das ganze Info durchzieht (pseudo?)-intellektuelle Schwadronierkunst. Da geht’ s also nicht um "stumpfe Todessehnsuchtsparolen", sondern um "zornige, inbrünstige Schreie in eine von Ignoranz und Egoismus regierte geistige Leere." Nun gut. Leider verstehe ich die deutschen Texte nur stellenweise und tatsächlich ist es mal erholsam, dass eine Band versucht, sich vom Einheits-Gefasel um Blei und Blut, Tod und Teufel vieler Genrekollegen zu entfernen. Die Musik hingegen bewegt sich auf keinesfalls außergewöhnlichem Niveau: Death-Metal, zumeist in mittlerem Tempo gehalten. Wird‘s schneller, so rauschen ein paar nette Black-Metal-Wurzeln aus dem baden-württembergischen Gehölz hervor. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Tempostufen fabrizieren SEELENFRIEDEN ordentlichen Groove, wenn auch der Sound zum Teil sehr hölzern klingt und das Grunzen doch ziemlich aufgesetzt wirkt. Dann "dudelt" die Gitarre von Zeit zu Zeit ein wenig verloren in der Gegend herum und das Schlagzeug scheint manchmal den Anschluss zu verlieren. Letztlich handelt es sich aber bei den genannten Mängeln um Kinderkrankheiten. Die Band hat Ideen und bemüht sich um Eigenständigkeit. Und musizieren können sie letztlich auch. Gute Voraussetzungen, um das "Nirgendwo" in nächster Zukunft zu verlassen - der Brechreiz sollte eh kein Thema sein.