TRANSATLANTIC markieren meiner Meinung nach einen eigenen Zweig des Progressive Rock - ruhig, lang, komplex ohne sich die Finger zu brechen und auf eine eigene, charmante Art sehr atmosphärisch, kurzum Musik für die Stereoanlage und den dazu passenden Ledersessel - wobei auch die letzte Tour der Jungs ja durchaus Funken geschlagen hat.
Ich selber hab die Truppe mal zufällig beim CD-Shopping kennen gelernt und dabei völlig ignoriert, dass das Lineup natürlich mehr als prominent ist und die Truppe als "Supergroup" vermarktet wird: Neal Morse (ehemals SPOCK'S BEARD) an Vocals, Keyboard, Gitarre, Pete Trewavas (MARILLION) am Tiefsaiter, Roine Stolt (FLOWER KINGS) an der Gitarre und Mikro, und - wer mal ein Review von mir las weiß, das der nächste Name besondere Freude auslöst - Mike Portnoy, ehemaliger DREAM THEATER Trommler. Genug Namen runtergeballert, was kann die neue Scheibe Namens "Kaleidoscope" denn überhaupt?
Erst mal: Sie kann das, was ich erwarte: Es gibt zwei Songs die knapp ("Into The Blue") und über ("Kaleidoscope") die 30 Minuten Grenze gehen und ohne Langeweile diese Minuten auch füllen. Generell komme ich (auch ob des Lineups) nicht umher, mehr als eine Parallele zu SPOCK'S BEARD zu ziehen; durch die Gastgesänge von Pete Trewavas und auch Mike Portnoy in ruhiger Form wird das allerdings an einigen Stellen aufgelockert und von einigen zusammengebastelten Instrumentals und Balladen-Elementen unterbrochen.
Im Endeffekt kann ich nur etwas tun, was für ein Review vielleicht nicht geeignet, für dieses Album aber einfach nur fair (und im Umkehrschlus sonst unfair) ist: Besorgt euch möglichst die Vinyl, legt sie in Ruhe auf den Plattenspieler, sperrt Frau, Mann, Kinder, Mitbewohner oder Haustiere aus und nehmt euch Zeit, "Kaleidoscope" in Ruhe zu genießen. Die Variationen die die einzelnen Songs haben, die kleinen Feinheiten wie leise eingestreute Bass-Vibes, entspannte Gesangsparts, Soli oder enthusiastische Höhepunkte - die sollte man nicht auf einzelne Songs mit Minutenangabe reduzieren ("Bei Minute 23 von "Kaleidoscope" geht der Progressive-Part einmal richtig instrumental steil und weckt Erinnerungen an THE LIQUID TENSION EXPERIMENT...!" - nicht falsch, lediglich nicht hilfreich bis irreführend), sondern im Gesamtbild genießen und auf sich wirken lassen.
Generell liegt es mir daher auch eher fern, Parallelen oder Unterschiede zu entweder einzelnen Songs oder Bands zu ziehen oder Vergleiche zu den Vorgänger-Alben anzustellen. Daher: Mir gefällt TRANSATLANTICs neues Werk sehr. Es deckt Erwartungen, es schürt aber keine; es begeistert durch Details, es ärgert vielleicht den ein oder anderen Hörer in anderen Details - wirkt aber harmonisch und wie zu erwarten war auf höchstem Niveau komponiert. Daher: Empfehlung. Ende.
Kaleidoscope
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
5
Länge:
75:49 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Live At Skaters Palace
Tausendsassa CHUCK RAGAN beglückt seine Fans zum Beginn des neuen Jahres mit einem außergewöhnlichen Live-Album, ob er damit die Wartezeit auf das ebenfalls für 2014 angekündigte neue Studioalbum verkürzen möchte? Kann sein, ist aber auch nebensächlich, denn mit „Live At Skaters Palace“, am 15.08.2013 in der gleichnamigen Skatehalle in Münster aufgenommen, beweist Ragan aufs Neue seine Hingabe und Liebe zur Musik. Die ausverkaufte Clubtour im letzten Spätsommer zeigte den Revival Tour–Begründer mal nicht nur, wie von den Touren bekannt, mit seinen Kompagnons Joe Ginsberg (Bass) und Jon Gaunt (Fiddle), sondern durch Todd Beene (Pedal Steel Guitar) und Dave Hidalgo jr. (der seit 2010 auch bei SOCIAL DISTORTION am Schlagzeug sitzt) als Band komplettiert.
Die Setlist umfasste einen Querschnitt von Chuck Ragans Schaffen, so finden sich auch auf der Aufnahme der HOT WATER MUSIC-Hit „Drag My Body“, den der Mann mit der Stimme, die offenbar eine Dauerdistortion eingebaut hat, nur mit Gesang und Gitarre darbietet. Dazu gesellen sich „Bedroll Lullaby“, welches schon mal einen Ausblick auf das neue Album gibt, das sehr gefühlvolle „Geraldine“ (für alle Mütter), Mitsinghymnen wie „Get What You Give“ und „Nothing Left To Prove“ oder tanzbare Nummern á la „Meet You In The Middle“, „Don't Cry“ oder „Rotterdam“, bei dem der niederländische Sänger Tim Vantol unterstützt. Chuck Ragans Kunst – und die seiner Mitmusiker – ist es, die allein durch die Instrumentierung, aber auch die Melodieführungen sehr an Country erinnernden Stücke durch einen so entspannten, modernen Mix aus poppig, griffigen Hooklines, viel Groove, noch mehr Gefühl und dank Ragans hier romantisch, dort fröhlich und im nächsten Moment wieder nachdenklichen Texten sowohl die Countrymusik als auch die Singer-Songwriter-Ecke vom dicken Staub zu befreien. Besonders deutlich wird dies zum Beispiel beim zwischen kräftigem Groove und träumerisch, singenden Klängen von Pedal Steel Guitar und Fiddle wandelnden „Do What You Do“ und dem schwermütig und doch tänzelnd, treibenden „California Burritos“. „Right As Rain“ mit seinem fast schon wehmütigen Sound, der eine seltsame Sehnsucht nach weiten Wiesen, Sonnenuntergang und dem Weg auf einer staubigen Straße nach Hause weckt, schwingt sanft im 6/8-Takt und gibt insbesondere Jon Gaunt und Todd Beene Gelegenheit ihr Können solistisch unter Beweis zu stellen. Natürlich darf aber auch der großartige, da druckvoll treibende und zugleich sphärisch, melancholisch klingende „The Boat“ nicht fehlen. Zu Allem kommt noch Chuck Ragans immense Bühnenpräsenz, die er schafft zumindest in großen Teilen auf die Platte zu bannen.
Die kleinen Fehler im Gesang bekommt man live eigentlich gar nicht mit, natürlich sind diese auf dem Album deutlicher wahrzunehmen, aber auch sie tragen dazu bei, dass „Live At Skaters Palace“ genau das transportiert, was eine Chuck Ragan–Show transportieren soll: Hingabe! Ob für andere Menschen, für die Organisationen, die er mit seiner Crew unterstützt oder eben - und das ganz besonders - für die Musik. Da ist es nur konsequent, dass das Album in streng limitierter Auflage lediglich als Doppel-Vinyl-LP herauskommt. Für alle, die die Konzerte im vergangenen August verpasst haben und alle die, die sich die Zeit bis zum Studio-Album verkürzen wollen, also unbedingt den 31.01.2014 dick im Kalender anstreichen bzw. am Besten gleich vorbestellen!
Live At Skaters Palace
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
17
Länge:
74:27 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Kein Rückzug Kein Aufgeben
MARATHONMANN veröffentlichen ihre neue EP namens "Kein Rückzug, Kein Aufgeben" und sicher stellen sich viele Hörer nun die Frage: Warum eigentlich? Warum machen die Jungs nicht gleich ein ganzes Album fertig?
Die Begründung ist einfach und gut: Eine kleine Anerkennung soll es sein, für die Fans, die ihre letzte Tour besucht haben und sich ihr wie ich finde großartiges Album "Holzschwert" gekauft haben. Sie wollen der Masse an Menschen, die MARATHONMANN in kurzer Zeit in populär gemacht haben und der Band aus Bayern einen wahren Karriere-Push verschafft haben einfach mal danke sagen.
Nach ihrer EP "Die Stadt gehört den Besten" und ihrem Album "Holzschwert" folgt nun also im konstanten Jahresabstand die neue EP "Kein Rückzug, kein Aufgeben“.
Sieben Tracks sind darauf; es sind drei akustische Songs zu hören, die die Fans auch schon kennen. Aber genau das wollte MARATHONMANN-Frontmann Michael Lettner. Er sagt, dass die Songs wie zum Beispiel "Die Stadt gehört den Besten" oder "Wenn du dem Teufel deine Hand gibst" akustisch ganz anders herüberkommen, als wenn man mit der Vollversion losbrettert. Ganz andere Emotionen werden dann beim Hören der akustischen Songs geweckt und man denkt über die Texte vielleicht noch ein kleines bisschen mehr nach. Den Jungs von MARATHONMANN geht es also mit dem Herausbringen ihrer EP nicht darum, altes Material zu verhökern oder das neue Album anzukündigen, sondern es geht vielmehr darum, das Kommende anzukündigen, das Bestehende neu zu interpretieren und mit den Akustikversionen etwas neues zu wagen. Selbst an den emotionalen Stellen dieser neu aufgenommenen, akustischen Stücke bekommt man trotzdem den typischen MARATHONMANN-Sound. Michael Lettners Frontstimme ist und bleibt einzigartig. Selten gibt es eine Band, die in ihre deutschen Stücke so viel Wut, Emotionen, Gefühle und vor allem Sinn hereinsteckt. Einer der neuen Titel "Wo Ein Versprechen noch was Wert ist" kommt mit saftigen Breakdowns und unterstützt die Lyrics, die von Michael Lettner seriös auf den Punkt gebracht werden. Hinter jedem einzelnen Titel steckt etwas. Was, das ist Interpretationssache eines jeden Einzelnen.
Freuen darf man sich auch auf die gerade angelaufene, fast ausverkaufte Tour, auf der die bayrischen Jungs JENNIFER ROSTOCK supporten. Spätestens hier werden MARATHONMANN ihr Können unter Beweis stellen, denn live ist die Band mindestens genauso gut, wie auf ihrer neuen EP, wie ich bei ihrer letzten Tour schon erleben durfte. Aber das diese EP nicht nur ein Geschenk an die Fans ist, das ist beim Hören klar geworden. Es ist ein Versprechen auf das kommende Album. Geschrieben und komponiert von den Jungs, bei denen ein Versprechen noch was wert ist!
Kein Rückzug Kein Aufgeben
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
26:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten