DSK haben dieses Jahr beim Tuska in Helsinki gespielt, was schon mal für den Bekanntheitsgrad der Franzosen spricht, die zwar mit "From Birth" ihr Debütalbum releasen, aber zuvor bereits drei EPs veröffentlicht haben und sich mit denen einen guten Ruf im Underground erspielen konnten. "From Birth" kommt mit einem richtig widerlichen Cover daher, dass man eher in der Gore-Grind-Szene vermuten würde. Aber nix stumpfes Geballer, DSK fühlen sich im Death Metal zu Hause und das zeigen sie durchweg. Die Songs sind gleichzeitig brutal und catchy, da paßt der im Info gezogene Vergleich mit DYING FETUS ganz gut. Genau wie die Ami-Götter bekommen auch DSK die richtige Mischung aus brutalen Blastparts ("Introduction To Not") und groovenden Passagen ("My Eyes Are Corrupted"), so dass "From Birth" nicht langweilig wird. Das gelungene Napalm Death-Cover "Walls Of Confinement" rundet eine gute Death Metal-Platte ab, die zwar kein Meilenstein ist, aber guten Stoff bietet.
Die einen veröffentlichen, rechtzeitig zum Weihnachtsfest, nichts sagende "Best - Ofs” mit Pseudo - Bonustracks und eindeutiger Abzock - Attitüde, die anderen geben sich Mühe, hauchen ihren Classix neues Leben ein und erschaffen dabei ein weiteres Meisterwerk. Natürlich kann man über derartige Compilations generell streiten, aber wenn dabei Freudentränentreiber wie GAMMA RAY’s "Blast From The Past", TESTAMENT’s "First Strike Still Deadly" oder EXCITER’s "The New Testament" herauskommen, dürfte auch der größte Altfan keinen Grund zur Missstimmung haben. So geschehen bei ANTHRAX, die sich jüngst angeschickt haben, 14 ihrer Hämmer neu zu vertonen. Per Internet durften die Fans abstimmen und ihre Faves auf das Album wählen. Lange Rede, kurzer Sinn: "The Greater Of Two Evils" bringt meinen Hormonhaushalt ordentlich durcheinander und ist dermaßen geil, dass der Schweiß aus allen Poren läuft, obwohl man sich gar nicht bewegt (was hier fast unmöglich ist…)! Auch ich habe die weitgehende Abkehr der Jungs vom traditionellen Thrash Metal zu groovigeren Klängen argwöhnisch beäugt, aber im Nachhinein ist der heutige Sound genau der, den ANTHRAX seit Jahren angestrebt haben; groovy, heavy, Old School, New School und dabei tighter als die Polizei erlaubt. Die alten Kamellen erstrahlen in völlig neuem Glanz und lassen Joey Belladonna, so gut er auch gewesen sein mag, schnell vergessen. John Bush ist einer der besten Frontmänner der Welt und zaubert Klassiker wie "Metal Thrashing Mad", "Caught In A Mosh", "A.I.R. (aaarrrggghhh!!!), "Keep It In The Family", die Oberhymne "Indians", "Belly Of The Beast" oder das überragende "Be All End All" (einer der besten ANTHRAX - Songs überhaupt, besonders live!) endgültig ins Nirwana. Nennt es aufgewärmte Suppe, nennt es Vergang am Erbe der Band, nennt es Ausverkauf, nennt es meinetwegen auch Fanverarsche; Fakt ist jedoch, dass ANTHRAX in ihrem jetzigen Line - Up so gut wie alles wegblasen, das den Namen "Thrash - Band" tragen darf. "The Greater Of Two Evils" tritt den Stiefel so weit in den Allerwertesten, dass man am Liebsten breitbeinig in den nächsten Plattenladen humpeln würde, um sich eine der besten Compilations der letzten Jahre abzugreifen. Über 70 Minuten fett produzierte Vollbedienung vom Allerfeinsten, die den "Tipp" für eine "Best - Of" ganz locker rechtfertigen. Super!
"U Like To Dance"? Alter ey… seh ich so aus als steh ich auf sonen Englisch oder was? TANZ DER NACHT erinnert zumindest an korrekte Rechtschreibung und ist der Name einer süddeutschen schwarzen Tanznacht. Genauso ersetzbar wie dieser Name (gibt’s nicht in jeder zweiten Stadt eine ungefähr so benannte Party?) ist leider auch dieser davon inspirierte und initiierte Sampler. Qualitativ sicherlich großteils nicht zwingend schlecht, aber so unauffällig und unspektakulär wie ungezählte Sampler zuvor auch. Von den Synthiepop-Openern, die ohne neue Ideen vorüberziehen, bleibt nicht viel hängen. SARA NOXX ist electropoppig gut aber klingt wie eh und je nach ANNE CLARK, platte Bands wie die METALLPÜRHUNDE sind der Grund warum so viele doof grinsend nur am Rand der Tanzfläche stehen. ACCESS DENIED mit klirrendend rohem Electrosound oder die musikalisch komplett aus dem Rahmen fallenden Folkrocker DER EREMIT helfen "U Like To Dance" nur punktuell aus der Krise der Nichtigkeit. Denn der Rest aus durchschnittlicher B-Tanzflächen-Prominenz und einigen Undergroundacts rockt nicht. Das informationsleere Booklet komplettiert das Bild einer Compilation wie es sie viel zu oft gibt.
EAVES sind eine der Bands, die sich an deutschen Texten versuchen und nicht in Plattitüden versinken. Beim Hören fällt es eh nicht auf, da versteht man kaum etwas von dem, was Shouter Jochen von sich gibt, aber es soll ja Leute geben, die Texte im Booklet lesen. Und da haben EAVES gelungene Sachen stehen, Respekt! Respekt muss man auch der Mucke zollen, das ist feiner moderner Hardcore, der hier geboten wird, wer mit Namen wie GIVE UP THE GHOST oder DARKEST HOUR was anfangen kann, ist bei EAVES gut aufgehoben. Dazu noch ein wenig Emo ("Gestern ist nicht Morgen"), der sich durch gut getimte Breaks von den Moshcore-Attacken absetzt und fertig ist die gute Pladde. EAVES brechen keine Geschwindigkeitsrekorde, aber das würde auch nicht zu ihnen passen, stattdessen gibt es viel Mid Tempo, wodurch "Höhenangst" sehr eindringlich und massiv wirkt. Neben Sänger Jochen muss man Drummer Felix aus diesem Haufen ziemlich guter Mucker noch ein Stück hervorheben - was der Mann hier spielt, ist schon richtig hohe Schule! EAVES dürften sich mit dieser Platte als Geheimtipp aus Deutschland in der HC-Szene etablieren, sauber!
AGNOSTIC FRONT gehören zu den Bands, die eine Definition wie Old School überhaupt erst möglich gemacht haben. Live haben die fünf Amis nie einen Zweifel aufkommen lassen, dass sie bei der boomenden XY-Core Welle nicht mit einem Grinsen im Schaukelstuhl sitzen sondern noch Power wie eine wütende Bulldogge haben. Und das über zehn Jahre alte Album "One Voice" erinnert nicht nur beim Titel an "Another Voice". "Another Voice" zeigt AGNOSTIC FRONT in einer Rolle, die keiner anderen Band stehen würde. Wütende Hardcoreparts treffen auf heavy Gitarren, gänzlich unpeinliche Soli(!) sitzen wie der Stiefel im Magen, das gleiche gilt für Mirets Vocals. Mit "Pride.Faith.Respect" oder noch deutlicher mit "Hardcore! (The Definition)" haben sie sich selber Hymen auf den Leib geschrieben, die vor Energie und Selbstbewusstsein überkochen. Groovende Übersongs wie "Peace" oder "So Pure To Me" sind die Stärke und mit dem leichten Metaleinschlag und der brachialen Produktion von Jasta (HATEBREED) auch die kleine Überraschung des Albums. Und doch wissen die Jungs, dass ihre Fans Nummern wie "Take Me Back" oder "I Live It" brauchen wie die Luft zum Atmen: Gänsehaut beim puren Gedanken an eine brodelnde nassgeschwitzte Meute die den Chorus voller Inbrunst gen Bühne schreit. "Another Voice" ist der moderne Geniestreich bei gleichzeitigem in den Fokus Rücken der eigenen Trademarks, den AGNOSTIC FRONT gebraucht haben um nicht nur in den Erinnerungen sondern auch der Gegenwart wieder ganz ganz vorne mitzumischen, Und ab auf den Wunschzettel mit diesem Album.
"Tales From The Elvenpath" klingt so, als bekäme der Hörer "Elvenpath" zu hören. Ist aber nicht so, und das verdankt "Tales From The Elvenpath" der Tatsache, dass das Debut der Finnen nicht bei Drakkar erschienen ist. Der gleiche Umstand übrigens, der auch dafür sorgt, dass von "Once" kein Track auf dieser CD zu finden ist, NIGHTWISH haben dafür ja bei Nuclear Blast unterschrieben. Der Versuch eine komplette Übersicht über das Schaffen der Band um Frau Turunen zu geben scheitert damit am Urheberrecht. Die Songauswahl legt den klaren Schwerpunkt auf die beiden Alben "Oceanborn" und "Wishmaster", "Century Child" ist nur mit zwei Songs vertreten, das Cover "Over The Hills And Far Away" komplettiert die elf regulären Songs. Die folgenden vier "Rare Tracks" sind dann als Kaufgrund trotz schicker Goldschrift auf dem Cover sehr mager. Nur "Nightquest" mit einer Mischung aus bisweilen 80er Metalgitarren und Kneipenpiano fällt auf, Perlen findet man ansonsten keine unter den neuen alten Songs. Das nichts sagende Booklet mit den bekannten Bandphotos und keinen übrigen Informationen bestätigt den Eindruck, dass hier lieblos zusammengeschustert wurde, was eigentlich ohnehin niemand braucht. Unzeitgemäß und viel zu öde aufgemacht ist das sicher nicht die Art von Best Of die NIGHTWISH zur Ehre gereicht. Selten bot ein Best Of Album weniger Einblicke in die Bandgeschichte, dafür umso tiefere ins Weihnachtsgeschäft und das Labelleben.
MANTAS wird dem geneigten Hörer hoffentlich VENOM in Erinnerung rufen, war der Kerl doch einer der Gründer der englischen Kulttruppe. Wie jeder Gründer einer Legende (obwohl der Wacken-Auftritt vor einigen Jahren nicht gerade legendär war…) muss sich auch Herr Mantas aufmachen, mit Soloscheiben sein Können unter Beweis zu stellen. Nennt sich dann logischerweise MANTAS und klingt wie… nein, kein Black Metal. Hätte ich auch erwartet, aber stattdessen gibt es die volle Ladung moderner Sounds. NAIL BOMB meets SLIPKNOT, dazu noch SYL-mäßiges Riffgeschrubbe und ein wenig MINISTRY. Alles sehr kalt, klinisch, intensiv. Beim ersten durchlauf klang "Zero Tolerance" dann auch noch ganz cool, aber mit jedem neuen Hörerlebnis wurde es langweiliger und flachten die Songs immer mehr ab, bis so nach der Hälfte das große Gähnen einsetzt. In den Songs wird ordentlich Druck gemacht und verstecken sich einige coole Soli, aber Herr MANTAS hat einfach zu wenig Ideen in die Scheibe gepackt, da fehlt auf Dauer die Substanz. Oder die Abwechslung. Oder Kreativität. Aber immerhin ein Soloalbum. Wer’s braucht… Schuster, bleib bei denen Leisten.
"Future Classics" ist das dritte Album des 1996 ursprünglich als Trio gegründeten Fünfers THE WONDERFOOLS aus Norwegen. Und direkt mit dem Opener "Secrets And Lies" wird klar, worum es hier geht: melodischer Punkrock, vermischt mit Rock ´n Roll und 70er Garagen-Rock, alles ohne unnötige Schnörkel, grade und eingängig. Die meisten Stücke rocken schnell und straight nach vorne, und Songs wie "Hungry Eyes" und "The Machine" setzen sich direkt im Gehörgang fest. Sound, Songs und Gesang - also so ziemlich alles - erinnern dabei extrem an die HELLACOPTERS, was ja aber eigentlich nicht wirklich tragisch ist, da die ja hervorragende Musik machen. Nur auf irgendetwas Eigenständiges oder Originelles wartet man hier vergeblich und man hat ständig das Gefühl, das alles schon mal irgendwo gehört zu haben (vermutlich auf einer HELLACOPTERS-Platte...). Trotzdem - die WONDERFOOLS machen einfach unglaublich Spaß und gute Laune, und "Future Classics" ist ein tolles Rock-Album, randvoll mit guten Songs, Energie und Spielfreude, das man nach dem ersten Durchgang direkt noch mal von vorne hören will.
Wozu braucht der FC St. Pauli eigentlich schon wieder ein Benefiz-Projekt? Sollten Retter- und Rasenpaten-Aktion sowie Sponsoren wie Astra, Mobilcom und Bommerlunder, an die 10.000 verkaufte Dauerkarten und die zahlreichen Merchandising-Produkte nicht so langsam genug Kohle eingebracht haben, um den Verein zu sanieren? Aber was die Vereinsführung mit den Einnahmen in Millionenhöhe anstellt, ist ja schon seit längerem nicht mehr zu durchschauen. Für gute Spieler wird das Geld auf jeden Fall nicht ausgegeben... Aber was weder Cover noch Booklet vermitteln, wird im Presseinfo geliefert: Der komplette Gewinn aus dem Verkauf des Albums fließt zwar dem FC St. Pauli zu, soll aber projektgebunden für dessen Jugend- und Sozialarbeit im Viertel verwendet werden. OK - wenn´s stimmt, eine schöne Sache, zumal sämtliche Bands auf Lizenzzahlungen verzichten und einige Stücke sogar eigens für die CD aufgenommen haben. Die Zusammenstellung ist dann aber stellenweise etwas seltsam. Die vertretenen Hamburger Hip Hop-Acts - von FETTES BROT, über die BEGINNER, bis zu DEICHKIND - gehören sogar noch am ehesten auf diese Platte, wobei ich nicht verstehe, warum man von den BEGINNERN das uralte "Rock On" gewählt hat, anstatt den "City Blues" von der letzten Scheibe - eine einzige Liebeserklärung an die Stadt Hamburg, insbesondere auch an den Stadtteil St. Pauli. Auch die sogenannte Hamburger Schule muss man wohl auf eine solche Compilation nehmen, und so finden sich hier Tracks von TOCOTRONIC, den STERNEN und BLUMFELD. Zu Bernd Begemann muss hier hoffentlich nichts groß erzählt werden: Sein "Oh, St. Pauli" ist wohl der schönste und passendste Song auf der Platte. Auch die ÄRZTE passen in diesen Kontext, immerhin wohnt Bela seit einigen Jahren in Hamburg und besitzt eine Dauerkarte fürs Millerntorstadion. "Bravopunks" ist mit seinen 1:14 Minuten zwar ein bisschen dürftig, aber zum Glück bleibt man hier wenigstens von Belas grauenvoller "You´ll Never Walk Alone"-Version verschont. Aber was bitteschön machen die SPORTFREUNDE STILLER auf dieser Platte? Klar, sie sind Fußballfans, aber bekanntlich Bayern-Anhänger, und von einer Sympathiebekundung in Richtung St. Pauli ist zumindest mir nichts bekannt. Aber es kommt noch schlimmer - und zwar in Form von WIR SIND HELDEN. Ganz davon abgesehen, dass sie zum Übelsten gehören, was die deutsche Musikindustrie in den letzten Jahren hervorgebracht hat, fehlt mir hier dann endgültig der Bezug zu Verein, Fußball und Hamburg. Klar, die Platte soll sich auch in Berlin und München verkaufen, und wenn dadurch Geld für Jugendarbeit reinkommt, ist das ja auch ein löbliches Unterfangen, aber diese Compilation wird weder dem Verein noch dem Stadtteil St. Pauli gerecht. Eine Zusammenstellung mit Underground-Bands hätte weitaus besser gepasst, grade vor dem Hintergrund der Hafenstraße, deren Aktivisten immerhin das Totenkopf-Logo entliehen ist. Und außerdem: es gibt in Hamburg genügend gute Bands, um eine Platte vollzubekommen. Wo sind beispielsweise RANTANPLAN, SUPERPUNK und BAZOOKA CAIN? Mit dieser CD wird lediglich das Image unterstützt, das der Verein außerhalb der Dauerkarten-Besitzer hat, das ja zur Zeit deutschlandweit und sogar im deutschsprachigen Ausland als Kult gefeiert wird, wohingegen die Mannschaft auch diese Saison wieder nur mäßig spielt und die Vereinsführung den Bach runtergeht. Im Grunde spiegelt "Heimvorteil" dadurch den derzeitigen Zustand des kompletten Vereins wieder: außen hui - innen pfui...
Ich bin eher "Slave To The Grind" als ewiger Sklave von Lady Angellyca und ihrer Combo FOREVER SLAVE. Warum bei Bands mit Frauengesang immer so’n Wind gemacht wird, weiß ich auch nicht, aber in Zeiten von Pop Marke NIGHTWISH oder WITHIN TEMPTATION wird hoffentlich auch Bands wie FOREVER SLAVE die Aufmerksamkeit gegeben, die sie verdienen. Die Band bemüht sich, aus den Klischees auszubrechen, die solcher Musik vorgegeben sind und kann das stellenweise auch gut umsetzen, die Songs sind deutlich düsterer und mit etwas ausgestattet, das den erfolgreichen Trällercombos fehlt: Atmosphäre. Dazu tragen das dezent eingesetzte Keyboard und vor allem Violinenspieler Ignacio bei, die eine dunkle und gleichermaßen traurige Stimmung erzeugen, die vom Gesang dankbar aufgenommen wird. Gleichzeitig rocken die Gitarren mit klassischen Metal-Riffs und Drummer Edward (der einzige mit gutem Musikgeschmack in der Band hehe) treibt seine Kumpane ordentlich an. FOREVER SLAVE haben keinen Hit, keinen eingängigen Song, der auch bei Top Of The Pops nicht auffallen würde, dafür aber eine sehr schöne und melancholische Platte eingespielt. Danke dafür.