Malta muss ein sehr entspanntes Fleckchen sein. Abgesehen von den schönen Stränden gibt es auf den Inseln so gut wie keinen Winter, und sogar im Januar und Februar kann man manchmal im T-Shirt vor die Tür gehen. Genauso relaxed und warm klingt die Musik des jungen maltesischen Trios BEANGROWERS. Wer auf ihrem dritten Album "Dance Dance Baby" allerdings Gute-Laune-Sonnenschein-Musik erwartet, könnte falscher nicht liegen - vielmehr haben es ihnen die melancholischen Klänge angetan. Gerockt wird nur selten, wie etwa beim Titelsong, bei "You Are You Are" oder bei "I Like You", wo über treibenden 80er Drum-Beats auch mal etwas Garagen-Verzerrung in Gesang und Gitarre gedreht wird. Dominieren tun aber die ruhigen, traurigen, wehmütigen und träumerischen Töne, wie sie in Stücken wie "The Farewell Party", "Waiting" oder dem beinahe meditativen Fast-Instrumental - der Gesang setzt erst ganz am Ende ein - "Lucky Luca" angeschlagen werden. Außer den 80ern haben offensichtlich auch die 70s und vor allem die 60s ihren Einfluss auf die BEANGROWERS hinterlassen, was in Kombination mit der wunderschönen, klaren Stimme von Sängerin und Gitarristin Alison Galea dazu führt, dass die gesamte CD von ein wenig CARDIGANS-Flair abzüglich des Easy Listening-Faktors durchzogen ist. "Dance Dance Baby" ist sicherlich kein Album, das man aufregend nennen könnte, bietet dafür aber schöne und schlichte Popmusik, in die man sich je nach Bedarf wunderbar hineinfallen oder sich von ihr irgendwo anders hintragen lassen kann. Z. B. an den Strand von Malta...
Ich gebe zu, dass mich in der letzten Zeit kaum eine Scheibe so sehr beschäftigt hat wie das neue Werk des vermutlich wahnsinnigsten Gitarristen der Welt. Nach einer längeren Abstinenz präsentiert uns unser Yngwie mit "Unleash The Fury" eine neue Odyssee durch die endlosen Weiten des gitarrentechnisch Machbaren. Nachdem seine letzten Alben weder bei der Presse noch bei den Fans sonderlich gut wegkamen, musste sich der Schwede etwas einfallen lassen, seine Gefolgschaft bei der Stange zu halten, was ihm mit dem neuen Album aber nicht ausnahmslos gelingt. Über 70 Minuten und 18 Songs lang geht es zur Sache, wobei sich Herr Malmsteen hauptsächlich bei den eingestreuten Instrumentalstücken richtig austobt und sich bei den regulären Kompositionen meist songdienlich zurückhält (was nicht heißen soll, dass man ihn und seine Wahnsinnsakrobatik nicht heraushört…). Auch die Abwechselung kommt nicht zu kurz, da die Stücke wahlweise episch - riffig - stampfend (das von Yngwie selbst gesungene "Cracking The Whip", "Cherokee Warrior", "Revelation (Drinking With The Devil)", "The Hunt", das saugeile "Winds Of War (Invasion)" oder der vielschichtige Titelsong) oder speedig daherkommen ("Locked & Loaded", "Revolution", "Crown Of Thorns", der Hammer "Beauty And The Beast", "Exile"). Die reinen Instrumentals werden meist von Klassikzitaten beherrscht und wirken durch ihre Streuung auf der Platte wie Werbeunterbrechungen für unglaubliches Gitarrenspiel. "Value for money" gibt es demnach ohne Frage, aber bis auf wenige Ausnahmen reißen mich die Songs nicht völlig vom Hocker, auch, wenn sie durchweg toll gemacht sind und nicht nur durch die Saitenzaubereien, sondern auch durch Doogie White´s herausragenden Gesang zu gefallen wissen. Sehr gefällig ist auch die raue, erdige Produktion, die ein wenig klingt, als sei die Scheibe live im Studio eingespielt worden, was der Sache mehr Authentizität verleiht. Unterm Strich ist "Unleash The Fury" ein (wie immer) technisch brillantes, hörenswertes Werk geworden, das zum Glück nicht zur puren Selbstdarstellung verkommt, jedoch im Ganzen nicht an Klassiker wie "Marching Out", "The Seventh Sign" oder "Magnum Opus" heranreicht. Trotz der Kritikpunkte könnten aber viele Yngwie - Freunde von dem Album positiv überrascht werden!
Noch nen Split von den Umtrinkern: Diesmal allerdings tun sich große Unterschiede zwischen beiden Bands auf. AGRYPNIE haben sich düsterem Black Metal verschrieben, FATED eher dem melodiösem Death-Power-Metal. Bei ersterer handelt es sich um ein Solo-Projekt des Nocte-Obducta-Sängers names "Torsten, der Unhold". Sein Black Metal ist sehr, sehr melancholisch, fast depressiv und kommt mit "Diliculum" stimmungstechnisch schon fast in Shining-Nähe. Ansonsten aber liefert der Unhold viele Trademarks, die das Credo "Avantgarde" rechtfertigen: Lange Songs, krächzige, verzweifelte Stimme mit zum Teil deutschen Texten, viele Ideen, überraschende Wechsel, aber auch viele unsterbliche Basis-Elemente wie klirrende Gitarren, pumpendes Double-Bass)-Drumming (gefällig und doch aus der Konserve) und doch angenehme Melodien. Die fünf Songs sind nicht zum Verzweifeln, im Gegenteil, sie machen Lust auf mehr.
Was auf die Band von Claudius Cremer, Hamburger Exilant in Hessen. Der Ex-Paragon-Mann hat ein paar Songs seiner alten Band FATED ausgebuddelt. Eine Mischung aus Power- und Death-Metal, auf jeden Fall recht eigenwillig. Mit AGRYPNIE ist FATED überhaupt nicht zu vergleichen, kann aber deren Exklusivität oder Klasse nicht halten. Deswegen macht CC aber noch lange keinen Scheiß. Musikalisch ist die Band ihren Wurzeln treu geblieben - Megadeth und alte Metallica. Die Death-Metal-Harke kehrt in erster Linie durch die growlige Stimme Marcos (Opallessence). Für mich gibt’s ein paar zu viele Soli und ein bisschen zu wenig Druck beim Sound. Zudem fehlt den Songs manchmal trotz vieler interessanter Aspekte (überraschende Breaks, schöne Melodien, nette Effekte) ein wenig der Drive. Ein wenig erinnert der Kram gefühlsmäßig an ein Treffen verdammt alter skandinavischer Death-Metal-Sachen wie Amorphis mit der norddeutschen Metal-Schule. Etwas schlapp finde ich das an sich geniale Morgana-Lefay.-Cover "Isengard" das beide Mannschaften gemeinsam performen - ein wenig druck- und tempolos, wie ich persönlich finde. Gesamt-Ergebnis: Nicht schlecht, aber das Duell AGRYPNIE VS. FATED gewinnt der BM-Vertreter.
Wenn man sich nicht recht entscheiden kann, ob man jetzt Emo, Hardcore oder gar Metalcore machen will, wird man einfach Freund experimenteller Klänge und nimmt ein Album wie "Hell Actually Is All Around” auf. Schon kann man fröhlich Eingängigkeit, jazzige Passagen und puren Noise zocken, ohne das sich irgendjemand über Inkonsequenz mokiert. Songtitel Marke "Crashcarts Look Nicer Than Daisies" dürfen da auch nicht fehlen, ebensowenig entsprechend wirre Lyrics. A CASE OF GRENADA bekommen es glücklicherweise auf die Pfanne, die vielen verschiedenen Einflüsse, die von UNSANE bis NEUROSIS und von REFUSED bis zu CONVERGE reichen, unter einen Hut zu bringen und eine durchaus hörbare Platte aufzunehmen. Klar ist "Hell Actually Is All Around" kein leichter Stoff, wer sich aber Zeit nimmt, wird mit vielen kleinen Ohrwürmern belohnt, die sich selbst in den abgefahrensten Parts verstecken. A CASE OF GRENADA können neben noisig-jazzigen Sachen ("Mahou") ebenso anständig rocken ("Ouch Ouch") und den Hörer so auf ein Wechselbad von Krach und Rock mitnehmen. Eine Scheibe, die einen fordernd und irgendwann mit dem Fazit "cool!" zurücklässt. Lohnt sich definitiv, diese Zeit zu investieren. Oder wie Redaktions-Gute-Laune-Fee Laetti sagen würde: "Und man kann sie sich so schnell schön hören."
Die von Szeneoriginal Anton Reisenegger in Chile gegründete Band CRIMINAL existiert mittlerweile schon knapp 15 Jahre und kann auf einige coole Achtungserfolge zurückblicken. Und mit ihrem neuen Werk "Sicario" sollte sich der gute Ruf des Quartetts noch weiter manifestieren, denn die Jungs haben hier ein sehr gelungenes, modernes, aber zu keiner Sekunde "trendiges" Album an den Start gebracht. Ganz grob kann man den Stil zwischen KREATOR und THE HAUNTED, auch den Gesang betreffend, einordnen und man merkt sofort, dass sich hier Old School und New School die Klinke in die Hand geben. Ein fettes Riff reiht sich an das nächste, immer songdienlich und eingängig. Dabei scheuen CRIMINAL keine Melodien und Soli, was sie somit auch für melodische Death Metaller und sogar Metalcore´ler qualifiziert. Schön groovy, heavy und von Andy Classen kraftvoll produziert, bollern Stücke wie der Opener "Rise And Fall", das geile "The Root Of All Evil" oder das monströs nach vorne peitschende "From The Ashes" aus den Boxen. Ein echter Ausfall ist nicht auszumachen und alle Songs halten in etwa den sehr hohen Qualitätsstandard. Hört man sich "Sicario" jedoch vergleichend mit den letzten, herausragenden Werken der beiden oben genannten Kollegen an, stellt man fest, dass CRIMINAL deren Pegel nicht ganz mitgehen können. Wie gesagt, nicht ganz! Trotzdem ist das Album, gerade für modern angehauchte Banger, ein echter Hinhörer, der sicher niemanden enttäuschen wird. Sehr gut und nur aufgrund kleinerer Schwächen beim Songwriting knapp am "Tipp" vorbei!
Was hab ich mich über die DANCE OF DEATH Tour aufgeregt. Ein viel zu kurzes Set, bestehend aus fast nur 08/15 IRON MAIDEN-Klassiker, die es immer gibt und dazu noch sechs Songs vom aktuellen Album, welches ich auch nicht gerade als Meilenstein bezeichnen würde. Und dafür hat man dann 50 Öcken und mehr gelöhnt - na toll. Auch vor der Halle traf man etliche Fans die geflucht haben. Wieso hör ich mir dann überhaupt die neue "Dance Of Death" Doppel-Live-CD aus Dortmund an? Ich weiss es nicht. Fakt ist - das Ding geht runter wie Butter. Astreiner Live Sound, schöne Chorgesänge des Dortmunder Publikums und ein sehr ansprechendes Booklet vollgepackt mit schönen Live Pictures. Und die Songs? Naja - wenn ich mir jetzt zwei Jahre später "Rainmaker" oder "No More Lies" anhöre und mir dazu die ausrastende Meute vorstelle, dann bekomme ich Gänsehaut. Die Songs scheinen in meinem Gehör gereift zu sein. Klar bleibt ein Manko der CD das wohl keinen Maiden Fan mehr die 23. Live-Version von "Fear Of The Dark", "Number Of The Beast" oder "The Trooper" vom Hocker reißen dürfte. Dafür gibt’s mit "Lord Of The Flies" aus dem Blaze Zeitalter doch noch etwas Besonderes auf die Ohren. Das PRODUKT "Dance On The Road" ist überdurchschnittlich gut produziert, so dass Maiden Neulinge ohne ausgeprägte Live-Sammlung sofort kaufen sollten. Wenn ich mir jedoch die Nettospielzeit der Shows von knapp 95 Minuten ansehe, tun mir die 50 Euro schon wieder leid. Das es zumindest noch etwas länger geht haben unsere Briten ja erst kürzlich auf der letzten Tour gezeigt. Die Live-CD davon dürfte bis 2007 bestimmt auch draußen sein - dann sogar mit ganz besonderen Highlights!
EDGUY Fans aufgepasst - hier gibt’s was auf die Ohren. Ihr könnt nicht warten bis das neue Langeisen raus kommt? Dann rennt fix in die Läden und kauf euch die "Superheroes" EP. Den Titelsong müsst ihr euch wie eine leider etwas schwächere Kopie von "King Of Fools" vorstellen - bewegt sich hier doch alles im Midtempo Bereich geht jedoch der Refrain ebenso schnell ins Ohr wie sein Vorgänger. Da hingegen donnert "Spooks In The Attic" in alter Edguy Manier ordentlich los. Ein Melodiengewitter prasselt herab und animiert zum Mitschunkeln. 1a ! Mit "Blessing In Disguise" regiert dann das Kontrastprogramm: eine ruhige Halbballade mit mehrstimmigen Refrain Gesang und einem emotional geladenem Solo im letzten Bridge Part. Sehr schön.
Die größte Lobeshymne gibt es aber für "Judas At The Opera". Der hätte mit seinen abwechslungsreichen Stimmungsparts und der 7 minütigen Dauer zweifelsohne auch auf einer der Avantasia Platten drauf sein können, was nicht nur daran liegt, das Tobias Sammet und ex Helloween Star Michael Kiske hier im Duet singen. Mit seinen unterschiedlichen Strukturen müssen einfach Vergleiche zu "The Seven Angels" gezogen werden. Der Song ist innovativ und sehr ansprechend. "The Spirit" wird dann noch mal eine ganze Spur langsamer und Tobias zeigt hier seine gesangliche Vielfalt. Hier überzeugt vor allem das Gitarrenspiel der Akustikklampfe mit dem sich ein ganz neuer Abgrund bei EDGUY auftut. Die als Epic Version bezeichnete Balladen Nummer von "Superheroes" geht bei mir leider gar nicht ins Ohr - der Song ist allemal für romantische Kuschelstunden geeignet auch wenn es da von Edguy wesentlich bessere Songs gibt. In jedem Fall ist die EP zum Preis einer Single erhältlich und angesichts der Tatsache, dass das Album noch ein paar Monate dauert, steht dem Kauf für Edguy Fans nichts im Wege.
Drei Alben haben MASSEMORD schon veröffentlicht, "12 Years Of Mass Murder” ist demnach logischerweise Nummer vier. Von den drei Scheiben davor hab kenne ich nix, aber nach dem Genuss von "12 Years Of Mass Murder" glaube ich nicht, dass mir da viel entgangen ist. Langweilig vor sich hinplätschernder Black Metal ("Den Sharte Skogen"), mit dünn produziertem Schlagzeug und nur sporadischen Vocals, das reisst mich einfach nicht vom Hocker. Dass das die Drums so dünn produziert wurden, ist bei dem einfallslosen Gekloppe des Schlagwerkers nicht weiter schlimm, dafür sind die Gitarren ordentlich sägend und können mit einigen guten Passagen aufwarten. Aber das reicht nicht, um die Scheibe aus der Langeweile zu ziehen. Kaum einmal hat man das Gefühl, dass so etwas wie Atmosphäre aufkommt oder man von musikalischen Ideen überrascht wird, die nicht schon tausend andere Black Metal-Bands vor MASSEMORD zu Tode geritten haben. Schade drum, aber "12 Years Of Mass Murder" ist so lahm und uninspiriert, wie schon das ach so provokante Cover verspricht. Gar nicht.
Schon seit vielen Jahren geistern die Oldenburger INGURGITATING OBLIVION durch den deutschen Underground - jetzt endlich haben sich Unmatched Brutality der Band angenommen und vertreiben ihr neues Album "Voyage Towards Abhorrence" weltweit. So viel sei gleich vorweg genommen: wer auf technischen Death Metal abfährt, sollte sich den Namen INGURGITATING OBLIVION unbedingt merken und die Scheibe kaufen! Ganz im Stile von GORGUTS, IMMOLATION (gerade in Sachen Atmosphäre) und - natürlich - MORBID ANGEL ackern sich INGURGITATING OBLIVION durch die acht Songs der Scheibe und liefern ein Feuerwerk an technischer Finesse ab. Was Schlagzeuger und ganz besonders die Gitarristen da auf die Beine stellen, ist schon beeindruckend und auf einer Stufe mit anderen deutschen Frickelbands wie NECROPHAGIST. Mir ist nur der Gesang ein wenig zu eintönig und auch etwas zu kraftlos, was aber nicht heißen soll, dass der Mann generell einen schlechten Job abgeliefert hat. Im Großen und Ganzen passt das schon, aber mehr Abwechslung hätte der Stimme nicht geschadet. Das ist aber nur ein kleiner Tropfen Wehrmut auf einer ansonsten großartigen Scheibe, die INGURGITATING OBLIVION als technisch versierte und im Songwriting fitte Band zeigt, die sich über die Jahre ihre eigene Nische im Genre geschaffen hat und mit "Voyage Towards Abhorrence" ein ziemlich gutes Stück technisch-brutalen Death Metal abgeliefert hat.
NO TURNING BACK gehören zu den veröffentlichungsfreudigen Bands der HC-Szene; nach dem letztjährigen "Damage Done" kommt heuer die neue EP "Rise From The Ashes" ins Haus geflattert. Auf der finden sich sechs neue Tracks und drei Überbleibsel aus der 2002er Aufnahme-Session, die aber weder sound- noch spieltechnisch hinter den neuen Stücken bleiben. Wie gewohnt hauen uns NO TURNING BACK punkigen Hardcore der alten Schule um die Ohren, ohne Gnade und ohne Verschnaufpause. Die neun Songs gehen fast durchgehend rasend schnell an einem vorbei, schaffen es aber gleichzeitig, sich von einander zu unterscheiden und im Ohr hängenzubleiben, was ja bei Hochgeschwindigkeitsplatten nicht immer der Fall ist. NO TURNING BACK standen für direkten old schooligen Hardcore, eine Tatsache, die sich auch mit "Rise From The Ashes" nicht geändert hat. Eine ehrliche Platte einer ehrlichen Band. Kaufen, wenn MADBALL oder TERROR auf der persönlichen Hitliste ganz oben stehen!