Wenn sich ein paar alte Recken aus der Hard Rock - Szene unter dem Namen POWER PROJECT zusammentun und dem Ganzen dann noch den Titel "Dinosaurs" verpassen, kommt man auch als Old School - Fan nicht umhin, ein fettes Grinsen aufzusetzen. Mehr Selbsterkenntnis geht nicht! Und abgesehen von der sehr dünnen, kraftlosen Produktion, die der Musik leider viel von ihrem Dampf nimmt, macht diese Allstar - Truppe eigentlich nicht viel falsch. Klar, Innovationen sind überhaupt nicht gesät, und echte Härtefälle dürfen keine alles niederwalzenden Rifforgien erwarten. Die 80er sind allgegenwärtig, aber in sehr angenehmer Weise. Besonders gelungen ist der epische Gesang von Carl Sentance, der den durchweg guten Songs eine eigene Note verleiht, der aber aufgrund diverser arg hoher, mitunter auch kitschiger Töne nicht Jedermanns Sache sein dürfte. Auch beim Songwriting ist alles im grünen Bereich, wobei besonders der hymnische Opener "Mind Control", das fixe "War Is Over", das schleppende "20 Hours Of Midnight" und das sehr PRIEST - lastige "Welcome To Tomorrow´s Little World" positiv aus dem Rahmen fallen. Der Rest des Materials ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern und zeigt, dass auch ältere Semester noch zu überzeugenden Taten in der Lage sind. "Dinosaurs" ist ein lohnender Anchecktipp für 80´s - Hardrocker und aufgrund des getragenen Stils auch für US Metaller, die hier allesamt eine Scheibe vorfinden werden, die mit jedem Hören wächst und sich als wirklich gutes (Power) Projekt outet. Nett!
Sie wären frost-bitten, würden sie nicht in Thailand leben. SURRENDER OF DIVINITY machen schon seit einigen Jahren den Black Metal-Underground unsicher und haben jetzt ihr zweites Album, "Manifest Blasphemy", fertig. Wie gehabt werden von dem asiatischen Quartett keine Kompromisse eingegangen, weder in Sachen Optik noch Produktion oder Songwriting. So rumpelt das Schlagzeug dank der Produktion recht kraftlos, was besonders bei der schnellen Passagen unangenehm auffällt und die Gitarren sind viel zu bassarm. Ob die Jungs überhaupt einen Bass am Start hatten, als sie die Scheibe eingespielt haben, weiß ich nicht, hören kann man ihn auf jeden Fall nicht. Der Gesang ist knurrig-kreischig und erinnert an alte MAYHEM, wie überhaupt die ganze Scheibe ein Tribut an die richtig alten, rohen Black Metal-Sachen ist. das wird heutzutage nur noch wenige Leute ansprechen, aber das wird SURRENDER OF DIVINITY herzlich egal sein. Black Metal, wie er old schooliger nicht sein kann - und gleichzeitig auch noch gut gemacht!
Nachdem die BABYLON BOMBS mit ihrem letztjährigen Debüt "Cracked Wide Open And Bruised" einen Bombeneinstieg in die Sleaze und Rock’n’Roll Szene feierten, legen sie jetzt Anfang 2006 mit "Doin’ You Nasty" auf ähnlich hohem Level nach. "Doin’ You Nasty" bietet zwölf eingängige Schwedenhappen mit Ohrwurmgarantie und einiges an Abwechslung - bereits der Opener "Jaded Heart" legt sich mit einschmeichelnden Refrain und einer Portion "ihr könnt uns mal" in die Gehörgänge. Die nachfolgende, mit starker Glamrock-Attitüde versehene Single "Louder" hat als Gast Mia Coldheart von den Crucified Barbara an Bord und rockt gewaltig (einen weiteren Gastspieler holte man sich mit dem Diamond Dogs Keyboarder Henrik Widén ins Studio). Bei "Crack Of Dawn" wird das Gaspedal zwar nur halb durchgetreten (der Song hat trotzdem kräftig Wums), nur um gleich darauf mit "Let It Loose" wieder astreinen Rock’n’Roll zu zelebrieren. Gegen Ende folgt auf die obercoole, fast schon AOR-mäßige Ballade "Proud" mit "White Trash Beauty" und "Moonshine Beat" zwei räudige Kick-Ass-Tracks. Die Überraschung des Erstlings kann das schwedische Quartett zwar nicht toppen - mittendrin wird’s mal etwas glatter - Schwedenrock-Fans können aber mit "Doin’ You Nasty" an sich nichts verkehrt machen. Ab mit den Teil ins Auto, Fenster runter, Dach auf (wer kann) und "Doin’ You Nasty" in den Player - mit den BABYLON BOMBS rockt der Frühling bestimmt.
Gary John Barden kennt alle Welt von MSG, und auch, wer die nicht mag, muss sagen, dass ein Sänger, der dort tätig ist, was können muss. Das stimmt, denn stimmlich hechelt der Gary keineswegs hinter Vorzeige-Locken wie Coverdale und Co. hinterher. Was aber dieser Scheibe (bei der übrigens Mad-Max-Sänger Michael Voss Gitarre und Bass gespielt hat und Udo/Maffay-Drummer Bertram Engel trommelt) zu schlechte gehalten werden muss: Viele Songs rocken nicht: So ist Song drei namens "Stop" mit einem dermaßen plumpen Chorus versehen ("Do You Believe In Magic…"), dass einem das Trällern kommt. Und "Let Me Down" klingt zwar sehr beswingt, aber eben auch sehr soft. Dann gibt’s noch schwülstige, pathetische, poppige oder auch gefühlvoll-gute (Semi-)Balladen (gut: "Wounded"), viel traditionellen Hard Rock, ein bisschen slidiges Western-Feeling ("No More Reasons"). Die Stimme ist toll, die Musik hochgradig professionell. Aber "The Agony And Xtasy" ist eben überhaupt nicht dreckig. Das ist zwar nicht Scheiße, aber sehr schade. Und es wird nicht reichen, um aus den Schatten der Genre-Anführer so richtig herauszutreten. Hard Rocker sollten aber dennoch ein Öhrchen beim Cola-Whisky riskieren.
HEROD haben sich seit ihrem Debütalbum Zeit gelassen und ihre musikalische Ausrichtung etwas verändert. Statt altem Thrash Marke METALLICA & MEGADETH gibt es jetzt richtig klassischen Heavy Metal zu hören, der manchmal sogar die Grenzen zum Hard Rock überschreitet und in seinen besten Momenten an ICED EARTH erinnert. Besonders gesanglicht testen die New Yorker die Grenzen aus, im wahrsten Sinne des Wortes. So hoch wie auf "Rich Man´s War, Poor Man´s Fight" können nur wenige Sänger kreischen, ich sag’ nur Air Raid Siren. Wem’s gefällt, mir nicht so sehr. Aber das ist ja kein Geheimnis. Anstelle der Kreischeinlagen hätte ich mir mehr aggressive Parts gewünscht, wie beim Opener "Assimilation", bei dem es recht heftig zur Sache geht. Aber HEROD sind ja nicht nur ein Sänger, sondern eine komplette Band, so dass natürlich das Gesamtergebnis zu sehen ist. Und da konnten sich die fünf steigern und klingen nicht mehr so verloren und Stil-mäßig durcheinander. HEROD haben sich besonnen, was sie eigentlich machen wollen und ein respektables Metal-Album geschrieben, dass manchmal zwar etwas altbacken klingt - aber da es auch altbackene Fans gibt, sollte das kein Problem sein, oder?
Es ist nun nicht unbedingt so, dass ich viele der verbrauchten Crossoverbands der frühen und späten Neunziger sehr vermisse. Umso mehr freue ich mich aber, wenn Bands wie STIMPACK deren Geiste - wenn auch ohne DJ und Samples- ins nächste Jahrzehnt retten. Die "nächste Generation Schwermetall" findet sich in meinen Ohren hier zwar nicht, denn dafür haben STIMPACK einfach zu wenig Metal im Blut. Wohl aber versuchen die fünf mit gewitzten, wenn auch manchmal zu chaotischen Songstrukturen Boden gut zu machen. Wenn man auf cleanen Gesang steht, schaffen sie den Spagat aus leicht sperrigen Strophen und melodischem Chorus ganz gut. Anders als das Core-Genre setzen sie nicht auf die Mischung aus brachialen Sounds und zuckersüßen Eskapaden, die Breaks erfolgen sanfter, die rockige Grundstimmung bleibt. STIMPACKS Musik vereint New Metal mit Crossover und einer großen Portion Rock, abgesehen von den cleanen Parts hätten Tracks wie "Wargasm" und "Blame&Answer" aber noch abwechslungsreicher, grade beim stets hüpfbaren Rhythmus, geraten sollen. STIMPACK bringen nicht die große Innovation, sondern wie beim Vorgänger eher eine Collage bekannter Themen. Und dass das nicht schlecht sein muss, zweigt die EP "Wargasm" durchaus. Die Produktion ist im Gegensatz zum Debüt voller geraten, einen wirklichen eigenen Sound vermisse ich aber noch. Das zweite Album der Bayern soll in Kürze erscheinen– warten wirs ab und hoffen das Beste!
Warum sie ihn "The Revenge" genannt haben weiß ich nicht. Dass es im amerikanischen Musikfernsehen MTV2 zumindest teilweise noch ordentlichen Bums gibt nach dem Hören von "Headbangers Ball - The Revenge" schon. SLIPKNOT beginnen mit "Before I Forget" von "Vol. 3 - The Subliminal Verses" für ihre Verhältnisse erstaunlich zahm, die folgenden KORN haben ihre Zähne ohnehin abgeschliffen - nach Rache klingt das nicht. Bei SOULFLY und HATEBREED wird dann aber der Knüppel ausgepackt. Und spätestens nach diesen vier Namen wird einem dann auch bewusst, dass Roadrunner Records eine wahrhaft illustre Schar an Bands aufgeboten hat. Neben wirklich hartem Stoff bringen Bands wie MUDVAYNE, LACUNA COIL, BLOODSIMPLE, HIM oder DISTURBED auch etwas mehr Rock. Die erste CD vereint die (zumindest bei uns) etwas bekannteren Namen, die zweite hat entsprechend ein paar Überraschungen mehr - unter anderem die wütende Allstar Combo KINGDOM OF SORROW (J. Jasta (HATEBREED), K. Windstein (CROWBAR), D. Kerswill (SEEMLESS)). Einige Songs kennt man zwar zur Genüge, vieles aber auch gar nicht oder in anderer Form. Sehr, sehr gnadenlos preschen BEHEMOTH in die auf modernen Metal kalibrierten Ohren des Core-Geschehens, und bei der BLACK LABEL SOCIETY kann sogar gekuschelt werden. "Headbangers Ball - The Revenge" ist ein verdammt gelungener und vielseitiger Überblick. Der harten Musik gehts 2006 verdammt gut!
Disc 1:
01. Slipknot - Before I Forget
02. Korn - Liar
03. Soulfly - Carved Inside
04. Hatebreed - To The Threshold
05. Mudvayne - Forget To Remember
06. Avenged Sevenfold - Burn It Down
07. HIM - Vampire Heart
08. Trivium - A Gunshot To The Head Of Trepidation
09. Lamb Of God - Now You´ve Got Something To Die For (live)
10. 10 Years - Wasteland
11. Disturbed - Guarded
12. As I Lay Dying - Through Struggle
13. Lacuna Coil - Our Truth
14. Underoath - It´s Dangerous Business Walking Out Your Front Door
15. Mastodon - Blood & Thunder
16. Killswitch Engage - A Bid Farewell (live)
17. Black Label Society - In This River
18. Bleeding Through - Kill To Believe
19. In Flames - Take This Life
Disc 2:
01. Chimaira - Nothing Remains
02. Bullet For My Valentine - Suffocating Under Words Of Sorrow (What Can I Do)
03. Arch Enemy - Nemesis
04. It Dies Today - Severed Ties Yield Severed Heads
SATYRICON sind ein Phänomen! Jede andere Band der schwarzen Szene wäre nach modernen Soundeskapaden der Marke "Rebel Extravaganza" (immer noch eines der besten Black Metal - Werke der ausklingenden 90er Jahre) und sogar Remixes alter Hymnen durch die Elektrospezis APOPTYGMA BERZERK hochkant aus dem Verein geflogen. Mittlerweile habe ich den Eindruck, die beiden Nordlichter Satyr und Frost dürfen alles und werden dafür geliebt. Recht so! Das Duo hat die Grenzen einer sich stets selbst limitierenden Szene schon vor zig Jahren eingerissen und erntet heute die Früchte seines Schaffens - inklusive eines Majordeals (!) für das letzte, ebenfalls hochklassige Werk "Volcano". Zwar hat man mittlerweile in das auch nicht gerade kleine Haus Roadrunner gewechselt, aber der Stil des Vorgängers hat sich nicht grundlegend verändert. Noch immer bewegen sich die Norweger im Drehzahlkeller, lassen dreckigstem Rock´n´Roll freien Lauf und verzichten auf das Brechen der üblichen "höher, schneller, weiter" - Rekorde. Blastspeed - Orgien oder laute Kreischwettbewerbe hat man einfach nicht mehr nötig und konzentriert sich auf die Songs, die sogar noch einen Tick spartanischer herüberkommen als in der Vergangenheit. Aber genau dieses irgendwie Eintönige, Ruhige, Verstörende wirkt gleich doppelt böse und aggressiv! Hin und wieder werden auch Keyboards eingesetzt, die allerdings ebenfalls nicht gerade "bunt" klingen und den durchweg erstklassigen Songs mitunter Horrorsoundtrack - Atmosphäre verleihen. Man höre sich nur mal den abschließenden Übersong "To The Mountains" (Wahnsinn!) an, der fast schon BOLT THROWER - artige Riffs mit monotonem Bombast kombiniert und wie ein finsterer Gruselstreifen in "Dolby 5.1" tönt. Genial! Genau wie der Rest von "Now, Diabolical", der sieben weitere Schwarzwaldstampfer offenbart, von denen etwa "K.I.N.G" oder das fiese "The Rite Of Our Cross" ("… this is the coming of the Dark Lord - all tribes unite!") schlichtweg überragendes Songwriting - Potential beweisen. Man staunt immer wieder, wie mit so wenigen, spartanischen stilistischen Mitteln eine solch faszinierende Black Metal - Scheibe kreiert werden kann, die einfach süchtig macht. Ganz, ganz große Kunst!
Thrash Metal ist nicht so ganz mein Metier. Es gibt zwar einige Bands, die mir gefallen, aber oft kann ich mit einer Thrash-Platte nicht viel anfangen. COCKROACH balancieren mit "The Observer" bei mir auf einem ganz schmalen Grad - einerseit ist ihr Thrash Metal rasant schnell und hat eine verdammt gute Gitarrenarbeit, andererseits kann ich mit der recht hohen Stimme (für meine Verhältnisse) nicht immer was anfangen, da sie mir manchmal schlicht auf die Nerven geht, da er stellenweise in sehr hohe Tonlagen kommt. Aber da es genug Leute gibt, die mit einer so klassischen Thrash-Stimme was anfangen können, bin ich wohl eher in der Minderheit und sollte mir den Spaß an "The Observer" nicht vermiesen lassen. Mach ich auch nicht, dazu ist die Mucke an sich zu gut. Man merkt dem Vierer die Erfahrung an, da sitzt einfach alles. Frisur, Breaks, Riffs. Einen wirklichen Ausfall hat "The Observer" zudem auch nicht, was bei zwölf Songs ja nicht die Regel ist. Von daher mein Tip für Thrash-Fans: einfach mal reinhören!
Es war einmal eine Zeit, da gab es den teutonischen Thrash-Metal. Heute gibt es hundertdrölfeinhalb Schubladen mit der Aufschrift "Thrash" und viele Berufen sich auf alte Schule und bla und blubb. Aber nur ein ganz paar Bands schaffen es, den alten Spirit in de heutige Zeit zu transformieren - gut, nicht peinlich, eben authentisch (und da sind die Originale ausdrücklich nicht ausgenommen). Denn die neue Sodom? Pa, ganz gut, aber eben ncht so cool wie beispielswiese Agent Orange. Von dem guten, aber irgendwie auch nicht so hundertprozentig zündenden Destruction-Reunion-Zeug ganz zu schweigen. Und Kreator mach(t)en komplett was anderes. Das ist ja auch gut so. Aber noch besser ist es, dass es solche Thrash-Asseln wie eben WTCHBURNER gibt. Schön Lederjacke an und ab dafür: Schön Stakkato, schön flott, schön schön schön. Der Gesang erinnert oft (vor allem das Stimme anheben am Schluss der Zeilen) an gute Schmier-Zeiten. Die Jungs aus Fulda begehen dabei nicht den Fehler, sich irgendwie an irgendwelche Trends anzubiedern, kein Irgendwie-Core, kein Black-Thrash, nein einfach nur Thrash - wie weiland das alte Dreigestirn oder die zweite Welle. Also, Palette kaufen, alte Muskelshirts suchen und schon: Rübe ab!