Wo der klangvolle Name JOE LYNN TURNER auf einem Album mit drauf steht, kann man als Fan von ordentlicher Hardrock Mucke eigentlich nicht viel verkehrt machen. Dieser Mann mit seinem erdig-kraftvollen Organ bürgt für hohe Sangesqualität - alleine schon die recht eindrucksvolle Vita des ehemalige DEEP PURLE sowie RAINBOW Vocalisten spricht für sich, denn außer bei diesen Kultbands war er neben seinen regelmäßigen Soloalben u.a. bei HTP, YNGWIE MALMSTEEN sowie zahllosen Projekten als Gast(Star) involviert. Diese Stimme holt man sich einfach gerne dazu, wenn es gilt, ein zeitloses Stück Musik mit einem exzellenten Fronter zu veredeln. Dies dachte sich wohl auch der japanische Gitarrenhexer Akira KAJIYAMA und holte sich Turner flugs für die Aufnahmen dess hier vorliegenden "Fire Without A Flame". Die CD wurde in Japan schon letztes Jahr veröffentlicht. Die Beiden kannten sich schon länger und hatten schon früher u.a. auf einigen Turner Solowerken wie z.B. "Under Cover 2" von 1999 erfolgreich zusammengearbeitet. Bei diesem nun ersten gemeinsamen Projekt hat der fleißige Nipponjünger sämtliche Instrumente selbst eingespielt, die Produktion übernommen und natürlich auch dass ein oder andere prägnante klassische Gitarrensolo beigesteuert. Ansonsten gibt es leicht blusigen Hardrock über 11 Tracks hinweg verteilt, die ganz großen Hits sucht man eher vergeblich, das Songwriting ist zwar so schlecht nicht - viele Songs fangen auch gut an ("Carnival Of Souls") aber es fehlt dann oft der letzte Kick, die mitreißende Hook. Außerdem hört sich einfach vieles ziemlich ähnlich an ("End Of The Line" oder "Slow Burn"). Selbst Turners 30-jährige Erfahrung rettet nicht über den (bei mir) hängenbleibenden Eindruck hinweg, dass hier ein paar mittelmäßige Songs zuviel auf der CD gelandet sind. Die positiven Außnahmen bilden dass schnell abgehende "Looking For Trouble" sowie das mit urigen Hammonds unterlegte "License To Kill" mit seine extatischen Gitarren. Außerdem überzeugt die sehr gelungene über sechsminütige Ballade "Heart Against Heart", hier zeigt sich wiederum schon ein großes Potential von Kajiyama auch mal Songs mit Gefühl und Atmosphäre schreiben zu können, es paßt alles zusammen, allein dies kommt etwas zu selten vor, als dass dieses zwar solide Album auf Dauer fesseln könnte. Alte PURPLE Fans dürften ob des ein oder anderen Schmankerls in Verzückung geraten, der Rest hört lieber mal Probe.
Estländische Bands sind auch heute noch immer leicht exotisch. HORRICANE sind eine der wenigen Death Metal-Truppen aus dem kleinen Land, die es sogar schon auf das Inferno- und Tuska-Festival geschafft haben. Nicht ganz zu Unrecht, wie ich nach dem Genuss von "The Lynch-Lawyers" meine. Die Esten haben einen modernen, recht kalten Sound und mischen unter ihre schweren Death Metal-Riffs immer wieder Keyboard-Passagen, womit sie sich vom Genre-Standard abheben. Das Ganze passiert überwiegend im schleppenden Mid Tempo ("Fraction In Your Eyes"), was "The Lynch-Lawyers" wie eine Dampfwalze wirken läßt. Nachteil bei der Sache ist die mehr und mehr einsetzende Gleichförmigkeit, die so ab Mitte der Scheibe einsetzt. Der ziemlich monoton keifende Gesang hilft auch nicht beim Ankämpfen gegen das Gefühl, alles schon mal gehört zu haben. Für ihr Debütalbum haben HORRICANE ihre Sache aber ganz gut gemacht und ich bin sicher, dass die Jungs weiter auf sich aufmerksam machen werden.
Das selbstbetitelte Debüt - Album der finnischen Doomer, das vor etwa zwei Jahren erschien, wollte bei mir nicht so recht reinlaufen, da das Songwriting über die meisten Strecken etwas unausgegoren wirkte und die Scheibe nicht recht zünden wollte, obwohl teilweise echt gute Ansätze zu erkennen waren. Spätestens mit "Fallen" hat man jedoch einen Großteil der Schwächen des Debüts ausgemerzt, und ein neues Label hat man ebenfalls im Rücken. Stilistisch tendiert man heute etwas mehr in die Epic Doom - Richtung als noch zuvor, was SPIRITUS MORTIS stärker ins Fahrwasser von Bands wie CANDLEMASS oder COUNT RAVEN befördert. Dabei klingen sie aber immer noch sehr erdig und rockig, was auch ein Verdienst von Sänger Vesa Lampi ist, dessen leicht an Eric Wagner erinnernde Schneidbrennerstimme einfach tadellos zu den Songs passt. Mit VP Rapo ist auch ein Keyboarder an Bord, der allerdings sehr geschickt integriert wurde und keine kitschigen Teppiche ausbreitet. Die größte Steigerung hat die Band aber in Sachen Songwriting gemacht und gleich ein paar coole Nummern auf "Fallen" platziert; das Sabbath - lastige "New Age", den subtil - bombastischen Stampfer "Leave Me", das flotte "Divine Wind", das atmosphärische "Something Came And Killed", den Groover "Beware Of The Quiet One", den Hit "Sleeping Beneath The Lawn" (klingt wie eine Doom - Version von "South Of Heaven"!), das hymnische "Wasteland" oder die sehr gelungene "Piano" - Ballade "Goodbye". Man sieht schon: die meisten Songs auf "Fallen" sind weit überdurchschnittlich bis sehr gut, so dass das Album schon fast in "Tipp" - Regionen driftet. Zieht man als Vergleich etwa die aktuellen Werke von CANDLEMASS oder THUNDERSTORM heran, erreichen SPIRITUS MORTIS deren Level jedoch noch nicht ganz, aber mit dem legendären "dritten Album" dürfte auch diese Hürde genommen werden. Stark!
Waren auf der ersten Single "Mondays look the Same" noch annährend etwas rockigere Trademarks vorhanden, kommen THE ALPINE diesmal doch ziemlich ahlglatt auf den Punkt, ausgiebig im reihhaltigen Popfundus der letzten 30 Jahre wildernd. Man zelebriert einen keyboardgeprägten Pomp-Pop irgendwo zwischen BEATLES, ABBA und den BUGGLES ohne jegwelches eigens Credo. Die fünf Aalborger haben dabei keinerlei Hemmungen mit einer offen bunt-schrillen Glamourattitüde zwei zugegeben recht eingängige aber belanglose Popliedchen vorzutragen. In Dänemark gilt diese Band als neue, ganz große Hoffnung, fragt sich nur für was - auf eine weitere Retrowelle mittels clever abgeschauter Resteverwertung?!. Ehrlich gesagt für einen in den 80er Jahre groß gewordenen Konsumenten ist dies zwar noch ganz nett, vielleicht auch teilweise generationenübergreifend aber sicher nur auf der nächsten Ü-30 Fete. Die beiden recht unspektakulären Songs "Trigger" und "Don’t Touch China" sind zwar nicht wirklich schlecht gemacht, glänzen mit schwülstig catchy Chorgesang sowie griffigen fast schon musicalmäßgen Melodien aber jetzt mal Butter bei die Fische - wer hört denn heutzutage noch so was antiquiertes? Da sind mir THE DARKNESS doch wesentlich lieber, die rocken wenigsten noch richtig ab und haben somit deutlich mehr Substanz als dieser schnellvergessliche Instant-Pop der Marke DSDSS. Nee, diese Dänen haben mir mit der letzten Single wesentlich besser gefallen.
Micro Phonics die nächste: Den Nighthawk machen uns 16 Metalbands aus Deutschland und der Schweiz. Wie schon beim Saarland-Sampler ist auch her das Nveau sehr unterschiedlich (True- bis Death-Metal, Hardrock bis Thrash), insgesamt aber ein wenig höher als auf der Bundesland-bezogenen Zusammenstellung. Auch hier ragen wieder Songs heraus, so begeistert INFNIGHT mit einer Mischung aus Death-Metal-Groove und Power-Heavy-Metal a la Metal Church. Echt Scheiße dagegen STONEHENGE und MYRASAM, die nicht nur mit deutschen Texten quälen, sondern auch mit miesem Sound (vor allem erstere, mit einer langweiligen Ballade) und letztere mit einer absolut nervigen Klein-Mädel-Stimme wie Fräulein Menke). Witzig hingegen das vollkommen metal-manowar-Klischee-mäßige "Kill The DJ" vom MESSENGER, viel truer geht nicht. Insgesamt ein wirklich abwechlungsreichen Underground-Sampler - in allem Belangen. Mehr Info gibt’s unter: http://www.micro-phonics.de
Für mich überraschend haben FALL OF SERENITY ein neues Album fertig und sind (endlich) bei Lifeforce gelandet, nachdem "Royal Killing" ja noch bei Metal Age erschien und etwas unterging. Mit dem neuen Label im Rücken sollten FALL OF SERENITY endlich die ihnen zustehende Aufmerksamkeit bekommen. Verdient hätten sie es bereits mit "Royal Killing", um so mehr jetzt mit "Bloodred Salvation". Immerhin gibt es feinsten Death Metal mit leichtem Hardcore-Einschlag (aber nicht genug, um das Etikett Metalcore draufzupappen), der gleichzeitig brutal und melodisch ist, so wie guter Schwedentod eben sein muss. Songs wie das stampfende "Swallowed Lies" oder der Nackenbrecher "Out Of The Clouds" sind großes Tennis und zeigen die Erfahrung der Band. Die Gitarren sind endgeil, der Songaufbau durchdacht und ganz besonders Sänger René eine wahre Bank. Dazu ist die Produktion vom Rape Of Harmonies wie gewohnt erstklassig und passt wie die Faust aufs Auge. Wie schon "Royal Killing" ist auch "Bloodred Salvation" eine verdammt gute Death Metal-Platte geworden - damit können sich FALL OF SERENITY unter den Schwedentodbands einen Spitzenplatz erkämpfen!
Nach der 2005er-Ausgabe gibt’s jetzt auch den "Saarland Underground Metal Sampler 2006": Stilistisch geht’s vom Art Rock bis hin zum Death Metal. Und auch qualitätsmäßig ist die gesamte Palette zu hören: The Worst Case: "Extermainate" vom EXPRIATION ist schlecht und gruselig produziert - trotz Undergound-Bonus. Aber es gibt eben auch gelungene Sachen: Zum Beispiel das doom-stonerige "Final Thought" von THE LAST SUPPER. Insgesamt 17 Bands sind mit eigenen Songs vertreten. Als da wären:
1 Sunday Circus
2 Memorial Park
3 Disabused
4 Icon
5 Heralder
6 Priestess
7 Slavery
8 Messenger
9 Half past dead
10 Bad Idea
11 Expiration
12 The last supper
13 Berserk Inc.
14 Infinight
15 Nihil Obstat
16 Zerogod
17 Nothung
Prima: Das Angebot ist sozusagen unkommerziell, das heißt der Sampler ist für gerade mal 1 Euro Unkostenbeitrag zu erstehen.
Jaja, Zyklon, die von Emperor und Myrkskog, Samoth und Trym und Destructhor und Sechtdamon. Im Gegensatz zu den in zeitlicher Nähe entstandenen Werken von Ihsahn (und von mir aus auch Satyricon) verirren sich diese Norweger nicht in den Wirren der Avantgarde, verlieren sich nicht, den Kopf voller musikalischer Hochzucht-Rosinen im Nirwana des künstlerischen Anspruchs. Nein, die Jungs knüppeln (immer noch sehr technisch) fett durch den Kosmos des Death- und Black-Metals (und denken manchmal sogar an den guten alten Thrash) und finden dabei immer mehr ihren eigenen, "zyklonschen" Weg. Besonders charakteristisch klingt die gesamte Gitarrenarbeit, besonders kompromisslos das Drummng - und der angepisst-angegöhlte Gesang. Besonders erfreulich findet der Ablehner zu amerikanischer Death-Metal-Klänge die überlegt und passend eingestreuten Breaks und vor allem deren genauen Sitz. Die Jungs wissen genau, was sie machen - ZYKLON klingt aber trotz aller Kälte immer noch nicht herzlos. Und am Ende geben sich die Szene-Urgesteine sogar richtig erwachsen, gönnen dem Hörer einen echt chillig-groovigen Ausstieg aus dieser sehr gelungenen Scheibe. Vielleicht ist sie der entscheidende Schritt - endlich weg von Emperor …
Irgendwer "Irreversible" gesehen? Der Streifen, einer der ekligsten Filme der vergangenen Jahre, kommt aus Frankreich. Das Label dieser Scheibe auch - und tatsächlich könnte der ätzende Black Metal durchaus als Soundtrack der Vergewaltigungsorgie durchgehen oder die passende Untermalung zum Fäkal-Klub aus dem Film darstellen. Oder zum Snuff-Streifen deiner Wahl. Auf der Basis reichlich konventionellen Black Metals beamen sich de Italo-Norweger in Sphären, die sie vielleicht auch mit Drogen erreichen. Denn die Musik ist derart abgedreht, vollkommen krank, ziemlich aggressiv, sehr düster, mitunter depressiv und eigentlich immer ekelerregend. Die Band ballert, was das Zeug hält, knüppelt roh, um ganz plötzlich fast in ambient-mäßige Starre zu verfallen. Es ist schräg, es ist avantgarde, es ist underground, alles auf einmal. Lieder? Sucht der aufgeschlossene Hörer eigentlich vergebens - was er findet, ist eine Orgie aus Gewalt, Blut und Kot, Entzug, Alptraum und Todessehnsucht. Wer dieses Werk heil übersteht, ist nicht ganz dicht oder hat definitiv keine Nerven. Die Herren mischen Shining, Khold, Puissance und Endstille, aber ohne Struktur. Extrem extrem. Puuh. So und nach Genuss bitte keine Straftaten begehen…
Nach ewigen Drogeneskapaden und dem Split mit der "besseren Hälfte" Paul Barker musste man sich um das Industrial - Flaggschiff MINISTRY echte Sorgen machen. Aber wenn erneut eine Bush - Regierung die Welt unsicher macht, dann scheint ein Al Jourgensen (verständlicherweise) so dermaßen angepisst zu sein, dass er die "New Ministry Order" ausruft. Die Scheißpolitik seiner Regierung scheint bei dem Wahl - Texaner (!) der treibende Motor zu sein, was nach "Psalm 69" mit dem Überhit "N.W.O." spätestens das famose 2004er Werk "Houses Of The Molé" bewies. Doch das Line - Up währte nicht lange, und auch das gewöhnungsbedürftige, experimentelle neue REVOLTING COCKS - Werk deutete nicht darauf hin, dass diese Topform von MINISTRY anhalten würde. Aber denkste! Der gute Al scheint so einen dicken Hals und mindestens doppelt so dicke Eier zu haben, dass er sich mit Paul Raven (KILLING JOKE) und Tommy Victor (PRONG, DANZIG) die wohl stärkste Formation der Bandgeschichte ins Boot geholt hat, die zudem live noch von Joey Jordison (SLIPKNOT) verstärkt wird, der an den Drums Mark Baker ersetzt. Was soll da schief gehen?! "Rio Grande Blood" ist nicht nur die mit Abstand härteste und rifflastigste Scheibe seit "Psalm 69" geworden, sondern auch die beste! Selbst der bärenstarke Vorgänger wird ausgebremst, wenn mit allerlei "Zitaten" versehene Granaten wie der Titelsong, "Fear Is Big Business", "Lies Lies Lies", das gegenüber der vorab veröffentlichten Version veränderte "The Great Satan", das von Punk - Ikone Jello Biafra unterstützte "Ass Clown" oder das psychedelische "Khyber Pass" aus den Boxen hämmern! Ultrafett produziert, thrashiger (teilweise sogar fast schon schwarzmetallisch - heftig) als der Vorgänger, technisch brillant und mit durchgehend hammerstarken Kompositionen bestückt, zeigt "Rio Grande Blood" eine Band, die sich nach 25 (!!!) Jahren auf ihrem absoluten Höhepunkt befindet. Und wenn dummes, kleines Schorse Sachen wie "I am a weapon of mass destruction, I am a brutal dictator, I am the evil!" oder auch "I am an asshole!" von sich gibt, kann man eh nur noch Beifall klatschen. Dazu passt das grenzgeniale Cover - Artwork, das zusätzlich unterstreicht, dass MINISTRY anno 2006 die wahrscheinlich beste "politische" Band des Planeten sind. Und das in jeder Hinsicht!!!