Normal kann eine Band wie CELTIC FROST, wenn sie nach 16 Jahren (das Album "Parched With Thirst Am I And Dying" ist eine Compilation) mit einem Comeback - Scheibchen ankommt, nur verlieren! Entweder ist die Erwartungshaltung viel zu groß, oder die Band hat sich dermaßen verändert, dass sie kaum noch alte Fans begeistern kann. CELTIC FROST haben irgendwie beide Probleme unter einen Hut bekommen, denn "Monotheist" ist keine Kopie alter Großtaten, aber auch nicht so extrem anders, dass man Tom Warrior, Martin Eric Ain und Neuzugang Franco Sesa (Drums) den Rücken kehren müsste. Die beiden Altmeister haben ein Werk erschaffen, das zumindest den qualitativen Erwartungen ohne Wenn und Aber gerecht wird. Natürlich wird es wieder die "Früher war alles besser - die Neue ist Kacke!" - Typen geben, aber auf solche Leute setzen CELTIC FROST wie eh und je einen dicken Hucken. "Monotheist" ist ein sehr mutiges, ungewöhnliches Werk, klingt unverkennbar nach CELTIC FROST, aber trotzdem innovativ. Ein einzigartiger, fieser Lavaklumpen prasselt auf den Hörer ein, mal aggressiv, mal verträumt, aber immer nachvollziehbar, emotional und atmosphärisch. Auf Geschwindigkeit wird weitestgehend verzichtet, lediglich zu flotteren Midtempo, wie etwa im Opener "Progeny", lässt sich die Band hinreißen. Mit dem fiesen Ohrwurm "Ground", dem Hassbrocken "A Dying God Coming Into Human Flesh" (who the fuck is Marilyn Manson?!), den tollen, gotischen (nein, trotz Frauengesang kein Rumgejaule!) "Drown In Ashes" und "Obscured" (Hit!), dem schleichenden "Os Abysmi Vel Death", dem Stampfer "Domain Of Decay" und dem eingängigen "Ain Elohim" hat man weitere, sehr unterschiedliche Kracher am Start, die von der brillanten "Triptych" - Trilogie (darunter das fast 15 - minütige "Synagoga Satanae") gekrönt werden. Natürlich werden sich an "Monotheist" die Geister scheiden, aber meiner Meinung nach hat die Band die bestmögliche Lösung für diese schwierige Aufgabe gefunden und eines der ungewöhnlichsten, aber auch stärksten Alben der letzten Zeit vorgelegt. Die Legende lebt!!!
Wer ein Hammeralbum wie "1-800 Vindication" auf dem Buckel hat, muss die Arbeiten an einem Nachfolger eigentlich mit klappernden Zähnen beginnen, denn dieses 2004er Werk war für die Dänen ILLDISPOSED wohl so etwas wie Reifezeugnis, Meisterbrief und Diplomarbeit in einem! Die Jungs hatten einen ureigenen Stil gefunden, der sie in Kombination mit den genialen Kompositionen geradewegs in die Oberliga der europäischen Death Metal - Szene führte. Darum hat die Band auch gar nicht erst versucht, "Burn Me Wicked" lange Zeit am Reißbrett nach der großen Vorlage zu konstruieren, sondern das Album in nur drei Monaten geschrieben und soundtechnisch fett im "ZigSound" - Studio eingetütet. Und die Songs, die Jakob Batten und Bo Summer (bei viel Bier und Nutten?) ausgebrütet haben, sind wieder einmal eine Wucht und lassen "Burn Me Wicked" mindestens ganz locker zum Vorgänger aufschließen. Hier findet man NUR Hits vom Fass, wobei der an sich schon sehr spezielle und variable Stil noch weiter modifiziert wurde. Bo grunzt, kreischt und kotzt abwechselungsreich wie kein zweiter Fronter des Genres, die vielen technischen Details, Samples und Breaks verwirren überhaupt nicht, sondern wirken, als seien sie nach der Präzision eines Schweizer Uhrwerks eingebaut worden, und mit Mikkel Sandager (MERCENARY) konnte man einen hervorragenden Gastsänger gewinnen, der vier der Stücke mit seiner klaren Schneidbrennerstimme veredelt und noch weiter aufwertet. Diese heißen "Back To The Streets" (mit der abgewandelten "Incomplete" - Melodie der Backstreet Boys!!!), "Our Heroin Recess" (vorab veröffentlichter Hit!), "Burn Me Wicked" (überragender Titelsong!) und "Nothing To Fear… Do It" (Hammer!), wobei sie aber nicht die einzigen Highlights des Albums darstellen. Mit etwa dem flotten Opener "Shine Crazy", "Throw Your Bolts" (ohne Worte!), "The Widow Black" (hier bekommt Courtney Love ihr Fett weg) oder der abschließenden, dreisprachigen Megahymne "Illdispunk´d", die man noch mit acht Promille in der Blutbahn fehlerfrei mitgrölen kann, befinden sich noch viele weitere Knaller auf dem Album, das keinen einzigen Ausfall kennt und schon jetzt als eines der diesjährigen Highlights in Sachen Todesblei durchgeht. Ich weiß nicht, ob man es ansatzweise aus den obigen Zeilen herauslesen kann, aber ich bin ganz schwer entzückt!!!
Gleich drei Mann haben die Argentinier NUEVA ETICA an die Mikros gestellt, zusammen mit dem üblichen Rest (zwei Gitarristen, Basser, Drummer) ergibt das eine beeindruckende Truppe. Und der Haufen macht Druck! Der auf spanisch vorgetragene old schoolige HC, den NUEVA ETICA in neun Songs (plus Intro und Outro) dem Hörer entgegenschmettern, ist Aggression pur. Durch den kraftvollen Mix, für den ich Tue Madsen verantwortlich zeichnete, wird die Durchschlagskraft der Scheibe noch verstärkt, das passt wie die sprichwörtliche Faust auf’s Auge. NUEVA ETICA haben drei Jahre an den Songs gearbeitet, herausgekommen sind sehr abwechslungsreiche HC-Nummern, die zwar hin und wieder mal ein Metal-Riff vorweisen, aber die meiste Zeit einfacher, direkter, brutaler Hardcore sind. Die drei Shouter unterscheiden sich nur marginal, unterstützen sich aber in vielen Parts gegenseitig und steigern so das Aggressionslevel noch einmal. Die Moshparts wie beim heftigen "Declaration De Guerra" oder beim flotten "Muerte Por Muerte" werden live sicher abgehen wie Hölle. Davon können wir uns hoffentlich bald überzeugen, die Jungs planen wohl grade ausgedehnte Touren. Bis dahin bleibt uns nur, die Aggression von "Inquebrantable" auf Silberling zu genießen und NUEVA ETICA für diese grandiose Scheibe zu danken! Einziges Manko ist die kurze Dauer und verhindert einen Tip.
Als sehr erfahrener Instrumental - Guru brauchte der dänische Saiten - Flitzefinger Torben Enevoldsen auch mal eine reguläre Band mit Sänger. Das war die Geburtsstunde von SECTION A, der heute außer Enevoldsen selbst (Gitarren und Keyboard) noch Andy Engberg (Gesang) und Johan Koleberg (Drums) angehören. Ferner konnte man für "Parallel Lives", das zweite Album der Band, Mats Olausson als Solo - Keyboarder und Special Guest verpflichten. Was sich wie eines der zahlreichen, entbehrlichen Projekte überambitionierter Musiker anhört, entpuppt sich jedoch als echte Institution mit Hand und Fuß! SECTION A spielen sehr fetten Melodic Metal mit viel Dampf und Power und vereinen hohen technischen Anspruch inklusive vieler Soli und Instrumentalexzesse mit (für progressive Verhältnisse!) Eingängigkeit und Songdienlichkeit. Sehr gelungen ist auch die Wahl des Sängers, denn Andy Engberg zeigt sich als wahre Rockröhre ohne Kneifzange zwischen den Beinen und unterstreicht einmal mehr, dass hier nichts dem Zufall überlassen wird. Leichte Kost sind SECTION A trotz bemühter Kompaktheit aber dennoch nicht, so dass man schon einen Hang zu überlangen Songs und Detailverliebtheit mitbringen sollte. Aber spätestens dann dürften Songs wie der treibende Opener "Hunted", das vielschichtige "Dark Alliance" oder das alles überragende "Beginning Of The End" (eine der besten Melodic - Granaten seit Langem - wäre das ganze Album so herausragend, hätte ich den "Tipp" locker aus der Hüfte geschossen!!!) ihre ganze Wirkung entfalten und anspruchsvolle Melodiker verzücken. Eine sehr empfehlenswerte Scheibe!
MONA FOR NOW ist ein Trio aus dem kalifornischen Hollywood, das etwas hat, mit dem ich normalweise nicht viel anfangen kann: eine Frau am Mikro. Viel zu oft sind das Träller-Elsen, bei derem hohem Gekreische sich mir die Zehennägel aufrollen. Zu den löblichen Ausnahmen gehören WALLS OF JERICHO oder GUANO APES - letztere mit Vorsatz gewählt, denn Shey-la, Sängerin von MONA FOR NOW erinnert oft an die gute Frau Nasic. Der flotte Dreier wildert auch sonst gerne im GUANO APES-Fahrwasser ("You Are Wrong, I Am Right"), ist aber eine Spur heftiger als die Deutschen, da schimmern öfter mal Thrash-Einflüsse Marke MH und PANTERA durch. Die fünf Songs der EP sind allesamt gelungener New Metal-Standard und dröhnen gut produziert aus den Boxen (obwohl sich ein Blues-Produzent für die Aufnahmen verantwortlich zeigte). MONA FOR NOW verstehen es, catchy Songs zu schreiben und haben ihren eigenen Stil gefunden, allen GUANO APES-Anwandlungen zum Trotz, was die EP zu einer lohnenswerten Investion für moderne Rocker macht.
Beim neugegründeten Label Fastbeast Entertainment bringen die Schweizer AMOK ihren ersten Longplayer heraus, knappe zwei Jahre nach ihrer zweiten EP "Hephaistos". Präzise wie das sprichwörtliche Uhrwerk ballern sich die vier Eidgenossen durch zehn brutale Death Metal-Songs, die sich vom US-Death Metal inspiriert zeigen und so manches Mal an CEPHALIC CARNAGE, ORIGIN oder MORBID ANGEL erinnern. Technisch hochanspruchsvoll und beim ersten Durchlauf viel zu komplx, um es erfassen zu können. Death Metal als Denksportaufgabe, das ist für Fans technischen Geballers ja nichts Neues. Und genau sind auch Zielgruppe von AMOK und düften mit "Lullabies Of Silence" glücklich werden. Sänger Ugo ist mir persönlich manchmal zu nahe am Black Metal, macht das aber durch viele psychopathische Grind-Einlagen wieder wett. Seine drei Mitstreitern kann man sowas nicht vorwerfen, die halten sich an die gute Death Metal-Schule und überfordern den Hörer beinahe mit Stakkato-Riffs, aberwitzigen Breaks und ausgefallenen Tempi. AMOK haben einen soliden Einstand hinbekommen, mit dem Genre-Fans nichts falsch machen können.
Kollegin Cora konnte mit dem "Apertures"-Vorgänger "Skin Failure" nicht sonderlich viel anfangen. Ich konnte an das neue Album des San Francisco-Trios LOWER FORTY-EIGHT unbelastet rangehen, da ich von der Combo bis dato nix gehört hatte. Das Album überrascht mit einem sehr erdigen Sound, der mich an ungestüme Garagenbands erinnert und zum schrammeligen Gesamteindruck der Platte passt. LOWER FORTY-EIGHT sind keine Band, die den leichten Weg gehen und leichte Kost servieren, sondern es dem Hörer durch ihre Interpretation des Rock schwer machen, den Bissen zu verdauen. Neben typischen Rockriffs und Bassläufen haben die Drei frickeligen Mathcore, jazzige Passagen und 70er Rock gleichermaßen verarbeitet, was "Apertures" sowohl eingängig wie auch abgredreht-komplex macht. Der Gesang ist klar, vergleichsweise dezent und selbst in heftig rockenden Abschnitten sehr ruhig ("Blaue Augen", das keinen deutschen Text hat). LOWER FORTY-EIGHT sind eine Band, die sich bewußt nicht um Genres schert und unter Fans aller Genres ihre Anhänger finden dürfte. Vorausgesetzt, diese sind aufgeschlossen und bereit, einer komplexen, eigenwilligen Platte viel Zeit zu geben.
Mit dem HELLACOPTERS Fronter Nicke Andersson an den Reglern zeigen die Schweden durchaus den Willen, wieder rotziger zu werden. Und verglichen mit "Stockholm Syndrome" gelingt ihnen das auch in Maßen - zumindest was den Sound angeht. Und es ist Sommer. Rein ins Auto, Sonnenbrille auf, Fenster auf, BACKYARD BABIES in den Player… Vollbremsung, Fenster schnell wieder zu. "People Like People Like People Like Us" ist bei einigen Songs softer geraten als AEROSMITH, manchmal gar schmieriger als BON JOVI zur Hochzeit. AC/DC haben trotz 20 Jahren mehr auf den Schultern noch mehr in der Hose, "Cockblocker Blues" klingt genau so und bringt zu allem Überfluss Background Vocals an den Start, die bezeichnend poppig sind. "Blitzkrieg Loveshock" hat den Rock fast nur im Titel - die Schweden scheinen Idolen frönen zu wollen und vergessen dabei, dass sie selbst vielen eins sind oder waren. "We Go A Long Way Back" hat eine schöne Melodie im Chorus die auf den Vorgänger gepasst hätte. "Roads” ist ziemlich lässig und überrascht mit Akustikgitarren. Bleiben noch das dreckige "Hold ‘Em Down” als echtes Highlight und das punkige "Dysfunctional Professional" mit einem kurzem Südstaatengitarrensoundfetzen. Aber das sind nicht die BACKYARD BABIES die ich mir erhofft habe. Viele Songs wirken herzlos und wirklich unoriginell, was der coolere Sound nach oben reißt bringt das starre Songwriting wieder auf den Boden. Bleibt die Hoffnung, dass die BACKYARD BABIES live schon immer besser waren. HELLACOPTERS rein und Fenster wieder auf.
DEATH BY DAWN machen schon seit längerem den deutschen Underground unsicher und konnten besonders durch ihren Herrn am Mikro einen bleibenden Eindruck hinterlassen: keiner Geringerer als Martin van Drunen zeigt sich für die Gesangsleistung verantwortlich. Richtig, der Mann, der mit PESTILENCE und ASPHYX zwei wichtige DM-Combos in seinen Credits hat. Und bei BOLT THROWER war er ja auch mal kurzzeitig. DEATH BY DAWN sind aber nicht nur ihr Sänger, sondern logischerweise noch ein paar andere Mucker. Und die wollen dann auch zeigen, wie ihre Version des Death Metal klingt. Klar, Martins Gesang ist unverwechselbar und drückt der Band seinen Stempel auf, aber DEATH BY DAWN verlassen sich nicht nur auf ihn, sondern haben einige sehr unterschiedliche Songs auf die Scheibe gebrannt. So gibt es geradlinigen Death Metal der alten Schule ("State Paranoia" oder "DCF") wie auch Death’n’Roll-Stücke ("The Nicotine Lobby"), die allesamt gut sind. die Songs kommen auf den Punkt, haben Groove und sind zudem technisch sauber eingespielt. Hin und wieder läßt die Produktion zwar etwas Druck vermissen ("State Paranoia"), genügt aber jederzeit vollkommen. "One Hand One Foot... And A Lot Of Teeth" ist ein solides Death Metal-Album mit dezentem Old School-Touch und einem ganz eigenem Charme, dass durch die Hinzunahme des erfahrenen Martin van Drunen den letzten Kick bekommt.
Ein vor Herschmerz förmlich überquellender Text, sehr klarer weiblicher Gesang Kraushofers mit ein paar Sprenkseln männlicher Härte von Rainer. Alles bleibt also alles wie immer bei L’AME IMMORTELLE. Im Detail: Cembaloklänge bringen eine barock-gothische Grundstimmung in den Song, der Chorus ist noch fulminanter inszeniert und bricht mit Streichersounds über den Hörer hinein. Zwischen dem vorliegenden "Radio Edit" und dem "Single Edit" gibt es keine gravierenden Unterschiede, die im Handel erhältliche Maxi hat jedoch zwei weitere Songs am Start: "The Lake" und "Alone". Zwei Remixe - "Herzflimmern Remix" und "Glücklich Remix" - komplettieren das neueste Lebenszeichen des erfolgreichen Gothic Exports aus Österreich. Fans bekommen gewohntes, Neulinge können mit diesem Song genauso einsteigen wie mit jedem anderen. Das kann nicht jede Band von sich behaupten, will es aber vielleicht auch nicht.