Abgesehen von ihren frühen Werken befand sich MOONSPELL in einem steten Wandel, kein Album war wie das nächste, mit "Sin/Pecado" und vor allem "The Butterfly Effect" verloren sie die düstere Wütendheit und damit viele Fans. "The Antidote" zeigte die Portugiesen dann auf dem Gipfel ihrer Kreativität, eingängige "Bretter" aber waren diese Alben alle nicht. Doch mit "Memorial" bleibt alles anders. Wiederum ist dieses Album ganz sicher nicht wie erwartet und wird doch viele der mittlerweile auch erwachsen gewordenen Fans der "Wolfheart" und "Irreligious" Zeit aufhorchen lassen. Und wenn der Albumtitel das Andenken schon anspricht, darf man sich erinnern: Die Kombination aus einem düsteren Intro mit viel Geläut und anschließendem harten Track kennt man schon von Ihnen. Und auch wenn der Übergang von "In Memoriam" zu "Finisterra" nicht ganz so flüssig verläuft wie seinerzeit bei "Opium", ist das sehr flotte "Finisterra" mit seinem brachialen Death Metal geküssten Vocals ein wahrer Befreiungsschlag. "Memoriam" ist das Album, das viele MOONSPELL Jünger lange erwartet und doch wohl nicht mehr daran geglaubt haben. Musikalisch kann es gegen "The Antidote" schwer bestehen, die rohe Gewalt ihrer Erstlinge will es gar nicht erreichen. Blitzsauber produziert und bombastisch inszeniert und durchgestylt sind Songs wie das dramatische "Upon The Blood Of Men" als vielschichtige Metalkracher angelegt, die zwar nicht ganz so hart wie DAEMONARCH zur Sache gehen aber ganz klar schwarzmetallische Elemente in die Musik bringen. Ribeiro kann noch immer klar singen um in der nächsten Sekunde zu Brüllen, beim etwas wirren "At The Image Of Pain" tut er dies im Wechsel in Vollendung. Bei zwei Keyboardern ist viel Platz für atmosphärische Begleitung. Mit dem düsteren "Sanguine" haben sie sich zumindest eine kleine Hymne geschrieben die ins Liveprogramm gehört. Sehr schmissig, wenn nicht gar poppig ist das brave "Luna" - und als einziger echter Ausreißer aus der metallischen Gewalt bleibt er im Gedächtnis: Weibliche, geschmachtete Vocals im Chorus, eine schöne Melodie und gedrosselte Härte. Nur an einigen wenigen Stellen des Albums klingen MOONSPELL so, als hätten sie Songs ihrer beiden frühen Erfolgsalben durch den musikalischen Reißwolf gedreht. Der Großteil der dichten Songs überzeugt aber lässig, kein bisschen müde sind sie wieder mehr Metal als auf all ihren Alben der letzten zehn Jahren zusammen. Von der Spielzeit des Albums sind effektiv etwa 10min für einen Hidden Track abzuziehen.
Keine Ahnung, was Shawn Whitaker seit dem Release des INSIDIOUS DECREPANCY-Debüts getrieben hat, aber irgendwie hat er die ganze Mannschaft vergrault und konsequenterweise "The Inerrancy Of Profanation” komplett allein eingespielt. Aber da die Band bald auf Europa-Tour kommt, kann es um die sozialen Skills des guten Mannes nicht so schlecht bestellt sein. Technisch hat er auch einiges auf dem Kasten, wie vorliegender Silberling zeigt. Die Tracks sind allesamt technisch anspruchsvoll und zelebrieren brutalen Death Metal auf höchstem Niveau. Ziemlich hektische Gitarren, ein aberwitziges Schlagzeugspiel und die schön tiefe Frog Voice ergeben zusammen mit dem guten songwriting und einem Gefühl für Groove eine ziemlich fette Death Metal-Scheibe. DYING FETUS-Fans werden sich, auch dank der ähnlich klingenden Produktion, sofort verlieben und die Scheibe mindestens als Ersatzdroge bis zum nächsten Föten-Album nutzen. Zum ganz großen Glück fehlen nur noch ein paar richtige Hits, aber auch ohne die ist INSIDIOUS DECREPANCY ein Name, den man sich als Ami-Death-Fan merken sollte.
Mir ist schon klar, dass man CANNIBAL CORPSE genauso geil wie langweilig finden kann; und auch die Leute, die der Band vorwerfen, immer das Gleiche zu machen, haben sicher irgendwo Recht. Aber gilt das dann nicht für viele, um nicht sagen, fast alle Death Metal - Bands?! Man kann Corpsegrinder, Alex Webster und Co. alles vorwerfen, kein Problem! Aber nicht, dass sie ihr Handwerk nicht verstehen! Und auch ich müsste lügen, wenn ich sage, dass "Kill" einen Innovationsschub in der beeindruckenden Karriere der Jungs darstelle. Wie immer gibt es die technisch perfekte Vollgas - Dröhnung, die durch die allgegenwärtigen Breaks mit fettem Midtempo und unglaublichen Gitarrenorgien aufgelockert wird. Das Fehlen von Jack Owen hat die Band anscheinend zumindest musikalisch verschmerzt und beschert uns ein von Erik Rutan (HATE ETERNAL, MORBID ANGEL) kraftvoll produziertes Brett, das sich nicht hinter den Vorgängern "Gore Obsessed" und "The Wretched Spawn" verstecken muss und meiner Meinung nach sogar noch etwas kompromissloser und räudiger tönt. Und zum allerersten Mal seit "The Bleeding" (EPs, etc. ausgenommen) wurde für den deutschen Markt kein eigenes Cover entworfen, da das hier erhältliche international verwendet wird. Außerdem wird "Kill" in einer "Limited Edition" inklusive Bonus - DVD ausgeliefert, die einen Konzertmitschnitt vom "No Mercy" - Festival in Straßburg 2004 enthält, der jedoch anscheinend nicht gekürzt wurde und auch Material der ersten drei Alben enthält. Vermutlich wurde dafür eine gewisse grüne "Friedenswächterin" so lange mit blutigen Donnerschlägen wie "The Time To Kill Is Now", "Five Nails Through The Neck" oder "Submerged In Boiling Flesh" gefoltert, bis sie verzweifelt ihr Amt niederlegte… nennt es langweilig, nennt es vorhersehbar, nennt es meinetwegen auch Ausverkauf, aber Fakt ist, dass es weltweit kaum Bands gibt, die sich mit CANNIBAL CORPSE messen können. Für solch ein Werk kann es - Meinungen hin oder her - nur den "Tipp" geben!
NACHTSUCHT kommen aus Hamburg und machen recht typischen, undergroundigen Black Metal nach Alt-Schul-Rezept. Die Drums scheppern, die Gitarren klirren, der Bass bollert, die Stimme keift - aber nicht so, dass es in den Ohren kneift. Damit erfüllen die angemalten Nordlichter zwar jede Menge Klischees, schaffen es aber dennoch zeitweise, mit ihren Songs Interesse zu akquirieren. Das liegt vor allem daran, dass die suchtkranken Finsterlinge nicht total auf Tempo setzen, sondern auch mal Mut zur Gaslücke zeigen. Schade nur, dass die erst 2003 gegründete Band einen derart schwachen Sound hat und dass von den deutschen Texten eher so gar nüscht zu verstehen ist.. Aber das Demos stammt auch noch von 2004, da sollte inzwischen einiges besser klingen. Wer sich davon überzeugen möchte, der kann mit der Band am 30. April in den Mai schwarzwurzeln, denn beim Untergrundkrieg spielt NACHTSUCHT zusammen mit Frost, Martial Death, Trace Of Fear und Schwarzenberg im Hamburger Logo. Los geht’s gegen 19 Uhr.
Nach dem Ende bei Nuclear Blast brauchten die Schweden diesmal vier statt zwei Jahre für ihren neuen Output. In dieser Zeit wechselten sie Sänger (Jimmy Fjallendahl heißt der neue) und Stil. Was früher an Destruction erinnert, das lässt jetzt (auch dank der Stimme) eher an Metal Church (höre die Halb-Ballade "Rising") denken. Fast könnte Fan denken, die Band mit dem tollen Namen wäre softer geworden. Und in der Tat haben sich zu weiter vorhandenen Thrash-Trademarks inzwischen auch leichte Power-Meta-Parts oder echte Metal-Abschnitte eingeschummelt (und damit weitestgehend den "Haunted-Thrash" verdrängt). Das tut letztlich der Stadt der Verdammten eher gut, denn dadurch erhöht sich Eingängigkeit und Groove von RAISE HELL - und die Musik hebt sich angenehm vom derzeitigen Einheitsbrei des "Thrash mit Metalcore-Schlagseite" ab. Vielleicht ist es dadurch manchen zu pur-metallisch und nicht heftig und thrashig genug. Aber es kommt halt nicht immer nur auf Härte an, damit eine Scheibe gut wird - nicht nur.
Rein optisch scheint hier eine Band aus heimischen Gefilden, auf den gut frequentierten Visual-Key-Zug aufzuspringen. Die Band bezeichnet sich als temporäre Visual Rock-Band mit Cyberpunk-Ambiente. Und? Bleibt die Hoffnung, dass "temporär" zutrifft und sich die Kapelle um die attraktive Eve Cooper schleunigst wieder auflöst. Denn im Grunde handelt es sich lediglich um eine schnöde Gothic-Kapelle, schwach (und nicht erdig) produziert. Die hübsche Frau Cooper und Kollege Luvcraft bleiben stimmlich blass, monoton in den tiefen, dünn in den Höhen, vom paralysierenden Sprechgesang mal ganz zu schweigen. Die Songs sind (vielleicht mit Ausnahme des auch als professionelles Video enthaltene "Messiah") strunzöde und bestechen nur durch den Mut zur Monotonie. Ganz fies: Plötzlich und unvermittelt zirpt ein eklig-piepsiger Synthi (zum Beispiel "Awakening") durch die Gegend - klingt nach mehr nach Sirenen-Alarm als nach melancholischer Musik. Dass die Texte auf dem Datenträger enthalten sind und dort auch ein Making-Of-Video für Mehrwert sorgt, macht die Scheibe nicht wirklich besser. Fazit: Die Bilder sind gut oder, mal musikalisch: Nur tote Goten sind gute Goten - oder so.
Um es kurz zu machen: "Dante XXI" ist eine der schwierigsten Scheiben, die man seit Langem von einer namhaften Größe zu hören bekommen hat. Nach mittlerweile acht bis zehn Durchläufen will sich mir das Album nur äußerst schwer erschließen, obwohl es gegenüber dem durchwachsenen Vorgänger "Roorback" deutlich gewinnt. Zwar gibt es nur vergleichsweise marginale stilistische Veränderungen auf "Dante XXI", aber meiner Meinung nach wurde der Hardcore - Anteil zugunsten von wieder mehr Thrash ein Bissel zurückgefahren, was besonders Alt - Fans der Brasilianer freuen dürfte. Ich würde immer noch vorsichtig behaupten wollen, dass SOULFLY heute die "besseren SEPULTURA" sind, aber in die Nesseln setzt man sich mit "Dante XXI" nicht. Das Album, dessen Konzept (der Titel verrät es bereits…) von Grillmeister Dante und der "Göttlichen Komödie" handelt, ist sogar leicht progressiv ausgefallen und besitzt gar vier kurze Intros, die allerdings, bis auf das erste ("Lost"), relativ verzichtbar sind. Und obwohl alle Songs weit überdurchschnittliches Niveau besitzen, wollen sie einfach nicht zünden, da ist nichts zu machen! Mit etwa "Convicted In Life", "Fighting On" (cool!), "Nuclear Seven”, "Repeating The Horror” (könnte fast auf "Roots” stehen) oder dem abschließenden, atmosphärischen "Still Flame" (sehr ungewöhnlicher "Industrial - Soundtrack") befinden sich zahlreiche Obergroover auf "Dante XXI", die jedoch kaum bis gar nicht ins Ohr gehen, so gut sie auch sein mögen. Klar, die Frühwerke bleiben eh unerreicht, aber auch das sehr experimentelle "Roots" (das ja auch nicht Jedermanns Freund ist) ist für meinen Geschmack viel zugänglicher. So bleibt ein starkes Album von fraglos sehr hohem Standard, das jedoch viele Fans überfordern dürfte und leider keine "Hits" abwirft, was wirklich schade ist!
NECRODEATH ist ein cooler Name, die Band kommt aus Italien und macht trotzdem harten Thrash nach Vorbildern der alten Schule. Sie bleiben aber nicht im puren Rezitieren stecken - sie packen vielmehr smarte Black- und Death-Elemente in ihre höllische Scheibe. Dadurch schaffen die doppelt Toten durchaus eine moderne Atmosphäre, ohne die wahren Ideale der Thrash-Bewegung zu verraten. Die Italiener sind lange nicht so dreckig wie Nietenpäpste a la Desaster und Co. - aber eben auch nicht so modern, dass es schon in die Core-Richtung ginge. Resümee: Die Songs decken das Spektrum des deutschen Thrash, Slayer bis in die Moderne (Haunted und so weiter) ab. Der Sound drückt wirklich wie ein Stampfer die Kartoffeln, ist transparent, die Geschwindigkeit variabel, die Songs prima. Ein weiterer Pluspunkt: Die sehr charismatische Stimme Flegias’, klingt genauso kontrolliert wie aggressiv. Ein besonderes Bonbon wickelten die Südeuropäer gleich mit ein: Das Intro der Scheibe spricht niemand Geringeres als Kollege Cronos, Venom, HELL YEAH. Für Thrasher snd NECRODEATH ein absolutes Muss.
ROB ZOMBIEs letzter Film "The Devils Reject" hatte definitiv einige Längen, das krasse Ende und eine coole Optik ließen ihn aber dennoch in Erinnerung bleiben. Während ROB ZOMBIE auf dem cineastischen Parket seinen Namen aber noch etablieren muss, hatte er nicht nur mit seiner alten Band WHITE ZOMBIE genug Gassenhauer geschrieben um sich relaxt zurückzulehnen. Das Comeback "Educated Horses", über fünf Jahre nach dem letzten regulären Output "The Sinister Urge", führt sehr schnell zur Ernüchterung. Ganz anders als das originelle SCUM OF THE EARTH Projekt klingt Herr Zombie ziemlich ausgebrannt. Zwischen Regiestuhl und Rente demontiert er mit diesem Album zwar nicht sein eigenes Andenken, zeigt aber eins ganz deutlich: Seine Musik klingt bei vielen Tracks so, als könnte sie zum Soundtrack seines nächsten Films gehören - nur dass die Songs ohne Bilder nicht die Atmosphäre aufkommen lassen, für die sie geschrieben wurden. Die Instrumentals "Sawdust In The Blood" und "100 Ways" machen das sehr deutlich, aber auch wenn er wirklich fremde Einflüsse ins Boot holt reißen die Songs nichts: "The Devils Rejects" im Western Style hat kaum Charme, das orientalisch inspirierte "17 Year Locust" macht das nur wenig besser. Erstaunlich oft setzt ROB ZOMBIE auf eher schleppende Metalnummern, das Tempo wird bei nur bei einem Titel etwas angezogen: "Let It All Bleed Out" rockt recht fetzig und ist mit einem witzigen Gitarrensolo, ein paar schönen Tempowechseln und Robs schnoddrigem Gesang wohl der beste Song des Silberlings und klingt "wie früher". Samples dienen heuer nur noch im Hintergrund um die Atmosphäre zu verstärken, wirklich harsch klingt ROB ZOMBIE zu keiner Zeit, von Industrialeinflüssen hat er sich weit entfernt. "Foxy Foxy" und "Amercian Witch" sind vom Sound klar als Zombiesong erkennbar und "The Scorpion Sleeps" kommt mit seinem naiven Rhythmus irgendwie amüsant rüber - aber all das ist nur Mittelmaß und kopiert sich selbst. "Educated Horses" ist mit Abstand die schwächste ROB ZOMBIE Veröffentlichung und als "Comeback" ungeeignet.
Endlich mal wieder ein amtliches Nudel-Tisch-Ornament: der ehedem kaum sprechliche Namen ist ob des Logo-Gewirrs ebenfalls kaum zu entziffern. Klarer sieht’s da schon bei der Beschreibung des musikalischen Wirkens aus: Recht typischer Black Metal mit kleinen Pieksern Death Metal und einer Stimme, die genau zu zuletzt genanntem Stil passt. Was das ganze wiederum ein wenig ungewöhnlich macht. Die typische Rasierapparat-verdächtige (und manchmal sehr schräge) Gitarren-Flirrerei trifft auf ein Organ, das auch amerikanischen Death-Bands gut zu Gesichte stände. Zumindest zeitweilig, denn auf die Dauer klingt der "Cpt. Estrella Grasa" (was sich wiederum nach einer Soße für oben genannte Nudeln anhört) doch reichlich eindimensional. Musikalisch zu erwähnen wäre wohl, dass ein Gorgoroth-Live-Gitarrist mitmischt - ganz gut, er kann seine neue Band nennen, ohne den Mund aufzumachen. Probiert das mal aus - klappt besser als Nudeln lesen. Aber nicht so gut wie Nudeln zu essen. Das wiederum macht nämlich mehr Spaß, als diese Scheibe zu hören. Weil sie relativ schnell langweilt und dann bald nervt.