Das Album-Debüt der Polen SHADOWS LAND "Ante Christum (Natum)" war nicht so der Bringer, etwas zu wirr und unausgegoren. "Terminus Ante Quem" soll alles besser machen, scheitert am letzendlich an den gleichen Dingen. SHADOWS LAND verstehen es noch nimmer nicht, nachvollziehbare Songs zu schreiben und versteigen sich in zu vielen Breaks, wirrem Riffing und einem vollkommen hektischen Drumming, was zusammen einfach keinen guten Song ergeben kann. Die Hinzunahme von elektronischen Parts macht die Sache nicht besser, im Gegenteil. Eine Ablenkung mehr. "Technisch anspruchsvoll" und "komplex" sind zwei sehr schöne Attribute für Musik, aber in diesem Fall triftt "an den eigenen Ansprüchen gescheitert" einfach viel besser.
Good old Dan Swanö hat sein legendäres Unisound wieder aufgemacht und ist dort fleißig am arbeiten. Eine Band, die ihn dabei besonders beeindruckt haben dürfte, sind MISERY SPEAKS, die ihr Aleveran-Debüt in Schweden haben mixen lassen. Mehr als gekonnt schlagen die Münsteraner den Bogen von Schwedentod-Glanzzeiten zum Metalcore-Boom der Gegenwart, ohne dbaei altbacken oder anbiedernd zu klingen. Wenn sich, wie beim tollen Opener "First Bullet Hits", Moshparts und hochmelodische schwedische Gitarren treffen, mag das nicht mehr absolut originell sein - perfekt umgesetzt und schlicht mitreißend ist es allemal! "I Am Never Enough" wartet danach mit einem unwidstehlichen Chorus auf, der an AMON AMARTH erinnert, und von einem Metalcore-typischen Knüppel-Part abgelöst wird, der wiederum in einen heftigst groovenden Part mündet. Hammer! So geht es in jedem Song, Altbewährtes wie die melodische Gitarrenarbeit geht mit Moshparts und anderem Metalcore-typischen Elementen eine Symbiose ein, die durch das hervorragende Songwriting erstklassig in Szene gesetzt wird. "Misery Speaks" wird Schwedentod-Fanatiker ebenso glücklich machen wie Metalcore-Kids und MISERY SPEAKS ganz weit nach vorne bringen. Zu Recht!
Vor zwei Jahren konnten ACT OF GODS mich mit ihrem Debüt "Stench Of Centuries" nicht wirklich überzeugen - "Maat" ändert da auch nix. Wie gehabt spielen die Franzosen ziemlich schnellen US-Death Metal, blasten dabei fleißig und orientieren sich an MALEVOLENT CREATION bei der Gitarrenarbeit. Keine schlechten Voraussetzungen, aber das Grundpoblem bleibt bestehen: ACT OF GODS können einfach keine spannenden Songs schreiben. Die elf Tracks rauschen durch, ohne dass auch nur einer im Ohr hängenbleibt. Die etwas dumpf geratene Produktion hilft da auch nicht weiter, ebensowenig das einfallslose Schlagzeug oder der eintönige Growler. Nicht mal das TERRORIZER-Cover ("After World Obliteration") ist gut. Allerhöchstens Mittelmaß.
Nach der "Skinflick”-DVD 2004 ist es um die New Yorker SKINLESS ziemlich ruhig geworden, zumindest in Europa haben sie sich rar gemacht. Untätig waren sie aber nicht und haben jetzt "Trample The Weak, Hurdle The Dead" fertig, bei dem sie weiter auf Bewährtes setzen. Der Wechsel am Mikro (Urmitglied Webber ist nicht mehr mit dabei, dafür hat Jason Keyser den Posten übernommen) hatte keine spürbaren Auswirkungen auf die Musik, einzig die bei "From Sacrifical To Survival" dezent eingesetzten cleanen Vocals sind verschwunden. Geblieben sind das intensive groovende Drumming von John Longstreth (ORIGIN), die teilweise sehr ungewöhnliche Gitarrenarbeit und die Brutalität der Songs. Auch wenn SKINLESS öfter mal einen Mid Tempo-Part einschieben ("A Unilateral Disgust") kommt die Mucke ultra-heftig aus den Boxen, dank der besseren Produktion diesmal auch mit richtig Wumms. Im Gegensatz zu vielen anderen Ami-Combos setzen SKINLESS weiterhin nicht auf technisch anspruchsvolles aber langweiliges Gefrickel, sondern konzentrieren sich auf eingängige, groovende Stücke, die trotzdem brutal sein müssen. Das ist ihnen mit allen acht Songs gelungen, so dass "Trample The Weak, Hurdle The Dead" eine Bereicherung für jede Death Metal-Sammlung ist. Einzig die magere Ausbeute von gerade mal acht Songs schmerzt. Nach drei Jahren Funkstille hätte ich mir noch zwei, drei Songs mehr gewünscht.
ANIMA NAÏVE (bedeutet soviel wie "kindisch" oder "naive Seele") sind eine hoffnungsvolle Combo aus Italien welche sich, ach wunder, dem Gothic Metal verschrieben hat. Das Quintett setzte dabei auf Death Metal-artige Gesangspassagen und opernhafte weibliche Vocals. Wobei beide ihre Sache gut machen; obwohl die Opernstimme doch in einer sehr hohen Tonlage angesiedelt ist und das doch schon mal etwas gewöhnungsbedürftig ist ("7 Black Crows"). Sängerin Ilaria "Banshee" studiert italienischen Operngesang und Moderne Literatur und nutzt ihre Gothic Metal Band als Alternative zu ihrer klassischen Ausbildung - ergo: das die Dame trällern kann hört man. Das sie in normalen Tonlagen ebenfalls was zu bieten hat, hört man beim besten Song der Demo "Niobe" gut heraus. Mit "Kiss Of Death" haben ANIMA NAÏVE noch einen zweiten, etwas raueren Song im Petto der zu überzeugen weis. So kann man dem Underdog neben den vorhandenen musikalischen Potential auch schon eine gewisse Kompositionsreife zugestehen. Allerdings ANIMA NAÏVE sollten rascher auf den Punkt kommen und auch einen Tick mehr wert auf nachvollziehbare Melodien legen - insbesondere der Opener "7 Black Crows" und auch "Not Angels" sind etwas langatmig geraten, da fehlt auch noch das eine oder andere Überraschungsmoment. Trotz harter Growls und entsprechen treibenden Drumming bewegen sich die vier Tracks allesamt im Mid-Tempo. Die Band bemüht sich, auch mittels Keyboards eine dunkle, emotionale Atmosphäre zu schaffen, was vor allem in den ruhigeren, spärlicher instrumentalisierten Momenten gelingt. Anzumerken bleibt noch dass die Produktion für eine Demo echt ordentlich ist, ob es aber wirklich noch einen knapp 3-minütigen Hidden Track brauchte, welcher eigentlich nicht mehr wie eine elektronische Soundcollage ist, lass ich mal dahingestellt sein. Wer mal reinschnuppern möchte - "Niobe" und "Kiss of Death" stehen auf genannter Homepage zum Download bereit.
"When In Sodom” ist das allererste Werk von ENTOMBED ohne Uffe Cederlund - und klingt trotzdem (oder gerade deswegen) heftiger als die letzten Scheiben der Schweden. ENTOMBED haben den Death Metal neu für sich entdeckt, das macht der Opener "When In Sodom" sofort klar. Groovig und gleichzeitig gnadenlos heftig kriecht der Song aus den Boxen und kann mit einem simplen Refrain sofort zünden. Vergessen die rockigen Ausflüge, die noch "Inferno" prägten (auch wenn das immer noch eine coole Scheibe ist), hier wird die Death Metal-Keule geschwungen! Das anschließende "Carnage" ist nicht nur im Titel eine Verbeugung vor den alten Zeiten, sonder geht auch dermaßen brutal zur Sache, das man mit den Ohren schlackert. Die alten Männern wollen’s offensichtlich nochmal wissen. Bei "Thou Shalt Kill" wird im Mid Tempo gezockt, aber trotzdem extrem heftig vorgegangen. "Heresy" ist dann dermaßen bedrohlich und düster, wie es ENTOMBED schon lange nicht mehr waren und bekommt durch den sparsam eingesetzten Frauengesang den letzten Kick, die extrem düstere Atmosphäre. Das abschließende "Amen" fällt aus dem Rahmen, besteht es doch nur aus Sprechgesang, einer Akustikgitarre und verzerrtem Bass. ENTOMBED haben sich auf ihre Stärken besonnen und Neu-Basser Nico Elgstrand (der sich auch für die gute Produktion verantwortlich zeigt) problemlos integriert. Sollte das neue Album in die gleiche Kerbe hauen wie diese coole EP, steht uns im Herbst ein Death Metal-Hammer erster Kajüte ins Haus!
Was sich mit "Crush/ Rebuild" bereits angedeutet hatte, wird von FIRE IN THE ATTIC mit "I’ll Beat You, City!" auf das nächst Level gebracht: moderner Hardcore in Vollendung! Gerade einmal ein Jahr haben Bonns Finest gebraucht, um die zwölf Songs zu schreiben, aufzunehmen und in feiner Verpackung in die Läden zu stellen. FIRE IN THE ATTIC knüpfen da an, wo sie mit dem Vorgänger aufhörten und setzen auf Wechsel-Gesang, hochmelodische Songs und einem daraus resultierenden sehr hohen Hitfaktor ("The City"). Gleichzeitg wurde das Kunstück fergigebracht, sich nicht einfach nur zu wiederholen, sondern dem Sound eine neue Wendung zu geben und ihn komplexer zu machen. "I’ll Beat You City!" zündet sich nich sofort, setzt sich aber nach einigen Umdrehungen gnadenlos im Ohr fest. Zu Recht spielt die Band selbst bei großen Festivals und kann Clubs füllen - das ist international konkurrenzfähiger Hardcore der Spitzenklasse! Hoffentlich behalten FIRE IN THE ATTIC ihr Tempo beim Songschreiben bei, dann steht uns Mitte 2007 der nächste Kracher ins Haus. Bis dahin wird "I’ll Beat You, City!" das Warten mehr als erträglich machen. Danke!
VANNA haben sich einen Bandnamen ausgesucht, der auch schon von einer kroatischen Sängerin genutzt wird. Also beim shoppen aufpassen, mehr als die "The Search Party Never Came EP" haben die Hardcorler bisher nicht veröffentlicht. auf der gibt es sechs Songs, die sehr old schoolig zur Sache gehen und in ihrer Schwere manchmal an WALLS OF JERICHO erinnern ("That Champagne Feeling"), allerdings haben VANNA Frauen als Gastmusiker. Einer der beiden Sänger klingt mit seiner klaren Stimme aber arg feminin und zerbrechlich, was einen guten Kontrast zum Gekeife des anderen Shouters bildet. Das Quartett hat sich über den Einsatz der Sänger ohrenscheinlich viele Gedanken gemacht und die beiden gut in Szene gesetzt. Leider hapert es beim restlichen Songwriting, da wird zu oft bereits Gehörtes widerholt und auf ausgelutschte Riffs zurückgegriffen. VANNA bemühen sich zwar, durch die Hinzunahe modernerer Gitarrenarbeit Abwechslung aufzubauen, scheitern aber durch ihre letztlich doch begrenzte Auswahl. So plätschern die Tracks vor sich hin und ziehen sich zum Schluss wie Kaugummi.
Eine Band, die als Einflüsse AC/DC, GUNS´N´ROSES oder Jimi Hendrix angibt und Songtitel wie "Rose Tattoo" im Gepäck hat, muss man nicht mehr einkategorisieren. Die multinationalen Rock´n´Roller (die Mitglieder stammen aus Deutschland, Schweden und Norwegen) gehen bei ihrer Arbeit sehr traditionell vor und scheinen Referenzwerke wie "Assault & Battery", "Let There Be Rock" oder meinetwegen auch "New American Shame" in - und auswendig zu kennen. Immerhin konnte man bereits diverse Independent - Filme mit seinen Songs unterlegen und sogar für Größen wie Pat Benatar und NASHVILLE PUSSY die Shows eröffnen. DEAD END JANE klingen also eher "konservativ" und haben mit dem moderneren "Ass Rock", der von Bands wie den HELLACOPTERS oder den BACKYARD BABIES gespielt wird, nicht viel am Hut. Für traditionelle Rock´n´Roller ist "Nicotine Queen" (kultiger Titel!) demnach ein echter Anspieltipp, wobei die Jungs etwa mit der coolen Groovemaschine "Rodeo", erwähntem "Rose Tattoo" oder dem fetzigen "The Reptile" ein paar weit überdurchschnittliche Hits im Gepäck haben, die sicher nicht nur live für schweißtreibende Konzerte sorgen. Ein sehr gelungener Einstand!
NOISE FOREST hatte ich bisher als brachiale, eher langsam agierende Combo verbucht. Warum, kann ich nicht sagen, aber manchmal kommt der Mensch zu den merkwürdigsten Rückschlüssen und Ideen. Fakt ist, dass "Morbid Insticts" mitnichten schleppend-langsam ist - die Nordlichter sind sehr rabiat und haben eine Mischung aus alten SEPULTURA, SOULFLY und EKTOMORF geschrieben, die ohne Ende rockt. Man kann sich Zottelkopf Max Cavalera unterstüzt von der ungarischen Gitarrenfront und seinem Bruder hintern Drumkit beim Hören der Platte richtig bildlich vorstellen. Die Songs braten, haben Groove und diesen leicht rohen SOULFLY-Sound, der wie Arsch auf Eimer passt. Der Gesang ist brasilianische Schule, die Gitarren sind Ohrwurm-Thrash-Riffs und das Drumming treibend. Feine Sache und eine dicke Überraschung für mich. Die zwölf Songs machen permanent Druck und "Morbid Instincts" zu einer klasse Scheibe. Als SEPULTURA-Jünger muss man NOISE FOREST ab sofort einfach lieben!