Achtung: No Metal Inside here. Warum diese Scheibe (die erste Studio-Platte NUMAs nach fünf Jahren) dann doch den Weg hierher findet, weiß ich nicht. Ist auch egal, denn Gary Numan (beziehungsweise Tubeway Army) gehört zu den Pionieren der elektronischen Rock-Musik, zu den unverzichtbaren Vorreitern. Auch "Rocker" wie Manson, Pumpkins oder die Foo Fighters nennen den Briten als Einfluss. Und wer Paradise Lost zu weniger rockigen Tagen (also oft) oder sogar Rammstein hört, der wird Parallelen erkennen (die Rhythmen des Openers "Pressure" oder auch von "Before You Hate It" - gleichen dem Rammstein-Stampf-Stakkato der Gitarre - nur eben mit Synths-Schwergewicht). Auf jeden Fall hat NUMAN viele namhafte Kollege als Gäste eingeladen: Jerome Dillon von NIN, Sulpher mal wieder, Prodigy, Therapy und und und. Nur hat er Name-Dropping gar nicht nötig, denn er modernisiert die stark unterkühlte Atmosphäre seiner Hits "Cars", "Are Friends Electric" oder auch "Down In The Park" fabelhaft, rockt die Songs leicht an und teleportiert sie so prima ins neue Jahrtausend. Er mischt die künstlich-kühle Stimmung der Wave-Komponente mit authentischen Aggressivitätsanflügen des Rocks und packt enorm eingängige Hymnenhaftigkeit dazu - hört nur den Super-Hit "Fold", zu schön, um nicht zu schmerzen, sooooo warm und dennoch gefriert die Seele. Und über allem thront die Stimme des Königs der Numanoiden: Gary himself singt mit einer weinerlichen Eindringlichkeit, die einem Angst und Bange macht und tod-traurig werden lässt - und gleichzeitig froh, dass es solche Stimmen noch gibt. In diesem Sinne: Welcome to the NuWorld, ihr toleranten Bürger der irdischen Metal-Gemeinde! Verschließt euch nicht vor dem Frost-Gott des Synthesizer-Rock-Pops. Denn in der Welt Gary Numans ist es mindestens genauso kalt wie bei den skandinavischen Kirchenanzündern. Auch ohne Metal.
DAS ICH gehören wohl zu den bekanntesten deutschsprachigen Elektro - Bands, angeblich auch weltweit. DAS ICH besitzen einen Heimcomputer. Darauf läuft seit Jahr und Tag die Software "Electro Nerve Killer 6.66 beta", aber ohne jemals den Serial - Code zur Freischaltung aller Programmfunktionen eingegeben zu haben. Unregistriert taugt diese Software zu gar nix! Macht aber nix, muss auch so gehen! Echte Musikinstrumente haben DAS ICH auch! Spielen können sie sie nicht, wozu auch?! Egal, muss auch so gehen! Texte schreiben können DAS ICH zwar rein technisch, inhaltlich ist kaum Substanz erkennbar. Egal, muss auch so gehen! Schließlich wird man jeden Freitag, nachts, in der lokalen Gotik - Disko von hübschen traurigen Mädchen und ihren Verehrern in Stützstrümpfen und Netzhemden abgefeiert - man ist ja Weltschmerz pur! Und die Rechung geht sogar auf! DAS ICH sind bemerkenswerte Musiker: wer bis jetzt noch nie bei einer Platte geheult hat, wird spätestens bei "Cabaret" in tränenreiche Depressionen ausbrechen. Große Kunst, die schmerzt - besonders in den Ohren! Die ganz Hartgesottenen bekommen dieses unglaubliche Werk in einer limitierten Katastrophen - Edition mitsamt einer Remix - CD namens "Variete" und einer DVD namens "Panopticum". Beides war dem Rezensenten nicht vergönnt zu bestaunen… aber egal, muss auch so gehen! Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr… Hilfe!
Knapp zwei Jahre nach ihrem gelungenen Debüt "Our Somewhere Else" können die sechs Münchner von BEYOND THE VOID mit "I Am Your Ruin" weiter zulegen und agieren gekonnt mit ihren Stärken - mal präsentieren sie ihren melodischen düsteren Goth-Rock kraftvoll rockig um dann unvermittelt in elegischer Melancholie zu schwelgen. Dies ohne ins kitschige abzudriften oder gar den Pathos zu übertreiben, die Songs immer mit einem gewissen Ohrwurmpotential versehen. Der variable Sänger Daniel Pharos hat von Ville Valo (HIM) bis Sven Friedrich (Zeraphine, Dreadful Shadows) einiges an Stimmlage zu bieten und das BEYOND THE VOID mit vier (!) Songwriter gesegnet ist tut ein übriges um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Mit "Defiance To The End" startet das Album druckvoll und einschmeichelnd zugleich und gibt somit die Richtung für die folgende dreiviertel Stunde vor. Abwechslungsreich bleibt es dabei allemal, schon beim nachfolgenden Mid-Temposong "Ruinborn" spielt man gekonnt mit weiblichen Back-Vocals und eingestreuten Growls. "Reality Won’t Do" lässt atmosphärisch sogar mal Type O’ durchschimmern. Danach wird es einen Tick weniger intensiv, bevor die zweite Hälfte des Albums mit dem treibend rockenden, von Gitarrenriffs und bassuntermalten Gesang dominierten "Rejected" startet, gefolgt von der von Piano und Violine getragene Gänsehautballade "World Dies With Me". Das fast schon Pop-mäßige "Away From Here" würde auch gut auf eine "The 69 Eyes"-Scheibe passen, bevor das Album mit dem fast schon besinnlichen "Until Dawn Shall Us Part" und "Time To Repent" einen würdigen Abschluss findet. Die einwandfrei produzierten und auf gleichbleibend hohen Niveau angesiedelten zwölf Tracks auf "I Am Your Ruin" sollten BEYOND THE VOID den Weg in die Zukunft ebnen. Gutes Album, hörenswert; nicht nur für die düsteren Stunden und Tage.
Ich frag’ mich, warum Ausgabe vier dieser Sampler-Reihe an uns vorbeging, ohne mit einem Review gewürdigt zu werden. Na ja, komische Dinge passieren jeden Tag. Jetzt gibt’s also Auflage 5 der serie und wieder haben die Macher einen bunten Querschnitt der (hauptsächlich deutschen) Underground-Szene erstellt. Da tummelt sich von Black Metal bis True Metal alles, was man an Metal spielen kann, auch wenn der Schwerpunkt auf den heftigeren Spielarten liegt. Im schick aufgemachten Digi findet sich ein informatives Booklet, in welchem jede Band auf einer Seite vorgestellt wird, inklusive Kontaktadresse. So soll das sein, dann kann man sich bei Gefallen gleich mal die aktuelle Scheiber einer Combo ziehen. Natürlich wird bei einem so breiten Stilmix nicht jeder Track gefallen finden, es dürfte aber für jeden Metalfan was dabei sein, zumal der Sampler für nur 5€ zu haben ist und diese zwei Bier locker wert. Unterstützt den Undergorund und legt euch die Scheibe zu, es lohnt sich!
Mit der Singleauskopplung "Out In The Real World” aus ihrem Debütalbum "Embrace The Storm” legen der AYREON-Gothic-Ableger STREWAM OF PASSION einen gelungenen Appetithappen vor. Dabei ist die Single-Version des Songs cirka 40 Sekunden kürzer als der Albumtrack, verliert aber nichts an seiner kraftvollen Ausstrahlung und seiner melodiösen Eingängigkeit. Mit "Out In The Real World” haben Arjen Lucassen den besten Songs des Albums gewählt. Neben langsamen Passagen mit dem elfenhaften und zugleich eindringlichen Gesang der mexikanischen Frontfrau Marcela Bovio nimmt der Track immer wieder unvermittelt Fahrt auf, und kann mit Geigen, rhythmischen Drums, treibenden Gitarren und einem sofort ins Ohr gehenden Refrain punkten - hier hat man für einen Hit alles richtig gemacht.
Neben der Single gibt es auf der Maxi noch drei weitere Songs, welche den Erwerb derselben rechtfertigen: Nämlich den vom zweiten AYREON-Album "Actual Fantasy" stammenden 6-minütige Track "Computer Eyes" in der facettenreichen STREAM OF PASSION-Version. Das auf dem letzten Lucassen-Meisterwerk "The Human Equation" bereits veröffentlichte und zusammen mit Devin Townsend komponierte "Pain" (dort unter "Day Three: Pain") wurde ebenfalls von STRERAM OF PASSION neu arrangiert und letztendlich gibt es noch das gewöhnungsbedürftige Led Zeppelin-Cover "When The Levee Breaks". Für Fans der Band und Lucassen-Jünger dürfte das Ganze damit wohl ein Pflichterwerb sein.
Nach der Bay Area folgt aber in Sachen Thrash (also Thrash im ureigenen Sinn, nicht Metalcore und Co.) auch gleich der Ruhrpott - samt angrenzender Landstriche, Städte und Orte. Wie Hamm, wo DELIRIOUS herkommen. Und sich augenscheinlich ganz wohl fühlen, denn die vergangenen fast fünf Jahre lagen die Jungs veröffentlichungstechnisch auf der faulen Haut. Entwicklungstechnisch ebenso - würden böse Zungen sagen. Traditionelle Zungen hingegen schnalzen, denn die Westfalen thrashen frohgelaunt in TESTAMENT-Ader (achtet auch die langgezogenen Schreie beim fetten Opener "Triple Six" oder auf fast die gesamte Gesangslinie bei "Blood Begins To Freeze", Gitarrenläufe und eigentlich den ganzen Charme eben dieses Songs. Auch soundtechnisch thrashen DELIRIOUS auf heutigem Standard, musikalisch aber sind sie eben tief in den erfolgreichen, wilden Zeiten der Bay Area verwurzelt. Da gibt’s Stakkato von den Gitarren bis die Sehnenscheidenentzündung kommt, ein wummernden Bass und manchmal angepunktes, auf jeden Fall aber sehr direktes Drumming. In der zweiten Hälfte überrascht allerdings noch total-unthrashige Abwechslung: Zum Beispiel in Form der Akustik-Ballade "My Friend" (durch die das folgende "Down On Myself" mächtig heftig wirkt). Die Scheibe hat also viel, was den Thrash ausmacht: Härte, Melodie, Energie und sogar Abwechslung innerhalb der Genregrenzen und drüber hinaus. Denn es folgt weiteres Akustik-Zeugs wie das zweiminütige Instrumental "The Sky Turns Red" - was erneut dem folgenden "Ragers Elite" zum Vorteil gereicht. Nach diesem wellenförmigen Verlauf geht es jedoch nach unten, sozusagen "unterirdisch". Die abschließende Cover-Version, die den Mega-Hippie-Klassiker "In-A-Gadda-Da-Vida" von Iron Butterfly in ein nur gut dreiminütiges Korsett quetscht, viel zu eng für diesen langen Song, rockt nicht. Trotz dieses kleinen Abstrichs bleibt "Made For The Violent Age" auch für das heutige Zeitalter empfehlenswert - vor allem für Nostalgiker aber nicht nur - wirklich nicht.
Seit August 2004 sind die jungen Pforzheimer unterwegs, die Welt von ihrem traditionellen, bisweilen progressiven Heavy Metal zu überzeugen. Und diese Aufgabe gelingt ihnen auch ganz gut, denn auf "Heavy Metal Breakthrough" finden sich fünf Songs, die besonders im Gitarrenbereich (das Duo Daniel Peter und Fabio Valvano geizt nicht mit technischen Kabinettstücken - was auch der instrumentale "Hidden Track" am Ende der CD beweist) positiv auffallen. Nicht ganz so überzeugend kommt der Gesang von Bassist und Sänger Fred Hilke herüber, dessen raue Tonlage zwar gut zur Musik passt, der aber stellenweise noch etwas kraftvoller und mit mehr Wumms zur Sache gehen könnte. Nicht ganz unschuldig ist daran auch die Produktion, die ihr Demo - Dasein nicht verleugnen kann und die aus dem coolen, hymnischen Opener "Code Yellowfin", dem Stampfer "Killers On Your Back", dem treibenden "CRM - 114", dem leicht proggigen "Round - Trip Hell" und dem Banger "Hungry Hearts" ohne Frage längst nicht alles herausholt. Besonders kultig ist das selbst gezeichnete, trashige Cover - Artwork, das der Band gleich noch mal ein paar zusätzliche Sympathiepunkte verleiht. "Heavy Metal Breakthrough" ist zwar kein Oberhammer geworden, aber ein wirklich gutes Demo, das eine Band zeigt, die sicher noch viel mehr aus sich herausholen kann. Daumen hoch!
Die CD ist für vier Euro (plus 1,50 Euro für Porto) über die Homepage der Band zu beziehen.
Mit ihrem 2004 veröffentlichten Album "Wasteland" konnten die Finnen bereits einige Achtungserfolge einfahren, auch wenn man noch keine richtig großen Hits verbuchen konnte. Aber unter Anderem die coole Coverversion des JUDAS PRIEST - Oldies "Rocka Rolla" trug dazu bei, dass man TWILIGHT GUARDIAN im Gedächtnis behielt. Auf "Sintrade" kann der Fünfer das Niveau des Vorgängers locker halten, wobei ein echter Quantensprung jedoch leider ausgeblieben ist. Mit der melancholischen Hymne "Through The Stars" geht es erstklassig los, auch "Wanderer" weiß mit hymnenhaftem Bombast zu überzeugen, aber bereits "Skin To Skin" will sich nicht so recht erschließen und hält das Niveau der beiden Opener nicht mehr ganz. "Still" geht als sehr atmosphärisch durch, kann aber einen gewissen Kitschfaktor nicht leugnen. "My Spoiled Reign" tönt wieder etwas stärker, eine echter Kracher ist aber auch dieses Stück nicht. Erst wieder das geile "Never Alone" überzeugt mit sehr gutem Refrain und coolem Aufbau und stellt für mich das Highlight des Albums dar. Auch "Room Of Shadow And Light" und besonders "Flawless" gehen als gute Bombast - Rocker durch. Das abschließende "Inside" will nicht so recht zünden, aber mit "La Isla Bonita" von Madonna haben die Jungs wieder eine tolle Coverversion an den Start gebracht, die ohne Frage zu den Sternstunden des Albums zählt. Schlecht ist "Sintrade" keineswegs, aber auch, wenn einige richtig gelungene Ansätze vorhanden sind, konnte man sich gegenüber dem Vorgänger kaum steigern. So bleiben die Sternstunden der "Vorbilder" STRATOVARIUS ("Visions" oder "Infinity") noch in einiger Ferne…
Wenn man Bands schwer in eine Schublade einordnen kann haben sie an sich schon mal Vorschußlorbeeren verdient. Die Oldenburger REGICIDE mit ihrer Mixtur aus Progressivem Rock, Alternativen Klängen, Folk- und Klassikanleihen, Gothic-Touch und Wechselgesang zwischen männlichen und (nicht opernhaften) weiblichen Gesang lassen sich nicht nur nicht mit Schubladendenken erfassen, sondern haben mit ihrem eineinhalb Jahren alten Debüt "Viorus" die Meßlatte für das reguläre Zweitwerk schon mal recht hoch gelegt. Und "Break The Silence" enttäuscht nicht. REGICIDE erfinden sich nicht neu; bewährtes wird beibehalten und die Stärken ausgebaut. So wurde der Violine und dem hochmelodischen Gesang von Frauke Richter und Timo Südhoff mehr Raum eingeräumt, die Songs klingen einen Tick durchdachter und dazu genügt die Produktion wieder höchsten Ansprüchen (Chris Wolff - Rage, Sub7even, Within Temptation). Neben dem extrem starken Opener "Plastic Dove" (mit teuflischer Violine und metallisch epischer Grundstimmung), der melancholischen Pianoballade "Nothing In Here", dem bombastische Titeltrack "Break The Silence" und dem eher dramatisch dunklen "Forgotten Promises" ist es vor allem der dritte, fast 9-minütige Teil von "An Embrace Space" - "Part III: Eclipsing Lights" (die beiden ersten Teile waren schon ein Höhepunkt des letzten Albums) welche man herausheben muss. Für reine Metaller welche nebenbei mal was anderes hören wollen, dürfte REGICIDE aber nicht die richtige Adresse sein. Etwas Zeit und Muse sollte man schon mitbringen, sofort greifbare Hits gibt es nämlich nicht und die Inbrunst und Erhabenheit der Darbringung mancher Parts dürfte auch nicht jedermanns Sache sein, obwohl REGICIDE niemals ins schwülstig, kitschige fallen. Anhänger von Apocalyptica bis Within Temptation sollten aber unbedingt mal reinschnuppern, Fans der Band hingegen können bei "Break The Silence" bedenkenlos zugreifen.
Die Split der beiden deutschen Schwarzmetallkapellen gibt’s als feine 7", was in Zeiten von mp3s für manche ungewohnt sein mag, aber es gibt ja zm Glück noch viele Fans, die die schwarzen Scheiben zu schätzen wissen. Den Anfang machen NORDAFROST, die eine volle Breitseite ultrabösen Black Metal abfeuern und sich nach etwas zähem Anfang richtig steigern und "Assault" zu einem richtig guten Black Metal-Song machen. Vor allem der bösartige Gesang hat mir sehr gefallen, auch wenn er eine Spur zu leise abgemischt ist. Der Grundbeat geht direkt ins Bein und die gelegentlichen High Speed-Passagen lockern den Song angenehm auf. Solider Black Metal.
Seite A geht also schon mal in Ordnung - was gibt’s auf der anderen? Da tummeln sich UNLIGHT, die mich letztes Jahr mit ihrem Debüt überzeugen konnten. Leicht thrashig angehaucht beginnen sie "Nordic Heart", das mit rasantem Tempo und gelungenen Breaks punkten kann. Die Produktion ist druckvoller als die von NORDAFROST und gibt dem Sänger mehr Spielraum, wobei sich beide qualitativ ebenbürtig sind. Das gilt auch für den Rest der beiden Bands, so dass ich auch UNLIGHT eine solide Leistung attestiere und somit die EP jedem Black Metaller ans frostige Herz legen kann, zumal das Teil für freundlich 5€ zu haben ist. Dazu bezahlen die ersten beiden Besteller, die sich auf dieses Review berufen, kein Porto. Also hopphopp!