Seit 13 Jahren schon wildert das Duo Istar und Forn durch das norwegische Unterholz, immer begleitet von wechselnden Mitmusikern. Außer zwei nicht wirklich bekannten Alben hat die Band aber bislang nichts gerissen, und auch Streich Nummer drei dürfte selbst bei Black Metal-Puristen kaum satanische Euphoriezustände auslösen. Auf "Sadness And Wrath" wildert man sich durch acht eher durchschnittliche Schwarzmetallkompositionen, die stilistisch ganz im Zeichen der Heimat stehen. Das Problem bei SVARTAHRID ist, dass die Jungs für eine "professionelle" Band zu wenig spektakulär und technisch herausragend klingen und für einen fies abgefuckten Act einfach zu sauber produziert sind. Zieht man etwa Vergleiche zu (jüngeren) GORGOROTH oder SATYRICON auf der einen und DARKTHRONE oder MAYHEM auf der anderen Seite, dann stellt man fest, dass SVARTAHRID weder die eine noch die andere Seite ansprechend bedienen. Apropos DARKTHRONE: Nocturno Culto hat im Song "Intension: Krig" einen Gastauftritt als Texter und "Sänger", doch das reicht nicht, "Sadness And Wrath" aus dem Mittelmaß zu heben. Es gibt viele wesentlich schlechtere Black Metal-Scheibchen, aber eben auch genauso viele aufregendere.
MORTAL SIN haben vor ewigen Zeiten anscheinend mal zwei gute Thrash-Scheiben rausgebracht, die ihnen sogar einen Slot als METALLICA-Support einbrachten. Danach machten die Australier aber so ziemlich jeden Fehler, der eine Band machen kann. Nach der 91er Scheibe wurde es still um die Band, woran auch die 97er-Platte nichts änderte. Nach einigen Wechseln im Line-Up sind auf dem neuen Album "An Absence Of Faith" die beiden Gründungsmitglieder Andy Eftichio und Mat Maurer dabei. Letzterer ist mit seiner Stimme das Markenzeichen der Band und lässt in seinen guten Moment Vergleiche mit James Hetfield zu. Natürlich ist ganze Chose ziemlich traditioneller Stoff, der statt auf Geschwindigkeitsrekorde auf Eingängigkeit setzt und Fans alter Heroen damit voll zufriedenstellen wird. Jüngere Jahrgänge sollten in die Scheibe vor dem Kauf reinhören, viel Modernes gibt es hier nicht, stattdessen eine Handvoll gut gemachter klassischer Songs, mit denen sich MORTAL SIN stark zurückmelden.
Ein Jahr haben sich die Jungs von DEMIRICOUS nur auf das Songwriting für ihr zweites Album konzentriert, der Zusatz "Poverty" kommt da wohl nicht von ungefähr. Alllerdings hat sich die harte Zei gelohnt, denn "Two" ist ein kompaktes Thrash-Album geworden, dass von Anfang bis Ende ballert. Mit "Never Enough Road" haben die Amis einen brettharten Song als Einstieg in das Album gewählt, der die Marschroute für die nächsten 40 Minuten festlegt: immer gerade heraus auf die Fresse! Eine Mischung aus PRO-PAIN’scher Attitüde und natürlich SLAYER, so lässt sich der Sound am Treffendsten beschreiben - gerade der Gesang ist dermaßen SLAYER, dass sich selbst Tom Araya nicht sicher sein kann, wer da gerade ins Mikro brüllt. Die Gitarristen haben sich ebenfalls bei den Urvätern des Thrashs einiges abgeschaut ("Language Of Oblivion"), während der Drummer auf feine Death Metal-Blasts abfährt und permanent Druck macht. "Two" ist eine arschtretende, saubrutale Scheibe, der nur ein, zwei richtig große Songs zum Tip fehlen. Anchecken ist trotzdem für jeden Pflicht, der auch nur ein wenig auf kompromisslosen Metal steht!
Kaum hat Doom-Götterstimme und hauptamtlicher SOLITUDE AETURNUS-Frontmann Rob Lowe mit seinen neuen Arbeitgebern CANDLEMASS eine erstklassige neue Scheibe an den Mann gebracht, da ist er schon wieder zu hören, und zwar bei einer Band, die sicher niemand auf der Rechnung gehabt hat. CONCEPT OF GOD wurden bereits 1999 gegründet, schafften es jedoch bisher nicht, ihr mittlerweile sieben Jahre altes Debütalbum angemessen zu veröffentlichen. Das nun erhältliche Resultat kann sich aber absolut hören lassen und knüpft stilistisch erwartungsgemäß eher an die texanische, denn an die schwedische Band Lowe´s an, wobei das Gleichgewicht von Doom ein wenig mehr in Richtung (Stoner) Rock verlagert wird. Das überragende Niveau beider Bands wird dabei aber leider nicht ganz erreicht, was relativ schnell deutlich wird, wenn man "Visions" mit "Alone" oder "King Of The Grey Islands" vergleicht. Das liegt nicht etwa an Rob´s einmal mehr sagenhafter Gesangsleistung (von der die Platte zu großen Teilen lebt), sondern meiner Meinung nach schlicht an der Tatsache, dass hier Leif Edling oder John Perez als Songwriter fehlen, die bei den beiden anderen Bands maßgeblichen Einfluss genießen. Außerdem ist die Produktion etwas dröge geraten, die den Songs hörbar Luft zum Atmen nimmt. Trotz der genannten unüberwindbaren Referenzen ist "Visions" jedoch eine wirklich gute Scheibe geworden, die etwa mit "Hearing Voices", "Traces", "Fires Of Life" oder der gelungenen RAINBOW-Coverversion "Man On The Silver Mountain" (logischerweise vergleichbar mit "Heaven & Hell" von "Adagio" - der Herr scheint Dio zu mögen…) einige Stücke enthält, bei denen viele Genre-Bands einfach nur doom aus der Wäsche gucken würden. Nicht nur für Fans der anderen "Lowe-Bands" empfehlenswert!
Musikalische Weiterentwicklung ist eine Schlampe. Und Musikalische Veränderung ihre kleine Schwester. Egal, was man als Musiker einer Band mit den beiden anstellt, es wird nie alle Beteiligten zufriedenstellen. Selbst wenn man das Duo ignoriert, wird es immer Leute geben, die sich genau darüber beklagen. Aber lassen sich Bands mit einer oder beiden ein, ist es auch nicht recht. Im Falle der New Yorker MONSTER MAGNET trauern viele Fans noch immer alten "Dopes To Infinity"-Zeiten nach, spätere Alben werden mit Verachtung gestraft. Wieder andere mögen die straighteren Sachen der Spätzeit, können aber mit der Frühphase der Band nichts anfangen. Es war also egal, was MONSTER MAGNET mit ihrem neuen Album abliefern, genügend Nörgler würden sich schon finden… Und dann kam der Drogenabsturz Dave Wyndorfs dazwischen, der ihn fast das Leben kostete. Das sich ein solches Erlebnis bei einem Musiker in seinen Songs niederschlägt, ist klar. Nur konsequent, dass "4-Way Diablo" viele dunkle, nachdenkliche Tracks aufweist ("Cyclone" oder "I’m Calling You") - auch wenn diese stellenweise an alte Drogen-verklärte Songs gemahnen, ist der Grundtenor dunkler. Gleichzeitig scheint der Herr mit der markanten Stimme den Spass am (Wieder)Leben nicht verloren zu haben, was sich in einigen knackigen Rockern ausdrückt, allen voran der potentielle Tanzflächenfeger "Wall Of Fire". Das mega-coole STONES-Cover "2000 Lightyears From Home" passt sich da nahtlos ein. MONSTER MAGNET sind sich treu geblieben und sind dem Weg der letzten Alben weiter gefolgt; gleichzeitig haben sich Einflüsse ihrer früheren Scheiben eingeschlichen. Natürlich wird es wieder Gemecker geben, aber nach dem Horrorjahr wird Herrn Wyndorf und Co. das herzlich egal sein, genau wie aufgeschlossenen Fans, die Bock auf eine coole Rock-Scheibe haben. Genau das ist "4-Way Diablo" geworden!
Alle Jahre wieder bringt Roadrunner Records die "Roadrage"-DVD unter’s Volk, die für einen Zehner haufenweise Videoclips labeleigener Bands bietet. 34 Stück sind es in diesem Jahr geworden, was die Dauer auf mehr als zwei Stunden bringt. STONE SOUR sind gleich dreimal vorhanden (allesamt erstklassige Vides), KILLSWITCH ENAGE, NICKELBACK und BLACK LABEL SOCIETY mit zwei Clips, wie auch MADINA LAKE, DELAIN und BLACK STONE CHERRY. Die Qualität der Videos ist durchgehend hoch, mit Handkamera gefilmte Filmchen sind passé. Besonders gelungen sind die Beiträge von SHADOWS FALL, PAIN (man kann Peter Tägtgren mit überschminkten Augenringen kaum wiedererkennen) und der wuchtige HATEBREED-Beitrag. Wer sich mit dem mittlerweile breitgefächerten Roadrunner Records-Katalog anfreunden kann, ist mit dieser Clip-Sammlung bestens bedient. Keine lästige Suche mehr, kein langes Runterladen - einfach einwerfen und Spaß haben!
Neues aus der Rumpelkiste: Was bei Gallhammer nicht klappt, das können TYRANT aus Schweden. Gewaltig. Die Jungs von Vinterland und The Black rezitieren mit Hellhammer, Venom, Bathory, Celtic Frost die üblichen Verdächtigen - nur, dass es hier Laune macht und extrem glaubwürdig wirkt. Dabei drücken sie manches Mal auf die Tube, verwehren sich dem mittleren Tempo bis hin zu doomigen Anflügen aber auch nicht und sorgen so für jede Mengte Groove. Sicherlich werden sich die ganz Anspruchsvollen mit diesem stock-konservativen Sound nicht anfreunden können. Wer aber auf dieses stumpfe 80er-Jahre-Zeug steht, dem wird die Redundanz aller Überflüssigkeit zu passe kommen. Die ungehobelte Gülle, die die Skandinavier über ihren Hörer ausschütten stinkt mächtig nach Verwesung - das ändert aber nichts daran, dass dieser Tyrann mächtig rockt. Vorausgesetzt, man mag die Vorbilder oder setzt sich gelegentlich ganz gern mal in die musikalische Zeitmaschine.
Laaangweilig. Man nehme alte Darkthrone- und Co.-Einflüsse, ziehe sich so an, also mit Nieten und Leder. GALLHAMMER (also Vivian Slaughter, Mika Penetrator, Risa Reaper - hoho!) bedienen diese Trademarks, kommen zudem aus Japan und sind Frauen. Neben Klischee gibt’s also auch noch den Exotik-Faktor. Das Problem, und das nervt auch schon auf anderem Niveau bei der neuen Darkthrone: Das Genre scheint ausgelutscht, vor allem, wenn die Songs keine guten Ideen transportieren oder wenigstens einen eigenen Charme haben. Echtes Old-School-Geballer tut zwar auch weh, nervt aber eben nicht so wie dieses unbarmherzig folternde Machwerk - das vor allem mit einem besticht, nämlich mit geradezu unterirdischem Sound. Und der allein macht eben noch kein kultiges Scheibchen aus. Wer so was hören möchte, der nehme sich ne alte Sodom auf Vinyl oder Hellhammer, aber nicht diese kopierte Grütze aus Asien. Warum sich Nocturno Culto als Produzent hergibt, müsste eigentlich klar sein: Her mit den kleinen Japanerinnen.
DYING HUMANITY werden vom Label in die "Deathcore"-Schublade gesteckt, was Erinnerungen an die guten alten Zeiten weckte, als die ganzen Irgenwascore-Bands noch originell waren. Der erst 2006 gegründete Fünfer hat mit Hardcore allerdings wenig am Hut und gibt auf "Fallen Paradise" lieber 100% totmetallisch einen aufs Mett. THE BLACK DAHLIA MURDER standen sehr offensichtlich Pate beim Songwriting, hier wie da wird viel geblastet, die Gitarren geschreddert und beim Gesang wahlweise gegrowlt oder gekreischt - und das alles mit ordentlich Druck auf dem Gaspedal. Die sieben Songs (plus Intro) werden Totmetallern gefallen, zumal die Produktion des Rape Of Harmonies und der Mix von Jacob Hansen sehr gut geworden sind und die Scheibe knallen lassen. DYING HUMANITY können auf ihr Debütalbum mit Recht stolz sein, mit etwas Glück werden sie sowas wie die deutsche Antwort auf TBDM.
Warum bislang noch keine Band auf die Idee gekommen ist, sich nach dem Schauplatz der Jack The Ripper-Morde zu bennenen, ist eine gute Frage. Natürlich haben sich ein paar Briten drangemacht, dass zu ändern und WHITECHAPEL ins Leben gerufen. Passend zum blutigen Namen gibt es brutalen Death Metal, der mit Haardcore-typischen Breakdowns aufgepeppt wird. Die Mischung funktioniert aber nur bedingt, werden die Breakdowns doch zu oft eingesetzt und so manches Mal nehmen sie den Druck aus einem Song vollends hinaus. Hätten WHITECHAPEL sich an diesen Stellen auf gnadenloses Knüppeln beschränkt, wäre das Ergebnis für den Death Metaller interessanter. Ähnlich unausgegoren und im Grunde durchschnittlich ist die spielerische Leistung der Musiker, von denen gerade der Gesang nicht an die offensichtlichen Vorbilder (DYING FETUS) heranreichen kann. "The Somatic Defilement" ist eine allerhöchstens solide Platte geworden, nach der in ein paar Monaten kein Hahn mehr krähen wird.