Das ist schon ein schweinecooler Anfang den die amerikanischen ex-Metalcore Megaseller AVENGED SEVENFOLD an den Anfang ihres selbstbetitelten und optisch sehr schlicht gehaltenen Albums gesetzt haben. Das knallharte "Critical Acclaim" beginnt mit einem Orgelintro zu dem sich schreiende Heavy Metal Gitarren gesellen, die man kitschiger nicht hätte arrangieren können. Doch Kitsch schreiben sich AVENGED SEVENFOLD nicht auf die Fahne, "Critical Acclaim" kokkettiert weiter mit gesprochenen Vocals, einem tollen Chorus... hätten AVENGED SEVENFOLD ein solches Feuerwerkt über die ganze Länge abgefackelt, hätte ich eine neue Lieblingsband. Bei nur zehn Songs und einer für sie beinahe untypisch kurzen Spielzeit von unter einer Stunde ist aber kein Raum für durchschnittliche Rocker wie "Almost Easy". Dieses Album ist stellenweise überraschend bombastisch instrumentiert, nicht nur die Orgeln, auch Streicher helfen "Afterlife" in den Song. Generell ist ihre Musik eingängiger geworden, nicht nur der Chorus des schönen "Afterlife" umschifft die Klippen zu einem Schlager aber nur knapp und Dank rettender Gitarren. In jeder Hinsicht beeindruckend ist "Unbound (The Wild Ride)" - schnelle und blitzsaubere Gitarrenläufe, ein unermüdlich einfaches aber zweckdienliches Klavier und ein emotionaler Gesang - am nicht aus M. Shadows Mund stammenden Gesang gegen Ende des Songs werden sich die Geister scheiden. Nach seiner Stimmband-OP hat er sich bestens erholt, seine whiskeygeölte Stimme kann mittlerweile unglaublich gut verschiedene Stimmungen abbilden, die Gitarren bieten erneut schicke Soli und extrem versiertes Spiel. Für viele Fans ganz sicher zu gewagt ist das Anfangs beinahe in QUEEN Manier inszenierte "A Little Piece Of Heaven", dessen balladesker steicheruntermalte Part mir nicht gefällt, die gehetzt polkaesk-frechen Teile dafür umso mehr. Gegen etwas mehr Musik fürs Geld hätte sicher auch niemand was gehabt, "Avenged Sevenfold" machen aber so coolen Rock und Metal, dass dieses Album gehört werden muss.
Freunde von EVANESCENCE, aufgepasst- ASRAI könnten euch vielleicht gefallen. Zwar fehlen bei ASRAI die für EVANESCENCE/ Amy Lee typischen ausgefeilten Klavierpassagen, aber davon abgesehen wandelt die niederländische Gothic Rock- Band auf durchaus ähnlich melodiösen und düsteren Pfaden wie die erwähnten amerikanischen Kollegen. Auch Sängerin Margriets Stimme kann sich sehen (bzw. wohl eher hören) lassen, was bereits der Opener "Delilah´s Lie", eine stimmungsvolle, druckvolle Gothic-Hymne, unter Beweis stellt, bei dem Margriet ihre stimmliche Bandbreite demonstriert. Auch bei "Your Hands So Cold" dröhnen fette Gitarren, "Stay With Me" hingegen präsentiert sich ruhiger mit von getragenen Klavierklängen unterlegter melancholieschwangerer Melodie. Auf "Go" werden wieder flottere Töne angeschlagen, der Refrain ist zwar nach wie vor angemessen düster, treibt jedoch auch ordentlich vorwärts und verführt zum mitrocken. "Lost" beginnt mit der relativ genretypischen Kombination aus Keyboard und fetten Gitarren, über die sich dann Margriets Stimme erhebt, "Awaken" dagegen fällt verglichen mit dem Rest des Albums eher aus dem Rahmen. Während die anderen Songs eher von Melancholie und Weltschmerz regiert werden, ist dies bei "Awaken" zwar im Refrain der Fall, in den Strophen jedoch herrschen Aggression und Klänge, die mit Gothic Rock/Metal eigentlich nicht mehr viel zu tun haben, sondern schon eher an Nu Metal erinnern, vor. Mit "Roses" und "Chain Me" schließt "Pearls In Dirt" dann aber schließlich wieder mit Gothic- Klängen und ist alles in allem ein gelungenes Schmankerl für Freunde der Dunkelheit.
Glen Danzig veröffentlicht seine "Lost Tracks"? Das riecht erstmal nach Ausverkauf, zumal bei ihm musikalisch schon lange nichts mehr geht. Ganz so ist es aber nicht. Hier wurde nämlich keinesfalls einfach ein Haufen angestaubter Ausschuss-Tracks zusammengeknallt. Vielmehr wurden die 26 Songs, die es aus diversen Gründen nicht auf die Alben geschafft haben, ausgiebig bearbeitet, indem sie z. B. neu gemischt oder noch fehlende Vocals oder Instrumente aufgenommen wurden. Erfreulicherweise ist viel Material von den Aufnahmen zu den ersten drei DANZIG-Alben enthalten, von dem einiges durchaus mit der Qualität der Veröffentlichungen mithalten kann. Direkt die ersten beiden Tracks etwa, das dreckig rockende "Pain Is Like An Animal" und das böse daher kriechende "When Death Had No Name”, sind echte Hammersongs, die den Vergleich mit den Releases nicht zu scheuen brauchen. Da die Tracks chronologisch angeordnet sind, fällt die zweite CD insgesamt etwas ab, aber auch hier findet sich noch das ein oder andere Juwel, wie z. B. das schaurig schöne "Crawl Across Your Killing Floor". Bei der Menge an Material sind Ausfälle natürlich kaum zu vermeiden, und tatsächlich muss man sich fragen, ob Songs wie die schlimme Schnulze "Cold, Cold Rain", das komplett schräge "Lady Lucifera" oder der völlig belanglose Shango Mix von "Unspeakable" es wirklich wert sind, veröffentlich zu werden. Hier hat Glen Danzig offenbar Vollständigkeit der Qualität vorgezogen. Trotzdem handelt es sich bei dieser Doppel-CD um ein interessantes und spannendes Stück Rockmusik-Geschichte, an dem man eindrücklich die Entwicklung der Band DANZIG ablesen kann. Und das ist allemal besser als ein Best-Of-Album.
CRYSTAL BALL machen auf ihrem neuen Album "Secrets" das was sie am Besten können: Melodic Hard Rock! Die Schweizer legen hiermit keinen neuen Meilenstein an den Tag aber bieten ihren Fans genau das, was sie erwarten: das Hauptaugenmerk liegt bei Midtempo Nummern mit groovenden Riffs und einer unverkennbaren Stimme von Mark Sweeny. Neidlos muss man anerkennen das Mark alles hat, was zu einer ordentlichen Röhre gehört. Schöne Mitsingnummern wie "Moondance", "I´ll Be Waitung" oder "It´s Not Love" kommen in altbekannter Manier daher und letzter Song wird sogar noch durch eine klare Frauenstimme unterstützt. Selten wird das Tempo mal angezogen wie beim Namensgeber "Secrets" dem man eigentlich schon den Stempel "Power Metal" aufdrücken sollte. Die Ballade "Dreaming of You" hätte glatt das Zeuig dazu auf einer der nächsten Kuschelrock LP´s zu erscheinen, wenn mir persönlich das Außergewöhnliche fehlt, was CRYSTAL BALL z.b. bei "Me and You" in ihren Anfangstagen noch hervorragend praktiziert haben. Das Gesamtbild von "Secrets" ist jedoch ordentlich und Freunde des melodischen Hard Rocks werden auf ihre Kosten kommen!
Eineinhalb Jahre machen CODE 187 bereits zusammen Musik, "Evolution Bullets" ist das erste komplette Album der Combo. Sie sind in modernen Gefilden los, die vier Kölner, und wissen mit einigen guten Songs aufzuwarten, wie dem KORNigen "U.P.O.L." oder dem wütenden "Angels Sigh". Die Ideen in ihren Köpfen können sie gut in Songs umsetzen, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle noch etwas hapert, gerade die Gitarrenarbeit kann noch Feinschliff vertragen. Und natürlich ist die Produktion nicht das Gelbe vom Ei, für einen Underdog aber mehr als gut. "Evolution Bullets" hinterlässt einen guten Eindruck, hier ist viel Potential, dass mit etwas Arbeit zu etwas Großen reifen kann. Auf CODE 187 sollten Fans moderner harter Musik in Zukunft ein Auge haben!
Eigentlich ist Kollege Knackstedt (und bis zu einem gewissen Maße auch Kollege Otto) Spezialist für Aufzählung möglichst vieler Klischees, wenn es um italienischen Metal geht. Auf "Flies & Lies", das dritte Album der Italiener RAINTIME, treffen viele liebgewonnenen Vorurteile aber nicht zu, dass machen sie mit dem knackigen Opener (zugleich der Titeltrack) klar: statt billigem Power Metal gibt es ein anständigen Melodic Death Metal-Brett, be dem die Band zur Höchstform aufläuft, vor allem Sänger Claudio zeigt sein ganzes Potential, sowohl bei den Growls als auch bei den cleanen Parts. Kein Akzent, kein dünnes Geträller, stattdessen kraftvoll gesungene Vocals. Von seinen Kollegen kann die Gitarrenfraktion mit Schweden-typischen Gitarrenläufen punkten, die IN FLAMES und SOILWORK in nichts nachstehen. Wer jetzt denkt, dass RAINTIME diese Linie stur weiterverfolgen, unterliegt einem Irrtum. Zwar ist das Grundgerüst der Songs klar von den schwedischen Bands geprägt, aber auch klassischer Metal spielt eine große Rolle, was sich am stärksten bei "Finally Me" zeigt. Das macht "Flies & Lies" zu einem abwechslungsreichem Album, mit dem gleichermaßen Schwedenfans wie Power Metaller was anfangen können, zumal die Songs durchweg gelungen sind (einzig das Michael Jackson-Cover ist Mist). RAINTIME polieren den Ruf Italiens in der Metal-Szene auf und lassen gespannt auf Live-Umsetzung des Materials als auch zukünftige Werke warten.
Kurz nach ihrem vielversprechenden Vier-Song-Demo "Born A Bastard" veröffentlichen diese Kölner Jungs ihren ersten Longplayer, der abermals in Eigenregie aufgenommen wurde. Immer noch hört man die Wurzeln der Band deutlich heraus, die nicht nur bei METALLICA, METAL CHURCH und MEGADETH liegen, sondern auch bei ACCEPT und JUDAS PRIEST (bester Indikator: die hohen Schreie beim schnellen Banger "Dark Reign", der deutliche "Painkiller"-Züge trägt), die allesamt in den sehr traditionellen Sound des Quartetts einfließen, der allerdings, wie schon im Review zu "Born A Bastard" erwähnt, mit den Namensgebern OVERKILL nicht wirklich viel am Hut hat. Einen Schritt nach vorne haben BASTARD NATION jedoch im Bereich Songwriting gemacht, das mir noch einen Schuss besser gefällt als auf "Born A Bastard", denn hymnische Granaten wie erwähntes "Dark Reign", das coole "Kill The Lion" oder das bereits bekannte "Emperor´s Fate" sind durchweg gelungen, wie auch der Rest des Albums. Auch der Gesang von Timo Nolden ist eine Ecke kraftvoller geworden, und die Produktion geht für eine Eigenproduktion auf Demo-Niveau ebenfalls in Ordnung. Bleibt nun zu hoffen, dass der Haufen bei einem zahlungswilligen Label unterkommt, denn auch namhafte Plattenschmieden haben deutlich schwächere Traditionsbands im Programm.
Lieblingsthema Sex und Gott. Oder besser vielleicht sexuelle Abgründe und die Institution Kirche - UMBRA ET IMAGO ist nicht abzusprechen, dass sie knallhart konsequent ihren Weg verfolgen. Protagonist Mozart verpasst keine Gelegenheit seine Neigungen zu zeigen und zu erklären, und Kritik an Gott und Kirche zu üben. Plakativ, direkt, unermüdlich - das wirkt sicherlich für einige lächerlich, ich empfinde darüber hinaus langsam aber sicher eine thematische Sättigung der UMBRA ET IMAGO Inhalte - als gotische SM-Konstante hat die Band aber wohl eine Daseinsberechtigung. "Gott Will Es" als Mini Album ist ein von Fans sicher sehnlichst erwartets Lebenzeichen - denn weder gab es in den letzten beiden Jahren ein reguläres Album, noch ist in naher Zukunft eins geplant. Und es gibt solide UMBRA ET IMAGO Kost mit einigen Extras: Oswald Henke (GOETHES ERBEN) steuert die Vocals zu "Die Ballade Von Den Lästerzungen" bei - ein alter Text, nicht aus der Feder Mozarts, der herrlich widerlich den Höhepunkt des Albums schon früh markiert. "Glaubst Du?" und "Gott Will Es" sind 0815-Songs dieser Band, textlich geht es im engeren und weiteren Sinne um Gott, musikalisch warten monotone Gitarren und kreativ seichter Gothic Metal auf. Als zweiter Gast tritt Eric Burton (CATASTROPHE BALLET) mit dem THE ANIMALS-Cover "House Of The Rising Sun" auf den Plan - leider ein zu oft gecoverter Song, der keine neuen Facetten offenbart. Gesanglich kann Mozart ohnehin mit keinem der beiden auch nur ansatzweise konkurrieren. Die zu erwartenden Remixe werden auch erfüllt: eine "2007 Version" ihres "Vampir Song" und eine dancig zermatschte "Birkenbeil Mix" Variante von "Glaubst Du?" erfüllt - nein, das ist kein EBM und wird nur durch ein paar Sprachsamples ansatzweise smart. "Gott Will Es" wollen sicher nur durch alte UMRA ET IMAGO Veröffentlichungen gehärtete Hörer.
BENIGHTED haben nach ihrem letzten Album das damals im Untergehen befindliche Schiff Adipocere Records verlassen und bei Osmose angeheuert. Musikalisch hatte der inner-französische Wechsel keine Auswirkungen, "Icon" ist genau so ein derbes Death Metal-Stück wie es "Insane Cephalic Production" war. Wie gehabt wird in bester Ami-Tot-Manier geprügelt, gegrunzt, gequiekt, dass dem Death Metaller die Sabber läuft. DYING FETUS haben weiterhin großen Einfluss auf die Franzosen, gepaart mit Grindcore ergibt sich eine brutale Mischung, die dank guten Songwritings voll und ganz überzeugen kann. Wem ABORTED zu technisch sind, wird von BENIGHTED besser bedient, zumal die Produktion (Kohlekeller Studio) erste Sahne ist und die Chose druckvoll aus den Boxen kommen lässt. Frankreichs Metal-Szene ist mal wieder für eine Überraschung gut, wie es scheint.
In eine schnieke Aufmachung haben JORMUNDGARD ihre aktuelle EP verpackt, auch wenn leider die Texte im Booklet fehlen. Der Fünfer fährt in den sechs Songs ein ordentliches Death Metal-Geschütz auf, dass sich Black Metal- und Hardcore-Einflüssen aber nicht entziehen konnte. Ideen sind viele da, auch wenn manchmal noch der rote Faden in den Songs fehlt - was aber schwerer wiegt, sind die vielen kleinen Unzulänglichkeiten, die das Hörvergnügen schmälern. Klasse Riffs gibt es viel zu selten, die Drums sind viel zu leise und der Sänger muss bei den Growls noch kräftig zulegen, bevor JORMUNDGARD ernsthaft in um die vorderen Plätze im deutschen Underground mitspielen können. Angesichts der Tatsache, dass die EP bereits Anfang 2006 aufgenommen wurde, besteht Hoffnung, dass sich die Musiker insgesamt verbessert haben und beim Nachfolger ein besseres Ergebnis rauskommt.