PAIN PRINCIPLE haben sich nach eigenen Angaben Zeit gelassen mit der Unterschrift unter einen Label-Deal, warum sie dann aber beim relativ kleinen Blind Prophecy Label angedockt haben, bleibt offen für Spekulationen. "Waiting For The Flies" hat auf jeden Fall Potenzial, von Thrash-Fans weltweit ins Herz geschlossen zu werden, auch wenn es noch nicht der ganz große Knaller geworden ist. Aber die von PANTERA stark geprägten Songs sind durchweg heftige, mit ordentlich Groove ausgestattete (Neo) Thrash-Stampfer geworden, die überzeugen können. Sowohl Gesang als auch Gitarrenarbeit können sich hören lassen, ebenso die Arbeit der Rhythmus-Abteilung. Schlussendlich ist die Produktion (Erik Rutan zeichnet sich dafür verantwortlich) druckvoll geworden. Hätte "Waiting For The Flies" ein oder zwei richtig geile Songs, wäre das Album ein Knaller geworden, so ist es "nur" ein ziemlich gutes Debütalbum einer ambitioniereten Band, die es noch weit bringen kann, wenn sie auf diesem Niveau weitermacht.
Zum ersten Mal bin ich mit dieser Kieler Krawalltruppe 2004 auf dem "Party.San" in Berührung gekommen. Damals fand ich alles an dieser Band einfach nur kacke, z.B. das hach so "böse" Auftreten mit dummen Sprüchen in Richtung "kommerzieller" Black Metal-Bands oder das (nicht nur auf den Covern vertretene) Kokettieren mit allerlei Kriegs- und NS-Klischees. Damals hieß das aktuelle Album noch "Dominanz" und ging als zwar nettes, aber beileibe noch nicht essentielles Schwarzstahl-Scheibchen durch, doch ein Jahr später war es dann soweit: "Navigator" war ein Tritt in den Arsch der heimischen Szene! Hymnische Brachialität, räudige Finsternis und pure Aggression paarten sich mit der weitgehenden Abkehr von den einstigen, platten "Geschichtsklischees". Damit eines klar ist: ENDSTILLE waren niemals eine rechts eingestellte oder gar Nazi-Band, sie spielten, ähnlich wie TOTENMOND, mit einem Image, das bei oberflächlicher Betrachtung Zweifel aufkommen ließ, was wohl auch so gewollt war. Zwar gibt es auch auf "Endstilles Reich" wieder diverse Ausflüge in Richtung zweiter Weltkrieg, jedoch fernab platter Provokationen, dafür in ein musikalisch abermals kompromissloses Gewand gekleidet. Rasender Black Metal trifft auf teilweise an BOLT THROWER erinnernde Stampforgien und die unglaublichen Schreie von "Sänger" Iblis; Bombast, Keyboard-Dauerfeuer oder gotische Streichelparts für die Samtkleidchenfraktion (gruseligerweise auch bei den Herren…) sucht man hier einmal mehr vergebens. "Endstilles Reich" ist das, was von den Engbestirnten der Szene gerne als "True Black Metal" bezeichnet wird, nur mit dem Unterschied, dass Abrissbirnen wie "Among Our Glorious Existence", "No Heaven Over Germany", "Endstille (Realität)" oder die Megahymne "Vorwärts (Sturmangriff II)" kein zweifelhaftes Image innehaben und ihre Durchschlagskraft rein musikalisch entfalten. Und auch, wenn man hier soundtechnisch nicht ganz an die Klasse des Vorgängers anknüpfen kann (besonders den Drums hätte etwas mehr Wumms ganz gut getan), ist "Endstilles Reich" der hörbare Beweis dafür, dass auch die konservativsten Szene-"Kenner" zweitklassigen und lediglich vom Image lebenden Handlampen wie Euronymous oder Adolf Vikernes nicht mehr hinterhertrauern müssen!
GLENN HUGHES, "Live In Australia", Klappe die zweite: Warum sich bloß mit einem Live-Album zufrieden geben, wenn man auch gleich noch eine Live- DVD draus machen kann? Die "Live In Australia"-DVD geht auf dasselbe, im Sydneyer The Basement aufgezeichnete Konzert zurück, von dem auch das gleichnamige und zeitgleich erscheinende Live-Album stammt, beinhaltet aber zusätzlich noch eine Aufzeichnung von "This House", das bei der Zusammenstellung der CD der Schere zum Opfer fiel. HUGHES gibt sich in relativ intimer Atmosphäre und dicht am Publikum die Ehre und präsentiert sich von einer normalerweise eher selten gesehenen Seite, nämlich weitestgehend akustisch- die meisten Songs werden hauptsächlich von Gesang, Akustikgitarre und Streichern getragen. Zusätzlich zum Konzertmitschnitt finden sich auf der DVD (Format 16:9, Dolby Digitial 5.1- technische Einwände sind also nicht zu erheben) noch drei Bonus- Clips: die Video Clips von "This House" und "The Divine" und eine Zusammenstellung verschiedener zusammengeschnittener Aufnahmen, die HUGHES mit Band auf der Bühne beim Performen von "Monkey Man" und im Studio beim Einsingen desselben Songs mit Gast-Performer Jimmy Barnes zeigt.
GLENN HUGHES, bekannt für seine Mischung aus Hardrock, Blues, Funk und Soul sowie als ehemaliges Mitglied von Deep Purple und von einigen seiner Kollegen unbescheiden als "The Voice Of Rock" bezeichnet, holt zum Rundumschlag aus und legt zeitgleich ein Live-Album und eine gleichnamige DVD mit einer Aufzeichnung desselben Konzerts vor. Freunde lauter E-Gitarren allerdings seien gewarnt: "Live In Australia" ist ein rein akustisches Set, das hauptsächlich getragen wird von Akustikgitarre, Gesang und Streichern. Die Aufzeichnung umfasst neben GLENN HUGHES eigenen Songs auch Cover-Versionen bekannter Klassiker, besonders hervorgehoben werden kann hier das stimmungsvolle "Nights In White Satin", im Original von MOODY BLUES. Ebenfalls schön geraten ist das ebenso fragile wie melancholische "Frail". Zum Ende der CD hin kommen dann doch noch rockigere Töne auf: bei "Song Mover" klingt HUGHES´ Gesang nach einer Mischung aus Rock ´n´ Roll und Blues, bei "Gettin´ Tighter" gewinnt der Rock ´n´ Roll die Oberhand und HUGHES erhält er stimmliche Unterstützung von Jimmy Barnes. Eindeutig keine Hardrock-Scheibe, aber wer HUGHES mag und ihn einmal von einer anderen Seite erleben möchte, kann hier ruhig mal reinhören.
"Same/Same...But Different" heißt die Kombination von Live- und Best Of- Album, das VENGEANCE nun aufs Publikum loslassen, und um ehrlich zu sein trifft es der Titel recht gut: irgendwie kann man sich des Gefühls nicht erwehren, das Ganze schon mal gehört zu haben. Das soll nicht heißen, dass VENGEANCE ihr Handwerk nicht verstehen- ohne gewisse Fertigkeiten dürfte es einem schließlich auch nicht gar zu leicht fallen, eine über zwanzigjährige Karriere vorzuweisen, die von Auftritten mit unter anderem STATUS QUO und THIN LIZZY geschmückt ist. Aber besonders innovativ oder durch irgendeine Form von Besonderheiten erinnerungswürdig ist das präsentierte Material eben auch nicht. "Same/Same... But Different" setzt sich aus während der letzten Europa-Tour live aufgenommenen VENGEANCE- Klassikern zusammen und bietet somit einen soliden musikalischen Querschnitt durch die Bandgeschichte. Geboten wird solider Old School Hardrock, der es ordentlich krachen lässt und sich von seinen 80er-Jahre- Wurzeln eindeutig nicht weit entfernt hat. Fazit somit: hauptsächlich ein Werk für Sammler, Fans und Freunde des Old School Rock.
Nicht ganz so bekannt, dafür qualitativ hochklassig: Die Müncher Folk Formation FAUN hat sich einen Namen in der Szene erspielt - nicht zuletzt durch gute Liveauftritte. Zeit also für eine DVD die genau das dokumentiert. Als zentralen Kern wartet "Ornament" mit einem Mitschnitt von ihrer letzten "Totem Tour" auf, aufgenommen in der Heimatstadt München. Das Bild ist gut, die Schnitte angenehm ruhig und zerstören nicht den oft eher mysthischen als wild-mittelalterlichen Charakter FAUNs. Ich persönlich kann mit langen Ansprachen zwischen den Songs nicht anfangen und fühle mich durch ihren Frontmann Oliver und dessen Worte eher unnötig abgelenkt - spätestens beim zweiten Sehen einer DVD will ich doch ohnehin nur noch die Musik hören. Sehr schön für die Augen sind ihre beiden weiblichen Bandmitglieder - gerade Fiona in weißem Kleid und mit weißem Dudelsack wirkt mit dem martialischen Instrument wie ein wilder Engel. Es stellt sich aber leider die Frage, warum der Auftritt mit deutlich einer Stunde und nur acht Songs derart kurz ausgefallen ist. Nochmals deutlich kürzer ist ein "Paganfolk Special" mit den Niederländern OMNIA geraten - nicht die erste Kollaboration der Beiden und musikalisch sicher ein interessanter Partner auf der Bühne, ist die Sound- und Bildqualität leider deutlich schlechter, so dass nur Fans diesen Moment zu würdigen wissen werden. Neben Galerie und einem Portrait der Protagonisten finden sich unplugged Versionen einiger Songs ihres "Totem" Albums in gewöhnungsbedürftiger Umgebung. So sympathisch FAUN sein mögen, mir ist das kurze Konzert - als den Teil den man sich häufiger angucken könnte - zu wenig.
Es weihnachtet sehr - das fällt ja nun allemal auf. Dementsprechend wimmelt es in den wohlbekannte Märkten nur so von mehr oder minder sinnvollen Zusammenstellungen großer oder aber auch weniger wichtiger Künstler. Im Falle von LED ZEPPELIN kann man getrost von den ganz Großen der Vergangenheit sprechen. Nicht nur das daß Quartett über 300 Millionen Scheiben unter die Leute brachte. Ihr Mischung aus hartem Rock und Blues, angereichert mit Folk und epischem Arrangements kann man getrost als eine der wichtigsten Wurzeln des Hard Rock und des Metals bezeichnen. Das in London - irgendwann - auch noch eine unglaublich gehypten Reunionshow ansteht (für die ich auch mein letztes Hemd geben würde - aber nicht jeden Betrag) passt ja dann auch noch. Über einzelne Songs hier Wort zu verlieren dürfte überflüssig sein - zählen sie doch zum Inventar der harten Musik, sind zum Teil Gassenhauer ("Stairway To Heaven", "Whole Lota Love", "Kashmir" um nur die üblichen Verdächtigen zu nennen) oder einfach Übersongs der Extraklassen ("Dazed And Confused" und "Achilles Last Stand" -um mal eine subjektive Auswahl zu geben).
Die Songs auf "Mothership" wurden von Jimmy Page, seines Zeichens Gitarristenlegende, neu abgemischt. Die Auswahl bieten zwar musikalisch zu der 31-Song Compilation "Remastered" von 1990 keinen Mehrwert (außer "When The Levee Breaks" und "Over Hills And Far Away") - aber einen verbesserten Sound. Somit wendet sich das Teil in erster Linie an Komplettisten und Neueinsteiger, welche mit "Mothership" einen durchaus gelungen Zugang zu LED ZEPPELIN finden sollten.
Das Ganze erscheint auch noch als Version mit einer 20-Track DVD. Zwar ist das Livematerial schon recht lieblos und ohne sonstigen Informationen zusammengestellt, für den geringen Mehrpreis, sollte man aber dann doch schon die DVD-Version erwerben. Zeigt sie doch im Vergleich zu den polierten Songs der CD den livehaftigen Rock’n’Roll welcher LED ZEPPELIN damals präsentierte.
Für Vinyl-Fetischisten dürfte auch 4-fach-LP ein heißer Anwärter auf das Lieblingsgeschenk unter dem Baum sein.
Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich bringe den Namen PEDIGREE immer mit Hundefutter in Verbindung, aber seit einiger Zeit scheint auch eine Industrial Metal-Band aus Estland auf diesen Namen zu hören, egal. Das Quartett gibt als Einflüsse Bands wie MINISTRY, NEUROSIS, ISIS, GODFLESH und größenwahnsinnigerweise sogar PINK FLOYD an, die allesamt unerreichbar für diesen Haufen scheinen. Falls monotoner, eindimensionaler Rock mit ein paar Qietschalgorithmen, C64-Loops und verzerrten Schreien (es wird auch öfter mal "emotional" geflüstert und schön modern "sprechgesungen") neuerdings als Industrial-Hoffnung durchgeht, habe zumindest ich diese Evolution verpennt. Nicht verpennt habe ich tatsächlich Bands wie DIE KRUPPS, PITCHSHIFTER, erwähnte MINISTRY oder meinetwegen auch die härter loslärmenden RED HARVEST, die es allesamt besser machen als diese Pseudoband. Alles hier klingt glatt gebügelt, am Reißbrett entworfen, undynamisch, wenig mitreißend und schlichtweg langweilig. Und was man sich bei der abschließenden, zehnminütigen, furchtbaren Geräuschkulisse "Final Heartbeat" gedacht hat, wissen vermutlich auch nur die Halluzinogene, die sich die Band eingeworfen haben muss, uns ein derart dahinplätscherndes Produkt wie "Growing Apart" vorzusetzen und zu meinen, man sei damit auf dem richtigen Weg. Der richtige Weg in die völlige Bedeutungslosigkeit ist es sicherlich!
Aus der Gegend von Bergen stammt diese norwegische Band, die jedoch wider Erwarten kein fieses Schwarzmetall auffährt, sondern fetten, finsteren Doom, der auch gelegentliche Ausflüge ins Doom-Death-Genre zulässt. Der Grundsound von SYRACH erinnert zuweilen auch an diverse Bands aus dem Funeral Doom-Sektor, kommt aber für deren Verhältnisse eindeutig zu schnell daher, denn auch Doublebase und gehobenes Midtempo sind dem Quintett nicht fremd. Bei "Days Of Wrath" handelt es sich nebenbei erst um das zweite Album der bereits seit 1993 existenten Band, da man außer dem 1996er Streich "Silent Seas" lediglich Demos veröffentlicht hat. Dafür konnte man für diesen zweiten Streich die beiden Gastmusiker Grutle Kjellson (ENSLAVED) und Silje Wergeland (OCTAVIA SPERATI) gewinnen, wobei sich besonders letztgenannte Sängerin äußerst ansprechend in Szene setzt und Stücke wie "Semper Ardens" oder das sehr geile, abschließende "The Silent Enigma" noch weiter aufwertet. Der einzige echte Schwachpunkt dieses Albums ist der meiner Meinung nach recht ausdrucks- und farblose Growlgesang von Fronter Ripper (nein, nicht der Sklave mit Mütze von Jon Schaffer), der den durchweg sehr guten Kompositionen ein wenig die Atmosphäre stiehlt und im Gegensatz zur Musik recht oberflächlich klingt. Bei einer Funeral Doom-Band wäre er vielleicht besser aufgehoben als bei SYRACH, zu denen trotz ihrer eher tiefer gestimmten Ausrichtung eher ein Rob Lowe oder Messiah Marcolin passen würde. Trotzdem ist "Days Of Wrath" alles andere als eine Enttäuschung und sollte von Doomern aller Richtungen mal angecheckt werden, die hier vielleicht eine starke Entdeckung machen.
REDLINE - DER ROTE FADEN kommen aus München und legen mit ihrem Debüt "Pure Liebe" ein deutschsprachiges Album vor, daß sich irgendwie zwischen Rock und Pop mit hörbarem Keyboardanteil einordnet. Die Texte erinnern zum Teil etwas an DIE TOTEN HOSEN oder an DIE ÄRZTE - aber ohne deren immer noch ein wenig vorhandene Punkattitüde und doch eine Ecke glatter; oder aber thematisch auch ein klein wenig an ROSENSTOLZ, natürlich weit rockiger. Ein Hinhören und Nachdenken ist also durchaus lohneswert und lässt Raum für verschiedenste Interpretationen. Der Gesang ist zwar Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, das gibt sich aber recht schnell. Kompositionen und Ideen (auch mal weibliche Vocals, Cello) zeigen Potential, radiofreundliche Spiellänge haben sie alle. "Pure Liebe" kommt so im Ganzen recht unbekümmert daher und sollte REDLINE - DER ROTE FADEN damit den Weg zu mehr doch erst mal ebnen. Anspieltipps: das schnelle "Unsterblich", das traurig ruhige "Silberträne", der gut nach vorne rockende Midtempotrack "Freier Fall", "Mach den Mund auf" (thematisch einfach einzuordnen) und die mit Cello veredelte und das Album abschließende Ballade "Porzellan".