Ein ganzer Haufen ASP prasselt grade auf die Hörerschaft der Frankfurter Band ein. Nach einem neuen Konzeptalbum sind es eine "Best Of" und eben diese Live CD von der "Horror Vacui"-Tour. Wie vom Label Trisol gewohnt gibt es zwei CDs in dickem Digipack mit schickem Booklet und stimmungsvollen Livebildern - die mich daran erinnern wie grauenvoll ich die Liveauftritte (nicht die Musik an sich) von ASP finde und schon immer fand. Schminke und Gesten wirken auf mich ähnlich affektiert dämlich wie im Black Metal, die Ansagen sind mir schon immer viel zu pathetisch. Und ja, das Album ist dahingehend sehr gelungen, es fängt die Atmosphäre eines ASP Auftritts super ein, genauso kam es mir immer vor wenn die Band auf der Bühne stand. Den Songs fehlt liveüblich etwas die Klarheit des Studios und einige Facetten der Elektronik sind leiser, dafür haben die Gitarren einige kleine Freiheiten mehr. In den vielen Jahren ihres Schaffens lässt sich fast zwei Stunden Musik mit all ihren Hits füllen. Songs wie "Schwarzer Schmetterling", "Sing Child" und "Ich Bin Ein Wahrer Satan" fehlen natürlich nicht und ich werde das Gefühl nicht los, dass die meisten Leute ohnehin nur zum Konzert gehen um "Ich Will Brennen" in der Zugabe zu hören. Mir gefallen die etwas weniger mitgegröhlten Tracks wie "Me" oder das im Duett mit Labelkollegin LAHANNYA gesungene "Nie Mehr" deutlich besser. Vom aktuellen Album ASPs hat es übrigens nur "Krabat" auf den Live-Zweier geschafft. Für ASP-Liveliebhaber ist dies sicherlich ein gelungenes Paket und technisch gut umgesetzt, alle anderen sind mit der "Best Of" wohl besser bedient - sich beide ins Regal zu stellen ist bei sehr ähnlicher Songauswahl doch eher Luxus oder Sammelwut.
Aha! ILLDISPOSED haben Brüder in Frankreich! Irgendwo zwischen „Submit“ und den neueren Sachen der Dänen haben sich NECROBLASPHEME eingefunden, vor allem im Gesang lassen sich immer wieder Verweise Richtung Norden finden. Die Gitarrenarbeit und –sound sind ebenfalls verdächtig ähnlich, was aber kein Manko ist, wenn sich eine Band zu groovigem Death Metal entschlossen hat. Haben NECROBLASPHEME. Und machen ihren Job gut, auch wenn sie auf „Destination: Nulle Part“ das Rad nicht neu erfinden, aber dafür eine solide Scheibe abliefern, die Totmetaller bedenkenlos kaufen können. Die Balance zwischen Blast-Parts und Groove stimmt, die Songs gehen gut ins Ohr (auch wenn sie sich da nicht unbedingt festsetzen können) und die Produktion ist gehobene Qualität. Alles in allem eine stimmige Death Metal-Platte, die nicht zu den Glanzstücken des Genres zählt, aber auch weit vom Mittelmaß weg ist.
AN ALBATROSS gehören zu den Bands, die im positiven Sinne bekloppt sind. Anders lässt sich Musik, wie sie auf „The An Albatross Family Album“ geboten wird, nicht erklären. Chemische Drogen müssen auch noch erwähnt werden. Nüchtern schreibt niemand solche Songs, die sich aller Einordnung entziehen und trotzdem hörbar bleiben und einen roten Faden aufweisen, wobei „Neon Guru“ noch das eingängigste Stück darstellt. Wirr, psychedelisch und frei von jeglichen Zwängen und Konventionen machen AN ALBBATROSS in jedem Song einfach das, worauf sie Lust haben. Besonders der Gesang von Eddie entzieht sich aller Einordnung jenseits von „schreit die ganze Zeit halt rum“, denn wo in der Gitarrenarbeit oder bei den Drums noch rote Fäden zu erahnen sind, scheint Eddie immer einen Tick neben der Spur zu liegen, bringt dabei aber das Kunststück fertig, nie auf die Nerven zu gehen. AN ALBATROSS sind versierte Musiker, die einfach mal Bock auf ein abgefahrenes Album hatten, ganz wie es die MR. BUNGLE/ FANTOMAS-Riege auch macht und, mit Abstrichen, THE DILLINGER ESCAPE PLAN. Wem bei der Nennung solcher Bands ein Lächeln ins Gesicht kommt, sollte das Familienalbum ruhig mal testen.
Wie der Bandname bereits vermuten lässt: Aus dieser spanischen Kapelle ist die Luft raus. Sie klaut respektlos bei Bon Jovi, als sie noch rockten, bei Whitesnake und bei White Lion. „Fight“, das ist melodiöser wie klassischer Hard Rock, der zwar durchaus kompetent runtergezockt ist und auch die iberische Herkunft nicht durchschimmern lässt. Aber dieser weichgespülte Kommerzkram klingt wie eine Mischung aus Bay City Rollers und Van Halen, lässt vor allem jegliche Originalität vermissen. Die Klischees (Stichworte: Songaufbau, Soli, Texte, Balladen) sind so offensichtlich, dass einem die Streifen von der Strechjeans fallen und die Lockenmähne sich selbst flachlegt. Absolute Hardrocker, mitten in den Achtzigern verloren, die können vielleicht dennoch zuschlagen Ich persönlich höre dann doch lieber die Originale, die können nämlich von Zeit zu Zeit immer noch gefallen. Aber AIRLESS haben nicht nur keine Luft mehr, sie haben auch ihren (hoffentlich letzten) Kampf verloren.
25 Jahre im Geschäft und noch kein bisschen leise- VENGEANCE wollen es mit "Soul Collector" noch einmal wissen. Und nach dem zwar soliden, aber nicht wirklich umwerfenden "Same/ Same....But Different" ist ihnen mit dem neuen Album auch eine ziemlich fette Rockscheibe gelungen, die sich bestens zum Headbangen eignet, so zum Beispiel gleich zu Anfang zu "Cross In The Rain" und "Wait Until The Sun Goes Down". Da krachen die Gitarren, was das Rockerherz begehrt "What The Hell Is Going On" ist eine druckvolle Rockballade, wie sie seinerzeit auch den Jungs von BON JOVI gut zu Gesicht gestanden hätte und mit "MySpace Freak" entrichtet man der virtuellen Neuzeit seinen Tribut. "Rock And Roll Band" geht in die Beine und mit "Lean On Me" klingt die Platte mit einer weiteren, gelungenen Rockballade aus. Na bitte, geht doch!
1991 war es, als das erste Demo DAWN OF WINTERs nach der Umbenennung herauskam – und das war ein echtes Schmuckstück des traditionellen Doom ohne irgendwelche Spirenzchen. Genau das machen Knittel, Mutz und Co. auch heute noch und sie haben sogar richtige Hits an Bord. Das ändert aber nicht aus der extrem traurig-leidenden Atmosphäre der gesamten Scheibe, selbst, wenn Stücke wie „The Music of Despair“ (mit kongenialen Zeile wie „Doom ist he soul the soul of metal“, Doom is the true essence of living“), „Mourner“ oder das coole „Anthem Of Doom“ angesichts von Eingängigkeit und Ohrwurmqualitäten beinahe gute Laune fabrizieren. Egal, ob die Jungs sonst in anderen Bands musizieren – auch hier trifft zu, dass die Herrschaften den Nerv der True-Fraktion dieses Genres hundertprozentig treffen. St. Vitus und Candlemass sind super? Dann findet ihr auch DAWN OF WINTER geil, wetten? Interessant: Selten ein Album gehört, das nach ersten Hördurchgängen nur durchschnittlich klingt und im Laufe der Zeit eine erstaunliche Entwicklung nimmt. Ein MUSS für Doom-Fans. Also für echte, reine.
Mit herrlich antiquierten Cover und einem leider zu dämlichen Titel („Freedom Metal“) kommt das fünfte Album der Amis BIBLE OF THE DEVIL daher. Wie bisher dominiert eine dreckige Mischung aus Punk und Metal. Natürlich sind Lemmy & Co. nicht weit, aber auch andere Größen der Vergangenheit wie THIN LIZZY oder alte MAIDEN finden sich wieder – vor allem aber rotzen BIBLE OF THE DEVIL einem die 8 Songs mit Spielfreude vor den Latz das es eine Freude ist. Das Quartett aus Chicago, Mark Hoffmann (Vocals, Guitar), Nate Perry (Guitar, Vocals), Darren Amaya (Bass) und Greg Spalding (Drums) präsentieren mit Tracks wie den headbangenden Opener „Hijack The Night“, dem melodischen „The Turning Stone“ (mit deutlichen Anleihen beim End-Siebziger US-Rock), den beiden THIN LIZZY Hommagen „Ol’ Girl“ und dem abschließenden „500 More“ nun schon gar nichts Neues, nicht mal was Modernes (was auch den Sound betrifft) - dies aber dafür umso überzeugender. Trotz dämlichen Titel (das hatten wir aber schon anfangs erwähnt) ist „Freedom Metal“ eine hörenswert fetzige Scheibe für harte Drinks, NWOBHM-Nostalgie und Kick-Ass-Feeling geworden– BIBLE OF THE DEVIL – wohl bekomm’s.
X-STATE RIDE bieten auf ihrem Zweitwerk „Against Me“ eine halbe Stunde fröhlichen Hardcore mit Metaleinflüssen (die besonders in der Gitarrenarbeit zu Tage kommen), der gut ins Ohr geht und zum Swingen einlädt. Die Melodien sind eingängig und nicht zu poppig, die Songs frisch, alles erinnert an DEATH BY STEREO und Konsorten. Auf den üblichen aggressiven Gesang wurde verzichtet, der Herr Italiener am Mikro vertraut stattdessen auf seine starke cleane Stimme. Jeder Song präsentiert sich eingängig und dabei krachig genug, um auch die Hardcore-Kids zufriedenzustellen. Kurzum: X-STATE RIDE machen alles richtig und bieten der Zielgruppe eine frische, unverbrauchte Scheibe.
Mit ihrem letzten Werk “Liberty Or Death” feierten Onkel Reaper und seine Totengräber-Rasselbande ihren Einstand bei Locomotive Records, der allerdings nicht ganz so zugänglich ausfliel wie viele frühere GRAVE DIGGER-Alben und gleichzeitig das Geschäftsverhältnis mit Locomotive auch schon wieder beendete. Da sich die Band auch gerne mal gebremster gibt und nicht immer nur Götterhymnen verbricht, hat schon die selbst betitelte 2001er Scheibe gezeigt, doch anno 2009 lodert die Flamme nur noch auf Zimmertemperatur. Der Einstand bei Napalm Records ist nochmal einen ganzen Tick schwächer ausgefallen als der bei den Spaniern; vom grandiosen Bratgitarrensound des letzen Albums ist nichts mehr übrig geblieben, alles hier klingt zwar immer noch nach GRAVE DIGGER, aber auch irgendwie matschig und lieblos. Auch die Songs tönen über weite Strecken wie eine Sammlung von „B-Seiten“ der Band. Was der schwache Titelsong („Ohoho – Hangman – ohoho – Hangman“) andeutet, wird mit „Sorrow Of The Dead“, „Grave Of The Addicted“, “Lonely The Innocence Dies” (im Duett mit Veronica Freeman von BENEDICTUM gesungen, aber kompositorisch sehr mäßig), “The Shadow Of Your Soul“ (Totalausfall!) und „Funeral For A Fallen Angel“ nahtlos fortgesetzt. Lediglich „Hell Of Disillusion“ , die flotten „Into The War“ und „Stormrider“ sowie der vorab veröffentlichte Stampfer „Pray“ halten das hohe Niveau, das wir von dieser Band kennen und erwarten. Gerade im Bereich der Refrains, die man früher in göttlicher Form im Dutzendpack rausfeuerte, schwächeln die Jungs wie auf keinem (!) Album zuvor. Auch Neuzugang Thilo Hermann (Ex-RUNNING WILD) ändert nichts an der Tatsache, dass „Ballads Of A Hangman“ zwar stilisitsch typisches GRAVE DIGGER-Futter bietet, in kompositorischer Hinsicht jedoch das bislang schwächste Album dieser wegweisenden Band darstellt. Ich bin jedenfalls ziemlich enttäuscht!
Sieht man sich die Bandfotos von ENDEVERAFTER aus Las Vegas an, ist sofort klar, dass man es hier mit vier Typen zu tun hat, die sich 80s Hard Rock und Glam Rock verschrieben haben. Ihr Debüt-Album „Kiss Or Kill“ bestätigt das dann auch größtenteils, nur dass sich auch einige moderne Einflüsse aus Emo und Mainstream-Rock eingeschlichen haben. Die Spannbreite reicht dabei von oldschooligen Rock-/Metal-Krachern wie dem Opener „I Wanna Be Your Man“ oder „Tip Of My Tongue“ bis zu flachem, MTV-tauglichem Geseier wie in „Gotta Get Out“ oder „All Night“. Musikalische Innovationen darf man hier nicht erwarten, vielmehr werden altbekannte Klischees rauf- und runtergebraten. Dafür ist das alles aber hervorragend und mit viel Energie gespielt und geht gut nach vorne, und vor allem die immer wieder eingebauten zweistimmigen Gitarrenläufe machen großen Spaß. Leider ist die Produktion etwas zu clean geraten, der Sound hätte mehr echten Dreck vertragen können. Dazu gehen einem die Mainstream-/Emo-orientierten Songs ziemlich direkt schwer auf die Nerven. Unterm Strich ist „Kiss Or Kill“ sicher alles andere als ein schlechtes Album, aber für die nächste Scheibe wünsche ich mir mehr Rotz und Kompromisslosigkeit.