BLODTRU ist ein Projekt des dänischen Black Metallers Trúa, der auch noch in anderen Bands und Projekten, unter Anderem MORKHEIM, herumwildert. Laut Info auf der Homepage soll „The Death Of The Spirit“ eine Hommage an die Zweite Welle des Black Metal Anfang der 90er sein, was rein stilistisch auch hinkommt. Dünn produziert und rotzig, kann das Album aber absolut gar nix. Es wird monoton dahingerifft, gekeift und jeglicher Anfall von spannendem, gelungenem Songwriting im Keim erstickt. Am Ende steht auch noch eine „epische“, akustische Soundcollage, die dieser stinklangweiligen Angelegenheit noch das Krönchen aufdrückt. Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen, außer noch die Erkenntnis hinzufügen, dass Bands wie DARKTHRONE, MAYHEM, GORGOROTH oder EMPEROR mit solch einer Grütze niemals so groß geworden wären. Rohstoffverschwendung!
Damals, in den Neunzigern ,als die Welt noch einfacher, Fanzines noch auf Papier gedruckt und Crossover kein Schimpfwort war, kam aus New York eine Combo, die auf den Namen DOG EAT DOG hörte und mit “All Boro Kings“ eine der grandiosesten Scheiben ever ablieferte, die jemals aus dem Big Apple kamen. Wild gemsichter Metal, Hardcore, Punkrock, HipHop und sogar Pop verschmolzen zu einer unwiderstehlichen Mischung und fanden in den Kulthits „Who’s The King“ und „No Fronts“ ihren Höhepunkt, wobei die restlichen Songs keinen Deut schlechter sind und immer noch jede Revival-Party bereichern. Ach was, auch die Kids von heute sollten die Scheibe schätzen lernen. Der Bläsereinsatz bei „Who’s The King“ oder die charismatische Stimme von John Connor lassen einfach niemanden kalt. Mehr als eine halbe Million verkaufte Scheiben sprechen für sich, ebenso ausgbiebige Touren und die Tatsache, dass selbst DOG EAT DOG-Jungfrauen beim Hören von „All Boro Kings“ nach zehn Sekunden Tanzen. Diese Scheibe ist einfach großartig – und das Vermächtnis einer Band, die danach mit zu vielen Problemen und Line-Up-Wechseln zu kämpfen hatte, als dass sie an dieses Album noch einmal rankam. Also beim Hören immer eine Träne im Knopfloch haben.
So der Brüller ist das Wortspiel des Bandnamens auch nur beim ersten Mal, aber was soll’s? FREE KEY BIT CHESS fahren Gottseidank nicht auf der Fun-Metal-Welle, sondern rockern sich durch zehn erdige, gradlinige Metalsongs, die irgendwo zwischen METALLICA, PRESIDENT EVIL und den seligen CRACK UP liegen. Mit dem Opener und gleichzeitigem Titeltrack haben die Herren dabei ihren besten Song gleich am Anfang verballert, danach flacht das Niveau deutlich ab und pendelt sich im Mitelmaß ein. Technisch machen FREE KEY BIT CHESS keine Fehler, im Gegenteil: der Gesang ist passend-kratzig, die Gitarren machen ordentlich Druck und die Rhythmusabteilung macht ihren Job unauffällig, aber gut. Aber so recht will der Funke nicht überspringen, zu oft klingt das Ergebnis belanglos, ausgelutscht, schon besser gehört. Live dürften die Songs gut Stimmung machen, gerade mit fünf Bier im Kopf, aber auf Platte ist das nicht so recht überzeugend.
THE EYES OF A TRAITOR sind jung, britisch und haben sich dem brutalen Metalcore verschrieben, der mittlerweile unter der unsäglichen Bezeichnung Deathcore so populär geworden ist. Damit ist die Ausgangslage für „A Clear Perception“ schon mal klar: brutal as fuck, auf hohem technischen Niveau wird vorgegangen. Aber wie so viele Kollegen haben auch THE EYES OF A TRAITOR das Problem, dass sie keine guten Songs schreiben können, was sie von beispielsweise BRING ME THE HORIZON unterscheidet. Da nützen auch viele Breaks und clean gesungene Parts nichts, wenn kaum was davon beim Hörer hängen bleibt. THE EYES OF A TRAITOR ballern sich durch ihre Scheibe, klingen dabei wie tausend andere Bands und sind sofort nach Ende ihrer zehn Songs aus dem Gehirn des Hörers verschwunden. Braucht kein Mensch.
Aus Oslo kommt mit DEATH IS NOT GLAMOROUS schon seit längerem eine ordentlich Dosis old schooligen Hardcores, der in der Tradition von GET UP KIDS oder KID DYNAMITE steht, erweitert um punkrockigen Sound, wie ihn beispielsweise I WALK THE LINE (um mal in der skandinavischen Ecke zu bleiben) machen. „Soft Clicks“ ist das neueste Album der norwegischen Bande und bietet wieder einmal erstklassige Songs, die aggressiv und eingängig gleichermaßen sind, mal verspielt und mal roh-direkt („New Ways To Breathe“) aus den Boxen kommen, angetrieben von rastlosem Drumming und mit einem Gesang gesegnet, der rotzig-aggressiv überzeugt. Dass das die Gitarrenarbeit ebenfalls nicht von schlechten Eltern sein kann, sein darf, versteht sich von selbst. Beigemischt wurde immer wieder Punkrock mit Melodien und fast schon tanzbaren Parts („To Tell You The Truth“), was im Endergebnis eine abwechslungsreiche Hardcore-Platte ergibt, die zu keiner Zeit langweilig wird und mit immer neuen Einfällen überrascht.
Soso, kaum hat sich Onkel Gaahl als Halford des Black Metal geoutet (rosa Corpsepaint ist Krieg!), schon weicht er zu deutlich harmloseren Projekten ab, denn WARDRUNA, die 2002 von Einar Kvitrafn Selvik (ebenfalls GORGOROTH, SAHG, etc.) gegründete Band, spielt norwegischen Folk, den außer einer gewissen, düsteren Grundstimmung nix, aber auch rein gar nix mit Schwarzmetall verbindet. Gitarren, Drums und Bass sucht man auf „Gap Var Ginnunga“ vergebens, dafür werden reichlich undefinierbare Chöre (teils mit dem weiblichem Gesang von Lindy Fay Hella), Percussion-Werkzeuge (diverse Hölzer, wie es sich anhört) und eine Fiedel geboten, die zum größten Teil vom Bandgründer selbst in Szene gesetzt werden. Das gesamte Album klingt wie eine Mischung aus Lagerfeuer- und Beschwörungsmusik, die irgendwo in den tiefsten norwegischen Wäldern zelebriert wird und die gruseligen Geister der verblichenen Urahnen herbeirufen soll. Ein Stück wie das hypnotische „Jara“ hat sicher seine Reize, aber so ganz will sich mir diese still und leise vor sich hinplätschernde Musik nicht erschließen. Vielleicht fehlt mir dafür einfach die spirituelle Wahrnehmung, vielleicht ist „Gap Var Ginnunga“ aber auch genauso hirnrissig und überflüssig wie Ihsahns HARDINGROCK-Projekt. Fahrstuhlmusik für Nordlichter oder so…
APRON konnten bereits mit ihrer EP überzeugen, mit dem selbstbetiteltem Deübtalbum müssen sie nun zeigen, dass sie auch jenseits der 20-Minuten-Marke überzeugen können. Und siehe da, das können sie. Was die Passauer hier auf CD gebannt haben, erinnert wie gehabt an SYSTEM OF A DOWN mit Hardcore- und SLIPKNOT-Einschlag, ist dabei aber mehr als nur einer bloßer Abklatsch. Unberechenbar im Songwriting, dabei zu jeder Zeit nachvollziehbar und spannend, gehen die Musiker zu Werke und scheren sich nicht um Konventionen, was Tracks wie das Achterbahn-mäßige „Pure And Real“ schön zeigen. Besonders Sänger Thomy ragt mit seiner variablen Stimme heraus, die er immer effektiv einsetzt und sich somit die Spotlights sichert. Genauer hinzuhören lohnt sich aber, denn auch seine Sidekicks wissen zu überzeugen und spielen stellenweise extrem abgefahrene Parts, ohne dabei in wirres Chaos zu verfallen. Kurz und gut, APRON sind gutes Futter für die SYSTEM OF A DOWN-Fraktion.
Biomechanik, die Verschmelzung von Mensch und Maschine, ist ein faszinierendes Konzept und wird musikalisch gemeinhin mit Industrial und EBM verbunden. TECHNY-CALL X sind da keine Ausnahme, auf „Evolution“ regieren kalte Klänge und harte Gitarren. Dabei wird sich von RAMMSTEIN bis FEAR FACTORY, von MINISTRY bis NINE INCH NAILS munter bedient, wobei das gute Ergebnis das Klauen rechtfertigt: die zwölf Songs sind knackig-heftig, dabei simpel genug, um auch auf Tanzflächen für Stimmung zu sorgen und variieren das musikalische Grundthema genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Die Produktion passt zudem wie Arsch auf Eimer, besonders die elektronischen Klänge bekommen viel Platz eingeräumt, ohne den Gitarren oder dem Gesang die Show zu stehlen. Für Industrial-Anhänger ist „Evolution“ ein Reinhören wert und mit etwas Glück könnte der ein oder andere Song des Albums in einschlägigen Tanztempeln laufen („Control“ beispielsweise).
Prog-Rock mit deutschen Texten? Gewagt! TRAUMHAUS aus Rheinland-Pfalz gehen das Wagnis zum wiederholten Male ein und legen nach ihrem selbstbetitelten Debüt von 2001 und der EP „Hinaus“ von 2005 mit „Die Andere Seite“ bereits das zweite Album vor. Musikalisch gibt es hier alles, was sich der Prog-Fan wünschen kann: Vertrackte Rhythmen, Ohrwurm-Melodien zum Reinlegen, theatralische Refrains und komplex aufgebaute Songs mit wiederkehrenden Themen. Letzteres ist schon durch den Titelsong gegeben, der sich über drei Parts erstreckt, welche am Anfang, in der Mitte und am Ende zu finden sind. Und immer wieder hört man die großen Vorbilder heraus, von GENESIS und RUSH bis zu SPOCK’S BEARD und DREAM THEATER. Dazu ist alles hervorragend gespielt, und es ist ein wahrer Genuss, dem Trio plus Studio-Bassisten beim Musizieren zuzuhören. An die deutschen Texte muss man sich allerdings etwas gewöhnen, vor allem, da sie äußerst bedeutungsschwanger daherkommen. Mit ihrem pseudo-poetischen Pathos erinnern sie stellenweise gar an Xavier Naidoo. Hier seien nur Songzeilen zitiert wie „Zweifelsfrei ist kein Tun / Unsere Furcht weist den Weg“, „Hader nicht in deinem Schmerz / Eh dein Stolz in dir erliegt“ oder „Siechend Untertan, weilend in der Zeit / Dramen überdauernd und allein / Geblendet im Licht / Beängstigt vor der Wahl, harrend in dem gleichen alten Leid“. Laut Presseinfo beschreibt Sänger und Keyboarder Alexander Weyland in den Texten des Albums „die unterschiedlichen Phasen der inneren Entwicklung, von der scheinbaren Gefangenheit der unbewussten inneren Einflüsse hin zur reflektierten kathartischen Selbstbefreiung“. Starker Tobak also, fast schon intellektuelle Esoterik, die sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Zum Glück gibt es aber immer wieder lange Instrumental-Passagen, da kann man den Inhalt der Texte ganz gut ausblenden. Zugegebenermaßen verbinden sich die Texte nach einer Eingewöhnungsphase aber sogar ziemlich gut mit der Musik. Was aber wirklich etwas stört, ist die recht flache und vielleicht auch ein bisschen zu keyboard-lastige Produktion. Besonders die Rhythmus-Gitarre kommt für meinen Geschmack an einigen Stellen zu dünn daher, und damit es richtig wummst, muss man schon ordentlich aufdrehen. Trotzdem kann ich nur jedem Prog-Fan empfehlen, mal in die Scheibe reinzuhören. Denn was TRAUMHAUS hier musikalisch und kompositorisch bieten, ist allererste Sahne und überrascht immer wieder aufs Neue.
SYMPATHY sind eigentlich die 1-Mann Unternehmung des Kanadiers Dharok (Derek James From, Rhythmus Gitarre, Keyboard und Vocals) – aber bereits die Nennung seiner beiden Mitstreiter Gitarrist und Bassist Jeff Lewis (ABOLISHMENT OF HATE, MORTIFICATION) und Schlagzeuger Jim Austin (INTO ETERNITY) gibt die Richtung vor – technisch anspruchvollen und brutalen Death Metal mit Thrash und Black Anleihen. Nach den beiden ersten Alben („Invocatoin" in 2002 und „Arcena Path" in 2004) legen SYMPATHY mit „Anagogic Tyranny“ ihr nunmehr bestes, mit komplexen Drumming versehenes und wohl auch ausgereiftestes Werk vor. Nach zwei deftigen Deathbolzen zum Start gibt es als Song Nummer 3 das mit melodischen und symphonischen Elementen im zweiten Part veredelte „On A Bloodied Cross“ zu bestaunen. Aber auch das böse groovende „Enslaved By Depravity“, den Melodic-Death-Thrash-Hammer „Forgotten Temples” und das abschließende „Potter’s Field” (samt atmosphärisch doomige Parts) dienen als Anspieltipps für jene, denen Extreme Mucke mit Anspruch ins Kontor passt. Mit „Anagogic Tyranny” sollten SYMPATHY über den Underground hinaus Punkte sammeln.