Mit CORPUS CHRISTI haben Victory Records eine Band unter Vertrag genommen, die sich mal nicht dem Tough Guy-Stil verschrieben hat oder auf cool getrimmen Death Metal macht (wer sich Deathcore als Stilbezeichnung ausgedacht hat, ist ein Idiot) – stattdessen gibt es melodischen Metalcore, wie ihn die großen Drei der Ostküste AS I LAY DYING, KILLSWITCH ENGAGE und UNEARTH, machen. Beim Gesang orientieren sich die christlichen Kerle an Howard Jones, besonders die cleanen Passagen überzeugen dabei und werden nicht inflationär eingesetzt, während die aggressive Stimme kraftvoll ist, ohne in das mittlerweile übliche Gekeife zu verfallen. Songaufbau, gerade was die Break-Setzung und die Gitarrenarbeit angeht, zeigen sich dabei von den anderen beiden Ostküstler beeinflusst und durchweg gelungen. In den elf Songs findet sich kein wirklich schlechter, auch wenn bei einigen zu sehr auf Nummer Sicher gegangen wird. Aber dafür bekommt der Fan genau das, was er will. Bei der nächsten Platte werden CORPUS CHRISTI mit etwas mehr Mut zur Eigenständigkeit auch ein oder zwei echte Kracher fabrizieren, mit denen sie endgültig ihre Daseinsberechtigung haben. Bis dahin heißt es touren, touren, touren, um sich eine solide Fanbasis zu erspielen. Sollte ihnen aber nicht schwer fallen, denn „The Darker Shades Of White“ ist eingängig, mitreißend und somit perfekt für eine Clubshow.
Tour-Splits, Tour-EPs und Ähnliches sind für den Vinylsammler immer eine feine Sache, sind die Dinger doch so gut wie immer auf relativ kleine Stückzahlen limitiert und enthält meistens Songs, die sonst nicht zu finden sind. So auch im Falle der DOOMRIDERS/ DISFEAR-Split, die zur gemeinsamen Europatour Ende 2009 veröffentlicht wurde. DOOMRIDERS haben mit „Crooked Path“ einen für sie typischen überlangen Song beigesteuert, der mit dem markanten Gitarrenspiel und der unwiderstehlichen Mischung aus Punk, MOTÖRHEAD und ENTOMBED überzeugt. DISFEAR ließen sich da nicht lumpen, ihr Beitrag in Form von „Fear And Trembling“ ist mit fünf Minuten ebenfalls recht lang und im Vergleich zum Aggressionsbolzen „Live The Storm“ etwas softer ausgefallen. Da haben sich die Schweden an den DOOMRIDERS orientiert so scheint es, ist der Song doch sehr melodisch und haut in die gleiche Kerbe. Dank Tompas Stimme und einer immer wieder durchbrechenden Rotzigkeit ist dis DISFEAR-Handschrift aber immer erkennbar. Wer damals bei der Tour nicht zugeschlagen hat, kann sich im DISFEAR-Webshop eines der letzten Exemplare dieser gelungenen Split sichern.
Wer trotz "Horror Vacui Live" noch Lust auf mehr ASP hat, kann seinen Geldbeutel in Form des ebenfalls als Doppelalbum ausgelegten und mit einem Monstertitel ausgestatteten Best Ofs "Horror Vacui - The Eeriest Tales Of ASP So Far" erleichtern. Die Songauswahl ist ähnlich, vielleicht etwas zu ähnlich, wie auf dem aktuellen Livealbum ausgefallen. Sie wird hier aber dadurch aufgewertet, dass fast alle Songs entweder neu aufgenommen oder zumindest dahingehend remastert wurden, dass der Sound homogen und ausgewogen bei allen Tracks klingt - bei guten acht Jahren Bandhistorie und der bislang ersten und einzigen Best Of Veröffentlichung ein lohnens- und lobenswerter Schritt. Musikalisch zeigen sich ASP dabei vielseitig. Von pathetisch bis durchaus gekonnt rockig wandelt Sänger Spreng zwischen gekünstelt und emotional durch über 30 Songs. Deutsche und englische Sprache wechseln sich ab, grade erstere braucht bei den älteren Songs manchmal aber doch etwas mehr gotisches Sitzfleisch oder Sinn für Humor als ein Gelegenheitshörer verkraften wird. Die ohnehin etwas schmissigeren Songs profitieren in meinen Ohren am meisten vom verbesserten Sound, die etwas "mutigeren" Mixe finden sich dann auf der zweiten CD: "Schwarzes Blut" im Club Mix, "Kokon" im treibenden "Horror Vacui Mix" und auch ein gänzlich neuer Song: "So Viel Tiefer" klingt mit seiner elektronischen Bassline recht modern, die Gitarren beginnen ziemlich dominant und knüpfen an den rockigen Eindruck des letzten regulären Albums an, das langsame Tempo wird ihm in meinen Ohren aber gegen Ende zum Verhängnis wenn der coole und füs ASP beinahe spartanisch instrumentierte Sound des Anfangs gegen zuviele Effekte und verschiedenen Klänge am Ende eingetauscht wird. Die Verpackung der beiden CDs ist erneut üppig ausgefallen, das schnieke Digipack hat Platz für das dicke Booklet mit Bildern und Fotografien. Für ASP Fans ist "Horror Vacui - The Eeriest Tales Of ASP So Far" sicher ein lohnende Anschaffung bei der sich Mühe gegeben worde.
Dreizehn Jahre sind F.O.B. mittlerweile aktiv, bringen es mit „The Dice“ aber gerade einmal auf drei Alben – und was auf dem geboten wird, weckt nicht unbedingt den Wunsch nach mehr. Recht simpel ballern sich die Tschechen durch die knapp 45 Minuten, Höhepunkte sucht der Hörer da vergebens. Ganz sicher gehören die schiefen cleanen Vocals nicht dazu, die sich in manchen Songs finden und als Anbiederung an die Core-Gemeinde zu verstehen sind und gleichzeitig völlig unpassend zum Rest des Sounds sind. Der ist klar im Death Metal angelegt und hat eine Tendenz zum Grindcore, wie es so viele andere Tschechenbands auch machen. Nur besser. F.O.B. haben keinen einzigen guten Songs zustande gebracht, der „The Dice“ zu mehr als einem nur mittelmäßigen Album machen würde. Braucht echt niemand.
DANFORTH haben sich die “Paris Rising”-EP mit ihren Landsleuten von HARDSIDE geteilt, jede Band steuert dabei zwei Songs zu. Die werden abwechselnd vorgetragen, wobei DANFORTH den Anfang machen und mit einem sehr heftigen Stück aufwarten, das an Bollo-Kram Marke SHATTERED REALM erinnert. Allerdings nur beim ersten Eindruck, denn die Band versteht es, dem im Grunde prolligen Hardcore durch dezente HipHop-Einflüsse und Crew-Shouts eine eigene Note zu geben, mit der sie sich vom üblichen Goldketten-Trainingshosen-Brei absetzen. Das wird beim zweiten Song, den sie zur Split beisteuer, noch deutlicher, ist da doch der HipHop-Anteil größer.
HARDSIDE haben da Schwierigkeiten mitzuhalten, denn ihre beiden Songs bieten moshigen Hardcore, der keine großen Überraschungen enthält und sich schwer tut, eine eigene Note zu finden. Zwar handwerklich alles gut und auch nicht wirklich schlecht, was die Band hier zockt, aber eben auch nichts was sie von den tausend anderen Bands in der boomenden Hardcore-Bollo-Ecke unterscheidet. So bleiben DANFORTH klarer Sieger und sollten mit ihrer individuellen Note auch östlich des Rheins Freunde finden.
JORN Lande ist ein begnadeter Sänger und hat Solo wie bei seinen diversen Bands (ich nennen nur mal MASTERPLAN und ARK) echte Highlights gesetzt. Sein erster Live-Auftritt in den Staaten beim ProgPower VII Festival in Atlanta (2006) wurde ja bereits vor längerem als CD veröffentlicht – die einschlägigen Reviews hierzu waren mehr als nur positiv. Jetzt folgt die dazugehörige DVD, welche aber, das vorneweg, ein großes Manko hat. Das Songs wie „Out To Every Nation”, „Soulburn” und das klasse (und ohne Playback ) vorgetragene „Whitesnake-Medley” (Come On, Sweet Talker, Crying IN The Rain, Here I Go Again, Give Me All Your Love) absolute Knaller vor dem Herrn sind, braucht man wohl kaum zu erwähnen. Aber das was eine DVD halt auch ausmacht, die visuelle Umsetzung und vor allem ein agiler Frontmann ist hier nicht zu sehen. Denn auf der Bühne versprüht JORN Lande eher die Dynamik einer Ente. Da kann auch seine respektable Band (musikalisch erste Sahne aus Mitgliedern von PAGAN’S MIND und BEAUTIFUL SIN) nichts rausreisen. Klasse Songs, gute Musik (ohne Bild macht das Teil echt Freude), aber schlechtes Stage-Acting. Sorry – diese DVD ist keine Werbung für die Livequalitäten eines JORN Lande. Vor allem, da „Live in America“ ohne jegliche Extras und ausschließlich in Stereo 2.0 daherkommt. Dann doch lieber gleich eine CD – die passt bei Mr. Lande eigentlich immer.
1 We Brought The Angels Down
2 Blacksong
3 Duke Of Love
4 Are You Ready
5 Cold Sweat
6 Drum Solo
7 Out To Every Nation
8 Guitar Solo
9 Straight Through The Heart
10 Godless And Wicked
11 Soulburn
12 Devilbird
13 Perfect Strangers
14 Gonna Find The Sun
15 Whitesnake-Medley (Come On, Sweet Talker, Crying IN The Rain, Here I Go Again, Give Me All Your Love)
THIS ENDING haben nach ihrem Debüt nicht so viel auf die Kette bekommen, wie sie geplant hatten, aber genug Songs für eine neue Scheibe haben sie immerhin geschrieben. Auf der haut die quasi-All-Star-Combo (A CANOROUS QUINTET, AMON AMARTH, GUIDANCE OF SIN) erneut erstklassigen melodischen Schwedentod raus, der die eigene Vergangenheit zitiert und sich vor der Konkurrenz nicht verstecken muss. Hauptaugenmerk liegt diesmal auf AMON AMARTH-Drummer Fredrik, der sein Kit gnadenlos verprügelt und sich einen Sound basteln ließ, der an die Frühwerke seines Brötchengebers erinnert, was als Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart gesehen werden darf. An der Gitarre finden sich ebenfalls sehr versierte Musiker, die beispielsweise in „Parasites“ Schwedentodriffs vom Allerfeinsten haben, aber sich in den entscheidenden Momenten auch mal zugunsten der Brutalität zurücknehmen können. Einzig beim Gesang haben THIS ENDING einen Schwachpunkt, denn im Gegensatz zum Debüt ist der diesmal etwas kraftloser ausgefallen – zwar immer noch guter Genre-Standard, aber nicht auf dem gleichen hohen Level wie der Rest der Musiker. Das bleibt aber das einzige Manko einer ansonsten sehr guten Melodic Death Metal-Scheibe.
2004 kam diese CD bereits auf den Markt – in Eigenregie und ohne Labelunterstützung. Aufmerksamkeit erhaschte die Kapelle aber schnell und so sieht sich CMR-Records genötigt, das Teil erneut zu veröffentlichen. Als kleinen Bonus zu den sechs Songs gibt es ein Video zu „The Haunted“ vom vorangegangenen Output „Seducer Of The Human Souls“. Wie auch bei jenem Album legte Herr Andy Claassen bei diesem Re-Release Hand an, was dem eh schon nicht schlechten Sound weiter gut. Zu hören gibt es angedeathten Thrash, der „World Funeral“ sehr an Sylaer, beim zweiten Song „Final Strike frech an Sacred Reich erinnert, um sich dann auf SNIPER einzuschießen. Freunde traditioneller Bands wie Testament müssen sich diese Band unbedingt mal anhören, es ist erstaunlich wie nah an Rotenburg Amerika doch zu sein scheint. Und alle anderen sollten sich das Teil auch zulegen. Auch diese SNIPER sind verdammt effektiv …
Sehr ursprünglichen und dennoch melodischen Death Metal präsentieren die Sachsen-Anhaltiner auf ihrem bereits vierten Album (nach EP und Demo) – mit dicken Sound – aber erneut ohne Vertrag. Merkwürdig eigentlich, wo jedes Forstflittchen mit heidnischem Antlitz einen Kontrakt unterschreiben darf. Aber vielleicht ist Death Metal mit echten Heavy-Metal-Einflüssen eben doch nicht pagan genug? Sei’s drum: ABROGATION verwenden deutsche Texte im mittelalterlichen Kontext, scheinen das Ganze aber nicht so fürchterlich ernst zu nehmen (Bonustrack „Eisenmütze“) und vermeiden im Gegensatz zu früheren Alben fiese Peinlichkeiten. Musikalisch dominiert tatsächlich Death Metal der verträglichen Seite und mit wechselnden Tempi, gelegentlich durch akustische Parts aufgelockert und mit einer tüchtigen Portion Heavy Metal verfeinert. Unterm Strich bleibt für die Magdeburger eine weiter verfeinerte Scheibe, die Spaß macht und vom Charakter irgendwie an die ganz alten Reiter erinnert – obwohl die Stilistik sicher eine andere ist.
Die ehemaligen VOLXTROTT (oder ihre PR-Abteilung) beschreiben sich als Folkrock-Punker, wohl auch, um sich von etwaigen Genregrößen wie STS, Schandmaul und Co. abzusetzen. Mag sein - Mittelalter hin, Folkrock her – die Band wirkt wie gewollt und nicht gekonnt, viel zu geplant beziehungsweise kalkuliert. Sicherlich sind Geige, Dudelsack, Gitarre und all der anderen Spielleut’ Handwerkzeug nicht inkompetent bedient, aber mit der Wirkung ist das so eine Sache. Da fehlt dem Rock der Wumms, dem Punk die Frische, dem Folk die Authentizität. VOLKSTROTT klingt wie eine Rockband für die Hausfrau - die Band ist, wenn nicht komplett scheiße so auf jeden Fall frustrierend langweilig. In einem Review einer führenden Print-Gazette las ich einen Vergleich des VOLXTROTT-Sängers LeBen mit Eric Fish – das ist Erich gegenüber eine echte Frechheit. In der zweiten großen gedruckten Postille las ich von Stolper-Folkern. Ich tendiere zum dritten Magazin, die schrieben nämlich gar nix über diese wenn nicht nervige, so mindestens belanglose Kapelle.