CATTLE DECAPITATION haben nicht nur mit gutem Death Metal auf sich aufmerksam gemacht, sondern auch mit ihrem vegetarischen Lebensstil. Echt jetzt. Ganz großes Kino, macht ja sonst gar keine Band und ist ein richtig gutes Alleinstellungsmerkmal. Das nunmehr vierte Album der Combo bietet natürlich wieder heftigen Death Metal, der sich im Gegensatz zum letzten Album etwas melodiöser zeigt („The Ripe Beneath The Rind“), ohne die Vorliebe für frickelig-brutalen Death Metal zu vernachlässigen. CATTLE DECAPITATION haben mittlerweile den Dreh beim Songschreiben raus und können ihren brutalen Kram in gute Songs verpacken, die sich zum einen voneinander unterscheiden und zum anderen einen Widererkennungswert haben, woran ja viele ähnlich gelagerte Combos scheitern. Handwerklich stimmt hier natürlich alles, vom Sänger, der Pig Squeals, Growls und fast schon klaren Gesang gleichermaßen effektiv einsetzen kann, über dass irrwitzig schnelle Drumming bis zu den stellenweise sehr abgefahren agierenden Gitarren. Da geht jedem Death Metal-Head das Herz auf, egal ob Fleschfresser, Vegetarier oder Veganer.
DEATHLIKE SILENCE ist eine weitere finnische Band die nach einem in ihrem Heimatland recht erfolgreichen Debüt („Vigor mortis“, 2007) weiterhin auf weibliche Vocals im metallischem Gewande setzt. Dabei versuchen DEATHLIKE SILENCE sich auf „Saturday Night Evil” durch zwar nicht unbedingt originellen, aber ungewöhnlich angedeuteten Hammond-Sound, einem rockig kraftvollen Organ (statt Arien-Geschmetter) und ein mehr an griffig-poppigen Melodien von der Konkurrenz abzuheben. Ansonsten gibt es mit Sängerin Ms. Maya und leicht düsterer Grundstimmung die zu erwartenden finnischen Gothic Zutaten aus Turku zum melodischen Metal dazu – und ein klasse Coverartwork obendrauf. Ob das alles bei der sich ausdünnende Szene der female fronted Bands reicht? Unbestritten haben DEATHLIKE SILENCE ein Händchen für Hits – fast schon zu eingängig, und fast immer gitarrendominiert tönen die 11 Songs aus den Boxen. Gelungene Kompositionen wie das gut arrangierte „Who’s Gonna Bury Me“ oder das etwas bedächtigere hymnische „Till death tears apart” sollten sich Freunde einschlägiger Bands ruhig mal zu Gemüte führen. Ob allerdings das Cover des alten Mike Oldfield Gassenhauers „Moonlight Shadow“ hätte sein müssen?
Die Herren Phil Lynott, Brian Downey, Scott Gorham und Brian Robertson, allesamt unter THIN LIZZY firmiert, galten zu Lebzeiten bereits als Legende, was vor allem bis heute mit dem charismatischen, 1986 verstorbenen Frontmann Lynott verbunden wird. Die 1977 im Tower Theatre Philadelphia mitgeschnittenen 10 Songs zeigen dabei recht deutlich auf warum. Hier ist nämlich nicht die Setlist das Entscheidende, sondern der (im Gegensatz zum ebenfalls essentiellen „Live & Dangerous“) unbearbeitete rohe Originalsound, der die klasse der Band hörbar macht. Von solch eine Performance können viele Bands selbst heutzutage trotz technischer Unterstützung (oder grade deswegen) nur träumen. Demzufolge ist das Teil für Neueinsteiger auf Grund einiger echter Klassiker der Rockgeschichte (man nehme nur „Boys Are Back In Town“ oder „Don't Believe A Word“) ebenso interessant wie für Altfans (denn diese Liveversionen wurden bisher nicht offiziell veröffentlicht). Im einzelnen:
1. Soldier of Fortune
2. Jailbreak
3. Cowboy Song
4. Boys Are Back In Town
5. Dancing In The Moonlight
6. Massacre
7. Opium Trail
8. Don't Believe A Word
9. Baby Drives Me Crazy
10. Me And The Boys
Still Dangerous - Live At The Tower Theatre Philadelphia 1977
Mit dem selbstbetitelten Werk legen die Luxemburger QUENTIN LAGONZA ihr Debütalbum vor. Und durch dieses fühlt man sich doch gleich ein ganzes Stück in der Zeit zurückversetzt, denn durch die Platte weht ordentlich Retro-Flair, gemischt mit Stoner-Sound. Den 60ern und 70ern wird hier mehr als nur gehuldigt: da klingen zum Teil ein wenig die frühen BLACK SABBATH an (wie zum Beispiel auf "Time´s Running Fast"), mal fühlt man sich mehr an THE DOORS erinnert, und so einiges klingt nach dem damaligen (nur damaligen? "Lonely Sky Dimension" ergibt, beschränkt man sich auf die Anfangsbuchstaben, LSD- kann Zufall sein oder eben auch nicht) LSD-Konsum. Die Zeitreise vollziehen QUENTIN LANGONZA also gekonnt, was für den Hörer aber eben auch mit sich bringt, ein Herz für derartige Musik haben zu müssen. Songs mit ständigen Schlagzeug-Breaks sind nicht jedermanns Sache und können auf Dauer recht anstrengend sein und richtig eingängige Melodien sucht man vergebens. Als Fazit gilt also, wie ja eigentlich in vielen Fällen: Liebhaber-Sache.
Knapp vier Jahre ist es her, dass die Paderborner Traditionalisten ihr wirklich gutes Debütalbum „Dreams Under Ice“ auf die Bangerschaft losließen. Nun steht mit „Thunder Times“ der deutlich professioneller produzierte Nachfolger im Regal, der – um das Fazit schon mal vorwegzunehmen – das Debüt locker aussticht. Mit wirklich druckvollem Sound wissen die durchweg hymnischen und fast immer ohrwurmtauglichen Songs mühelos zu überzeugen, auch wenn ich persönlich zwei, drei Durchläufe gebraucht habe, bis Stücke wie der geile Opener „Headless Redeemers“ (Knaller!), die Mitgrölnummer „Stormbringer“, das leicht vertrackte „Dragonfire“ (ebenfalls klasse!) , das treibende „Burning The Gates“ oder das überlange „Eternal Dreamless Sleep“ gezündet haben. Die große Stärke von TORIAN ist weiterhin das unaufgeregte, im positiven Sinn unspektakuläre Songwriting in Kombination mit Marc Hohlwecks erstklassigem Gesang, der den Stücken viel Power verleiht und nicht mal ansatzweise in Kneifzangen-Regionen vordringt. Und auch wenn hin und wieder diverse Genre-Schlagwörter fallen, wird der „True Metal-Langenscheidt“ weitestgehend außen vor gelassen. Typische „Fire-Desire“-Reime findet man auf „Thunder Times“ angenehm selten, so dass man das Album unterm Strich jedem Fan traditioneller Klänge nahe legen kann, sofern er sich für keyboardlose Dampfhymnen von Bands der Marke PARAGON, TWISTED TOWER DIRE, STORMWARRIOR oder auch den Göttern METAL CHURCH begeistern kann. Apropos begeistern: nichts andres macht „Thunder Times“ und hat sich daher den „Tipp“ verdient!
Mike Pattton würde diese Scheibe mögen, verkündet das Infoschreiben zu „White Coma Light“ ganz selbstbewusst. Und liegt damit wohl richtig, auch wenn CARNEIA nicht so irrsinnig wie MR. BUNGLE oder FANTOMAS zu Werke gehen. Ihre sieben Songs haben es trotzdem in sich und fühlen sich in der Schnittmenge aus TOOL und MESHUGGAH ganz wohl. Hier wurde viel Wert auf die Details gelegt, so stimmt jedes Break, ist keine Melodie fehl am Platz und wurde Wert auf eine starke Atmosphäre gelegt, die dabei dunkel und melancholisch ist, was durch die vielen ruhigen Passagen und den sehr emotionalen Gesang unterstrichen wird. Gleichzeitig ist eine heftige Grundausrichtung vorhanden, die besonders in der Gitarrenarbeit deutlich wird. „White Coma Light“ ist eine vielschichtige interessante Scheibe geworden, die trotz fast einstündiger Spieldauer nie langweilt und mit immer neuen Ideen überrascht. Mike Patton hat Geschmack.
THE AGONIST haben bereits mit ihrem Century Media-Einstand einen soliden Eindruck hitnerlassen, aber keine wirklich herausragenden Songs zu bieten. Um es kurz zu machen: das ist auch das Manko bei „Lullabies For The Dormand Mind“. Auch wenn sich die Combo bemüht, vom Metalcore-Standard abzuweichen, gelingt es ihnen nicht, dass auch in gute Songs zu bringen, nur in soliden Durchschnitt. Handwerklich machen die Musiker dabei keinen Fehler, allen voran Sängerin Alissa kann überzeugen und beherrscht das ganze Spektrum weiblicher Metal-Shouter. Aber beim Songwriting hapert es einfach zu sehr, da fehlen die ganz großen Ideen. So bleiben die Songs nicht im Ohr hängen und THE AGONIST weiterhin die Metalcoreband mit der Sängerin. Mehr aber nicht. Und das ist angesichts des vorhandenen Potentials echt schade.
DEVIAN, das Sammelbecken für ehemalige MARDUK-Leute, konnten Kollege Otto 2007 überzeugen, da sind die Erwartungen an das neue Werk groß. „God To The Illfated“ enttäuscht nicht, im Gegenteil: DEVIAN haben einen großen Sprung nach vorne gemacht und ein bretthartes Death Metal-Album eingespielt, das das Beste aus der US- und Schwedenschule nimmt und zu einem mächtigen Ganzem verwertet. Legion beweist wieder einmal, dass er ein verdammt guter Shouter ist und MARDUK mit ihm einen echten Aktivposten verloren haben. Was der Mann auf „God To The Illfated“ abliefert, ist erstklassig und gibt der Scheibe den letzten Kick. Aber auch der gute Mann hinter dem Drumkit liefert beeindruckende Arbeit ab, füllt jedes Soundloch und treibt seine Kollegen immer wieder an. Die Songs selbst sind abwechslungsreich, ohne den roten Faden zu verlieren, melodisch, ohne zu soft zu werden – halt einfach gut. „God To The Illfated“ ist eine recht schnörkellose Scheibe, die Death- und Blackmetaller gleichermaßen gefallen dürfte.
Was lange wärt wird endlich gut. Dieser Spruch passt zum ersten Album der deutschen Formation STORMGARDE wie der sprichwörtliche Arsch auf den Klodeckel. Immerhin begannen die Jungs um Frontdame Sabrina bereits 2006 mit den Aufnahmen zu „The Answer“. Jedoch hat sich die lange Produktionszeit durchaus gelohnt, so ist „The Answer“ ein stimmiges und erfreulich knackiges Album geworden. Wo viele andere female fronted Bands gerne mal in gar zu kitschige Gefilde abdriften regiert bei STORMGARDE ausnahmslos die Axt. Auch Sabrinas Gesang hebt sich wohltuend von vielen Möchtegern Elfen ab und klingt erfrischend kraftvoll und rockig. Was ich allerdings beim besten willen nicht vernommen habe sind die im Info gezogenen Vergleiche zu RUSH. STORMGARDE spielen klassischen melodischen Power Metal und sollten Fans von neueren NIGHTWISH oder auch BLIND GUARDIAN sehr gut reinlaufen. Der Opener „The Answer“ besticht durch eine originelle Gesangslinie und metallische Energie. Im folgenden „Sphere Of Dreams“ wird es dann etwas NIGHTWISH lastiger. Bei „The Nightstorm“ gibt es dann auch harsches Männerfauchen zu hören, was das Ganze noch einen Tick aggressiver werden lässt. Das kurze „The Voice“ erreicht dann eine fast thrashige Heftigkeit. Neben vielen weiteren gelungen Songs möchte ich noch „Sitting Here“ hervorheben, da dieser die sanftere Seite von STORMGARDE nach außen kehrt. Als einziger Kritikpunkt fällt auf, dass die ganz großen Hooks (noch) fehlen. Einen richtigen Ohrwurm habe ich nämlich nicht ausmachen können. Was nicht heißen soll, dass „The Answer“ kein gutes Album geworden ist. Ganz im Gegenteil. Dazu kommt noch, dass für eine Eigenpressung sowohl Sound als auch Optik sehr professionell daher kommen.
Um einmal dem ebenso gerne wie oft herangezogenen Vergleich zu den Kollegen von HIM vorzugreifen: für alle Anhänger von Ville Valos Songwriting- und Dichtkunst, zu denen sich auch die Verfasserin dieser Zeilen bekennt, wird vermutlich niemals jemand wie HIM klingen, und somit auch ENTWINE eindeutig nicht. Seine Berechtigung hat der Vergleich allerdings natürlich in sofern, als auch bei ENTWINE romantisch belastete Melancholie durchs dunkle, ebenfalls finnische Liedgut weht, und wer mit Seiner Infernalischen Majestät aus Helsinki glücklich zu machen ist, wird mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit somit auch deren Landsmännern aus dem etwa 100 km entfernten Lahti gerne Gehör schenken. Caught By Desire" erinnert überdies stark an THE RASMUS zu "Dead Letters"- und "Hide From The Sun"-Zeiten. Wer allerdings hauptsächlich die frühen (Gothic-) Werke von ENTWINE kennt, wird sich bei "Painstained" wohl zunächst einmal etwas verwundert die Augen reiben, denn nachdem sich schon auf den letzten Alben die Tendenz abzeichnete, die Gitarren zunehmend aufzudrehen, werden nun beim Opener "Soul Sacrifice" und dem sich anschließenden, auch als Single ausgekoppelten "Strife" Gitarrenbreitwände aufgefahren, die zum Teil ganz schön schwermetallisch anmuten. Später ergeht man sich dann wieder etwas mehr in ruhiger Schwermut, wie beispielsweise bei "Lost In My Denial" und "Say Goodbye", bei denen auch wieder die Keyboards stärker in den Vordergrund treten, aber insgesamt hat man doch den Eindruck, dass ENTWINE etwas stärker aufs Gaspedal treten als früher. Das wird nun wahrscheinlich die stärker Metal-lastige Fraktion der Hörerschaft freuen, während es die Düsterromantiker vielleicht noch ein wenig melancholischer macht und dazu veranlasst, sich an die ruhigeren Stücke zu halten, aber bedient werden beide bei "Painstained", womit ENTWINE eine Weiterentwicklung gelungen ist, die gleichzeitig kaum jemanden verprellen dürfte.