“Resisting Success" und “If At First You Don't Succeed” waren seinerzeit echte Meilensteine anspruchsvollen US-Power/Speed/Thrash-Metals. Das Feeling längst vergangener Tage versucht die DVD mit einem Auftritt aus Boston von 1988 herauf zu beschwören. Um es vorweg zu nehmen – es klappt nur sehr leidlich. Da ist zum einen die schlechte Bildqualität inklusive nerviger Schnitte und mittlerer Soundqualität. Klar – es ist ein Bootleg, noch dazu ein alter. Aber die Aufnahme vom Support-Gig für MEGADETH hält nicht das, was die Band früher hielt. Das aber werden – wenn überhaupt – nur diejenigen verstehen, die die Band von früher kennen und vielleicht sogar gesehen haben. Auf Neulinge dürfte der Live-Mitschnitte vielleicht sogar abschreckend wirken. Cool hingegen kommt die Dreiviertelstunde „Inside The Metal“, die die Geschichte der Band aus New Jersey aufarbeitet und mit netten Interviews und Bildausschnitten ein echtes (und sehenswertes) Zeitzeugnis liefert. Da bestätigen HADES viele schöne Klischees von damals – ja, damals sahen Metaller so aus. Dennoch wird der Konzert-Bootleg der Qualität dieser tollen Band nicht wirklich gerecht – historische Verklärung hin, Trueness her. Ich hör’ jetzt mal die erste HADES auf Vinyl. Das gibt’s auf der DVDisc:
Ganz im Geiste von alten Recken wie GORILLA BISCUITS oder BAD BRAINS gehen DISOBEY auf ihrem neuen Album vor: schneller, old schooliger Hardcore, der einen Scheiß auf Image oder Mode oder sonst was gibt, stattdessen einfach nur in die Fresse haut. Authentischer kann eine Band anno 2009 nicht sein als die Jungs hier, was sie sehr sympathisch macht und die Schwächen im Songwriting fast vergessen macht. Denn das ist das Manko an den elf Songs: sie sind zu ähnlich ausgefallen und folgen alle dem gleichen Schema, was es schwer macht, sie auf Dauer auseinander zuhalten. Ähnlich wie Achtlinge. Jeder für sich ist ein guter HC-Songs, aber über die volle Distanz funktioniert das noch nicht hundertprozentig. Genug Potential ist in der Band aber auf jeden Fall, damit die nächste Scheibe ein echter Knaller wird, zumal es in Sachen Produktion und Verpackung schon jetzt nichts zu meckern gibt.
Aller guten Dinge sind drei und so ist nach Herrn Ferber und Herrn Otto an mir, ein Album der Italiener ENSOPH auseinanderzupflücken. Erster Eindruck: Bandfotos sehen in neun von zehn Fällen immer scheiße aus, aber ENSOPH sind da ganz vorne mit dabei, schön in S/M-Gothic-Elektro-Optik, mit Ganzkörperkondomen und Schweißerbrillen. Immerhin sind auch Tattoos zu sehen. Na ja, jedem das sein. Aber gibt schon mal einen Vorgeschmack auf die Musik des Haufens: Industrial meets Gothic. Da werden oft Erinnerungen an MARYLIN MANSON wach, gerade beim Gesang; da braten die Gitarren recht heftig, aber gleichzeitig auch recht simpel; da haben die Keyboards einen prägende Rolle im Sound eingenommen, wie „Splendour & Majesty“ beweist. THE COVENANT in post-„Nexus Polaris“-Zeiten klangen ähnlich, schrieben nur die besseren Songs. Denn was ENSOPH hier vom Stapel lassen, ist eingängig, stellenweise poppig, aber auf lange Sicht zu gleichförmig. Vielleicht ist das gewollt – wenn nicht, haben ENSOPH ein markantes Problem im Songwriting und vermögen den Hörer nicht über die gesamte Dauer zu fesseln. Immerhin ist das ALICE IN CHAINS-Cover interessant geworden. Wer sich im MARYLIN MANSON/ MINISTRY/ WUMPSCUT-Umfeld heimisch fühlt, kann sich „Rex Mundi X-Ile“ ruhig mal antun, alle anderen seien hiermit gewarnt, es könnte nichts für sie sein.
Zweimal Metalcore, zweimal Deutschland (Bielefeld und Aschaffenburg) – zweimal okay. Beide Bands liefern „angedeathen“ Metalcore, beide verfügen über einen sehr agressiven, bisweilen aber doch recht eindimensionalen Schreihals. Daran ändert auch der Wechselgesang bei FAR FROM HORIZON wenig. Und beide verschafften sich einen – nicht nur für eine Eigenproduktion – fetten Sound und sind instrumentell quasi gut zu Fuß. Unterschiede gibt es aber dennoch: Die Horizontalen haben viel mehr Mut zum Tempowechsel, gehen dabei manchmal schon fast schräg vor. Dafür kotzbrüllwürfelt CULT OF GAIA deutscher Zunge – ein gewisses Originalitätsmerkmal, für das der Hörer die Lauschlappen aber schon sehr gespitzt halten muss. Und die Jungs aus dem Unterfränkischen gehen wesentlich flotter zur Sache, haben die eingängigeren Melodien „am Start“. Auch, wenn die Vergleiche mit At The Gates vielleicht etwas weit hergeholt sind, so ist durchaus zu verstehen, wessen Geistes Kind die Kapelle ist. Insgesamt haben die beiden Bands ein sehr professionelles Album vorgelegt, an dem lediglich der „Gesang“ für leichte Abzüge sorgt. Aber das ist ja wie immer Geschmackssache.
Von ihrem letzten Album konnten A DAY TO REMEMBER allein in den Staaten mehr als 80.000 Scheiben verkaufen, irgendwas hat die Band also richtig gemacht. Und siehe da, auch „Homesick“ ist gefällig und wird bei der Zielgruppe Anklang finden. Wer A DAY TO REMEMBER bisher verpasst, ignoriert oder sonst was hat, wird bei den ersten Tönen überrascht sein, wenn heftiger Metalcore erklingt, der dann aber recht schnell von poppigen Melodien unterbrochen wird. Beim Gesang werden, besonders in den cleanen Passagen, Vergleiche mit EVERGREEN TERRACE nicht ausbleiben und auch das Songwriting ist an vielen Stellen ähnlich. Dabei gehen A DAY TO REMEMBER aber heftiger zu Werke, gerade die Moshparts sind meilenweit von dem entfernt, was die Florida-Combo abliefert. Trotzdem sind die Songs in sich geschlossen und erfüllen ihren Zweck: den Hörer gute Laune zu bringen und gleichzeitig ein Ventil für seine Aggressionen zu bieten. Aber bitte nicht zu sehr rauslassen, sonst sitzt die Frisur hinterher nicht mehr. Fraglich, ob A DAY TO REMEMBER beim x-ten Vergleich mit BLINK 182 ihre Aggressionen einmal ausleben.
Die Spieldauer ist nur eine ungefähre Angabe, da die Platte nur als Stream vorlag, bei dem keine Zeitangabe zu finden war.
Anbetracht der Historie zweier Mitglieder (die ex-W.A.S.P. Musiker Roberts und Spencer) würde man vielleicht nicht unbedingt solche recht untraditionellen Klänge erwarten wie sie die amerikanischen FIVE FINGER DEATH PUNCH in fetter Produktion (bei Logan Mader) auf ihrem Debut abliefern. Eine gute Schippe DISTURBED-Rock wird mit modernem Metal gemischt, es wird gejammert und gebrüllt - und was sich jetzt liest als wäre es ein alter Hu -der ist es auch. Und doch macht es schlicht Spaß der Musik zu lauschen. Die Texte sind einfach gestrickt, weniger poetisch als vielmehr plakativ und manchmal klingt das wunderbar: Beim groovenden Titelsong "The Way Of The Fist" textet man so gradlinig und das macht so Laune, dass ab und an ein "fuck" dem Song nicht weh tut - wer sich bei dem Chorus nicht bewegt ist taub oder tot. Es geht oft um um Fäuste, Feinde und keine Gnade - keine neuen Themen im New Metal und auch nicht im Sonstwas-Core-Geschäft. Die Geschwindigkeit wird kaum variiert und ist meist im nackenbrechenden Midtempo zu Hause - und das ist sicher einer der schwächeren Punkte des Albums. Denn trotz bisweilen schöner Melodien, solider Gitarrenarbeit und schickem Groove fehlen mir ein paar radikalere und mutigere Brüche in der Musik um Spannung zu erzeugen, ihr Debut hält ein zu konstantes Niveau bezüglich Tempo und Power und es mangelt ihm dahingehend recht deutlich an Abwechslung. Nichtsdestotrotz: FIVE FINGER DEATH PUNCH machen modernen rockigen Metal, dem einen oder anderen sicher zu etwas poppig und einigen sicher auch zu eintönig. Als Debut ist es aber jedes Ohr wert - und nicht zuletzt durch die gute Produktion sind sie eine Band die bleibenden Eindruck hinterlässt, das Be-Eindrucken kommt dann hoffentlich mit dem nächsten Mal.
Optisch entsprachen DISEASED GHOUL zwar nicht unbedingt den Vorstellungen des Herrn Memme, musikalisch konnten ihn die Berliner Live aber überzeugen. Auf Platte stell sich das nicht anders dar, die vier Songs der „Brutality“-EP sind feiner brutaler Death Metal, der ganz in der Tradition der US-Helden steht. Growls, Gurgelstimme und die immer beliebter werdenden Squeaks finden sich im Repertoire des Mikroknaben, während die Instrumentalfraktion fröhlich blastet und Druck macht, so dass in den knapp neun Minuten alles geboten wird, was das Death Metal-Herz begehrt. Die Songs schaffen dabei den Spagat zwischen Brutalität und Eingängigkeit, was aber über EP-Länge nch nicht viel aussagt. Ein gutes erstes Lebenszeichen ist das Scheibchen aber allemal und macht Lust auf mehr von den Berliner Ghulen.
THE BLACKOUT ARGUMENT gehen bei „Remedies“ in die Vollen und haben 14 Songs auf den Silberling gepackt, aber schon der Vorgänger war nicht minder bestückt. So verwundert es auch nicht, dass die Band ihren Stil konsequent weiterfährt und dem melodischen Hardcore die Treue hält, womit Fans von COMEBACK KID oder auch THIS IS HELL glücklich werden dürften. Im Vergleich zum 2007er Album fällt die Weiterentwicklung beim Gesang auf, der wesentlich kraftvoller geworden ist und in den cleanen Passagen nicht mehr so nasal klingt, wie „Identity Dispute“ beweist. Auch in Sachen Songwriting wurde noch mal eine Schippe draufgepackt, was in einigen sehr guten, weil mitreißenden und melodischen, Songs gipfelt, allen voran das grandiose „Room To Set Sail“, aber auch der Opener „Tempest“. THE BLACKOUT ARGUMENT haben sich zudem in die Hände von Alan Douche begeben, der der Scheibe einen gewohnt erstklassigen Sound verpasst hat. Hier stimmt einfach alles, hier gehen metallische Gitarren, Hardcore-Wurzeln und ein vorzüglicher Gesang eine Symbiose ein, die „Remedies“ zu einer Klasse Platte macht, mit der Hardcore-Kids eine ganze Zeit beschäftgit sein werden, denn die wächst mit jedem Durchlauf. Sehr fett, sehr gut, sehr schön
Ich staune wirklich immer wieder, wo auf einmal all diese Bands aus dem ehemaligen Ostblock, die teilweise schon recht lange existieren, herkommen! Hierbei handelt es sich um ein bereits 1993 gegründetes Trio aus Litauen, das sich mit seinem kompletten Haupthaar (auch wenn bei einigen Mitgliedern nicht mehr allzu viel davon vorhanden ist…) rotzigem, staubtrockenem Black Metal verschrieben hat. DISSIMULATION klingen am Ehesten noch nach SATYRICON ab „Volcano“-Zeiten, verzichten aber auf eine punkig-undergroundige Produktion der Marke DARKTHRONE, sondern orientieren sich auch in diesem Bereich an Satyr und Frost. „Atiduokit Mirusius“ (den Titel kann sich hierzulande sicher kaum eine Sau merken) ist insgesamt ein sehr hörenswertes bis starkes Stück Schwarzmetall geworden, das komplett in der Heimatsprache der Band gehalten ist (die englischen Übersetzungen findet man aber komfortablerweise im Booklet) und mit einer berühmten Zirkusmelodie als Intro beginnt, danach in Sachen Songwriting aber nicht über die gesamte Spielzeit zu 100% überzeugen kann. Die Jungs kommen trotz ihres aufs Nötigste reduzierten Sounds nicht immer auf den Punkt und verlieren sich mitunter in einigen langatmigen, leicht banalen Parts, die dem Album am Ende keine allzu prägnante Note aufdrücken. Wer aber spätere SATYRICON, DARKTHRONE oder auch jüngere Ableger wie KHOLD oder BLACK ANVIL zu seinen Favoriten zählt, sollte sich „Atiduokit Mirusius“ auf jeden Fall mal anhören, denn DISSIMULATION gehören zumindest für mich eindeutig zu den stärkeren Vertretern des „neuen Ostens“.
SEANCE haben lange Pause gemacht, wann und wieso die Schweden sich entschlossen haben, eine neue Scheibe zu schreiben, bleibt ihr Geheimnis. Aber die Erwartungen sind groß, immerhin sind die Anfang der 90er veröffentlichten Alben kleine Perlen des schwedischen Death Metals, auch wenn sie nie die verdiente Aufmerksamkeit bekamen. „Awakening Of The Gods“ scheitert aber an dieser hohen Hürde, das wird nach den ersten Durchläufen klar. Wo die beiden alten Scheiben noch direkt ins Ohr gingen, ohne sich mit dem Umweg über das Hirn aufzuhalten, ist anno 2008 der Zauber verflogen – Jensen ist nicht mehr dabei, was sich im Songwriting negativ bemerkbar gemacht hat. Klar, die Truppe hat handwerklich Einiges auf der Pfanne, haben sie ja mit WITCHERY und SATANIC SLAUGHTER gezeigt, aber der letzte Kick fehlt den elf neuen Songs einfach. „Awakening Of The Gods“ bietet soliden, heftigen Death Metal, der zwar technisch gekonnt und schön gradlinig daherkommt, aber den Zauber früherer Tage vermissen lässt. So scheitern SEANCE letztendlich an der eigenen Geschichte und den daraus entstandenen Erwartungen und Ansprüchen. Andere Bands wäre über eine Scheibe wie „Awakening Of The Gods“ froh, im Falle von SEANCE ist das aber nicht genug.