Sie klingen uramerikanisch, sind es aber nicht- THE NEW ROSES kommen tatsächlich aus dem Rheingau. Wie sehr der Staub amerikanischer Straßen aus dem Sound der Deutschen klingt, zeigt schon allein die Tatsache, dass die Single und Powerballade „Without A Trace“ bei nichts Geringerem als dem Trailer der US –Serie „Sons Of Anarchy“ Verwendung fand. Dass das Ganze entsprechend auch ein wenig dreckig klingt, versteht sich von selbst und wird schon mit den ersten Songs „Devil´s Toys“ und „Whiskey Nightmare“ unter Beweis gestellt. Bei „My Hate Survives“ wird dann noch einmal an Härte zugelegt und mit Metal-Elementen geliebäugelt, ohne dabei die Eingängigkeit des Songwritings zu opfern. „Has Anybody Seen My Mind“ ist eine wunderbar melodiöse Ballade mit schönem Chorgesang im Refrain, dasselbe gilt für das anschließende „For A While“, das fast schon nach Feuerzeugen und Wunderkerzen schreit. „Gimme Your Love“ dagegen ist ein wenig anstrengend geraten, da die Melodie beim betont dreckigen Gesang stellenweise etwas auf der Strecke bleibt, wodurch das Lied definitiv eines der schwächeren auf der Platte darstellt. Alles in allem jedoch haben THE NEW ROSES mit „Without A Trace“ ein überaus gelungenes Debütalbum abgeliefert, das ihnen sicherlich zahlreiche neue Freunde bescheren wird.
Man kann es hier eigentlich ganz kurz machen: mit seinem zweiten Album „Ultimate Destination“ knüpft das bayerische Duo Thymos und Blood Hammer (nebst ein paar wechselnden Session-Musikern) in stilistischer Hinsicht nahtlos an das Debüt „The Descent To The Source Of Disorder“ von 2011 an. STREAMS OF BLOOD rasen per Kickdown, voll geöffneten Drosselklappen, und in Sachen Geschwindigkeit nicht abgeregelt, Richtung absoluter, monotoner Schwärze. Immer noch kommen in vielen Momenten Erinnerungen an die Kieler ENDSTILLE auf, auch die Kompromisslosigkeit von MARDUK ist hier wieder omnipräsent, aber auch vor gelegentlichem Midtempo wird nicht zurückgeschreckt. Nur leider schaffen es die Jungs noch nicht, ihren Drang zu roher Gewalt in mitreißende Intensität umzusetzen; Songs wie „Road To Ruin“, „I Have The Mind“, „Bringer Of Light“, „Beast Reflect“ oder „Von Der Realität In Das Ewige Licht“ klingen arg gleichförmig und lassen trotz eines sehr hörbaren Grundniveaus keine echten Highlights aufblitzen. Damit teilen sie ein ähnliches Schicksal wie ihre ehemaligen (und einen Tick stärkeren) Labelkollegen HORNCROWNED, die ihre Energie auch immer annährend wirkungslos im Nirgendwo verpuffen ließen. Annehmbar, aber bei Weitem nicht essentiell und auch mit besserer Produktion leicht schwächer als der Vorgänger.
„Live in Wacken“ – das klingt doch mal nach was Großem. Aber davon waren BONFIRE in 1998 doch ein Stückchen entfernt. Denn der Sound der angeblich erst jetzt wieder aufgetauchten Bänder des damaligen Auftritts der süddeutschen Hard Rock Institution erinnert an bessere Booklets. Auch Sänger Claus Lessmann hatte da keinen guten Tag erwischt. Das klingt alles unheimlich Live, war aber wohl keine Sternstunde. Auch die Setlist hat mit „Sweet Obsession“, „S.D.I.“, „American Nights“, „Ready 4 Reaction“ oder „Champion“ tolle Bandhymnen zu bieten (wobei auch hier der Sound die Freude trübt), aber dazwischen schleichen sich auch weniger zwingende Tracks. Bei Balladen ist „Bells Of Freedom“ eher zweite Wahl, „Sword And Stone“ kommt gar nicht gut, das Cover-Double „In Zaire“ und „The Stroke“ zieht nicht richtig. Da können auch die Boni („Thank You“ Previously Unreleased und „Hold Me Now“ Extended Mix 2013) nicht locken. Wer BONFIRE mal antesten möchte, sollte sich eine der ersten tollen Studioscheiben schnappen, und selbst Fans der Band sollten hier etwas vorsichtig sein; denn – da gibt es von BONFIRE erheblich besseres Livematerial
Mit „Rituale Satanum“ veröffentlichen die finnischen Satansbraten kein neues Album nach ihrem letzten, soliden 2012er Werk „Nightside Emanations“, sondern ihr Label Debemur Morti Productions hat das Debütalbum des Quartetts aus dem Jahr 2000 neu aufgelegt. Bereits damals wütete der Haufen in einer räudigen Schnittmenge aus Hochgeschwindigkeit der Marke MARDUK oder DARK FUNERAL, flottem Midtempo im GORGOROTH-Stil und Old School-Geschrammel der MAYHEM/DARKTHRONE-Schiene, alles garniert mit ein paar majestätischen Melodien und dem fiesem Quietsch-Kreischen von Hoath Torog. BEHEXEN haben schon damals einen nicht ganz durchsichtigen Stilwirrwarr betrieben, viele Einflüsse zusammengewürfelt, daraus jedoch am Ende einen gewissen Wiedererkennungswert geschöpft. Gute, wenn auch nicht Bahn brechende Stücke wie „Night Of The Blasphemy“, „Christ Forever Die“, „Baphomet´s Call…“ oder „Blessed Be The Darkness“ mögen ein kleines Stück finnischer Schwarzmetallhistorie sein, außer Komplettisten und Fans der Band, die das Album noch nicht im Schrank stehen haben sollten (wer auch immer das sein mag…), verpasst hier aber niemand etwas. BEHEXEN gehören bis heute trotz ihrer vorhandenen Qualitäten der zweiten Reihe an.
Ich bin mal wieder tätig geworden in der Rubrik "Blick über den Tellerrand" und darf Euch ein Leckerli im Bereich Gothic Rock vorstellen. AEON SABLE ist ein überaus interessantes Duo, welches schon mächtig für Aufmerksamkeit in seinem Genre und darüber hinaus gesorgt hat.
Die zwei Essener Musiker kommen tief aus dem Untergrund, u.a. MELANCULIA, und legen mit "Saturn Return" ihr zweites in Eigenregie produziertes Album auf die Ladentheke. AEON SABLE bieten Gothic Rock wie ich ihn in den 80ern kennenlernte: rhythmisch, minimalistisch, düster, mit hypnotisch entrückt wirkendem Gesang. Die Songs auf "Saturn Return" sind meist mit einer spärlich dahinglimmenden Melodie durchzogen, welche melancholisch, herzzerreißend traurige Bilder in den Kopf malt.
Die erste Viertelstunde kommt mit zwei Songs aus, welche vergleichbar stark sind; "Praying Mantis" hat die Nase knapp vorne. Zu schön, atmosphärisch und traurig bahnt sich der Song seinen Weg ins Gehör. Es wiederholt sich eine Melodie, mal im Hintergrund, mal aufbäumend im Kern, die einen mit beschwörender Intensität packt und nicht mehr loslässt. "Dancefloor Satellite" bewegt sich leichter, beschwingt tanzend an einen heran, behält aber im Zentrum die Melancholie, die als roter Faden das Album durchzieht. Gegen Ende verlässt die zwei Musiker ein wenig die Inspiration, und mit "Dead End" kommt gar Langeweile auf. Um so größer ist der Kontrast, als danach "Ritual" mit über 9 Minuten Spielzeit das Album beschließt und nochmal großes dunkles Gothic-Kino bietet.
Ich kann das Teil jedem empfehlen, der wie ich auch mal auf gepflegten Rock der alten THE CURE-Schule steht, aber auch Fans von KATATONIA und ALCEST sollten sich die Düsterheimer von AEON SABLE mal zu Gemüte führen. Es lohnt sich.
Ich könnte jetzt wieder einen von Vollmond, Rudel und Wolfsgeheul erzählen. Mach ich aber nicht - weil irgendwann ist dass nicht mehr originell, sondern nur noch ausgeleiert. Eine ähnliche Entwicklung könnte das mit POWERWOLF nehmen. Der Drop gelutscht, die Geschichte erzählt, der Inhalt vermittelt, und das Konzept könnte anfangen, sich zu wiederholen, sprich langweilig zu werden (siehe unter anderem LORDI).
Ja, wenn da nicht das x-trem starke Songwriting mit seinem hymnenhaften Charakter wäre. Wenn da nicht fünf sympathische Musiker/Künstler wären, die sich den Arsch abtouren und live einen Ruf genießen, vor dem nachfolgenden Bands die Beine zittern. Und wenn da nicht der unbändige große Spaß wäre, den POWERWOLF glaubhaft in den Texten und in jeder einzelnen Note ihres Materials einbringen.
Auch bei Album Nummer 5 überzeugt die deutsch-rumänische Gemeinschaft mit den bekannten und genannten Qualitäten. "Amen & Attack" prescht sakral, mit einem mächtigen Chor, wimmernder Orgel und geballter Faust aus den Speakern. Und zieht die letzten, die sich noch gegen den Konsens-Metal von POWERWOLF wehren, in ihren Bann. Die Nummern „Secrets Of The Sacristy“, „Sacred & Wild“ und „Cardinal Sin“ sind das stärkste, was in den letzten Jahren in diesem Genre veröffentlicht wurde. Wer ist noch mal SABATON? Melodien zum Hinknien, arrangiert mit Gefühl und Geschmack, Sound und Inszenierung auf Championsleague-Niveau, Musiker mit Klasse, der Sänger dazu noch mit Profil und einer ausst(r)ahlenden Kraft, die ihresgleichen sucht - das ist Powermetal in Perfektion.
POWERWOLF setzen sich mit ihrem neuen Album endgültig an der Spitze des Genres fest. Nichts anderes hab ich erwartet. "Preachers Of The Night" ist eine Pflicht-Anschaffung für einen halbwegs ordentlich geführten Metal-Haushalt.
DEAFHEAVEN sind aus irgendeinem Grund total angesagt und haben es mit „Sunbather“ bis in die Mainstream-Medien geschafft, was angesichts des knüppelharten Black Metals ziemlich verwundert. Über das Image der Kalifornier lässt sich dabei durchaus streiten, ebenso über ihre undifferenzierte Meinung zu NSBM oder ihre in Interviews abgegebenen Statements, die teilweise sehr artsy sind. Was soll’s, vorrangig zählt das, was auf dem Platz abgeliefert wird. Und da macht „Sunbather“ keine Gefangenen – gnadenlos heftig geht es in den gut 60 Minuten zu, keine Spur von einer Hinwendung zu mainstreamigen Klängen. Der erste Durchlauf ist ein totales Gewitter, leicht zugänglich ist die Platte nicht. Jeder weitere Durchlauf macht dann klar, dass sich zwischen altem, norwegischem Black Metal-Einflüssen auch Soundwände finden, die an MOGWAI oder THIS WILL DESTROY erinnern (ordentlich durch den Fleischwolf gejagt, natürlich), wobei die Songs durchaus unstruktutiert wirken. Oder es sogar sind. DEAFHEAVEN verweigern sich einfachen oder nachvollziehbaren Strukturen ziemlich konsequent, was „Sunbather“ zu einer fordernden Scheibe macht. Aber wollte Black Metal jemals was anderes sein? Easy Listening geht anders und war nie das Ziel irgendwelcher Schwarzwurzler, egal von wo sie kommen. Die überlangen Songs („The Pecan Tree“ ist gute zwölf Minuten lang; „Dream House“ eröffnet das Album direkt mit neun Minuten Spielzeit) lassen viel harsche Atmosphäre entstehen, die durch die Postrock-Einflüsse nur noch verstärkt, weil breitwandiger dargestellt, wird. Die Produktion hält die Balance zwischen rohem Sound und Hörvergnügen, was sich sowohl in der heimischen Anlage wie im mp3-Player als gut entpuppt. „Sunbather“ ist eine kompromisslose Platte einer (im guten wie im schlechten) kompromisslosen Band. Wer auch immer die den Hipstern und Mainstreammedien schmackhaft gemacht hat, ist ein Werbegenie. Bösartiger und intelligenter kann Black Metal anno 2013 kaum klingen.
Als Japan im März 2011 von einem Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami und der Atomkatastrophe von Fukushima heimgesucht wurde, sagten in direkter Folge zahlreiche Bands ihr Auftritte in Nippon ab. AEROSMITH, die im Land der aufgehenden Sonne schon immer eine überaus große Fanbasis hatten, machten dies nicht. Im Gegenteil. Steven Tyler, Joe Perry, Brad Whitford, Tom Hamilton und Joey Kramer (übrigens seit 1984 in gleicher Besetzung unterwegs) verstanden ihre im Herbst stattfindende „Back On the Road“ Tournee als ausgesprochene Unterstützung der japanischen Bevölkerung. Demzufolge war die Tour ein großer Erfolg, das Auditorium euphorisch und eine DVD-/BluRay-Verwertung abzusehen.
Dabei ist „Rock For The Rising Sun” kein reiner Konzertmitschnitt, sondern als Dokumentation der Japantour mit Schwerpunkt auf Songs und den Livemitschnitten angelegt. Regisseur Casey Patrick Tebo hat dabei die energetische Show der (ehemaligen) Toxic Twins samt toller Lightshow sehr gut eingefangen. Vor allem rockige Stücke und auch älteres Material kommt bei der betont bedächtig gehaltenen Kameraführung gut rüber („Draw The Line“, „Love In An Elevator“, „Livin' On The Edge“, „Hangman Jury“, „Toys In The Attic“, „Sweet Emotion“, „Rats In The Cellar“, „Last Child“ und „Walk This Way“). Unterbrochen wird dies immer wieder durch den dokumentarischen Ansatz, was den Musikgenuss schon etwas stört. Denn die Dokumentation mit ihren Interviews (die leider wenig essentiell sind) und den Backstage-Aufnahmen sowie den Einspielungen von Städteimpressionen und japanischen Fans kommt nicht so recht in die Gänge und genügt den Ansprüchen an eine Tour-Dokumentation mit Inhalt nicht.
Die technische Daten mit Untertitel in Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch, Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1 sowie Sound als DTS Surround Sound, Dolby Digital 5.1 und Dolby Digital Stereo sind okay. Neben der unten aufgeführten Setlist gibt es als Bonustracks noch die Songs „Lick And A Promise" und „One Way Street" (auch beides Live) als extra Take.
Fazit: Natürlich sind AEROSMITH nicht mehr die Jüngsten. Und dass Hits wie „Janie's Got A Gun", „Cryin'" und „I Don't Want To Miss A Thing" fehlen trübt etwas die Freude. Aber für Freunde der Luftschmiede-Mucke ist das ein schönes Wiedersehen (-hören)., welches man sich durchaus mal reinziehen darf.
ALPHA AND OMEGA hatten schon mit „Life Swallower“ auf ganzer Linie überzeugen können, da kam der Wechsel zu Bridge9 Records nicht wirklich überraschend. Als Full-length-Einstand beim neuen Label gibt es mit „No Rest, No Peace“ direkt ein schönes Brett, mit dem ALPHA AND OMEGA an den Vorgänger anknüpfen können. Mit fettem Riffing, das sich immer wieder beim Metal bedient, eingängigen Songs voller Groove und einem verdammt gutem Shouter können die Jungs auch nicht viel falsch machen. Songs wie „Sink“ oder das knackige „Underworld“ knallen einfach ohne Ende und werden in schwitzigen Clubs für ordentlich Action sorgen. Wie gehabt scheren sich ALPHA AND OMEGA nicht um Genregrenzen und verwursten munter Hardcore, Thrash Metal und Crossover zu einer zeitlosen Mischung. Wer alte TERROR als Einfluss vernimmt, liegt ebenso richtig wie diejenigen, die CROWBAR, SLAYER oder CRO-MAGS anführen. Im Ergebnis eine grundehrliche Hardcore-Platte, die mächtig Arsch tritt und nicht minder mächtigen Groove hat. Fett!
LETLIVE zeigen sich auf ihrem neuen Album „The Blackest Beautiful“ gereifter als auf „Fake History“, um mal das Fazit vorwegzunehmen. Die noch relativ junge Band setzt beim Songwriting zwar weiterhin auf den anfangs verstörenden Mix aus Chaoscore, poppigem Alternative und progressiven Einflüssen, kommt aber zu noch interessanteren Ergebnissen als beim Vorgänger, wie das vielschichtige „Virgin Dirt“ beweist. Die Vergleiche mit GLASSJAW („Pheremone Cvlt“) oder BLOOD BROTHERS („Dreamer’s Disease“) wird die Band zwar auch mit diesem Album nicht los, aber was soll’s? Es gibt schlimmere Referenzbands. Immerhin gehen LETLIVE ähnlich unkonventionell wie die beiden Bands vor und gönnen dem Hörer kaum eine ruhige Minute in den elf Tracks. In der Regel steckt dabei einiges an Gehirnschmalz in den Songs, so dass sie nie zu einer unhörbaren Chaoschose werden, auch wenn es stellenweise etwas anstrengend werden kann, dem roten Faden zu folgen. „The Blackest Beautiful“ ist eben kein Album für zwischendurch oder nebenbei. Ein großes Kompliment muss dabei Shouter Jason Butler gemacht werden, der sich enorm weiterentwickelt hat und das volle Potential seiner Stimme abrufen kann – „The Priest And Used Cars“ zeigt das am Deutlichsten und macht zugleich mit der Gitarrenarbeit einen Brückenschlag zu älteren LETLIVE-Songs. Die Stimme hat richtig viel Potential, auch wenn es manchen Moment gibt, in denen etwas weniger Gesang mehr gewesen wäre. Einfach mal die Musik für sich sprechen zu lassen, fällt Mr. Butler offenkundig schwer. Aber war nicht ist, kann ja noch werden. LETLIVE zeigen mit „The Blackest Beautiful“, dass sie sich auf einem guten Weg befinden. Auf die anstehenden Touren und das dritte Album darf gespannt gewartet werden, das können was richtig Großes werden.